Hilfe! Ich kann mich nur in Bibliotheken konzentrieren

11 Beiträge in diesem Thema

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Hallo,

ich habe schon immer das Problem, dass ich mich ausschließlich in Bibliotheken konzentrieren kann. Es gab keinen Zeitpunkt in meinem Leben, in dem ich Zuhause mehr als 20 Minuten konzentriert war.

Nun sind die Bibliotheken aktuell geschlossen. Und Bibliotheken sind auch kein Ort für dauerhaftes arbeiten. (sehr unergonomische Stühle, nur Laptop und kein großer Monitor)

Was klar ist:

Exakten Tagesplan schreiben, früh aufstehen, ausgeschlafen sein, „einfach mal anfangen“, sich feste Arbeitszeiten setzen, aufgeräumten Schreibtisch haben, nach spätestens einer Stunde eine Pause machen, Handy ausgeschaltet in einen anderen Raum legen (aber diese Hürde zu leicht zu überwinden)

Trotzdem bin ich nicht in der Lage, egal um welchen Themenbereich es geht, egal wie intrinsisch motiviert ich bin, mich Zuhause zu konzentrieren.

Ich gelange in meinem Zimmer sehr sehr schnell in einen Teufelskreis aus „leicht erreichbarem Dopamin“.

Meistens fängt es so an:

Ich fühle mich einsam → „nur kurz“ Tinder öffnen (ich weiß dass „nur kurz“ immer eine Lüge ist, aber in dem Moment glaube ich daran) → ich bekomme Lust auf Sex, schaue Porn und onaniere→ ich fühle mich noch schlechter/einsamer und fange mit social media an → hier komme ich nicht mehr raus

Im Vergleich dazu fühlt sich die Bibliothek wie eine Befreiung an:

  • das Handy liegt 3 Minuten Fußweg entfernt im Schließfach

  • mir ist es peinlich wie andere sehen, dass ich stundenlang unproduktiv bin, das heißt selbst wenn ich mit social media anfange, hör ich schnell wieder auf

  • ich fühle mich deutlich weniger einsam, wenn links und rechts neben mir Leute sitzen

Wie kann ich endlich lernen , wie ein normaler Mensch, mich auch Zuhause zu konzentrieren?

bearbeitet von Markus645_

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vor 12 Minuten, Markus645_ schrieb:

Wie kann ich endlich lernen , wie ein normaler Mensch, mich auch Zuhause zu konzentrieren?

Indem du deinen Kreislauf unterbrichst

vor 12 Minuten, Markus645_ schrieb:

Ich fühle mich einsam |→ „nur kurz“ Tinder öffnen (ich weiß dass „nur kurz“ immer eine Lüge ist, aber in dem Moment glaube ich daran) → ich bekomme Lust auf Sex, schaue Porn und onaniere→ ich fühle mich noch schlechter/einsamer und fange mit social media an → hier komme ich nicht mehr raus

Bei dem roten Strich musst du eine Grenze ziehen.

Leg dein Handy weg oder schalte es aus und lege es in einen anderen Raum. Wenn du merkst dass du in Versuchung kommst etwas anderes zu tun dann halte dir genau den von dir beschriebenen Ablauf vor Augen und denk dir " ok, für was soll das jetzt gut sein. Ich Tindere, hole mir dann einen runter, gehe dann auf Social Media und fühle mich dann kacke weil ich nix geschafft habe. Ich kann auch einfach weiter machen und mich dann nicht Kacke fühlen."

So in der Art. Erkläre dir selbst in deinem inneren Dialog was es für dich für Folgen haben wird.

Is am Anfang hart weil du eingeschliffene Verhaltensmuster durchbrechen willst um neue zu integrieren. Sowas is nie einfach und passiert nicht von heute auf morgen. Hier kommt es drauf an dass du einen langen Atem hast und das durchziehst.

Vermutlich wirst du das ein oder andere Mal auch mal Rückfälle haben, nutze sie für deine Zwecke. Führe dir vor Augen dass genau das eingetreten ist was du dir selbst prophezeit hast. Setz dich damit intensiv auseinander, das vermindert auf Dauer die Gefahr für Rückschläge.

Du kannst zusätzlich auch noch ein Erfolgstagebuch einführen. Da schreibst du jeden Abend rein was du geschafft hast, welchen Versuchungen du widerstanden hast, auf was du stolz bist usw. Am We nimmst du dir n paar Minuten und liest es dir durch.

Is Gewohnheitssache und neue Gewohnheiten sind schwerer zu installieren. Aber geht wenn man dran bleibt und nicht aufgibt.

