Bekenntnisse eines Versagers

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Liebe PU-Community,

ihr habt mir so viel gegeben. Heute liege ich am Boden und weiß nicht weiter. In letzter Zeit bekam ich einige Tritte in die Magengrube und meine Reaktion darauf ist so schwach, dass ich heute verstehe, dass ich alles nur gefaked habe. Fake it ´till you make it klappt eben nicht immer.

Kurz zu mir: Ich bin 23, stecke seit 3 Jahren in einer LTR mit ständigen Beatisierungsphasen, aus denen ich aber rauskomme. Ich habe mich schon lange davor intensiv in Pickup eingelesen und die Erfolge (mehrere Laymöglichkeiten, aber zum Lay selbst fehlten mir die Eier) waren zum Greifen nahe. Dann, als ich 20 war, kam meine jetzige HB. Eine Braut, von der ich bis dato nur träumen konnte. Deutlich erfahrener als ich, deutlich besser aussehend als ich, ein wenig älter (aktuell 24). Ja, ich weiß, das nennen wir hier Podestdenken.

In diesen drei Jahren zog ich mich vollkommen zurück, verbrachte nur noch Zeit mit meiner HB, wurde dick (davor war ich sehr sportlich), PC abhängig, habe nur noch gekifft. Ich fiel in ein Loch und ich selbst und die Suchtberatung zogen mich da wieder heraus. Die Wunden (1 Jahr tote Zeit, ca. 2.500 Stunden gezockt; Löcher im Studium; kein Reisen, keine Parties - kein Rumgeficke. Immer dieses Gefühl, etwas verpasst zu haben) bleiben. Und daran arbeite ich auch noch.

Damals begann ich auch, Jura zu studieren und befinde mich nun in der heißen Examensvorbereitung bis Ende Februar. Eigentlich sollte ich nichts anderes zu tun haben, als zu lernen.

Aktuell bin ich wieder in ein Loch gefallen. Diesmal ist es ein psychisches, denn ich kann nicht aufhören, mir Gedanken und Brainfuck zu schieben. Einige der wiederkehrenden Gedanken sind folgende:

1. Die Angst, etwas im Leben zu verpassen. Ja, ich habe Angst davor, nie gelebt zu haben. Ich habe Angst davor, Teil dieser Leistungsgesellschaft mit seinen vielen uninspirierten, langweiligen, grauen Menschen zu sein (Hier in der Jura-Bib gibt es tagtäglich genug davon). Ich habe Angst, nie wirklich jung gewesen zu sein - immerhin ist diese HB, mit der ich seit 3 Jahren zusammen bin, meine erste.
Diese Angst wird gespeist von vielen meiner Grundannahmen und Erfahrungen: Als ich jung war las ich immer Abenteuerromane und schaute entsprechende Filme. Da ich auch ein sehr fantasievoller Mensch bin konnte ich mich in diese Welten und Charaktere gut reinfinden und dachte irgendwann, ich müsste auch so werden. Jedenfalls wollte ich es. Als ich jung war, lebte ich mit meinen Eltern ein Jahr in Australien, für einen 16 jährigen das Land der Abenteuer. Und wie ich dort gelebt habe! DIeses Jahr muss eines der intensivsten meines Lebens gewesen sein.
Ich habe Angst, andere junge hübsche Frauen zu verpassen, weil ich mit einer zusammen bin.

Diese Angst führt dazu, dass ich ein intensives Leben versuche zu erzwingen. Wenn ich Sport mache übertreibe ich. Wenn ich trinke auch. Beim Sex übertreibe ich. Ich will immer höher, weiter, schneller - denn alles muss intensiv sein, denn das bedeutet ein aufregendes Leben.

2. Ich werde alt. Klar, wir werden alle nicht älter. Aktuell belastet mich aber das Älterwerden zunehmend. Meine Haare gehen stark zurück, ich bin nicht mehr so körperlich fit wie früher (was auch an der Zockerphase liegt), ich fühle mich auch älter, undynamischer, weniger aggressiv. Ich fühle mich passiv, weil ich so einen Mist schreibe und in meiner Beziehung gefangen bin. Gleichzeitig fühle ich mich alt und schwach, weil ich nicht die Kraft besitze, mich aus diesen Gedanken zu ziehen. Ich habe begonnen zu meditieren, mehr Sport zu machen. Wie immer übertreibe ich mit allem, das Ergebnis ist Chaos und Erkältung, bzw. Überlastung.

