Suche nach dem richtigen Weg

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Gast

Hey, ich bin gerade wieder einmal auf der Suche nach dem Lebenssinn, dem Weg den ich gehen soll oder vielleicht auch nur der Art, wie ich meinen Weg gehen soll...

Und zwar bin ich gerade 22. Um es kurz zu halten: Ich habe in meinem Leben schwierige Zeiten hinter mir. Ich wurde in der Schule gemobbt, zumindest zeitweise. Im Moment denke ich gerade, dass dadurch auch mein Charakter wohl auch geformt wurde. Dass ich wohl viel offener, selbstbewusster und energetischer wäre wenn meine Vergangenheit, ich sage mal, positiver verlaufen wäre. Ok, vielleicht sollte man auch einfach damit abschliessen. Kann ich aber nicht auf sofort. Ich kann natürlich sagen, dass das halt Arschlöcher waren und ich vielleicht einfach Kampfsport lernen sollte, um mit Leuten, die auf Konfrontation aus sind (gibt es überall), fertig zu werden. Ok, ganz auf andere abschieben ist halt auch nicht, früher hatte ich mich halt teilweise so verhalten, dass ich die damaligen Reaktionen darauf fast schon nachvollziehen kann. Vielleicht hat jemand ja schon einmal das durchlebt und konnte alle Selbstzweifel ablegen. Ich habe ja oft das Gefühl, ich bin jetzt selbstbewusst und hab die Vergangenheit schon abgelegt, dann gibt es aber wieder Situationen, wo halt die alten Selbstzweifel aufkommen und die Unsicherheit (die halt Ergebnis von mobbing ist) zuschlägt. Wollte dies nur am Rande anmerken, weil vermutlich auch mein jetziges Denken stark davon beeinflusst wird.

Früher hatte ich auch oft Videospiele gespielt oder Filme geschaut. Damit hatte ich sehr viel Zeit totgeschlagen. Vor etwa einem halben Jahr hatte ich den Input, den ich schon unzählige Male hatte, endlich durchgesetzt. Ich wollte diszipliniert werden. Endlich alle Ziele erreichen, keine Zeit mehr am PC verschwenden, Sport machen, etc. Ich schaute viele Motivationsvideos, kaufte mir einen Videokurs zum Thema Disziplin und Selbstbewusstsein, und irgendwie bildete sich daraus mein damaliger Lebenssinn: Du wirst glücklich, wenn du deine Ziele erreichst. Wenn du hart und diszipliniert arbeitest. Natürlich, wenn du viel Zeit investierst wirst du deine Ziele erreichen. Du wirst dadurch auch selbstbewusst. Das möchte ich nicht abstreiten. Aber ich bin mir nicht mehr sicher, ob diese Philosophie aus vielen Motivationsvideos für alle Menschen zielführend ist. 

