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Hallo Leute,

einem Buchtipp hier folgend habe ich mir von Stephen Batchetor "Buddhismus für Ungläubige" und die Autobiographie "Bekenntnisse eines ungläubigen Buddhisten" zugelegt.

Freudloses Leben nach Buddha?

Den meisten Ratschlägen des Buddhas kann ich mich anschließen.

Ich meine aber, an verschiedenen Stellen herauszulesen (habe gerade kein passendes Zitat gefunden), dass lt. Buddha extreme Freude nicht wünschenswert ist, weil man an nichts anhaften soll und so weiter.

Habe ich das richtig verstanden?

Also wenn man z.B. lange und hart an einem Projekt gearbeitet hat und nach dem erfolgreichen Abschluss extrem glücklich ist und den Erfolg genießt oder frisch verliebt die Zeit auf Wolke 7 in vollen Zügen genießt: Ist dann daran angeblich etwas verkehrt?

Dem könnte ich natürlich nicht zustimmen. Imho haben alle Gefühle zur rechten Zeit ihre Berechtigung.

Oder ist nur gemeint, dass man sich immer wieder klarmacht, dass alles vergänglich ist und solche Glücksmomente nicht "alles im Leben" sind? Oder wie oder Wo?

An anderen Stellen geht es darum, dass man die Freiheit erlangen soll, nicht allen Impulsen und Begehren nachgeben zu müssen und sich nicht auf Dinge zu fixieren usw. Das klingt natürlich sehr vernünftig (Stichworte Impulskontrolle und "Loslassen").

Was meint Ihr?

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Ohne jetzt alle Ratschläge des Buddhas aus dem Kopf zu kennen bzw. die obengenannten Bücher gelesen zu haben.

Es ist halt ein bisschen her, dass ich mich mit Buddha beschäftigt habe.

Es gibt bei dem ganzen meiner Meinung nach kein richtig oder falsch, es soll halt mehr zur eigenen Erkenntnis führen. Ziehe einfach die Lehren für dich.

Auch wenn der Buddha als besonders weise gilt, kann man manchem widersprechen oder zu einer eigenen anderen Erkenntnis gelangen. Es gibt keine absolute Wahrheit.

Ich denke mit deinen drei letzten Absätzen triffst du es.

Es geht halt meiner Meinung nach darum nicht wie ein Junkie dem nächsten Hoch entgegen zu hecheln. Du weißt: je höher man hinaus will, desto tiefer der Fall.

Wie du es sagst absolute Glücksgefühle kannst du nicht verhindern, solltest du aber auch nicht. Weshalb auch die Gefühle unterdrücken?

Das macht meiner Meinung nach auf Dauer höchst unzufrieden, was dann im Prinzip in eine Krankheit abdriftet.

Es geht halt auch darum die Bestätigung nach diesen Hochs zu vermeiden. Killt halt so ein bisschen das Ego.

Freue dich über deine Hochs und sei für alles was dir wiederfährt einfach nur dankbar. Dir selbst gegenüber und deiner Umwelt gegenüber.

Gerade bisschen gegooglet: "Sie sollten all das tun, was Ihr Lehrer von Ihnen verlangt, selbst wenn Ihnen das merkwürdig vorkommt, ist es nicht so? Falsch. Gemäß seiner Heiligkeit dem Dalai Lama ist jeder Schüler für sich selbst verantwortlich, indem er die Anweisungen seines Lehrers einer Prüfung unterziehen sollte, ob diese mit dem gesunden Menschenverstand und dem Dharma in Einklang zu bringen sind. Angesichts des seltsamen Verhaltens des Lehrers ergehen sich viele Schüler in Erklärungsversuchen. »Das muss eine Belehrung sein« oder »Das ist verrückte Weisheit, die man nicht hinterfragen kann« oder »Es ist ein Test« dies führt lediglich dazu, dass die Schüler Schaden nehmen, die es nicht verstehen, dass selbst gefestigte Lehrer manchmal eine Persönlichkeit mit blinden Flecken aufweisen und Fehler machen"

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Tolle meinte dazu Freude und das Gefühl von Frieden kommen aus deinem inneren, dem Bewusstsein. Emotionen wie Wut, Trauer und Schmerz sind Störungen und kommen aus dem Verstand, anscheinend denkst du zuviel nach, wenn du das Gefühl von Freude spürst dann fühle es ohne darüber nachzudenken, mit dem Körper, nicht mit dem Kopf.

