Zerstört Social Media die Gesellschaft

19 Beiträge in diesem Thema

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Irgendwie kommt mir es so vor als würde Social Media und Dating Apps die aktuelle Gesellschaft hier in Deutschland ziemlich zerstören... Liege ich da richtig? 🤷‍♂️

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Gast

Wir driften eine Richtung, die als "global brain" bezeichnet werden kann.  Soziale Netzwerke bilden metaphorisch gesprochen die Synapsen zwischen den Nervenzellen, die einerseits Menschen sind und zunehmend KI sein werden.  Datingapps sind da nur ein kleiner Teil dessen, wie künstliche Systeme in die Kommunikation zwischen Menschen einwandern, um das das Nervensystem des global brain aufzubauen.

bearbeitet von Gast

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Hmm... man weiß es nicht wirklich. Das Experiment der totalen Vernetzung und Digitalisierung läuft ja erst seit ein zwei Jahrzehnten. Die Dosis macht das Gift. Social Media und Dating Apps sind schon heute lautstarke Bühnen von Narzissten und Wichtigtuern, die kommunikativ sehr gut auch nichtige Themen eskalieren und Meinungen framen und nudgen können. Der flüchtige und schnelle Schein von Wohlstand und Attraktivität überall und jederzeit statt das echte persönliche Sein zählt. Dem Gehirn wird mit einer großen Geschwindigkeit eine dauerhafte Verfügbarkeit von attraktiven Menschen und eine falsche Wertschätzung vorgegaukelt, ohne das tatsächliche Wärme und Nähe wie bei einer realen sozialen Interaktion zu spüren sind. Die virtuelle Blase, das penetrante Selbstmarketing ist wie ein nicht endender Drogenrausch und entwertet zunehmend menschliche Empfindungen. Dafür gehört schon mehr echter Mut, Achtsamkeit, Aufmerksamkeit, Respekt und Duldsamkeit dazu. Es wird deswegen auch wieder Gegenbewegungen geben. Digital Detox, analog und auch mal allein sein, echte nahe soziale Interaktion, Nachbarschaft, Streetgame wie früher etc. wird irgendwann wieder wichtiger werden, sofern die Gesellschaft nicht total digital in ihrer Wahrnehmung verblödet.

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Gast

Definitiv JA!

Wer aber selber nur im Netz abhängt, kann schnell pauschales Schubladendenke bekommen.

Mir fallen als Radfahrer aber auch jeden Tag mindestens 10 Leute mit Smartphone auf, die total abwesend über Radwege latschen (oder noch besser als Radler freihändig fahren und tippen).

Dating hat sicher auch massiv geändert, wenn ich mich da an die ganzen "normalen" Singlebörsen vor 15 - 20 Jahren zurückerinnere...

Und Disco/Dating hat sich ja auch total verändert:

Zitat

Füher fiel das nicht so auf, weil die Großraumdiskotheken das Gelände dominierten. "Die zogen oft bis zu 6000 Leute am Abend an", so Hanika.

"Nun haben aber alle dichtgemacht – und überlebt haben nur wir: die Kleinsten." Wer nun aber glaubt, dass das Discosterben mit dem Coronavirus zu tun hat, liegt voll daneben: "Das fing schon vor einigen Jahren an und hat mit der Ausbreitung des Internets zu tun", erzählt Hanika.

"Die Menschen konnten erstmals über ihren musikalischen Tellerrand gucken und Neues entdecken. Jeder entwickelt seinen ganz eigenen Musikgeschmack – und den können die Großraumdiscos, die Radiohits spielen, nicht mehr bedienen."

Die Folge war, dass sich die großen Clubs aufteilten: "Von vier bis zu acht Unterräumen mit unterschiedlichen Stilen – aber das war es nicht, was die Leute wollten." Aber was wollten die Leute dann? "Das Gemeinschaftsgefühl, welches durch einen gemeinsamen Musikgeschmack entsteht", sind sich Klages und Hanika einig.

Und das konnten die großen Party-Discounter nicht vermitteln. Es schwingt eine tiefe Enttäuschung mit, wenn man die beiden Betreiber nach ihren Wünschen an die Politik fragt: "Die verstehen uns nicht.

