Die etwas anderen Ängste

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Gast

Hallo,

Ich bin schon eine Weile hier angemeldet, allerdings war ich nicht wirklich aktiv und nur Gelegentlich hier unterwegs. Ich habe das Thema pickup und Frauen für mich bisher nicht angefangen, vermutlich aus Angst oder weil ich dacht, es geht auch so.

Nun jedenfalls zu meiner Situation: Ich bin 28 jahre, in wenigen Monaten mit meinem Studium fertig und wohne noch zu Hause. Ich hatte noch nie eine Freundin und noch keinen "echten" Sex. Ich war, seit ich Anfang 20 bin etwa 10 mal bei Professionellen Damen, was aber außer mir niemand weiß. Ich war verzweifelt und dachte, das würde mir helfen, lockerer mit Frauen umzugehen. Hat es auch etwas. Ich war dabei extrem aufgeregt und ängstlich, hatte aber trotzdem Spaß und es hat mir die Sicherheit gegeben, dass ich trotz großer Aufregung "meinen Mann stehen" kann. 

Für mich ist es allerdings sehr schwierig Frauen kennenzulernen, da ich vermutlich eine soziale Phobie sowie eine Angststörung habe. Aufgrund dessen habe ich bereits eine Therapie gemacht. Mein erstes Studium habe ich abgbrochen, da es dabei eine Rhetorikveranstaltung gab, inklusive Videoaufnahme. Das machte mir solche Angst, dass ich nur 1 mal in der Veranstaltung war und dann nie wieder. Nach 3 Semestern daher dann Zwangsexmatrikulation. Mit Hilfe der Therapie habe ich mein 2. Studium geschafft trotz einiger Vorträge / Refarate aber auch nur unter großer Angst. Nun mache ich mir ernsthafte Sorgen, ob ich mit meinen Problemen einen Berufseinstieg schaffen kann und habe mich daher seit einigen Monaten in exzessives Computerspielen geflüchtet und da eine leichte Sucht geschaffen.

Ich denke mein Problem mit Frauen kommt daher, dass ich Angst vor Nähe habe und mich nicht öffnen kann. Aussehen würde ich als mittelmäßig bezeichnen, etwas Akne gehabt was aber mittlerweile ausgeheilt ist. Zu der Zeit als ich sehr viel Sport gemacht habe und durchtrainiert war habe ich auch Komplimente bekommen und häufig Verwunderung, dass ich keine Freundin habe also denke ich, dass es am Aussehen nicht lag, auch wenn ich da selbst kritischer und das Aussehen nicht so positiv sehe. Dennoch denke ich rational, dass es doch eher an der Psyche lag. 

Größer als die Angst vor nähe ist vermutlich noch die Angst, mit einer fremden Person in einem Raum zu schlafen, was bei Ausflügen in der Schul und Studentenzeit zu ein paar schlaflosen Nächten und am nächsten Tag Panikattacken geführt hat. Ich wüsste nicht, wie ich das mit einer Freundin vereinbaren sollte, obwohl ich mich Nachts oft sehr einsam fühle und durchaus das Bedürfnis nach einer Freundin habe. 

Ich werde auch noch mal eine Therapie beginnen,weiß aber auch wie schwierig und langwierig das sein kann. Ich habe Angst, aufgrund der Probleme sehr einsam und verarmt zu enden. Aus meiner Kleinstadt sind fast alle Freunde zum Arbeiten / Studieren weggezogen sodass ich hier auch kaum Kontakte habe. Wegziehen bereitet mir aber auch Angst aufgrund der instabilen Psyche. Nur in meiner Familie kann ich sein wie ich bin, ansonsten ziehe ich eine "Maske" auf und bin nicht ganz ich selbst, was auf Dauer anstrengend ist. 

Hört sich sehr ausweglos an aber mir geht es deswegen nicht durchgehend schlecht. Ich bin meister im Verdrängen aber manchmal bricht es dann doch durch.

Hab Ihr eventuell Tipps, wie ich bei meinen Problemen vorgehen könnte und mein Leben in den Griff bekommen könnte und eventuell auch mal eine Freundin haben könnte? Der große Aufreißer möchte ich gar nicht werde, aber ewig allein bleiben ist auch nicht die beste Vorstellung.

Btw habe jetzt doch etwas viel getextet hoffe es ist nicht zu viel. Riesen Dank an jeden, der es ganz durchließt.

 

 

 

 

bearbeitet von Gast

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Es ist positiv, dass du schon Fehler von selber erkannt hast und dich mit der ersten Therapie offen gezeigt hast, und an deinen Ängsten und Problemen arbeiten willst. Und du kennst damit bereits das Gefühl Ängste überwinden zu können. Denn ein großer Teil von dem, was du hier lesen wirst, hat damit zu tun, eben nicht zu verdrängen, sondern die Angst vor Ablehnung und Versagen zu überwinden und die Welt aus dem richtigen Blickwinkel zu sehen. Das heisst weniger Konjunktiv über Versagensszenarien sondern ein eigener Imperativ, der dich dazu bringt, deine eignen Grenzen Stück für Stück zu verschieben. Wie dieses Mindset aussieht, wie dieses Denken aussieht und welche Stützen es dazu gibt, findest du in der Schatztruhe.

