Oneitis, Neediness, Pick Up: Gibt es denn das Besondere überhaupt?

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Für den Post würde ich dir am liebsten gleich mehrere Likes geben. Sehr gut reflektiert, du bist auf einem guten Weg. Und der lohnt sich, glaub mir. Halt mich/uns da mal auf dem Laufenden!

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Hey Candy,

 

erstmal… Willkommen zurück J. Ich freue mich wirklich wieder von dir zu lesen, denn ich habe damals schon deinen Thread verschlungen.

Ein Wahnsinnspost. Danke dass du ihn mit uns teilst. Er ist so emotional, so gefühlvoll, und so reflektiert. Habe richtig beim lesen mitgefiebert.

Und ich will dir eins sagen:

Zitat

"Niemand wird dich jemals lieben. Du machst es einem schwer, dich zu lieben. Dich kann man nicht lieben. Schau dich doch an, du magst dich ja selbst nicht. Wenn die Leute wüssten wie du wirklich bist, würde niemand mehr etwas mit dir zu tun haben wollen. Du wirst es niemals schaffen, weil du dumm und faul bist. Schönheit bringt dir gar nichts, weil du im Inneren hässlich bist. Mit deinen Tränen willst du uns nur manipulieren, sie sind nicht echt. Wir wollen dich nicht mehr, weil du unser Leben zerstörst. Du bist krank und brauchst dringend Hilfe." 

Nie war eine Aussage über eine Person falscher. Du hast hier im Forum schon so viele Leute mit deinen Themen berührt. Du hast dich ihnen geöffnet und du wirkst auf mich wie ein sehr interessanter, liebevoller und reflektierter Mensch, den man schwerlich nicht mögen kann. Dein Problem war vor allem: Du hast dich selbst nicht geliebt. Du bist zwar vielleicht durch diese Aussagen nicht daran zerbrochen, aber sie haben die runter gerissen. Dafür kannst du aber nichts. Es gibt nichts scheußlicheres, solche Aussagen von Menschen zu hören, die einen eigentlich unterstützen und lieben sollten.

 

Es freut mich, dass du jetzt einen Partner gefunden hast, der dich versteht, der dich unterstützt und der für dich da ist. Versuche aber nicht, ihm auch alles aufzubürden was du mit dir rumträgst. Teile es mit ihm, aber arbeite selbst an dir weiter. Er kann dich nur unterstützen.

 

Ich wünsche dir nur das Beste und hoffe, dass du es schaffst, dich mit jedem Tag mehr zu entwickeln und glücklicher zu werden und dass du deine Ziele erreichst, die du dir setzt.

 

Alles Gute

Re VaaN

 

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Gast botte

Ebenfalls... willkommen zurück! Da ist immer noch viel Bewegung in Deinem Leben. Es ist gut, dass Du jemanden gefunden hast, der bereit ist, das mitzugehen.

Wenn du Dich weiterhin diesem etwas losen Haufen hier anvertrauen möchtest - ich bin dabei ;)

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Deine Geschichte hat mich schon ein wenig aus der Bahn geworfen.

Zum Einen erinnert mich dein Schreibstil an jemanden, den ich sehr geliebt habe. Zum Anderen einnert mich deine Geschichte an einen Menschen, mit dem ich zwar nur eine kurze Zeit zusammen war, aber dafür recht intensiv. Umso bedrückter war ich von dem offenen Ende und freue mich umso mehr, dass du wieder hier bist und deine Erfahrungen mit uns teilst :)

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Ich danke euch von Herzen, dass ihr mich wieder aufnehmt und ich weiter hier an meinem kleinen Lebensprojekt arbeiten darf.

Es bewegt sich sehr viel.

Letzte Woche hatte ich einen Termin bei einem männlichen Therapeuten. Ich erzählte meine Geschichte und formulierte meinen Wunsch nach Auflösung meiner Traumata. Er wäre bereit gewesen mich zu behandeln, jedoch hatte ich einige Stunden nach dem Termin ein ungutes Gefühl. Irgendwie hatte er müde und lustlos gewirkt, während ich von mir selbst das Gefühl hatte, trotz meiner derzeitigen Situation vor Lebendigkeit zu sprudeln. Weiter sagte mir mein Gefühl, dass ein Mann als Therapeut mir nicht gut tun würde. Er hätte auch zugleich die passende Diagnose für mich gehabt: Eine emotionale Instabilität mit leichter Depression.

