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Moin!

Ich bin 32, war bis 2018 im sozialen Bereich tätig und habe dann beschlossen, BWL zu studieren. Unausgeschöpftes Potential. Mehr Möglichkeiten. Durch künstlerische Nebenjobs ein finanzielles Standbein aufgebaut, welches schwankend weit über den Verdienst des vorherigen Jobs reichte.

Jetzt, zwei Jahre später und mitten drin, bin ich vollkommen überzeugt das es die richtige Entscheidung war. Es fühlt sich gut und richtig an. Ich müsste gar nicht mehr arbeiten - wollte aber einfach mehr rausholen aus mir und auch raus aus diesem sozialen Burnout-Molloch. Seit einiger Zeit stelle ich mir jedoch die Frage, wohin die Reise geht (nicht beruflich gemeint). Um mich rum bauen alle Häuser, bekommen Kinder (oder das dritte) oder sitzen in ihren Häusern und leben ihr Familylife. Durch meine finanzielle Freiheit, bin ich da trotzdem gesellschaftlich auf einer Ebene und bekomme aus meinen Freundeskreisen und Familienkreisen nur Bestätigung, was meine hier beschriebene Entscheidung angeht. Ich weiß nicht, ob es am social circle liegt oder der Stadt (300.000 Einwohner, BW) - aber ich hab das Gefühl, raus zu müssen. Hier fühlt sich alles um mich rum an wie Stillstand, obwohl jeder ja nur sein Leben lebt und die städtische Umwelt einfach normal weiter existiert. Wenn ich in Köln, Hamburg oder Berlin verweile, spüre ich da eine Macht der Möglichkeiten - sei es Connections mit anderen Menschen, Dates, Berufliches, Hobbies (und deren Vielfalt und Angebote)...das gibt es hier alles immer nur begrenzt.

Ich bin kinderlos, unverschuldet, aktives Date- und Sexleben und der Typ im Freundeskreis, den die Frauen meiner Kumpels als "gefährlich" einstufen. Ich würde mich als normalen Mann beschreiben, der sich nichts angelacht hat was ihm nicht gut tut und der seit Jahren frei über sein Leben entscheidet, ohne Kompromisse.
 

Für mich ist es wie damals: es darf sich was verändern. Das würde mich weiterbringen. Nur zum ersten Mal hab ich tatsächlich Angst, was zu verlieren. Freunde, Familie usw. sind heutzutage erreichbarer denn je durch die Digitalisierung. Aber da wo ich wohne, bin ich aufgewachsen und so sehr mich das Neue reizt - da spüre ich eine gewisse Blockade. Ich will auch gar nicht irgendwo "ankommen" und irgendwelche nachgeplapperten Lebenskonzepte erfüllen wie Haus bauen, heiraten, nen 60h-Job um irgendwann mal früher in Rente zu können. 

Würdet ihr so einen Schritt wagen oder euch selbst ne Schelle geben vorm Spiegel mit den Worten: "Hör ma, weniger saufen, mehr arbeiten. Abmarsch!"

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vor 9 Minuten, Jorn schrieb:

Würdet ihr so einen Schritt wagen oder euch selbst ne Schelle geben vorm Spiegel mit den Worten: "Hör ma, weniger saufen, mehr arbeiten. Abmarsch!"

So solltest du niemals mit dir selbst umgehen! Ich hoffe das war nur ein Beispiel 😄 

Du musst ja auch nicht gleich umziehen. Du sagst du bist finanziell frei. Wie geil! Ich würde an deiner stelle erstmal ein bisschen reisen. Such dir tolle Orte auf anderen Kontinenten raus, die du schon immer mal sehen wolltest. Die Welt ist so voller toller Sehenswürdigkeiten und besonderer Orte, dass du es im Leben nicht schaffst, alles davon einmal zu sehen. 

Nach dem Motto: Du kannst alles im Leben haben, was du willst, aber nicht alles davon. 🙂 

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vor 7 Stunden, Jorn schrieb:

Nur zum ersten Mal hab ich tatsächlich Angst, was zu verlieren.

