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Hi.

Kennt ihr ein Buch (oder habt konkrete Tips), wo es darum geht, Durchsetzungsfähigkeit in der Praxis zu trainieren?

Was meine ich konkret?

  • In Gesprächen die Führung übernehmen (sich zum Beispiel nicht zuschwallen lassen, andere einfacher unterbrechen können, aber auch ruhigere Personen zum Sprechen zu ermutigen, ein angenehmes Klima schaffen)
  • In Gruppen die Führung übernehmen (alle quatschen durcheinander, alle laufen in verschiedene Richtungen, ich stehe doch wieder nur still daneben, weil es mir zu chaotisch ist, was tun?)
  • Nein sagen (und zwar ohne schlechtes Gewissen)
  • Andere Leute um das bitten, was man möchte
  • Spaß an Kommunikation entwickeln und Kommunikation als Spiel begreifen, in dem man die anderen auch fordert (aber im Team spielen, nicht gegeneinander)
  • Die eigene Meinung sagen (auch und vor allem, wenn man mit dieser Meinung aneckt)
  • Adäquat auf Aggression durch andere reagieren
  • Den eigenen Willen durchsetzen, bekommen was man will, Verhandlungsgeschick lernen
  • Auf fremde Menschen zugehen
  • Streiten ohne wütend zu werden
  • Gegen soziale Normen verstoßen können, ohne Angst zu haben (von fremde Leute anquatschen über tanzen obwohl man nicht tanzen kann bis zu Arschlöcher einfach mal unhöflich abzufertigen)
  • Konflikte so führen, dass sie keine Belastung sind, sondern sich konstruktiv anfühlen
  • etc

Und wie gesagt, mich interessiert die Praxis. Also wirklich die Frage: Wie kann ich das am sinnvollsten trainieren?

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Sachlich bleiben und

positiv formulieren und das immer und immer und immer wieder und Geduld haben.

Sich nicht an Negativbeispielen/Pappkameraden abarbeiten bzw. dieses Spiel nur begrenzt mitmachen. Es kann zunächst dazu dienen, Commitment innerhalb einer Gruppe herzustellen. Irgendwann aber den Turnaround hinbekommen und auf die Lösung hinarbeiten.

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vor 23 Stunden, puadavid schrieb:
  • Nein sagen (und zwar ohne schlechtes Gewissen)
  • Andere Leute um das bitten, was man möchte
  • Die eigene Meinung sagen (auch und vor allem, wenn man mit dieser Meinung aneckt)
  • Auf fremde Menschen zugehen
  • Gegen soziale Normen verstoßen können, ohne Angst zu haben (von fremde Leute anquatschen über tanzen obwohl man nicht tanzen kann bis zu Arschlöcher einfach mal unhöflich abzufertigen)

 

Das sind sehr viele Ziele, die du da hast und nicht unbedingt alle vergleichbar. Mein Tipp wäre, sich auf die zu konzentrieren, wo es um die Überwindung des inneren Schweinehundes geht und da einfach einmal zu machen. Ich habe einmal im Zitat nur die stehen gelassen, wo das geht. Ich denke, das hilft dann mittelfristig auch auf anderen Gebieten, die du genannt hast. Aber die anderen halte ich für schwieriger, weil der, der Führung in der Gruppe übernehmen möcht,e auch ein gewisses Maß an Autorität braucht und du die nicht herzaubern kannst (aber evt. durch die Punkte, die noch auf der Liste stehen steigern). Und bei allem was du im Konfliktfall erreichen möchtest bzw. beim Umgang mit Agression, brauchst du halt zum Üben einen Konflikt, also eine/einen Zweite/n. Aber wenn du erst einmal versuchst die Punkte von oben umzusetzen, wirst du sicher lernen in Situationen, die dir innerlich Druck machen allgemein ruhiger zu werden. Hilft also auch.

Etwas kritisch sehe ich " Den eigenen Willen durchsetzen, bekommen was man will, Verhandlungsgeschick lernen" - wer Verhandlungsgeschick hat, bekommt nicht unbedingt das was er will, sondern es geht gerade darum, den besten erreichbaren Deal zu bekommen. Du musst also dem anderen was anbieten. Insbesondere wenn du öfter mit dem anderen zu tun hast (wenn es eh nur um einmal geht und man die Existenz von Polizei, Gerichten und Rechtsstatt außer Acht lässt, kannst du dem Anderen auch eine auf den Schädel hauen und dir einfach nehmen was du willst; ist einfacher als verhandeln - ok, besser nicht). Der Andere wird sich nämlich das nächste Mal daran erinnern, ob er von dir über den Tisch gezogen wurde oder es eine Win-Win-Situation war. Da man sich immer zweimal im Leben sieht, ist es dafür, dass du auch das nächste Mal möglichst viel von dem bekommst, das du möchtest, besser, wenn er es als Win-Win einschätzt.

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Gast
Am 13.8.2019 um 12:01 , puadavid schrieb:

Wie kann ich das am sinnvollsten trainieren?

All diese Themen habe einen gemeinsamen Faktor. Einige Deiner Gedanken versuchen, Dich zurück zu halten, wenn Du die angesprochenen Handlungen tun möchtest. Glaube ihnen einfach nicht und sei neugierig, herauszufinden, was passiert.

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Am ‎13‎.‎08‎.‎2019 um 12:01 , puadavid schrieb:

Und wie gesagt, mich interessiert die Praxis. Also wirklich die Frage: Wie kann ich das am sinnvollsten trainieren?

Die meisten deiner Punkte erübrigen sich wenn du ehrlich zu dir und zu anderen bist und danach handelst.

