Das Thema Bindungsangst - Diskussionsthread

4 Beiträge in diesem Thema

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Liebe PUA´s,

ich möchte Euch über das Thema BINDUNGSANGST informieren, weil einige Teile dieses Themas mich persönlich betreffen und nicht zuletzt wegen meinen letzten

zwei Beziehungen (explizit aber die Letzte), in denen die Thematik BINDUNGSANGST bzw. BINDUNGSSTÖRUNG zum Tragen kam.

Ich freue mich über jeden den mein Artikel erreicht, ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen und vielleicht kann der Eine oder Andere etwas für sich persönlich

mitnehmen!

Zum Thema Bindungsangst

Wikipedia beschreibt das Thema als eine nachhaltige Angst, längerfristige, enge Beziehungen zu Partnern einzugehen.

Als Ursachen sind meist:

• der Verlust einer Bezugsperson

• der unerfüllte Wunsch nach Nähe und Geborgenheit im Kindesalter, sowie

• Konflikte der Eltern

anzusehen.

Wir alle brauchen (oder wünschen uns) eine liebevolle, vertraute Beziehung - sei es zu unseren Mitmenschen, Freunden oder (Beziehungs-) Partnern.

Wer lieben darf und geliebt wird, der lebt auf längere Sicht glücklicher, gesünder und zufriedener!

Doch gibt es Menschen, die intensive Nähe in einer vertrauten und dauerhaften Beziehung nicht aushalten können.

Diese Menschen reagieren zunehmend mit Angst*) und es kommt ausserdem eine Nähe/Distanz-Problematik hinzu, obwohl sich diese Menschen eigentlich

eine feste Beziehung bzw. Partnerschaft sehr wünschen.

Ihnen fehlt letztendlich die Bindung zu sich selbst!

*) hier hat mir das Buch "Grundformen der Angst" von Fritz Riemann, sehr geholfen.

Da Angst bei - ich nenne es jetzt mal "bindungsunsicheren" Menschen - die dominierende Kraft ist, verhalten sie sich in drei Strategien:

Flucht, Angriff oder Tot stellen. (Fight, Flight, Freeze sagt man auch im Tierreich dazu).

Diese Menschen verhalten sich jedoch vor allem auch aggressiv (oft wird impulsive Aggression gegenüber ihren Partnern gezeigt).

Als Beispiel ist hier das "Suchen nach Streit" oder der schnelle Wechseln von emotionalen Stimmungen zu nennen.

Bindungsstile/Bindungsstörungen nach Mary Ainsworth

Mary Ainsworth war eine 1913 geborene Psychologin, die 1939 an der University of Toronto ihr Psychologiestudium abschloss.

Sie beschäftigte sich in den 1970er Jahren mit dem sogenannten "Strange Situation Test", ein Setting zur Erforschung kindlicher Bindungsmuster.

Für ihre Verhaltensbeobachtungen von einjährigen Kindern diente ein Wartezimmer mit Spielecke (wie sie in Arztpraxen üblich sind)

als Ausgangsbasis der Tests.

Nach Eintritt einer Fremdperson in das Zimmer verlässt die Mutter für kurze Zeit den Raum. Durch diese Trennung von der Mutter, welche für das einjährige

Kind in der unbekannten Umgebung eine Belastung darstellt, wurde das Bindungsverhalten beobachtet.

In Anwesenheit der Mutter sollten sich die Kinder sicher fühlen und in der Lage sein das Spielzimmer zu erkunden.

Ainsworth stellte vier Ausprägungen von Bindungstypen fest, welche sich innerhalb dieser Interaktion mit der Bindungsperson entwickelte:

I. die sichere Bindung

II. die unsicher - ambivalente Bindung

III. die unsicher vermeidende Bindung

IV. die unsicher - desorganisierte Bindung

I. die sichere Bindung:

Bei der sicheren Bindung herrschte eine Ausgewogenheit zwischen Nähe suchens und Erkundung des Spielzimmers, wobei die Mutter als

sichere Basis bzw. Zufluchtsort diente.

