Gut. Ich erkläre mal Reflektion - Anfängerbasics. Die erste innere Erklärung für ein aufkommendes Gefühl ist in 98% aller fälle falsch. Das Gehirn tut das, was es immer tut - es hilft sich mit der nächstliegenden Erklärung für eine Wahrnehmung. Beispiel TE. Was er weiß ist, dass es in ihm negative Gefühle auslöst, wenn seine Freundin innerhalb seiner Wahrnehmung mit anderen Männern in engen Körperkontakt kommt. - das sind erst mal die Fakten. Er nennt das jetzt Eifersucht. Das ist ein sehr schwammiger Begriff, für den es keine einheitliche Deutung gibt. Jetzt gibt es mehrere Möglichkeiten: - die Situation stört ihn, weil er befürchtet, einer der anderen Männer könnte ihm die Freundin ausspannen. Daraus ergeben sich direkt weitere Fragen: *...weil er selbst sich eigentlich als ihrer gar nicht würdig wahrnimmt und den anderen Männern bessere Chancen ausrechnet? **...weil er ihr Zusammensein mit ihm nicht auf individuelle Anziehung zurückführt, sondern auf etwas Austauschbares, das ein andrer auch liefern könnte oder sogar besser? (Geld, Aussehn, Sex) ***...weil er der Zuneigung seiner Freundin eigentlich nicht über den Weg traut und ihr latent unterstellt, sie würde sofort auf ein vermeintlich besseres Angebot einsteigen und ihn fallen lassen? ****...weil er seiner Freundin die Fähigkeit abspricht, sich gegen gekonnte Flirt- und Baggerversuche "zu wehren" und glaubt, wenn einer auftaucht, der "gut genug gamed", ist sie weg, ob sie will oder nicht? u.s.w. - die Situation stört ihn, weil er es als Angriff auf seinen sozialen Status empfindet, wenn "seine" Freundin in seiner Gegenwart und/oder vor den Augen andrer mit anderen Männern in engeren Kontakt kommt. Daraus ergäbe sich: *...weil er eigentlich erwartet, dass seine Freundin ausschließlich ihm demonstrativ Aufmerksamkeit schenkt, um damit seinen eigenen Status zu pushen und er den Umstand, dass sie das nicht tut, als "Verrat" empfindet? **...weil er es als unverschämt und provokativ von den anderen Männern empfindet, mit ihr zu tanzen, obschon denen klar sein muss, dass sie mit ihm gekommen ist? ***...weil er befürchtet, Freunde oder Bekannte im Club könnten denken, er hat "das" respektive "sie" nicht unter Kontrolle? u.s.w. Das ist der Unterschied zwischen Reflektion und halt-mal-wahrnehmen. Wahrnehmen ist immer simpel, weil unser Gehirn dazu gemacht ist, Dinger für uns leicht verständlich zu verarbeiten. Von selbst zerlegt das Ding nichts. Es wirft einfach in die Schublade, die grade am nächsten dran ist. Kann der Realität nahe kommen, muss es aber nicht. Reflektion funktioniert wie eine Obduktion. Man schneidet etwas auf und zerlegt es, um heraus zu finden, woran es krankte. Da ist die Feststellung "Es ist tot" zwar richtig, bringt einen aber in der eigentlichen Frage schlicht nicht weiter. Denn die wäre: Warum?
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