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Es gibt da so eine App, die den Namen 'Forest' trägt. Du stellst eine Zeit ein und nur so lange du den Bildschirm nicht verlässt, wird ein Baum virtuell gepflanzt. Hat man genügend Bäume virtuell gepflanzt, kann man sogar die hauseigene Währung in einen echten Baum umtauschen. Also es wird dann in Afrika oder so ein echter Baum gepflanzt. Finde die App toll!

https://www.zeit.de/digital/mobil/2015-06/forest-app-kritik-fokussiertes-arbeiten

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vor 21 Stunden, Doc Dingo schrieb:

Indem du deinen Kreislauf unterbrichst

Bei dem roten Strich musst du eine Grenze ziehen.

Leg dein Handy weg oder schalte es aus und lege es in einen anderen Raum. Wenn du merkst dass du in Versuchung kommst etwas anderes zu tun dann halte dir genau den von dir beschriebenen Ablauf vor Augen und denk dir " ok, für was soll das jetzt gut sein. Ich Tindere, hole mir dann einen runter, gehe dann auf Social Media und fühle mich dann kacke weil ich nix geschafft habe. Ich kann auch einfach weiter machen und mich dann nicht Kacke fühlen."

So in der Art. Erkläre dir selbst in deinem inneren Dialog was es für dich für Folgen haben wird.

Is am Anfang hart weil du eingeschliffene Verhaltensmuster durchbrechen willst um neue zu integrieren. Sowas is nie einfach und passiert nicht von heute auf morgen. Hier kommt es drauf an dass du einen langen Atem hast und das durchziehst.

Vermutlich wirst du das ein oder andere Mal auch mal Rückfälle haben, nutze sie für deine Zwecke. Führe dir vor Augen dass genau das eingetreten ist was du dir selbst prophezeit hast. Setz dich damit intensiv auseinander, das vermindert auf Dauer die Gefahr für Rückschläge.

Du kannst zusätzlich auch noch ein Erfolgstagebuch einführen. Da schreibst du jeden Abend rein was du geschafft hast, welchen Versuchungen du widerstanden hast, auf was du stolz bist usw. Am We nimmst du dir n paar Minuten und liest es dir durch.

Is Gewohnheitssache und neue Gewohnheiten sind schwerer zu installieren. Aber geht wenn man dran bleibt und nicht aufgibt.

Wobei ich in diesem Beispiel diesen kognitiven Ansatz schwierig finde, da die Einsamkeit momentan dann eben zu einer anderen Coping-Strategie führt.

"ich kann auch einfach weiter machen" löst momentan die eigentliche Stresssituation ja nicht auf, das Einsam-Fühlen, sondern verdrängt sie. Aktuell geht es wahrscheinlich vielen Menschen so, da ihre täglichen sozialen Kontakte (Schule, Uni, Ausbildung, Arbeit) komplett weggebrochen sind. Aufschieben, um dann morgen in Uni/Büro mein Verlangen nach sozialen Kontakten zu befriedigen, funktioniert aktuell nicht.

Die "weggedrückte" Strategie wird dann eben in einem "schwachen" Moment nachgeholt.

Ich mache aktuell viele Videochats mit Freunden. Dadurch ist die Ursache (Einsamkeit) verringert und das Verlangen nach TInder/Social Media gesenkt.

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Offenbar gibt's in dir ein Bedürfnis oder ein Thema, welches sich mehr präsent macht als das, was du eigentlich "tun sollst".

Was ist denn eigentlich das, was dir fehlt?

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vor 1 Stunde, Helmut schrieb:

Offenbar gibt's in dir ein Bedürfnis oder ein Thema, welches sich mehr präsent macht als das, was du eigentlich "tun sollst".

Ich glaube genau das ist nicht der Fall. Warum sonst kann ich mich in der Bib sofort deutlich besser konzentrieren? Dort müsste dieses Bedürfnis/Thema ja auch präsent sein.

Ich habe in der Bib nicht das Gefühl unter Zwang etwas tun zu müssen, sondern ich bin sofort richtig glücklich, dass ich mich jetzt endlich fokussieren kann.

Außerdem müsste es ja dann irgendein Thema geben, bei dem ich mich Zuhause gut konzentrieren kann. Aber das gibt es, wie geschrieben, nicht.

bearbeitet von Markus645_

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Dann leg hypothetisch mal in der Bibliothek dein Handy neben dich. Und setz dich in eine Ecke, wo dich niemand sieht.

Was würde dann passieren?

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vor 4 Stunden, saian schrieb:

Wobei ich in diesem Beispiel diesen kognitiven Ansatz schwierig finde, da die Einsamkeit momentan dann eben zu einer anderen Coping-Strategie führt.