Versuch mal ein paar Wochen lang absolut ehrlich zu jedem zu sein, du wirst merken wie schwer das eigentlich ist und wie oft man unbewusst andere nach dem Mund redet. Andererseits wirst du auch merken dass die Welt nicht untergeht wenn du deine eigene Meinung vertrittst und zu dir stehst.

 

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Gast
Am 13.8.2019 um 12:01 , puadavid schrieb:

 

Und wie gesagt, mich interessiert die Praxis. Also wirklich die Frage: Wie kann ich das am sinnvollsten trainieren?

1) Sich die fragen stellen, warum du Durchsetzungsfähiger werden willst. Also geht es um irgendein Alpha-Status-Zeug, oder will ich z.B. im Beruf besser verhandeln können? Quasi das Ziel definieren.

2) Das du ganz nüchtern in den jeweiligen Situation überlegst, was will ich erreichen? Was wollen die anderen? Also sich gedanklich etwas aus der Situation in die Meta-Ebene begeben.

 

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Wichtig ist meiner Meinung einzig allein Selbstbewusstsein. Wenn du das hast, bist du wie der Name sagt - deines selbst' bewusst - und kannst dementsprechend locker auf jegliche Situatiionen reagieren. Viele Punkte die du aufführst, hängen damit zusammen, dass es einem wichtig ist, wie man anderen ggü. wirkt. Wenn du selbstbewusst bist, ist dir das egal und du kannst entsprechend zu deiner Meinung stehen, sagen was du denkst.

Praktisch gesehen würd ich dir empfehlen, dich in den Bereichen, in denen du unterwegs bist, zu bilden und Experte zu werden. Dann hast du das entsprechende Rüstzeug zur sachlichen Diskussion. Gibt nix schlimmeres, bzw. leichter zu entlarvendes, als Leute, die meinen ihren Senf dazugeben zu müssen, aber fachlich keinen Plan haben.

Ansonsten kann ich dir empfehlen, einen "Debattier-Club" zu besuchen, da wird ganz praktisch über Themen debattiert. Sachlich zu bleiben und einen kühlen Kopf in hitzigen Situationen lernst du, wenn du gewohnt bist, dich in solchen Situationen zu befinden.

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Hallo zusammen.

Danke für die vielen hilfreichen Antworten. Ich geh erstmal nur auf die beiden ein, mit denen ich mich mehr befasst habe.

 

Am 13.8.2019 um 20:16 , smallPUA schrieb:

Hilft da nicht das Buch "Professionelle Gesprächsführung" einiges?

Ich hab es mir letzte Woche in der Bibliothek geholt und das meiste von dem Buch jetzt gelesen. Relativ viel davon fand ich sehr interessant und hilfreich. Das Buch richtet sich ja an Führungskräfte und ich halte öfter Schulungen, was ein bisschen so ähnlich ist und wo ich viel davon gebrauchen kann.

Allerdings ist deshalb der Fokus auch sehr darauf ausgerichtet, wie man andere versteht, ihre Beweggründe versteht, dafür sorgt, dass sie sich im Gespräch wohlfühlen, etc. Letztendlich immer mit dem Seitenblick darauf, wie man unnötige Irritationen, negative Emotionen und Missverständnisse verhindert. Der Teil "Wie kriege ich am ehesten was ich will?" wird dadurch sehr gut abgebildet. Was mich aber auch oder sogar noch mehr interessiert, ist die Frage, wie ich dafür sorge, dass ich selbst mich in dem Gespräch wohlfühle.

Etwas platt ausgedrückt: Mit dem Buch kann man lernen, noch mit dem letzten kindischen Idioten ein halbwegs erwachsenes Gespräch mit einem konstruktiven Ausgang zu führen, auch wenn dafür teilweise viel Selbstdisziplin und Energie nötig ist. Ich würde aber zusätzlich gerne lernen, wie ich in ein Gespräch gehe, wo mir weder der konstruktive Ausgang noch der kindische Idiot am Herzen liegen, sondern ich mich einfach in dem Gespräch wohlfühle, egal was passiert.

Beides sind natürlich wichtige Fähigkeiten. Denn am Ende möchte ich selbst entscheiden können: "Ist es mir das jetzt wert, hier so viel Energie zu investieren? Oder bin ich da einfach mal egoistisch und geh zur Not auch auf Kosten meines Gegenübers mit einem guten Gefühl hier raus?"

Ich weiß nicht, ob der von mir gewählte Begriff "Durchsetzungsfähigkeit" es wirklich trifft. Vielleicht wäre "Dominanz" besser.

 

Davon abgesehen übrigens: Ich habe oft (und auch bei diesem Buch) das Gefühl, dass solche Kommunikations-Ratgeber zwar in die richtige Richtung weisen, dass aber viele konkrete Beispiele und Tipps etwas künstlich daherkommen. Also manche Beispiele sind so, dass man sich denkt "So redet doch niemand!" bzw wenn jemand so mit mir reden würde, wäre mein erster Gedanke, aus welchem Buch er das wohl auswendig gelernt hat. Das spricht dann nicht unbedingt für die Alltagstauglichkeit oder auch nur dafür, dass der Autor das im Alltag umsetzt.

 

Am 13.8.2019 um 17:55 , saian schrieb:

Du benötigst keine Tipps mehr.

