Oneitis, Neediness, Pick Up: Gibt es denn das Besondere überhaupt?

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vor 7 Minuten schrieb saian:

Ich denke, dass Menschen oft ein Gefühl der Zugehörigkeit möchten, ein Ich-bin-nicht-allein.

Dieses Gefühl schenkst du all den Menschen, die dein Buch erwerben werden.

Wenn du mir eine Paypal-Adresse schickst, schicke ich dir eine monetäre Unterstützung.

Ich denke, dass erst einmal ein Verlag gefunden werden muss. Will gar nicht wissen, wieviele Leute ihr Leben aufschreiben und irgendwelche Verlage vollspammen.  Wieviele Menschen und was für Menschen würden sich dafür interessieren?   Es liegt keine Diagnose vor, darum ist die Einordnung schwer und bei Verlagen geht es halt auch ums Geld bzw. Nachfrage. 

Borderliner suchen Bücher von Borderlinern, ADHSler nach Büchern von ADHSler usw.  

Aber wenn sie schon 390 Seiten hat, dann sollte es auch nicht verstauben.   Das Problem ist doch, ob der echte Name aufs Cover soll oder nicht und ob irgendwelche Leute ihr dann privat was können.  Was wahrscheinlich nicht passieren wird.

Naja, ich werde mir das nicht holen. :)

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saian, das ist sehr großzügig und lieb von dir. Aber ich kann und werde dein Angebot nicht annehmen.

 

Ich bin wirklich unschlüssig. Werde mir das Buch nun erst einmal selber über das Internet bestellen, irgendwann lesen und dann entscheiden. 

Es läuft mir ja nicht weg. 

 

Meine Zweifel rühren vor allem daher, dass ich meine Familie schützen will. Trotz allem liebe ich sie sehr und auch wenn ich sie nicht um mich haben will, möchte ich nicht, dass sie auf irgendeine Weise verletzt werden.

 

Ein Sturm hat vor kurzem das Haus meiner Eltern unter Wasser gesetzt, den Garten vollständig verwüstet. Mein Vater hat sich bei der Arbeit einen Finger gebrochen. 

Die Dinge sind nicht beständig und ich sehe auch wie meine Eltern älter werden, gebrechlicher, und sie werden eines Tages sterben. Niemals werden sie auch nur ansatzweise begreifen, was sie uns angetan haben. Aber das ist in Ordnung. Sie sollen ihren Lebensabend in Freude verbringen, das wünsche ich ihnen. 

Ich konzentriere mich jetzt wieder auf die Jobsuche. 

 

Schwermütig bin ich nach wie vor. Vor allem, weil sich meine Achillessehnen entzündet haben und ich längere Zeit keinen Sport machen kann. Aber ich bin mir sicher, dass sich alles fügen wird.

Wird schon. 

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Gast ImAPussyAndProudOfIt

Hallo Candygirl,

Ich moechte hier kurz meine Meinung aussprechen. Das ist nur meine Sicht der Dinge, die subjektiv ist, aber ich kann dein Dilemma wegen Eltern sehr gut verstehen, daher schreibe ich mal dazu das,was ich denke.

Du hast an diesem Buch gearbeitet, weil es dir wichtig war, die Geschehnisse aus deiner inneren Realitaet niederzuschreiben und somit die in einer bestimmter Art und Weise zu bestaetigen. Wenn ich dich richtig verstehe, gings dir darum, dieses zu verarbeiten. Und dabei dein Leid nicht zu leugnen. Du hast ernsthafte Arbeit mit diesem Buch geleistet, die dir wahrscheinlich nicht nur viel Energie, sondern auch viel seelische Kraefte gekostet hat. Dieses Buch beinhaltet dein Leben und deine Errinerungen. Warum sollte man sowas leugnen?

Ich verstehe, es besteht Angst, eigene Eltern zu verletzen. Es besteh vielleich sogar Angst, dass diese Kontakt mit einem abbrechen. Aber ueberleg dir Mal. Warum hast du Angst,die zu verletzen? Alles, was du geschrieben hast, ist wahr. Wenn deinen Eltern dein Leben, du selbst, dein Selbst und deine Errinerungen und innerliche Ganzwerden irgendetwas bedeutet, werden sie Existenz dieses Buches wahrnehmen und akzeptieren. Du schreibst, sie werden es nicht verstehen? Werden sie das nicht verstehen oder nicht verstehen wollen?

Was genau wird diese verletzen? Die Tatsache, dass du Gefuehle hast und das Beduerfniss,diese zu außern? Sorry, aber das ist dein Recht per Geburt sowas machen zu duerfen, unabhaengig davon, welcher Meinung deine Eltern bezueglich deiner Gefuehle sind.

Warum fragt man sich,ob Eltern verletzt dadurch werden, wenn Eltern sich damals dafuer ueberhaupt nicht interessiert haben, ob es dich verletzt was sie machen oder nicht?

Wenn sie dich und deine Geschichte nicht wahr haben wollen, dann wofuer braucht man die ueberhaupt? Um sich lebenslang zu leugnen, damit diese sich nicht allzuschlecht fuehlen und es nicht oeffentlich wird, was die so angestellt haben?

Man kann nur dann ganz werden, wenn man damit aufhoert, stumm zu sein. Und das Aufhoeren von Stummdasein ist immer damit verbunden, dass man mit Menschen, die einen Stumm halten wollen, Probleme bekommt.

P.S. Du schreibst, deine Eltern altern schon. Wenn die gemacht hben, was sie gemacht hben, warst du ein hilfloses Kind. Denen war es aber egal. Daher wuerde ich sagen, dass Argument mit Aelterwerden nicht gueltig ist.

Gruß,

MW

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Danke auch für dein Feedback, MexWeb. Heute habe ich beinahe schon die Entscheidung gefällt, es nicht zu veröffentlichen. Auch aufgrund einer Rückmeldung meiner Therapeutin. Zugleich wurden meine Gedanken wieder düster, denn irgendwie habe ich das Gefühl, als sei dieses Buch mein Leben lang gewachsen. Darin enthalten sind alte Briefe von mir, Tagebucheinträge, alte Texte und Gedichte, die ich vor so vielen Jahren schrieb und damals nicht verstand. Nun ergeben sie ein Bild für mich.

Dieses Buch erscheint mir wie mein Lebenswerk, mein Sinn, den ich hier auf Erden zu verrichten hatte. Mein Dasein im Moment empfinde ich bis auf das Buch als geradezu überflüssig. Ich trage nichts bei, habe keinen Job, weiß auch überhaupt nicht, was ich kann. Zumal mein eigentliches Können, mein Studium, bisher nirgendwo gebraucht wurde. 

Doch wenn ich es veröffentliche, es aber niemand lesen will, dann gab ich mein Innerstes preis, die tiefsten Schichten meiner Seele, meine grenzenlose Verwundbarkeit, meine klaffenden Wunden, die scheinbar endlos sprudeln wie ein Gebirgsquell. 

Ich teile euch gerne mit, was meine Therapeutin mir schrieb, nachdem ich sie um Freigabe bat, denn ich fügte viele ihrer Emails an mich ein, so wie auch Sätze, die sie im Lauf der Jahre zu mir sagte. 

"Liebe Sala,
Natürlich kannst Du unsere Korrespondenz einfügen, ich freue mich ja, wenn Du sie so schätzt. Wegen der Veröffentlichung kannst Du ja später immer noch eine Entscheidung treffen, sie läuft Dir nicht weg und vielleicht ist das ein Projekt, das Du erst nach vielen Jahren in Angriff nehmen möchtest, dann, wenn niemand mehr nach Deinen Kindheits- und Jugenderlebnissen fragt, aber Dir selbst es wichtig ist, die Erinnerung daran nicht verblassen zu lassen. Oder der Schmerz in Dir löst  sich über die Jahre so komplett auf, dass Du selbst keinerlei Bedürfnis hast, nochmal etwas aufzurütteln. Du wirst es spüren, Sala, was genau Du tun möchtest und das ist dann gut so.
Ganz liebe Grüße"

 

 

Zum Schluss teile ich auch gerne einen Text. Ich schrieb ihn im Jahr 2006 als ich 19 war. Er ist das letzte Kapitel des Buches, eine Art Nachwort. 

Der Text trägt den Titel: "Ich kann fliegen". Inspiriert hat mich das Lied "Lamb" von Gabriel. 

 

Es war einmal ein Mädchen mit langen blonden Haaren und roten Lippen und tulpenweißer Haut. Es war einmal dieses Mädchen mit den langen blonden Haaren und mit Blut an ihren Händen. Dieses Mädchen saß auf einer Wiese, irgendeiner Wiese, an einem Ort den niemand kannte und trank aus einer purpurroten Schale aus Lehm grünen Lotusblütentee. Sie trank diesen Tee und es war ein wunderschöner Sommertag und der Himmel war blauer als jedes blau in deinem Malkasten und die Wolken waren strahlend weiß, weißer als deine frisch gewaschene Wäsche, die du immer über dem Kamin aufhängtest, wie dich selbst eines Tages.
 

Es war warm und auf ihrer weißen Haut glänzten kleine glitzernde Sommertropfen aus Goldstaub, und sie saß auf dieser Wiese und trank ihren Tee und war da und schaute in den Himmel, schaute die Wolken an, und vergaß sich selbst.
„Wohin starrst du?“ Fragte der Junge mit den roten Haaren und dem weißen Ball unter dem Arm, und wischte sich mit der Hand die Worte aus dem Mund. Aber das Mädchen bewegte sich kein Stück, senkte nicht einmal die Augenlider, sondern blieb mit ihrem Blick fest an ihren Wolken und ihrem Himmel hängen, als würde da niemand vor ihr stehen und als hätte sie niemand etwas gefragt. Und so verschwand der Junge aus ihrem Leben, verschwand von ihrer Wiese durch den Wald und schließlich durch die Wasserpfützen auf dem Weg aus ihrem Nirgendwo.
 

„Wer bist du?“ Fragte eine Frau mit faltiger Haut und einem braunen Zotteldackel an der Leine und schmierte dabei mit rosa Chanelllippenstift einen Kussmund auf ihre Wange. Aber das Mädchen regte sich für keinen Moment und hielt ihren Blick weiter auf den Himmel mit den weißen Wolken. Und so verschwand die Frau mit der faltigen Haut und dem Zotteldackel aus ihrem Nirgendwo und kam nie mehr zurück.
 

„Wer bin ich?“ Fragte das Mädchen mit den langen blonden Haaren und Tränen liefen über ihre Wangen. „Was ist aus mir geworden und wer bin ich gewesen?“ Fragte dieses Mädchen und sie begann zu schreien und zu weinen und wie wild um sich zu schlagen, solange bis ein großer Mann herbei gelaufen kam und fragte: „Warum schweigst du so laut und wieso ist Blut an deinen Händen?“ Aber als er diese Worte ausgesprochen hatte, da setzte sich das Mädchen wieder auf die Erde nieder und trank aus ihrer purpurroten Schale aus Lehm einen Schluck Lotusblütentee und begann wieder in den Himmel mit den weißen Wolken zu starren. Sie regte sich kein Stück, nicht einmal ihr Atem war zu hören, und sie senkte nicht einmal ihren Blick oder ihre Wimpern von ihrem Himmel, als der Mann über den Berg hinfort war und das Ortsschild, auf dem Nirgendwo stand, weit hinter sich zurück ließ, sie bewegte sich nicht einmal dann, als der Mann schon lange aus ihrem Nirgendwo verschwunden war. Es war sehr warm an diesem Tag, und ihre Tränen trockneten schnell und hinterließen klebrige Spuren aus Salz auf ihren Wangen und auf diesen Spuren blieb der vorbei fliegende Blütenstaub kleben und zeichnete gelbe Linien auf ihre Wangen. Aber sie bewegte sich kein Stück, senkte kein einziges Mal ihre Augen und schlug auch kein einziges Mal ihre Wimpern nieder, nichts an ihr bewegte sich und selbst ihre langen blonden Haare regten sich kein Stück im vorbei fliegenden Wind. Alles blieb still und reglos, still und reglos wie der blaue Himmel und die weißen Wolken, auf die sie starrte, auf die sie starrte, als wäre sie da oben oder als könne sie hinauf fliegen, wenn sie nur lange genug ihren Blick auf den Himmel und die Wolken richtete.
 