Wenn Du umziehst und Deinen Freundeskreis kickst, sitzt Du demnächst in einer anonymen Großstadt mit all den tollen Möglichkeiten. Das dumme ist nur, dass Du dort komplett ALLEIN bist. Und in zehn Jahren wirst Du merken, dass das eine Scheißidee war. Die Vertrautheit, die man zu langjährigen Freunden hat, läßt sich so schnell zu neuen Bekannten nicht herstellen.

Wer sich immer alle Türen offen hält, braucht sich nicht zu wundern, wenn er sein Leben auf dem Flur verbringt!

Viel Glück weiterhin!

 

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Gast

wie wäre es mit einem Zweitwohnsitz in der Großstadt? Kann ja auch ne Bude in ner WG sein. Dann kannste am WE mal raus und was anderes sehen.

Ist vielleicht alles nicht so dolle, wie es auf den ersten Blick scheint.

 

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Ich bin selbst in dem Alter, habe denselben Stand und kann dich verstehen. Bin bis vor 10 Jahren einiges gereist, aber mit den Jahren kommt man durchaus in eine Routine, 40h Woche, 30 Tage Urlaub, wenig Zeit neues zu machen, vieles wird vom Ergebnis her betrachtet...ich denke gerne an die “lockere Zeit “ mit alle den spontanen Möglichkeiten. Vielleicht kommt das wieder. 
Was ich mir als erstes Frage: wie oft siehst du deine Freunde und willst sie zukünftig sehen? Gute, ehrliche Freunde, die einen mehr als 15 Jahre kennen, sind irgendwann schwer zu finden. Das will ich nicht aufgeben. Aber ein Zwischending wäre hier möglich. Sich einmal pro Monat treffen ginge gut, auch wenn man in einer andern Stadt wohnt.

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Gast botte
vor 49 Minuten, Sam Stage schrieb:

wie wäre es mit einem Zweitwohnsitz in der Großstadt? Kann ja auch ne Bude in ner WG sein. Dann kannste am WE mal raus und was anderes sehen. Ist vielleicht alles nicht so dolle, wie es auf den ersten Blick scheint.

+1. Miete Dir einfach mal für iver Wochen ein Zimmer oder ne kleine Bude in einer Stadt, die Dir vielversprechend erscheint, und probier's aus. Mach Dir'n bischen Programm, schau, ob Du vor Ort evtl beruflich sinnsitiftende Kontakte knüpfen kannst, studiere mal systematisch Job- und Wohnungsanzeigen, geh abends raus. Versuch ein Gefühl für den Lifestyle zu bekommen, für den Rhythmus, für die Entfernungen. Dann kannste eventuell leichter entscheiden, ob sich das lohnen würde. Ein Experiment ist das bis zu einem gewissen Grad immer. Aber verusch, Dir Dein eigenes Bild zu machen.

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Also ich kann dir sagen, ich bin aus ähnlichen Gründen (wenn auch Stand jetzt in einer Beziehung) nach Berlin gezogen (von Freiburg aus) und habe es noch nicht bereut (nach 2 Monaten :-D )
ja, man lässt seinen Freudneskreis hinter sich, das habe ich aber schon 2 Mal gemacht und ist für mich okay. Manche KOntakte bleiben, manche sterben. Aber ich bin jetzt gefühlt das erste mal in einer Stadt angekommen wo ich mich wohlfühle und auch mehr Möglichkeiten nutze. Freundeskreise lassen sich wieder aufbauen, wer sich mit PU auskennt hat es da (meiner Meinung nach) leichter. Ich selbst bin wie gesagt erst 2 Monate hier und habe schon die erste Bekanntschaft gefunden. Sobald ich Motiviert bin arbeite ich an den nächsten *lach*
Alles im allem, musst du dir klar sein, du verlierst teile deines Freudneskreises, gewinnst aber an Möglichkeiten. Was davon ist dir mehr wert.

 

P.S.: Ich bin 33 also sogar n jahr älter als du :-P und der Umzug ist trotzdem gut gelaufen :-)

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Am 30.8.2020 um 09:53 , Jorn schrieb:

Würdet ihr so einen Schritt wagen oder euch selbst ne Schelle geben vorm Spiegel mit den Worten: "Hör ma, weniger saufen, mehr arbeiten. Abmarsch!"

Nein, würde ich nicht. Ich meine jetzt zweiteres!

Am 30.8.2020 um 09:53 , Jorn schrieb:

Ich bin kinderlos, unverschuldet, aktives Date- und Sexleben und der Typ im Freundeskreis, den die Frauen meiner Kumpels als "gefährlich" einstufen.

Und du befindest dich in einer äußerst komfortablen, ja fast schon privilegierten, Situation! Von so etwas kann der europäische Durchschnittsmann nur träumen, hierzulande !!! 

Wenn du irgendwas in deinem Leben ändern möchtest, dann tu es. Wage es. Du hast es selbst in der Hand! 

Ich, an deiner Stelle, würde meine gewonnene Unabhängigkeit NICHT aufgeben! Jedenfalls nicht allzu schnell. 

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Ich würde den Schritt ins Neue wagen. Wie du gesagt hast ist es recht einfach den Kontakt zu alten Freunden beizubehalten. Ohnehin werden sie weil sie gerade  mit Familienplanung beschäftigt sind dich nicht als Priorität sehen. Sie leben ihr Leben und du lebst einfach deines. Zieh in nächstgelegene Metropole damit wenn dich die Heimweh packt du schnell wieder zurück kannst.

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Am 19.12.2020 um 18:19 , Dave_D schrieb:

@Jorn hast du mittlerweile eine Entscheidung getroffen und wenn ja, aus welchen Gründen? Bin in einer ähnlichen Situation 😉

Hi Dave_D! Die Entscheidung kann ich erst Mitte nächsten Jahres treffen. Aber grundlegend bin ich immer noch für nen kompletten Neustart wo anders. Stehst du kurz vor der Entscheidung? 

Vg

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Am 30.8.2020 um 09:53 , Jorn schrieb:

Würdet ihr so einen Schritt wagen

Ich habe den Schritt gewagt und bin dem vorgezeichneten Leben in der Provinz (normaler Job, Haus, Kinder, sexuell frustriert) nach Berlin entflohen, etwa in deinem Alter. Das war eine sehr gute Entscheidung, die mein Leben massiv bereichert hat. Was ich hier alles erlebt habe, war klasse.
Du kannst es ja ausprobieren und zurück kommen, wenn es dir nicht gefällt.

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vor 10 Stunden, Jorn schrieb:

Hi Dave_D! Die Entscheidung kann ich erst Mitte nächsten Jahres treffen. Aber grundlegend bin ich immer noch für nen kompletten Neustart wo anders. Stehst du kurz vor der Entscheidung? 

Vg

Hi, 

prinzipiell habe ich keinen Zeitdruck bei der Entscheidung. Allerdings ist mein Eindruck, dass ein Umzug derzeit "dank" Corona einfacher zu bewerkstelligen wäre, es da es weniger Mietinteressenten bei den Wohnungen gibt - habe ich bereits von mehreren Vermietern gehört. 

Die Situation ist wie gesagt vergleichbar mit deiner - wohne in der baden-württembergischen Landeshauptstadt aus der ich auch komme und fühle mich irgendwie im Stillstand. Freunde heiraten und bekommen Kinder, so dass der (physische) Kontakt schon vor Corona abgenommen hat - auch wenn diese Freundschaften sehr sehr lange bestehen und entsprechend eng sind. Ich wohne in einer eigentlich sehr attraktiven (viele Millionäre), aber für mich langweiligen Gegend. Zudem auch das Gefühl, dass in anderen Städten iwi mehr Vibe ist - auch mit den Frauen läuft es hier für mich irgendwie nicht. Jobmäßig kann ich wohnen wo ich will, da Unternehmensberatung.

Fühle eine ähnliche Blockade wie du - andererseits ist die Entscheidung ja nicht unumkehrbar wenn man nach 1-2 Jahren feststellt, das war nix.

bearbeitet von Dave_D

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Am 22.12.2020 um 11:22 , Dave_D schrieb:

Hi, 

prinzipiell habe ich keinen Zeitdruck bei der Entscheidung. Allerdings ist mein Eindruck, dass ein Umzug derzeit "dank" Corona einfacher zu bewerkstelligen wäre, es da es weniger Mietinteressenten bei den Wohnungen gibt - habe ich bereits von mehreren Vermietern gehört. 

Die Situation ist wie gesagt vergleichbar mit deiner - wohne in der baden-württembergischen Landeshauptstadt aus der ich auch komme und fühle mich irgendwie im Stillstand. Freunde heiraten und bekommen Kinder, so dass der (physische) Kontakt schon vor Corona abgenommen hat - auch wenn diese Freundschaften sehr sehr lange bestehen und entsprechend eng sind. Ich wohne in einer eigentlich sehr attraktiven (viele Millionäre), aber für mich langweiligen Gegend. Zudem auch das Gefühl, dass in anderen Städten iwi mehr Vibe ist - auch mit den Frauen läuft es hier für mich irgendwie nicht. Jobmäßig kann ich wohnen wo ich will, da Unternehmensberatung.

Fühle eine ähnliche Blockade wie du - andererseits ist die Entscheidung ja nicht unumkehrbar wenn man nach 1-2 Jahren feststellt, das war nix.

Hi Dave,

wir sollten uns mal connecten, komme auch aus der Gegend 😉. Hier im Süden ist es auch "anders" als im Norden und den großen Städten wie Köln, Hamburg und Berlin. Ob das "anders" = "besser" oder gar "gewinnbringend" ist, lässt sich ausm WUNDERschönen Baden (oder eben dem auch-schönen Schwabenland) schwer sagen 😋.

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Am 30.8.2020 um 10:29 , wernerd schrieb:

Eine 300 000 Einwohner Stadt ist ein Kaff, wenn man den Pickup-Live-Style leben will - insbesondere als Ü30.

Echt jetzt?

Bei mir hat die nächst größere Stadt ~ 150.000 Einwohner und da sehe ich schon einen gewaltigen Unterschied zum meinen üblichen Verhältnissen.

Da lernt man problemlos jedes Wochenende irgendwelche Frauen kennen, man ist wesentlich offener zueinander, auch spielt es absolut keine Rolle wenn es mal bei einer verkackt, da es genug weitere Optionen gibt.

Bei mir sind es gerade mal 20.000, was einen schon ziemlich eingrenzt und das meiste eher über die Kennenlernschiene übern Social Cricle abläuft, was so gar nicht mein Fall ist, da zu zeitraubend, kompliziert und wenig prickelnd was das Flirten anbelangt.

Bei 300.000 was du ein Kaff nennst, müßte man genug Möglichkeiten haben um auf seine Kosten zu kommem, egal um was es einen geht.

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Das mit Stillstand kann ich vollkommen nachvollziehen. Komme selbst aus BW und ich habe meine Studentenstadt und größtes Nebelloch  (Doppelstadt an der Donau und bayrischen Grenze - ihr wisst schon ... ) einfach nur noch satt und bereite mich auf einen Neustart in einer größeren Stadt zum Hochsommer und nach Corona-Lockdown vor. 

Ich glaube man bereut eher Dinge, die man nicht getan hat, wie Dinge, die man ausprobiert hat. Und wenn man merkt, dass man nach einer bestimmten Frist von 2-3 Jahren nicht weiterkommt, kann man immer noch zurück, ist aber um eine Erfahrung reicher. Man wird sich immer die Frage stellen: "Was wäre, wenn ...". So erging es mir zu Studienstart, wollte raus aus meiner Heimatstadt und wäre beinahe in meiner damaligen Herzensstadt Freiburg gelandet. Hatte auch schon einen Tauschpartner, hatte aber die Idee verworfen aufgrund meiner damaligen Freundin. Und jetzt nach Freiburg zu ziehen, da glaube ich passe ich nicht mehr rein als Uni-Absolvent und Arbeiter, denn dafür ist Freiburg dann doch zu klein und Erstsemestler zu bespaßen macht irgendwann auch keinen Spaß mehr, wenn man selbst arbeitet und nur Studenten um sich herum hat. Deswegen sehe ich mich künftig nur in Städten >500.000 Einwohnern, mit einem guten Anteil an gebildeten End-20ern/Anfang 30ern. 