Jetzt nimmst du alle deine Punkte und:
1. kreierst aus jedem einen actionable steps
2. erstellst viele Erinnerungen an diese actionable steps
3. setzt sie um

Was ähnliches habe ich in den letzten Wochen gemacht, allerdings ohne es mir vorzunehmen. Konkret hat es mich sehr genervt, dass manche Leute ohne Punkt und Komma reden. Ich finde das sehr unsympathisch, weil natürlich einerseits ich nicht zu Wort komme, andererseits auch wichtige Gesprächspausen fehlen. Also sobald man mal zwei Sekunden über was nachdenkt, fängt die Person schon an weiter zu reden und bevor man etwas sagen kann, hat sie schon das Thema gewechselt. Genauso Menschen, die einem ständig ins Wort fallen (sind meist dieselben). Solche Gespräche sind total anstrengend für mich.

Also, das hat mich in letzter Zeit nochmal mehr beschäftigt und ich hab viel darüber nachgedacht, wie ich darauf reagieren möchte. ich hab es nämlich gaaaanz tief in mir drin, dass man andere nicht unterbricht und dass man andere zu Wort kommen lässt. Selbst wenn mich jemand vollschwallt, fühlt es sich total unhöflich an, ihn zu unterbrechen. Selbst wenn mich ständig jemand unterbrecht, fühlt es sich regelrecht eklig an, einfach selbst weiter zu reden und lauter zu werden. Das Gespräch wird dann auch schnell insgesamt unangenehm, weil es immer lauter und hektischer wird (glaubte ich zumindest). Ich hasse laute und hektische Gespräche. Ebenfalls habe ich große Hemmungen davor, einfach mal zu sagen "Hey, du redest wie ein Wasserfall. Lass mich doch auch mal zu Wort kommen."

Ich hab also viel darüber nachgedacht (ich hatte ja auch Zeit, während ich den Redeschwall anderer über mich ergehen lassen musste ;-) ) und in meinem Kopf hat sich der Gedanke geformt, dass Aktion letztendlich das einzige ist, was hilft. Und dass wahrscheinlich alles genannte (andere unterbrechen, sich selbst nicht unterbrechen lassen, direkt das Problem ansprechen) je nach Situation angebracht ist. Als ich dann das nächste Mal in die Situation gekommen bin, habe ich es einfach ausprobiert. Natürlich erst im Kleinen. Actionable Steps eben. Aber ich war erstaunt, wie viel Handlungsspielraum man eigentlich hat. Also wenn ich mir vorher überlege, wie ich mich in einer Situation verhalten möchte, kann ich das tun, selbst wenn es total gegen meine "natürliche Reaktion" geht.

 

Ich hab dann angefangen, immer wenn ich das Gefühl hatte, jemand schwallt mich voll, dass ich der Person ab und zu ins Wort falle. Die allermeisten haben sich nicht daran gestört, ganz im Gegenteil. Sie haben mich öfter von sich aus zu Wort kommen lassen. Der zweite Schritt war, mich selbst nicht unterbrechen zu lassen. Auch hier erst eine sehr niedrige Frequenz: Also wenn mich jemand im selben Gespräch zum dritten oder vierten Mal unterbrochen hat, habe ich einfach weitergeredet. Und zwar betont langsam, ruhig und laut. Und zwar als bewusste Demonstration: "Ich höre dir gerade nicht zu, denn ich bin gerade am reden. Ich lass mich auch nicht auf dieses Battle darum ein, wer jetzt zu Wort kommt, sondern ich rede einfach ganz in Ruhe weiter. Du kannst selbst entscheiden, ob du mir weiter zuhörst, aber du wirst mich nicht mit deinem Verhalten unterbrechen." Auch hier das Ergebnis: Ich wurde weniger unterbrochen.

Die Reaktion meiner Gesprächspartner hätte ich eigentlich gar nicht erwartet. Ich dachte, sie machen einfach so weiter und ich wollte - indem ich ihr Spiel etwas mitspiele - selbst mehr Redezeit abbekommen. Wieso die anderen sich mehr zurücknehmen, sobald ich mich weniger zurücknehme, bleibt mir etwas rätselhaft. Wieso reden Leute überhaupt so viel und fallen einem so viel ins Wort? Eine Erklärung wäre Unsicherheit. Dann trage ich vielleicht durch mehr Dominanz im Gespräch dazu bei, dass sie sich selbst zurücklehnen können. Oder es ist die Lust am Reden. Manchmal sprudeln die Assoziationen ja geradezu und alles muss raus. Vielleicht ist es dann so, dass ich das Synapsenfeuerwerk beim Gegenüber unterbreche, indem ich den Redeschwall unterbreche. Wenn ihr andere Erklärungen habt, lasst gerne hören.

 

Einer ist mir in einer Gruppe kürzlich richtig unangenehm ins Wort gefallen. Ich wurde etwas gefragt und hab angefangen zu antworten. Ein anderer hatte die Frage mitgehört und wollte sie unbedingt beantworten und obwohl ich weitergeredet habe (langsam, ruhig, laut), ist er mir so dazwischen gefahren, dass ich mich irgendwann selbst unterbrochen habe, gewartet habe, bis er seine Antwort rausgeprustet hat (in einer Wahnsinnsgeschwindigkeit) und ihm dann halb im Ernst und halb im Spaß gesagt, dass er mich doch verdammt nochmal ausreden lassen soll und das Verhalten unmöglich ist.

Dass er so vehement unbedingt diese Frage beantworten wollte und mir so dermaßen ins Wort gefallen ist, obwohl ich ihn relativ lange ignoriert und einfach weitergeredet habe (also 2-3 Sätze lang), war so ein wtf-Moment, dass ich nicht richtig ernst bleiben konnte, aber auch dass die umstehenden Leute darüber lachen mussten. Ich weiß nicht, ob es mir vielleicht auch nur deshalb so leicht gefallen ist, sein Verhalten so offen anzusprechen. Also das vielleicht so als Strategie-Idee? Einfach solange dagegen halten, bis das Verhalten des Gegenübers schon fast lächerlich wird und dann fällt es auch einfacher, das klar anzusprechen?