Das ist das Problem an den kassenzugelassenen Therapeuten, am ganzen System, an der Gesellschaft. Sie betrachten etwas punktuell und erklären sich die Dinge mit Etiketten, anstatt das große Ganze sich anzusehen. So wie man in meiner Kindheit und Jugend nicht meine tiefe Traurigkeit, meine grenzenlose Verzweiflung und meine Traumatisierung im Angesicht dieser schier ausweglosen Situation anerkannte. Stattdessen gab man mir das Etikett depressiv.       

Gestern war ich bei einer weiblichen Therapeutin. Ich erzählte ihr ebenfalls von meinem Plan mithilfe des Buches in meine Vergangenheit zu reisen und die Traumata aufzulösen. Sie fragte nach meinen Problemen im Hier und Jetzt. Da ich außer 4kg Gewichtszunahme, düsteren Gedanken und Rauchen nichts vorzuweisen hatte, sagte sie mir, dass sie meine Reise in die Vergangenheit nicht begleiten könne. So etwas hätte sie noch nie erlebt und daran glaube sie auch nicht. Wie verabschiedeten uns mit den besten Wünschen füreinander. 

Der Termin war jedoch aus anderen Gründen sehr fruchtbringend. So spürte ich während des Gesprächs sehr deutlich meine innere Stimme und dass ich ihr unbedingt folgen müsse. So wie meine Therapeutin einst zu mir sagte: "Sala, glaube an dich selbst, so bist du nicht mehr vom Wissen oder Unwissen anderer Menschen abhängig."

Zudem fand ich etwas im Wartezimmer. Ein Mann neben mir blätterte in einem kleinen Büchlein und ich spürte, dass ich dieses Buch ebenfalls in meinen Händen halten wollte. Als er aufgerufen wurde und es auf den Tisch legte, griff ich es. Auf der dritten Seite fand ich den Auszug eines Briefes von Rilke, meinem Lieblingsdichter. 

Man muss den Dingen 
die eigene, stille 
ungestörte Entwicklung lassen, 
die tief von innen kommt 
und durch nichts gedrängt 
oder beschleunigt werden kann, 
alles ist austragen – und 
dann gebären... 

Reifen wie der Baum, 
der seine Säfte nicht drängt 
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht, 
ohne Angst, 
dass dahinter kein Sommer 
kommen könnte. 

Er kommt doch! 

Aber er kommt nur zu den Geduldigen, 
die da sind, als ob die Ewigkeit 
vor ihnen läge, 
so sorglos, still und weit... 

Man muss Geduld haben 

Mit dem Ungelösten im Herzen, 
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben, 
wie verschlossene Stuben, 
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache 
geschrieben sind. 

Es handelt sich darum, alles zu leben. 
Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich, 
ohne es zu merken, 
eines fremden Tages 
in die Antworten hinein.

 

Diese Zeilen haben mir Antworten gegeben. Ich kann nicht auf einen fernen Tag warten, an dem ich geheilt bin, um endlich anzufangen zu leben. Aber ich kann jeden Tag im Jetzt alles annehmen, was in mir ist und was gelebt werden will und so in die Heilung hineinleben. Eines Tages werde ich dann, ohne es zu merken, im tiefsten Inneren ganz und heil sein.

 

Der Geist, der Engel der Heilung kam auch ohne Therapeut zu mir...

 

Die kurze Vorgeschichte dazu (das ist sehr intim, jedoch irgendwie wichtig für den Verlauf): Ich habe mir eine vaginale Pilzinfektion zugezogen und war deswegen letzte Woche beim Frauenarzt. Mein Freund stellte mir am Abend darauf sehr viele Fragen. Ich spürte Panik in mir aufsteigen, antwortete einsilbig und ausweichend. Schließlich fragte ich ihn: Wieso stellst du mir all diese Fragen? "Weil ich mich für dich interessiere", war seine überraschte Antwort.

In diesem Moment wurde mir der Grund für meine Panik und mein defensives Verhalten bewusst. In meiner Vergangenheit wurden mir nur Fragen gestellt, wenn man mich eines Vergehens überführen oder Fehler finden wollte, aufgrund deren man mich hätte bestrafen können. Jedes Wort zu viel wurde gegen mich verwendet.