Ich hab das ganze dann etwa ein halbes Jahr durchgezogen. Es war eine Zeit, in der ich sehr diszipliniert war, viel Sport neben dem Studium gemacht hatte. Ich habe mein Leben so eingerichtet, wie ich das aus den Videos gelernt hatte, ohne mich ein einziges Mal streng genug zu hinterfragen. Und genau dieser Lifestyle machte mich während dem halben Jahr auch ganz glücklich. Doch anfangs Neujahr begann ich alles zu hinterfragen, mir ging es praktisch von einem Tag auf den anderen ziemlich mies. Nachdem ich nach einigen Tagen nicht mehr weiter wusste, ging ich zu einem Psychologen. Er half mir, das ganze aus einer anderen Perspektive zu sehen. Er meinte ich soll nicht so streng zu mir sein. Zudem sagte er, ich sollte mich mehr um mein soziales Umfeld kümmern. Als ich vor 2 Jahren mein Studium begann, musste ich die ersten 1.5 Jahre viel lernen, nebenbei machte ich genauso viel Sport. 1.5 Jahre lang nahm ich mir sehr wenig Zeit für die Leute dort. Ich hatte einige sehr nette Mitstudenten, doch ich traf mich mit diesen Leuten nur wenige Male. Weil Disziplin, Sport und das Studium Vorrang hatten. Ich redete mir zwar immer ein, in Zukunft mehr Zeit für soziale Kontakte zu reservieren, eingehalten hatte ich es nie. Und mir war das gar nie so krass aufgefallen. Erst im Nachhinein wurde mir klar, dass wohl grob was falsch gelaufen ist und ich viel mehr Zeit mit anderen Leuten verbringen sollte. Ehrlich gesagt vermisse ich das im Nachhinein auch - ein grösseres soziales Umfeld, ein bester Freund - dies ist vermutlich das, was mir im letzten Jahr am meisten gefehlt hat. Früher in der Schulzeit habe ich wie oben geschrieben mich mit sozialen Kontakten immer schwer getan. Dann nahm ich mir nicht Zeit für sie. Ist natürlich mein Fehler. Jetzt, wo ich mich mehr auf andere Leute einlasse, hab ich das Gefühl, es gestaltet sich einfacher als früher, neue Leute kennen zu lernen. Doch auf der anderen Seite hab ich dann doch einige Mühe, wirklich gute soziale Kontakte zu knüpfen. Ich kann nicht sagen, woran es liegt, aber ich mach mich immer noch extrem schwer damit, tiefe Freundschaften zu schliessen. Sport machen, etwas trinken, sonst die Zeit mit irgendwelchen Hobbys verbringen ist alles drin, doch Leute, mit denen man sich wirklich tiefgründig unterhalten kann finde ich dann doch kaum. 

Nicht so streng zu mir sein. Ein Ratschlag, den ich nicht ernst nahm. Erst vor einigen Monaten entschloss ich dann, vielleicht doch lockerer zu mir zu sein. Mehr mit dem Herzen zu entscheiden und nicht einfach ohne zu hinterfragen irgendwelchen Routinen hinterher zu rennen, um meinen Tagesablauf disziplinierter zu machen. Ich versuche also mehr aus dem Bauch zu entscheiden. Wenn ich morgens fit bin, stehe ich auf. Mache nur noch, worauf ich bock habe. Lebe also mehr im Moment, gönne mir mehr Ruhe, bin seither auch glücklicher geworden. Doch ich weiss immer noch nicht genau, wo ich hin will. Oft habe ich mir in den letzten Monaten gesagt: "Das Leben sucht sich seinen weg schon selbst." Oder eben, wie weiter oben erwähnt: Ich nehme nicht mehr bewusst Einfluss auf mein handeln sondern lasse mich vom Unterbewusstsein steuern - zumindest ist dass, was ich aus dem Tipp, lockerer zu sich zu sein, herauslesen kann. Ok, vielleicht habe ich das "locker zu sich sein" auch auf die Spitze getrieben. Teilweise funktioniert das ganz gut. Oft sitze ich aber auch wie früher am PC und verbringe viel Zeit mit Videospielen. Ich könnte natürlich auch aufhören, Freizeit vor dem PC rumzuschlagen, indem ich einfach irgendein Blocker oder so installiere. Doch das geht dann ja quasi gegen die Philosophie, einfach dem Bauchgefühl zu folgen. Ich hab das Gefühl, das ganze ist eine Art Sucht. Und mit der geht dann der natürliche Antrieb - rausgehen, flirten, soziale Kontakte, etc. - verloren. Ich suche zwar nach guten Gründen, endlich damit aufzuhören, doch der Kopf findet dann andere Gründe, weiter am PC zu sitzen. Ich kann ja nicht einerseits so leben, als dass ich möglichst oft das mache, wozu ich gerade bock habe, beim Computer aber eine Linie ziehe, weil der mich quasi vom "richtigen" Leben abhält. Oft denke ich auch einfach, die digitale Welt an sich ist eine andere Welt, wie eine Droge, die ich nehme, weil ich dort die alltäglichen Probleme nicht mehr habe. Wenn ich diese Droge nehme, bin ich zufrieden. -> Was mir gerade dazu eingefallen ist: Vielleicht wäre es auch zielführend, alle persönlichen Probleme zu lösen, dann bräuchte man nichts, womit man seinen alltäglichen Stress überdecken muss. Oft denke ich auch, dass man Zeit am PC verbringt, weil es am bequemsten ist. Weil es sehr viel Stimulation bringt aber keinerlei Aufwand fordert. Vielleicht tendiert der Mensch auch einfach dazu, es immer möglichst bequem und gemütlich haben zu wollen. Das beisst sich dann aber mit der Aussage des Psychologen, dass der Mensch von Grund auf einen Antrieb hat und aktiv sein möchte. Vielleicht wäre es auch sinnvoll, dass man Computerspiele wie eine Droge dosiert - Alkohol trinkt man (zumindest die meisten) auch nicht jeden Tag in dem Masse. Bin sicher nicht der einzige der sich mit sowas schonmal rumgeschlagen hatte. Ideen dazu?