Möglich. Mir persönlich hat es immer geholfen mir die Folgen meines Handelns zu erläutern. Denn oft genug weiß man ja, dass man grad dabei ist an Kacke zu lecken. Aber man macht es trotzdem. Hinterher ärgert man sich weil man schon wieder an Kacke geleckt hat. Also habe ich angefangen mir gleich von vornherein zu erklären dass ich eigentlich nicht an Kacke lecken will und wenn ich es dennoch mache fühle ich mich hinterher blöd. Irgendwo sieht man es dann doch erstaunlich oft ein. Im Hirn is erstmal die inbalance zwischen schnellen Dopamin kick und Vernunft. mir hat es geholfen den Vernunftsteil mit den Erklärungen im Selbstdialog zu stärken. Der Dopaminteil geht davon nicht direkt weg, aber wird abgeschwächt. Meiner Erfahrung zumindest nach.  Nicht immer, is klar. ab und an wird man dann doch schwach.

Ich habe es auch nicht so gelesen als wäre es ein Problem aufgrund der aktuellen Situation, für mich las es sich wie ein Grundsätzliches Problem. Mal unabhängig von Corona.

Und dann muss man lernen mit sich allein klar zu kommen und einsehen dass Tinder das aktuelle Bedürfnis nicht lösen wird. Zumindest nicht dann wenn ich eigentlich produktiv arbeiten möchte. Auf mich wirkt es wie Prokrastination weil man sich in der Situation, in der man Produktiv sein möchte, nicht im gewohnten Umfeld befindet in der man auch Produktiv ist.

Ich habe z.b. bei mir mal was interessantes Festgestellt: Wenn ich in der Arbeit sitze und mir irgendwas vornehme was ich nach Feierabend Zuhause erledigen möchte, dann darf ich mir Zuhause keinesfalls ne Jogginghose anziehen. Einfach weil ich mein Hirn im Lauf der Jahre drauf konditioniert habe Jogginghose = Couch lümmeln und Bier trinken. Klingt jetzt albern aber is mein ernst. wenn ich z.b. Samstag morgen aufstehe und Zuhause Putzen, etwas reparieren, Bauen, whatever, machen möchte und mir zum Frühstücken erstmal ne Jogginghose anziehe. Dann lümmel ich nach dem Frühstück zu 100% auf der Couch und bin vollkommen unproduktiv und prokrastiniere so vor mich hin. Erkläre ich mir hingegen dass das Bullshit is was ich gerade mache, ziehe mir ne Arbeitshose an dann läufts plötzlich. Total Gaga, und ich hab ne Weile gebraucht bis ich da mal draufgekommen bin.

Ich denke beim TE wird das ähnlich sein. Er ist Zuhause statt in der Bib, will eigentlich was produktives machen aber befindet sich nicht im gewohnten produktiven Umfeld. Dadurch denkt sich sein Hirn  "Ole´Oleeee´,  Titööööön, Chihihi, GIB MIR SPASS!!"

Von demher hilft es meiner Meinung nach durchaus sich das bewusst zu machen. Ich konnte viele meiner Baustellen erst dadurch lösen dass ich sie bewusst wahrgenommen habe und mir gedanken dazu gemacht hab. Und er sollte sich ein produktiveres umfeld schaffen. Handy aus und weglegen, sauberer, geordneter Arbeitsplatz usw.

Joa, sind so meine Gedanken dazu.

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Bist nicht alleine!

Habe auch meine Momente, in welchen die ganze Planung einreißt und Auslöser wie Tinder/Social Media einen zum runterholen bewegen^^

Aber hey, that´s life... der struggle kommt viel durch die externen Möglichkeiten der Neuzeit. Früher gabs diese "tube" Seiten nicht,

du kannst dir beispielsweise das Buch " Your Brain on Porn von Gary Wilson" bestellen, wenn du Englisch kannst das half mir viel.

Indem Buch gibts viele Erfahrungsberichte von Nutzern, die selber auch den Pornokonsum reduzieren oder ganz entsagen möchten, mit detailierten Schilderungen von den Mechanismen, die im Gehirn überhaupt wirken und warum es etliche Menschen wieder zum Porno hinzieht.

Die Wunderpille ist das Ding nicht, hält einen aber eine Zeit auf Abstand, glaube der Rest kommt tatsächlich durch Etablierung sozialer und ritueller Gewohnheiten.

Sei dir bewusst, das du mit dem Problem nicht alleine darstehst sondern, Männer, manchmal auch Frauen, im selben Boot sitzen und den Geist erleuchten eben auch mehr als nur den Verzicht darauf braucht. 

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