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Hallo ihr Lieben,

kurz zu meiner gegenwärtigen Situation:

ich bin 30, habe zuletzt auf einem Kreuzfahrtschiff gearbeitet, bin seit Ende März wieder zuhause, LDR läuft gut. (LDR arbeitet auch in der Kreuzfahrt Branche, haben uns auf Arbeit kennen gelernt, er fährt noch immer zur See, ich wollte aber wieder an Land ankommen)

Seit Juli habe ich zuhause auch wieder einen Job, der mich nicht erfüllt. Die Kollegen sind nett, die Arbeitszeiten nerven (oft bis 22 Uhr), und es ist im Endeffekt nicht der Job den ich gelernt habe, sondern eine Abwandlung davon. Die Bezahlung ist ok, ich strebe aber, gerade nach diesem Kreuzfahrt Ding nach wirklicher Erfüllung im Job. Es ist beschissen für mich, mich jeden Tag zur Arbeit zu schleppen und sich zu denken- eigentlich könnte es so viel besser sein. 

Ich wohne in einer kleineren Großstadt, in der es für meinen Arbeitsbereich nicht wirkliche Chancen gibt. Also habe ich mich jetzt mal in Hamburg umgeschaut (Grund dafür ist u.a. Auch melne LDR weil er dort eher einen Job bekommt als bei sich zuhause, außerdem kenne ich viele Leute in Hamburg, mag die Stadt sehr etc) und tatsächlich eine Art Traumjob da gefunden, für mich wirklich der 6er im Lotto. Beworben und gestern einen Anruf bekommen - ich soll zum Vorstellungsgespräch! Habe mich gefreut wie sonst was!

Kurz zu meinem Elternhaus- meine Mutter ist leider schon sehr überbehütend, eher ängstlich, sehr leicht zu verletzen und nimmt vieles persönlich. Als ich heute ansprach, dass mich Hamburg als Wohnort reizen würde, und ich dort eine tolle stelle gesehen habe, kam gleich die „enttäuscht“ Nummer! Im Endeffekt sei es ja meine Sache, sie deutete aber an, dass ich da ja „ganz alleine“ wäre, dass sie mir dann „nicht helfen“ könne und was ich hier „alles aufgeben“ würde. Ich wohne in einer Eigentumswohnung, die ich dann verkaufen würde. Ich finde das ok, und ich weiß auch dass ich für das Geld in HH keine Wohnung kaufen könnte- aber ich habe Rücklagen! Ich habe fast 3 Jahre „alleine“ auf dem Kreuzfahrtschiff gelebt, bin super zurecht gekommen, habe während meiner Ausbildung 3 Jahre in einer anderen Stadt gewohnt (nur ca 50 km entfernt) und bin super zurecht gekommen.

mich ärgert ihre „sorge“ weil es für mich unbegründet ist - ich bin keine 12 mehr und traue es mir problemlos zu, da zurecht zu kommen. Ich bin fest davon überzeugt dass Bewerbungsgespräch auf jeden Fall wahr zu nehmen. Dennoch habe ich die Befürchtung dass meine Mutter vieles versuchen wird, mir das madig zu reden, mir ein schlechtes Gewissen zu machen, und mich überzeugen will hier zu bleiben.

Habt ihr Tipps wie ich ein Gespräch mit ihr gut meistern kann? Wir werden beide schnell wütend und dann ist ein Gespräch gar nicht möglich. Sie fühlt sich schnell verletzt von mir, hält mich für undankbar (ich hatte 2007 einen sehr schweren Verkehrsunfall und war 1,5 Jahre lang auf viel Hilfe angewiesen, sie hat damals eine posttraumatische belastungsstörung deswegen bekommen, sie hat generell immer viel für mich getan etc.) und das möchte ich nicht. Ich bin ihr dankbar für alles was sie für mich getan hat. Mir ist ein erfülltes Arbeitsleben jedoch sehr wichtig und das könnte eine sehr große Chance sein! Ich möchte nur nicht, dass der Haussegen deshalb schief hängt. Für Gesprächshilfen und Tipps wäre ich euch sehr dankbar!

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Gast

Klingt als ob sich Deine Mutter einfach sehr große (übertriebene) Sorgen um Dich macht. Das ist zu einem Teil ja auch nachvollziehbar. Hat sie therapeutische Hilfe wegen ihrer PTBS? 

Vielleicht kommt dazu noch die eigene Angst vor dem Verlassen werden. Wie alt ist Deine Mutter? Lebt sie mit Deinem Vater zusammen? Nachdem Du nun so lange weg warst, hat sie sich vielleicht einfach gefreut, dass Du wieder da bist. 

Versuche einfach mal die Seite Deiner Mutter zu sehen, frag sie vielleicht, wovor sie Angst hat und versuch sie ihr zu nehmen. Drück auch nochmal Deine Dankbarkeit für ihre Unterstützung aus und sag ihr, dass Du auch für sie da sein wirst, wenn sie Hilfe braucht (sofern das zutrifft natürlich nur). Erkläre ihr, wieso das Dein Traumjob ist und dass Du Dir zutraust in Hamburg zurechtkommen. 