„Warum weinst du?“ Fragte ein kleines trauriges Mädchen mit einer toten Katze auf dem Arm und einem schmutzigen und von Dornensträuchern zerrissenem, weißen Sommerkleid. Sie stand da, vor dem Mädchen mit den langen blonden Haaren, das sie nicht kommen gesehen hatte, aber jetzt ganz deutlich aus ihren Augenwinkeln sehen konnte wie das kleine Mädchen da vor ihr stand, barfuß und traurig, mit schmutzigen Füßen und einer grauen, toten Katze auf dem Arm, mit einem zerrissenen Sommerkleid und traurigen Augen und traurigen Mundwinkeln und einem traurigen, kleinen Gesicht. Das Mädchen mit den langen blonden Haaren regte sich kein Stück und senkte auch nicht ihre Augenlider, aber sie sah das kleine Mädchen ganz klar aus ihren Augenwinkeln und ließ es nicht mehr los, sah ihre schmutzigen Füße, ihre traurigen Augen und die tote Katze auf ihrem Arm, und da begannen Tränen über ihre Wangen zu laufen, erst langsam und zögerlich, weil sie diese Tränen nicht weinen wollte und sie zurückhielt, aber es wurden immer mehr und ihre Kehle schmerzte immer mehr vom Zurückhalten der Tränen und vom Hinaufstarren in den Himmel mit ihren Wolken und so musste sie sie loslassen und sie begann bitterlich zu weinen, so viele Tränen, dass ihr ganzes Gesicht zu einem Fluss aus Tränen wurde und die gelben Linien auf ihren Wangen hinfort spülten. Die Tränen fielen aus ihren Augen und liefen glänzend und glitzernd im Schein der Sonne über ihre Wangen bis zu ihren Wangenknochen und ihrem Kinn, wo sie hinabstürzten und auf die Erde fielen, und mit ihnen senkte sich der Blick des Mädchens vom Himmel und den Wolken nieder auf die Erde und sie sah zum ersten Mal, wo sie sich befand, wo sie all die Jahre gewesen war und was sie all die Jahre getan hatte, und da hob sie ihr Gesicht und erhob ihre Augenlider und blickte auf das kleine traurige Mädchen mit der toten Katze auf dem Arm, sie sah sie an, und erhob sich von der Erde, nahm die Hand des kleinen Mädchens und sagte: „Ich kann fliegen.“ Und nachdem sie diese Worte ausgesprochen hatte, da ging sie mit dem kleinen Mädchen an der Hand über die Wiese, durch den Wald und über den Berg, durch die Wasserpfützen auf dem Weg aus dem Nirgendwo, und sie gingen bis zum Ende des Weges, vorbei an dem Ortsschild, auf dem Nirgendwo stand, und kamen nie mehr zurück.

Ich kann fliegen (Juni 2006)

 

 

Ich werde jetzt zu meinem Freund fahren und seine Nähe genießen. Ihn küssen und die Nacht mit ihm verbringen. Welch unendliche Freude ich empfinden darf, ihn zu haben. Wie unendlich dankbar ich bin, für dieses Glück. 

Ich wünsche auch euch einen freudvollen Abend und eine magische Nacht.

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Am 27.6.2016 um 21:16 schrieb ordem e progresso:

Ich denke, dass erst einmal ein Verlag gefunden werden muss. Will gar nicht wissen, wieviele Leute ihr Leben aufschreiben und irgendwelche Verlage vollspammen.  Wieviele Menschen und was für Menschen würden sich dafür interessieren?   Es liegt keine Diagnose vor, darum ist die Einordnung schwer und bei Verlagen geht es halt auch ums Geld bzw. Nachfrage. 

Borderliner suchen Bücher von Borderlinern, ADHSler nach Büchern von ADHSler usw.  

Aber wenn sie schon 390 Seiten hat, dann sollte es auch nicht verstauben.   Das Problem ist doch, ob der echte Name aufs Cover soll oder nicht und ob irgendwelche Leute ihr dann privat was können.  Was wahrscheinlich nicht passieren wird.

Naja, ich werde mir das nicht holen. :)

Einen Verlag benötigt kein Mensch, wenn es ihm um den Wert eines Buches geht.
Den benötigt man (vielleicht), wenn man Geld damit verdienen möchte.

Darum geht es mir aber überhaupt nicht.

Es gibt da draußen eine Menge Menschen, denen ein Buch einer Gleichgesinnten sehr viel Unterstützung schenken würde.

 

 

vor 15 Stunden schrieb Candygirl:

Dieses Buch erscheint mir wie mein Lebenswerk, mein Sinn, den ich hier auf Erden zu verrichten hatte. Mein Dasein im Moment empfinde ich bis auf das Buch als geradezu überflüssig. Ich trage nichts bei, habe keinen Job, weiß auch überhaupt nicht, was ich kann. Zumal mein eigentliches Können, mein Studium, bisher nirgendwo gebraucht wurde. 

Neulich habe ich in einem Buch den Satz "The first thing you should know is that you're not alone!" gelesen.

Ein Buch, das genau das Leid beschreibt, das man selbst erlebt, hat einen hohen Wert.
Es gibt einem das Gefühl, dass man nicht alleine ist mit seinem Problem.

 

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Am 29.6.2016 um 12:53 schrieb saian:

"The first thing you should know is that you're not alone!"

Passend zu oben zitiertem Satz, welchen saian mir schenkte, ist in den letzten Tagen eine schöne Geschichte gewachsen, so wie auch etwas in mir gewachsen ist, das ich gerne mit euch teile.

 

Vorab: Meine Orchidee hat wieder angefangen zu blühen - nachdem sie die Monate zuvor - kahl war. Immer schon war es so, dass meine Orchidee nur blühte, wenn auch ich blühte, oder im Beginn war zu blühen.

 

Nach der Arbeit an meinem Buch, bin ich abermals in ein tiefes Loch gefallen - meine Aufgabe war weg. 

Es ging mir sehr schlecht in den letzten Tagen. Ich kann wegen einer Achillodynie keinen Sport machen, auch meine gebrochene Hand schmerzt wieder. 

Das Wegfallen meiner sportlichen Aktivitäten hat mich in einen Sprudel destruktiver Gedanken befördert, in welchem ich kopf- und hoffnungslos versank. Ich betäubte mich, fiel in eine dunkle Trance und war nicht mehr hier. 

Gestern Abend nun - auch durch das Lesen in anderen Threads hier, vor allem StoneColds - wurde mir schließlich klar, dass ich auf dem besten Wege war, wirklich kaputt zu gehen. Psychisch und physisch. Ich hatte Angst, krank zu werden. Doch eine Stimme in mir sagte: "Wenn du dich jetzt aufgibst, dann war alles umsonst. Dann haben sie nach all den Jahren ihr Werk vollendet. Du hast doch schon so viel überstanden. Diese Kraft ist in dir und du kannst sie immer reaktivieren." 

 

So lag ich gestern Abend in meinem Bett, hörte traurige Pianomusik, spürte meinen geschundenen Körper - das Rauchen habe ich nicht geschafft aufzuhören - , spürte die Schmerzen in meiner Seele. "Wie soll ich so in ein Vorstellungsgespräch gehen?" dachte ich.

Ich wünschte mir Hilfe herbei. 

Heute morgen habe ich eine Therapeutin angerufen, die mir von einer Anderen ohne freie Plätze vor ein paar Wochen empfohlen worden war. Sie hatte auf mich gewartet, doch in der Zwischenzeit den Platz vergeben. Nach dieser Nachricht, kam mir ein Satz in Erinnerung, welchen ich vor ein paar Monaten in "Die sechs Säulen des Selbstwertgefühls" las: "Es wird niemand kommen, um dich zu retten".  Nur man selbst könne das.

So spürte ich eine Kraft in mir, welche mich glauben lässt, mich selbst am Schopf aus dem Sumpf ziehen zu können. Ich kann das schaffen. Ich werde das schaffen.

Mein Wunsch nach Hilfe kam in anderer Form zu mir, denn meine Wünsche erfüllen sich immer. 

Heute war ich mit einer Freundin Mittag essen, da sie mich gebeten hatte, das Ende des Ramadans mit ihr zu feiern. "Candy", sagte sie, "schau zurück, was du schon geschafft hast. Du wirst auch eines Tages auf diese Phase deines Lebens zurückblicken und es wird alles Sinn ergeben. Und vergiss nicht, du hast ein Buch geschrieben. Du hast etwas Großartiges geleistet. Aber vor allem sollst du nicht vergessen: Du bist niemals allein, du bist Teil eines großen Ganzen und dieses große Ganze liebt dich und wird immer für dich sorgen. Hab Vertrauen. Vertraue!"

 

Ihre Hilfe blieb nicht die Einzige.  

 

Drei meiner stotternden Freundinnen waren zum Abend essen bei mir. Wir unterhielten uns lange über unsere Selbsthilfegruppe, unsere Männer, Studium, Arbeit, eben das Übliche. Bis sie mich schließlich fragten, wie es mit meiner Jobsuche läuft. Ich erzählte ihnen, dass ich mich mittlerweile für Stellen bewerbe, für die ich eigentlich überqualifiziert bin. Auch wieder Jobs im Service. Irgendetwas stimme wohl an meinen Unterlagen nicht und wohl gebe es auch andere Bewerber mit mehr Erfahrung.

Schließlich dämmerte etwas in mir. Ich sagte: "Vielleicht liegt es auch an meinem letzten Arbeitszeugnis." Ich erzählte ihnen die Geschichte meines letzten Jobs.

 

Mein Chef hatte mich schon nach sehr kurzer Zeit nur für administrative Aufgaben eingesetzt. Die einzigen Projekte, die ich betreuen durfte, waren diejenigen, über die er trotz allem die volle Kontrolle hatte, oder auf die er selbst keine Lust hatte. Ansonsten tippte ich Rechnungen in eine Excel-Tabelle, sortierte Ordner, kochte Kaffee, bestellte Büromaterial. Einmal schickte er mich zum Toiletten-Papier kaufen. 

Zweimal durfte ich bei einem Kunden präsentieren. Ich war perfekt vorbereitet. Ich spüre Reaktionen anderer Menschen sehr deutlich und ich wusste, dass ich den Kunden, der mit drei Anzug-Menschen zugegen war, überzeugt hatte. Er kaufte das Konzept und ich war zufrieden mit meiner Leistung. Mein Chef hingegen kritisierte mich im Anschluss, dass mein Vortrag auswendig gelernt klang, ich wie ein Roboter gesprochen hätte und ich mich spontaner ausdrücken sollte. Damit traf er in eine Wunde, denn ich hatte ihm einmal gesagt, dass ich mich auf Präsentationen immer perfekt vorbereiten würde, um mein Stottern im Griff zu haben.  

Er hingegen ging beinahe unvorbereitet zu Kundenterminen und ich bekam mit, wie ihm seine Zuhörer bereits nach 2 Sätzen nicht mehr aufmerksam folgten, sondern sich den Nüssen und Crackern in den kristallenen Glasschälchen auf dem Tisch zuwandten. 

Er entzog mir langsam alle Projekte und der einzige Kunde, für den ich noch zuständig war, erteilte kaum Aufträge. Mein Chef wusste lange Zeit, dass wir den Kunden gegen Ende des Jahres 2015 verlieren würden, verschwieg es jedoch. 

