Verlust eines geliebten Menschen

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Nichts ist mehr, wie es vorher war.

Die Zeit, die man mit einem geliebten Menschen verbracht hat, die macht diesen Menschen so besonders!

Mich persönlich schmerzte nach dem Tod meines Vaters besonders der Umstand, dass ich ihn nicht mehr um Rat fragen konnte, nicht mehr mit ihm plaudern, nicht mehr mit ihm reden konnte. Nicht zuletzt, da ich in Folge in denselben Berufszweig eingestiegen bin, wie mein Vater. Was allerdings damals, als er noch lebte, alles andere als absehbar war. Wäre schön gewesen, sich auch darüber mit ihm von Zeit zu Zeit austauschen zu können. Hätte wahrscheinlich einiges im Job leichter und verständlicher gemacht ....

Und lieber Tschurikin, lies dir den kleinen Prinzen von Saint d' Exuperie mal durch. Da ist viel Tröstliches darin .... über Tod und Liebe ....

Da kann ich deine Mama gut verstehen ....

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Hallo Tschurikin,

Ich habe vor ein , zwei Wochen einen Post verfasst in dem es um die Frage ging wie man über den Verlust einer langjährigen Beziehung hinwegkommt. Ich bin mir bewusst, dass es sich nicht um das gleiche Thema handelt wie den Verlust der eigenen Mutter, dennoch denke ich, dass der Post hilfreich sein kann.

"Viele Leute, die ich kennengelernt habe, möchten vor emotionalen Schmerzen flüchten. Wer starken Schmerz verspürt wird eher den Drang verspüren vor ihm zu fliehen, statt ihn zu fühlen, was könnte auch normaler sein ? Wir alle haben unsere Mechanismen um dem auszuweichen - ob Alkohol, Drogen, Sport, Sex etc.

Die Annahme von Leiden ist eine Reise in den Abgrund, in deinen eigenen Tod. Tiefem Leid, unendlichem Schmerz zu begegnen,sich nicht gegen ihn zu wehren und ihn zuzulassen, bedeutet dem Tod zu begegnen.

Wenn das, was du vorhin im Eingangspost geschrieben hast, eintritt, sprich eine Trennung nach mehreren Jahren, der Tod des Partners oder eine Depression. Es ist das Gefühl als ob eine Abrissbirne das alte Leben in Trümmer gelegt hat ohne auch nur die Konturen eines neuen Lebens anzubieten. Oft habe ich im Forum gelesen, dass das möglicherweise daran liegt, dass man kein ausgefülltes Leben hat, zu sehr an seiner Partnerin hängt/hing oder schlichtweg nicht genügend Erfolg, sich nicht genügend verwirklicht hat. Ich habe auch schon Threads gelesen, in denen die Protagonisten nach außen hin ein sehr erfülltes Leben zu haben schienen und innerlich dennoch leer waren.

Oftmals sind es auch die quälenden Fragen nach dem "Warum", das Hadern mit dem Schicksal, das Nicht-Akzeptieren können. Von außen mag es so aussehen als ob die Situation das Leid erschafft, aber es ist oftmals unser Widerstand, der das Leid erschafft.

Es gibt Menschen und zu denen muss ich mich auch zählen, die Verluste erlebt haben, der sämtliche Dimensionen gesprengt hat. Plötzlich ist man überall einsam, alles ist zusammengebrochen. Krampfhafte Versuche irgendwie sich über Wasser zu halten, am Leben zu bleiben. Man sucht nach Boden unter den Füßen, doch es ist der freie Fall. Alles endet im Nichts. Der Schmerz ist wie Wüste ungeahnten Ausmaßes.

Was kann man dagegen tuen ? Wie kann man weitermachen, wenn es kein zurück gibt ?Was macht man, wenn es sich anfühlt als wäre eine Lösung außerhalb unserer Fähigkeiten ? ​Was kann man dagegen tuen ?

Die bittere Wahrheit ist - du kannst nichts tun. Je mehr du versuchst dich dagegen zu sperren, auszuweichen, desto mehr leidest du. Aus der Sicht des Egos oder des falschen Selbst symbolisiert das Nichts-Tun, das sich nicht dagegen wehren, keinen Widerstand zu leisten, seinen eigenen Tod. Das falsche Selbst ist nicht bereit seine Kontrolle oder seine Angst aufzugeben, da es die Natur des Egos ist.

Nichts zu tun, sein Schicksal zu akzeptieren hat, loszulassen hat mich oft vor sehr große Herausforderungen gestellt. Viel und oft liest man: "Lass los, akzeptiere es etc." aber wenn nach einem konkreten "Wie" gefragt wird, erhält man nur Fragezeichen. Als Physiker ist meine wichtigste Aufgabe nach dem "Warum" zu fragen (eigentlich nach dem 'Wie', aber da halte ich mich an Heisenberg: Man kann gute Physik auch mit schlechter Philosophie kaputt machen wink.png, denn wenn ich den tieferen Grund, den tieferen Sinn verstehe, dann geschieht loslassen für mich fast automatisch. Ich stelle keinen Widerstand mehr auf.

Warum geschehen also solche Einschnitte ? Wo das Leben wie mit der Abrissbirne alles abräumt ? Es mag schwer zu verstehen sein...doch es ist eine Hilfe. Das Leben hilft uns aus indem es alles Altbekannte niederschmettert und es nichts mehr gibt, an dem sich das Ego festhalten könnte. Der spirituelle Term dafür: Die dunkle Nacht der Seele. Das Ego versucht sich natürlich dagegen zu wehren, da es wie oben beschrieben seinen eigenen Tod bedeutet. Es ist die Natur des Egos. Aber nicht meine Natur. Dies gibt mir Kraft diesen Prozess zu erlauben.