Andererseits bin ich mir auch nicht sicher, ob ich am Ende in der Situation a) wirklich die Oberhand behalten habe oder b) mich genauso sturköpfig zum Affen gemacht habe oder b) letzen Endes sogar klein beigegeben habe. Ensprechend gemischt sind meine Gefühle bei der Erinnerung daran.

 

Was mich da aber auch noch interessiert, ist die Dynamik in der Gruppe. Während ich in Vier-Augen-Gesprächen (gegen meine Erwartung) jetzt die Erfahrung gemacht habe, dass mehr Dominanz von meiner Seite das Gespräch sogar ruhiger und angenehmer machen kann, bin ich mir in Gruppen da nicht so sicher. Auch aufgrund folgender einfacher Beobachtung: Wenn mehrere solcher Viel-Laberer dabei sind, scheinen die sogar noch gegeneinander anzukämpfen. Jeder will unbedingt mehr zu Wort kommen und am Ende sind sich beide nur noch ständig am Unterbrechen und ich bin schon genervt, bevor ich selbst überhaupt das erste Mal den Mund aufgemacht habe. Meinungen dazu?

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Gerade eben, puadavid schrieb:

Relativ viel davon fand ich sehr interessant und hilfreich.

Freut mich!

vor 1 Minute, puadavid schrieb:

Ich würde aber zusätzlich gerne lernen, wie ich in ein Gespräch gehe, wo mir weder der konstruktive Ausgang noch der kindische Idiot am Herzen liegen, sondern ich mich einfach in dem Gespräch wohlfühle, egal was passiert.

Geht es mehr in die Richtung, dass du dich nicht von den "geistigen Problemen" deines Gegenüber emotional "angegriffen" fühlst, oder deine Werte nicht ins schwanken geraten?

Das du mit deinem Punkten, die du ansprechen willst durchkommt und gehört wirst?

vor 8 Minuten, puadavid schrieb:

Vielleicht wäre "Dominanz" besser.

Wäre IMHO Energie. Evtl. kann @saian da noch was dazu sagen.

Gerade eben, puadavid schrieb:

Davon abgesehen übrigens: Ich habe oft (und auch bei diesem Buch) das Gefühl, dass solche Kommunikations-Ratgeber zwar in die richtige Richtung weisen, dass aber viele konkrete Beispiele und Tipps etwas künstlich daherkommen

Nimm es einfach als Schablone und dann fülle es mit deinem Wortschatz. Ich denke, dass du das sowieso machst. 😉

vor 7 Minuten, puadavid schrieb:

Wenn mehrere solcher Viel-Laberer dabei sind,

In welchem Kontext ist das Ganze denn und warum wollen alle soviel Reden?

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Ich kann dir nur das Buch Nie mehr Mr. Nice Guy empfehlen.

Kurz gefasst geht es in dem Buch auch darum, dass man sich selbst erstmal an erster Stelle stellt, dadurch durchsetzungsfähiger wird und auch andere Bereiche im Leben qualitativ "besser" werden, einfach weil man aufhört, den Bedürfnissen anderer mehr Wert zugeben, weil man sich dadurch selbst unglücklich macht bzw. man sich selbst dadurch unwohl fühlt.

Ansonsten zu dem was du geschrieben hast: Sag einfach ganz ehrlich deine Meinung und fang an die Gruppendynamik zu beeinflussen, falls es deiner Meinung nach ausser Kontrolle gerät oder in eine ungewünschte Richtung verläuft, indem du einfach mal sagst was Sache ist und gezielt die Person darauf ansprichst.

Kann sein, dass du nen Shitstorm erlebst oder Erfolg damit hast. Bei mir funktionierte es jedoch in den meisten Fällen.

Am besten ist natürlich Win-Win-orientiert zu denken, so dass du klar deinen Standpunkt klar machen kannst, die anderen aber nicht zu kurz kommen. Sonst verhältst du dich wie die anderen. 😄

bearbeitet von TheCreat0r

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vor 4 Minuten, smallPUA schrieb:

Geht es mehr in die Richtung, dass du dich nicht von den "geistigen Problemen" deines Gegenüber emotional "angegriffen" fühlst, oder deine Werte nicht ins schwanken geraten?

Das du mit deinem Punkten, die du ansprechen willst durchkommt und gehört wirst?

Hmm... Da muss ich in meinem Kopf ein paar konkrete Situationen rauskramen.

Zum einen wäre da, was ich schon breit angesprochen habe: Dieses nicht zu Wort kommen, wo dann ein Gespräch sich einfach unangenehm anfühlt. Also viel mehr zuhören als selbst reden ist anstrengend und unangenehm. Ich vermute, dass das allgemein so ist. Ein gutes Gespräch ist ein ausgeglichenes. In dem ich durch mein Gegenüber Anregungen bekomme, aber auch die Gelegenheit habe, meine eigenen Gedanken zu ordnen, indem ich sie ausspreche und eben auch durch Gesprächspausen. Natürlich gehts in einem guten Gespräch noch um mehr (das weiß ich spätestens seit dem Buch), aber so oder so ist es selten angenehm, nur zuhören zu müssen.

Wenn man übrigens dagegen keine Handlungsoptionen hat, kommt da noch mehr dazu: Regelrechte Gefühle von Ohnmacht: "Ich muss dieses dumme Gespräch jetzt aushalten. Ich bin vielleicht gerade zu müde und erschöpft um aus meiner Komfortzone rauszukommen und zum Beispiel den anderen zu unterbrechen oder mich einfach unhöflich zu verabschieden. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als es zu ertragen." Also das Ziel ist hier durchaus auch einfach Kontrolle und Macht wiederzuerlangen. Oder nennen wir es Handlungsoptionen. Auch aus der Passivität rauszukommen und stattdessen das Gespräch aktiv mitzugestalten oder eben wie gesagt den Gesprächsfluss zu kontrollieren.