II. die unsicher-ambivalente Bindung:

Bei der unsicher-ambivalenten Bindung findet so gut wie keine Erkundung des Spielzimmers statt, da durch die unkonstante Verfügbarkeit der Mutter

(= Bindungsperson nicht berechenbar) das Kind nicht weiß was es zu erwarten hat.

Das Bindungssystem aktiviert sich schon vor der Trennung, was zur Einschränkung des Erkundungsverhaltens führt.

Diese Kinder leiden sehr stark unter der Trennung der Mutter und waren wütend wenn die Mutter zurückkam.

III. die unsicher-vermeidende Bindung:

Bei der unsicher-vermeidenden Bindung zeigten die Kinder ein starkes Erkundungsverhalten, jedoch sehr wenig Bereitschaft zum Bindungsverhalten.

Diese Kinder scheinen kaum unter der Trennung von der Mutter zu leiden und vermeiden sogar den Körper- bzw. Blickkontakt zur Mutter.

III. die unsicher-desorganisierte Bindung:

Bindungsthemen der Bindungsperson (z.B. Traumatas) halten bei der unsicher-desorganisierten Bindung das Bindungssystem aktiv.

Die Kinder dieser Gruppe sind sehr ängstlich, verwirrt, beunruhigt und chaotisch - beginnen zu weinen oder verhalten sich still und ruhig.

Sie sind längere Zeit nicht in der Lage eine klare Bindungsstrategie zu entwickeln, entwickeln im Laufe der Zeit jedoch eine kontrollierende Strategie.

Sie fühlen sich entweder für das Wohlergehen der Bindungsperson verantwortlich und werden fürsorglich - oder versuchen nach der Trennung

die Kontrolle durch bestrafendes Verhalten - in Form von Beschimpfen und Schlägen gegen die Bindungsperson - zu behalten.

Nach diesem kleinen Ausschweifer wieder zurück zum eigentlichen Thema BINDUNGSANGST.

Bindungsangst sollte nicht mit einem gesunden Misstrauen und der inneren Vorsicht vor einer neuen, festen Beziehung verwechselt werden.

Gerade Menschen mit einem vermeidenden oder desorganisiertem Bindungsverhalten, haben bei zuviel Nähe massive Ängste!

Dabei sind es vor allem die Partner, welche darunter leiden müssen, denn sie erhalten in der Beziehung mit oder zu einem bindungsängstlichen Menschen

gerade soviel Liebe und Zuneigung um die Beziehung nicht zu verlassen, jedoch niemals soviel wie sie es in einer normalen und ausgeglichenen

Beziehung brauchen bzw. sich wünschen!

Umso perplexer auch die Reaktion, wenn in einer sehr vertrauten Phase der bindungsängstliche Partner ausschert, die enge Bindung meidet und eine

seiner drei Strategien wählt (wir erinnern uns: Fight, Flight, Freeze …).

Eine sehr von Leid geprägte Kombination ergibt sich, wenn der Partner eines bindungsängstlichen Menschen zur Abhängigkeit neigt.

(Beziehung entstehen meistens zwischen einem bindungsängstlichen und einem emotional abhängigen Part).

Der zu Beziehungsabhängigkeit neigende Partner verharrt dann in einer für beide Partner eher destruktiven Beziehung, oft über mehrere Jahre

hinweg.

Bindungsängstliche Menschen müssen (oder wollen) immer wieder "neu" erobert werden, wodurch nun die Partner den Gegenpart zu idealisieren

beginnen. ("die größte Liebe meines Lebens", der beste Sex, usw.)

Das Idealbild

Am idealsten finden sich zwei Menschen, welche wie schon oben erwähnt, eine sicheres Bindungsverhalten zeigen wobei auch gesagt werden muss, dass

Gleiches Gleiches anzieht, dazu weiter im Text.

Unsere Beziehungen sind jedoch alles andere als Zufall. Wir ziehen genau diejenigen Partner an, welche zu unseren eigenen (psychischen) Strukturen

passen.