Als mir das bewusste wurde, spürte ich wie sich eine Spannung in meinem Körper löste und mein Herz strahlte. 

Kurz vorm Einschlafen sagte ich zu ihm: "Hältst du denn eine Woche ohne Sex aus?" Er sagte: "Am liebsten würde ich mir den Strick nehmen." Ich erschrak und flüsterte: "Sag so etwas nicht." Seine Worte führten mich in eine sehr schmerzhafte Situation meiner Vergangenheit. 

Als ich 18 war, hatte ich durch die Therapie bereits gelernt, mich der Gewalt meiner Mutter zu entziehen. Je mehr ich ihr auswich und sie dadurch ihre eigenen Schatten nicht mehr an mich abgeben konnte, ich also nicht mehr die Verantwortung für ihre düstere Seele übernahm, desto schlechter ging es ihr. Es machte mich traurig sie so zu sehen und ich wollte ihr helfen. Eines Abends versprach ich, ihr zu helfen und sie weinte in meinen Armen. Ich überredete sie, mit mir zur Therapie zu gehen und dort prügelte sie eine ganze Stunde lang verbal auf mich ein. Meine Therapeutin konnte sie nicht in ihrem Redeschwall bremsen. Ich hielt mich am Stuhl fest und sagte mir immerzu: Sei stark, sie wird aufwachen.

Sie versprach mir, Therapie zu machen. 

Meine Therapeutin erzählte mir Jahre später, dass meine Mutter die wenigen Stunden damit verbrachte, zu erzählen wie schrecklich ich sei und wie ich ihr Leben zerstören würde. Als sie andeutete, dass meine Mutter sich ihren eigenen Problemen stellen müsse, sagte sie diesen Satz: "SIE ist doch krank und nicht ICH." Sie wurde wütend und brach die Therapie ab.

Ich wusste damals nichts davon und fragte meine Mutter, die gerade vor dem Fernseher saß, einige Wochen nach der ersten, gemeinsamen Sitzung wie es ihr in der Therapie ergehen würde. "Ich habe die Therapie abgebrochen, denn das bringt gar nichts." Sie beachtete mich gar nicht und wendete ihren Blick nicht vom Fernsehprogramm. Verzweiflung stieg in mir auf, denn ich sah meine Hoffnung schwinden, dass sie heilen und ich endlich eine normale, liebende Mutter haben würde. "Aber du brauchst das doch, es geht dir doch nicht gut." In diesem Augenblick sah sie mich mit wahnsinnigen Augen an und sagte: "Was denkst du denn wie es mir geht? Am liebsten würde ich mir den Strick nehmen." Ihre Worte trafen mich mitten ins Herz. Weinend fragte ich: "Warum tust du mir das an?" Doch sie war fort und ignorierte mich, wieder auf das Fernsehprogramm konzentriert. 

Als mein Freund jenen Satz sagte, führte er mich zurück in diese Erinnerung. Doch dieses Mal war ich nicht allein. Da war ein Engel, in strahlendem weiß-goldenem Licht, mit großen Flügeln, die bis zum Boden reichten. Damit umspannte er mich und sagte tröstend: "Sie ist wahnsinnig. Du kannst ihr nicht helfen, du trägst keine Schuld, aber du bist jetzt in Sicherheit." In seinen Armen konnte ich weinen und fühlen.

 

Das ist die Heilung. Das ist mein Engel der Heilung. Was auch immer im Moment an Erinnerung nach oben strömt, immer ist er da und trägt mich, behütet mich, umfasst mich mit seinen Flügeln, in denen ich weinen und fühlen darf. 

 

Seelen gehen ihren eigenen Weg, in ihrem eigenen Tempo. Und so wird sich auch vor mir der Weg der Heilung offenbaren. Ich werde alles annehmen, was auch immer kommt und auf mich selbst vertrauen. 

Das Leben wird mich zurückführen in die Vergangenheit, damit ich meine Muster erkennen und loslassen kann. Im Hier und Jetzt kann ich anders handeln.

Damals bin ich oft in den Wald gelaufen, habe mich auf den Boden gesetzt und mich mit Zigaretten betäubt. Auch jetzt noch lebe ich dieses Muster des Rauchens, um stressige Situationen abzubauen. Das ist neben dem Essen meine Copingstrategie. Es gilt, andere Wege zu finden und zu lernen, mit Stress umgehen. 

 

Vor ein paar Tagen habe ich mich an den Film "Das letzte Einhorn" erinnert. König Haggard sagte, die Einhörner im Meer betrachtend: "Da sind sie. Sie gehören mir, mir allein. Der rote Stier hat sie für mich gefangen, Eines nach dem Anderen und ich befahl ihm, jedes Einzelne ins Meer zu treiben und jetzt leben sie dort. (...) Ich liebe es, ihnen zuzuschauen. Sie erfüllen mich mit Freude. Als ich sie das erste Mal verspürte, glaubte ich, ich müsse sterben. Ich sagte zu dem roten Stier: Ich muss sie haben. Alle, die es gibt. Denn nichts macht mich glücklich außer ihr Strahlen und ihre Anmut. Und der rote Stier hat sie alle gefangen. Jedes Mal, wenn ich die Einhörner sehe, meine Einhörner, ist es wie an jenem Morgen im Wald. Und ich bin wirklich jung trotz meines Alters. 

 

Er bezieht seine Lebensenergie daraus, das Schöne und das Lebendige gefangen zu halten, zu kontrollieren, zu besitzen. Als er die Einhörner verliert, stirbt er, sein Schloss bricht zusammen. Er ist innerlich tot und ohne Freude und das Einzige, was ihn leben lässt, sind die Einhörner. Er kann nicht lieben, nicht fühlen. Er ist besessen von seinem eigenen Wahnsinn. Besessen davon, das Gute und das Schöne zu jagen und gefangen zu halten. 

 

Ich bin nicht zum Opfer auserwählt worden, weil ich besonders labil oder depressiv war. Genau das Gegenteil war der Fall. Ich konnte mich bereits als Kind an allem erfreuen. Da war eine tiefe Freude in mir, welche mich mit der Welt verband. Die Lebensenergie floss durch mich wie ein natürlicher Fluss. Das bloße Sein erfüllte mich, verbunden mit allem.     

Diese innere Freude und diese Energie fehlten meiner Mutter. Wie König Haggard, trieb sie alles Gute in mir in ihr Meer und hielt es dort gefangen, um ihre Lebensenergie daraus zu beziehen. 

 

Narzisstisch Perverse, so wie die Viktimologin Marie-France Hirigoyen in ihrem Buch " Die Masken der Niedertracht" diesen Typus beschreibt, sind fixiert auf diese Art des Umgangs. 

 

Dieses Buch hat mir übrigens die Augen geöffnet. Es gibt viel Literatur zur narzisstischen Persönlichkeitsstörung, jedoch nur wenig, welche sich mit den Opfern beschäftigt. Ihr Buch ist eines davon und es hat mir sehr geholfen. 

 

Vielleicht nehme ich euch noch in weitere Erinnerungen mit. Es gibt da etwas, das mich sehr belastet. Aber noch bin ich nicht bereit dazu.  

 

Man merkt, dass ich gerade viel Zeit habe. Meine Texte sind unendlich lang... Danke fürs Durchhalten, fürs Dabeisein, fürs Lesen, für das bloße Sein. 

Auf dass wir alle mit Freude erfüllt sind und lieben können. 

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Deine Texte können nicht lang genug sein. Deine Worte berühren mich und ich hatte gerade wieder eine Gänsehaut.

Interessant, die Antwort der Therapeuthin, sie könne dich nicht auf dem Weg begleiten.
Beängstigend, wie du dem Narzissmus deiner Mutter ausgeliefert warst. Abhängig von der Liebe deiner Mutter zur gleichen Zeit, sie sich aus der Verantwortung stiehlt und dir die Schuld gibt. So eine ähnliche Geschichte kenne ich und bin überzeugt, dass die fehlende Liebe der Eltern die schlimmsten seelischen Verletzungen in einem Menschen verursachen.

Ich möchte nicht so tun, als könnte ich deine Geschichte nachempfinden. Die Macht von negativer Energie ist mir jedoch sehr nah. Ein Sog, der einen immer wieder in seinen Bann zieht und Menschen miteinander verbindet, die darunter vor allem Leiden. Das Glücksgefühl, welches von der Hoffnung ausgelöst wird, die Beziehung zwischen zwei Menschen ins Positive zu kehren. Das Genießen von Leid und Schmerz, sich den negativen Gefühlen hinzugeben anstatt dagegen anzukämpfen. Die Melancholie die sich breit macht und einen mit Schmerz erfüllt und betäubt.