Es gibt für jede Lebensphase einen richtigen Ort. Wenn man Familie und Kinder hat, möchte man dann doch in einer kleineren und überschaubaren Großstadt leben, da wäre "dreckige" Berlin oder das "überteuerte" München  vermutlich nicht die ersten Adressen. So auch im Ruhestand will man womöglich seine Ruhe haben und ein Haus am See oder Meer besitzen ... je  nach persönliChen Lebensziel.

Köln, Hamburg, München und Frankfurt sind hier meine persönlichen Favoriten, Berlin schreckt mich bisschen ab, wegen den vielen "kaputten Leute" und der Drogenkultur. Alternativen wären Düsseldorf, Leipzig und Großraum Nürnberg/Erlangen bzw. Stuttgart. Ich denke, dass es nicht verkehrt wäre mal etwas weiter nördlich zu wohnen und eine andere Mentalität mitzuerleben. 

bearbeitet von luffy123
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Bei deiner Story muss ich an meinen ehemaligen Mitbewohner in unserer WG denken. Ich habe mehrere Jahre in einer "Großstadt" (ehemalige Bundeshauptstadt) studiert und wir hatten immer eine reine 5er Männer WG. Als eines Tages ein Mitbewohner aufgrund Studienabschlusses ausgezogen ist, machten wir uns auf die Suche nach einem neuen Mitbewohner. Erster Ansprechpunkt war, neben verschiedensten, geschalteten Annoncen, natürlich der Bekanntenkreis an der Uni - jedoch wenig zielführend, irgendwas passte nie. Dann meldete sich ein Interessent aus dem tiefsten Bayern. Berufstätig, ein paar Jahre älter als wir und mit der Absicht, ein neues Leben beginnen zu wollen. Meine Mitbewohner und ich waren zunächst etwas skeptisch, vereinbarten aber trotzdem ein persönliches Voortgespräch, da wir merkten, dass die "Chemie" passte, trotz des völlig anderen Lebens. (Dazu später unten mehr, lustige Anekdote :D)
Er schilderte seine Situation und Unzufriedenheit mit seinem aktuellen Lebensweg. Seine Freunde kamen alle in das "Alter", in dem es anscheinend, dank der heutigen Gesellschaft, an der Zeit ist, sich zu festigen. Sprich Kinder, Haus, Ehefrau usw. Er hatte einen sehr guten Job (finanzielle Unabhängigkeit),großer Freundeskreis, fühlte sich aber in seinem damaligen Umfeld nicht mehr wohl (Stillstand). Zunächst wirkte er auf mich unsicher und hilflos, was ich jedoch damals vollkommen falsch interpretiert habe. Wir gaben im also eine Chance!

Nach der Eingewöhnungsphase, stellte sich diese Entscheidung auch für uns als eine der besten überhaupt heraus - wir konnten als Studenten viel von ihm lernen und vice versa. Um jetzt nicht zu sehr auszuschweifen: Er berichtet mir heute noch davon, dass es seine vielleicht bis jetzt beste Entscheidung gewesen sei, diesen Neuanfang, auch gerade bei uns, zu wagen!

Leider war ich zu der Zeit schon in den letzten Zügen meines Studiums und muss mir im Rückblick selber eingestehen, dass ich zwar studiert, aber nicht gelebt habe. Alle ehemals Studierenden haben mir als Student immer gesagt, dass die Studienzeit die beste Zeit im Leben ist - ich hab den Satz nie verstanden, war ich doch zu sehr mit meinem Studium beschäftigt. Heute wird es mir, auch dank diesem Forum, klar. Diese Unabhängigkeit, das Freisein, einfach tun zu können was man will, worauf man wirklich Bock hat, wird es, sofern man sich der Gesellschaft unterwirft, so nicht mehr geben. Das riesige Potential eines social circle an der Uni oder generell einer Studentenstadt, erwähne ich jetzt absichtlich nicht, denn ich hab es leider nicht erkannt....🙄