Viele Politiker sagen, Clubs braucht es nicht, weil die Leute die Musik ja daheim hören können. Aber dieses Gemeinschaftsgefühl kriegt man nicht zu Hause. Da braucht es professionelle Veranstalter."

https://www.nordbayern.de/region/nuernberg/geisterhaft-disco-areal-an-der-klingenhofstrasse-wie-leergefegt-1.10537279

 

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vor 8 Stunden, perfect10 schrieb:

Wir driften eine Richtung, die als "global brain" bezeichnet werden kann.  Soziale Netzwerke bilden metaphorisch gesprochen die Synapsen zwischen den Nervenzellen, die einerseits Menschen sind und zunehmend KI sein werden.

Wenn social media die Synapsen zwischen den Menschen sind, dann sind die Inhalte der Posts der Drogenrausch, der sie schrottet.

 

Habe diesen Vergleich schon desöfteren gehört. Halte ich für nicht zutreffend. Wir entwickeln durch social media nicht sowas wie ein "Schwarmgedächtnis". Wir lassen uns dadurch einfach leichter in eine Richtung manipulieren. Beispiel Präsidentenwahl. Zu jedem US-Amerikaner mit social media account gibts ca. 60.000 Datenpunkte (!!), welche genutzt werden, das Verhalten und die politischen Präferenzen vorherzusagen und zu steuern. Wer z.B. vor der Obamawahl einen Toyota Prius gefahren hat, der hat angeblich mit einer 80 % Wahrscheinlichkeit bei der damaligen Wahl für Obama gewählt. Mal so als banales Beispiel. Gabs vor einiger Zeit mal einen Interessanten Einblick bei Markus Lanz.

Abgesehen davon taugt social media nur für die Verbreitung von Katzenvideos.

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Die resultierenden Filterblasen/Echokammern könnten problematisch werden.

Vorteil ist einerseits, dass mehr Information vorhanden ist als früher. Viel mehr. Nachteil hierbei wiederum ist, dass der Informationsfluss großteils in privater Hand ist. Das ist  eigentlich genauso wenig wünschenswert, wie dass alle Informationen von Geheimdiensten gedeckelt sind.
Durch die Winner takes it all Tendenz des Internets werden gewisse Firmen wahnsinnig groß. Aktuell wären das eben Twitter, Facebook, Google etc. Diese Größe, bzw die resultierende Marktmacht, wird früher oder später mißbraucht. Nur heißt das dann nicht Zensur, sondern Hausrecht.

but I digress..

Echokammern. Da waren wir.
Wir stehen ja erst am Anfang dessen. Es dürft in Zukunft teilweise schwieriger bis unmöglich werden, gewisse Diskussionen konsensorientiert zu führen, weil/wenn die jeweiligen Diskutanten ihre Meinung gänzlich verschiedenen Informationskanälen verdanken/anvertrauen, wie immer man das nennen möchte.
 

bearbeitet von Easy Peasy

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Bei allen resultierenden Problemen will hier btw keiner wirklich zurück zu den Systemmedien.

Beispiel


Vietnam Veteran erzählt von dem Clash zwischen seinen vorherigen Erwartungen (aufgrund der Medienberichte) und dem, was er wirklich erlebte.
Folgend auch der Diskrepanz zwischen laufender Berichterstattung und Realität.

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Gast
vor 5 Stunden, HypergamerAFC schrieb:

Habe diesen Vergleich schon desöfteren gehört. Halte ich für nicht zutreffend. Wir entwickeln durch social media nicht sowas wie ein "Schwarmgedächtnis". Wir lassen uns dadurch einfach leichter in eine Richtung manipulieren.

Ich finde "global brain" als begriffliche Metapher auch nicht ganz passend. Besser wäre "global organism". Denn nicht alle Menschen haben innerhalb unseres Systems die Funktion von Hirnzellen. Deswegen passt der Synapsenvergleich nur für einige wenige Menschen bestimmter Berufsgruppen.