Freude hat meiner Meinung nichts damit zu tun wenn man z.b ein neues Auto kauf und im Vestand denkt, geil endlich hab ich die Karre und sich deswegen freut... echte Freude kommt von innen, wenn du tiefer reingehst kann es dich überwältigen und dir kommen vllt. die Tränen. Aber so wie es kommt geht es auch wieder... genau so wie schlechte Gefühle auftauchen.. wenn man sie einfach nur anschaut und akzeptiert das sie da sind dann ziehen sie vorüber vielleicht meint er das damit. Viel interessanter ist aber die Leere zwischen deinen Gefühlen und deinen Gedanken, den dort ist Frieden.

bearbeitet von Hokuto
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Es ist schon komisch das so viele Buddhisten so elendig deppremiert in der Gegend rumlaufen, nicht wahr? :laugh:

Buddha hatte gemeint -zumindest glaube ich das- das was viele für Glück und Freude halten, nur stinknormale Emotionen sind ... die wiederum vergänglich sind und somit keinen dauerhaften Bestand haben. Da sie nicht dauerhaft sind haftet man an falschen Vorstellungen von Glück und jagt etwas falschem hinterher. Du suchst und jagst halt im "außen" danach. Dabei ist wahres Glück nur im "inneren" zu finden. Es ist unser aller Essenz. Der ungeschulte und vernebelte Geist verwechselt Glück mit einem weltlichen "Zufriedenheitsgefühl". Um es kurz zu machen: Zufriedenheit, Freude etc. ist Gedankenleistung und ist somit veränderbar. Glück jedoch ist immer da -egal wie die Situation im außen ist-, man muß nur lernen sich zu öffnen und das Glück wahrzunehmen. Wenn das mal gelungen ist, kann man sich nicht mehr selber verarschen und das ist schließlich das was einem die stärke, die ruhe usw. gibt wenn es im außen chaotisch wird.

Wenn einem das klar ist, dann spricht auch nix dagegen sich der stinknormalen Freude hinzugeben ...

Gruß

Alt

bearbeitet von altundsenil
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Gast

Buddhas Lehre ist weit radikaler als die meisten das heute glauben, wenn sie sich im Obi ihren Plastik-Buddha für den Garten kaufen...

Buddha lehrte nicht den Weg zum Glück, sondern den Weg zum inneren Frieden. Das ist das erste Problem. Die meisten Menschen wollen nur glücklich sein.

"Buddha wies in seiner ersten Lehrrede, kurz nach der Erleuchtung auf das Sichgehenlassen in zwei Extremen hin: "Sich im Vergnügen gehen zu lassen" und "sich in schmerzhaften Gefühlen gehen zu lassen". Es sind die beiden Wege der Betörung, zwischen denen diejenigen, die den sinnlichen Begierden frönen, hin- und her schwanken; Die Wege, die das Rad des Samsara drehen. Auf diesen Wegen können wir keinen Frieden finden."

Im Buddhismus gibt es dazu eine Metapher:

"Die Menschen wollen kein Leiden, sondern Vergnügen und Glück. Aber in Wirklichkeit ist Glück nur eine sehr feine Form des Leidens. Leiden an sich ist die grobe Form. Man kann Glück und Leiden mit einer Schlange vergleichen. Der Kopf der Schlange entspricht dem Unglücklichsein und der Schwanz der Schlange der Glückseligkeit. Der Kopf ist wirklich gefährlich, dort sind die Giftzähne. Greifen wir danach, beißt die Schlange sofort zu. Aber selbst wenn wir die Schlange am Schwanz fassen, dreht sie sich um und beißt uns, da Kopf und Schwanz der gleichen Schlange gehören Glückseligkeit und Unglücklichsein oder auch Vergnügen und Missmut, haben die gleiche Ursache: Begehren. Selbst wenn wir glücklich sind, ist der Geist nicht in Frieden. Das ist tatsächlich so. Erhalten wir Dinge, die wir mögen, wie zum Beispiel Vermögen und Ansehen, oder wenn wir gelobt werden, fühlen wir uns gut. Doch der Geist, der an diesen Dingen festhält, ist von einer gewissen Unruhe befallen, denn es ist die Angst vorhanden, man könnte die Dinge, die Gefallen bereiten, wieder verlieren. Auf Grund dieser unterbewussten Angst können wir keinen wirklichen Frieden finden. Wenn es dann dazu kommt, dass wir diese Dinge irgendwann tatsächlich verlieren, leiden wir. Es steht uns als Resultat unseres Begehrens immer Leiden bevor, auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind. Sind wir glücklich, greifen wir nach dem Schwanz der Schlange, und wenn wir nicht loslassen, werden wir gebissen. Ob nun Schwanz oder Kopf der Schlange oder dementsprechend angenehme oder unangenehme Zustände, es handelt sich dabei um die wechselnden Erscheinungsformen des Samsara, des endlosen Kreises der Wandlung."