Ich denke, mit einem einfühlsamen und wertschätzenden Gespräch, könnt ihr das gut lösen. 

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Gast

Eltern können fast immer schwer loslassen, das gilt noch um Vieles mehr, wenn das Kind einen schweren Unfall hatte. Aber das ist das Problem deiner Mutter. Eltern wollen immer, dass ihre Kinder glücklich werden, leider meist jedoch nur glücklich im Sinne ihrer eigenen Vorstellung.

Dass du das Verhältnis mit deiner Mutter harmonisch gestalten willst, ist in Ordnung. Nicht in Ordnung ist, dass dir das scheinbar auch nur annähernd so wichtig ist, wie wo du lebst und wie du arbeitest. Egal, ob es sich als richtig rausstellt oder nicht, mach deine eigenen Erfahrungen.

Falls du den Job bekommst, behalte die Eigt.Wohnung erstmal und schau dir den Job und die Stadt an, leb dich ein. Das wird auch deine Mutter entspannen, da du ja jederzeit zurückkehren kannst, wenn es dort nicht mehr gut wäre.

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Hallo ihr zwei!

danke für eure Antworten! Meine Mutter ist Anfang 60, mit meinem Papa immer noch zusammen. Mein Bruder hat sich vor ca 10 Jahren der Familie abgewendet, was sie immer noch nicht richtig verkraftet hat. Deswegen fielen auch so Sätze wie „jaja, lasst ihr mich mal alle alleine hier“

Zur Zeit sind meine Eltern im Urlaub. Ich denke, dass zb mein Papa auch besser oder pragmatischer mit der Situation umgehen kann und vielleicht auch nochmal mit ihr sprechen kann.

Meine Eltern haben die letzten Jahre viel für mich getan, auch als ich zur See gefahren bin- haben mir zuhause den Rücken frei gehalten. Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar und möchte nicht, dass unsere Beziehung dadurch belastet wird, dass ich umziehen möchte.

Die Idee, die Eigentumswohnung erst einmal zu halten - für den Fall der Fälle- finde ich gut und werde ich mal anbringen. 

Meine Mutter ist wegen ihrer PTBS nicht in Behandlung, es hat sich in den letzten 5 Jahren auch massiv gebessert. Ganz selten, ca einmal im Jahr wenn sich das Datum des Unfalls jährt, kriegt sie nochmal kurze aber intensive Flashbacks. Eine Behandlung lehnt sie jedoch komplett ab („ich bin ja nicht verrückt“)

Ich warte jetzt erst einmal dass sie aus dem Urlaub zurück kommen- so aus der Ferne finde ich ein Gespräch doof. Das Vorstellungsgespräch habe ich auch erst Ende September - also noch etwas Zeit ihr alles ein bisschen näher zu bringen. 

Ich halte euch auf dem laufenden. Danke für eure Beiträge ☺️

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Am 29.8.2019 um 19:53 , Cali1712 schrieb:

ich hatte 2007 einen sehr schweren Verkehrsunfall und war 1,5 Jahre lang auf viel Hilfe angewiesen, sie hat damals eine posttraumatische belastungsstörung deswegen bekommen, sie hat generell immer viel für mich getan etc.

Ich würd mir eventuell mal in Ruhe ansehen inwiefern du dir da mehr Schuldgefühle machst als nötig wären. Finde es nämlich auch durchaus spannend wenn sie die Behandlung dafür ablehnt.

Am 29.8.2019 um 19:53 , Cali1712 schrieb:

Habt ihr Tipps wie ich ein Gespräch mit ihr gut meistern kann? Wir werden beide schnell wütend und dann ist ein Gespräch gar nicht möglich.

Such dir ev. mal die Basics raus zum Thema "Gewaltfreie Kommunikation" nach Marshall Rosenberg. Is zwar a bissl mühsam, aber eine gute Formel um Beziehungsthemen sehr wertschätzend zu kommunizieren.

Insgesamt bleibt bei mir so die Frage offen wo genau deine Angst liegt. Also ja, an der Oberfläche geht's um die Sorge des Verlustes der Beziehung mit den Eltern. Aber was steckt da drunter? Angst nicht alleine klarzukommen? Angst ein schlechter Mensch zu sein? Oder ist noch was offen zwischen dir und deinen Eltern, das noch geklärt gehört? Passiert im Zuge des Erwachsenwerdens öfter mal.

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vor 10 Stunden, Helmut schrieb:

 

Insgesamt bleibt bei mir so die Frage offen wo genau deine Angst liegt. Also ja, an der Oberfläche geht's um die Sorge des Verlustes der Beziehung mit den Eltern. Aber was steckt da drunter? Angst nicht alleine klarzukommen? Angst ein schlechter Mensch zu sein? Oder ist noch was offen zwischen dir und deinen Eltern, das noch geklärt gehört? Passiert im Zuge des Erwachsenwerdens öfter mal.

Hi Helmut, Danke für deinen Beitrag. In die gewaltfreie Kommunikation werde ich mich mal einlesen. Danke für den Tipp!

