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Hey meine Freunde,

was ist für euch Akzeptanz bzw. sich selbst akzeptieren lernen.

Kann man eine Eigenschaften an sich akzeptieren aber dennoch hassen?
Angeblich soll man ja nicht an sich arbeiten können, wenn man sich nicht akzeptiert hat. Das stimmt nicht ganz, finde ich. Es kommt drauf an wie Akzeptanz verstanden wird.

 

Zum Beispiel, wenn ich nicht akzeptiere, dass ich Alokoholiker bin, kann ich daran nicht arbeiten, weil ich die Schwäche nicht sehe, soweit logisch. Aber was ist, wenn ich die Schwäche Alkoholiker erkannt und akzeptiert habe, aber diese Eigenschaft nicht mag, sie mich fertig macht und aus genau diesem Grund daran arbeite?

Ich habe vllt ein falsches Verständnis der Akzeptanz, weil ich immer dachte, dass ich nur an mir arbeiten kann, wenn ich alles an mir akzeptiere in Form von "es ist okay", also positiv bewerte.  Aber dieser Gedanke löst bei mir keinen Veränderungsbedarf aus. Die Motivation sich oder eine Eigenschaft zu verändern kommt doch immer aus einem Gefühl/Bewertung heraus - meist negativ, weil man ja sonst gar keinen Grund hat sich zu verändern.

Ich nehme mich als Beispiel:

Ich stottere, ist ein riesen Handicap. Immer wenn ich stottere ärgere ich mich, weil es mir einfach peinlich ist, mich minderwertig fühle usw..
Jetzt kommt hier meine Frage der Akzeptanz. Ich weiß dass ich stottere (habe es also akzeptiert) und arbeite derzeit daran langsamer und deutlicher zu sprechen. Dennoch hasse ich das Stottern und genau aus diesem Grund bearbeite ich es. Wie geht das? Nach der Aussage wie Akzeptanz funktioniert, kann ich nicht an Eigenschaften die ich bekämpfe bzw. nicht akzeptiere arbeiten, aber ich kann es. Ist mein Verständnis was Akzeptanz ist falsch?

Ist Akzeptanz sich nur zu kennen und zu wissen wie man ist (und nichts verleugnet), obwohl es Eigenschaften gibt, die man hasst/nicht mag oder ist Akzeptanz, dass man sich und seine Eigenschaften einfch ohne negative Bewerungen annimmt (was aber keinen Handlungsbedarf auslöst).

 

Danke

 

 

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Nehmen wir mal dein Beispiel mit dem Alkoholiker:

  • Keine Akzeptanz, kein Veränderungswille, aber Bewusstsein ums Problem: Ich weiß, dass ich Alki bin, aber versuche, das Ganze zu verbergen, indem ich mir den Vodka heimlich aus dem gut versteckten Flachmann in den Rachen kippe, wenn gerade keiner hinsieht.
  • Akzeptanz und Bewusstsein ums Problem, aber kein Veränderungswille: Ich stehe offen dazu, dass ich Alkoholiker bin, finde das aber ok und nehme die sozialen und gesundheitlichen Nebenwirkungen in Kauf, weil ich das Leben nur im Rausch ertragen kann/will.
  • Bewusstsein ums Problem und Veränderungswillen, aber keine Akzeptanz: Ich weiß, dass ich Alkoholiker bin, hasse es und hasse mich dafür. Ich schütte daher überstürzt von einem Tag auf den anderen all meinen Alkohol weg, und führe jeden Tag aufs Neue einen kräftezehrenden inneren Kampf gegen mich selbst. Irgendwann, in einem schwachen Moment (der kommt beinahe mit Sicherheit), trinke ich doch mal wieder. Mein Selbsthass nimmt nun unerträgliche Ausmaße an und meine Willenskraft ist auch erschöpft. Um den Hass und Schmerz der Niederlage zu überwinden, fange ich wieder regelmäßig zu trinken an. Oder wie der Alkoholiker in "der kleine Prinz" sagt: Ich trinke, um zu vergessen, dass ich trinke.
  • Bewusstsein ums Problem, Veränderungswillen und Akzeptanz: Ich weiß, dass ich Alkoholiker bin. Ich finde das sicher nicht schön, aber sehe gleichzeitig ein, dass es sich um eine psychische KRANKHEIT handelt und dass ich sicherlich meine Gründe hatte, mit dem Trinken anzufangen. Im sozial verträglichen Rahmen bekenne ich mich zu meinem Alkoholismus und suche mir Beistand von Familie, Selbsthilfegruppe, Ärzten, Therapeuten. Ich akzeptiere, dass es ein langer Weg sein wird, trocken zu werden. Ich hoffe es nicht, aber ich rechne damit, dass es Rückschläge geben kann. Ich bereite mich innerlich darauf vor, überlege mir Strategien, wie ich eine akute Schmacht-Situation oder sogar einen Rückfall überwinden könnte. Ich sage mir: Auch wenn es 1000 Anläufe brauchen wird, ich werde es immer wieder versuchen. Anstatt mich runterzumachen, rede ich mir selbst Mut zu. Ich verzeihe meinem früheren Ich, dass es mich zum Alkoholiker werden ließ. Ich mag die Krankheit nicht, aber lasse sie nicht mein ganzes Leben beherrschen, versuche mich bewusst auch auf positive Dinge zu konzentrieren, suche nach alternativen, gesünderen Tätigkeiten zum Trinken, die mir Selbstvertrauen geben und mich vom Alltag ablenken können. Natürlich führe ich auch hier einen kräftezehrenden Kampf, aber weniger gegen mich selbst als gegen die Sucht. Ich habe aber Leute, die mich unterstützen, habe Strategien, die mir helfen können, habe Beschäftigungen, die mir auch wieder Energie zuführen. Irgendwann, in einem schwachen Moment, werde ich rückfällig. Meine Willenskraft wurde zwar ebenfalls strapaziert, aber sie ist nicht aufgebraucht. Ich mag meinen Rückfall nicht, aber ich rufe einen Freund an, rede mit anderen Betroffenen, mit meinem Therapeuten darüber, hole mir die Unterstützung, die ich brauche, und beginne nach kurzer Zeit von vorne. Das Spiel wiederholt sich noch einige Male. Doch irgendwann, nach dem 17. Anlauf schaffe ich es, trocken zu bleiben.