Ok, musste jetzt sein, ich wollte mal den ganzen shit der in meinem Kopf rumschwirrt mal raushauen. Vielleicht hat sich wer die Mühe gemacht und alles durchzulesen. Freue mich auf eure Antworten. Gruss Mänii

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vor 10 Stunden, Mäniii schrieb:

Ich kann ja nicht einerseits so leben, als dass ich möglichst oft das mache, wozu ich gerade bock habe, beim Computer aber eine Linie ziehe, weil der mich quasi vom "richtigen" Leben abhält.

Wenn du auf die richtige Welt keinen Bock hast, ist das ja auch okay.

Scheinbar gibt's aber was das du abseits vom PC gerne hättest, sonst würdest du deine Zeit beim Spielen nicht hinterfragen.

Wenn du jetzt, in diesem Moment, aufstehen und aus der Tür gehen könntest, was wär das Beste das dir auf der Straße geschehen könnte? So total Hollywood-Style, schreib hier mal ein kurzes Drehbuch. Sei kreativ.

bearbeitet von Helmut
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Gast
vor 2 Minuten, Helmut schrieb:

Wenn du auf die richtige Welt keinen Bock hast, ist das ja auch okay.

Scheinbar gibt's aber was das du da draussen gerne hättest, sonst würdest du deine Zeit am PC nicht hinterfragen.

Was hättest du gerne da draussen? Wenn du jetzt, in diesem Moment, aufstehen und aus der Tür gehen könntest, was wär das Beste das dir auf der Straße geschehen könnte? So total Hollywood-Style, schreib mal ein kurzes Drehbuch.

Hm, wenn ich so drüber nachdenke würde ich sagen: Ein grosses soziales Umfeld (hab ich im post ja auch schon beschrieben). Hab das Gefühl, es gibt draussen vieles was ich gern machen würde. Reisen, fotografieren, klettern, bergtouren, etc. Bei vielen Aktivitäten habe ich dann aber das Gefühl, ich finde nur wenige Leute in meinem Alter die darauf bock haben. Kann wohl aber auch sein dass ich mehr an meiner Sozialkompetenz arbeiten sollte um mehr Leute in mein soziales Umfeld zu holen. 

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Das ist mir zu wenig konkret. Nimm dir die Zeit und visualisier dir das genauer.

Also, nehmen wir an, in deinem Film für den du das Drehbuch schreibst, da sitzt du jetzt gerade zu der Uhrzeit wo du das hier liest am PC. Dann stehst du auf und gehst bei der Tür raus. Bei dem Wetter, zu der Uhrzeit, so wie's grade ist.

Was passiert dann in den nächsten fünf Minuten nachdem du aus der Tür gegangen bist damit's der beste Tag seit immer wird?

bearbeitet von Helmut

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Am 18.7.2019 um 11:55 , Helmut schrieb:

Das ist mir zu wenig konkret. Nimm dir die Zeit und visualisier dir das genauer.

Also, nehmen wir an, in deinem Film für den du das Drehbuch schreibst, da sitzt du jetzt gerade zu der Uhrzeit wo du das hier liest am PC. Dann stehst du auf und gehst bei der Tür raus. Bei dem Wetter, zu der Uhrzeit, so wie's grade ist.

