"Wenn ich ehrlich bin, [...]" aus NLP-Sicht

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Hallo,

mich beschäftigt immer wieder die Redewendung "Wenn ich ehrlich bin [...]". Z.B.

Zitat

 

HB: Wie findest du mein Nasenpiercing?

Er: Wenn ich ehrlich bin dann hat es mir ohne besser gefallen

 

Ich finde die Redewendung eigentlich ganz gut um zu Signalisieren das man offen ist und das HB in seine comfortzone lässt, also um eine Verbindung aufzubauen.

Was mich immer wieder stutzig macht, ich habe damals an einer Tankstelle gearbeitet und da hing ein Schild mit "Problemlösung und Vermeidung beim Kunden". Das Thema hat ja letztendlich Gemeinsamkeiten und dort stand "Redewendung "Wenn ich ehrlich bin" komplett streichen - waren Sie bisher unehrlich?!" Ich finde das komplett richtig, aber merke das viele Leute die Redewendung nutzen und sehe es auch mit der oben genannten, positiven Perspektive.

Was meint ihr? Tatsächlich komplett streichen? Oder nutzen? Es geht sich nicht nur um das verführen, sondern auch um Smalltalks mit Kollegen, wenn man neu in einem Unternehmen anfängt etc

 

Gruß !

bearbeitet von Jdmmark

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Gast Forbiddengirl

Ehrlich ist ja nicht gleichbedeutend verletzend oder nicht empathisch. Wenn man denkt, dass man mit der Offenbarung evtl mit der Tür ins Haus fällt, kann man diesen Satz bringen (“Wenn ich ehrlich bin“). Ja, erhöht Comfort. Kann aber noch mehr Fragen aufwerfen, deshalb bei Konflikten erstmal für mehr Zündstoff sorgen. Heißt aber im menschlichen Miteinander, dass durch die Erklärung eigener Aussage es zum Schluss eher hilft, einen Konsens zu erreichen. Man hat ja angekündigt, dass jetzt offen gesprochen wird, und erwartet dasselbe. 

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Weil "Wenn ich ehrlich bin" nie positiv verwendet wird, zB "Wenn ich ehrlich bin, gefällt mir dein X toll", sondern immer die Einleitung für Kritik oder Ablehnung ist, hat sich diese Assoziation auf die Einleitungsfloskel mit übertragen, obwohl die an sich ganz harmlos ist. Wenn du also "Wenn ich ehrlich bin" verwendest, dann bist du und dein Gesprächspartner sofort in einem eher kühlen und konfrontativen Frame und der ist oft nachhaltiger als der eigentliche Inhalt. Du sagst also nicht: "Wenn ich ehrlich bin, dann gefällt mit dein X nicht" (Wahrheit), sondern du lügst und spielst den Ball zurück: "Darüber habe ich noch gar nicht so nachgedacht, was denkst du denn, wie es ankommt?".

Es ist natürlich klar, dass man sich mit diesem NLP-Zeug sehr geradelinig zu einem dieser sterilen gute Laune Onkels evolviert, die einem Versicherungen verkaufen oder die Psychotherapie leiten. Man verliert seine eigene Persönlichkeit, die Ecken und Kanten, das muss man sich klarmachen, wenn man NLP extensiv nutzt. Meine Lieblings-NLP's: statt "Probleme" das Wort "Herausforderungen", statt "Kosten" "Investments" benutzen und öfter mal sagen: "Erzähl mir bitte mehr darüber" bzw. einfach zurückfragen: "Was denkst du?". Und bei "anständigen" Frauen statt Ficken & Co,. einfach mal die Ausdrücke "bei dir liegen" oder "dich lieben" verwenden.^^

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Gast kuchenbrot

Ist auch gut, wenn man das noch mit dem Burgerprinzip kombiniert. "Wenn ich ehrlich bin, hat es mir vorher besser gefallen. Du hast nämlich ein schönes Gesicht. Das Piercing lenkt davon ein bisschen ab." (Man sagt zwar "Das sieht scheiße aus." aber in einem Kontext mit einem Kompliment. Und Mädels love Komplimente.) Oder bei Kollegen "Wenn ich ehrlich bin, sollten wir die Kaffeemaschine auswechseln. Sie macht zwar guten Kaffee, aber die Kaffeemaschine Bläbläblä hat eine feinere Mahlstufe. Da schmeckt der Kaffee bekömmlicher/intensiver. Wie seht ihr das?"

Verschachtelte Kritik.

Was "Problemnlösung und Vermeidung beim Kunden" angeht, damn - als ich noch in der Kundenberatung gearbeitet hab da hatten wir ganze Seminare nur über Vermeidung von Worten. Was im Grunde eigentlich nur bedeutet "um den heißen Brei herum reden". Die Praxis davon war, dass man dann etwas gesagt hat und der Kunde dann fragte "Was sie also damit eigentlich sagen wollen ist..." Ist also ein schmaler Grad. Ist der Gegenüber nicht gerade völligst grenzdebil versteht er schon was man ihm sagen möchte, fragt sich aber auch weshalb man ihm das nicht geradeaus sagt. Er zweifelt an der Glaubwürdigkeit deiner Aussage und reimt sich eins und eins zusammen, fragt nach, wird bestätigt - Enttäuschung. Das ist dann Reizwortvermeidung.

Wie schon gesagt, "Problem" zum Beispiel. Aber auch "müssen", "schlecht", "Beschwerde", aber auch dass man nicht im Konjunktiv spricht wie "hätte", "könnte", "würde" sondern hat, kann, wird. Einschlägige Aussagen anstatt instabile Möglichkeiten. Also anstatt "Du würdest ohne Piercing besser aussehen." "Dein schönes Gesicht wird ohne Piercing besser zur Geltung kommen."

Man kann das aber auch noch weiter führen, indem man die Ich-Aussage vollkommen rauslässt und durch den Gesprächspartner austauscht. "Meinst du nicht auch, dass dein schönes Gesicht ohne Piercing besser zur Geltung kommen wird?" Das involviert den Gesprächspartner sich mit der Aussage auseinander und sich in das Konzept hineinzuversetzen.

Und dann gibt es noch die Zeitebene die man ändern kann. Statt Zukunftsform die Gegenwartsform. Das macht deine Aussage verbindlich, aber auch standhafter.

"Meinst du nicht auch, dass dein schönes Gesicht ohne Piercing besser zur Geltung kommt?"

Im Grunde gibt es da viele Ebenen um eine Aussage so auszuformulieren, dass der Gegenüber sich mit der Idee oder einer Aussage befasst.

Aber ob das dann auch immer alltagstauglich ist, ist fraglich, weil du dann irgendwann nurnoch wie ein Roboter denkst und keine Möglichkeitsform mehr zulässt. Wie Poppenrulez sagte, man verliert auch ein bisschen seine Ecken und Kanten und ist der aalglatte Verkäufer. Und die sind dann meist im Alltag doch etwas langweilig. Beruf ja, Alltag mnjäh.

bearbeitet von kuchenbrot

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Ich benutze stattdessen lieber "offen". Z.B. "Wenn ich offen zu dir sprechen darf, ...". Denn normalerweise spricht man nicht offen. Ehrlich ist man die meiste Zeit hingegen schon, nur spricht einfach nicht über die Dinge, wo man im Zweifel lügen würde.

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