3. Zukunftsängste: Will ich das machen, was ich gerade mache? Jura liegt mir, macht mir auch Spaß und ich muss sehr wenig Zeit reinstecken um überdurchschnittliche Ergebnisse zu erzielen. Aber alles andere gefällt mir auch: Ich könnte mir mehrere andere Studiengänge vorstellen, ich könnte mir reisen vorstellen. Und ich habe Angst, dass sich Wege verschließen, wenn ich Entscheidungen treffe. Zu gerne würde ich zwei Jahre um die Welt reisen. Aber ich weiß auch, dass man danach auf dem juristischen Arbeitsmarkt deutlich weniger Chancen hat. Mein Vater lebt mir das Leben eines beruflich erfolgreichen Mannes vor, er motiviert mich und gibt mir gute Tipps. Und ich habe das gleiche abstrake wissenschaftliche Denken wie er, das mir in meinem Studium hilft. Weil er so erfolgreich ist hat er Möglichkeiten im Leben, von denen andere nur träumen können.

 

Diese ganzen Gedanken führen dazu, dass ich ständig unruhig bin, mich von extrensischen Motivationen leiten lasse und sehr begeisterungsfähig für neues bin. Aber diese Begeisterungsfähigkeit führt auch dazu, dass ich die Dinge, die Zeit und Kraft brauchen, nicht durchziehen kann, eben weil ich leicht abzulenken bin ("Komm, lass saufen gehen!"). Ich befinde mich immer in dem sehr kräftezehrenden Konflikt, platt gesagt, "heute zu leben oder in meine Zukunft zu investieren"; anders: sich gesellschaftskonform zu verhalten oder auf alles zu scheißen. Dieses Verhalten trage ich auch in persönliche Beziehungen: Manchmal bin ich ein echtes Arschloch, dass auch unfair zu seiner Freundin ist, weil ich diese Angst habe, die ganzen Frauen da draußen nicht zu bekommen (dann schaltet auch der PU-Modus an). Manchmal zeige und sage ich ihr, wie sehr ich sie liebe und dass ich noch lange mit ihr zusammen sein will (dann schaltet der Pussy-Modus an). Unnötig auszusprechen, dass so ein Verhalten in einer Beziehung untragbar ist und zu Attractionproblemen führt. Umso lieber von meiner HB, dass sie sich das alles antut... aber hier kriselt es ja auch, wie ich unten feststellen werde.

Ich schwanke also immer zwischen zwei Extremen.

Eine andere Sache ist mein extrem inkonsequentes Verhalten: ich habe mein ganzes Weltbild um PU aufgebaut, bzw. stark daran angelehnt. Von mir hört man regelmäßig Phrasen wie, man solle sein Leben genießen; leben als wäre man morgen tot; rumflirten; man solle nicht im Studium in einer Beziehung sein; Eifersucht ist ein Schwächezeichen,...

Fällts auf? Die ganzen Dinge, nach denen ich "lebe", lebe ich selbst nicht. Für mich ist das ein Zeichen von Schwäche, das weiter an meinem Selbstvertrauen nagt.

 

Jetzt liege ich wieder in einem Loch. Die ganzen o.g. Gedanken und das Schwanken zwischen Extremen führt zu einer sehr instabilen Lage, die in Drucksituationen nicht hält. Und genau in so einer befinde ich mich gerade:

Ich bin gesundheitlich angeschlagen, bräuchte etwas Nähe. Das Examen lastet mir auf dem Gewissen, es rückt jeden Tag einen Tag näher (bei Juristen ist das Examen ausschlaggebend für das ganze weitere Leben, nur diese Gesamtnote zählt). Meine Oma ist letzten Montag nach langer, auch für mich sehr kraftraubender Krankheit, gestorben, ich hatte eine sehr gute Verbindung zu ihr. Meine Freundin flirtet fremd, tanzt mit anderen Typen. Dazu gestern folgende Situation:

(Vorgeschichte: als wir alle an einem Abend wegwaren, ich hatte gerade den PU Modus an und verstand mich sehr gut mit einer anderen HB. Diese HB gab mir zum Abschied ein Küsschen auf die Wange, kam von hinten, ohne dass ich hätte reagieren können. Fand ich trotzdem süß. Das aber vor den Augen meiner Freundin, die dann enormes Drama geschoben hat).
Gestern kam meine Freundin, nachdem sie Freitag und Samstag feiern und Sonntag noch auf einem Geburtstag war. Ich war krank, insgesamt labil - und ich war kindischerweise extrem angepisst, dass sie so viel unterwegs war und ich nicht. Ja ich weiß, es liest sich genauso albern wie es klingt, ich bin eben ein kleiner unreifer Bengel. Und ich kanns nicht ändern. Im Bezug zur Vorgeschichte zeigte mir meine Freundin ein Bild, auf dem ein Typ sie auf die Wange küsste. Außerdem meinte sie, dass sie mit anderen getanzt hätte. In mir stieg eine bislang unbekannte Blase von Eifersucht hervor. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, also sagte ich ihr, sie solle gehen. Und sie ging auch, ohne noch viel zusagen. Oh, sie sagte: "Typen, die so eifersüchtig sind wie du gerade sind sowas von uncool. Daher gehe ich jetzt gerne." - ein Tritt in die Magengrube. Nicht, weil es von ihr kam, sondern weil es einfach zu 100% wahr ist und vollkommen stimmt.
Am Abend rief ich sie noch 2x needy as fuck an und erzählte ich so ein bisschen, wie es mir gerade geht. Unnötig zu sagen, dass diese needy Aktionen ihr nur die Eier auf dem Silbertablett präsentiert haben.
Kurzfassung: Sie flirtet fremd, was Zeichen genug ist, Attractionprobleme und tolle Selbstbetaisierung.

Übrigens flirte ich regelmäßig fremd, zeige ihr das auch. Ich will sie "in Konkurrenz setzen". Und daher kann sie auch sagen, ich würde das auch so machen. Nur ist sie weniger eifersüchtig als ich.

 

Die Quintessenz der ganzen Story: Ich muss gerade einsehen, dass ich selbst den Anforderungen, die ich mir und jedem anderen setze, nicht genüge. Ich mute anderen Leuten Dinge zu, die ich selbst nicht vertrage. Und das ist viel schwächer, als alles andere. Aus genau diesem Grund bin ich heute ein Versager. Wenn irgendwas mit meiner tollen Freundin schief läuft ist es meine eigene Schuld und Dummheit, Unerfahrenheit, und der ganze Mindfuck.

Das Armutszeugnis hierbei ist, dass alles von mir ausgeht und ich hier der Schwächling bin. Und das einzusehen zermürbt mich gerade.

 

Und weiter? Ich werde versuchen, aus dem ganzen zu lernen. Ich muss mein Selbstbild überdenken, ich muss überdenken, wo ich wie hin möchte. Und ich muss endlich der selbstbewusste, welterfahrene, reife junge Mann werden, der ich immer vorgebe zu sein.

 

Ich wollte mich einfach mal auskotzen. Vielleicht kennt ja jemand Abhilfe. Aber ich denke, wie immer werden die Antworten nur in einem selbst liegen.

N
 

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vor 2 Stunden schrieb Nightie:

Und weiter? Ich werde versuchen, aus dem ganzen zu lernen. Ich muss mein Selbstbild überdenken, ich muss überdenken, wo ich wie hin möchte. Und ich muss endlich der selbstbewusste, welterfahrene, reife junge Mann werden, der ich immer vorgebe zu sein.

Das ist doch schon mal eine gute Erkenntnis.

Was ich oben vor allem Lese? Überall steht nur, dass du Angst hast. Angst scheint dein ganzes Leben zu bestimmen. Angst lähmt. Du hast Angst Entscheidungen zu treffen. Keine Entscheidungen zu treffen ist aber auch eine Entscheidung. Auch "Keine Entscheidung" ist ein Weg und hat Folgen. Aber dann bestimmst du nicht aktiv dein Leben, sondern bist passiver Beifahrer - dein Leben "passiert" dir einfach. Und keine Entscheidung heißt meist auch noch schlechte Gefühle.

Werd dir klar was du willst. Übe Entscheidungen zu treffen. Und diese dann auch mit vollem Herzen durchzuziehen. Werd dir klar, was dein Leben für dich bereithalten soll.

Leidenschaft sollte dein Antrieb sein - nicht Angst. Es gibt auch nicht "den einen, richtigen Weg". Und es tun sich immer wieder neue Türen auf. Es gibt immer einen Weg. Beispiel: Durch die Welt reisen lässt sich bestimmt mit Berufserfahrung oder mit anderen Dingen verbinden, die dich weiterbringen. Wenn du das denn willst.

