Ist das schon Prüfungsangst?

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Hi,

nun, es ist Klausurenphase, und nachdem ich nun schon meine erste Klausur hinter mir und auch die dazugehörige Note erhalten habe, kann ich meine Enttäuschung nicht verbergen. Ich habe zwar bestanden, aber meine Note ist im Vergleich zu meinen Mitstudenten nur im Mittelfeld anzusiedeln. Und wenn ich darüber hinaus bedenke, wie viel ich eigentlich für diese Prüfung gemacht habe, dann schmälert das meine Leistung umso mehr. 

Ich studiere Mathematik. Die Klausur ist sehr gut machbar gewesen. Ich habe mich mit einem Mitstudenten auf die Prüfung vorbereitet, wir haben also ungefähr denselben Wissensstand besessen. Dennoch hat dieser deutlich besser abgeschnitten als ich. Auch eine andere Mitstudentin von mir, die mich die Tage vor der Prüfung mit Fragen gelöchert hat und die ich ihr alle beantwortet habe (eben weil ich eigentlich sehr gut vorbereitet gewesen bin), hat besser abgeschnitten als ich. 

Das ist frustrierend. Ich komme mir einfach unheimlich dumm vor. Trotz meiner ordentlichen Vorbereitung hat es nicht für eine gute Note gereicht, anders als bei vielen meiner Mitstudenten. Mittlerweile glaube ich, dass es mitunter etwas mit einer gewissen Form von Prüfungsangst zu tun haben könnte.

Einmal zum Ablauf der Prüfung:

Im Prinzip bin ich sehr gut gestartet. Zwei der vier Aufgaben sind sehr ähnlich zu Aufgaben gewesen, die ich im Zuge der Vorbereitung geübt habe. Diese sind mir auch sehr schnell von der Hand gegangen und ich habe sie auch entsprechend richtig gelöst. Problematisch ist es dann ab der dritten Aufgabe geworden: Diese ist ähnlich zu einer Übungsaufgabe gewesen, aber minimal anders beziehungsweise schwieriger gestellt worden - und da hat die Überforderung begonnen.

Das Lösungsverfahren wäre eigentlich fast identisch zu der Übungsaufgabe gewesen, dennoch habe ich mich an einer Stelle mit absoluten Anfängerfehlern (falsche Rechengesetze) in eine aussichtslose Situation manövriert. Das Schlimme: mir ist einfach nicht klar geworden, warum das nicht so aufgeht, wie es eigentlich soll. In meinem Kopf hat absolute Funkstille vorgeherrscht, ich habe einfach keinen einzigen klaren Gedanken fassen können. Irgendwann habe ich nur noch verzweifelt zwischen Prüfung und Uhr hin und her geschaut und versucht, irgendetwas mit Biegen und Brechen zu Papier zu bringen.

Mich stattdessen einmal zurückzulehnen und in aller Ruhe zu überlegen, wo der Fehler liegen könnte? Keine Chance. Natürlich ist dann auch der Rest der Aufgabe komplett falsch gewesen.

Die vierte Aufgabe ist dann eine Aufgabe mit reinem Transferwissen gewesen. Auch hier habe ich es nicht geschafft, einen klaren Kopf zu bewahren und nachzudenken. Ich kann so etwas einfach nicht unter Stress abspulen und habe keine Ahnung, wie andere Studenten das hinkriegen. 

Ich sehe mich bei kleineren Schwierigkeiten schnell mit dem zur Wand Rücken stehen.

Solche Situationen hat es in der Vergangenheit schon öfter gegeben. Alles, was sich nicht nach einem festgelegten Schema lösen lässt, bereitet mir große Probleme. Umgekehrt bin ich umso stärker, wenn sich Klausuren tatsächlich mit reinem Schemata-Wissen bearbeiten lassen. Solche Klausuren hat es bei mir schon zwei Mal gegeben. Beide habe ich (fast als einziger) erfolgreich mit der Bestnote abgeschlossen. 

Mündliche Prüfungen sind wieder eine andere Geschichte. Darin bin ich eigentlich verhältnismäßig stark, was daran liegen mag, dass eventuelle Blockaden mittels Hilfestellungen durch den Prüfer aufgehoben werden können. In schriftlichen Klausuren geht das natürlich nicht. Tatsächlich traue ich mich dann auch teilweise nicht, mir Fehler in Prüfungen einzugestehen und diese zu überarbeiten, einfach des Zeitdrucks wegen. Klar, irgendwie ziemlich irrational, denn falsch ist es am Ende so oder so, aber genau das vermittelt mir mein Kopf dann. Augen zu und durch und hoffen, dass es irgendwie doch passt. 

Ich bin übrigens kurz vor Prüfungen gar nicht so sehr aufgeregt. Eine gewisse Nervosität ist vorhanden, klar, aber der wirkliche Schrecken beginnt bei mir immer inmitten der Prüfung.

