Mangelnde Sozialkompetenz - ich möchte etwas ändern Melde Dich an, um diesen Inhalt zu abonnieren 3 3

[jeylo 0]

Salut!

Ich möchte ein wenig was aus meinem Leben und meinem aktuell größten Problem im Leben erzählen: meiner anscheinend nicht so ausgeprägten Kompetenz mit anderen bzw. dem gewinnen von Freunden, was mir äußerst schwer fällt.

Vielleicht vorweg ein paar Randdaten: ich bin 26, beende demnächst mein E-Technik-Studium und bin seit einem Jahr in einer festen Beziehung. Ich habe mein Leben grundsätzlich sehr gut im Griff: ich gehe Windsurfen, trainieren regelmäßig auch zuhause für einen halbwegs knackigen Körper und spiele nebenbei auch Theater in einer Amateurgruppe einer alternativen Einrichtung um die Ecke. Weiterhin engangiere ich mich in einem sozialen Projekt. Ich habe also eigentlich eine ziemlich gute Fluktuation an sozialen Kontakten im Alltag. Was mir trotz dieser Kontakte fehlt, sind einfach Freunde, um abends mal bei einem Bier im Park zu grillen oder sonstwo abzuhängen. Ich schaffe es nicht, mit Menschen näheren Bindungen aufzubauen.

Ein wenig Vorgeschichte noch: was meinem Leben einen großen Stein in den Weg gelegt hat, war ein längere Phase von Mobbing von der 8.-10. Klasse. Ich glaube ein grundsätzliches Urvertrauen in andere Menschen ist dabei draufgegangen und das hat Auswirkungen bis heute. Ich glaube, dass ich mit einer Art Schutzschild durch die Welt laufe, dass so kaum merklich ist, sich aber dann in der Mikrokommunikation (gibts sowas?) durchsetzt. Ich habe während meiner Studienzeit 3 wirklich gute Freunde gefunden. Fast alle anderen sind reine Sportbekannstschaften. Klar geht man mit denen einmal im Sommer grillen usw. aber einfach Leute mit denen man sich am WE trifft, wie es jeder normale Durchschnitts-Student tut, habe ich nicht. Ich war in den 5 Jahren meines Studiums auf vielleicht 5 WG-Parties eingeladen, um mal einen Maßstab zu geben. 

Ursachenforschung: warum? 

- ich habe körperlich eine recht beeindruckende Gestalt (glaube ich): drahtig trainiert mit 1,96m. Deshalb habe ich auch mit Frauen recht wenig Probleme, es ergab sich immer etwas im Zug der Freizeitaktivitäten und etwas PU-Wissen dazu ergab ein ordentliches Ergebnis. Ich komme ziemlich selbstbewusst rüber und bin es zeitweise auch. Gerade jetzt im Sommer machen mir die fehlenden Dudes aber zu schaffen und beeinflussen direkt mein Selbstbewusstsein. Habe ich ein Wochenende nichts mit Freunden vor, was an etwa 2 von 4 vorkommt, packt mir das einen Stein in den Magen. 

- mir fehlt es schwer, mit Gruppen zu interagieren. Bin ich mit jemandem zu zweit, ergeben sich fast immer Gesprächthemen. In Gruppen bin ich dagegen sehr schnell raus. Auch ein Grund warum ich mit dem Theater angefangen habe, um genau das zu trainieren. Bisher noch nicht sehr erfolgreich.

- Was weiterhin gerade etwas schwierig ist: zwischen mir und meiner Freundin läuft es eigentlich super, Zuneigung und Sexfrequenz sind anstandslos. Allerdings lernt sie sehr viele Menschen kennen. Damit habe ich keine Probleme aus Eifersucht-Sicht sondern tatsächlich eher weil ich sie um ihre Kmpetenz beneide und das Gefühl habe, langweilig zu sein. Ich würde auch gerne regelmäßig neue interessante Menschen in mein Leben ziehen aber das gelingt mir nicht.