Außerdem versuchst du nach fremden Maßstäben zu leben. "Man muss" "Man sollte" "PU sagt..."

vor 2 Stunden schrieb Nightie:

Und ich habe Angst, dass sich Wege verschließen, wenn ich Entscheidungen treffe.

Es verschließen sich genauso auch Wege, wenn du keine Entscheidungen triffst. Aber dann bist du passiver Beifahrer und musst nehmen, was eben kommt. Aktuell hast du Angst zu leben. Angst Entscheidungen zu treffen. Angst die Verantwortung zu übernehmen. Deshalb herrscht bei dir der Stillstand. Und da musst du raus.

Du willst nicht für dich selbst und dein Leben verantwortlich sein. Deshalb so viel Angst und lauter fremde Normen wie "man" zu sein hat.

Verantwortung für dich selbst und für dein Leben. Was hält dich davon ab? Welcher Knoten ist da in deinem Kopf? Darüber solltest du dir mal in Ruhe Gedanken machen.

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vor 2 Stunden schrieb Nightie:

Liebe PU-Community,

ihr habt mir so viel gegeben. Heute liege ich am Boden und weiß nicht weiter. In letzter Zeit bekam ich einige Tritte in die Magengrube und meine Reaktion darauf ist so schwach, dass ich heute verstehe, dass ich alles nur gefaked habe. Fake it ´till you make it klappt eben nicht immer.

Kurz zu mir: Ich bin 23, stecke seit 3 Jahren in einer LTR mit ständigen Beatisierungsphasen, aus denen ich aber rauskomme. Ich habe mich schon lange davor intensiv in Pickup eingelesen und die Erfolge (mehrere Laymöglichkeiten, aber zum Lay selbst fehlten mir die Eier) waren zum Greifen nahe. Dann, als ich 20 war, kam meine jetzige HB. Eine Braut, von der ich bis dato nur träumen konnte. Deutlich erfahrener als ich, deutlich besser aussehend als ich, ein wenig älter (aktuell 24). Ja, ich weiß, das nennen wir hier Podestdenken.

In diesen drei Jahren zog ich mich vollkommen zurück, verbrachte nur noch Zeit mit meiner HB, wurde dick (davor war ich sehr sportlich), PC abhängig, habe nur noch gekifft. Ich fiel in ein Loch und ich selbst und die Suchtberatung zogen mich da wieder heraus. Die Wunden (1 Jahr tote Zeit, ca. 2.500 Stunden gezockt; Löcher im Studium; kein Reisen, keine Parties - kein Rumgeficke. Immer dieses Gefühl, etwas verpasst zu haben) bleiben. Und daran arbeite ich auch noch.

Damals begann ich auch, Jura zu studieren und befinde mich nun in der heißen Examensvorbereitung bis Ende Februar. Eigentlich sollte ich nichts anderes zu tun haben, als zu lernen.

Aktuell bin ich wieder in ein Loch gefallen. Diesmal ist es ein psychisches, denn ich kann nicht aufhören, mir Gedanken und Brainfuck zu schieben. Einige der wiederkehrenden Gedanken sind folgende:

1. Die Angst, etwas im Leben zu verpassen. Ja, ich habe Angst davor, nie gelebt zu haben. Ich habe Angst davor, Teil dieser Leistungsgesellschaft mit seinen vielen uninspirierten, langweiligen, grauen Menschen zu sein (Hier in der Jura-Bib gibt es tagtäglich genug davon). Ich habe Angst, nie wirklich jung gewesen zu sein - immerhin ist diese HB, mit der ich seit 3 Jahren zusammen bin, meine erste.
Diese Angst wird gespeist von vielen meiner Grundannahmen und Erfahrungen: Als ich jung war las ich immer Abenteuerromane und schaute entsprechende Filme. Da ich auch ein sehr fantasievoller Mensch bin konnte ich mich in diese Welten und Charaktere gut reinfinden und dachte irgendwann, ich müsste auch so werden. Jedenfalls wollte ich es. Als ich jung war, lebte ich mit meinen Eltern ein Jahr in Australien, für einen 16 jährigen das Land der Abenteuer. Und wie ich dort gelebt habe! DIeses Jahr muss eines der intensivsten meines Lebens gewesen sein.
Ich habe Angst, andere junge hübsche Frauen zu verpassen, weil ich mit einer zusammen bin.