  • Wissenschaftler entsprechen Gehirnzellen in im präfrontalen Cortex.
  • Künstler wären eher kreative Areale im Gehirn.
  • Ärzte, medizinisches Fachpersonal arbeiten in diesem metaphorischen Organismus im Immunsystem.
  • Pharmazeuten entsprechen Zellen in den Hormondrüsen.
  • Der klassische Arbeiter enspricht in diesem metaphorischen globalen Organismus einer Muskelzelle in den Extremitäten. 
  • Bauarbeiter entsprechen Zellen in den Knochen.
  • Lkw-Fahrer sind Blut und Lymphe entsprechend.
  • Die Leute, die unser allen Müll abtransportieren, entsprechen den Zellen des Dickdarms und der Blase.
  • Etc. Alles gleich essentiell, nur funktional anders.

Zurück zu Deiner Aussage. Social media übernimmt und ergänzt die Rolle der Medien. Das ist sowas wie das zentrale Nervensystem in diesem Ganzen.

  1. Und es gibt Informationen, die ins Gehirn fließen,
  2. es gibt weitgehend autonome autopoetische Regelkreisläufe, die einfach so funktionieren und
  3. es gibt eine ganze Menge Steuerungsimpulse durch das Gehirn an alle anderen Zellen.

Während Medien früher nur grob die Funktion als zentrales Nervensystem wahrnehmen konnten (manche Menschen lesen eher Bild, andere Fachzeitschriften, etc.), hat das Ganze durch social media ein evolutionäres Upgrade erfahren und es gibt, wie Du zutreffend bemerkst viele Datenpunkte, die das zentrale Nervensystem erfassen kann und von den Zellen im ganzen Körper erhält. Es kommt also sehr darauf an, welche Informationen man konsumiert, welche Informationen man sendet und mit wem man sich austauscht. Das bestimmt auch zu einem großen Teil die eigene funktionale Rolle in diesem System.

Die Implikationen dieser Metapher sind zahlreich. Individuelle Freiheiten und Rechte haben, je weiter die Geschwindigkeit der Kommunikation steigt, immer weniger Platz. Gleichzeitig wird es auch schwieriger, sich temporär vom System abzukoppeln, ohne den "Anschluss" zu verlieren. Skurril, dass auf der Welt die individualistischen Kultursyteme eher Probleme haben, während die eher das Funktionieren des Ganzen betonende Kultursysteme, in denen das Individuum keine große Rolle spielt, stark wachsen.

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Gerade eben, Easy Peasy schrieb:

Kannste´n kurzes Abstract beifügen?
 

Leute, die bei den Unternehmen wie Facebook und so mitgearbeitet haben (der, der den Like-Button erfunden hat ist auch dabei), berichten über das Dilemma, welches soziale Medien innehaben: Einerseits die positiven Möglichkeiten und andererseits die negativen. Dazu wird ein kleiner Film-in-Film gezeigt, der dies nochmal explizit zeigt. Besonders die Gefahren einer Bubble, die dadurch erreicht wird, dass man Maßgeschneiderte Inhalte präsentiert bekommt (was gut gemeint war), aber keine andere Sichtweisen werden auch klar deutlich. Besonders jetzt in Bezug auf Corona interessant: Guckst du dir bei YouTube paar Videos von Leugnern an, werden dir immer weitere davon angezeigt und bald nur (!) noch diese. Man lebt in einer Bubble, die nur eine Wahrheit kennt. Sehr gefährlich. Auch übertragbar auf Nazis, die mit AfD- oder „gemäßigten“ Videos beginnen und dann immer weiter in den Strudel kommen. Andere Sichtweisen werden ja nicht gezeigt. Lässt sich auf alles übertragen. Am Ende hat man eine Bubble, in der man sich bewegt und von der man beeinflusst wird. Aber auch andere Komponenten wie Selbstwertgefühl wird dadurch angegriffen; gerade bei jüngeren, was hier nochmal klar verdeutlicht wird.