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@Anfängergeist: Das Bild mit der Schlange heißt für mich: Wenn ich der Schlange mal kurz genüsslich an den Schwanz packe und die Hand schnell wieder wegziehe, bevor der Kopf herannaht, ist alles im grünen Bereich.

Also übersetzt: Die Verliebtheitsphase mit einer Frau genieße ich in vollen Zügen, aber wenn die Verliebtheit etwas nachlässt, lasse ich los und versuche nicht krampfhaft, wieder genau die gleichen extrem guten Gefühle zu erreichen?

Oder hieße Buddhas Lehren zu folgen, überspitzt gesagt bei aufkeimender Verliebtheit 10 Stunden zu meditieren, oohm zu intonieren und die Verliebtheit (und die Frau) wieder vorüberziehen zu lassen? Das wäre dann nichts für mich. Ich will ja auch kein Mönch werden.

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Gast

@Anfängergeist: Das Bild mit der Schlange heißt für mich: Wenn ich der Schlange mal kurz genüsslich an den Schwanz packe und die Hand schnell wieder wegziehe, bevor der Kopf herannaht, ist alles im grünen Bereich.

Also übersetzt: Die Verliebtheitsphase mit einer Frau genieße ich in vollen Zügen, aber wenn die Verliebtheit etwas nachlässt, lasse ich los und versuche nicht krampfhaft, wieder genau die gleichen extrem guten Gefühle zu erreichen?

Will jetzt nicht den Klugscheisser spielen, aber nach meinem Verständnis funktioniert das nicht... Stell dir vor, du weisst nie, wann die Schlange sich umdreht. Das Leben ist wie die Schlange unberechenbar. Vielleicht willst du gerade die Verliebtheitsphase noch kurz genießen und dann passiert eines der folgenden Dinge: sie mag einen anderen mehr, du hast einen Job am anderen Ende des Landes, irgendjemand der beteiligten stirbt, sie wird schwer krank, sie sagt dir, sie sei sich ihrer Gefühle nicht sicher, sie steht im Bett auf ganz perverse Geschichten, auf die du keinen Bock hast, und endlos so weiter... Das alles führt zu Leiden. Begehren erzeugt Leid, sagt der Buddha. Du weißt nie, wann es kommt...

Die gleichen guten Gefühle ist eine weitere Illusion. Du hast ein erstes Date mit ihr und das Date ist gut. Der Normalmensch möchte diesen Moment wiederholen. Der Wunsch zur Wiederholung erzeugt eine Erwartungshaltung, dass es wieder toll werden wird. Ist es das, super, die es wird noch mehr Energie in die Wiederholung gesteckt. Ist es nicht mehr so toll, läßt die Verliebtheit nach und dann ist man ent-täuscht. Und das ist wieder mit Leiden verbunden.

Sobald man begehrt, erschafft man eigenes zukünftiges Leid.

Das Ganze klingt jetzt sehr negativ. Das ist es aber nur, wenn man die positiven Teil nicht kennt. Man kann im eigenen Geist selbst - ohne den Umweg über äußere Objekte (alles was man begehren kann: Frauen, Autos, Karriere, Geld, Macht, etc.) - so starke Freude erschaffen, dass man, wenn man dies einmal geschafft hat, ganz automatisch diese inneren Freuden vorzieht. Diese Freude entsteht durch die Sammlung des Geistes.

So lange man dieses Level nicht erreicht hat, wird man anfällig für äußere Reize bleiben.

Oder hieße Buddhas Lehren zu folgen, überspitzt gesagt bei aufkeimender Verliebtheit 10 Stunden zu meditieren, oohm zu intonieren und die Verliebtheit (und die Frau) wieder vorüberziehen zu lassen? Das wäre dann nichts für mich. Ich will ja auch kein Mönch werden.

