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Hallo zusammen,

ich studiere mittlerweile im zweiten Mastersemester Mathematik an einer deutschen TU9. Mein Studienschwerpunkt liegt auf Stochastik/Statistik inkl. Finanz- und Versicherungsmathe. Nachdem ich meinen Bachelor "mäßig" mit 2,3 abgeschlossen habe, läuft es im Master dagegen überragend, und ich stehe bisher auf glatter 1. Ich vermute, dass dies mit den Prüfungsformen zusammenhing, da ich im Bachelor nur Klausuren schreiben musste, und mir mündliche Prüfungen im Master sehr viel besser liegen, da ich sehr gerne tief über ein Problem nachdenke. Ich habe bereits im Bachelor ein Jahr in England mit Erasmus verbracht und es hat mir sehr gefallen. Ich denke ich würde gerne promovieren, am liebsten in Statistik, da ich auch im Nebenfach Informatik den Schwerpunkt auf Data Mining und Maschinelles Lernen lege.

Nun habe ich mich etwas umgeschaut und die Studiengebühren in England sind für mich so ohne weiteres gar nicht tragbar. "Self-funding" kommt also nicht in Frage. Wie sieht es dort mit Stipendien aus? Hat da jemand Erfahrungen? Gibt es für Deutsche Stipendien, von denen man quasi dort leben kann? Allein schon die hohen Lebenshaltungskosten in Oxford, Cambridge und London sind eine große Hürde. Promovieren in Deutschland kommt für mich eher wenig in Frage, da ich mich auf die Forschung und nicht auf die Organisation der Lehre konzentrieren will. Nebenjob wäre auch noch eine Option, ich habe gute Programmierfähigkeiten, aber das alleine würde niemals reichen um die Gesamtkosten zu finanzieren.

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Das kommt natürlich auf die Uni an. Such dir einfach gute Unis raus, die dir auch einen Lohn zahlen, dann hast du das Problem nicht mehr. Und nebenbei kannst du dich ja so für PhDs an diversen kostenpflichtigen Unis bewerben. Wenn du erstmal genommen wirst, wird das finden eines Stipendiums das kleinere Problem sein ;) Am einfachsten ist es, wenn du eine Empfehlung von deinen Profs an deiner jetzigen Uni bekommst. Wenn dieser ein gutes Wort für dich einlegt oder eventuell sogar selbst bei seinen Forschungskollegen an Partnerunis anfrägt hat man immer sehr gute Chancen. Denn viele PhDs gehen unter der Hand weg und werden nicht ausgeschrieben.

 

LG Bernd

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Gefühlte 99% aller Doktoranden bekommen hier in UK ein Vollstipendium, was an den Ort an dem du promovierst gekoppelt ist. In London an der LSE sind das zb etwa 1400-1600 Pfund pro Monat und die Studiengebühren werden auch gezahlt. Das reicht selbst in London zum leben. In Oxbridge ist die Maintenance etwas niedriger, aber mit ca. 1200 pro Monat reicht das auch noch.

Such dir einen Betreuer und ein Programm was dir liegt - mir fallen spontan der Oxwasp PhD in Statistik,  Statistik (CCA?) in Cambridge (die ist in der Mathe angesiedelt) oder die Gatsby ML Unit am UCL ein und bewirb dich. Wenn die dich wollen kriegst du in der Regel dein Vollstipendium. Falls du unter 25 bist, gibt es in Oxford auch noch Rhodes. Wichtig ist nur, dass du die BEwerbungsfristen beachtest, d.h. im November / Dezember des Vorjahres solltest du dich beworben haben.

Was sich wahrscheinlich auch noch lohnt ist zu den Open days für die jeweiligen Doktorandenprogramme der Unis zu gehen (meist im November) und dort persönliche Kontakte zu knüpfen - das erleichtert die Bewerbung immens. 

In den Staaten läuft das ähnlich, einziger Unterschied ist, das die Bewerbung ätzender ist, weil du GRE und Math GRE brauchen wirst. Außerdem bräuchtest du ein sau starkes Empfehlungsschreiben und am besten schon eine Veröffentlichung um in gescheite Programme wie Yale (bestes Statistikdepartement weltweit imho), Wharton, Berkley oder Stanford reinzukommen.

Welcher Themenbereich interessiert dich denn in Statistik besonders? Zeitreihen? Nonparametrics ? Regression? Multiples testen? Bayes? Je nachdem empfehlen sich unterschiedliche Leute und Unis...