Ansonsten hast du unter dem Aspekt von Frauen kennenlernen natürlich einiges vor dir, wenn du denn willst. Aber von der Priorität auch nicht an erster Stelle, wenn du mit einer weiteren Therapie beginnen möchtest. 

Was das Wegziehen betrifft, ist ländliches Wohnen mit Sichereit eine Einschränkung, aber keine Unmöglichkeit.

Gibt es keine größere Stadt, von der aus du schnell bei deiner Familie bist? 

Was hast du studiert?

 

 

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Gast

Danke für deine Antwort. Ich werde mal die Schatztruhe durchstöbern :) Ich hatte da auch hin und wieder mal Artikel gelesen. Aber vom Lesen alleine hat sich das Mindset nicht geändert. Die Frage ist, wie kann man das gelesene wirklich als Mindset im Gehirn verankern und hat es nicht nach 2 Tagen großteils wieder vergessen. Vielleicht muss man gewisse Sachen täglich oder wöchentlich lesen bis sich das Mindset wirklich mal "umstellt". Oder gibt es da irgendwelche Tricks?

Größere Städte sind ca. 100-200 km entfernt. Studiert habe ich Wirtschaftsingenieurwesen. Am liebsten würde ich eigentlich selbständig was machen aber dafür habe ich vermutlich den falschen Beruf gewählt.

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Hi,

Therapie macht auf jeden Fall Sinn, such dir Jemand guten bei dem du dich wohlfühlst. Muss meiner eigenen Erfahrung nach nicht ein klassischer Gesprächstherapeut sein.

Es ist gut dass du deine zwei großen Baustellen bereits so konkret benennen kannst. Nein, keine Angst, wenn du das jetzt konsequent angehst wirst du nicht alleine alt, du bist viel weiter als manche die in dem Alter nichtmal wissen wo ihre Baustellen liegen.

Das Problem mit reinem Lesen ist du verstehst dann zwar evenuell Zusammenhänge (oder hast Selbsterkenntnis) auf einer logischen Ebene aber bringst es nicht ins Gefühl; Gefühl und "Innenwelt" trainieren wir vor allem durch Erfahrungen und Übungen die dir idealerweise das Buch oder dein Therapeut/Coach vorgeben können.

Wenn du allgemeine Sozialangst hast (also auch gegen Männer etc.) dann kann es zb. helfen dich irgendwo gemeinnützig zu engagieren. Freiwillige Feuerwehr, Sanitäter oder so. Prinzipiell gilt: Du suchst dir Situationen an der Grenze deiner Komfortzone (also die sich unangenehm anfühlen, aber nicht voll in der Angst liegen) und übst diese Situationen. Solange bis du genug bewusstes und unterbewusstes Feedback bekommen hast das es gar nicht so schlimm ist - dann der nächste Schritt.

Für dich könnte zb. eine einfache Übung zu Beginn sein, dich gegenüber deinen Studienkollegen, Freunden, Bekannten mehr zu öffnen. Dir jeden Tag in der Früh ein Ding überlegen (was in dir grade selbst als Gedanke da ist) und das mindestens einer anderen Person mitteilen. Zb. "Ich fand den Film X gestern sehr gut, weil die Szene Y mich erinnert hat an...". Also üben über dich zu sprechen, etwas von dir mitzuteilen.

Flucht in Computerspielen und Allein-Zeit ist leider das Gegenteil von hilfreich, weil du dort keine Erfahrungen machen kannst die deiner Angst widersprechen. Du kannst Spiele zb. als Belohnung verwenden wenn du deine Übungen gut gemacht hast.

Moral von der Story: Lesen alleine baut dein Mindset nicht um; du brauchst praktische Erfahrung die anders ist als das was dir deine Angst glauben macht das sein wird. Diese Erfahrung holst du dir in aktiver, idealerweise begleiteter Übung am Rand deiner Komfortzone.

bearbeitet von Helmut_AUT

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Gast
Am 14.11.2016 um 14:25 schrieb Helmut_AUT:

Für dich könnte zb. eine einfache Übung zu Beginn sein, dich gegenüber deinen Studienkollegen, Freunden, Bekannten mehr zu öffnen. Dir jeden Tag in der Früh ein Ding überlegen (was in dir grade selbst als Gedanke da ist) und das mindestens einer anderen Person mitteilen. Zb. "Ich fand den Film X gestern sehr gut, weil die Szene Y mich erinnert hat an...". Also üben über dich zu sprechen, etwas von dir mitzuteilen.