Wir waren aber auch allesamt Studenten des fortgeschrittenen Fachsemesters und studierten alle auf Staatsexamen (da kommen heute eigentlich nur noch zwei große Studiengänge, Lehramt mal außen vorgelassen, in Betracht). Waren also alle schon etwas älter und nicht diese typische, Hippie Studenten-WG, ihr wisst was ich meine. Möchte das jetzt nicht weiter ausführen, sonst fühlen sich manche auf die Füße getreten 😄

Kleine Anekdote: Er kam immer super bei den Frauen an, starkes Selbstwertgefühl, zog einfach sein Ding durch usw. - all das, was hier im Forum gepredigt wird. Dafür habe ich ihn immer bewundert (no homo), konnte das Verhalten aber nie verstehen. Nachdem ich dieses Forum entdeckt hatte, wurde mir einiges klar und ich erkannte sämtliche Verhaltensweisen in ihm wieder. Da wir mittlerweile auch gute Freunde geworden sind, hab ich ihn drauf angesprochen. Hab ihm einfach die Wörter "PU" und "Persönlichkeitsentwicklung" vor die Füße geworfen und gefragt, ob er mir dazu was sagen könne.

Seine Antwort: "Hättest du mich das besser mal zu Zeiten unserer WG gefragt!!" 😄

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Am 30.8.2020 um 17:33 , Anifares schrieb:

Das dumme ist nur, dass Du dort komplett ALLEIN bist. Und in zehn Jahren wirst Du merken, dass das eine Scheißidee war. Die Vertrautheit, die man zu langjährigen Freunden hat, läßt sich so schnell zu neuen Bekannten nicht herstellen.

Kommt auf den Typ Mensch an. Man nennt das auch Heimweh. Gibt Leute, die
an der Stelle definitiv lost sind und unbedingt ihre vertraute Umgebung, Straßen, Supermarkt usw. brauchen. Dann gibt es wieder welche, für die ist das Ketten ablegen und die haben plötzlich ein Dauergrinsen und sprudeln nur so vor Möglichkeiten und Ideen.

Bzgl Freunde: Sind das echte Freunde oder einfach nur Bekannte? wie oft sieht man die? 
Wenn man selbst der Typ Freigeist/Anpacker ist, dann zieht man solche Typen an bzw. wird angezogen. Dessen Freunde sind dann keine Typen, die ein Haus zwei Straßen von den Eltern bauen, der Arbeitgeber 5Km entfernt ist und die den Landkreis zwei Mal pro Jahr für den Urlaub verlassen. Das sind höchstens Bekannte.

 

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Am 30.8.2020 um 17:33 , Anifares schrieb:

Wenn Du umziehst und Deinen Freundeskreis kickst, sitzt Du demnächst in einer anonymen Großstadt mit all den tollen Möglichkeiten. Das dumme ist nur, dass Du dort komplett ALLEIN bist. Und in zehn Jahren wirst Du merken, dass das eine Scheißidee war. Die Vertrautheit, die man zu langjährigen Freunden hat, läßt sich so schnell zu neuen Bekannten nicht herstellen.

Wer sich immer alle Türen offen hält, braucht sich nicht zu wundern, wenn er sein Leben auf dem Flur verbringt!

Viel Glück weiterhin!

 

"Die Vertrautheit, die man zu langjährigen Freunden hat, läßt sich so schnell zu neuen Bekannten nicht herstellen."

Deine Aussage ist meiner Meinung nach nicht zu pauschalisieren. Ich erkenne natürlich den Wert von langfristigen Freundschaften an und es braucht auch erstmal Zeit um sich kennenzulernen. Allerdings kommt es beim Aufbau der Vertrautheit nicht nur auf die Dauer der Bekanntschaft sondern auch auf die allgemeine Offenheit und Feinfühligkeit meines Freundes an. Aus den zwei Faktoren resultiert dann eine größere Vertrautheit als mit langfristigen Freundschaften, denen man auf einer vergleichsweise oberflächlicheren/ weniger vertrauten Ebene begegnet ist. 

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