Eigenes (!) Drama in den Griff bekommen?

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Am ‎10‎.‎08‎.‎2019 um 16:50 , Barbara schrieb:

Tipp 1: Weniger skypen. Warum jeden Abend? Dann rutscht man doch automatisch in diesen öden "Wie war dein Tag-"Smalltalk. Und wenn dein Alltag zu 90% kacke ist, dann ist es der Vibe in diesen Gesprächen auch.

Tipp 2: Du bist ja recht rational und reflektiert. Geh' doch mal genauso an die Sache ran: Was kann dein Freund dafür, wenn's an deiner Arbeit schlecht läuft? Nix. Was kann dein Freund dafür, wenn du wegen deiner Arbeit schlechte Laune hast? Nix. Warum also solltest du deine Launen an ihm auslassen? ... Wenn er sich dir gegenüber schlecht verhält und es dir wegen ihm (!) schlecht geht - DANN, ja dann kann man schonmal pissig sein. Dann ist "Drama" auch berechtigt. Das Dumme ist halt, viele Frauen schieben ständig Drama wegen allem Möglichen. Auch wegen Dingen, für die der Partner gar nichts kann. Z.B. wenn ihnen tags an der Arbeit eine Laus über die Leber gelaufen ist und der Freund sich dann abends erdreistest, allen Ernstes nach der Arbeit noch mit seinen Kollegen ein Bier zu trinken, anstatt aus der Ferne das Unheil zu ahnen und mit wehendem Umhang nach Haus zu eilen, um Trostpflaster zu spielen. Das Doofe, wenn man ständig Drama schiebt ist halt, dass der Partner gar nicht mitbekommt, wenn's wirklich mal berechtigt und die Lage ernst ist. Du bist halt ab einem gewissen Punkt einfach immer und grundsätzlich die Dramaqueen, deren Emotionen man schonmal grundsätzlich nicht zu ernst nehmen kann. Allein aus strategischen Gründen sollte Frau sich also gut überlegen, wie sie ihr Drama dosiert. Das klingt jetzt perfider als es gemeint ist.

Tipp 3: Mindset bzgl. Beziehung ändern. Sieh die Beziehung mal nicht als Müllhalde für deinen Seelenmüll, der sich im Laufe des Alltags so ansammelt. Sondern eher als Oase, als Ausgleich, Zufluchtsort. Euer Raum zu Zweit, nur ihr beide. Entspannen, Kraft tanken. Nix Schlechtes reinbringen, das eure Zweisamkeit vergiftet. Probleme, die in und aus dieser Zweisamkeit entstehen, muss man auch gemeinsam darin lösen. Aber Probleme, die du in deinem Job hast, müssen nicht in der Beziehung gelöst werden. Das ist wieder für einen anderen Ort bestimmt.

Danke dir auch noch für deine Tipps! Zu dem täglichen Skypen habe ich oben schon was geschrieben - das möchten wir beide gerne so beibehalten. Die anderen beiden Aspekte würde ich direkt so unterschreiben. In diesen Situationen denke ich mir auch genau das, was du geschrieben hast - er kann nichts für meinen schlechten Tag, ich muss das alleine lösen etc. Half nur bislang nicht besonders gut, wenn in mir die Emotionen schon so hochgekocht waren.