So langweilte ich mich den ganzen Tag. Wenn ich versuchte mich einzubringen, Ideen vorzubringen, wurde ich abgewürgt oder meine wirklich guten Ideen niedergestampft. Ich schlug zum Beispiel vor, ein bestimmtes Produkt in einer bestimmten Sportart zu platzieren. Er machte meine Idee lächerlich. Mittlerweile hat sich eine konkurrierende Marke derselben Produktkategorie in eben jene Sportart eingekauft und ist auf internationalen Turnieren prominent platziert. 

 

Eine andere Idee wurde angenommen, der Kunde kaufte sie und dann fuhr mein Chef das Projekt an die Wand. Mittlerweile hat eine andere Marke diese Idee erfolgreich umgesetzt. 

 

Nach meiner Probezeit hatte ich ein Feedback-Gespräch. In einem Restaurant. Ich hätte mich überhaupt nicht entwickelt und wenn ich mich nicht bessere, werde ich nicht mehr lange bleiben. Mir rutschte heraus: "Wie soll ich auch lernen, wenn ich darüber diskutieren muss, ob ein Schild, dass es kein Eis mehr gibt, Hoch- oder Querformat hat? Ich weiß, dass ich gut bin. Immer, wenn ich gute Lehrer hatte, wurde ich schnell zu einer der Besten." Sofort bereute ich meine Worte, aber sie entsprachen der Wahrheit. Und natürlich hatten sie auch Recht. Ich hatte mich nicht entwickelt. Wie denn auch? Ich wurde mit den Worten eingearbeitet: "Ich hab dir da mal ein paar Emails weitergeleitet."

 

Nach diesem Gespräch war mein Lächeln in der Arbeit verschwunden. Meine Kollegen sagten eines Morgens zu mir: "Wie sollen wir hier noch arbeiten, wenn du nicht mehr lächelst? So beschissen dieser Job auch ist, jeden Morgen freuen wir uns darauf, dass du uns den Tag versüßt." In der Tat, ich war die gute Seele im Team, hielt alle zusammen, sorgte für Harmonie. Deswegen konnte man mich auch nicht einfach kündigen. Ich war zu beliebt und das gab mir Macht. Der Chef berief ein internes Meeting ein und sprach die schlechte Stimmung an. Ich erzählte schließlich von dem schlechten Feedback-Gespräch, da ich meinen Kollegen, der Fairness halber, den Grund für meine Traurigkeit mitteilen wollte. 

Nach dem Feedback hatte ich überhaupt nichts Richtiges mehr zu tun. Stattdessen gab man mir die Aufgabe, Referate über Bücher zu halten. Bei meinem ersten Vortrag versuchte mein Chef, mich vor der ganzen Belegschaft bloßzustellen. Da ich wie immer perfekt vorbereitet war, konterte ich geschickt und souverän. Meine Kollegen waren im Anschluss begeistert, kamen alle auf mich zu und wollten neben ihren Handouts auch meine Notizen. (Ein guter Redner weiß immer mehr, als er sagt). Eine Kollegin sagte mir, wie unmöglich sie die permanenten Unterbrechungen meines Chefs fand. 

 

Ein paar Wochen später kündigte eine Kollegin. "Sie haben mich ausgequetscht wie eine Orange." Fünf Monate blieb sie arbeitslos, da sie Angst hatte, dass ihr so etwas noch einmal passieren könnte.

 

Gleichzeitig stellte mein Chef für den Job, den ich eigentlich hatte, einen Freund von ihm ein. Ich wusste, dass es nur noch eine Frage der Zeit war.  

 

Das Machtverhältnis hatte sich verschoben. 

 

Im Dezember nahm ich meinen gesamten Urlaub. Ich konnte nicht mehr. 

Im neuen Jahr wurde ich gekündigt, nachdem ich eine Woche lang mit meiner Maus Rechtecke auf dem Bildschirm - mal kleine, mal große - gezogen hatte.  

Am Tag vor meiner Entlassung wünschte ich mir eben diese vom Universum. 

Beim Kündigungsgespräch versprach mir der Chef, mir ein gutes Zeugnis zu schreiben, welches mir helfen würde. Als ich es las, traf mich der Schlag: Er hatte alle Tricks und Kniffe angewandt, um mich zu diskreditieren. Kein Arbeitsgericht hätte ihm dies durchgehen lassen. Es entsprach der Note 4-5. Ich besserte die krassesten Sachen aus, aber es blieb im Großen und Ganzen schlecht. Leider hatte ich es aus Pflichtgefühl allen meinen bisherigen Bewerbungen beigefügt. 

 

All das erzählte ich meinen Freundinnen heute. Sie sagten mir, dass ich rausgemobbt worden sei und mein Selbstwertgefühl verständlicherweise am Boden läge. 

"Überleg dir, was das für ein Mensch ist, der andere Leute klein halten muss, um sich selbst besser zu fühlen. Er hatte Angst, dass du ihm über den Kopf wächst. Er sah seine Position bedroht." 

 Ich erzählte ihnen, wie ich in den ersten drei Wochen meiner Arbeitslosigkeit unter meiner Bettdecke weinte.

"Candy", sagten sie, "Du musst so etwas nicht allein durchstehen. Wir sind für dich da. Du kannst uns jederzeit anrufen und wir kommen zu dir, oder hören dir zu, was auch immer du brauchst." Dabei streichelte eine meiner Freundinnen meinen Rücken.

 

Im Anschluss verbrannten wir zeremoniell das Arbeitszeugnis auf meinem Balkon und streuten die Asche in den Hamburger Wind, damit er es nun für mich trage und ich wieder frei bin. Wahrlich entlassen. Entlastet. 

Wie gesegnet ich bin, solche Menschen in meinem Leben zu haben. Wie unendlich gesegnet ich bin.

 

Diese Episode habe ich mir nun von der Seele geschrieben und ich fühle mich gut. 

 

Da aller guten Wünsche drei sind, bekam ich noch eine weitere Hilfe. Meine Eltern riefen mich an, nachdem meine Freundinnen gegangen waren, und wollten wissen, wie es mir gehe. Sie fragten mich auch nach meiner finanziellen Lage. Ja, langsam wird das Geld knapp. Ich lebe gerade extrem sparsam, meine Schuhe und Jeans haben mittlerweile Löcher und ins Kino oder Restaurant gehe ich nur in Notfällen, um in Kontakt mit meinen Freunden zu bleiben. Ich sagte es meinen Eltern nicht direkt, aber ich weiß, dass sie um meine Lage wissen. Sie sagten: "Du weißt, dass wir für dich da sind." Ja, das weiß ich. Das sind sie. 

 

Ihr seht also, ich bin versorgt. Spirituell, emotional, finanziell. 

 

Ich habe gewünscht und empfangen. Und so will ich meinen Abend heute mit einem Danke auf den Lippen und einer sanften Melodie im Herzen verbringen, in die Nacht hinein, die mich wieder erfrischt, für einen neuen Morgen. Einen neuen Tag.

 

Es sei euch gedankt, dass ihr ebenfalls bei mir seid. Ihr seid die vierte Erfüllung meines Wunsches.

Erfüllungen sind unendlich. So wie die unendliche Kraft in uns, alles zu überstehen. 

 

 Danke! Danke! Danke! Danke! 

 

 

bearbeitet von Candygirl

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Was ist denn dein Plan bezüglich Arbeitszeugnis?

bearbeitet von Stone Cold
dummer Beitrag

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Gast botte

Hey :) Danke fürs Teilen. Der Verlauf Deines Konflikts bei der Arbeit erfüllt einige der Kriterien von Mobbing durch Deinen Chef:

- scheinbar willkürliche, nicht begründbare Beurteilungen
- Zusammenstreichen des Aufgabenbereiches, eventuell auch entgegen der "Job Description"
- Ungleichbehandlung gegenüber formal gleichgestellten Kollegen 

Am Ende einer Probezeit kann übrigens sehr wohl sehr leicht gekündigt werden, und ein gutes Standing bei den Kollegen im allgemeinen hilft da gar nichts - für eine noch sehr frische Kollegin wird sich im Konfliktfall niemand einsetzen, weil alle noch einen längeren Weg gemeinsam mit dem Chef/der Chefin vor sich haben. 

Wenn man das mal erkannt hat, bleibt meist nur noch ein guter Weg, nämlich raus. Wenn sich der/die Chef (ich war auch schon mal in ähnlicher Situation, und bei mir war das eine Chefin) so offensichtlich gegen Dich entschieden hat, ist die Sache nicht zu halten. Ist mir selbst auch nach über 10 Jahren in der gleichen Firma passiert. Solange das Arbeitsverhältnis noch läuft, hat man zumindest Verhandlungsmasse. Was man tun kann:

- das Gespräch mit dem/der Vorgesetzen suchen, und zwar ganz formell unter Einbeziehung der Personalabteilung, wenn es eine gibt
- Ansprechen, dass man auch gemerkt hätte, dass es nicht so recht passt zwischen Unternehmen und einem selbst, und man sich daher gut vorstellen könne, sich etwas neues zu suchen, und zwar aktiv, so daß es für alle Beteiligten einen guten Ausgang geben könne. Den Wunsch äussern, dass man in diesem Fall, um den Übergang zu erleichtern, gerne selbst ein Arbeitszeugnis formulieren würde, das natürlich die Kriterien der Firma erfüllen werde. Und dass man dann sich vorstellen könne, das Arbeitsverhältnis einvernehmlich oder sogar durch eigene Kündigung zu beenden, sobald etwas neues greifbar sei
- gegenüber der Personalabteilung im Gespräch durchblicken lassen - indirekt - dass Kollegen schon auf das gespannte Verhältnis aufmerksam geworden seien, und dass natürlich keinem gedient sei, wenn das wie Mobbing aussehe (NICHT: dass man gemobbt werde!). Bei einer solchen Andeutung gehen bei denen meist alle Lampen an, weil es Risiko und hohe Kosten für die Firma nach sich ziehen kann, und sie über einen langen Zeitraum daran hindern kann, die Stelle neu zu besetzen, falls es vor Gericht geht.

Ich weiss nicht, ob das in Deinem Fall wirklich eine Option gewesen wäre. Was ein solches Vorgehen natürlich sehr erleichtert:

- eine Rechtsschutzversicherung
- lange Betriebszugehörigkeit
- hohe Spezialisierung
- Dokumentation, zum Beispiel eine plötzliche und schwer nachvollziehbare Verschlechterung persönlicher Beurteilungen o.ä. Oder ein scharfer Kontrast zu einem früheren Arbeitszeugnis, das man auf eigenen Wunsch schon mal eingeholt hatte. Arbeitnehmer haben bei grösseren Veränderungen (neuer Vorgesetzter, Umstrukturierung etc. durchaus einen Anspruch auf Erteilung eines Arbeitszeugnisses im laufenden Betrieb

Wie gesagt: wenn der Chef mobbt, hat man schlechte Karten, und ich würde jedem und jeder raten, sich dann aktiv nach Alternativen umzusehen. Soziales bzw. gefühltes Standing im Unternehmen retten einen in einer solchen Situation in keiner Weise - das ist so schnell verpufft, wenn man den Laden mal verlassen hat... aber solange man noch an Bord ist, hat man ein paar Stellschrauben, um den Übergang positiv zu gestalten. Und es ist so viel besser, wenigstens zu  einem Teil die Kontrolle über diese im ganzen so unerfreulichen Dinge zu behalten....

Und ja: in Deutschland sind Arbeitszeugnisse wichtig. Sehr wichtig. Und hochgradig formalisiert.

Das mal so als kurzer formeller Einschub in Deinen Thread, für zukünftige Fälle, die hoffentlich nicht eintreten werden. Vielleicht hilft es aber dem einen oder anderen hier im Forum.

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StoneCold, ich weiß es nicht. 

 

botte, genau so sollte man vorgehen. Verantwortung übernehmen und für sich einstehen, denn man hat es verdient, respektvoll und fair behandelt zu werden. 

Ich hingegen habe leider genau das Gegenteil gemacht: Habe mich mit Kiffen betäubt, um der Situation zu entgehen.

 

Bitter ist jetzt, dass ich die starke Vermutung habe, dass ich aufgrund des Zeugnisses noch nicht einmal zum Gespräch für meine Traumstelle hier in Hamburg eingeladen worden bin. Mein Profil hätte perfekt gepasst, meine Unterlagen waren gut, meine Abschlüsse und sonstigen Zeugnisse geben ein gutes Bild ab. In der Ausschreibung stand nämlich konkret, dass man auf die letzte Beurteilung besonders Wert lege. Wie konnte ich so kopflos sein und darauf hoffen, dass man sich selbst ein Bild von einem Menschen macht, ohne zuvor einem Blatt Papier zu vertrauen?

Mir persönlich bedeuten Beurteilungen und Zeugnisse gar nichts, denn für mich sagen sie mehr über den Schreibenden als über den Beschriebenen aus. Aber das sind meine Regeln, unterworfen bin ich jedoch den Regeln der Gesellschaft. 

Zumindest habe ich jetzt wieder Mut. Und Kraft für das Bewerbungen schreiben. 

 

Wird schon. Nur nicht aufgeben.

 

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Gestern Abend habe ich mich zum ersten Mal richtig bei meinem Freund ausgeweint, auch wegen der Worte meiner Freundinnen: "Warum hast du dich nicht gemeldet? Du musst das nicht allein durchstehen." 

 

Dabei ist mir vieles klar geworden. Ich war es gewohnt, mein Inneres zu verbergen, keine Schwäche zu zeigen und in der Öffentlichkeit die Starke zu spielen. Jetzt geht das aber nicht mehr. Ich bin am Ende. 

 

Mein Freund sagte gestern zu mir: "Du kannst und darfst, ja sollst sogar deine Freunde und mich um Hilfe bitten. Es geht dir gerade nicht gut und dafür bin ich da. Und dafür hat man Freunde."

 

Gleichzeitig habe ich versucht, meine negativen und destruktiven Gedanken, wie ein Grundrauschen, das beinahe alles andere übertönt, auszublenden und an die wirklich wichtigen Fragen und Erkenntnisse heranzukommen. Das will ich nun einmal versuchen.

 

1. Fakt: 

Ich bin in meinem letzten Job wieder zum Opfer geworden. Mit Sicherheit habe ich auch meinen Teil dazu beigetragen, dass es so weit gekommen ist. Anstatt für mich einzustehen, habe ich wie in meiner Kindheit, ein Loch gegraben, mich hineingelegt und versucht, den Sturm über mich hinwegfegen zu lassen. Dabei hat sich mein Graben mit Wasser gefüllt und darin liege ich noch immer. 

Ich habe mir also abermals eine Wiederholung meines Kindheitsmusters gesucht. 

 

2. Fakt: 

Es hat jetzt über ein halbes Jahr gedauert, die Verletzungen, die mir dort zugefügt wurden, schmerzen zu lassen und bewusst zu fühlen. 

Ich fühle extrem zeitversetzt.

 

3. Fakt:

Ich habe ein vernichtendes Urteil in Form eines Zeugnisses einfach so hingenommen. Habe sogar noch geglaubt, nichts besseres verdient zu haben. 

 

4. Fakt: 

Ich versinke in Selbstzweifel, mein Selbstwertgefühl liegt am Boden und schließlich hasse ich mich auch noch dafür. Weil ich es wieder nicht geschafft habe, für mich einzustehen. Weil man abermals auf mir herumgetrampelt ist und ich versagt habe.  

 

 

So viel zu den Fakten. Noch fehlen die Lösungen.

 

Mir ist aufgefallen, dass ich, wenn ich von meinem Inneren nach außen blicke, dann fühle ich mich schlecht, habe starken Selbsthass und arbeite an meiner Zerstörung. 

 

Wenn ich jedoch von außen auf mich schaue, sehe, was ich geschafft habe, dann bin ich stolz. Wenn ich mich in einem Video sehe, dann liebe ich die Art, meine Wimpern niederzuschlagen, meine sanfte Stimme, mein strahlendes Gesicht.

Heute Abend fahre ich mit dem Nachtzug in meine alte Heimat. Ein paar Tage zu meinen Eltern. Ich will dort einen Zigaretten-Entzug machen und gute Bewerbungen schreiben. In meiner Wohnung fällt mir die Decke auf den Kopf, die Wände kommen immer näher und die Gedanken in meinem Kopf machen mir Angst.

 

Auch meine Therapeutin habe ich kontaktiert, sie hat nur leider keinen freien Termin. Falls aber jemand abspringt, bin ich an erster Stelle.  

 

Eigentlich bräuchte ich dringend psychologische Hilfe, aber es ist in Hamburg so schwer, an einen Therapeuten zu kommen. Bzw. bin auch ich dahingehend das Problem, weil ich so misstrauisch bin. Ich sehe es nicht ein, mir eine Diagnose geben zu lassen, von jemandem, der meinen Schmerz nicht selbst kennt. Das Eheste, was ich noch akzeptieren könnte, wäre "Depressionen" oder "Posttraumatische Belastungsstörung".

 

Es gibt hier in Hamburg ein Beratungszentrum für Frauen. Seit Wochen überlege ich schon dort hinzugehen. Werde das in Angriff nehmen, wenn ich wieder hier bin. 

Auf jeden Fall freue ich mich auf die Reise heute Abend. Ich sitze gerade noch an einer Bewerbung und drehe und wende Sätze. Mal schauen, was dabei herauskommt. 

bearbeitet von Candygirl

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Kennst du die Worte: Urteile nicht über sie, denn sie wussten es nicht besser?

Du wusstest es damals halt nicht besser, wie man das mit dem Zeugnis besser macht. Denkst du Botte ist das in den Schoß gefallen oder hat er aus ähnlich harten Fehlern gelernt? Du hast jetzt (und auch ich, Danke dafür Botte!) einen sehr guten Weg aufgezeigt bekommen um aus solchen Mobbing Geschichten gestärkt herauszukommen. Wie gesagt (ver)urteile dein früheres Ich nicht. Du wusstest es halt einfach nicht besser. Was nicht schlimm ist. Wenn du wüsstest was ich so alles nicht gewusst hab... Aber ich hab dazu gelernt und weiß dadurch wie ich in Zukunft handeln kann. Eine Konsequenz die ich gelernt hab: lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende und jetzt weiß ich auch wie das im beruflichen Umfeld ohne einen besonders großen Knall funktionieren sollte. 

Wer schlau ist, lernt aus eigenen Fehlern/eigener Erfahrung. Wer verdammt schlau ist lernt aus den Fehlern/Erfahrungen anderer. Auf mich machst du einen durchaus sehr aufgeweckten Endruck.

Wenn ich die Puzzleteile des Lebens richtig zusammenlege sind die Zwanziger Jahre dazu da Fehler zu machen. Viele Fehler. Sie werden zwar als die goldene Zeit verkauft, aber hauptsächlich scheint es darum zu gehen Fehler im echten Leben zu machen, daraus für die späteren Jahre zu lernen und sich nicht unterkriegen zu lassen. Kurz: auf eigenen Beinen stehen und Lebenserfahrung zu sammeln. Das was man denkt besser zu wissen erweist sich dann doch nicht als besser. Kann hart fürs Ego sein. Du machst halt Fehler, wie jeder andere auch. Wie menschlich! Mach dir nur weiter Vorwürfe ein Mensch zu sein. Das was du als unverrückbare Fakten darstellst, sind für mich keine absoluten Wahrheiten, sondern nur Wahrnehmungen. Versuch mal als Übung bei jedem deiner "Fakten" deinen Fokus auf das Positive zu legen.

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Ich danke dir, RapidChair!

Das hilft mir wirklich sehr, das Ganze auch mal nüchterner zu betrachten und nicht immer das Weltuntergangsszenario in meinem Kopf zu zeichnen. 

 

Ich dachte die ganze Zeit - noch im Job, aber auch jetzt in der Arbeitslosigkeit -, ich sei einfach dumm und könne nichts.

Aber wenn ich ehrlich zurückschaue, dann sehe ich, dass ich einfach völlig unterfordert war. Ich hatte keinerlei Einarbeitung, keine Unterstützung und die wenigen Aufgaben, die ich bekam, waren langweilig. Dennoch versuchte ich das Beste draus zu machen. 

Trotzdem haben mich die Langeweile und die permanenten Demütigungen zermürbt. Kurze Zeit nach dem Feedback-Gespräch habe ich in der Tat nur noch Scheiße abgeliefert.

 

Aber ich hätte wirklich gute Ideen gehabt und habe viele Stärken an mir entdeckt, die ein Team bereichern.

 

Ich muss jetzt nur den Fokus auf meine Stärken legen und nicht immer in dem herumwühlen, was bisher schief gelaufen ist.   

Danke für das Feedback. 

 

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Gast ImAPussyAndProudOfIt

Hallo Candygirl,

Als Erstes finde ich es sehr bemerkenswert, dass du so eine gut ausgebildete Fähigkeit zur Selbsreflexion und Introspektion hast. 

Zweitens wollte ich sagen, dass diese Situation mit dem ziemlich ungluecklichen Arbeitsplatz meiner Meinung nach dir in gewisser Sicht auch nuetzlich sein kann. Du hast aufgrund dieser Situation bestimmte Erkenntnisse gewonnen und du weisst, woran man noch arbeiten sollte. Ich finde, man kann eigentlich nicht so oft solche wertvolle Kenntnisse ueber sich selbst und seiner eigener Art ynd Weise zu reagieren bekommen. Du weisst jetzt den Masßstab der Muster, die dein Leben bestimmen , und ich finde solches Wissen sehr nuetzlich. Ja, es war wirklich eine sehr unangenehme Situation, aber du hast jetzt eine Moeglichkeit, mit Ruecksicht auf deine Art und Weise zu reagieren, dein leben so zu gestalten,wie es dir passt. Ohne das man die Muster und Maßstab iherer Einflußnahme kennt, kann man eigentlich gar nicht selbstbestimmt das leben gestalten. Ich finde, du hast allein schon dadurch, dass du etwas ueber dich selbst aus der Situation gelernt hast, viel gewonnen. Daher ist es sogar moeglich, die Situation als ein Schritt nach vorne zu betrachten. Wenn du keine intelektuelle Aufmerksamkeit der Situation svhenken wuerdest und du Zusammenhaenge zwischen deiner Reaktionsweise und Handlungen deines Chefs erkant haettest, wuerde es tatsaechliche reine Verlustsituation sein.

Außerdem finde ich, dass du dir gar keine Vorwuerfe machen kannst, dass es dismal nicht geklappt hat, fuer sich einzustehen. Wenn ich richtig verstanden habe, dann bist du Zwanzig mit irgendetwas Jahre alt und es geht einfach nicht,so schnell destruktive Muster abzubauen, die man in der Kindheit entwickelt hat. Du hast lange Zeit, viele Jahre mit diesem Muster gelebt, vielleicht sind sogar deine Nervenzellen in Gehirn von diesem Muster beinflusst (ist uebrigens typisch fuer PTBS, dass aufgrund von Traumatisierung Strukturen in Gehirn sich aendern) und es geht einfach nicht, aufeinaml aus dieser Geschichte auszusteigen. Außerdem, wenn du traumatiesuert wurdest, ist es typisch, dass man es eher schwer hat, flexible und neue Reaktionsmuster zu installieren. Daher finde ich, du hast das Beste aus der Situation gemacht. Fruher oder spaeter wirst du auf eine gesuendere Selbstwahrnehmung umsteigen. Das dauert halt aber.

Und ich wollte noch sagen, dass ich mit Ftauenberatungsstelle sehr gute Erfahrungen gemacht habe. Die Mitarbeiterinen da sind meiner Meinung nach sehr verstaendnissvoll und die koennen auch wirklich nachvoklziehen,worueber man spricht.

 

Gruß,

MW

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Danke auch dir, MexWeb. Das sind so schöne Dinge, die ihr alle zu mir sagt. Es hilft mir wirklich sehr!!!

 

Vielleicht hilft es mir, wie du sagst, einfach verständnisvoller mit mir selbst umzugehen. Ich will es einfach immer erzwingen, dass es ab jetzt vorbei ist und alles gut wird. Aber ja, es dauert einfach seine Zeit, bis sich traumatische Erfahrungen abbauen. So hat das auch meine Psychologin zu mir gesagt.

 

Dass in meinem Gehirn etwas schief läuft, spüre ich übrigens sehr deutlich. Nicht nur mit dem Stottern, sondern auch in vielen anderen Situationen spüre ich, wie sich ein Schalter umlegt und ich anders handle, als ich es eigentlich möchte. Das ist wie ein innerer Zwang. 

 

Gleichzeitig will ich mich an die Episode mit meiner gebrochenen Hand erinnern: Letztes Jahr im Juni noch dachte ich, ich könne nie wieder meinen Sport Volleyball ausüben. Doch ich habe nicht aufgegeben und mich unter Schmerzen durchgekämpft, bis ich beinahe wieder schmerzfrei spielen konnte und letzte Saison sogar zur Leistungsträgerin in meiner Mannschaft aufgestiegen bin. Jedes einzelne Spiel war ich in der Startaufstellung :) Da ich im Moment wegen einer Achillodynie keinen Sport machen kann, schmerzt auch meine Hand wieder. Dadurch habe ich erst realisiert, was es für eine Leistung war, mit einer gebrochenen Hand eine ganze Saison Leistungssport zu betreiben. 

Die Achillessehnen zwingen mich im Moment innezuhalten, nicht voranzuschreiten und mir genau zu überlegen, wie ich meinen nächsten Schritt gehe. Das alles lässt sich auf meine Seele übertragen. Ich darf nicht überstürzt in einen nächsten destruktiven Job gehen, sondern mir die Stellen herauspicken, in denen ich wirklich etwas lerne und wertgeschätzt werde. Da schlummern Talente in mir, ich weiß es. 

Der letzte Job war auch in Bezug auf mein Stottern ein Gewinn: Ich habe dort das Sprechen vor allem beim Telefonieren eingeübt und sehr viel Sicherheit bekommen. Es schränkt mich nicht mehr ein und das ist ein riesengroßer Schritt für mich.

 

Im Privaten macht es mich hin und wieder noch traurig, wenn ich so gerne ein Wort sagen würde, es aber feststeckt. Wenn ich dann anderen zuhöre, wie schön sie erzählen, wie tolle Witze sie reißen, ich aber einen schlechten Sprech-Tag habe. Aber dafür ist meine Selbsthilfegruppe da, diese wundervollen, starken Menschen :)

Heute habe ich schon eine Bewerbung abgeschickt und bereite mich gerade auf eine weitere vor. 

Es passiert immer das, was passieren soll. Und ich weiß, dass etwas Großartiges auf mich wartet. 

Heute geht es mir wirklich viel besser, nachdem ich gestern zum ersten Mal den Schmerz richtig zugelassen habe und schluchzend in den Armen meines Freundes lag. Und natürlich durch euer Feedback. Danke für euer aller Hilfe!  

 

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Gast Mystikk
Am 24.1.2015 um 18:50 schrieb Candygirl:

Was werde ich finden, wenn ich ihn wiedersehe?

Dich selbst.

Partner sind Spiegel. Wir wissen nicht, wer wir sind. Partner zeigen uns das, was sich irgendwo und irgendwann einmal in unsere emotionalen Schaltkreise eingegraben hat. Nach diesen intensiven Momenten suchen wir unser Leben lang immer wieder. Wir glauben, es ist Zufall, daß wir an Ecke xy stehen und auf Person abc treffen. Unser Unterbewusstsein hat sich lange vor unserer Ankunft für diesen Weg entschieden.

bearbeitet von Mystikk

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Am 7.7.2016 um 17:06 schrieb Candygirl:

Vielleicht hilft es mir, wie du sagst, einfach verständnisvoller mit mir selbst umzugehen. Ich will es einfach immer erzwingen, dass es ab jetzt vorbei ist und alles gut wird. Aber ja, es dauert einfach seine Zeit, bis sich traumatische Erfahrungen abbauen. So hat das auch meine Psychologin zu mir gesagt.

 

Dass in meinem Gehirn etwas schief läuft, spüre ich übrigens sehr deutlich. Nicht nur mit dem Stottern, sondern auch in vielen anderen Situationen spüre ich, wie sich ein Schalter umlegt und ich anders handle, als ich es eigentlich möchte. Das ist wie ein innerer Zwang. 

Ich muss immer lachen, wenn ich so etwas lese. Es ist schon verrückt, wie wir Menschen sind.

Wir werden geboren, vollkommen leer. Wir nehmen alles auf in unseren Kopf, meistens von Menschen, die es auch nicht "besser" wissen.
Und irgendwann leben wir in dieser Binär-Welt, in der wir von Null auf lernen, was "richtig" und was "falsch" ist.

Und dann leben wir einen großen Teil unseres Lebens im Kampf zwischen Fühlen und Denken.
Mein Körper hat jetzt Hunger, aber mein Verstand sagt, dass ich schon dick genug bin.
Meine Augen wollen weg vom PC, aber mein Verstand sagt, dass ich noch nicht genug gearbeitet habe.

Wir leben in unserer subjektiven Realität, auf 1000facher Vergrößerung hineingezoomt und meinen, dass wir das Big Picture sehen.

Was ist denn an deinem Stottern so schlimm?
Woher weißt du denn, was du "eigentlich" möchtest?

 

 

vor 52 Minuten schrieb Mystikk:

Dich selbst.

Partner sind Spiegel. Wir wissen nicht, wer wir sind. Partner zeigen uns das, was sich irgendwo und irgendwann einmal in unsere emotionalen Schaltkreise eingegraben hat. Nach diesen intensiven Momenten suchen wir unser Leben lang immer wieder. Wir glauben, es ist Zufall, daß wir an Ecke xy stehen und auf Person abc treffen. Unser Unterbewusstsein hat sich lange vor unserer Ankunft für diesen Weg entschieden.

Absolut!

Die Augen öffnen und sich die Menschen anschauen, mit denen man seine Zeit verbringt.
Das ist oft sehr aufschlussreich.

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vor 9 Stunden schrieb Mystikk:

Dich selbst.

Partner sind Spiegel. Wir wissen nicht, wer wir sind. Partner zeigen uns das, was sich irgendwo und irgendwann einmal in unsere emotionalen Schaltkreise eingegraben hat. Nach diesen intensiven Momenten suchen wir unser Leben lang immer wieder. Wir glauben, es ist Zufall, daß wir an Ecke xy stehen und auf Person abc treffen. Unser Unterbewusstsein hat sich lange vor unserer Ankunft für diesen Weg entschieden.

Das ist wunderschön geschrieben :) Und ja, genau das habe ich gefunden, als ich bei ihm war. Er war ein Meilenstein einer langen Reise. Danke, Mystikk.

 

Und danke, saian. Sich dessen bewusst zu werden, was du beschreibst, hilft ungemein. Wenn ich mir vorstelle, dass mein Leben nur ein Wimpernschlag im Universum ist, dann werden die Dinge. die mir zuvor das Herz so schwer machten, plötzlich ganz leicht. 

vor 8 Stunden schrieb saian:

Was ist denn an deinem Stottern so schlimm?

Mittlerweile komme ich sehr gut damit zurecht. Hin und wieder macht es mich noch traurig, wenn ich gerne etwas sagen möchte und das Wort klemmt, oder es mir jemand aus dem Mund nimmt, weil er helfen möchte. Denn ich schaffe das allein! 

Am Donnerstag im Nachtzug hatte ich sehr süße Mitfahrer. Wir haben uns gut unterhalten und als das Stottern zum ersten Mal auftrat, war die Runde etwas irritiert. Ich sagte gleich: "Ich bin Stotterin, manchmal klemmt ein Wort. Lasst euch davon nicht verunsichern, gebt mir einfach ein bisschen Zeit." Ich sagte das, als wäre es das Normalste der Welt. Kein Drama. Das Gespräch lief super weiter. 

 

vor 8 Stunden schrieb saian:

Woher weißt du denn, was du "eigentlich" möchtest?

Ich will gut zu mir selber sein und mich nicht mehr zerstören. Ich will wieder Nichtraucher sein und 5 Kilo abnehmen, weil ich weiß, wie gut ich mich dann fühle. 

Das mit dem Schalter: Manchmal klickt es in meinem Kopf und ich esse weit mehr als ich es will. Das will ich ändern. Ich will Bewusstsein in mein Essverhalten bringen. Und ich will mein Essen schön anrichten, weil ich mir damit zeige, dass ich mir selbst wertvoll bin.

Ich will Zeit und Energie in meine Bewerbungen stecken und die eventuell aufkommende Frustration aushalten. Ohne mich mit Essen oder Zigaretten zu trösten.

 

Kurzum: Ich will Selbstliebe und nicht immer meine Wut und meine Traurigkeit gegen mich selbst richten, mein destruktives Verhalten ablegen. 

 

Es ist jetzt an der Zeit. 

Von außen habe ich alle Hilfe, die ich brauche. Es liegt nur noch an mir, diese auch anzunehmen. 

 

Vorgestern bin ich mit dem Nachtzug in meine alte Heimat gefahren. Ab 1 Uhr morgens konnte ich nicht mehr schlafen und hab die Welt bei Nacht betrachtet, wie sie an mir vorbeizieht. Die Dunkelheit wurde nur für kurze Zeit von den orange-gelben Lichtern der Dörfer oder einzelnen Häusern unterbrochen, wir ließen verlassene, stille Bahnhöfe hinter uns, und an so vielen kehrten Erinnerungen zu mir zurück. Hannover, Würzburg, Nürnberg... Als ich mich dort an jenen Bahnhöfen sah, in vergangenen Zeiten, da sah ich, wie sehr ich mich verändert hatte und dass ich nie wieder zurückkehren würde. Ich habe ganze Leben hinter mir gelassen. Der Zug holte mich aus der Vergangenheit und brachte mich weiter, dem Tageslicht entgegen. Weit entfernt am Horizont glitzerten die ersten Strahlen.  

 

Frühmorgens holten mich meine Eltern ab. Wir fuhren durch die Berge, die Wälder und Wiesen. Nach so langer Zeit, in der alles um mich eben war, bin ich nun wieder von den Höhen und Tiefen umgeben und auf und ab ging es mit dem Auto. Die Lebendigkeit hier springt einem beinahe entgegen, die Bäume quellen und sprudeln in den Raum, die Gräser tänzeln überall, die Bäche fließen emsig, sogar die Steine erzählen ihre Geschichten, die Energie der Natur ist so mächtig, dass ich mich kaum satt sehen kann. Obwohl ich hier aufgewachsen bin, ist es jedesmal, als würden meine Augen diesen Ort zum ersten Mal betrachten. Hier sind meine Augen immer in der Welt, der Natur, und nie bei den Menschen. 

Die Zeit hier tut mir gut. Ich verbinde mich mit der Natur und lasse mich von der magisch heilenden Welt hier mit allem beschenken, was ich gerade brauche. Im Vorbeigehen berühre ich die Blätter der Sträucher, laufe barfuß durchs Gras, das der sanfte Wind immer in eine Richtung weht, spüre den feucht-warmen Untergrund, in den meine Zehen leicht einsinken, summe meine Lieder. 

"Warum redest du so wenig?" fragte meine Mutter heute am zweiten Tag, nachdem ihr ihr eigener Gesprächsstoff ausgegangen war. "Ich rede doch nie viel." Grummelte ich vor mich hin. So ein bisschen muss ich reden, aber die meiste Zeit schaue ich in die Ferne. 

 

Ansonsten helfe ich meinen Eltern viel bei der Arbeit. Habe gestern zwei Löcher gegraben, um Pflanzen umzusetzen, heute beim Baum umschneiden geholfen und bei meiner Großmutter geputzt. Das Badezimmer war kein Vergnügen, aber auch dabei habe ich meine Lieder gesummt. 

 

Vorher waren wir noch spazieren und wie soll es anders sein, ich bin noch keine 48h hier und wir hatten schon den ersten Streit. Ich erzählte von dem Vorstellungsgespräch, das ich im Juni hatte und ohne nähere Infos zu haben, kritisierte mich mein Vater. "Wenn du immer mit dem Kopf durch die Wand willst, findest du nie einen Job." 

 

Wie immer, hakte auch ich mich ein und reagierte wütend, obwohl ich tieftraurig war. Danach freezten wir uns erst einmal gegenseitig. Ich ging am Bach entlang, spürte meine Tränen aufsteigen und sogleich, wie ich sie unterdrückte und damit auch meine Traurigkeit. Ich wollte nicht, dass sie mich weinen sehen, obwohl mir zum Weinen zumute war. Ich erinnerte mich daran, dass solche Situationen früher so oft passierten. Deswegen wurde ich irgendwann kalt und fühlte gar nichts mehr. Deswegen fällt es mir so schwer zu weinen, denn tausende Mal schluckte ich meine Traurigkeit hinunter wie einen großen Klumpen halb zerkautes, zähes Fleisch. 

Gestern Abend, als es schon dunkel geworden war, saß ich auf meinem Fensterbrett unter dem Giebel, vor mir die weite Wiese mit den Umrissen der alten, knorrigen Eiche, die schon seit meiner Kindheit mein geheimnisvoll magischer Ort war, noch weiter die Wälder und der See, und danach die Lichter der nächsten Dörfer. Aus der Ferne hörte man hin und wieder ein Auto, ansonsten waren nur das Plätschern des Weihers und die Grillen zu hören. In diesem Moment rauchte ich meine letzte Zigarette. Das war ein guter Abschluss. 

 

Ich habe etwas verstanden. Ich habe alle Hilfe von außen, die ich brauche, Nun liegt es an mir. Ich muss mir Ziele setzen, einen Plan machen und dann meinen Arsch hochkriegen. 

 

Es mag sein, dass ich es schwerer habe als andere Leute, die eine glückliche Kindheit hatten, aber das soll mir nicht als Ausrede dienen. Es soll mir nur dabei helfen, mich für Rückschläge nicht mehr zu hassen und zu bestrafen, sondern mich selbst verständnisvoll aufzufangen.

Es ist JETZT an der Zeit zu heilen. Es gibt keinen besseren Zeitpunkt als JETZT. Und deswegen bin ich hier in meiner alten Heimat. Ausgebrochen aus meinem Alltag breche ich mein Verhalten auf und übe Neues ein.

Doch auch jetzt schon ist es Arbeit. Harte Arbeit. Ich könnte mich auch genauso gut wie in Hamburg gehen lassen. Aber das will ich nicht. Ich will mich jetzt verändern, denn sonst hört es nie auf. 

 

Vorhin hat mir meine Therapeutin geschrieben, dass ein Termin frei geworden ist. Genau heute, da mir meine Mutter Geld fürs Putzen bei meiner Großmutter gab. (Soviel würde sie der Putzfrau bezahlen, die gerade krank ist). Es ist genau so viel wie eine Stunde Therapie kostet :) So funktioniert das Universum. Gibt einem immer, was man gerade braucht. 

 

Jetzt habe ich euch wieder zugetextet :) 

Euch allen auch ganz viele magische Momente und Begebenheiten.

Fühlt euch geliebt, so wie ich in meiner grünen Welt hier. 

 

 

bearbeitet von Candygirl
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vor 8 Stunden schrieb Candygirl:

Ich will gut zu mir selber sein und mich nicht mehr zerstören. Ich will wieder Nichtraucher sein und 5 Kilo abnehmen, weil ich weiß, wie gut ich mich dann fühle. 

Das mit dem Schalter: Manchmal klickt es in meinem Kopf und ich esse weit mehr als ich es will. Das will ich ändern. Ich will Bewusstsein in mein Essverhalten bringen. Und ich will mein Essen schön anrichten, weil ich mir damit zeige, dass ich mir selbst wertvoll bin.

Ich will Zeit und Energie in meine Bewerbungen stecken und die eventuell aufkommende Frustration aushalten. Ohne mich mit Essen oder Zigaretten zu trösten.

Kurzum: Ich will Selbstliebe und nicht immer meine Wut und meine Traurigkeit gegen mich selbst richten, mein destruktives Verhalten ablegen. 


 

Es ging mir viel mehr um die Frage, wie du entscheidest, was du willst.

Ich glaube nicht, dass man mehr essen kann, als man will. In diesem Moment will man vielleicht einfach doch mehr essen.
Weil der beeinflussende Faktor des Wollens just in diesem Moment der Körper oder die Seele ist. Und eben nicht der Verstand.

 

Zitat

Vorher waren wir noch spazieren und wie soll es anders sein, ich bin noch keine 48h hier und wir hatten schon den ersten Streit. Ich erzählte von dem Vorstellungsgespräch, das ich im Juni hatte und ohne nähere Infos zu haben, kritisierte mich mein Vater. "Wenn du immer mit dem Kopf durch die Wand willst, findest du nie einen Job." 

Wie immer, hakte auch ich mich ein und reagierte wütend, obwohl ich tieftraurig war. Danach freezten wir uns erst einmal gegenseitig. Ich ging am Bach entlang, spürte meine Tränen aufsteigen und sogleich, wie ich sie unterdrückte und damit auch meine Traurigkeit. Ich wollte nicht, dass sie mich weinen sehen, obwohl mir zum Weinen zumute war. Ich erinnerte mich daran, dass solche Situationen früher so oft passierten. Deswegen wurde ich irgendwann kalt und fühlte gar nichts mehr. Deswegen fällt es mir so schwer zu weinen, denn tausende Mal schluckte ich meine Traurigkeit hinunter wie einen großen Klumpen halb zerkautes, zähes Fleisch. 

Ich habe etwas verstanden. Ich habe alle Hilfe von außen, die ich brauche, Nun liegt es an mir. Ich muss mir Ziele setzen, einen Plan machen und dann meinen Arsch hochkriegen. 

 

Es mag sein, dass ich es schwerer habe als andere Leute, die eine glückliche Kindheit hatten, aber das soll mir nicht als Ausrede dienen. Es soll mir nur dabei helfen, mich für Rückschläge nicht mehr zu hassen und zu bestrafen, sondern mich selbst verständnisvoll aufzufangen.

Es ist JETZT an der Zeit zu heilen. Es gibt keinen besseren Zeitpunkt als JETZT. Und deswegen bin ich hier in meiner alten Heimat. Ausgebrochen aus meinem Alltag breche ich mein Verhalten auf und übe Neues ein.

Doch auch jetzt schon ist es Arbeit. Harte Arbeit. Ich könnte mich auch genauso gut wie in Hamburg gehen lassen. Aber das will ich nicht. Ich will mich jetzt verändern, denn sonst hört es nie auf. 

 

Vorhin hat mir meine Therapeutin geschrieben, dass ein Termin frei geworden ist. Genau heute, da mir meine Mutter Geld fürs Putzen bei meiner Großmutter gab. (Soviel würde sie der Putzfrau bezahlen, die gerade krank ist). Es ist genau so viel wie eine Stunde Therapie kostet :) So funktioniert das Universum. Gibt einem immer, was man gerade braucht. 

Ich denke, dass es drei Zeiten gibt.

Vergangenheit (vor mehr als ein paar Sekunden),
Jetzt/Gegenwart (in diesen Sekunden),
Zukunft (alles nach diesen jetzigen paar Sekunden).

Das heißt, dass man sich alle paar Sekunden verändert. Eigentlich in jeder kleinsten Einheit, in der sich ein Zellzustand verändert.
Als ich begann, diesen Text zu schreiben, bestand ich noch aus zig anderen Zellen.
0,00001% neue Zellen seit x? 1%? 10%?

Du veränderst dich also in jedem Atemzug.
Die alten Zellen verschwinden eh irgendwann, die Frage ist, woraus die neuen bestehen.
Veränderung läuft unaufhaltbar ab.
Es gibt kein "Oh, Stopp, ich höre jetzt mal kurz auf mich zu verändern!".
-------------

Genau in diesem Moment ist es auch ein Geschenk, dass du die 100%ige Verantwortung für deinen Zellhaufen übernimmst.
Dir schuldet niemand etwas. Deine Eltern sind nicht dafür da, um nett zu dir zu sein.

Wenn du (!) also einen Streit "hast", dann ist das deine 100% Entscheidung.
Du entscheidest zu 100%, wohin du die Situation mit deinem Handeln lenkst.
Frag dich, was du mit diesem Streit bezwecken willst.

Eine Alternative wäre gewesen: "Danke für deine Meinung, ich werde darüber nachdenken.".
Das ist mein Satz. Und ich meine ihn zu 100% genau so.
Jemand sagt etwas, ich speichere es und werde darüber nachdenken.
Mit Abstand herauszoomen, weit weg von all dein kognitiven Einflüssen, die genau im Moment des Sagens noch hineinspielen.

Automatisch leitet mich dabei mein Unterbewusstsein:
Die für mein Inneres wichtigen Dinge weiß ich bis in mein Zuhause noch. Manchmal träume ich sogar davon. Dann hat mich dieser Satz wohl "getroffen".
Das ist ein Geschenk für mich. Ein anderer Mensch schenkt mir seine Energie, Zeit und Meinung, damit ich mich weiterentwickeln kann.
Andere Sätze habe ich sofort vergessen, diese waren dann wohl für mich nicht so wichtig.

Unter uns Sportlern betrachtet ist das doch witzig.
Ein Mensch sagt etwas. Neutrale Situation.
Steht auf seiner Stirn "Trainer", dann sind wir dankbar, wir erwarten es sogar von ihm, wir freuen uns, dass er unser Leben besser machen will.
Steht auf seiner Stirn "Vater", dann fangen wir mit Streiten an, wir sind traurig, dass er unser Leben verbessern will. (?)

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Gast Mystikk

Essen & Rauchen sind Trostpflaster, gebunden an vergangene gute Gefühle und Momente, z.B. Teenagerzeit, Sommerferien, Parties, mit der Jugendliebe auf der Wiese. Das Unbewusste erinnert sich ganz genau daran. Es unterscheidet nicht zwischen "das ist gut und das schlecht für dich". Es treibt den Mensch an, damit das Unbewusste sein Ziel erreicht, ob das nun gut oder schlecht ist. Mit Hypnose oder einem Psychoanalytiker kann man ins Innere reisen und die Auslöser herausfinden.

 

 

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Zu allererst ganz lieben Dank, saian und Mystikk, für die Weisheiten, die ihr mit mir teilt. Ich packe sie alle in meinen Glücks- und Weisheitskorb, meinen Seelenschatz. 

 

Am 10.7.2016 um 07:45 schrieb saian:

Eine Alternative wäre gewesen: "Danke für deine Meinung, ich werde darüber nachdenken.".

Das ist eine großartige Art zu reagieren, werde ich auf jeden Fall adaptieren. Ich merke, wie ich hier in alte Muster zurück verfalle und bei dem kleinsten Hauch von gefühlter Bedrohung auf die Barrikaden gehe. Ab jetzt werde ich mich zuerst "herauszoomen", bevor ich reagiere.