Diese Angst führt dazu, dass ich ein intensives Leben versuche zu erzwingen. Wenn ich Sport mache übertreibe ich. Wenn ich trinke auch. Beim Sex übertreibe ich. Ich will immer höher, weiter, schneller - denn alles muss intensiv sein, denn das bedeutet ein aufregendes Leben.

2. Ich werde alt. Klar, wir werden alle nicht älter. Aktuell belastet mich aber das Älterwerden zunehmend. Meine Haare gehen stark zurück, ich bin nicht mehr so körperlich fit wie früher (was auch an der Zockerphase liegt), ich fühle mich auch älter, undynamischer, weniger aggressiv. Ich fühle mich passiv, weil ich so einen Mist schreibe und in meiner Beziehung gefangen bin. Gleichzeitig fühle ich mich alt und schwach, weil ich nicht die Kraft besitze, mich aus diesen Gedanken zu ziehen. Ich habe begonnen zu meditieren, mehr Sport zu machen. Wie immer übertreibe ich mit allem, das Ergebnis ist Chaos und Erkältung, bzw. Überlastung.

3. Zukunftsängste: Will ich das machen, was ich gerade mache? Jura liegt mir, macht mir auch Spaß und ich muss sehr wenig Zeit reinstecken um überdurchschnittliche Ergebnisse zu erzielen. Aber alles andere gefällt mir auch: Ich könnte mir mehrere andere Studiengänge vorstellen, ich könnte mir reisen vorstellen. Und ich habe Angst, dass sich Wege verschließen, wenn ich Entscheidungen treffe. Zu gerne würde ich zwei Jahre um die Welt reisen. Aber ich weiß auch, dass man danach auf dem juristischen Arbeitsmarkt deutlich weniger Chancen hat. Mein Vater lebt mir das Leben eines beruflich erfolgreichen Mannes vor, er motiviert mich und gibt mir gute Tipps. Und ich habe das gleiche abstrake wissenschaftliche Denken wie er, das mir in meinem Studium hilft. Weil er so erfolgreich ist hat er Möglichkeiten im Leben, von denen andere nur träumen können.

 

Diese ganzen Gedanken führen dazu, dass ich ständig unruhig bin, mich von extrensischen Motivationen leiten lasse und sehr begeisterungsfähig für neues bin. Aber diese Begeisterungsfähigkeit führt auch dazu, dass ich die Dinge, die Zeit und Kraft brauchen, nicht durchziehen kann, eben weil ich leicht abzulenken bin ("Komm, lass saufen gehen!"). Ich befinde mich immer in dem sehr kräftezehrenden Konflikt, platt gesagt, "heute zu leben oder in meine Zukunft zu investieren"; anders: sich gesellschaftskonform zu verhalten oder auf alles zu scheißen. Dieses Verhalten trage ich auch in persönliche Beziehungen: Manchmal bin ich ein echtes Arschloch, dass auch unfair zu seiner Freundin ist, weil ich diese Angst habe, die ganzen Frauen da draußen nicht zu bekommen (dann schaltet auch der PU-Modus an). Manchmal zeige und sage ich ihr, wie sehr ich sie liebe und dass ich noch lange mit ihr zusammen sein will (dann schaltet der Pussy-Modus an). Unnötig auszusprechen, dass so ein Verhalten in einer Beziehung untragbar ist und zu Attractionproblemen führt. Umso lieber von meiner HB, dass sie sich das alles antut... aber hier kriselt es ja auch, wie ich unten feststellen werde.

Ich schwanke also immer zwischen zwei Extremen.

Eine andere Sache ist mein extrem inkonsequentes Verhalten: ich habe mein ganzes Weltbild um PU aufgebaut, bzw. stark daran angelehnt. Von mir hört man regelmäßig Phrasen wie, man solle sein Leben genießen; leben als wäre man morgen tot; rumflirten; man solle nicht im Studium in einer Beziehung sein; Eifersucht ist ein Schwächezeichen,...

Fällts auf? Die ganzen Dinge, nach denen ich "lebe", lebe ich selbst nicht. Für mich ist das ein Zeichen von Schwäche, das weiter an meinem Selbstvertrauen nagt.

