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Hey Leute,

wie geht ihr mit Verstimmung/Demotivtion um?
Das Ziel ist daran zu wachsen, daher bitte keine plumpen Aussagen wie "geht wieder vorüber" usw.
Ich möchte gerne konstruktive Behandlungen.

Verstimmung bzw. Demotivation stellt ja eine Grenze unserer Komfortzone dar, die man überwinden kann. Das ist mein Ziel, nur glaube ich damit falsch umzugehen.

In den letzten 3 Tagen gab es einen Trigger, der meine Verstimmung und Antriebslosigkeit ausgelöst hat. Leider finde ich in meiner jetztigen Gefühlslage nicht den Trigger und kann nicht mal exakt den Gedanken bestimmen.

Das Rümwühlen in meiner Verstimmung stärkt diese nur, allerdings brauch ich den Gedanken, weil ich dem ja ändern möchte um daran zu wachsen.

Ich habe Angst, dass wenn ich die Verstimmung einfach akzeptiere und loslasse, dass ich dann das Problem nicht löse, sondern nur verschiebe auf eine spätere Verstimmtheit.

Normalerweise gehe ich mit negativen Emotionen immer gleich um: 1. Kurz erkennen und Akezeptieren, 2. Rational schwächen (auch nur kurz, damit Muster nicht genährt wird) 3. neuen Gedanken formulieren, dann denken mit allen Sinneskanälen und sofort praktisch anwenden. Klingt kompliziert, ist es aber nicht und klappt bei mir super. Gedanken und Gefühlskontrolle eben!

Allerdings schaffe ich diese Schritte bei meiner Verstimmung nicht durchzuführen, weil ich den Gedanken nicht sauber reflektieren kann.

 

Wie geht ihr damit um?

 

 

Danke!
 

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Was verstehst du denn unter "daran wachsen"? Das ganze liest sich ein wenig so, als würdest du Menschen für programmierbare Roboter halten.

"Gedanken erzeugen Gefühle, Gefühle führen zu Handlungen. Negative Gefühle sind schlecht und deuten auf "falsche Gedanken" hin, die daher "umprogrammiert" werden müssen."

In vielen Fällen mag das zutreffen, doch ich glaube nicht daran, dass jedem negativen Gefühl (also Verstimmung/Demotivation) auch ein negativer Gedanke zugrunde liegen muss (der uns zudem noch bewusst zugänglich ist). Auch funktioniert unsere Psyche bei Weitem nicht so linear, wie uns das manche Motivationsredner u. ä. glauben machen wollen. Gefühle können auch umgekehrt Gedanken erzeugen bzw. wahrscheinlicher machen (so ist z. B. auch unser Erinnerungsvermögen stark vom emotionalen Zustand abhängig -> bei Trauer erinnern wir uns leichter an traurige Erlebnisse usw.). Aber selbst wenn wir davon einmal absehen, halte ich es nicht unbedingt für ratsam, jedes negative Gefühl analysieren und den zugrundeliegenden Gedanken ins "Positive" umdeuten zu wollen.

1) Manchmal sind Gefühle einfach nur Gefühle. Sie können auf temporären körperlichen Ursachen wie Hormonschwankungen etc. basieren und (für unser Bewusstsein) völlig grundlos auftauchen. In dem Fall würde ich sie akzeptieren und mich aufs Tun konzentrieren ohne ihnen großartig rationale Beachtung zu schenken (Entweder also das tun, was man sich vorgenommen hat ("Pflichten" bzw. eigene Ziele). Oder eben Selbstfürsorge betreiben, sprich: Mal die Beine hochlegen, sich etwas Gutes tun, etc.).

2) Manchmal liegen "negativen" Gefühlen auch tatsächlich "negative Gedanken" zugrunde, aber diese sind völlig berechtigt. Wenn mich meine Freundin verlässt oder mein Hund stirbt, ist das scheiße, da gibt es nichts umzudeuten und zu relativieren und Trauer ist in diesem Fall (zu einem gewissen Grad) natürlich und gesund. Wenn mein Chef ein Arsch ist, ist es natürlich und gesund, auch mal wütend zu sein. In solchen Fällen ist es also gar nicht erforderlich bzw. tendenziell sogar schädlich, die Gedanken ins Positive umdeuten zu wollen. Das Motto lautet hier: Aushalten, seinen Gefühlen Raum geben und trotz allem: Weitermachen. Wachsen tut man daran von ganz alleine. In einem zweiten Schritt kann man dann immer noch schauen: Was kann ich hieraus für wichtige Lektionen mitnehmen? Aber man muss nicht jedes negative Gefühl im Ansatz ersticken, wir sind Menschen und keine Maschinen! Die höchsten Glücksgefühle kann man nur dann empfinden, wenn man auch Schmerz und Trauer zulässt.

3) Deine Demotivation / Verstimmung könnte vielleicht auch ein Zeichen für Überforderung oder krankhaften Perfektionismus sein (oder dafür, dass du Zielen nachjagst, die nicht deine eigenen sind). Gerade dann wäre es vielleicht nicht verkehrt, dieses "Wachstums-Paradigma" (ich will jedes schlechte Gefühl überwinden und daran wachsen) einmal zu überdenken, die eigene Menschlichkeit zu akzeptieren und auch mal völlig unproduktiv zu sein bzw. auf die eigenen Bedürfnisse zu horchen um diese zu befriedigen (und nicht überwinden zu wollen).

 

Wie oben angedeutet: Manchmal kann dein beschriebenes Vorgehen auch richtig und wichtig sein (z. B. bei übertriebener Schwarzmalerei, wiederkehrenden destruktiven Gedankenmustern etc.). Aber eben nicht immer. Darüber hinaus könnten Techniken aus der Akzeptanz- und Commitment-Therapie für dich interessant sein. Diese basiert gerade auf der Annahme, dass unser Bewusstsein zwar ständig irgendwelche Gedanken "produziert", die oft auch destruktiven Charakter haben, dass wir über diese Gedanken aber eher wenig Kontrolle haben. In der ACT geht es daher -vereinfacht gesagt- gerade nicht darum, Gedanken umdeuten zu wollen (das wäre der Ansatz aus der kognitiven Verhaltenstherapie), sondern sie als gegeben zu akzeptieren, dabei aber die IDENTIFIKATION mit diesen Gedanken zu schwächen (Defusion bzw. "Entschmelzung"). Wenn das für dich interessant klingt, kannst du ja mal ACT googeln und/oder dir das großartige Buch "Wer dem Glück hinterherrennt, läuft daran vorbei" von Russ Harris zulegen.

bearbeitet von tonystark
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