Ich weiß, dass ich hilflos bin in dieser Situation und diesem Prozess und ergebe mich. Es brauch so großen Mut, weil es keinen Weg zurück gibt. Es brauch soviel Vertrauen. Vertrauen die Kontrolle loszulassen.

Ein anderer (christlicher) Term dafür ist: Der Weg des Kreuzes. Das Schlimmste was dir passiert, stellt sich als das Beste heraus, was dir je passieren hätte können.

Das was passiert ist, ist nicht ohne Grund passiert. Alles was uns in diesem Jahr geschah, geschah durch uns, und für uns. Nichts geschah, was wir nicht geschehen lassen wollten. Alles geschah in Vollkommenheit, jeder Umstand war ein Geschenk, jede Erfahrung ein Schatz. So etwas wie Pech gibt es nicht, nichts geschah aus Versehen oder zufällig und Gott macht keine Fehler. Das ist ein schöner Auszug aus einem Buch, das ich gelesen habe.

Ich hoffe, das diejenigen, die gerade schlimmes durchmachen, eventuell eine harte Trennung, oder eine starke Depression haben, Menschen, die mit ihrem Schicksal hadern, von diesen Worten erreicht werden. Es ist wie Jesus sagte:

"Unless you die and be born again, you won't enter the kingdom of heaven" (Johannes 3:3-7)

Es ist der Tod des falschen Selbst. Es ist die Wiedergeburt wie ein Phönix aus der Asche.

In tiefem Mitgefühl."

Viele Dinge werden sich für dich neu ordnen. Alte Sachen, die dir einst wichtig waren (vllt. Geld, Status, Frauen ?) werden jetzt keinerlei Bedeutung mehr haben. Das ist ein Aspekt der mit dem Tod des falschen Selbst gemeint ist. Es wird eine Reise für dich beginnen in der du dich viel mit dem Themen: Leben, Sterben, Gott, Liebe usw., den großen Fragen des Lebens auseinandersetzen wirst, wenn die erste Trauer vorrüber ist.

Das der Tod der Mutter das Beste sein kann, was einem passiert, ist in deiner Situation jetzt weit hergeholt. Aber jede großartige Persönlichkeit in jedem Bereich wird durch diesen Verlust geprägt. Viktor Frankl (Psychologe), Steve Jobs (Unternehmer),Jiddu Krishnamurti (spiritueller Lehrer), Lopez Lomong (Sportler) und viele, viele mehr.

Die Farben werden nie wieder aufgehen wie sie einst aufgegangen sind.

Aber sie werden anders aufgehen.

Alles Gute.

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Hallo zusammen.

Nun sind einige Wochen - ja sogar Monate - vergangen. Ich habe mein Leben wieder auf die Reihe gekriegt und habe durch Sport, Freunde und meine Familie eine gewisse Struktur in mein Leben gebracht. Ich stehe vor neuen Herausforderungen als möglicher Sportreporter, wo ich mitten im Schlussspurt bin um meinen Traumjob zu erreichen. Trotzdem bringt mich das alles nicht über den Verlust meiner geliebten Mutter hinweg.

Ich habe in den letzten Wochen, seit sie gestorben ist , nur funktioniert und gemacht, damit alles klappt und jeder Termin eingehalten werden konnte. Mit so viel Aufwand, der auf mich und meine Familie zukam, hätte ich nie gerechnet und ich war sehr erstaunt, wie viel ein Tod eines Mitmenschen mit sich bringt. All die Bürokratie.....
Dementsprechend habe ich nur - wie bereits erwähnt- funktioniert und bin von Tag zu Tag gegangen und konnte gar nie richtig realisieren, was das alles eigentlich jetzt für mich bedeutet.

Nun bin ich an einen Punkt gekommen, an dem alles hoch kommt. In der letzten Woche habe ich richtig realisiert, dass ich mein Leben ohne meine Mutter weiterleben muss. Ich begreife langsam, dass sie nie wieder da sein wird und mich unterstützen und mit mir reden kann. Es tut verdammt weh und ich hatte in meinem Leben noch nie eine solch schwere Zeit erlebt. Momentan fällt es mir wirklich sehr schwer, damit umzugehen. Ich erinnere mich während dem Arbeiten an sie und an alles, was wir zusammen getan haben und der Schmerz wird fast unerträglich.

Ich habe eine weitere Stufe in dem ganzen Prozess genommen, die für mich nur sehr schwer zu meistern sein wird. Ich kämpfe häufig mit den Tränen und bin total überfordert, da es mich ohne Vorwarnung einfach so trifft und ich der Trauer hilflos ausgeliefert bin. All diese Daten, wo ich jetzt alles das erste mal ohne sie erlebe, machen mir Angst.
Mein Geburtstag, der meiner Schwester, der erste herbstliche Urlaub in Italien ohne sie und die vielen Gespräche, die mir fehlen werde.

Mich beschäftigt die enorme Trauer und das plötzliche Auftreten dieser emotionalen Momente und die Tiefen, die sie mit sich bringen. Alles in meinem Leben kann mich nicht davon ablenken und jetzt, wo ich es realisiere, wird es immer wie schlimmer.

Ich bedanke mich bereits jetzt bei allen für die vielen Antworten zu Beginn des Threads und hoffe, dass ich mich weiterhin ein wenig mit euch austauschen kann. Es ist echt toll, wie viele Inputs ich hier von euch allen erhalte und bereits erhalten habe!!

Chris

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