Funktioniert das bedingungslose Grundeinkommen?

57 Beiträge in diesem Thema

Empfohlene Beiträge

Gast

BGE funzt nicht weil: Die Preise überall dann steigen werden, weil die Leute ja mehr zum ausgeben haben. Also muss das BGE wieder erhöht werden, die Preise steigen wieder usw.

Einen sicheren Weg in die Inflation gibt's fast gar nicht.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
vor 33 Minuten, Sucker schrieb:

BGE funzt nicht weil: Die Preise überall dann steigen werden, weil die Leute ja mehr zum ausgeben haben. Also muss das BGE wieder erhöht werden, die Preise steigen wieder usw.

Einen sicheren Weg in die Inflation gibt's fast gar nicht. 

Ganz so einfach ist es nicht, genau wie mit den meisten Pauschal-Aussagen in diesem Thread. Ob bzw. in welcher Höhe sich hier eine Inflation ergeben würde, wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst: Höhe des BGE, Finanzierung des BGE, Auswirkung des BGE auf Arbeitsangebot und Konsumquote, Investitionsquote, Produktivität etc.). Ohne konkrete Angaben zur Ausgestaltung, und vor allen Dingen ohne empirische Evidenz kann man eigentlich nur eines festhalten: Nichts genaues weiß man nicht.

Hier ist eine sehr lesenswerte zusammenfassende Einschätzung zum BGE:

https://blog.zeit.de/herdentrieb/files/2017/09/wirtschaftsdienst_9_2017_Petersen_Bedingungsloses_Grundeinkommen.pdf

Zitat

[...]

Angesichts dieser großen Unsicherheit über die Reakti-onen des Arbeits- und Kapitalangebots sind keine ein-deutigen Aussagen über die makroökonomischen Kon-sequenzen eines BGE möglich. Zwei extreme Szenarien können als Leitplanken möglicher makroökonomischer Entwicklungen angesehen werden:

  • Falls es zu einem hohen Rückgang des Arbeitsange-bots kommt und dieser nicht durch einen vermehrten Kapitaleinsatz kompensiert werden kann, hat dies ei-ne Reihe von negativen Auswirkungen: Die Löhne und die Infl ation steigen, die internationale Wettbewerbs-fähigkeit sinkt, das BIP schrumpft und die staatlichen Finanzen geraten erheblich unter Druck.
  • Bei einem geringen Rückgang des Arbeitsangebots und einem gleichzeitig steigenden Kapitaleinsatz fallen die negativen wirtschaftlichen Effekte geringer aus. Denk-bar wäre sogar, dass die wachstumssteigernden Effekte überwiegen (höhere Produktivität infolge eines höheren Kapitaleinsatzes, produktivitätserhöhender technischer Fortschritt, höhere Arbeitsproduktivität, höherer Ka-pitaleinsatz). Voraussetzung hierfür ist vor allem eine hinreichend große Steigerung des Kapitaleinsatzes, der den wachstumsdämpfenden Effekt des geringeren Arbeitseinsatzes kompensiert. In diesem Fall sind die lohn- und infl ationssteigernden Effekte geringer, zudem könnte das BIP dann sogar wachsen.

Im Ergebnis sind die makroökonomischen Folgen, die sich aus der Einführung eines BGE ergeben, mit einer hohen Unsicherheit verbunden. Diese Folgen hängen maßgeb-lich von den Verhaltensänderungen der privaten Haus-halte und der Unternehmen ab. Deren Reaktionen „sind jedoch bei großen strukturellen Veränderungen schwer vorauszusehen“18. Regional und zeitlich begrenzte Mo-dellversuche bringen im Fall des BGE keine makroöko-nomisch relevanten Erkenntnisse. Wenn beispielsweise nur wenigen Tausend Personen versuchsweise ein BGE gezahlt wird, können sich wegen der begrenzten Zahl von BGE-Empfängern gar keine relevanten makroöko-nomischen Effekte ergeben: Selbst wenn ein großer Teil der Empfänger eine bestehende Erwerbsarbeit aufgeben sollte, resultiert daraus kein gesamtwirtschaftlicher Lohn-anstieg. Damit unterbleiben dann auch die hier skizzier-ten Folgewirkungen (höherer Kapitaleinsatz, arbeitsspa-render technischer Fortschritt etc.). Zudem werden die BGE-Versuche aus dem laufenden Haushalt fi nanziert. Es kommt also zu keinen markanten Veränderungen des Steuersystems und folglich auch nicht zu dadurch hervor-gerufenen Verhaltensänderungen.

Angesichts der beschriebenen Unsicherheiten wäre die fl ächendeckende Einführung eines BGE ein großes ökonomisches Wagnis. Schneider weist daher zu Recht darauf hin, dass dieses Risiko „nur dann überschaubar bleibt, wenn das fi nanzielle Niveau eines solchen Trans-fers niedrig bleibt“19. Gleichzeitig aber bedeutet dies auch, dass die wesentlichen Vorteile eines BGE nicht zum Tragen kommen.20 Eine zweite Möglichkeit zur Reduzie-rung des ökonomischen Risikos, das mit der Einführung eines BGE verbunden ist, besteht darin, das BGE erst einzuführen, wenn die Volkswirtschaft bereits eine hohe Kapitalintensität der Produktion besitzt. Wenn sich die gesamtwirtschaftliche Produktion durch eine hohe Kapi-tal- und Technologieintensität auszeichnet, benötigt die Volkswirtschaft relativ wenig Arbeit und kann daher einen Rückgang des Arbeitsangebots durch den vermehrten Kapital- und Technologeinsatz kompensieren. Es könnte jedoch noch zwei Jahrzehnte oder sogar länger dauern, bis eine entwickelte Volkswirtschaft wie Deutschland die-sen Zustand erreicht.2

 

bearbeitet von tonystark
  • TOP 1

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
vor 18 Stunden, chillipepper schrieb:

Was eines der großen Probleme aller zu extremen "wir nehmens den reichen und gebens den armen" Konzepte ist. Man sollte den Erfolg seiner Idee nicht von der einzigen Gruppe, die durch diese Idee einen direkten Nachteil hat, abhängig machen. Das ist zwar aus populistischer Sicht ein attraktiver Vorschlag, also viele Leute werden dafür wählen, aber in der Praxis scheitert es halt früher oder später daran dass die (oder zumindest ein großer Teil der) reichen da nicht mitspielen.

Muss man halt schauen, wo man die Linie zieht. Und wie.
Komplett gleichförmige Verteilung trotz unterschiedlicher Produktivität is nix. Sind sich wohl alle einig.
Davon sind wir aber auch so weit entfernt, wie es die Menschenrechte hergeben.

Spitzensteuersatz ist ein Weg. Der skaliert sauber mit. Da müsst man ne Balance finden, die Investition nicht zu sehr hemmt. Finanzielle sowie zeitliche.
Denke, ein guter Teil muss auch aus Luxussteuern kommen. Dann kann jeder selbst entscheiden, inwieweit er die Kohle reinvestiert, anlegt, ausgibt, oder einfach spart. Basisbedarf wie Essen etc irgendwo deckeln. Aber bei Autos, Kippen, Alkohol, Unterhaltungselektronik etc pp ruhig ordentlich hinlangen.

Wie weit sind eigentlich die Ideen zur Besteuerung der Finanzmärkte gediehen? Dass dieses quasi unregulierte Rumgeschiebe von Spielgeld ein ums andere mal in platzenden Blasen endet, lässt sich wohl kaum vermeiden. Blasen gehören dazu.
Aber mit Abgaben im Promillebereich pro Transaktion (oder fester Wert im tausendstel Cent Bereich), lässt sich doch ordentlich was generieren?
Hätte zudem den Vorteil, den Kleinanleger mit seinen 20 -100 Transaktionen/Jahr praktisch gar nicht zu tangieren.

@spirou du bist doch Überzeugungstäter. Geistert dahingehend irgendwas durch die Hallen?

bearbeitet von Easy Peasy

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
vor einer Stunde, Easy Peasy schrieb:

Überzeugungstäter

:laugh:

Jedenfalls wird/soll sich die Besteuerung (Verlustvortrag) von Termingeschäften ab 2021 ändern. Problem hierbei wieder: trifft nicht nur die Spekulanten und Großanleger (und die am Ende vermutlich auch nicht), sondern Kleinanleger, die sich z. B. Discount-Zertifikate kaufen, um so günstiger an Aktien zu kommen. Die Kleinanleger kommen nämlich auch schnell auf Verluste von über 10.000 Euro. Dazu kommt noch einiges an Bürokratie dazu, da die Verlustverrechnung nicht an der Quelle stattfindet, sondern dass man es sich vom Finanzamt zurückholen muss.

Also wieder Scheinpolitik für den Stammtisch.

Zitat

[...]

Aber auch ganz normale Privatanleger, die mithilfe von Optionsscheinen oder Knock-out-Zertifikaten ihre Aktienbestände gegen einen Börsencrash absichern wollen, müssen mit erheblich höheren Steuerbelastungen rechnen.

Privatanleger erheblich betroffen

Börsenexperte Manfred Hübner von Sentix weist noch auf eine weitere Folge hin: "Durch die eingeschränkte Anrechnung von Derivateverlusten mit anderen Börseneinkünften werden Anleger mit einem Derivateverlust geradezu gezwungen, mit Hebelprodukten zu spekulieren, um einen Ausgleich zu versuchen."

Über die Motivation des Bundesfinanzministers können auch Experten bislang nur rätseln. Offenbar sollten Anleger getroffen werden, die Finanzminister Olaf Scholz als Spekulanten betrachtet. Die Finanzmarktprofis dürften aber auch hier wie auch bei der geplanten Finanztransaktionssteuer Wege finden, sich der verschärften Besteuerung zu entziehen. Allein der private Kleinanleger dürfte sich damit auf weiter steigende Belastungen bei der Geldanlage einstellen müssen.

https://boerse.ard.de/anlagestrategie/steuern/verlustverrechnung-fuer-termingeschaefte-wird-erschwert100.htm

bearbeitet von spirou

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
vor einer Stunde, spirou schrieb:

Jedenfalls wird/soll sich die Besteuerung (Verlustvortrag) von Termingeschäften ab 2021 ändern. Problem hierbei wieder: trifft nicht nur die Spekulanten und Großanleger (und die am Ende vermutlich auch nicht), sondern Kleinanleger, die sich z. B. Discount-Zertifikate kaufen, um so günstiger an Aktien zu kommen.

Dass die Politik malwieder die Kleinanleger anstatt die Spekulanten trifft, ist kein Argument gegen das BGE. Das heisst einfach nur, dass unsere Regierund bzw. unser Finanzminister keinen Plan von seinem Job hat. Ist aber auchnicht das erste Mal, dass der sowas in die Richtung verzapft. Die aktuell geplante (oder schon beschlossene?) Finanztansaktionssteuer trifft auch wieder überwiegend Kleinanleger. Gegen Spekulationsprodukte, läuft der Ansatz komplett ins Leere. Aber also weder ungewöhnlich noch neu, dass am Ende Gering- und Normalverdiener zahlen müssen.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
vor 10 Minuten, grandmasterkermit schrieb:

Dass die Politik malwieder die Kleinanleger anstatt die Spekulanten trifft, ist kein Argument gegen das BGE.

Sollte auch kein Argument sein. Weder dafür noch dagegen. Habe mir ehrlich gesagt zum BGE noch keine endgültige Meinung gebildet. Und habe diesen Thread hier auch nur überflogen und das ein oder andere Video angesehen.

vor 10 Minuten, grandmasterkermit schrieb:

Das heisst einfach nur, dass unsere Regierund bzw. unser Finanzminister keinen Plan von seinem Job hat.

Stimmt oder andere profitieren eben davon. Sicher kann ich es bei ihm irgendwie nicht sagen. Kann mir hierbei nämlich gut die Versicherungslobby vorstellen. Gerade beim Thema Altersvorsorge haben viele Versicherer ihre Finger im Spiel und verdienen sich damit dumm und dämlich durch hohe Kosten.

Habe nur auf Easys Frage geantwortet, bin mir aber immer noch nicht sicher, ob das auch die richtige Antwort dafür war bzw. was er genau wissen wollte 😅

bearbeitet von spirou

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Am 19.4.2020 um 18:31 , spirou schrieb:

Habe nur auf Easys Frage geantwortet, bin mir aber immer noch nicht sicher, ob das auch die richtige Antwort dafür war

Glaub nicht. ^^

Mir ging´s um ein Modell, bei dem jede Transaktion mit ner fixen Abgabe versehen ist. Entsprechend klein bemessen eben, um den Markt nicht über Maß zu dämpfen.
0,00012 Cent oder sowas meine ich mal gesehen zu haben.
Kleinanleger würden das gar nicht bemerken.

Kann mir gar vorstellen, dass irgendwas in der Art notwendig wird, wenn das Handeln weitgehend Rechner übernehmen. Um denen zumindest gewisse Bahnen einzugrenzen, in denen sie eifrig rumflippern können.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag

Erstelle ein Mitgliedskonto, oder melde Dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Mitgliedskonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Mitgliedskonto erstellen

Registriere Dich ganz einfach in unserer Community.

Mitgliedskonto registrieren

Anmelden

Du hast bereits ein Mitgliedskonto? Melde Dich hier an.

Jetzt anmelden
  • Wer ist Online   0 Mitglieder

    Aktuell keine registrierten Mitglieder auf dieser Seite.