Ich denke, dazu hab ich schon einiges gesagt. Die Trennung zwischen "normalen" Menschen und Mönchen existiert nicht. Im Buddhismus gibt es auch Laien, die Erleuchtung realisiert haben und ich denke, das ist in allen Religionen so. Die Wahrscheinlichkeit, dass man das Ziel erreicht, ist eben nur ungleich höher, wenn man viel dafür trainiert. Und das machen Mönche wohl am meisten.

An deiner Aussage "dann wäre das nichts für mich. Ich will ja auch kein Mönch werden." sieht man wieder die Standarteinstellung, dass man glücklich sein möchte. Der Buddha sagt eben dass das nicht so funktioniert (sondern dies Methode das Leiden nur aufschiebt). Siehe oben.

;-)

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Ich meine aber, an verschiedenen Stellen herauszulesen (habe gerade kein passendes Zitat gefunden), dass lt. Buddha extreme Freude nicht wünschenswert ist, weil man an nichts anhaften soll und so weiter.

Habe ich das richtig verstanden?

Nein.

Also wenn man z.B. lange und hart an einem Projekt gearbeitet hat und nach dem erfolgreichen Abschluss extrem glücklich ist und den Erfolg genießt oder frisch verliebt die Zeit auf Wolke 7 in vollen Zügen genießt: Ist dann daran angeblich etwas verkehrt?

"Erfolg" an einem Projekt ist so ziemlich das Gegenteil der buddhistischen Lehre, sofern das "Projekt", an dem du "arbeitest", nicht dein inneres Selbst ist. Die meisten Menschen, insbesondere in unseren Breiten, suchen Glück im Außen - Job, Partner, materielle Dinge, etc., um für sich Bestätigung zu erlangen, "erfolgreich" zu sein. Und diesem Gefühl heften sie dann Glück an, bzw. geben die Verantwortung daran ab. Was zur Folge hat, dass wenn sie es nicht mehr bekommen, ihre Welt einstürzt. Sowohl der erfolgreiche Abschluss en einem Projekt, als auch verliebt auf Wolke 7 sind westliche Konzepte und egogetrieben. In Buddhas Lehre hingegen geht es um das pflegen eines inneren geistigen Zustandes.

bearbeitet von The Sailor
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@Anfängergeist:

Das klingt aber irgendwo unverbindlich und dem Leben angewandt:

So nach dem Motto: Kommst du heut´ nicht, kommst du morgen, Freundschaft, Liebe, eigentlich alles egal, Hauptsache, ich bin innerlich glücklich, ooohm.

Genauso im Berufsleben: Wenn alles irdische eigentlich irrelevant ist, dann kann man ja dauerzufrieden lächelnd die Konkurrenten vorbeiziehen lassen, was soll´s, egal. Sinnvoller finde ich da: man versucht sportlich und fair -aber ohne zwanghaft zu werden- sein Bestes.

Also zu 100% werde ich die buddhistischen Lehren wohl nicht übernehmen, sondern nur die Teile, die mir vernünftig erscheinen (Meditation, mehr Achtsamkeit, kein krampfhaftes Anhaften, das Wissen darum, dass man auch - aber imho nicht nur - allein glücklich sein kann usw.).

Nun ja, vielleicht kommt die größere Erleuchtung ja zu einem späteren Zeitpunkt :-)

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...

Also wenn man z.B. lange und hart an einem Projekt gearbeitet hat und nach dem erfolgreichen Abschluss extrem glücklich ist und den Erfolg genießt oder frisch verliebt die Zeit auf Wolke 7 in vollen Zügen genießt: Ist dann daran angeblich etwas verkehrt?

"Erfolg" an einem Projekt ist so ziemlich das Gegenteil der buddhistischen Lehre, sofern das "Projekt", an dem du "arbeitest", nicht dein inneres Selbst ist. Die meisten Menschen, insbesondere in unseren Breiten, suchen Glück im Außen - Job, Partner, materielle Dinge, etc., um für sich Bestätigung zu erlangen, "erfolgreich" zu sein. Und diesem Gefühl heften sie dann Glück an, bzw. geben die Verantwortung daran ab. Was zur Folge hat, dass wenn sie es nicht mehr bekommen, ihre Welt einstürzt. Sowohl der erfolgreiche Abschluss en einem Projekt, als auch verliebt auf Wolke 7 sind westliche Konzepte und egogetrieben. In Buddhas Lehre hingegen geht es um das pflegen eines inneren geistigen Zustandes.

