derissabersüss 323 Beitrag melden November 15, 2015 erstellt Die Ursachen spielen hier keine Rolle, sie sind aber "medizinisch" und irrreversibel "progessiv". Bestenfalls könnte ich die Progessivität durch "Gesundheitseffekte" etwas delayen, allerdings auf Kosten der Lebensqualität, was andere Begleitverstärker animieren würde - wäre wahrscheinlich ein Nullsummenspiel.Egal, der Hintergrund ist hier irrelevant, die Frage ist: Wie akzeptiert, besser liebt man sich, wenn man sich "besser" kennt? Wie kann man vorwärts schauen, wenn man definitiv wieß, das der Zenit schon weit hinter einem liegt?Vor wenigen Jahren noch war ich ein ultraeloquenter, hochkreativer "bonmotter",. der blitzschnell komplexe Situationen erfassen konnte und sie zu zündenden Epigrammen "reframen" konnte. Heute bin ich froh, wenn ich Binsenweisheiten ohne langes wortfischen verbalisieren kann. Früher konnte ich in nahezu jedes beliebige Gespräch einsteigen. Mangelnde Sachkenntnis war nicht relevant, ich konnte unumwunden mit meiner Kompetenzlosigkeit jonglieren und das Gespräch trotzdem in die gewünschten Bahnen leiten, ohne das es nach Zäsur klang. Heute stehe ich still daneben und nicke dümmlich, obwohl ich nix verstehe. Früher konnte ich nahezu problemlos im Koopf 3stellige Zahlen multiplizieren, heute dauert es ein nanosekündchen bis ich "gefunden" habe, was 6x8 ist. Uswusf.Wie kann man sich vor diesem Hintergrund, des interpersonellen "Vergleiches" noch lieben? Insbesondere da das Prinzip Hoffnung, dass wohl mit der stärkste Motivator aus Krisen jeglicher Art ist, hier nicht fusst. Meine einzige "Hoffnung" besteht darin, den Verfalls-Prozess zu entschleunigen, früher oder später werde ich aber ein echter Pflegefall sein.Noch ist aber nicht so weit, ich habe noch mindestens 2-10 "gute" Jahre, je nach Definition/Kampfeswille. Noch ist meine Geisteskraft wenigstens durchschnittlich, auch wenn ich manchmal händerringend nach dem Term "Stuhl" suche - ich kann dann zumindest auf "Sitzobjekt mit Rückenstabilisator" ausweichen, also etwas Alltags-Kreativität ist immer noch vorhanden, auch wenn sie nicht blitzschnell auf den gesamten, ehemaligen Fundus an Verknüpfungs-Objekten zugreifen kann. Keine Ahnung was der Fred hier soll: Wahrscheinlich will ich echt nur jammern, n paar geschriebende Streicheleinheiten abfischen, ursächlich helfen kann mir eh niemand, vielleicht aber indirekt. Ich muss gestehen, das ich ein ziemlich "intellektueller" Typ war. Ich habe immer, zwar wohlwollend, verständnissvoll..., aber doch hochrossig, mitleidig auf die minderbeschenkten Kinder HERAB geschaut. Ich kann mir jetzt plötzlich nicht weismachen, das Intelligienz nicht mehr der Faustkeil des Informationszeitalters ist. Trotzdem gibts wahrscheinlich Abermillionen Menschen, die mit nem 80ger IQ glücklich durchs Leben stolpern. Wie komme ich dahin?Ertsens vergessen, das ich mal "schlau" war. Zweitens vergessen das "Schlauheit" wirklich essentiel ist. 3: WIE?????Soweit wahrscheinlich Fragen, die ihr nicht wirklich beantworten könnt. Aber vielleicht hier:4. Konkret im AlltagManchmal thematisiere ich mein Problem "prophylaktisch". Da ich aber nun offensichtlich (noch) kein Pflegefall bin, kommt das nur wie Jammern auf "hohen Niveau" rüber. Wahrscheinlich auch hier, in diesem Fred.Wie gehe ich am besten "offensiv" damit um? Hier bekommt der Fred vielleicht doch noch Relevanz!Manchmal unterlaufen mir syntaktische oder rein "orthografische" Fehler beim Sprechen. Anstatt "verwaschen" stammel ich werfaschen" oder dergleichen. Passiert mir das 1,2 mal kann ich es überspielen "ich kaufe ein Vokal" oder so, passiert das aber häufiger, sehe ich mich im Erklärungszwang. Was wäre bspw. ne wirklich gute Line, die zwar mein Problem "offenbart" aber daraus eben keine Jammerorgie erweckt?"Hör mal: Ich hab hin und wieder mentale Aussetzer, nichts dramatisches, muss dich nicht weiter interessieren, aber es kommt vor, dass ich gelegendlich Silbe verdrehe oder nach Worten fische... Hilf mir dann einfach. Oder noch besser: wir machen ein Spiel draus: Jedesmal wenn ich ein Wort suche, musst du mich küssen".Ist das zu beschönigend/trivial oder sollte ich diese Strategie fahren? Und generell