 

 

Am 10.7.2016 um 11:23 schrieb Mystikk:

 

Essen & Rauchen sind Trostpflaster, gebunden an vergangene gute Gefühle und Momente, z.B. Teenagerzeit, Sommerferien, Parties, mit der Jugendliebe auf der Wiese. Das Unbewusste erinnert sich ganz genau daran. Es unterscheidet nicht zwischen "das ist gut und das schlecht für dich". Es treibt den Mensch an, damit das Unbewusste sein Ziel erreicht, ob das nun gut oder schlecht ist. Mit Hypnose oder einem Psychoanalytiker kann man ins Innere reisen und die Auslöser herausfinden.

 

 

Ich habe einen alten Text gefunden, der mir das mit dem Rauchen erklärt. Ich glaube, Essen und Rauchen sind eine Allegorie für mein lebenslanges Runterschlucken, das Schweigen, das Verdrängen. Immer wenn ich Phasen habe, in denen ich mich verkrieche, vor mir selbst und anderen, dann kommen diese Symptomatiken wieder durch. Auf jeden Fall brauche ich beim Auflösen Hilfe von außen.. Werde mir in HH therapeutische Begleitung suchen.

 

Gestern war der Termin bei meiner Psychologin. Wir hatten nur eine Stunde Zeit und nicht wie üblich drei. Jetzt im Nachhinein bin ich darüber ganz froh, denn sie gab mir so viel Input, dass ich ohnehin damit erst einmal beschäftigt bin.

 

Ich will ein bisschen davon erzählen. Für mich, um die Dinge aktiv benutzbar in meinem Kopf zu verankern, aber vielleicht ist auch für euch etwas dabei.

 

Sie erklärte mir, dass mein letzter Job und die jetzige Arbeitslosigkeit mein altes Trauma und die Wunde in mir, nicht gewollt, erwünscht und anerkannt zu werden, wertlos zu sein, reaktiviert hat. 

 

Sie sagte, ich sei auch ohne Arbeit wertvoll und es sei an der Zeit, diesen in meiner Familie eingeprügelten Glaubenssatz "Nur wer etwas leistet, ist wertvoll" loszulassen. Gleichzeitig erklärte sie mir die ganzen negativen Gefühle, welche durch die Arbeitslosigkeit ausgelöst wurden. Diese Gefühle seien aber sehr wichtig und hätten ihre Berechtigung. Solche Phasen seien wertvoll und nützlich, da sie alten Schmerz nach oben befördern, den ich somit Stück für Stück abbauen kann. "Seelen lassen ohnehin nur soviel nach oben, wie wir aushalten können, Sala. Sonst würden wir alle schnell in der Klapse landen."   

Meine Elten haben sich verändert. Sie sagte: "Da hat eine Entwicklung stattgefunden. Sie können dich jetzt als Mensch wahrnehmen und dich wie einen Menschen behandeln. Nimm das Geld ruhig an und lass ihnen auf dieser anderen Ebene etwas gut machen. Sie haben viel gut zu machen. Früher, da haben sie ihren eigenen Schmerz, ihr Unglücklichsein, ihre Überforderung mit dem Leben, ihre Frustration und Angst, ihre Ablehnung ihrer Verantwortung auf dich projiziert und in dir bekämpft. Dafür hast du dich sehr gut geeignet, denn du hast Widerstand geleistet und für dich gekämpft. Widerstand erschafft Kampf und Feindseligkeit. Gleichzeitig hast du eine alte Seele und somit eine Weisheit und eine Tiefe auf diese Erde mitgebracht, die unreife Eltern nicht aushalten können. Eltern mit reiferen Seelen können so etwas schätzen, freuen sich, dass so ein Kind dabei ist und suchen immer wieder seine Nähe. Für deine Eltern hingegen warst du eine Bedrohung. Gleichzeitig kannst du jetzt verstehen, dass es nichts persönliches gegen dich war, genauso wenig in deinem letzten Job. Es waren ihre eigenen Unzulänglichkeiten, die sie stellvertretend in dir bekämpft haben, deine Gaben sie bedrohten." 

"Dein in die Ferne sehen, was du schon als Kind immer tatest, ist ein Hinweis auf deine alte Seele. Die Grenze zwischen deinem Körper und deiner Seele verschwimmt, du verbindest dich mit allem, was ist und reist durch verschiedene Welten und Ebenen, verschmilzt mit der Welt." 

"Deine Seele mag sich jetzt schwer anfühlen, aber vergiss nicht, dass die Welt von Polarität gekennzeichnet ist: Auch das Leichte ist ein Teil von dir. Jede Seele, die lange Zeit leicht war, wird eines Tages Schwere erleben, so wie du eines Tages Leichtigkeit erfahren wirst." 

 

Ich soll jetzt mit Inner Bonding beginnen. Sie hatte mir das schon einmal erklärt, aber ich habe es nicht umgesetzt. 

Mein inneres Kind, welches wie ein Computersystem fest installiert und unveränderlich ist, ist an einem geschützten, schönen Ort in meiner Seele, zu dem nur ich Zugang habe.

 

Das Ich, das Äußere, ist die Festplatte, die von Eltern, Lehrern, Freunden, etc. beliebig bespielt wurde und sich im Jetzt als ewiger Nörgler und Kritiker zeigt.

 

Mein inneres Kind hat die Nase voll von diesem "Erwachsenen", der das Leben nicht verstanden hat. Mit ihm macht das Spielen keinen Spaß. 

Das innere Kind hat den Namen Nissa bekommen. 

Ich soll ab jetzt jeden Tag morgens und abends mit Nissa sprechen, mich bei ihr entschuldigen, wie gemein ich war und versprechen, mich zu bessern. Jeden Tag soll ich fragen, worauf sie Lust hat und ihr ihre Wünsche erfüllen. Auf den Spielplatz gehen oder im Sommerkleid in Pfützen rumhüpfen - ganz egal, Nissa darf alles.  

 

Meine Therapeutin sagte, dass es ein wenig dauern würde, bis die negativen Stimmen verschwinden und dass ich wirklich konsequent mit Nissa sprechen muss. Nicht nur in Gedanken. Es müssen richtige Worte sein. Es könne sich dadurch vieles lösen bzw. nach oben kommen. Sie selbst hätte drei Monate jede Nacht geweint. 

Durch den Kontakt mit dem inneren Kind können erst wieder unsere wahren inneren Schätze freigelegt werden. Die Freude, die Kreativität, die Lebenslust.

 

Jetzt, da ich Nissa und den geprägten Erwachsenen in mir erkenne, weiß ich auch, was ich mit dem Buch machen muss. 

Der Erwachsene sagt: Veröffentliche es, werde berühmt und verdiene Geld damit.

 

Nissa sagt: Man wird dich wiedererkennen.

 

Man würde meine Familie wiedererkennen und sie ächten. Das will ich nicht. Meine Eltern sollen ihren Lebensabend genießen, im Garten arbeiten, im Wald spazieren gehen, auf dem Balkon frühstücken und nachmittags selbstgebackenen Kuchen essen. Sie sollen einmal im Jahr nach Hamburg kommen und mich besuchen und eines Tages will ich mit meinen eigenen Kindern in ihrem Garten sein und ihnen davon erzählen, wie ich selbst als Kind mit meiner Schwester unterm Birnbaum saß und ihr Blumen ins Haar flocht.

Ihre Seelen spüren, was sie mir angetan haben und ich weiß, dass sie selbst genug Schmerz in sich tragen. Von außen muss ich nicht noch mehr Leid hinzufügen. Ich gönne ihnen einen schönen Lebensabend. In Frieden.

 

Wenn ich Lust habe und der Wind gut steht, dann werde ich das Buch kürzen und soweit verzerren, dass man keine Rückschlüsse mehr ziehen kann. Anstatt der wenig erwähnten Orte werde ich Phantasieländer und -städte einfügen, werde Jahreszahlen und Daten entfernen, Personenbeschreibungen verzerren. Das Thema an sich ist mir wichtig und ich will es an die Öffentlichkeit bringen. Aber ich muss nicht mehr mein ganzes Leid in die Öffentlichkeit schleudern, in der Hoffnung, dass mir das Außen Linderung und Heilung meiner Schmerzen verschafft. Die Heilung finde ich auch im Inneren.

 

Die oberste Priorität ist, meine Familie zu schützen. 

 

So, und jetzt will Nissa barfuß in den Garten gehen. Es hat gestern Nacht geregnet und sicher wird das kühle Gras ganz wunderbar an den Füßen kitzeln. 

   

 

 

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Am 10. Juli 2016 um 11:23 schrieb Mystikk:

Essen & Rauchen sind Trostpflaster, gebunden an vergangene gute Gefühle und Momente, z.B. Teenagerzeit, Sommerferien, Parties, mit der Jugendliebe auf der Wiese. Das Unbewusste erinnert sich ganz genau daran. Es unterscheidet nicht zwischen "das ist gut und das schlecht für dich". Es treibt den Mensch an, damit das Unbewusste sein Ziel erreicht, ob das nun gut oder schlecht ist. Mit Hypnose oder einem Psychoanalytiker kann man ins Innere reisen und die Auslöser herausfinden.

 

 

Ich bitte niemanden darauf zu hören. Das ist wirklich absoluter Blödsinn! Nikotin dockt an den Acetylcholinrezeptoren an und hat nicht nur einen Effekt bezüglich Erinnerungen usw. Bei Essen brauchen wir überhaupt nicht drüber reden...

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Kolibri-Maki, kannst du das bitte etwas weiter ausführen? Was machen diese Rezeptoren? 

 

Ich möchte das sehr gerne verstehen. Ich beleuchte ein Thema immer von allen Seiten, bis ich meine innere Antwort finde..

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Danke Candygirl für den interessanten und ausführlichen Text.

 

Als ich hier die Beiträge las, ist mir wieder eingefallen, dass es bereits ein Pick-up Buch für Frauen gibt. "Die perfekte Verführerin" von Dietlind Tornieporth. Sie war die erste die sich sowohl positiv (!) als auch aus Frauensicht mit dem Thema beschäftigt hat. Ich meine mich zu erinnern, dass sie damals durch den Journalisten Oliver Kuhn selbst auf das Thema Pick-up aufmerksam wurde.

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Die Zeit hier tut mir gut. Meine Gedanken und Gefühle sind viel positiver geworden und somit auch mein Verhalten. Es ist nicht perfekt und nicht leicht. Aber es wird.

Bewerbungen fallen mir jetzt leichter. Ich bin frecher und kreativer, nutze Storytelling, um meine Besonderheiten herauszustellen.

 

Mit Nissa gehe ich heute nachmittag in Gummistiefeln auf der nassen Wiese spazieren und pflücke mit ihr einen Blumenstrauß, das hat sie sich gewünscht. 

 

Ich habe mich heute an letzten Sommer erinnert, als ich mit Freunden auf Borkum bei einem Beachvolleyballturnier war. Unser Roadtrip startete in einem vollbepackten Auto, zu einem Hafen in den Niederlanden, von wo wir mit gut gelaunten, glücklichen Menschen mit einer Fähre über die Nordsee fuhren. Eine strahlende Sonne über uns, welche die größte Hitze des Tages bereits abgegeben hatte und uns in der windig-salzigen Meeresbrise Wärme schenkte. Die Wellen und das Wasser wogen uns hin und her, der Freiheit und Unbeschwertheit entgegen, die Weite vor mir, an der Reling gelehnt. 

Dort angekommen, brachte uns eine winzige Bummelbahn, die mich an das rot und blau lackierte Holzspielzeug in der Stube meiner Großmutter erinnerte, mit der ich als Kind immer spielte, in den Stadtkern. Ein typisch norddeutsches Klinker-Städtchen erwartete mich, sogar der Leuchtturm war aus roten Ziegelsteinen.