Was passiert dann in den nächsten fünf Minuten nachdem du aus der Tür gegangen bist damit's der beste Tag seit immer wird?

Um es gleichzeitig konkreter und so unkonkret wie wie möglich zu machen: Was ich mir dieses Jahr immer wieder wünsche ist, glücklich zu sein. Es gibt zwar weite Phasen, in denen ich glücklich bin. Dann gibt es aber wieder Phasen, in denen ich sehr nachdenklich bin. Ich beginne, vieles zu hinterfragen, und in diesen Phasen fühle ich mich manchmal unglücklich oder nicht wirklich glücklich. Ich kann das auch nicht konkret einordnen und einen Grund dafür finden, warum ich in diesen Phasen weniger glücklich bin. Ich weiss nur, dass dieses Gefühl auf einmal verschwindet, wenn ich mich ablenke, zum Beispiel am PC. Deshalb auch die Erwähnung, dass ich vermute, dass der PC für mich einen ähnlichen Stellenwert wie Alkohol haben könnte, mit dem man sich kurzzeitig ablenkt bzw. die Sorgen nimmt. Also ein Hilfsmittel, dass mich auf eine andere Bewusstseinsebene bringen kann. Dann wäre also der Hauptgrund des Computerkonsums eine Flucht vor mir selbst.

Um dann auf die Frage zurückzukommen: Ich erinnere mich an diese Zeit, in der ich diese Art von Nachdenklichkeit nicht hatte. Ich war zwar auch da schon nachdenklich, aber mehr im positiven Sinne. Vielleicht wäre es da auch zielführend, sich mehr mit dem Thema "glücklich werden" auseinanderzusetzen, bzw. herauszufinden, welche Faktoren mich davon abhalten. Ich habe das Gefühl, glücklich sein ist eines der obersten Ziele im Leben. Was würde jemandem schon viel Geld, ein Ferrari oder durchtrainierter Körper, jeden Tag eine neue Dame im Bett oder sonst was bringen, wenn man nicht glücklich ist?

Ok, falls ich jetzt ne konkrete Handlung schreiben müsste für die nächsten 5 Minuten, die meinen Tag zum besten meines Lebens machen würde: "Ich gehe raus und lerne einen Typen kennen. Jemand, der genauso denkt wie ich. Eine wahre Männerfreundschaft entsteht, die auch mit 50 noch hält." Also quasi etwas langlebiges in der kurzlebigen Zeit. Oder anders: Jemand, mit dem man seinen ganzen shit teilen kann, der aber länger an deiner Seite bleibt als nur ein paar Jahre. Ich hab schon viele Leute kennengelernt, die sich dann halt nach einigen Jahren wieder aus dem Leben verabschieden. An dieser Stelle wäre es schon geil, jemanden zu kennen, mit dem man irgendwann auf die gemeinsame Zeit zurückschauen kann. Natürlich, man lernt auch immer wieder neue Leute kennen, ist in meinen Augen aber nicht dasselbe, wie wenn man Personen im Leben hat, die so etwas wie eine "Konstante" sind. 

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Okay, also was ich jetzt raushöre:

1) "Glücklich sein" ist ein wichtiges Ziel für dich. Kannst du mal näher definieren welche Umstände nötig sind damit du dich glücklich fühlst? Was ist in deinen glücklichen Phasen anders als in deinen unglücklichen Phasen? Is immer noch dein Film und dein Drehbuch, also sei kreativ :-)

2) Du wünscht dir offenbar soziale Kontakte die tief gehen, und gleichzeitig Bestand haben. Eine echte Freundschaft. Wie sind da deine vergangenen Erfahrungen damit?

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Am 19.7.2019 um 13:26 , Helmut schrieb:

Okay, also was ich jetzt raushöre:

1) "Glücklich sein" ist ein wichtiges Ziel für dich. Kannst du mal näher definieren welche Umstände nötig sind damit du dich glücklich fühlst? Was ist in deinen glücklichen Phasen anders als in deinen unglücklichen Phasen? Is immer noch dein Film und dein Drehbuch, also sei kreativ :-)

2) Du wünscht dir offenbar soziale Kontakte die tief gehen, und gleichzeitig Bestand haben. Eine echte Freundschaft. Wie sind da deine vergangenen Erfahrungen damit?

Hey, ich hab mir mal eine zeit lang gedanken dazu gemacht. 

"Glücklich sein" ist für mich im moment eines der wichtigsten ziele, das hast du richtig aufgefasst. Ich muss sagen, bei mir sind die zustände, in denen ich freude empfinde, nicht immer logisch nachvollziehbar. Beispiel: Ich gehe eigentlich gerne auf bergtouren. Eigentlich sollte mich so eine tour also glücklich machen. Erstens, weil man beim sport glückshormone ausschüttet. zweitens, weil es etwas ist, was ich gerne mache. Leztens war ich wieder in den bergen, ohne dass ich nacher dieses glücksgefühl gehabt hätte. Im gegenteil, ich war irgendwie nicht sonderlich zufrieden. Konnte dann schlecht einordnen, warum mich das, was ich eigentlich gerne mache, trotzdem nicht glücklich macht. Vielleicht war ich anderen Lebenssituationen unzufrieden und das hat sich dann auf meine gefühlslage ausgewirkt. oder unterbewusst sind bergtouren doch nicht das, was ich gerne machen würde, oder ich hab das Gefühl andere dinge zu verpassen die mir wichtiger wären. vielleicht liegt das auch an der falschen gesellschaft bzw. den leuten die ich dabei hatte. 

der einzige zustand, in dem ich keine negativen gefühle wahrnehme ist, wenn ich filme anschaue, videospiele mache etc., also was ich weiter oben beschrieben habe. ich denke, das liegt daran, dass diese tätigkeiten einen so grossen informationsüberschuss liefern dass man keine zeit mehr hat über probleme etc. nachzudenken. mal abgesehen davon, dass man halt irgendwann ein schlechtes gewissen hat wenn man den ganzen tag am pc sitzt. das hab ich ja weiter oben auch mit "verdrängung" bzw. "flucht vor sich selbst" beschrieben. ob verdrängung die richtige lösung ist und ob ich die ganze zeit so verbringen möchte, mag ich zu bezweifeln. vielleicht wäre es besser, mal den pc auszustellen, sich seinen problemen zu stellen und aus dem weg zu räumen. 

zum thema "tief gehende" soziale kontakte (hab ich oben noch etwas genauer beschrieben) musst ich halt immer die erfahrung machen, dass soziale Kontakte nicht für immer halten, auch wenn ich das im moment gerne hätte. es sind meist leute, die wieder kommen und gehen, weil sich interessen ändern, oder man umzieht und sich nicht mehr oft sieht. teilweise würde sich die möglichkeit wohl auch anbieten, neue freundschaften zu schliessen, aber es entwickelt sich daraus dann doch keine wirklich tiefe freundschaft, sondern halt eher oberflächliche kontakte. 

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Am 18.7.2019 um 01:19 , Mäniii schrieb:

Nicht so streng zu mir sein. Ein Ratschlag, den ich nicht ernst nahm. Erst vor einigen Monaten entschloss ich dann, vielleicht doch lockerer zu mir zu sein. Mehr mit dem Herzen zu entscheiden und nicht einfach ohne zu hinterfragen irgendwelchen Routinen hinterher zu rennen, um meinen Tagesablauf disziplinierter zu machen. Ich versuche also mehr aus dem Bauch zu entscheiden. Wenn ich morgens fit bin, stehe ich auf. Mache nur noch, worauf ich bock habe. Lebe also mehr im Moment, gönne mir mehr Ruhe, bin seither auch glücklicher geworden. Doch ich weiss immer noch nicht genau, wo ich hin will. Oft habe ich mir in den letzten Monaten gesagt: "Das Leben sucht sich seinen weg schon selbst."