Zumal es den Betreibern nicht um das Wohl der User geht, sondern um den Profit; und hier ist das ausnutzen von Suchttendenzen, um den User möglichst lange auf den Plattformen zu halten. Auch Tinder gehört hierzu btw. (die wollen eigentlich gar nicht, dass ihr bei der Partnersuche Erfolg habt 😉). Jede Benachrichtigung, jeder Like oder auch nicht (manches wird einigen überhaupt nicht angezeigt), dient nur dazu, dass man möglichst lange auf der Plattform bleibt.

Und niemand dort würde den eigenen Kindern Social Media erlauben. MMn völlig zurecht! In diesen Varianten und mit diesen Zielen übermannt uns eine Macht, die einen völlig anderen und neuen Einfluss auf uns ausübt, dessen folgen wir nicht einmal erahnen können.

Der Grundgedanke ist super, die Umsetzung und die Motivation ekelhaft! Und das ist das Dilemma. Einerseits so gut und bereichernd. Andererseits so zerstörerisch wie 1000 Atombomben.

 

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Gast
vor 8 Minuten, spirou schrieb:

Leute, die bei den Unternehmen wie Facebook und so mitgearbeitet haben (der, der den Like-Button erfunden hat ist auch dabei), berichten über das Dilemma, welches soziale Medien innehaben: Einerseits die positiven Möglichkeiten und andererseits die negativen. Dazu wird ein kleiner Film-in-Film gezeigt, der dies nochmal explizit zeigt. Besonders die Gefahren einer Bubble, die dadurch erreicht wird, dass man Maßgeschneiderte Inhalte präsentiert bekommt (was gut gemeint war), aber keine andere Sichtweisen werden auch klar deutlich. Besonders jetzt in Bezug auf Corona interessant: Guckst du dir bei YouTube paar Videos von Leugnern an, werden dir immer weitere davon angezeigt und bald nur (!) noch diese. Man lebt in einer Bubble, die nur eine Wahrheit kennt. Sehr gefährlich. Auch übertragbar auf Nazis, die mit AfD- oder „gemäßigten“ Videos beginnen und dann immer weiter in den Strudel kommen. Andere Sichtweisen werden ja nicht gezeigt. Lässt sich auf alles übertragen. Am Ende hat man eine Bubble, in der man sich bewegt und von der man beeinflusst wird. Aber auch andere Komponenten wie Selbstwertgefühl wird dadurch angegriffen; gerade bei jüngeren, was hier nochmal klar verdeutlicht wird.

Zumal es den Betreibern nicht um das Wohl der User geht, sondern um den Profit; und hier ist das ausnutzen von Suchttendenzen, um den User möglichst lange auf den Plattformen zu halten. Auch Tinder gehört hierzu btw. (die wollen eigentlich gar nicht, dass ihr bei der Partnersuche Erfolg habt 😉). Jede Benachrichtigung, jeder Like oder auch nicht (manches wird einigen überhaupt nicht angezeigt), dient nur dazu, dass man möglichst lange auf der Plattform bleibt.

Und niemand dort würde den eigenen Kindern Social Media erlauben. MMn völlig zurecht! In diesen Varianten und mit diesen Zielen übermannt uns eine Macht, die einen völlig anderen und neuen Einfluss auf uns ausübt, dessen folgen wir nicht einmal erahnen können.

Der Grundgedanke ist super, die Umsetzung und die Motivation ekelhaft! Und das ist das Dilemma. Einerseits so gut und bereichernd. Andererseits so zerstörerisch wie 1000 Atombomben.

 

Guter Beitrag.

Bis auf die Atombomben.

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vor 5 Minuten, Masterthief schrieb:

Bis auf die Atombomben.

Ich neige ab und an zu Übertreibungen 😅

Danke dir 😘

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Gast

Warum nicht aus der ganzen Geschichte die nützlichen Informationen herauspicken?!

Zwingt einen ja niemand Narzissten zu supporten und peinliche Datingapps zu nutzen.

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vor 16 Stunden, spirou schrieb:

Besonders die Gefahren einer Bubble, die dadurch erreicht wird, dass man Maßgeschneiderte Inhalte präsentiert bekommt

Also ziemlich genau das, was mein 2. Absatz im 1. Post andeutet.

 

jut. danke

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