Ausstieg aus dem Lehramt, was bietet sich an?

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Guten Abend zusammen,

ich absolviere zur Zeit mein Lehramtsreferendariat an einem Gymnasium in der Nähe von Köln. Abschließen werde ich im Frühjahr 2021 und mir sind in der letzten Zeit große Zweifel an meinem Lebensentwurf gekommen, sodass ich mit dem Gedanken spiele, mich nach dem Ende des Refs beruflich vollkommen umzuorientieren. Zur Zeit bin ich 24 Jahre alt, nach dem Abschluss wäre ich 25. Gleichzeitig steht aber auch für mich fest, dass ich dann zunächst eine Ausbildung machen möchte, um einfach einen berufsqualifizerenden Abschluss zu erlangen. Mit meinen Fächern ist in der freien Wirtschaft aller Voraussicht nach nichts zu holen.

Falls sich wer für meine Beweggründe interessiert: Es sind nicht mal die Schüler, es ist einfach das System Schule als solches, das sich in den letzten Jahren MASSIVST verändert hat hinsichtlich Elternklientel, Erwartungshaltung an den Lehrer selbst und ganz generell an das Verhältnis zwischen Schülerschaft und Lehrkräften. Kurz gesagt kann ich es mir wirklich nicht vorstellen, 40 Jahre in diesem System zu arbeiten und den "tollen" Maßnahmen des Kultusministeriums und der Bildungspolitik vollkommen ausgeliefert zu sein. Hinzu kommt die absolut grottige Stellensituation für Gymnasiallehrer. Meine Fächer lassen leider auch keinen Einsatz an der Grundschule oder sonst wo zu. Ich stelle auch nach und nach fest, dass ich mich wohl auch nicht so sehr als Lehrer eigne, da ich meine Fächer zwar wirklich mag, aber die didaktische Reduktion nicht richtig auf die Reihe bekomme. Ich bin auch keiner dieser krass idealistischen Lehrer... Muss zwar aus meiner Sicht auch nicht sein, aber so einen Kick Motivation wäre bestimmt nicht schlecht.

Mir kamen im Praxissemester schon gewisse Zweifel auf, aber die habe ich auf die sehr spezielle Schule geschoben, an der ich war und versuchte, das nicht zu generalisieren.

Gleichzeitig bin ich aber auch jemand, der Dinge durchzieht, weshalb ein vorzeitiger Abbruch des Refs für mich nicht in Frage kommt.

Jetzt stellt sich für mich natürlich die Frage, was tun, wenn nicht die Lehrerkarriere weiter verfolgen? Welche Ausbildungen kämen für mich in Frage, welche Interessen / Vorstellungen habe ich?

Grundsätzlich möchte ich raus aus dem pädagogischen-sozialen Bereich und mich in Richtung IT bzw. kaufmännischen Bereich orientieren. Arbeitsumfeld Büro klingt derzeit himmlisch in meinen Ohren. Mir ist durchaus bewusst, dass ich damit nicht an das Gehalt einer A13-Stelle komme und mein 5-jähriges Studium aus ökonomischer Sicht umsonst war, aber den Kompromiss möchte ich eingehen.

Durch die Digitalisierung sind klassische Berufsfelder natürlich auch gewissermaßen bedroht... Was ist eure Meinung zum Thema Ausbildungen? Welche lohnen sich aus eurer Sicht zur Zeit besonders und weshalb? 

 

LG

 

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Gast

Man schaue sich die Liste an "Rangliste 2017 der Ausbildungsberufe nach Anzahl der Neuabschlüsse" und prüfe, welche Job einem am ehesten zusagt:

https://www.bibb.de/de/68754.php

Wie sehr ein Job von der Digitalisierung bedroht wird, kann nur eine gute Glaskugel verraten 😱

bearbeitet von Gast

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Gast

Schade, dass du nicht auf dein Gefühl im Praxissemester gehört hast. Ich nehme an, du hast schon im Vorfeld keine Erfahrung als Vertretungslehrkraft während des Studiums sammeln können, oder? Das würde auch deine Probleme mit der didaktischen Reduktion erklären. Ein universitäres Studium auf LA ist soooo weit weg vom Lehreralltag.