Auch die anderen Punkte, die du nennst, kommen vor. Also zum Beispiel mich emotional angegriffen zu fühlen, wenn mich eben jemand persönlich angreift. Und die Frage: Wie kann ich mich dagegen immunisieren? Wie kann ich solchen verbalen Attacken begegnen, ohne mich schlecht zu fühlen. Im Idealfall, indem ich wirklich schlagfertig reagiere, sodass mein Gegenüber sprachlos ist oder vielleicht sogar gar nicht anders kann, als zu lachen? Wie kann man so entwaffnend sein? Aggression ist für mich ein wichtiges Thema, weil ich davon viel erfahren habe und immer wieder erfahre. Wie kann ich das dadurch erlebte Gefühl von Schwäche und Gefahr umkehren in das Gefühl, dass ich die Situation kontrolliere und sie ungefährlich ist?

Gerade in Gruppen geht es tatsächlich auch darum, nicht außen vor zu sein. In dem Beispiel, dass andere sich gegenseitig ständig unterbrechen und ich dann gar nichts sage, kommt das raus. Ich möchte auch etwas zu dem Gespräch beitragen, könnte auch meist einiges dazu beitragen, nur lässt man mich nicht zu Wort kommen. Ich komm mir dann klein vor. Nicht gewertschätzt, um ein wichtiges Thema aus dem Buch rauszugreifen. Als sehr unangenehmes Beispiel fällt mir ein, wenn ich etwas sage, aber von der Gruppe ignoriert werde, weil alle durcheinanderreden. Das ist wie ein Schlag ins Gesicht.

 

vor 4 Minuten, smallPUA schrieb:

In welchem Kontext ist das Ganze denn und warum wollen alle soviel Reden?

Mir fallen konkret zwei Beispiele ein:

1) Damals in der Schule Gruppenarbeiten. Alle reden durcheinander, keiner hört dem anderen zu, keiner hört mir zu. Eigentlich würde ich gerne zum Ergebnis beitragen, hätte auch das nötige Know How, aber es interessiert keinen.

2) Wir spielen ein Spiel und einer in der Gruppe kennt das Spiel noch nicht und jemand muss die Regeln erklären. 90% der Menschen, die ich kenne, können absolut keine Spielregeln erklären (keine Ahnung warum). Ich bilde mir aber ein, dass ich das ganz gut kann. Ich halte wie gesagt auch Schulungen und hab so ein bisschen ein Gefühl dafür, wie man nicht einfach nur alle Regeln möglichst schnell und chaotisch raushaut, sondern wie man etwas strukturiert und in verständlichen Häppchen erklärt. Ich erlebe aber immer wieder, dass alle total geil darauf sind, Spielregeln zu erklären. Wenn eh schon alle so durcheinanderquasseln, ist es vielleicht fürs Verständnis nicht gerade hilfreich, wenn ich dann auch noch mitmache. Aber ich denke mir halt manchmal "Haltet doch mal einfach fünf Minuten den Mund, ich erklär die Regeln und dann können wir beginnen." Und auch hier hängt es natürlich wieder mir Wertschätzung zusammen: Dass ich sowas kann, will ich natürlich auch zeigen. Gibt genug Sachen, in denen ich schlecht bin. Dann kann ich mal was und keiner nimmt es wahr.

 

Am Ende alles Ego-Probleme?

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Am 20.8.2019 um 20:52 , smallPUA schrieb:

Wäre IMHO Energie. Evtl. kann @saian da noch was dazu sagen.

Spannend ist für mich die Frage, wogegen die Durchsetzung oder worüber die Dominanz stattfinden soll. Dem Gespräch? Dem Gesprächspartner?
Und warum?

 

Am 20.8.2019 um 21:21 , puadavid schrieb:

Zum einen wäre da, was ich schon breit angesprochen habe: Dieses nicht zu Wort kommen, wo dann ein Gespräch sich einfach unangenehm anfühlt. Also viel mehr zuhören als selbst reden ist anstrengend und unangenehm. Ich vermute, dass das allgemein so ist. Ein gutes Gespräch ist ein ausgeglichenes. In dem ich durch mein Gegenüber Anregungen bekomme, aber auch die Gelegenheit habe, meine eigenen Gedanken zu ordnen, indem ich sie ausspreche und eben auch durch Gesprächspausen. Natürlich gehts in einem guten Gespräch noch um mehr (das weiß ich spätestens seit dem Buch), aber so oder so ist es selten angenehm, nur zuhören zu müssen.

Zuerst würde ich mich fragen, was denn für dich persönlich der Zweck dieses speziellen Gesprächs ist.
Du schreibst "zuhören zu müssen", das wäre für mich ein guter Einstieg fürs Nachdenken:
- Warum "musst" du?
- "Darfst" du auch?

 

Am 20.8.2019 um 21:21 , puadavid schrieb:

Wenn man übrigens dagegen keine Handlungsoptionen hat, kommt da noch mehr dazu: Regelrechte Gefühle von Ohnmacht: "Ich muss dieses dumme Gespräch jetzt aushalten. Ich bin vielleicht gerade zu müde und erschöpft um aus meiner Komfortzone rauszukommen und zum Beispiel den anderen zu unterbrechen oder mich einfach unhöflich zu verabschieden. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als es zu ertragen." Also das Ziel ist hier durchaus auch einfach Kontrolle und Macht wiederzuerlangen. Oder nennen wir es Handlungsoptionen. Auch aus der Passivität rauszukommen und stattdessen das Gespräch aktiv mitzugestalten oder eben wie gesagt den Gesprächsfluss zu kontrollieren.