Ist das schon eine Form von Prüfungsangst? Und kennt irgendjemand eine Methode, um diese unter Kontrolle zu kriegen?

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Gestern dasselbe Spiel, dieses Mal mit der Folge, dass ich zum ersten Mal überhaupt durchgefallen bin. Bitter. Ich habe eine (die leichteste) Aufgabe total verhauen, weil ich erst kurz vor Schluss bemerkt habe, wie einfach der Ansatz hierfür eigentlich ist. Mir hat dann die Zeit gefehlt, um das Ganze sinnvoll zu Ende zu führen. Bei der Aufgabe ist minimales Transferwissen gefragt gewesen, das habe ich wieder einmal nicht leisten können. Ich habe alles in allem sicherlich eine halbe Stunde über die Aufgabe nachgedacht, habe versucht, mich zu beruhigen, in Ruhe nachzudenken, aber ich habe es einfach nicht geschafft, die Inhalte frühzeitig zu abstrahieren. Stattdessen bin ich in negative Gedanken versunken und habe mir bereits in allen Variationen die Konsequenzen meines (möglichen) Versagens ausgemalt. 

Hat hier niemand einen Rat für mich? 

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Hört sich für mich nicht nach Prüfungsangst an. Nur mal als Gegenbeispiel: Eine Kommilitonin und sehr gute Freundin von mir sitzt vor jeder Prüfung fast zitternd da. Ein Ansprechen ist überhaupt nicht möglich. Du scheinst vorher noch sehr entspannt zu sein und eine Prüfungsangst sollte doch gerade bei mündlichen Prüfungen durch eine direkte Konfrontation noch stärker sein. Aber bin da jetzt auch kein Experte - die gibt es übrigens aber an jeder Universität, die du ansprechen kannst.

Zitat

 

Gestern dasselbe Spiel, dieses Mal mit der Folge, dass ich zum ersten Mal überhaupt durchgefallen bin. Bitter. Ich habe eine (die leichteste) Aufgabe total verhauen, weil ich erst kurz vor Schluss bemerkt habe, wie einfach der Ansatz hierfür eigentlich ist. Mir hat dann die Zeit gefehlt, um das Ganze sinnvoll zu Ende zu führen. Bei der Aufgabe ist minimales Transferwissen gefragt gewesen, das habe ich wieder einmal nicht leisten können. Ich habe alles in allem sicherlich eine halbe Stunde über die Aufgabe nachgedacht, habe versucht, mich zu beruhigen, in Ruhe nachzudenken, aber ich habe es einfach nicht geschafft, die Inhalte frühzeitig zu abstrahieren. Stattdessen bin ich in negative Gedanken versunken und habe mir bereits in allen Variationen die Konsequenzen meines (möglichen) Versagens ausgemalt. 

Hat hier niemand einen Rat für mich? 

 

Auch wenn ich jetzt nicht von einer konkreten Angst ausgehe, sondern das noch eher als "normal" beschreiben würde - Meditation. Damit lernst du Gefühle zu kontrollieren und dich zu fokussieren. Bau es regelmäßig in deinen Alltag ein, dann nochmal vor den Klausuren. Ich selbst habe die Routine, dass ich mir morgens den wichtigsten Stoff im Speedreading Verfahren nochmals anschaue und dann die restliche Zeit bis zum Klausurbeginn mit Meditation verbringe. Dann nochmal konkret vor der Klausur für die letzte Minute noch eine Meditation in Kurzform, paar Mal durchatmen, den Kopf völlig leer machen, auf den Atem fokussieren und dann los geht's. Kannst du auch wunderbar während einer Klausur machen, wenn du mal feststeckst.

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On 06/07/2017 at 11:27 AM, PeSchl said:

Solche Situationen hat es in der Vergangenheit schon öfter gegeben. Alles, was sich nicht nach einem festgelegten Schema lösen lässt, bereitet mir große Probleme. Umgekehrt bin ich umso stärker, wenn sich Klausuren tatsächlich mit reinem Schemata-Wissen bearbeiten lassen. Solche Klausuren hat es bei mir schon zwei Mal gegeben. Beide habe ich (fast als einziger) erfolgreich mit der Bestnote abgeschlossen. 

Mündliche Prüfungen sind wieder eine andere Geschichte. Darin bin ich eigentlich verhältnismäßig stark, was daran liegen mag, dass eventuelle Blockaden mittels Hilfestellungen durch den Prüfer aufgehoben werden können. In schriftlichen Klausuren geht das natürlich nicht. Tatsächlich traue ich mich dann auch teilweise nicht, mir Fehler in Prüfungen einzugestehen und diese zu überarbeiten, einfach des Zeitdrucks wegen. Klar, irgendwie ziemlich irrational, denn falsch ist es am Ende so oder so, aber genau das vermittelt mir mein Kopf dann. Augen zu und durch und hoffen, dass es irgendwie doch passt. 

 

Ich denke nicht, dass dein Problem Prüfungsangst ist.