Das Gegenteil von extrem ist immer noch extrem. Also wenn ich nur machen würde, worauf ich (vermeintlich) Bock habe, dann würde ich nicht zur Arbeit gehen und überhaupt sämtliche unangenehme Dinge auf unbestimmte Zeit vertagen... Auf der anderen Seite ist Diszplin nur um ihrer selbst Willen auf lange Sicht sicherlich auch nicht förderlich für das seelische Wohlbefinden (davon abgesehen, dass man sich so permanentem Stress aussetzt, der auf längere Sicht sowohl die psychische als auch die physische Gesundheit zum Opfer fallen können). Wie wäre es denn mit einem Kompromiss? Eine Idee hast du ja selbst schon mitgeliefert: Die Zeit am Computer (stellvertretend für angenehme, aber unproduktive Tätigkeiten) begrenzen, und möglichst an jedem Tag SOWOHL Dinge tun, die für deine beruflichen/sozialen/persönlichen Ziele wichtig sind ALS AUCH Zeit für Ruhe, Entspannung, Spiel und Vergnügen reservieren... In dieser Zeit könntest du dann das tun, wonach dir gerade ist (jedenfalls solange es nichts ist, was dir oder anderen schadet), auch wenn es völlig unproduktiv und "sinnlos" ist (das ist die Definition eines Spiels: etwas aus purem Vergnügen um seiner selbst willen tun).

So könntest du die Vorteile beider "Philosophien" (also diszipliniert sein vs. aus dem Bauch heraus entscheiden bzw. "in den Tag hinein leben") genießen und durch den Kontrast zueinander würden sich die beiden zugehörigen "Welten" (also die "Arbeitswelt" und die "Spielwelt") gegenseitig aufwerten. Wenn du dich nach getaner Arbeit mit einer Runde Zocken belohnst, wird es sich ungleich schöner anfühlen als wenn du schon die 8 Stunden davor mit Zocken verbracht hast. Analoges gilt für die "Arbeit" bzw. das Diszipliniertsein.

Im Übrigen würde ich mir auch noch einmal weiterführende Gedanken über die Bedeutung von "nicht zu streng zu sich sein" machen. Ich glaube nämlich, dass hiermit gar nicht so sehr (oder zumindest nicht nur) die Art und Weise gemeint war, wie du deinen Tag verbringst. Für mich bedeutet "nicht zu streng zu sich sein" keineswegs einen Widerspruch zu diszipliniertem Handeln (solange Disziplin nicht zum Exzess wird). Für mich bedeutet es vielmehr, sich von einer überzogenen Erwartungshaltung frei zu machen. Sich Fehler und Schwächen zu vergeben. Sich bei seinem Handeln nicht so sehr auf das angestrebte Ergebnis zu versteifen, sondern das Handeln selbst genießen und schätzen zu lernen. Wo es möglich ist, auch das disziplinierte Handeln ein Stückweit zum Spiel werden zu lassen. Das nimmt ein wenig die Verbissenheit und den Druck heraus ohne dass man darüber das Projekt Disziplin gleich ganz begraben müsste.

Am 18.7.2019 um 01:19 , Mäniii schrieb:

Was mir gerade dazu eingefallen ist: Vielleicht wäre es auch zielführend, alle persönlichen Probleme zu lösen, dann bräuchte man nichts, womit man seinen alltäglichen Stress überdecken muss.

Kennst du irgendeinen Menschen auf der Welt, dem es gelungen ist, alle persönlichen Probleme (große wie kleine) zu lösen? Ich nicht. Ich bezweifle auch, dass es den je gegeben hat oder geben wird (vielleicht vom Baby im Mutterleib abgesehen, aber auch da ist der Zustand von völliger Glückseligkeit nur temporär und endet spätestens mit der schmerzhaften Geburt abrupt und unter großem Geschrei). Du kannst vielleicht mal ein paar relativ stressfreie Tage oder Wochen am Stück durchleben. Aber seien wir ehrlich: Irgendeine Scheiße passiert immer. Man wird älter, hat Ärger auf der Arbeit, wird krank, Angehörige sterben, man muss Papierkram erledigen, Termine einhalten usw. Also es ist sicher ratsam, Probleme anzugehen (jedenfalls die, die wichtig sind) und sich möglichst viel unnötiges Leid vom Hals zu halten. Aber man muss sich bewusst sein, dass das eine Sisyphos-Arbeit ist, die niemals abgeschlossen sein wird. Wenn du dir also vornimmst, erst mal alle Probleme zu lösen, um damit bestimmte Verhaltensmuster wie das Zocken überflüssig zu machen, dann gleicht das dem Warten auf Godot.