Bist du wirklich handlungsunfähig oder ohnmächtig?
Welche Konsequenzen befürchtest du, falls du das Gespräch beendest?

 

Am 20.8.2019 um 21:21 , puadavid schrieb:

Auch die anderen Punkte, die du nennst, kommen vor. Also zum Beispiel mich emotional angegriffen zu fühlen, wenn mich eben jemand persönlich angreift. Und die Frage: Wie kann ich mich dagegen immunisieren? Wie kann ich solchen verbalen Attacken begegnen, ohne mich schlecht zu fühlen. Im Idealfall, indem ich wirklich schlagfertig reagiere, sodass mein Gegenüber sprachlos ist oder vielleicht sogar gar nicht anders kann, als zu lachen? Wie kann man so entwaffnend sein? Aggression ist für mich ein wichtiges Thema, weil ich davon viel erfahren habe und immer wieder erfahre. Wie kann ich das dadurch erlebte Gefühl von Schwäche und Gefahr umkehren in das Gefühl, dass ich die Situation kontrolliere und sie ungefährlich ist?

Wirst du angegriffen? Wie?
Werden deine Worte/Aussagen angegriffen?
Was ist der Unterschied?
Was erhoffst du dir, wenn der andere dann sprachlos/besiegt ist?
Was wäre der Unterschied, wenn du das Gespräch einfach beendest, anstatt den "Gegner" sprachlos zu machen?

 

Am 20.8.2019 um 21:21 , puadavid schrieb:

Gerade in Gruppen geht es tatsächlich auch darum, nicht außen vor zu sein. In dem Beispiel, dass andere sich gegenseitig ständig unterbrechen und ich dann gar nichts sage, kommt das raus. Ich möchte auch etwas zu dem Gespräch beitragen, könnte auch meist einiges dazu beitragen, nur lässt man mich nicht zu Wort kommen. Ich komm mir dann klein vor. Nicht gewertschätzt, um ein wichtiges Thema aus dem Buch rauszugreifen. Als sehr unangenehmes Beispiel fällt mir ein, wenn ich etwas sage, aber von der Gruppe ignoriert werde, weil alle durcheinanderreden. Das ist wie ein Schlag ins Gesicht.

Was ich mache, wenn alle durcheinander reden:

Ich schreibe mir meine Stichpunkte auf, lehne mich entspannt zurück und warte, bis sich alle ermüdet haben. Wenn es wieder ruhig ist, spreche ich. Jocko Willink meinte dazu, dass seltenes, qualitativ hochwertiges Sprechen bereits ein Statement für sich ist. Wenn diese Person X mal spricht, weiß man, dass man lieber zuhören sollte, denn jetzt kommt Qualität. Das Gegenteil von den Leuten, die andauernd quatschen ohne Value, denen hört man einfach nicht zu.

 

Am 20.8.2019 um 21:21 , puadavid schrieb:

2) Wir spielen ein Spiel und einer in der Gruppe kennt das Spiel noch nicht und jemand muss die Regeln erklären. 90% der Menschen, die ich kenne, können absolut keine Spielregeln erklären (keine Ahnung warum). Ich bilde mir aber ein, dass ich das ganz gut kann. Ich halte wie gesagt auch Schulungen und hab so ein bisschen ein Gefühl dafür, wie man nicht einfach nur alle Regeln möglichst schnell und chaotisch raushaut, sondern wie man etwas strukturiert und in verständlichen Häppchen erklärt. Ich erlebe aber immer wieder, dass alle total geil darauf sind, Spielregeln zu erklären. Wenn eh schon alle so durcheinanderquasseln, ist es vielleicht fürs Verständnis nicht gerade hilfreich, wenn ich dann auch noch mitmache. Aber ich denke mir halt manchmal "Haltet doch mal einfach fünf Minuten den Mund, ich erklär die Regeln und dann können wir beginnen." Und auch hier hängt es natürlich wieder mir Wertschätzung zusammen: Dass ich sowas kann, will ich natürlich auch zeigen. Gibt genug Sachen, in denen ich schlecht bin. Dann kann ich mal was und keiner nimmt es wahr.

Kenne ich sehr gut.
Da gilt das gleiche Vorgehen von oben: Es gibt immer jemand, der null erklären kann & trotzdem laut schreit. Einfach erklären lassen von Schreihals A, der andere wird es nicht verstehen. Schreihals A hat also low Quality geliefert & verzieht sich kleinlaut oder wird von der Gruppe gemaßregelt. Dann mit deinem Ruf ("spricht selten, aber mit extrem hoher Qualität") in einem ruhigen Moment das Wort ergreifen & abliefern.

 

Am 20.8.2019 um 20:39 , puadavid schrieb:

Konkret hat es mich sehr genervt, dass manche Leute ohne Punkt und Komma reden. Ich finde das sehr unsympathisch, weil natürlich einerseits ich nicht zu Wort komme, andererseits auch wichtige Gesprächspausen fehlen. Also sobald man mal zwei Sekunden über was nachdenkt, fängt die Person schon an weiter zu reden und bevor man etwas sagen kann, hat sie schon das Thema gewechselt. Genauso Menschen, die einem ständig ins Wort fallen (sind meist dieselben). Solche Gespräche sind total anstrengend für mich.