- Ich habe eine Freundin, um die sich die Leute einfach scharen, weil sie immer etwas zu erzählen hat (viele Menschen haben das nicht). Es gibt relative stille "Mitläufermenschen" (keine Abwertung) und dann Redemenschen, die überall eingeladen werden und immer etwas vorhaben. Ich würde gerne trainieren, um zumindest einen Teil Redemensch in mir heranzuzüchten.

 

Ich überlege, wie ich das ganze trainieren kann. Ich habe hier mal gelesen, man solle mal in eine andere Stadt fahren für einen Tag und den ganzen Tag Menschen ansprechen und versuchen sich mit ihnen zu unterhalten. Hat das schon mal jemand hier gemacht und kann berichten?

Für andere Vorschläge und Gesprächen mit Menschen denen es ähnlich geht bin ich sehr offen ;)

 

Allerbeste Grüße

jeylo

[Herzdame 10885]

vor einer Stunde schrieb jeylo:

Fast alle anderen sind reine Sportbekannstschaften. Klar geht man mit denen einmal im Sommer grillen usw. aber einfach Leute mit denen man sich am WE trifft, wie es jeder normale Durchschnitts-Student tut, habe ich nicht.

Also ist eines deiner Probleme Menschen von "Bekannten" zu Freunden zu machen?

Klau dir an der Stelle n paar Pu-Techniken. Gerade beim Grillen kann man super mal einzelne Leute isolieren. Und mit denen machst du dann Comfort-Gespräche. Findest gemeinsame Themen und machst aus denen dann "Einzeldates" aus. Von "ja, Paintball wollte ich auch schon immer mal ausprobieren" über "das Thema sollten wir mal bei nem Bierchen vertiefen". Und dann melden "Date ausmachen" fertig.

Willst du mehr solche Möglichkeiten haben, organisier selber Grillen o.ä. und lade die Bekannten dazu ein. Damit wirst du dann auch schnell Mittelpunkt des Geschehens und es ergibt sich von selbst, dass du dann auch mehr Redeanteile bekommst.

Juni 2, 2016 bearbeitet von Herzdame

[Neice 6458]

Ich habe auch mal ne Weile versucht, darin besser zu werden. 

Sich auf ne Schwäche zu konzentrieren und diese zu verbessern ist schon anstrengend. Hast Du schon mal versucht, Deine Stärke zu nutzen und diese auszubauen? Ich bin z.B. super schlecht darin eine fremde Gruppe einzunehmen. Im Club kann ich das, aber auch nicht so weit, dass die mich später einladen. Das funktioniert nur, wenn ich mich mit einem Typen oder Mädel super gut verstehe und Gemeinsamkeiten habe. Über die komme ich dann in die Gruppe rein. 

Nun wird Dir sicher aufgefallen sein, dass Mädels das generell oft sehr einfach können. Und es Typen gibt, die ebenfalls irgendwie alle Leute anziehen. Versuch nicht zu werden wie Deine Freundin. Bist halt kein Mädel. Und Dich zu so einem Typen zu entwickeln nur um ein Bierchen zu trinken? Viel Arbeit. 

Nutze doch ein paar Mädels und Typen als Multiplikator. 

Ich habe einen sehr kleinen SC. Mal schnell 50 neue Leute kennen zu lernen ist super leicht. Ich habe nämlich 3 Leute in dem SC, die das super können und andauernd neue Leute kennen lernen. Mit denen mehr zu machen gibt mir einfach leicht die Möglichkeit 1:1 Gespräche zu führen und dann so vorzugehen, wie Herzdame es vorschlägt. Ich fokussiere mich also darauf, den einen Typen zu finden mit dem ich wirklich gut kann und mit dem was zu machen. Über ihn komme ich dann auch in die Gruppe rein, wenn ich mit ihm erstmal eine Basis habe. 

Möchte ich mehr Leute kennen lernen, wäre es sicher ein langer Weg so zu werden, wie diese 3 Leute in meinem SC. Aber aus den 3 Leuten 6 zu machen ist super leicht. Weil Gleich und Gleich zieht sich an und dann schaue ich mal, welche Leute dort im Umfeld sind, die ebenfalls gut mit Menschen können. Oder mache mehr mit den 3 Leuten. 

Ansonsten kannst Du auch mal schauen, ob Du ein paar nerdige Interessen hast. Mir erscheint das so, als ob Du ziemlich viel machst, nur um Leute kennen zu lernen. Du kannst Dir aber auch die passenden Nerds suchen. Ich mag z.B. alles in Richtung ortsunabhängiges Arbeiten, Lifestyle Design, passives Einkommen. Da finde ich in meiner Studentenstadt keinen, den ich interessant finde. In Deutschland übers Internet noch so 50 Leute. Weltweit vielleicht 1.000 die für mich sichtbar sind. Mir hat es sehr geholfen, in solche Kontakte rein zu kommen. Das bringt mir sehr viel und solche Kontakte pflege ich. 

Überlege mal, ob Du bei Deiner ganzen Aktivität nicht eine Kraft hast, die gegen Dich arbeitet. Zu jeder Kraft gibt es eine Gegenkraft. Versuche das mal zu verstehen und zu spüren. Und dann nutze einfach mal die Dynamik und lasse Dich mit dem Strom treiben, anstatt gegen den Strom zu schwimmen. Weiss nicht, ob Du das verstehst, aber man spürt ja, wenn man in eine Richtung rennt und das einfach nur Energie kostet und anstengend ist. Kämpfe nicht gegen diese Energie an sondern suche Dir Wege, bei denen die Energie Dich antreibt. 

 

 

Juni 2, 2016 bearbeitet von Neice

[Herzdame 10885]

vor 2 Minuten schrieb Neice:

Mit denen mehr zu machen gibt mir einfach leicht die Möglichkeit 1:1 Gespräche zu führen und dann so vorzugehen, wie Herzdame es vorschlägt. Ich fokussiere mich also darauf, den einen Typen zu finden mit dem ich wirklich gut kann und mit dem was zu machen. Über ihn komme ich dann auch in die Gruppe rein, wenn ich mit ihm erstmal eine Basis habe. 

Öhm, so mache ich das auch. Und ich dachte bisher das sei der normale Standard-Weg :D

 

[Neice 6458]

vor 15 Minuten schrieb Herzdame:

Öhm, so mache ich das auch. Und ich dachte bisher das sei der normale Standard-Weg :D

Also - ich habe einen Kumpel, der stellt sich in eine Gruppe. Redet wie ich. Grinst dabei aber so blöd und hat ne andere Mimik. Und dann denken sich alle: "Hey, der versprüht gute Laune, den laden wir ein." Dafür braucht er Minuten. 

Ich hole mir ne Nummer von nem Mädel. Und während ich ein Date mit ihr habe, hockt er bis dahin in ner Pokerrunde in ihrem Social Circle. Das ist lustig, weil man dann nach ner Weile von dem Mädel mal dem SC vorgestellt wird. Und dann heisst es: "Hey, Du bist doch der Kumpel von xyz. Der kommt nachher auch noch. Also wir haben ihn gefragt aber er hat noch nicht zugesagt. Aber das wäre echt cool. Ruf ihn doch mal an."

Ist so für mich der Prototyp des SC Gamers. Der kann kein Clubgame. Der kann kein OG. Und hat AA bei fremden Mädels. Macht aber nix, weil der in so einer Quote Leute kennen lernt und ihn Mädels dann irgendwann anhimmeln, dass er seitdem er 16 ist nie in der Situation war, dass ihm nicht irgendwelche Mädels nachgerannt sind. 

[saian 2214]

Hallo jeylo,

um von anderen Menschen geliebt zu werden, musst du nur eine Sache lernen.
Und die ist so einfach, weil gleichzeitig kaum ein anderen Mensch sie liefert, obwohl sie so klein ist.

Egal, welchen Mensch du triffst, ob 3, 20, 50 oder 90 Jahre alt:
Lerne zu erkennen, was diese Person JETZT in diesem Moment emotional will
und gibt es ihr.

Man kann es einfach herunterbrechen: du GIBST.
99% der Menschen wollen immer zuerst nehmen.
Sie sitzen dumm herum und strecken die Hände entgegen.
Das siehst du bei jeder Party.
In der Ecke sitzen die Leute, die die Hände ausstrecken: Ich will angesprochen werden, ich will Aufmerksamkeit, ich will Spaß, ich will gute Musik, ich will lachen, ich will ich will ich will.
Und in der Mitte der Party sind die Beliebten. Ich spreche an, ich schenke Aufmerksamkeit, ich mache Spaß, ich mache Musik, ich tanze, ich bringe andere zum Lachen, ich gebe gebe gebe.

Unsere ganze Gesellschaft sieht so aus.
Ein großer Teil streckt die Hände aus und will. Ich will den Job, ich will das Geld, ich will Bespaßung, ich will. Passiv.
Und ein kleiner Teil macht aktiv etwas und setzt Dinge um. Ich arbeite, ich bringe Dinge zum Laufen, ich gebe. Aktiv.

Deshalb bist du der krasse Oberkönig, wenn du gibst.
Weil alle immer nur wollen.
"Ich gebe." ist aktiv.
"Ich will bekommen." ist passiv.

Also geh raus und gib den Menschen das, was sie wollen. Und tu genau das, weil du geben willst. Und nicht weil du dafür ein Tauschgeschäft haben willst.
Das fliegt sofort auf und du bist nur ein versteckter Nehmer.

[lastforever 157]

Am 6.6.2016 um 13:13 schrieb saian:

Und tu genau das, weil du geben willst. Und nicht weil du dafür ein Tauschgeschäft haben willst.
Das fliegt sofort auf und du bist nur ein versteckter Nehmer.

Jetzt mal die offensichtlichste Frage: Was ist, wenn man nicht geben will?

Ich kann z.B. nur mit wenigen Leuten etwas anfangen/will mit ihnen Zeit verbringen. Entsprechenden fehlt mir die Bereitschaft, irgendwas zu geben. 

[saian 2214]

Dann denke ich - lediglich ich ganz persönlich - , dass du immer ein Opfer der Welt bleiben wirst.

Wenn du nicht gibst, dann willst du.
Du bist dann also darauf angewiesen, dass andere dir geben.
Wie der Bettler, der in den Straßen herumsitzt.

Du wirst immer der Knecht von anderen sein und dafür leben, die Träume der anderen zu verwirklicken, denn für etwas "Eigenes" muss man immer zuerst geben.

[Lafar 22524]

Ich denke dir ist ganz gut geholfen wenn du ein paar Denkanstöße hier raus nimmst. Ist kostenlos. 

http://eggetsberger.net/BUC/eggetsberger-charisma.pdf

[lu-lu 0]

jeylo ich habe mich in deiner Beschreibung gut wiederfinden können. Ich bin schon einen Schritt weiter und kann nur sagen es wird vermutlich schlimmer werden. Es ist der Job... alle Hilfestellungen die das Studentenleben mit sich bringen fallen raus und du wirst vermutlich in eine neue Stadt ziehen. So ein Wandel kann auch das Ende einer Beziehung sein. Deswegen ist es wichtig sich aktiv darüber Gedanken zu machen.

Problem: Der Job ist geil und man kann sich so richtig auspowern. Aber zum Wochenende hin ist bei mir Stress angesagt. Mit den Kollegen wird halt ab und zu was gemacht aber es sind halt auch nur Kollegen mit denne man jeden Tag zu tun hat. Die Gespräche drehen sich nur wieder um den Job ansonsten hat man keine Schnittmengen. Das Ganze führt bei mir zu einer verbalen und gesellschaftlichen Isolation und man steht auf dem nächsten Sommerfestival introvertiert und angespannt am Rand.

Der Grund: Bei mir schein es eine Art needyness anxiety zu sein wenn ich neue Kontakte knüfpen will. Kein Scheiß aber ich habe deutlich weniger Probleme damit mir die Nummer für ein Date zu besorgen als einen Kollegen zu fragen privat was zu unternehmen. Das Gleiche gilt auch für andere Situationen insbesondere wenn es Gruppen sind, bei Einzelpersonen geht es meist besser. Der Gedanke mich in das Leben bestehender sozieler Kontakte hineinzupushen ist bei mir der totale Hirnfick.