Ja gut und schön, aber wie soll das konkret aussehen? Sollen alle Menschen nun nur noch den inneren geistigen Zustand pflegen und als Bettelmönche durchs Land ziehen? Wer soll die denn alle ernähren?

Job, Partner, materielle Dinge, soll man die als minderwertig vernachlässigen?

Das wäre imho genauso übertrieben wie übersteigerte Erfolgssucht, Kaufrausch, Oneitis usw.

Eines sagte Buddha ja auch: Der mittlere Weg ist der beste (also nicht Erleuchtung durch extreme Askese und auch nicht durch extreme Prasserei).

Ein vernünftiger Mittelweg ist imho meistens der richtige.

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Es ist nicht hilfreich, Aussagen zu isolieren, zu interpretieren und auf diese Weise den eigenen Gedanken-/Handlungskonzepten passend zu machen.

Entscheidend ist, mit welchem Bewusstsein tust du, was du tust. Und warum. Es ist die Geisteshaltung dahinter. Ich gebe dir ein Beispiel in Bezug auf Partnerschaft.

Meinst du mit Verliebtheit das, was hierzulande üblicherweise gemeint ist, dann ist das aus buddhistischer Sicht negativ. Weil Verliebtheit zu Leid führt und in den meisten Fällen auf verzerrter Wirklichkeit und Wahrnehmung basiert. Sie versklavt und führt zu festhalten, klammern, Angst etc.

Ist deine Haltung die du mit "verliebt sein" meinst, altruistische Liebe, ist das aus buddhistischer Sicht positiv. Dann ist deine Partnerschaft frei von Abhängigkeit, Erwartungen, besitzen wollen und klammern. Wenn dein (langjähriger) Partner jetzt sagt 'ich gehe', öffnest du ihm die Türe, gibst ihm eine letzte Umarmung und lässt ihn los (was nicht heißt, dass du nicht traurig bist; im Gegenteil, du kannst diese Traurigkeit dann annehmen, ohne dass dein Weltbild zusammenstürzt).

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...

Sollen alle Menschen nun nur noch den inneren geistigen Zustand pflegen und als Bettelmönche durchs Land ziehen? Wer soll die denn alle ernähren?

Job, Partner, materielle Dinge, soll man die als minderwertig vernachlässigen?

Es werden NIE alle Menschen auf dem Planeten plötzlich zur gleichen Zeit auf buddhistische Lehren stossen, diese sofort 100% bejahen und dann total umsetzen.

Es waren und sind immer nur ganz wenige, die das wirklich konsequent voll radikal ( von Radix.. bis auf die Wurzel auf den Grund) umsetzen. (Und meistens kam das nicht von einem Tag auf den anderen, sondern in einem langen allmählichen Ent-wicklungs und Los-lass-Prozess... Schritt für Schritt tiefer rein, öfter, länger, bewusster, achtsamer, gelöster.. usw. (inkl. vielen Rückfällen und Unter-brüchen)

Und wenn es so wäre, müssten halt die Mönche auch arbeiten, Gemüse anbauen etc. was sie ja auch in Klöster machen. (War selber mal in einigen, da herrscht grosse Arbeits-Disziplin, Team-Play. Jeder weiss was er kann und wofür er verantwortlich ist und was er zu tun hat. Da sitzen ja nicht alle nur rum und meditieren.

Auch in der christlichen Mönchs-tradition zb. nach Benedikt heisst es ja: ORA et Lab-ORA (Bete und Arbeite)

Schlussendlich kann man auch beim Arbeiten üben sein Bewusstsein zu erhöhen und Achtsamer, Mitfühlender zu sein. (Ausser man arbeitet in einem Schlachthof, dann wird's schwierig)

Geschichte:

Ein Mönch hatte endlich nach vielen Jahren eine Erleuchtungserfahrung. Voller Freude rannte er zum Meister.

"Meister, Ich habe Satori erlangt!" Der Meister nickte zufrieden und meinte nur: "Gut, und nun geh holz hacken"

Vor der Erleuchtung: Platz wischen,

Nach der Erleuchtung: Platz wischen.

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Gast

@Anfängergeist:

Das klingt aber irgendwo unverbindlich und dem Leben angewandt:

Niemand versucht dich zu überzeugen, dass du diesen Weg gehen sollst.

Es gab eine Frage und es gab eine Anwort, mehr nicht.

Die Antwort hat nicht die Aufgabe, dir zu gefallen. Sie hat die Aufgabe, Antwort zu sein, das ist genug.