 

Was mir ncoh gerade eingefallen ist: Falls es dich nur generell ins Ausland ziehen sollte und nicht notwendigerweiße in die UK/USA kann ich dir noch die ETH sehr ans Herz legen. Die haben ein super Statistikdepartement und viel Geld. Auch Lutz Dümbgen in Bern oder van der Vaart in Amsterdam sind keine schlechten Adressen.

bearbeitet von Oceanos
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Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Das hört sich doch alles recht gut an, es scheint also nicht ganz so aussichtslos zu sein wie ich anfangs dachte. Ich würde schon eher UK oder insgesamt Europa vorziehen denke ich, da ich nicht für 4 Jahre so weit von meiner Heimat entfernt sein will. Das Programm in Oxford ist ja das CDT zusammen mit Warwick, das sieht ziemlich stark aus. Ich bin 23, wenn ich den Master habe 24, also kommt Rhodes wohl in frage. Ich hatte letztes Semester eine Spezialvorlesung zu Nichtparametrischer Statistik, da fand ich Statistische Anpassungstests besonders interessant, also Kolmogorov-Smirnov, Cramer von Mises etc. ansonsten hatten wir dort noch ziemlich viele Rangtests für die Hypothesen der Zufälligkeit, Symmetrie und Unabhängigkeit. Das war ziemlich interessant weil der Prof zum Teil auch über seine Forschung geredet hat. Versicherungsmathe fand ich bisher zwar simpel aber langweilig. Was mich auch noch sehr interessiert ist Stochastische Analysis und deren Anwendung auf die Finanzmathematik. Da gibt es auch gute Verbindungen zu Goodness of fit Tests in der Statistik. CCA in Cambridge hat ja zumindest den nonparametrics Bereich mit drin. In Edinburgh gibt es noch ein CDT in Data Science das fand ich auch interessant. Was ist mit dem Imperial College hat das eine gute Statistikabteilung? Finanzmathe soll da zumindest ganz gut sein. Wie ist das mit den Abschlussnoten? Was braucht man um in die genannten Unis zu kommen, also was ist für deutsche Absolventen normal? 

bearbeitet von Alasta

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Gerne. Es kommt eben sehr darauf was du machen möchtest - eher mehr Anwendung mit viel programmieren und mathematisch nicht ganz so anspruchsvoll oder mehr Theorie? Für letzteres Ist Cambridge sicher die beste Institution in dem Bereich. Würde die Theorie - Anwendung Skala etwa so ordnen:
Cambridge - Oxwasp- UCL / Edinburgh. Edinburgh wirkte für mich auf den ersten Blick nicht so spannend - das würde dich sehr Richtung Anwendung katapultieren und wirklich ernsthafte Mathematik würdest du da kaum noch betreiben. Ich würde falls du so etwas machen willst Oxford (oder das UCL) auf jeden Fall vorziehen, weil du da Industriekontakte (Amazon) hast, ein cooles Austauschprogramm mit Berkley und falls es dich doch mehr zu Theorie zieht es auch ein paar Leute gäbe. 

Von einer Statistikabteilung des Imperial hab ich ehrlich gesagt vorher noch nie etwas gehört.

Falls du stochastische Prozesse und Finanzmathe machen willst, ändert sich obige Auflistung ziemlich. Da sind dann auf einmal Oxford, das Imperial und die LSE ganz gut aufgestellt.  Das läuft dann aber viel mehr auf 'reine' Mathe hinaus, das heißt nichts simulieren oder programmieren sondern stattdessen Beweisen mit den Mitteln von stochastischer Analysis. Da gibt es in Oxford zb Terry Lyons, den Gott der rough path Theorie, oder in Cambridge James Norris. 

Statistik stochastischer Prozesse, was Statistik mit stochastischer Analysis verbindet, ist dagegen wieder in Cambridge (Nickl) und etwas angewandter (Jacka, Kendall) in Warwick vertreten. 

Bezüglich Abschlussnoten hab ich auch keine Ahnung. Selber bin ich schon nach dem Bachelor rüber und hatte damals einen 1er Schnitt. Vermute mal in den besten 10% deines Jahrgangs bzw eben <1.5 solltest du schon sein um zumindest bei den 'großen' (Oxbridge) Namen gute Chancen zu haben. Falls dich dein Betreuer unbedingt als PhD Studenten gewinnen möchte, sind die Noten quasi egal. Die (zusammen mit den Empfehlungsschreiben) dienen eigentlich nur als Türöffner und alles weitere ist dann Sympathie. Deshalb eben auch meine Empfehlung zu den Open Days zu gehen und möglichst viele Leute kennenzulernen, wenn du dich da gut verkaufst sichert das dir schon fast deine Stelle. 

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