Danke für die Ratschläge. Ja, ich bin gerade auf der Suche nach einem Therapeuten. Solche Dinge wie "Ich fand den Film X gestern sehr gut, weil die Szene Y mich erinnert hat an..." mitzuteilen bereiten jetzt nicht unbedingt Probleme, über Sachthemen kann ich generell gut reden. Bei einem Gespräch über Themen im Studium, Technik, Computerspiele, Filme, Autos etc. fühle ich mich wohler, aber wenn es um emotionale Themen geht, bereitet mir das Probleme. Das emotionale muss immer irgendwie etwas ausgeklammert sein. Bswp. wenn ich einen Freund lange nicht gesehen habe, würde ich nicht sagen "schön dich wieder zu sehen" sondern ein mehr als ein knappes "Hallo" würde es nicht. Oder jemanden, egal ob männlich (no homo) oder weiblich irgendwie zu signalisieren, dass ich ihn mag oder ganz nett finde ist mir glaube ich oft schwer möglich. Ich habe das Gefühl, es muss immer etwas sachlich und distanziert bleiben, damit ich mich wohl fühle, auch bei engeren Freunden. 

Ich fühle mich auch generell auch wohler, wenn ich nur mit Gruppen von ca. 1-4 Leuten zu tun habe. Sobald es größere Gruppen sind wird es zunehmend unangenehmer. In sozialen Situationen möchte mir nichts anmerken lassen und trotzdem irgendwie halbwegs souverän und "cool" wirken aber das ist eben nicht echt und fühlt sich daher merkwürdig an. Es ist eher so ein Gefühl, also ob ich mich von meiner Art, Gesichtsausdruck etc. her verstelle. Das wird auch irgendwann recht anstrengend. Zudem bin ich dann gehemmt und kann nicht sagen und machen kann was ich gerne würde. Und dummerweise, wenn ich mich unwohl fühle, schwitze ich auch recht stark und aus Angst, dass das einer merken könnte, schaukelt sich das noch mehr hoch.  

Und was Frauen angeht wollte ich noch ergänzen, oft fühle ich in der Anwesenheit von Frauen sehr wenig (sexuelle) Anziehnung. Wenn ich in einem Club bin oder so und hübsche Frauen sehe, dann lässt mich das erstmal recht kalt  Das bricht erst durch, wenn ich wieder allein bin. Es ist daher noch schwieriger, sich durchzuringen, irgendwie auf eine Frau zuzugehen, da ich in den entsprechenden Situationen keine Anziehnung verspüre und mich dann frage, wozu das überhaupt gut sein soll. Ist das normal? Eventuell weil man zu blockiert und ängstlich ist? Irgendwie kommt mir das etwas merkwürdig vor.

bearbeitet von Gast

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Hmm, wie wär's wenn du mal versuchst Wertschätzung auszudrücken?

Also zb. ein sehr bewusstes und ernst gemeintes / gefühltes "Danke" nächstesmal an der Supermarkt-Kassa, mit Augenkontakt.

Oder gegenüber Freunden bzw. Studienkollegen "Hey, die Idee find ich klasse" oder "Das hast du super hinbekommen". Halt nix erfundenes, aber es gibt fast jeden Tag Möglichkeiten einer Person die wir kennen zu zeigen das sie einen guten Beitrag leistet.

Wertschätzung ist eine verwandte Emotion zu "Ich mag dich" aber niemand wird dir den Kopf abreissen wenn du ihn lobst.

Andere Übung bzw. Frage... wenn du dir eben vorstellst einen Freund wiederzutreffen den du lange nicht gesehen hast, so richtig vorstellst die Situation - und dir dann vorstellst "schön dich wiederzusehen" zu sagen... was passiert dann, was wäre denn seine Reaktion?

 

Nachtrag:

Erstens, das mit der Gruppe lass ruhig mal so. Ich selbst wähle auch fast nur Einzeltreffen mit meinen Freunden, oder im Rudel unterhalte ich mich sehr konkret mit einer Person. Ich bin auch nicht der welcher vor versammelter Menge gerne in den Mittelpunkt geht, aber es beinträchtigt mein Leben nicht und das ist nicht deine dringendste Baustelle.

Was Frauen angeht - ja, kann mir schon vorstellen das deine Ängste deinen Trieb überspielen. Überleg mal ob das zutrifft: Möglicherweise warst du lange in der Situation die Anziehung zu spüren und nicht darauf reagieren zu können, hast dir diese unangenehme Spannung dann eliminiert.

Ich würde vorrangig mal üben mit männlichen Freunden dich zu öffnen wie oben zb. vorgeschlagen.

Sehe auch grade: Warum noch zu Hause wohnen? Raus in die Welt könnte dich sehr fordern aber wäre sicher ein interessanter Schritt.

 

bearbeitet von Helmut_AUT
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