Viele von uns haben in ihrer Kindheit irgendein Drama oder Trauma erlebt, das negative Eindrücke in unserer Psyche hinterlassen hat.

Da wir es damals (noch) nicht verarbeiten konnten, haben wir es verdrängt.

Doch alles Verdrängte beeinflusst uns aus unserem Unterbewusstsein heraus unsere Gedanken, unsere Gefühle, unsere Handlungen und zwar so lange,

bis das einstige Geschehen wieder gefühlt und integriert worden ist.

Verdrängte Inhalte sind für uns Erwachsene auch noch dermassen beängstigend, sodass wir Angst haben sie ganz bewusst zu erkennen.

Diese Form der Abwehr nennt man Projektion, die verdrängten Anteile werden nach aussen projiziert.

Das heisst => einige unserer (ungeliebten) verdrängten Inhalte bzw. Anteile können wir bewusst nicht wahrnehmen, und/sondern projezieren sie auf

einen anderen Menschen.

Wir schimpfen über das Verhalten des Anderen, ist jedoch seine Eigenschaft gerade uns selbst am meisten zu Eigen!

Oft ist besonders der Partner in unserer Beziehung unsere "Leinwand", auf den wir unser Ich projizieren.

Wer zu Wem und Wer mit Wem

Wie schon erwähnt ist der Idealfall ein sicherer Bindungsstil, in dem beide Partner Nähe zulassen können und die Partnerschaft als emotional

unterstützend empfinden.

Menschen mit unsicher-ambivalentem Bindungsverhalten fühlen sich zu ihren Partner zwar stark hingezogen, sind aufgrund ihrer Angst jedoch verunsichert.

Frauen bleiben in der Beziehung wenn sie unsicher-ambivalent, Männer wenn sie unsicher-vermeidend sind.

Frauen verlassen die Beziehung wenn sie unsicher-vermeidend , Männer wenn sie unsicher-ambivalent sind.

Menschen mit geringem Selbstwert klammern sich dabei an eher abweisende Partner. (Quelle: Prof.H.W. Bierhoff/Dr. Elke Rohmann)

Eine unsichere Bindung hängt mit geringerer partnerschaftlicher Zufriedenheit und mit größter Instabilität der Beziehung zusammen.

Mit Konflikten wird in diesem Fall eher destruktiv anstatt konstruktiv umgegangen, was sich im häufigen STreit bzw. in Konflikteskalationen zeigt!

Aussöhnung mit dem inneren Kind

Last but not Least müssen bindungsängstliche Menschen lernen, zunächst eine innere und dann eine äussere Bindung zu schaffen. (Liebe dich selbst)

Sie sollen lernen soziale Kontakte zu schaffen und zu pflegen, Konflikte zu bewältigen, Vertrauen zu sich selbst aufzubauen um auch anderen Menschen

vertrauen zu können, aber vor allem ihren Selbstwert schätzen zu lernen!

Ich danke Euch für´s Lesen,

Diskussion ist erwünscht :-)

Euer d.e.

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Na super, zwei Stunden umsonst recherchiert.

Vielleicht mal ein anderer Blickwinkel dazu :-)

Aber danke ...

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Schöner Text, vielen Dank!

Ich hoffe es ist ok hier was anzuführen:

Für diejenigen, die sich damit beschäftigen bietet sich ausserdem die Recherche nach „Schattenarbeit“ in der Psychologie. 

Menschen mit Bindungsangst suchen sich Gegenüber, die ihre eigenen „Schattenseiten“ nach aussen tragen, weil sie ihre eigenen unterdrücken und werden damit wieder nicht glücklich.

Ein Ansatz der Lösung dieses Problems ist das eigene Freilegen dieser Persönlichkeitsanteile, um das Screening der falschen Partner umzulenken.

Dr. Ruediger Dahlke referiert unter anderem kostenlos in diesem Bereich.

bearbeitet von mandarine
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