Am 18.7.2019 um 01:19 , Mäniii schrieb:

Oft denke ich auch, dass man Zeit am PC verbringt, weil es am bequemsten ist. Weil es sehr viel Stimulation bringt aber keinerlei Aufwand fordert. Vielleicht tendiert der Mensch auch einfach dazu, es immer möglichst bequem und gemütlich haben zu wollen. Das beisst sich dann aber mit der Aussage des Psychologen, dass der Mensch von Grund auf einen Antrieb hat und aktiv sein möchte.

Da beißt sich m. E. gar nichts. Die Aussage, dass der Mensch von Grund auf einen Antrieb hat und aktiv sein möchte, ist nach meinem Verständnis zunächst ganz basal gemeint. Zeit am PC verbringen ist in diesem Sinne "aktiv sein". Es geht darum, dass es kein Mensch über längere Zeit aushalten dürfte, gar nichts zu tun (abgesehen davon, dass man dabei verdursten würde). Der menschliche Geist will stimuliert werden und Körper wie Geist haben Bedürfnisse, die erfüllt werden wollen. Das impliziert aber nicht, dass der menschliche Geist (oder der Körper) ein Bedürfnis danach hätten, sich dabei auch möglichst stark anzustrengen. Im Gegenteil: Das oberste Gebot lautet: Energie sparen, d. h. Stimulation und Bedürfnisbefriedigung mit möglichst wenig Aufwand zu erfüllen.

Auf einer Ebene darüber gedacht (also wenn du die individuellen Bedürfnisse bzw. die Art und Intensität der Motivation verschiedener Menschen miteinander vergleichst), so gibt es zwar sicherlich Überschneidungen und gewisse Muster, aber im Detail auch eine Menge Unterschiede. Der eine hat einen großen Bewegungsdrang, der andere so gut wie gar keinen. Der eine strebt nach Geld und Status, ist stets fleißig und produktiv, der andere strebt vor allem nach intellektueller Herausforderung, bewegt sich kaum und ernährt sich von Büchern und wieder ein anderer will einfach nur ein gechilltes Leben verbringen, macht sich als Surflehrer selbständig und hat in seinem ganzen Leben noch nie ein Buch oder ein Büro von innen gesehen. Soweit kein Leidensdruck herrscht und die Gesundheit nicht belastet wird, ist das alles im normalen Rahmen und menschlich. Dann muss man auch noch unterscheiden zwischen einem psychisch gesunden Menschen und bspw. einem Depressiven, der in der Regel deutlich weniger Antrieb verspürt.

Kurzum: Aus der Aussage, dass der Mensch von Grund auf einen Antrieb hat und aktiv sein möchte, lassen sich keine qualitativen oder quantitativen Implikationen ableiten.

Am 18.7.2019 um 01:19 , Mäniii schrieb:

Vielleicht wäre es auch sinnvoll, dass man Computerspiele wie eine Droge dosiert - Alkohol trinkt man (zumindest die meisten) auch nicht jeden Tag in dem Masse.

Entscheidend ist hierbei, ob man den Konsum tatsächlich unter Kontrolle hat. Wenn eine Substanz oder ein Verhalten zu einer Abhängigkeit ("Sucht") geworden ist, tust du dir keinen Gefallen damit, die Substanz oder das Verhalten dosieren zu wollen. Hier hilft in der Regel nur radikale Abstinenz. Ich kann nicht beurteilen, wie das bei dir ist. Aber wenn du Schwierigkeiten damit hast, das Zocken zu dosieren (und darunter leidest), würde ich an deiner Stelle ggf. noch einmal psychologische Unterstützung suchen.

bearbeitet von tonystark
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