Zum ersten Mal in meinem Leben verbrachte ich eine Nacht in einem Zelt am Strand. Geschützt von den mit hohem Gras bewachsenen Dünen, eingesunken in den wabenden Untergrund, in den Schlaf gesungen von den summenden Meerestiefen. 

 

Am nächsten Tag spielten wir den ganzen Tag am Strand, kämpften gegen die anderen Teams, den starken Wind und den eigenen inneren Kritiker, der der mächtigste Gegner von allen war. 

Abends gingen wir in einer großen Gruppe etwas essen und auf dem Weg zurück blieben wir lange am Strand sitzen, den Sonnenuntergang genießend, den magischen Moment, der mich so glücklich machte. Ich wusste nicht, was es war, aber ich wollte es mit mir nehmen. Um mich herum hielten sich die Pärchen in den Armen, sogar diejenigen, die sonst in der Öffentlichkeit nie ihre Zuneigung zueinander zeigten. Die letzten Strahlen, die wie wogende Flammen ihren Weg über das Wasser zu uns suchten, fanden direkt in unser Herz und brachten die Glückseligkeit der Sonne und den Frieden des Meeres. Und die Liebe. 

 

Später setzten wir uns vor das Partyzelt und ich fiel wegen meiner konsequenten Ablehnung von Alkohol auf. Als wir zum Tanzen ins Zelt, gingen fühlte ich eine so starke Sehnsucht nach Nähe und Wärme in mir, dass es mich beinahe auseinander riss. Ich hielt Ausschau nach jemandem. Nach jemandem, der bereits in meinem Herzen war, sein Gesicht meinen Augen jedoch noch fremd. Ich fand ihn nicht. Ich überlegte, mit wem ich schlafen könnte, um zumindest einen Hauch Nähe zu bekommen. Abermals fand ich niemanden. Und unendlich geschwächt von meiner Sehnsucht, hatte ich ohnehin nicht die Kraft, die Verführerin zu spielen.

 

Ich machte mich aus dem Staub, zurück in den Sand, auf den Weg zum Zelt, in die Dunkelheit hinein, weg von dem tosenden Partyzelt, den flackernden grellen Lichtern, eine sternenklare Nacht umgab mich, die salzig-kühle Brise hüllte mich ein, das Summen der Tiefen, das wogende hin und her Schaukeln des Meeres tröstete mich. In meiner Seele spürte ich ein unendlich tiefes Loch und ich wollte einfach nur schlafen, um nicht hineinzufallen und nicht mehr hinauszukommen. Ich fühlte mich unendlich schwer und mühsam fiel ich in einen schweren Schlaf, aus dem ich mit einem schweren Herzen erwachte. 

Den nächsten Tag verbrachte ich mit meinen Freunden am Strand, wo wir den Finalspielen zusahen und uns sonnten. 

Als ich nachmittags zurück zum Zelt lief, lief ich mit etwas Abstand hinter einer Gruppe her, die einen Bollerwagen mit einer mobilen Anlage hinter sich her zog. Damit tauchten sie den langen, weiten Strand bis hoch zu dem zart durchscheinenden Wolkenschleier in einen Klang, den ich nicht kannte, aber der in meinem Herzen weiter sang, nachdem meine Ohren ihn aufgenommen hatten. 

 

Wir sind nur zwei Lichter, die für's selbe Feuer brennen
Die die gleichen Dinge lieben und die selben Schmerzen kennen
Wo bist du nur gewesen all' die wundervollen Jahre?
Ich hab' geglaubt, dass ich um dich zu finden die ganze Welt umfahre
Jetzt schwebst du aus dem Nichts in mein verdrehtes Leben
Und fühlst dich dabei an als hätt's dich immer schon gegeben

Es scheint in deiner Nähe gibt es weder Raum noch Zeit
Und Schwere weicht der Schwerelosigkeit

Mit dir, mit dir, mit dir
Fühl' ich mich ultraleicht
Mit dir, mit dir, mit dir
Fühl' ich mich ultraleicht

Du zeichnest mit zwei Fingern deine Lieblings-Comic-Helden
In den Sternenhimmel und auf die weit entfernten Felsen
Wir trinken Vodka-Tonic, teilen die letzte Zigarette
Und rennen wie besessen in den Wellen um die Wette
Ein Feuerwerk zieht in der Ferne Farben in die Nacht
Und du siehst zu mir 'rüber als hätte ich's für dich gemacht

Mit dir, mit dir, mit dir
Fühl' ich mich ultraleicht
Mit dir, mit dir, mit dir
Fühl' ich mich ultraleicht

Ich hätte nichts dagegen die Sekunden einzufrieren
Um deine Leichtigkeit nicht zu verlieren 
(Es bleibt für immer, für immer so leicht, so leicht)
Ich hätte nichts dagegen die Sekunden einzufrieren
Um deine Leichtigkeit nicht zu verlieren
(Es bleibt für immer, für immer so leicht, so leicht)

Mit dir, mit dir
Fühl' ich mich ultraleicht
Mit dir, mit dir, mit dir
Fühl' ich mich ultraleicht
Mit dir, mit dir, mit dir
Fühl' ich mich ultraleicht



Mein Herz wurde leicht und den ganzen Weg zurück nach Hamburg sang ich im Inneren mein Lied. Ich wusste, dass er bald kommen würde. Der Mann, auf den ich gewartet hatte.

 

Ich lese mir diesen Thread immer wieder durch, um meine Entwicklung zu sehen und um weiter mit euren Antworten an mir zu arbeiten. Je mehr ich lerne und verstehe, desto mehr entdecke ich in euren Postings. Und die Weisheit dahinter. 

Gestern habe ich mich nun an das erinnert: 

Am 10.12.2015 um 20:08 schrieb Re VaaN:

Du hast weiter oben geschrieben, dass du das Gefühl hast, bald denjenigen zu finden, der dich glücklich macht. Bei dem du ähnliche Gefühle entwickelst, die du auch gegenüber dem Omaner entwickelt hast. Der dir gut tut und der dich auffängt. Soll ich dir was sagen? Ich glaube es auch.

Er kam wie aus dem Nichts zu mir. 

Ich verbrachte Silvester mit meinen Kiffer-Freundinnen, zu deren Clique auch er gehört - er selbst jedoch kifft nicht mehr. Ich wusste nicht, dass er kommen würde, kannte ihn ja auch gar nicht. Als ich schon richtig stoned war, stand er plötzlich vor mir und begann ein Gespräch, zu dem ich jedoch nicht mehr wirklich fähig war. Als wir später draußen standen und meine Freundinnen wild umher liefen, Böller warfen und Raketen anzündeten, stand ich mit der Kapuze meines schwarzen Mantels tief in mein Gesicht gezogen an der Hauswand und hielt mir die Ohren zu. Das alles war mir viel zu laut und zu grell. Er stellte sich vor mich, fragte, ob alles okay sei, und obwohl ich nickte, blieb er vor mir stehen und wich nicht mehr von meiner Seite.

Nach dem Feiern auf der Reeperbahn hätte ich mit ihm zur Bahn laufen können, denn wir hatten den gleichen Weg. Doch ich ging mit meinen Freundinnen, verbrachte die Nacht auf der Klappmatratze, welche liebevoll als Klappi bezeichnet wurde. 

 

Am nächsten Morgen ließ ich mir die Nummer geben und schrieb ihn an. Ich gab die Vorlage und er fragte, ob wir den Neujahrstag nicht zusammen verbringen wollen. Er kam zu mir, wir schnackten lange und schliefen dann miteinander. Er ließ sich viel Zeit, küsste mich in Zeitlupe und führte mich behutsam. 

 

3-4 mal trafen wir uns, aber ich hielt ihn emotional fern. Von mir aus schrieb ich ihm gar nicht, denn ich wusste, dass ich die besten Voraussetzungen für eine Affäre geschaffen hatte, und eine Affäre hatte ein Ablaufdatum. Ich wollte nicht mehr investieren, als unbedingt notwendig und machte eine Kosten-Nutzenrechnung zwischen sexuell-emotionaler Befriedigung und dem Ausmaß an Schmerz, welches ich im Falle einer Zurückweisung imstande war zu ertragen. 

 

An einem Dienstag lief ich gegen 11 Uhr abends vom Fitnessstudio nach Hause, über einen mit fein gerieseltem Schnee bedeckten Boden, welcher wie ein zarter Glitzerteppich gewirkt hätte, wenn es nicht so schrecklich kalt gewesen wäre. Ich bekam eine Nachricht. Von ihm. 

 

"Okay, ich muss mal eben was loswerden. ähm...ich wollte dir gar nicht schreiben, aber irgendwie muss ich. Du musst jetzt auch gar nichts dazu sagen. Ich kann mich nicht richtig konzentrieren, also ich meine so generell. Muss ständig an dich denken. Weiß auch nicht so genau... Klingt wie son dummer Teeni. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Ich will dich wiedersehen. Ich mag dich halt. Fuck, ich will das gar nicht. Aber es ist wie es ist. Du bist echt cool. Keine Ahnung, vielleicht steiger ich mich da auch zu sehr rein. Hab eh n bisschen Schiss vor deiner Reaktion.Egal. Das musste ich dir jetzt sagen. Oh mann - klingt alles schwul. Aber ich will bei dir sein. Also, ich glaub, ich bin fertig. Voll langer Text, sorry. Ciao Candy."

 

"Digga, mir geht`s genauso (mit vor Lachen weinendem Smiley) Hab mich aber nicht getraut zu schreiben."

 

"Ja wirklich?!?! Wow, die letzten Minuten waren voll der Horror für mich. Wenn du wüsstest, wie lange ich gebraucht hab, auf Senden zu drücken. Dachte, ich hab`s voll verkackt."

 "Hast du nicht :) Aber hätte auch schief gehen können haha"

 

"Sehr witzig" 

 

Von da an trafen wir uns regelmäßig. Unser beider Ängste vor Verletzung und Zurückweisung kam zur Sprache und wir beschlossen, unseren eigenen Weg zu gehen. Wir vermieden das Wort "Beziehung" nannten es stattdessen "das Ding" - auch vor Dritten. 

Wir trafen uns, genossen die gemeinsame Zeit und die Zukunft war unbedeutend. 

 

Mit der Zeit haben sich auf beiden Seiten Gefühle aufgebaut und mittlerweile habe ich oft dieses innere Kribbeln, das sich von meinem Bauch in Laola Wellen bis in meine äußersten Grenzen und weit darüber hinaus in den Raum ausbreitet. Dieses Gefühl kenne ich von meiner arabischen Liebe. 

 

Wir lassen uns gegenseitig frei, wissen wie zerbrechlich und unbeständig die Dinge sind. Dennoch wünsche ich mir, dass er bei mir bleibt.

 

Ich liebe ihn.

 

 

 

 

Eine Beziehung einzugehen war ein riesengroßer Schritt für mich. Von meinem Stottern, meinen Ängsten und meinem Schmerz zu erzählen. Nicht mehr nur die perfekte Verführerin für eine Nacht zu spielen, sondern im Alltag jemanden an mich heranzulassen und all die Dinge zu zeigen, die mich zum Menschen machen. Meine Liebenswürdigkeiten, gleichwohl meine Fehler. 

 

Das alles habe ich geschafft.

 

Und wenn ich jetzt bald einen Job finde, dann habe ich wirklich alles, was ich erträumt habe. Wenn es noch dauern sollte, so will ich aber trotzdem dankbar für die Geschenke des Lebens sein und nicht auf den Mangel blicken. 

 

Ich darf lieben. Und werde geliebt. Das ist das größte Geschenk, der größte Schatz. Das Schönste, was mir passieren konnte. 

 

Und ich habe das so sehr verdient. 

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