Also, das hat mich in letzter Zeit nochmal mehr beschäftigt und ich hab viel darüber nachgedacht, wie ich darauf reagieren möchte. ich hab es nämlich gaaaanz tief in mir drin, dass man andere nicht unterbricht und dass man andere zu Wort kommen lässt. Selbst wenn mich jemand vollschwallt, fühlt es sich total unhöflich an, ihn zu unterbrechen. Selbst wenn mich ständig jemand unterbrecht, fühlt es sich regelrecht eklig an, einfach selbst weiter zu reden und lauter zu werden. Das Gespräch wird dann auch schnell insgesamt unangenehm, weil es immer lauter und hektischer wird (glaubte ich zumindest). Ich hasse laute und hektische Gespräche. Ebenfalls habe ich große Hemmungen davor, einfach mal zu sagen "Hey, du redest wie ein Wasserfall. Lass mich doch auch mal zu Wort kommen."

Ich mache das manchmal selbst auch, wenn ich von etwas total fasziniert bin.
Ich denke, dass die meisten Menschen sich gar nicht bewusst sind, dass sie ohne Punkt und Komma sprechen.
Ich sage dann  "Das habe ich jetzt nicht verstanden, du hast gerade unglaublich schnell gesprochen.",
worauf in der Regel ein "Oh, sorry, das habe ich gar nicht gemerkt." als Antwort kommt & eine Anpassung des Sprechens.

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Hi.

Du hast defintiv sehr viele Schritte rein gepackt.

Ich gebe dir einfach mal einen anderen Gedanken mit. Die meißten Menschen übersehen etwas wesentliches meiner Meinung nach.

Sie wollen Fähigkeiten verbessern, achten aber nicht auf ihr Fundament. Was meine ich damit?

Du hast 4 Metathemen und auf dieser Basis kannst du ganz gezielt an deiner Persönlichkeit arbeiten. Das heißt, werde dir bewusst was dein Ziel ist und wo du deine Schwächen bzw. Stärken hast.

DIE 4 METATHEMEN

Selbstwert
Selbstvertrauen
Selbstliebe
Selbstbewusstsein

Beispiel:

Du willst auf fremde Menschen zugehen. Ich hab hier mit einem Freund ein Commitment gemacht und einen Monat jeden Tag 2 Personen angesprochen. Wenn ich das nicht gemacht hätte, würde etwas passieren.

Darüber hinaus mußt du dich nicht zu allem zwingen bzw. denken, das du es auch lernen mußt. Ich bin sehr stark in der Selbstliebe und Selbstbewusstsein, ich kann jetzt sehr sehr stark an meinem Selbstwert arbeiten und hoffen so gut zu werden wie jemand der sehr stark im Selbstwert ist oder eben schauen wie ich es smart umgehe.

Ich hoffe, das konnte dir helfen?

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Hi zusammen.

Wieder etwas Zeit gegangen. Danke für eure Antworten! Ich lese jede im Detail, auch wenn ich nicht wiederum auf alles einzeln eingehe.

 

Ich bin in den letzten Wochen einerseits dabei geblieben, mir einfach mehr Raum in Gesprächen zu nehmen. Also mehr zu unterbrechen, weniger unterbrechen zu lassen. Auch in Kombination damit, öfter einfach mal zu plappern. Ich komme eigentlich von dem Standpunkt, dass ich nur rede, wenn ich was zu sagen habe. Das führt aber mit anderen ruhigen Menschen zu Stille, die nicht immer angenehm ist und mit eher dominanten Gesprächspartnern führt das zu schnell zu einer Schieflage.

Was ziehe ich aus diesen paar Wochen? Naja, es fühlt sich langsam normaler an, das zu tun. Also so eine gewisse Desensibilisierung. Hab auch letztens mal jemandem gesagt, dass er mal langsam machen soll, weil ich nicht folgen kann, wenn er so viel redet. Außerdem krieg ich so langsam auch ein besseres Gefühl dafür, wann ich reingrätschen sollte und wann ich auch meine Gesprächspartner einfach mal machen sollte.

Das ist auch eine Lehre, die ich aus euren Antworten ziehe: Nämlich, dass es gar nicht so schlimm ist, wenn ich meine Gesprächspartner mal machen lasse. Bzw das kommt auch vielleicht dadurch, dass ich mich jetzt weniger machtlos fühle. Also dadurch, dass es mir leichter fällt, mich in einem Gespräch dominant durchzusetzen, stört es mich weniger, wenn ich selbst mal abgewürgt werde.

Interessant dabei: Unterbrochen werden ist für mich noch ganz gut auszuhalten. Ignoriert zu werden, das tut schon wesentlich mehr weh. Aber auch da versuche ich (eigentlich ganz erfolgreich) meine innere Einstellung dazu zu ändern. Gibt schon so Leute, wo ich das Gefühl habe, die ignorieren mich manchmal bewusst und das ist für die Teil von so nem Dominanz-Spiel. Aber in den meisten Situationen gelingt es mir zu sehen, dass das jetzt gerade gar nicht persönlich gemeint ist und ich es auch gar nicht persönlich nehmen muss.

 

Um Sache weniger an mich ranzulassen, hilft es mir ungemein, wenn ich sie besser verstehe. Da hat mir ein Buch in letzter Zeit geholfen: "Die smarte Art sich durchzusetzen" von Astrid Posner. Da geht es vor allem um inneren und äußeren Status und was das mit Distanz und Nähe zu tun hat und wieso nicht automatisch "höherer Status = gut" gilt, sondern Status etwas sehr dynamisches ist.