Willst du das Ref wirklich durchziehen wenn du jetzt schon weißt, dass du nicht unterrichten willst? Du steckst da eine Menge Energie rein, wie du selbst beschreibst stehst du ständig im Kreuzfeuer Schüler, Eltern und Ausbilder und wenn man dann eigentlich schon weiß, dass es dieser Beruf nicht wird, ist es den Aufwand doch nicht wert.

Zu einem bestimmten Beruf kann ich dir auch nicht raten. Du kennst deine Interessen am besten. Vielleicht wäre es auch sinnvoll bei einem Berufsberater mal vorstellig zu werden. 

 

 

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Mach doch eine entspannte Ausbildung als Fachinformatiker und lerne nebenbei z. B Python und JavaScript z. B. via Udemy, so kannst du dich gut aufstellen und ein gutes Profil entwickeln, wenn es in die Richtung gehen soll.

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Also du hast ja jetzt reine Fächer nicht hier hingeschrieben, deshalb ist es Spekulation meinerseits. Aber bei vielen (bspw. Mathe oder Informatik), kannst du direkt nach dem Staatsexamen einen Master direkt in dem Fach drauf setzen und wärst dann auch in der Wirtschaft gefragt - du würdest nicht Mal wirklich viel Zeit verlieren.

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Welchen Bezug hast du zu IT, dass das in Frage für dich kommt?

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Danke für eure Antworten, ich versuche jetzt mal, möglichst gebündelt zu antworten.

Zuerst einmal, meine Fächer sind Latein und Geschichte. Als ich mit dem Studium angefangen habe, hat man mir in den Praktika gesagt, dass ein großer Lehrermangel auf uns zukäme und man gerade mit Latein quasi eine Jobgarantie habe. Tja, leider ist das mittlerweile überhaupt nicht mehr so: Ich habe erst letztens miterlebt wie eine Mitreferendarin mit 1,0 abgeschlossen hat (eine unglaubliche Leistung, die meinen vollen Respekt hat) und sich nun aufgrund mangelnder Stellen arbeitslos melden muss. Hinzu kommt, dass das Fach Latein massiv gelitten hat unter der Rückumstellung von G8 auf G9, da ja quasi eine ganze Stufe wegfällt. Der Lehrermangel ist zwar da, aber definitiv nicht im Gymnasialbereich.

Aber nur, um dem zuvorzukommen: Ich mag meine Fächer zwar, aber es gibt noch soviel andere Dinge im wirtschaftlich-technischen Bereich, die mich unglaublich interessieren.

Leider habe ich nicht auf mein Bauchgefühl gehört, das stimmt und das ist der größte Vorwurf, den ich mir mache. Tatsächlich habe ich keine Stelle als Vertretungslehrer angenommen, weil ich mein Studium so schnell wie möglich durchziehen wollte.

Wir mussten ein Berufsfeldspraktikum machen, da habe ich in einem größeren Stadtarchiv gearbeitet. Das fand ich vor allem deswegen spannend, weil die dort in der IT-Abteilung chronisch unterbesetzt waren und ich dort aushelfen konnte, sobald bekannt war, dass ich PC / Technikprobleme aller Art relativ flott beheben konnte. Der Punkt bringt mich dann zu meinem Bezug zur IT: Im Prinzip kommt jeder aus meinem Bekanntenkreis zu mir, wenn er technische Beratung / Kaufberatung / einrichten von Heimnetzwerken, PC‘s, Druckern, Routern oder auch Hilfe im Umgang mit Programmen. benötigt. Ich liebe Technik und bin in der Lage, effizient Lösungen für Probleme dieser Art zu liefern. Wer Latein gehabt hat, weiß, dass der Umgang mit dieser Sprache unheimlich systematisch und analytisch ist. Sowas liegt mir einfach total und macht mir Freude, das ist bei mir keinesfalls auf den geisteswissenschaftlichen Bereich beschränkt.