So nach dem Motto: Kommst du heut´ nicht, kommst du morgen, Freundschaft, Liebe, eigentlich alles egal, Hauptsache, ich bin innerlich glücklich, ooohm.

Es geht immer nur darum, innerlich glücklich zu sein. Du möchtest eine Freundin, einen Job, Anerkennung, gemocht werden, um innerlich glücklich zu sein. Das ist das Streben des normalen Menschen, der es nicht (dauerhaft) erreichen kann, weil er nicht clever genug vorgeht.

In der Lehre geht es nicht darum, glücklich zu sein, sondern friedlich. Die glückvollen Zustände im Geist sind ein Nebenprodukt. Das Glück schwindet und weicht dann dem Gleichmut.

Du kannst spirituelle Entwicklung damit vergleichen, dass du deine Geist "hackst". Von Natur aus ist er auf "äußere" Objekte konditioniert und versucht, inneres Glück dadurch zu erreichen, dass er bestimmte "äußere" Objekte kontrolliert (nutzt, besitzt, heiratet, etc.). Durch bestimmte meditative Techniken kann man den Schalter für Glück im Geist direkt anknipsen. Die "äußeren" Dinge verlieren an Gewicht.

Wobei das mit "äußeren" Dingen, auf die du dich beziehst, ist letztlich auch nur eine Täuschung. Es gibt keine "äußeren Dinge". Es gibt nur Wahrnehmung. Und Wahrnehmung ist etwas Inneres. Wenn du ein Date mit einem Mädel hast, hast du bestimmte visuelle, akustische und - wenns gut lief - auch kinästhetische Eindrücke gesammelt. Aus diesen subjektiven (!) Eindrücken bastelst du dir das Konzept HB10,9,8,7,6... oder irgendein anderes Konstrukt, das "da draußen" existiert. Im Grunde befindet sich jeder permanent nur in seinem eigenen Geist und kann diesen nie verlassen. Obwohl ich nur einige Zeilen von einem Nick namens "KommodoreB" gelesen habe, bastel ich mir in meinem Geist zurecht, dass da ein anderes mir vergleichbares Wesen ist, das bestimmte Vorstellungen hat. Das sind letztlich nur sozial akzeptierte Halluzinationen. In Wahrheit waren da nur ein paar verschiedene Buchstabenkombinationen im visuellen Bereich meines Geistes. Alles andere sind nur mehr weniger plausible Annahmen oder Hilfskonstrukte, auf denen wir unser Leben aufbauen und strukturieren.

Genauso im Berufsleben: Wenn alles irdische eigentlich irrelevant ist, dann kann man ja dauerzufrieden lächelnd die Konkurrenten vorbeiziehen lassen, was soll´s, egal. Sinnvoller finde ich da: man versucht sportlich und fair -aber ohne zwanghaft zu werden- sein Bestes.

Das ist Rosinen picken. Wenn man wettstreitet, dann sportlich und fair? Ist das, was die normalen Menschen machen? Doch nur, wenn es nicht wirklich um etwas geht. Sonst gilt doch eher: Man nutzt alle Möglichkeiten, faire wie unfaire und biegt sich das dann moralisch irgendwie zurecht. Dabei werden andere entmenschlicht, zu Feinden erklärt, die Achse des Bösen, Ängst geschürt... "Der andere hat mich angegriffen." Schau genau hin, wohin der Weg des Glücks über äußere Dinge führt. Zum Kampf um Ressourcen, zu der einen oder anderen Form von Krieg." Die Menschen, die man mag, sind letztlich nur Verbündete in diesem Kampf um Ressourcen. Im Geschäftsumfeld nennt man das dann Vitamin B.

Die meisten Lebewesen, die geboren werden, überleben nicht mal ein paar Minuten.

Die Strategien, die in der westlichen Kultur vorherrschend sind, machen das Leben sehr bequem (planbar und langweilig) bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Arzt jemandem sagt: "Sie haben noch drei Monate." Dann bietet die westlich Kultur (fast) nichts mehr. Sie ist auf das Leben fokussiert und tabuisiert den Tod.

Es gibt andere Kulturen, für die der Tod der Höhepunkt des Lebens ist. Hast Du ein Todesgedicht geschrieben wie Ureinwohner Nordamerikas es tun? Oder wie es in Japan üblich war.