 

Jetzt liege ich wieder in einem Loch. Die ganzen o.g. Gedanken und das Schwanken zwischen Extremen führt zu einer sehr instabilen Lage, die in Drucksituationen nicht hält. Und genau in so einer befinde ich mich gerade:

Ich bin gesundheitlich angeschlagen, bräuchte etwas Nähe. Das Examen lastet mir auf dem Gewissen, es rückt jeden Tag einen Tag näher (bei Juristen ist das Examen ausschlaggebend für das ganze weitere Leben, nur diese Gesamtnote zählt). Meine Oma ist letzten Montag nach langer, auch für mich sehr kraftraubender Krankheit, gestorben, ich hatte eine sehr gute Verbindung zu ihr. Meine Freundin flirtet fremd, tanzt mit anderen Typen. Dazu gestern folgende Situation:

(Vorgeschichte: als wir alle an einem Abend wegwaren, ich hatte gerade den PU Modus an und verstand mich sehr gut mit einer anderen HB. Diese HB gab mir zum Abschied ein Küsschen auf die Wange, kam von hinten, ohne dass ich hätte reagieren können. Fand ich trotzdem süß. Das aber vor den Augen meiner Freundin, die dann enormes Drama geschoben hat).
Gestern kam meine Freundin, nachdem sie Freitag und Samstag feiern und Sonntag noch auf einem Geburtstag war. Ich war krank, insgesamt labil - und ich war kindischerweise extrem angepisst, dass sie so viel unterwegs war und ich nicht. Ja ich weiß, es liest sich genauso albern wie es klingt, ich bin eben ein kleiner unreifer Bengel. Und ich kanns nicht ändern. Im Bezug zur Vorgeschichte zeigte mir meine Freundin ein Bild, auf dem ein Typ sie auf die Wange küsste. Außerdem meinte sie, dass sie mit anderen getanzt hätte. In mir stieg eine bislang unbekannte Blase von Eifersucht hervor. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, also sagte ich ihr, sie solle gehen. Und sie ging auch, ohne noch viel zusagen. Oh, sie sagte: "Typen, die so eifersüchtig sind wie du gerade sind sowas von uncool. Daher gehe ich jetzt gerne." - ein Tritt in die Magengrube. Nicht, weil es von ihr kam, sondern weil es einfach zu 100% wahr ist und vollkommen stimmt.
Am Abend rief ich sie noch 2x needy as fuck an und erzählte ich so ein bisschen, wie es mir gerade geht. Unnötig zu sagen, dass diese needy Aktionen ihr nur die Eier auf dem Silbertablett präsentiert haben.
Kurzfassung: Sie flirtet fremd, was Zeichen genug ist, Attractionprobleme und tolle Selbstbetaisierung.

Übrigens flirte ich regelmäßig fremd, zeige ihr das auch. Ich will sie "in Konkurrenz setzen". Und daher kann sie auch sagen, ich würde das auch so machen. Nur ist sie weniger eifersüchtig als ich.

 

Die Quintessenz der ganzen Story: Ich muss gerade einsehen, dass ich selbst den Anforderungen, die ich mir und jedem anderen setze, nicht genüge. Ich mute anderen Leuten Dinge zu, die ich selbst nicht vertrage. Und das ist viel schwächer, als alles andere. Aus genau diesem Grund bin ich heute ein Versager. Wenn irgendwas mit meiner tollen Freundin schief läuft ist es meine eigene Schuld und Dummheit, Unerfahrenheit, und der ganze Mindfuck.

Das Armutszeugnis hierbei ist, dass alles von mir ausgeht und ich hier der Schwächling bin. Und das einzusehen zermürbt mich gerade.

 

Und weiter? Ich werde versuchen, aus dem ganzen zu lernen. Ich muss mein Selbstbild überdenken, ich muss überdenken, wo ich wie hin möchte. Und ich muss endlich der selbstbewusste, welterfahrene, reife junge Mann werden, der ich immer vorgebe zu sein.

 

Ich wollte mich einfach mal auskotzen. Vielleicht kennt ja jemand Abhilfe. Aber ich denke, wie immer werden die Antworten nur in einem selbst liegen.

N
 

Wenn Du vorgibst etwas zu sein, dann bist du es. Werde der, der du nicht bist.

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Gast

Unter Umständen wäre für den TE eine Beziehungspause angemessen, damit er sich erst mal innerlich sortieren und möglichst voll auf seine Prüfungen konzentrieren kann.

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vor 21 Stunden schrieb MrPepper:

Warum musst du den ganzen Beitrag für den einen Satz zitieren?

Das weiß ich nicht.

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