 Immer mehr Schulen verpflichten sich der Digitalisierung und doch sind die Lehrer zum großen Teil vollkommen überfordert mit der Materie. Im Prinzip könnte man da eine eigene Stelle für schaffen: Jemand, der dauerhaft das Schulnetzwerk administriert und sich um Beamer, Smartboards etc. kümmert... Aber gut, ich spinne nur rum gerade.

@SchnatterNatter Wenn du Fachinformatiker in den Raum wirfst, meinst du da eher Anwendungsentwicklung oder Systemintegration? 

@Nachtzug Denkste, die kommen auf einmal auf Ideen... die Schüler sollen jetzt digital mit Unterrichtsmaterial versorgt werden. Die Hälfte der Schüler meiner Kurse hat noch nichtmal einen funktionierenden Zugang zu der schulinternen Plattform, über die das laufen soll. Das wird richtig lustig! 

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Gast

Als Lateiner könntest du private Kurse für die ganzen Studenten anbieten, welche ihr Latinum nachholen müssen. (Brauchte ich für Geschichte auch.)

Als Historiker bist du geübt im Recherchieren, Forschen, wissenschaftlichen Arbeiten. Als es vor vielen, vielen Jahren einen riesigen Einstellungsstop gab, sind einige Lehrer in die freie Wirtschaft in die unterschiedlichsten Zweige gegangen. Man muss halt tatsächlich seine Nische finden.

An der LMU gibt es anscheinend einen Studiengang "Historische Fachinformatik". Wäre das was für dich?

 

https://www.hgw.geschichte.uni-muenchen.de/ueber_uns/faecher/fachinformatik/index.html

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Er braucht keine Ausbildung, er hat ein abgeschlossenes Studium und kann damit Arbeit finden.

TE, du hast eine PM von mir.

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vor 8 Stunden, Female_M schrieb:

Er braucht keine Ausbildung, er hat ein abgeschlossenes Studium und kann damit Arbeit finden.

guter Witz

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Hat sie recht. Das LA für Gym wird an einer Universität mit dem SE I abgeschlossen. Der Studiengang ist nicht nach einem Lehrerdasein ausgerichtet. Es gibt zusätzliche Scheine zu den Masterstudiengänge. In allen Seminaren, Vorlesungen, Prüfungen ist man mit den Masterleuten zusammen. Es ist also ein wissenschaftliches Studium. Deswegen wird auch moniert, dass Gymnasiallehrer viel zu wenig pädagogische Inhalte während des Studiums lernen. 

 

Alle anderen Lehrämter werden an einer PH studiert. Dort ist das SE I rein für die Schule zu gebrauchen.

Man konnte zu meiner Zeit übrigens die Doppelprüfung SE I und Master/Diplom machen. War prüfungstechnisch ein größerer Aufwand, aber kein Problem da gleiche Inhalte.

Ganz ehrlich? Ich mag meinen Beruf, aber wie das Schulamt mit Menschen umgeht, gefällt mir nicht immer. Ich hatte aufgrund des Systems da auch schon den Schritt in die freie Wirtschaft überlegt. Kam dann doch anders.

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vor 5 Minuten, Female_M schrieb:

Fieldtested.

dann hätte ich gerne ein Jobangebot von dir

habe Philosophie studiert

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2. Fach? 

Ansonsten werde doch Kleinkünstler. Dafür man darf das Philosophiestudium auch zweimal abbrechen.

bearbeitet von Gast

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vor 17 Minuten, Nachtzug schrieb:

dann hätte ich gerne ein Jobangebot von dir

habe Philosophie studiert

 

Ich arbeite jetzt beim Land. Außerhalb der Schule, keine MINT-Fächer. Das geht alles, aber da ich kein Arbeitgeber bin,

musst du dir deinen Job selbst suchen.