Was ich sehr gut finde ist, dass du nach der Klausur analysiert hast, was schiefgegangen ist, und hast dein Problem schon selbst herausgefunden, nämlich, dass du Schwierigkeiten hast, sobald die Fragen nicht mehr nach einem bestimmten Schema zu lösen sind. 

Das ist gerade in mathematischen Fächern ein häufiges Problem und hat oft die Ursache, dass zwar ein grundlegendes Verständnis der Materie, aber kein voller Durchblick vorhanden ist. Und genau diesen Durchblick brauchst du, wenn es um abweichende Fragestellungen und Transferaufgaben geht. 

Sprich, du solltest bei der nächsten Klausur gezielt daran arbeiten, dieses volle Verständnis der Materie zu erreichen und nicht nur - salopp ausgedrückt - stupide, die leichteren Aufgaben nach Schema durchzurattern. Die Freundin, die dich mit Fragen gelöchert hat, hat möglicherweise genau diese Verständnisfragen versucht zu klären und hat deswegen besser abgeschnitten. 

Cal Newport hat dazu einen schönen Artikel geschrieben. Deine Situation hat mich stark daran erinnert: 

http://calnewport.com/blog/2008/11/14/how-to-ace-calculus-the-art-of-doing-well-in-technical-courses/

Und auch noch interessant: 

http://calnewport.com/blog/2008/11/25/case-study-how-i-got-the-highest-grade-in-my-discrete-math-class/

Weiterhin würde ich die Klausur noch mal durchgehen und schauen, wie du dich künftig effektiver vorbereiten kannst, dass du die Aufgaben besser lösen kannst. Auch hierzu ein Link: 

http://calnewport.com/blog/2008/02/04/monday-master-class-how-to-peform-a-post-exam-post-mortem/

Viel Erfolg!

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Vielen Dank für eure Antworten, ihr habt wahrscheinlich recht. Eine wirkliche Form von Prüfungsangst ist es nicht, ich bin tatsächlich stets ziemlich entspannt vor Prüfungen, auch, weil ich weiß, dass ich mich gewissenhaft und intensiv (wenn auch, wie sich in manchen Klausuren herausstellt, nicht zielgerichtet genug) vorbereitet habe.

@dltdftftw 

Ich stimme auch deinen weiteren Ausführungen weitgehend zu. Dass ich die gestrige Prüfung verhauen habe, ist unter anderem meiner fehlenden Abstraktionsleistung geschuldet. Ich habe lediglich diese eine Formel im Kopf gehabt, aber nicht das dahinter stehende Prinzip verstanden. Deswegen hat es auch so lange gedauert, den Ansatz für die Aufgabe überhaupt erst zu entwickeln. Das Verständnis hat gefehlt. Ich habe lediglich darauf gepocht, die Formel irgendwo in der Klausur anwenden zu können beziehungsweise müssen. Die Klausureinsicht steht erst noch bevor, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass das schlussendlich den Unterschied zwischen "Bestehen" und "Nicht bestehen" gemacht hat. Solche Punkte darf man unter normalen Umständen nicht verschenken. 

Davon abgesehen muss ich aber sagen:

In der Klausur, deren Verlauf ich im ersten Beitrag geschildert habe, hat es nicht an fehlendem Verständnis gemangelt. Ich habe nur nicht erkannt, dass ich einen komplett offensichtlichen Rechenfehler gemacht habe, der mich am Ende fast eine ganze Note nach hinten katapultiert hat. Ich würde das zwar nun auch nicht mehr als Prüfungsangst betiteln, aber die gedankliche Blockade ist offensichtlich gewesen.

Trotz meiner entspannten Art vor Klausuren bin ich in Klausuren selbst viel zu angespannt. Am schlimmsten wird es, wenn ich erst einmal angefangen habe, mir die ultimativen Horrorszenarien auszumalen, anstatt mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Vielleicht hilft da der Ratschlag von Virez. 

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Das hat nichts mit Prüfungsangst zu tun. Du studierst Mathematik. Da gibt es Leute die lernen das ganze Semester 40h/ Woche und fallen durch. Eben weil es in einem Mathematikstudium nicht darum geht (bzw. gehen sollte) Schemata auswendig zu lernen und dann abzuspulen. Das können die Pädagogen machen oder die Leute an der FH aber das ist keine Kompetenz eines Mathematikers mit Universitätsabschluss. Also gib alles, hänge dich noch mehr rein und versuche die Übungsaufgaben zu lösen. Studiere die Beweise aus Büchern und Skripten. Hinterfrage die Beweisstruktur d.h. wie geht der Autor ran, wieso wählt er gerade diese Herangehensweise, warum beweist er indirekt und nicht direkt, gibt es Auffälligkeiten etc. Dann solltest du ein Gespür entwickeln und dich steigern können. Falls nicht, ist deine Leistungsfähigkeit bzgl logischem Schliessen/ Abstraktionsvermögen erreicht. Auch kein Beinbruch. 

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