 

Achja und wo ich grad wieder so viel am Schreiben bin, noch so ein Tipp, den ich meinem früheren Ich geben möchte: Nicht so viel Wert darauf legen, nach außen perfekt zu wirken. Ich weiß, das ist ja ein Standard-Tipp und ich hab das auch schon hundertmal gehört, ohne es umzusetzen. Aber es stimmt einfach trotzdem. Ich hab mir immer sehr viel Druck gemacht, wie ich auf andere wirke. Dadurch bin ich sehr vorsichtig, zurückhaltend, aber auch sehr sympathisch. Leute mögen mich gerne und das war mir auch immer wichtig. Ich hab auch immer schon versucht dagegen zu gehen. Zum Beispiel zu tanzen, obwohl mich das (wie so viele schüchterne Menschen) viel Überwindung kostet. Ich war ja auch letztes Jahr sargen und sowas, einfach um aus meiner Komfortzone auch bewusst rauszukommen. Aber letzten Endes hab ich dabei immer noch viel darüber nachgedacht, wie ich auf andere wirke. Mittlerweile merke ich aber, dass es mir nicht mehr ganz so wichtig ist. Und gerade damit mache ich gute Erfahrungen. Also dass ich andere vor den Kopf stoße (nicht extra, aber einfach indem ich mehr ich selbst bin) und sie mich trotzdem noch mögen.

Beispiel letztens: Kneipe. Ich kannte nur eine Person, mit der ich auch hingegangen bin. Diese Person (nennen wir sie Anna) kannte aber viele andere Menschen. Während sie alle begrüßt hat, stand ich etwas schüchtern dahinter und hab nur Hallo gesagt. Dann hat mich Anna auch noch auf ein Bier eingeladen, ich bin also hinterher an die Theke gedackelt, hab dort still gewartet, bis ich mein Bier hatte. Dabei hab ich schon gemerkt "Hey, das ist jetzt nicht so das geilste extrovertierte sympathische Verhalten." aber hab mir dann auch gedacht "Ist ja egal, ich muss ja nicht perfekt sein.". Ich wurde sogar von einer Freundin von Anna angesprochen, wieso ich denn so still und alleine dastehe. Früher wär das Overkill - Ich hab verkackt - Total negative Erfahrung gewesen, die mir weitere Angst vor solchen Kneipenbesuchen macht. An dem Tag war es aber wie gesagt eher so, dass ich mir dachte "Ja, ich muss ja nicht perfekt sein." und ich hab dann auch irgendwie sowas geantwortet, dass ich ein bisschen schüchtern bin und mich aber gern mir ihr unterhalte. Wir haben uns dann vorgestellt und nach ein paar Minuten hatten wir ein lustiges Gespräch am Laufen. Ich glaube kaum, dass diese neue Bekanntschaft mich in schlechter Erinnerung behalten hat als der schüchterne Freak.

Naja und abgesehen von dieser sozialen Angst und Schüchternheit bin ich halt scheinbar immer noch sympathisch. Also ich kann durchaus mittlerweile (nach langjähriger Übung) gute Gespräche auch mit Fremden führen. Ich müsste mich nur mehr trauen und gleichzeitig noch mehr diesen Druck ablegen, unbedingt jedem Gefallen zu müssen.

 

Für die, die sich durch meinen mal wieder viel zu langen Post gekämpft haben, hätte ich aber doch noch zwei Fragen auf die ich mein Anfangsposting reduzieren will:

1) Wie kann ich mehr Spaß an Kommunikation entwickeln?

2) Wie funktioniert Kennenlernen eigentlich?

 

Zu 2) muss ich vielleicht weiter ausholen. Die Sache ist die, dass ich wenige Freunde habe. Ganz lange war es so, dass ich nur meine 2-3 Jugendfreunde von früher hatte und zum Beispiel in neuen Städten immer nur sehr oberflächliche Beziehungen zu neuen Menschen aufgebaut habe. Das ist auch eigentlich jetzt nicht viel anders. Na klar, ich habe im Laufe der Jahre immer wieder einzelne Menschen näher kennengelernt, die mir als Freunde erhalten geblieben sind. Aber ich bin allgemein doch sehr einsam.

Wie ihr vielleicht gemerkt habt, habe ich allgemein Probleme Menschen kennenzulernen. Aber den ersten Schritt habe ich glaube ich schon gemacht und so hab ich es mittlerweile geschafft, dass ich in meiner Stadt sehr viele Bekannte habe. Aber die meisten dieser Beziehungen sind eben immer noch sehr oberflächlich. Ich würde gerne denen, die ich sympathischer finde, aber die Chance geben, wirkliche Freunde zu werden.

Klar, muss man halt öfter Sachen zusammen unternehmen. Aber selbst da bleibt es bei vielen Leuten noch oberflächlich. Ich weiß ja durch einiges an Pickup-Lektüre, dass es durchaus sowas wie Attraction und Comfort gibt. Das lässt sich ja auch auf nicht-sexuelle Beziehungen übertragen. Also Attraction bedeutet, dass man für die andere Person irgendwie interessant, sympathisch, spannend sein muss. Und Comfort aufbauen bedeutet dann eben aus oberflächlichen Beziehungen heraus Nähe aufzubauen. Gerade das fällt mir aber schwer.

Also wenn jemand da Tipps hat, immer her damit. Aber wie gesagt, mich würde auch einfach interessieren, wie das Kennenlernen von Menschen eigentlich so abläuft. Ich weiß, ich gehe die Dinge seltsam analytisch an. Aber wenn es hilft. ;-) Irgendjemand muss doch schonmal ein Buch darüber geschrieben haben, wie so die Stufen beim Kennenlernen von Freunden sind, was man da richtig und falsch machen kann und wie man sympathischen Bekanntschaften die Möglichkeit gibt, zu echten Freunden zu werden.

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