Deine Frage finde ich spannend und musste mir da selber ein wenig Zeit für nehmen. Wovor hab ich überhaupt Angst? Ich komme alleine meist besser zurecht als mit anderen 😁 das denke ich nicht.

Mir hat vor 2 Jahren mal ein ehemaliger FB gesagt ich sei ein schlechter Mensch, was mich damals sehr getroffen hat. (Inwiefern einseitige Gefühle da der Grund für waren sei mal dahin gestellt, getroffen hat es mich trotzdem)

ich will nicht, dass sie mich für egoistisch („sie denkt nur an dass was für sie gut ist. Was mit uns ist, und ob uns das gefällt ist egal“) oder für undankbar („trotz dass wir alles getan haben lässt sie uns alleine“) halten. Meine Mutter ist tatsächlich großartig darin mir ein schlechtes Gewissen zu machen, sie übertreibt halt auch sehr oft (bsp von neulich: sie ist sehr ordentlich, ich bin eher chaotisch. Sie war bei mir zuhause und es war für ihren Geschmack nicht ordentlich genug, unterschwellige motzerei, als sie geht hat sie Tränen in den Augen und sagt mir, sie hätte bei der Erziehung versagt, weil ich ja so unordentlich wäre. Wir sprechen hier von 10 krümeln in der Küche, einem Glas was noch im Wohnzimmer stand und ein nicht abgewischtes Regal auf dem Staub war! Und das wars! 🤷🏼‍♀️)

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Ich stell diese Frage nicht gern, weil sie sehr unangenehm ist. Aber sie könnte dir helfen, wenn du dich darauf einlässt. Falls nicht, kein Thema.

 

Stell dir vor du kriegst einen Anruf. Deine Mutter hatte einen Unfall und liegt im Krankenhaus. Als du reinkommst sagt dir der Arzt sie hätte nur mehr eine Stunde. Sie ist voll ansprechbar. 

Was würdest du ihr unbedingt noch sagen wollen? Und was würdest du von ihr gern noch hören wollen?

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Da gäbe es einiges. Sie hat nach der Geburt meines älteren Bruders aufgehört zu arbeiten, war immer da für uns. Es tut mir so leid dass das mit meinem Bruder sich so entwickelt hat (kein Kontakt mehr, Kommunikation nur über Anwalt etc.), dass ich ihr dankbar bin dafür was sie aufgegeben hat für uns und dass sie immer da war.

Ich hab viel scheisse erlebt, zb der Unfall und auch eine sehr toxische LTR vor 6 Jahren, dass ich gerne mit ihr rede - auch über meine Probleme und dass ich es schätze, dass sie mir immer mit Rat und Tat zur Seite steht, dass ich froh bin dass sie meine Mama ist.

Und dass sie alles richtig gemacht hat - ich hatte eine sehr wilde Phase von 25 bis 27, aber das ist nie aus dem Ruder gelaufen und ich bin ein selbständiger, verantwortungsbewusster und zielorientierter Mensch geworden. Ich schaffe es, mich aus jedem Loch raus zu ziehen, mache immer weiter, und habe auch meinen Optimismus nicht verloren - wozu sie mich immer aufgerufen hat. 

Ich würde gerne von ihr hören, dass sie vertrauen in mich hat, dass ich zurecht kommen werde, auch dass sie stolz ist auf mich, auf was ich alles bisher geschafft habe. Und dass es eine gute Grundlage ist um weiter zu machen.

Diese Gedankengängen haben mich gerade selbst sehr berührt. Danke für diesen Anstoß!

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Freut mich, und danke für deine Offenheit.

Wenn du möchtest kannst du dir ja überlegen ob diese Dinge in Person, oder falls das zu steil ist vielleicht auch mit einem Brief, mal ausgesprochen werden sollten. Ohne vorher oder nacher das aktuelle Thema einzumischen, einfach nur mal das da sein lassen was sowieso  da ist.

  • TOP 1

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So, weiter gehts! Manchmal frage ich mich, ob ich von meinen Eltern abstamme😅

Hatte mit meiner Mutter nochmal über alles gesprochen - sie ist nicht begeistert, sagt aber es sei meine Entscheidung.

Mittlerweile habe ich auch insgesamt 3 Vorstellungsgespräche in HH, das lief alles bisher fast zu gut um wahr zu sein. 

Mein Papa hat mich eben als ich zu Besuch war gefragt, ob ich schon was von dem besagten Traumjob gehört hätte und ich meinte ja, ich hab da jetzt bald ein Vorstellungsgespräch. Und es gab von beiden keine Reaktion, nichts. Die sind heute morgen aus dem Urlaub gekommen, kramten weiter in ihren Taschen. Als ob ich nichts gesagt hätte. Ich erwarte keine Freudensprünge, keinen Jubel, aber so gar keine Reaktion? Fand ich sehr unpassend irgendwie... dass ich mich noch woanders in HH beworben hab und nächsten Montag schon 2 Vorstellungsgespräche habe will ich Ihnen jetzt einfach gar nicht mehr erzählen- und selbst wenn? Kommt ja eh keine Reaktion... 

wollte mich darüber nur einmal auskotzen 😁 Danke fürs zuhören 😁👌🏼

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