Einen Tipp- bei Facebook gibt es eine Gruppe namens "Lehrer auf Abwegen", dort werden auch fast täglich Stellenangebote

für Geisteswissenschaftler gepostet. Bildungsreferent, Studienberater, Kommunalreferent, Arbeitsvermittler bei der Agentur für Arbeit etc.pp.

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vor 14 Minuten, Samtschnute schrieb:

2. Fach? 

Ansonsten werde doch Kleinkünstler. Dafür man darf das Philosophiestudium auch zweimal abbrechen.

 

Ein Bekannter von mir arbeitet mit seinem Philosophiestudium als Refent für eine Partei. Geht alles.

Mit limited beliefs und "geht nicht" kommt man natürlich nicht weit. Ich selbst habe noch ein Aufbaustudium absolviert,

das hat meine Chancen natürlich auch nochmal deutlich gesteigert. Ohne Fleiß kein Preis. 😉

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vor 12 Stunden, novushomo schrieb:

Das fand ich vor allem deswegen spannend, weil die dort in der IT-Abteilung chronisch unterbesetzt waren und ich dort aushelfen konnte, sobald bekannt war, dass ich PC / Technikprobleme aller Art relativ flott beheben konnte. Der Punkt bringt mich dann zu meinem Bezug zur IT: Im Prinzip kommt jeder aus meinem Bekanntenkreis zu mir, wenn er technische Beratung / Kaufberatung / einrichten von Heimnetzwerken, PC‘s, Druckern, Routern oder auch Hilfe im Umgang mit Programmen. benötigt. Ich liebe Technik und bin in der Lage, effizient Lösungen für Probleme dieser Art zu liefern.

 Immer mehr Schulen verpflichten sich der Digitalisierung und doch sind die Lehrer zum großen Teil vollkommen überfordert mit der Materie. Im Prinzip könnte man da eine eigene Stelle für schaffen: Jemand, der dauerhaft das Schulnetzwerk administriert und sich um Beamer, Smartboards etc. kümmert... Aber gut, ich spinne nur rum gerade.

@SchnatterNatter Wenn du Fachinformatiker in den Raum wirfst, meinst du da eher Anwendungsentwicklung oder Systemintegration?

Was du hier als "Technikprobleme flott lösen" beschreibst, ist ein besserer Hausmeister. Alternativ First Level Support.

Schau mal, du hast dir ein paar Skills angeeignet im Studum, bspw. Recherche, Pädagogik etc.
Diese Skills solltest du zuerst herausfinden.
Dann schauen, wie du sie mit deinen Interessengebieten verknüpfen kannst.

Beispiel:
Meine Skills sind komplexe Sachen einfach Erklären, logisches Denken und Lernen.
Meine Interessen sind hauptsächlich technischer Natur.
Deshalb bin ich Softwareentwickler und unterrichte nebenberuflich Softwareentwicklung => Skills mit Interessen verknüpft.

 

 

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vor 10 Stunden, Female_M schrieb:

Er braucht keine Ausbildung, er hat ein abgeschlossenes Studium und kann damit Arbeit finden.

Einmal das große Bic Mac Menü, bitte... 🤣

Im Ernst, da ein großer Teil der Eltern seit vielen Jahren so denkt, warten manche Kollegen von mir jetzt bis zu 6 Monate auf einen Termin mit einem guten Estrichleger, Fliesenleger etc.

 

bearbeitet von Strothmann

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vor 6 Minuten, Strothmann schrieb:

Einmal das große Bic Mac Menü, bitte...

das ist eine ehrliche und anständige Tätigkeit - im Gegensatz zu den vielen anderen Jobs, die Geisteswissenschaftlern nach ihrem Studium nahegelegt werden (Das Stichwort Parteireferent ist ja schon gefallen)

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