Das sind nun natürlich Idealtypen. Es gibt m. E. nicht "den einen Weg" zu gelungener Veränderung/Akzeptanz. Für den einen oder anderen mag Selbsthass als Antrieb auch langfristig wunderbar funktionieren. Trotzdem stellt sich dort wahrscheinlich die Frage, ob auf diese Art auch ein glückliches Leben möglich ist.

Grundsätzlich ist es sicher ein schmaler Grat zwischen "genug Akzeptanz aufbringen, um nachsichtig mit sich zu sein und der Realität ins Auge zu blicken" (Veränderung ist wahnsinnig schwer, der Weg ist i. d. R. mit Rückschlägen gepflastert, man hatte seine Gründe, warum man so ist, wie man ist) und "zu viel Akzeptanz aufbringen, sodass der Anreiz, sich zu ändern, verloren geht". Ich denke, ein entscheidender Aspekt ist hier der zeitlich-perspektivische:

  • Akzeptanz für den Moment (Ich habe ein Problem, find ich nicht schön, aber ist so): Ja!
  • Akzeptanz für die Zukunft auf kurze und mittlere Frist (beschwerliche Reise zum Ziel, Rückschläge usw.),: Ja!
  • Akzeptanz für die Vergangenheit (Die Ursachen des Problems): Ja!
  • Akzeptanz für immer? Nur über meine Leiche!

Ein anderer entscheidender Punkt ist: Wie stark lasse ich den Selbsthass werden, wie stark lasse ich den Gedanken an das Problem in mein Bewusstsein rücken, wie stark identifiziere ich mich damit? Gerade in Bezug auf das Stottern habe ich schon oft gehört/gelesen, dass es insbesondere in solchen Momenten auftritt, in denen man am meisten darüber nachdenkt, in denen man am heftigsten versucht, dagegen anzukämpfen. Gerade hier kann Akzeptanz also paradoxerweise helfen, das Problem zu verringern.

Wichtig: Es gibt natürlich auch Dinge, die lassen sich niemals verändern. In dem Fall ist Akzeptanz (auch auf lange Sicht) natürlich der einzig gangbare Weg. Das impliziert m. E. nicht, dass man niemals traurig sein darf, dass man einen schlimmen Verlust o. ä. niemals negativ bewerten darf. Es kommt wieder vielmehr darauf an, wie stark ich die negativen Gefühle werden lasse, ob ich von ihnen mein Leben beherrschen lasse. Wieder paradox: Gefühle zu bekämpfen, macht sie oft stärker. Besser wäre es daher z. B. ihnen bewusst Raum zu geben bis sie von alleine nachlassen. In manchen Situationen mag auch Ablenkung ein probates Mittel sein. Meditation und spezielle Übungen aus der Akzeptanz- und Commitment-Therapie können ebenfalls helfen, ggf. auch andere Therapieformen.

bearbeitet von tonystark
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Zitat

Ist Akzeptanz sich nur zu kennen und zu wissen wie man ist (und nichts verleugnet), obwohl es Eigenschaften gibt, die man hasst/nicht mag oder ist Akzeptanz, dass man sich und seine Eigenschaften einfch ohne negative Bewerungen annimmt (was aber keinen Handlungsbedarf auslöst).

 

Ganz klar das erstere !

Und ja du hattest ein falsches Verständnis davon was zeigt das du dich nicht akzeptiert hast.

Die zweite Sichtweise die du im oberen Zitat beschreibst ist typisch für Menschen die sich sehr wenig akzeptieren.

Von daher meinen Glückwunsch, deine Veränderte Sichtweise zeigt das du auf dem richtigen Weg bist !
 

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