die Frage: Vor mir selbst kann ich diesen Prozess eher schwer leugnen, ich muss ihn akzeptieren leren! Aber vor anderen: Es ist ne urpersönliche Angelegenheit, die geht niemanden etwas an! Wer glaubt sich über "Stotterer, Minderbemittelte, etc" zu profilieren, ist der eigentlich Behinderte in der gesamten Interaktion. Trotzdem bleibt die Frage "offensiv" (also rechtfertigend, versteh mich doch) oder "aggressiv" (rückschiessend, sofern mein Hirn ne gute Sekunde hat)oder doch einfach "ignorierend" (=passiv aggressiv). Jup, fallspezifisch, keine Verallgemeinerung möglich - ich möchte eher Hinweise, wie ich mich (mit meinem Problem) generell positioniere und auf Basis dieses Standortes den juckt/juckt nicht Trigger rekalibriere.(Noch klinge ich vglw. gut artikuliert/strukturiert - ich hatte das Glück meinen Abstieg von einem sehr hohen Berg zu "begehen", was aber nichts an der Tatsache ändert, das ich schon jetzt bestenfalls Durschnitts-Plateu begehe und überdemnächst weit darunter kraxeln werde, ausserdem schreibe ich hier und darf bei Bedarf korrigieren, adhoc gesprochen klinge ich bei weitem nicht so "eloquent" und flüssig). 1 Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen
Gast botte Beitrag melden November 15, 2015 geantwortet (bearbeitet) derisabersüss - gib mal bitte ein bischen Butter bei die Fische. Wie alt bist Du? Wie lange geht das schon so, bzw. wann hast Du diese Veränderungen an Dir wahrgenommen? Hat sich das schon mal ein Profi, sprich entsprechend spezialisierter Arzt, angeschaut?Ich bin 44. Ich weiss, dass ich in mancher Hinsicht meinen Zenit überschritten habe. Körperlich: Maximalkraft, Regenerationszeit, Reflexe (ich war mal scheiss-schnell!), gelegentlich leichtes Zittern, Stehvermögen. Geistig: Konzentrationsfähigkeit, Ermüdung, Sprachfindung, Mustererkennung, manchmal Gedächtnis. All das sind bis zu einem gewissen Grad normale Alterserscheinungen. Dafür gewinnt man aber auch: Erfahrung, Hintergrund, Gelassenheit, Ruhe, Stil (glaube ich). Alles Sachen, die den Attraktivitätsverlust auszugleichen bzw. umzusteuern helfen.Ich denke, Du solltest Dich um zweierlei kümmern. Zum einen feststellen, ob Dein "Verfall" im normalen Rahmen ist oder darüber hinaus. Mit professioneller Hilfe, wenn es nötig ist. Wenn Dir selbst Veränderungen auffallen, dann sind diese meist schon relativ signifikant.Zum anderen solltest Du versuchen zu erkennen, dass gewisse Veränderungen erwartbar sind. Dich mit anderen in ähnlicher Situation austauschen - machst Du ja hier, das ist schon mal ein guter Start. Und dann mal überprüfen, ob Du eventuell Deinen Alltag, Deine Aktivitäten und Deine Ansprüche etwas "umsteuern" solltest. Wenn man dazu bereit ist, kommt auch nach dem 30. nochmal einiges. Ich bin in vieler Hinsicht so gut in Schuss wie seit 10 Jahren nicht mehr. Aber: anders.Mehr kann ich Dir - ohne weiteres Detail - nicht mit auf den Weg geben. November 16, 2015 bearbeitet von botte Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen
Gast B l u e t h e Beitrag melden November 16, 2015 geantwortet Du bist wirklich total sweet. Darüber hinaus verfügst über die Fähigkeit, Dinge zu benennen und in schöne Worte zu kleiden, die meiner einer in seinem Innersten nur dumpf empfinden kann. Das finde ich *spitze* - oder um es im Straßenjargon zu sagen „props an dich, Alter!“.Straßenjargon ist übrigens das Stichwort. Bevor ich lange nach Worten suche, nutze ich Universalwörter wie „Dinger [äh*]“, „[äh*] Dinger“, „Dingsda“ oder „das Teil“…in Verbindung mit einem ausdrucksstarken Gestus ist das voll der Burner.Gerne streue ich auch mal ein paar Fäkalwörter ein. Ist mir das Wort Stuhl entfallen, sag ich einfach „[äh] die Scheiße hier“…und damit liege ich wie immer richtig.PS: Gib nicht so viel auf diverse Listen im Ladysroom – mein Physikprof war kein HB Magnet - Mehr kann ich Dir - ohne weiteres Detail - nicht mit auf den Weg geben.*props an Bumm-Bumm-BorisPPS: Für den Fall, dass dein Abstieg aus Bequemlichkeit per Seilbahn erfolgen sollte >> http://www.n-tv.de/politik/dossier/WM-der-Behinderten-article332706.html Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen
Maandag 1690 Beitrag melden November 18, 2015 geantwortet Also so wie sich das anhört, redest du ja über einen degenerativen Verlauf, der deutlich über den normalen altersbedingten Verfall hinausgeht. Ich würde zunächst möglichst weit vorrausplanen und erledigen, wozu ich später vllt nicht mehr in der Lage sein werde. Zum Beispiel in eine potentiell barriere-freie Wohnung umziehen oder mir jetzt schon Adressen von Versicherungsberatern oder Fachanwälten raussuchen, die mich beim Stellen eines Leistungsantrags für eine BU-Rente unterstützen. Aber natürlich auch reisen o.ä., wenn absehbar ist, dass das irgendwann schwierig wird. Jetzt mal als plakative Beispiele. Ich würde mir auch Gedanken über professionelle Ansprechpartner machen, Selbsthilfegruppen, vllt ne psychotherapeutischen Praxis für Neuropsychologie und Verhaltenstherapie suchen. Nur erstmal suchen. Notarielle Vorsorgevollmacht & Patientenverfügung versteht sich von selbst. "Hör mal: Ich hab hin und wieder mentale Aussetzer, nichts dramatisches, muss dich nicht weiter interessieren, aber es kommt vor, dass ich gelegendlich Silbe verdrehe oder nach Worten fische... Hilf mir dann einfach. Oder noch besser: wir machen ein Spiel draus: Jedesmal wenn ich ein Wort suche, musst du mich küssen".Wenn man sich schon kennt vllt. Ohne Not würde ich mit meinem Handicap nicht hausieren gehen, bei 1. Dates schon gar nicht. 1 Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen
LastActionHero 3259 Beitrag melden November 19, 2015 geantwortet Was wäre der Worst Case in deiner Situation und was kann schlimmsten Fall passieren?Hoffe nicht,dass du irgendwann sabbernd in nem Rollstuhl kauerst und nicht mehr die Namen deiner Liebsten kennst!?Gute Besserung! Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen
derissabersüss 323 Beitrag melden November 24, 2015 geantwortet (bearbeitet) Also so wie sich das anhört, redest du ja über einen degenerativen Verlauf, der deutlich über den normalen altersbedingten Verfall hinausgeht. Jup. Allerdings auch nicht so rasant progressiv wie LAH befürchtet, aber früher oder später läufts wohl auf benebeltes Sabbern hinaus (obwohl ich vorher lieber rest-selbtsständig auschecken werde!). Momentan läuft alles vglw. normal, ausser Mini-Blackouts, wo ich ernsthaft überlegen muss um 17 und 8 zu addieren, oder eben ulkigste Silbendreher "spontan" bringe. Abgesehen davon ist nur alles langsamer: auch in meinen besten Momenten kann ich nur ziemlich begrenzt Inhalt, Stil / rhetorische Figuren und mglw. noch Synonyme im Arbeitsgedächtnis halten. Im Regelfall funze ich normal, bin zwar nicht mehr die hellste kerze, verstehe Inhalte nicht sofort mit allen möglichen Implifikationen, brauche länger fürs Begreifen/Antworten.... aber Aussenstehende würden das idR als normal einstufen. Ausser in meinen Blackout-Momenten, wo ich echt sekundenweise ziemlich orientierungslos neben mir stehe, irgendwelche Silben-Stunts neologisme und bestenfalls noch sehr tief und x-fach redundant vernetzte Synapsen ne Choreographie "ich-muss-mich-kurz-stzen" bekomme ich dann noch hin. 30 sekunden später bin ich wieder "normal", abgesehen von dem Stress, den mir dergleichen Aktionen verursachen - und Perma-Stress rodet zusätzlich ganze Neuronen-Landstriche. <- Also zumindest auf die "Sekundär-Schäden" hätte ich Einfluss.Dein Ansatz BLUETHE, das ganze mit Humor, Infantilismus, Fäkal-Slang, Tiergeräuschen, Gaga, Nonsens.... zu überspielen... gefällt mir ausgesprochen gut. Die Welt wird nicht nicht besser, wenn ich sie offiziell scheisse finde. Sie wird zwar auch nicht besser, wenn ich über sie lache, aber zumindest mir geht es dann etwas besser! Genau das meinte ich, solche Tipps, die akzeptieren und das beste daraus machen beinhalten, wünsche ich mir.Nochmal zur Offensiv-Frage:Du (maandag, ihr Anderen) lernst mich gerade kennen. Keine Ahnung, neue Kollegen oder so. 6 Stunden funze ich normal, plötzlich son Ausfall. Das erste mal kann ich es überspielen und du denkst, hm, schräger Typ, aber irgendwie witzig. Was aber meinst du, wenn mir dergleichen "schrägheit" in der ersten Woche 2,3 unterläuft?(Danke an alle). November 24, 2015 bearbeitet von derissabersüss Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen