Pleiten, Pech, Pannen und sonstige Lebenskrisen

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Hallo zusammen,
jeder kennt das: Da schlawenzelt man gemütlich durchs Leben auf einmal kriselt es. Mit dem Partner läuft es nicht, eine schwere Krankheit sucht unsere Liebsten oder einen selbst heim, der Lebenssinn ist abhandengekommen, der Job läuft nicht oder man wird entlassen, Schicksalsschläge die nicht verhindert werden konnten oder auch im Kleinen Maßstab ärgern uns Dinge die wir nicht direkt ändern können und nehmen uns Gefangen.

Kurz vorher noch in unserer Gewohnheit gelebt und jetzt sowas. Fuck. Die eigene Gewohnheiten, die aufgebauten Überzeugungen bröckeln und sind mit einem riesigen Fragezeichen versehen. Nichts funktioniert.
Je nach Typ Mensch und dem Umfang der Krise kann uns das kurzzeitig beflügeln. Energiereserven werden freigesetzt. Wir fühlen uns lebendig – aus der Lethargie des Alltags gerissen.
Ab einem bestimmten Stresslevel  bricht aber alles zusammen. Keine Energie, kein Bock und keine Lösung, kein Weiterkommen ist in Sicht. Absturz. Freier Fall. Was nun?

Ganz rational gibt es drei Möglichkeiten:
1. da bleiben wo man ist
2. das Wiederherstellen was war oder
3. etwas ändern, sich entwickeln

Punkt eins ist der denkbar Schlechteste. Wir verharren in dem ungewollten Zustand. Verfallen weiter in negative Emotionen und es führt kein Weg heraus. Betreibt man dies, wird man über kurz oder lang ein unsozialer, unglücklicher Zeitgenosse dessen Lebenswille den Bach runtergeht und man nur noch funktioniert.
Dabei muss man sich bewusst machen woraus das Leid entsteht, das negative Gefühl herkommt. Wir haben was wir vorher hatten verloren. Und wenn wir uns dagegen wehren verstärkt sich dieses Gefühl noch weiter.

Punkt zwei ist einen Schritt weiter. Ich möchte zurück was ich hatte und kämpfe dafür. Klingt vernünftig. Aber können wir den vorangegangenen Zustand je erreichen? Egal um welche Krise es geht – es wird nie wie vorher sein. Dies ist ein Irrglaube. Wir klammern uns an das gewohnte Vergangene weil es uns Sicherheit gibt. Es ist uns vertraut. Viele Menschen fürchten das Unbekannte und verharren lieber im solala/‘passt irgendwie‘ als aktiv weiterzugehen und Chancen wahrzunehmen die etwas zum Positiven zu verändern.

Punkt drei ist aus meiner Sicht die Königsdisziplin und wir auch überall hier um Forum propagiert. Natürlich in einem anderen Kontext aber das Prinzip ist immer das Gleiche.
Akzeptanz! Das Wichtigste und gleichzeitig Schwierigste.
„Mir ging es doch eben gut und jetzt soll ich einen schlechten Zustand akzeptieren?“ Ja! Mit der Akzeptanz vermindert sich direkt das Leid welches man erfährt und sich aus dem Verlangen nach dem vorherigen Zustand speist.
Mit der Akzeptanz ist es auch direkt möglich etwas zu verändern sich zu entwickeln und den neuen Gegebenheiten anzupassen.
Ich habe hierzu das Gleichnis einer Ballonfahrt gehört was ich sehr anschaulich finde:
In unterschiedlichen Höhen befinden sich unterschiedliche Winde mit unterschiedlichen Richtungen. Nun fahre ich in eine Richtung und alles ist tutti. Aus irgendwelchen Gründen dreht der Wind aber. Wird stärker, stürmisch ungemütlich. Was tun? Verharren, hadern, ankämpfen gegen das Unausweichliche und Unabänderbare? Oder versuchen mit dem Ballon in eine andere Flughöhe zu erlangen wo andere Winde wehen? Die Antwort ist klar.
Nichts bleibt wie es ist und gerade die Fähigkeit Dinge zu akzeptieren wie sie sind und zu versuchen damit umzugehen führen dazu Krisen zu überwinden. Hierfür gibt es unendliche Beispiele und Literatur von Menschen wo das Schicksal hart zugeschlagen hat und welche nachher lebensfroher sind als zuvor. Akzeptanz und den Willen etwas zu ändern, die Krise als Katalysator für Veränderungen nehmen ist ein Schlüssel um mit dem Umzugehen was das Leben uns zuwirft.

Eine kleine Sache am Rand: Was tun wenn einem Mitmenschen ein Schicksalsschlag widerfährt?
So im ersten Moment – genau dann wenn dieser davon erzählt oder wir es erfahren?
Egal was es ist: es hilft nichts es kleinzureden oder direkte Auswege aufzuzeigen. In dem direkten Moment sollte man dem Schmerz und Leid Raum gewähren. All‘ den Raum den es braucht. Und wenn dabei kein Taschentuch und Klorolle mehr im Haus ist – auch ok. Denn das Beste was wir machen können ist es diese Person zu bestärken das es ok ist, dass sie weint, das sie jetzt unglücklich Hier nimm meine Schulter. Ich halte dich fest. Lass es raus. Erzähl doch mal, mich interessiert was du fühlst.
Dies kann auch zu einen ersten Schritt in Richtung Akzeptanz und damit Veränderung und Weiterentwicklung führen.

Also dann an euch liebe PUF-ler: bleibt dynamisch und immer mit einem offenen Geist.

Grüße
Thalim

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Trost spenden ... ja.

Aber bitte nicht ... "erzähle mal". Nur wenn der/diejenige alleine kommt - dann reden lassen.  Es macht keinen Sinn jemanden darauf aufmerksam zu machen, dass es gerade weh tut ... das verbreitert nur die Spuren, die das Ereignis im Gedächtnis hinterlassen hat. 

bearbeitet von C_h_o_p_i_n

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Gast El Rapero

Sorry, klingt für mich zu sehr nach "Wenn es den Mitmenschen mal schlecht geht, aber bei mir ist alles cool". Auf die Art lernt man Nichts aus Rückschlägen.

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Hey zusammen,

On 10/16/2017 at 12:13 AM, C_h_o_p_i_n said:

Aber bitte nicht ... "erzähle mal". Nur wenn der/diejenige alleine kommt - dann reden lassen.  Es macht keinen Sinn jemanden darauf aufmerksam zu machen, dass es gerade weh tut ... das verbreitert nur die Spuren, die das Ereignis im Gedächtnis hinterlassen hat. 

Ich stimme dir zu das "erzähle mal" eine ungünstige Wortwahl ist. Was ich damit sagen wollte ist, dass man dem Gegenüber das Gefühl gibt sich öffen zu können, zu dürfen und dies explizit erwünscht ist. Sehr viele Menschen wollen dem anderen nichts von ihren Sorgen erzählen weil sie

  • den andern nicht belasten wollen / Stimmung vermiesen
  • denken ihre Sorgen sind nichtig / übertreiben oder
  • den anderen nicht interessiert oder
  • der Moment der falsche ist oder
  • ...

Es geht vor allem darum ein Fenster zu öffnen und den Gegenüber willkommen zu heißen so dass diese gedanklichen Hürden überwunden werden.

Das es die Spuren verbreitert sehe ich grundsätzlich anders. Gerade das Aussprechen entlastet sehr stark und führt zu mehr Akzeptanz und Normalität. Das gilt sowohl für gute als auch schlechte Ereignisse. Je mehr man darüber spricht, desto normaler wird es und die emotionale Wucht nimmt ab. Du kennst sicher auch grandiose Momente die du all' deinen Bekannten erzählt hast. Es wir normal und bringt dich nicht mehr so in Ekstase wie beim ersten mal. Gleiches für vermeintlich negative Ereignisse.

Bei negativen Ereignissen neigt man generell dazu davon schnell wegzukommen. Es wird in eine Kiste gepackt und in der hintersten und tiefsten Ecke des Gehirns verstaut. Das mag beim Aufräumen und dem Keller halbwegs klappen, psychisch gesehen taucht es aber immer wieder in Form von unerklärlichen Verhaltensweisen und Ängsten auf.

On 10/16/2017 at 12:39 PM, El Rapero said:

"Wenn es den Mitmenschen mal schlecht geht, aber bei mir ist alles cool". Auf die Art lernt man Nichts aus Rückschlägen.

Im dargestellten Text geht es vor allem um die Akzeptanz des Geschehenen und dem damit verbundenen Perspektivenwechsel. Dieser macht es erst möglich sich der neuen Situation zu stellen.

Die Analyse warum man in der Situation ist, in der man sich befindet ist noch ein ganz anderes sehr wichtiges Thema was bei vielen Lebenskrisen wie plötzlicher Tod, schwere Krankheit etc aber auch nicht bzw. nur schwer möglich ist.

 

bearbeitet von thalim

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vor 2 Stunden, thalim schrieb:

Das es die Spuren verbreitert sehe ich grundsätzlich anders.

Mehrfaches erinnern verstärkt die Bahnungen der Erinnerung.  
Ich beziehe mich auf Klaus Grawe, Neuropsychotherapie, 2004 Seite 55. 

Auch wenn ich Dir dabei recht gebe,  dass es entlastend sein kann,  über Geschehnisse zu sprechen,  so ist es gerade bei negativen Erlebnissen nicht sinnvoll es immer und immer wieder zu tun. 

Akzeptanz des Ist-Zustandes ist sicher ein guter Weg - dazu kann auch gehören, festzustellen dass das Geschehnis nun vergangen ist in der Vergangenheit liegt.  

Es kann sinnvoll sein nur zu zuhören.
Es kann sinnvoll sein die Gedanken in neue Richtungen zu lenken - wie könnten die Wege aussehen die sich durch das geschehen ergeben haben. 

Was man macht hängt schon von der Art und Schwere des Themas ab.

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