Du brauchst die äußere Welt mit Ihren Zielen und Wünschen nicht ignorieren. Ich finde es nur sinnvoll, von einer Ergebnis- zu einer Prozessorientierung zu kommen: Zu Zeiten des Vietnamkrieg wurde ein Dorf niedergebombt. Ein Mönch begann, es wieder mit aufzubauen. Fast waren sie fertig, wurde das Dorf wieder zerbombt. Und wieder begann er mit dem Aufbau. Es wurde wieder zerbombt. Und er begann wieder mit dem Aufbau. Ganze fünf mal passierte das. Niemand wollte ihm noch helfen, das Dorf aufzubauen. Was glaubst du, was er gesagt hat, als er alle sein Kräfte mobilisierte und erneut mit dem Wiederaufbau begann?

Also zu 100% werde ich die buddhistischen Lehren wohl nicht übernehmen, sondern nur die Teile, die mir vernünftig erscheinen (Meditation, mehr Achtsamkeit, kein krampfhaftes Anhaften, das Wissen darum, dass man auch - aber imho nicht nur - allein glücklich sein kann usw.).

Das ist richtig und gut so. Jede muss für sich selbst prüfen, was er sinnvoll findet und versteht. Damit kommt man sehr weit, wenn man bereit ist, wie der Mönch, eingerissene Gedankengebäude neu aufzubauen.

Nun ja, vielleicht kommt die größere Erleuchtung ja zu einem späteren Zeitpunkt :-)

Es gibt kein später, in der Erleuchtung kommen könnte. "Später" ist ein jetziger Gedanke. Warst du schon mal nicht im jetzt? Egal, wie sehr du in Vergangenem schwelgst oder von einer "späteren" Zukunft fantasierst: Es findet alles immer jetzt statt.

So genug blabla von mir... Viel Spaß noch.

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"Die Askese mit ihrem ständigen Kreisen um Verzicht und Entsagen ist möglicherweise nur die Kehrseite eines heftigen Verlangens nach Besitz und Konsum."

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"Die Askese mit ihrem ständigen Kreisen um Verzicht und Entsagen ist möglicherweise nur die Kehrseite eines heftigen Verlangens nach Besitz und Konsum."

Ja das stimmt, es ist einfach ein Extrem. Extreme sind nie gut, bzw. muss man sich immer auf den Rückschwung bereit machen (Kater nach Extremsaufen, Nicht mehr abschalten können nach Extremsargen usw.)

Hier mal noch ein guter Artikel zu dem Thema:

https://advaitababoji.wordpress.com/2016/01/16/beherrschung-der-sinne-muss-das-sein/

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Moin,


Also zu 100% werde ich die buddhistischen Lehren wohl nicht übernehmen, sondern nur die Teile, die mir vernünftig erscheinen (Meditation, mehr Achtsamkeit, kein krampfhaftes Anhaften, das Wissen darum, dass man auch - aber imho nicht nur - allein glücklich sein kann usw.).

Nun ja, vielleicht kommt die größere Erleuchtung ja zu einem späteren Zeitpunkt :-)

Das ist auf jeden Fall ein guter Weg! Woraus es beim spirituellen Weg mE ankommt: Loslaufen (=anfangen) und weitergehen (=dran bleiben) :-) Der "Rest" kommt von selbst...

Zwei Dinge als Inspiration:

  • Podcast zum Thema: http://www.zencast.org/ ist kostenlos und enthält Vorträge („Unterweisungen“) von bekannten „spirituellen Lehrern“ -> Ist in der Regel so aufgebaut, dass der Vortragende etwas zu einem Thema sagt und im Nachgang die Zuhörer Fragen stellen, da kannst du auch gezielt nach Themen schauen. Ist allerdings auf englisch.
  • Wenn du was lesen willst: http://www.arbor-verlag.de/buch/buddha-f%C3%BCr-das-t%C3%A4gliche-leben enthält zentrale Lehren des Buddha in dichterischer Form. Dichtung ermöglicht mE einen Zugang zu wesentlichen Punkten der Lehre des Buddha, die über „klassische Lehrtexte“ vermutlich nur schwer bis gar nicht möglich ist.