In den letzten Tagen habe ich nochmal viel reflektiert, wieder regelmäßig meinen Sport gemacht und mir vor unseren Gesprächen immer bewusst eine halbe Stunde für mich mit positiven Aktivitäten genommen, und wenn es nur eine Tasse Tee in aller Ruhe war. Mein Mindset war auf Qualitätszeit eingestellt. Die Gespräche habe ich dann als sehr angenehm empfunden. Ich habe zwar kurz von meinem Arbeitstag berichtet und auch erwähnt, worüber ich mich geärgert oder was mich traurig gemacht hat - trotzdem war viel mehr Platz für andere Themen. Das Beste daran war, dass ich mich dabei authentisch gefühlt habe - also ich habe nichts bewusst zurückgehalten, nur um "gute Stimmung" zu wahren. Ich hatte auch den Eindruck, dass er weniger versucht war, Lösungen oder Ratschläge parat zu haben, da ich viel ruhiger und ausgeglichener war, sodass er wahrscheinlich gar nicht die Notwendigkeit sah...das fand ich auch eine positive Dynamik. Klar waren das nun erst ein paar Tage, aber in Anbetracht der Tatsache, dass es zuletzt fast täglich zu solchen Situationen wie im Eingangs-Post beschrieben kam, freue ich mich darüber. Die Stimmung zwischen uns war wieder so liebevoll, wie ich es mir wünsche, und ich habe mich ihm sehr nahe gefühlt. Wir haben auch das Thema meiner Verlustängste besprochen und sein Umgang damit hat mir sehr viel Kraft und Stärke gegeben.

Er fährt diese Woche nun für dreieinhalb Wochen in den Urlaub, sodass der Kontakt auch nur über Skype, WhatsApp etc. laufen kann. Ich muss während dieser Zeit arbeiten, also ganz normaler Alltag. Das sehe ich jetzt mal als Übungsfeld für mich.

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Liebe Community,

ich weiß nicht, ob noch Interesse besteht, aber ich wollte einfach eine kurze Rückmeldung geben und mich nochmal bei euch für eure Gedanken und Anregungen bedanken. Vielleicht hat ja auch irgendjemand mal ein ähnliches Problem.

Inzwischen sind fast fünf Monate seit meinem letzten Post vergangen: seit Oktober habe ich einen neuen Job und wohne seitdem auch mit meinem Freund zusammen. Gehe nun auch wieder 2-3 Mal die Woche meinem Sport nach und mache einen Abend pro Woche einen Sprachkurs. Das Stichwort war auf jeden Fall (wie so oft) "Inner Game", aber natürlich war es auch hilfreich, die äußeren Umstände (Job, Distanz) zu verändern. Mir geht es viel besser, da ich die Zeit mit meinem Freund, aber auch die Dinge, die ich bewusst für mich tue, wirklich als Qualitätszeit und nicht als selbstverständlich betrachte. Unsere Beziehung hat wieder deutlich an Leichtigkeit gewonnen und es ist zwischen uns wieder genauso entspannt wie ich es mir gewünscht hatte.

Wenn ich manchmal einen harten Arbeitstag hatte und schon merke, dass ich in "Drama-Laune" bin, habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, mir nach dem nach Hause kommen ein kleines "Wellnessprogramm" zu gönnen, ob das nun einfach eine lange heiße Dusche ist, ein ausgiebiges Eincremen mit meiner Lieblingsbodylotion, eine Tasse Tee o.Ä. - einfach ein bisschen gut zu mir sein. Danach ist meist alles nur noch halb so schlimm und ich lasse den Frust nicht mehr an meinem Freund aus.

Ich möchte nun auch nicht behaupten, dass ich immer und überall völlig ausgeglichen bin und über allem schwebe - ab und zu kommt es schon immer noch vor, dass ich nicht so recht aus den negativen Emotionen rauskomme, trotz Sport, Wellness und anderen Tricks. Meistens vermischt sich das dann mit einem Anflug von Selbstzweifeln und Verlustängsten. Dann sage ich ihm inzwischen aber ganz offen, dass ich gerade nicht so gut drauf bin und irgendwie "hilflos" in meinem eigenen Saft so vor mich hinschmore. Er reagiert darauf - wie ich finde - sehr gut, indem er mit einem Schmunzeln das Ganze nicht zu ernst nimmt und gleichzeitig in diesen Momenten immer da ist, um mein Bedürfnis nach seiner Nähe zu erfüllen.

Auch wenn mich Themen wie Selbstwertarbeit und Verlustängste bestimmt noch begleiten werden, geht es mir doch schon sehr viel besser und ich fühle mich wieder sicher in der Beziehung. Daher also ein ganz großes Dankeschön für eure Zeit und eure ehrlichen Worte!

Kommt alle gut ins neue Jahr :)

bearbeitet von psychowl

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