Gruß

The Black Adder

bearbeitet von The Black Adder
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Gast ImWithNoobs

So wie ich "Buddhismus für Ungläubige" verstanden habe behauptete Buddha lediglich, dass man durch ein Verstehen der eigenen Ängste glücklicher wird, denn alle schlechten Emotionen werden durch Ängste ausgelöst. Versteht man diese Ängste und lernt mit ihnen umzugehen, dann haben schlechte Emotionen keinen Nährboden. Wenn man glücklich sein als die Abwesenheit von schlechten Emotionen definiert, hat mans. Wie man letztlich das Ziel erreicht mit seinen Ängsten besser umgehen zu können ist laut Buddha auch etwas individuelles. Buddha hat es mit Meditation erreicht, aber er behauptete wohl nie, dass man meditieren müsse, um diesen Zustand zu erreichen.

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Jo finde dieses wenig dogmatische im ursprünglichen Buddhismus ziemlich cool. Historisch ganz interessant wie dann Elemente des Hinduismus dazu kamen, verschiedene Strömungen entstanden etc.

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So wie ich "Buddhismus für Ungläubige" verstanden habe behauptete Buddha lediglich, dass man durch ein Verstehen der eigenen Ängste glücklicher wird,

Obwohl man immer aufpassen muss, dass es bei den buddhistischen Unterweisungen nicht darum geht, glücklicher zu werden. Es kann ein Nebeneffekt der Praxis sein, ja. Doch als Zielsetzung für ein "glückliches Leben" gibt es wahrscheinlich nichts, was weniger dafür geeignet wäre, als der Buddhismus. Dies erkennt man aber erst, wenn man mal ein paar Jährchen

dabei ist und dann so Themen wie "Leerheit" und "Nicht-Ich" aufkommen.

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Naja, ist halt Definitionssache. Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es im Buddhismus zwar nicht um kurzfristige Glücksmomente, aber um dauerhafte(n) Frieden/-zufriedenheit, was ja auch eine schöne ("glückliche") Sache ist.

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Gast

In jedem noch so großem Frieden steckt die Gefahr, dass jemand/etwas ihn beendet. Den wahren Frieden findet man jenseits davon. In diesem Moment, in der Akzeptanz von dem was auch immer gerade jetztvielleicht ist.

Die Meister schicken einen immer dahin, wo man nicht sein möchte, damit man das durchdringt.

Man träumt von einem Leben als Mönch in aller Abgeschiedenheit mit tiefer Meditation, der Meister schickt einen in ein Kloster einer Großstadt mit hinderten Besuchern jeden Tag, wo man Stunden täglich mit Putzen verbringt etc...

Der normale Mensch ist ein Mensch mit Zielen für sich selbst. Ziele für sich selbst haben bedeutet, das Jetztin Gewissen Aspekten abzulehnen. Wenn dich deine Traufrau zum ersten Mal küsst, wirst du vielleicht einen jener kostbaren Momente haben, in denen du mal nicht im Widerstand gegen das Jetzt bist. Und deswegen ist man so glücklich, da es keine Ablehnung des jetzt gibt. Der normale Mann denkt dann, es sei wegen der Frau.

In dem Maße, in dem man das Jetzt akzeptiert, ohne irgendwelche Bedingungen, ist man frei.

Diesen Zustand erreichen Menschen, so lange sie leben, nur für kurze Momente, weil der Körper gewisse Bedingungen braucht, um leben zu können. Da jeder Körper aber nur endlich existiert, ist der Tod eine gute Gelegenheit, endgültigen Frieden zu erlangen.

So ungefähr... ;-)

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Gast Mystikk
dass lt. Buddha extreme Freude nicht wünschenswert ist, weil man an nichts anhaften soll und so weiter.

Nichts besitzen, abliefern an Götter, den König, nicht viel denken, gehorchen und arbeiten - für ein Oberhaupt. Eine Ideologie halt.

Ich lese solche Bücher und lasse mich inspirieren, nehme paar Sachen mit. Wissen ist immer gut. Aber ich befolge das Zeug nicht stringent. Ich sauge das auf, mache mir ein big picture "ok, darum gehts". Wichtig ist auch, daß man nichts einfach so übernimmt und kritisch bleibt.

Der Buddhismus im Westen ist nur Wellness und Dekokram. Buddhismus leben, das steht hier keiner durch. Die meisten halten doch nicht mal ein Tag ohne Internet, TV, Whatsapp aus. Die Menschen würden durchdrehen, wenn sie sich mit sich selbst beschäftigen müssten.

Im Prinzip leben Mönche im Kloster auch so ähnlich wie Buddhisten. Das geht aber nur fernab der Matrix, der "normalen" Gesellschaft.

bearbeitet von Mystikk

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