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Nun habe ich einige Tage vergehen und meinen neuen Text wachsen lassen... Neue Gedanken, neue Gefühle, neue Erkenntnisse.

 

Es hat sich schon wieder Vieles verändert. In mir drin. Das Äußere ist immer noch dasselbe.

Seit Freitag rauche ich nicht mehr und ich fühle mich bereits deutlich besser. 

Gleichzeitig spielt mein Körper verrückt. Neben dem Pilz hat mich auch ein Virus besucht, welcher in den letzten Tagen für viel Schlaf und Ruhe in meinem Leben gesorgt hat. Mein Zyklus ist ebenfalls durcheinander und ich habe gerade zum zweiten Mal meine Periode innerhalb von zwei Wochen. 

Der Körper schreit: "Wach auf. Beachte mich. Sieh in mich hinein. Hör mir zu. Kümmere dich um mich." (Ohne mit Zigaretten und Essen das Unangenehme wegzudrücken.)

Nun ja, das habe ich jetzt auch endlich getan. Und es ist unangenehm, was ich gefunden und gespürt habe.

 

Aber da muss ich jetzt durch. Ich kann nicht mit dem Essen und dem Rauchen weitermachen, weil es mich nicht nur unglücklich macht, sondern mich zerstört. 

 

Was also ist da in mir, was ich all die Jahre mit aller Kraft versuchte von meinem Bewusstsein fernzuhalten? 

Ein Gefühl der Minderwertigkeit. 

 

Es sitzt tief. Und es ist überall. Ich bin davon erfüllt. 

Es ist, als wäre ich auf der Reise in mein Inneres durch eine zerbombte, niedergebrannte Stadt gelaufen, mit zerfallenen Häusern, welche auf sandigem Untergrund gebaut wurden, halb zerfetzt, halb in den unbeständigen, losen Boden eingesunken.

Das ist mein Selbst. Zerfetzt und zerbombt. Niedergebrannt. Der Boden ist mein Selbstwertgefühl. Unbeständig. Instabil. Wackelig.

 

Wie soll es auch anders sein? Wie soll da eine Basis für ein gesundes Selbstwertgefühl sein auf der man eine prächtige Stadt, ein strahlendes Selbst erbauen könnte? 

 

Seit meiner frühen Kindheit wurde mir nicht nur eingeprügelt, dass ich unzulänglich, dumm, fett und hässlich sei, sondern auch, dass ich ein von Grund auf schlechter Mensch sei, den man nicht mögen könne, so sehr man es auch versuchte. 

Manchmal waren es nur versteckte Botschaften, die diesen giftigen Inhalt transportierten, andere Male waren es offene Angriffe. 

Meine Reaktionen - waren es Wut, Weinen oder Schweigen - wurden mir wiederum negativ ausgelegt und so begann ein zerstörerischer Kreislauf, der mich zuerst destabilisierte und mich schließlich beinahe vernichtete.

 

Deswegen fällt mir meine derzeitige Situation so schwer. Menschen mit einem gesunden Selbstwertgefühl würden vielleicht ein paar Tage trauern und sich danach mit aller Kraft nach einer neuen, besseren Stelle umsehen. 

Bei mir hingegen hat der Jobverlust wie eine Sprengung meine innersten Wunden und Traumata freigelegt. Und so laufe ich gerade durch die Welt, mit dieser riesigen, klaffenden Wunde, mit gespreiztem Brustkorb. 

Das ist keine Basis für eine gute Bewerbung. Und somit liegt hier meine Baustelle. 

Ich muss von ganz vorne beginnen.

Zuerst Bewusstsein in mein Inneres bringen. Die Wunden anschauen, negative Gedanken auf ihren Ursprung überprüfen. Mir bewusst machen, dass das nicht ich bin. Meine eigenen Gaben inmitten all des Schutts finden.

Dann ein Fundament bauen. Häuser errichten. Parks anlegen. 

 

Wenn ich Eines aus meinem letzten Job mitgenommen habe, dann das: Ich habe es verdient, respektvoll behandelt zu werden. Ich habe es verdient, anerkannt zu werden. Ich habe es verdient, glücklich zu sein. Ich habe es verdient, dass sich meine Wünsche erfüllen. Ich habe es verdient, alles zu haben, was ich mir wünsche.

 

Die Suche nach einem Therapeuten habe ich erstmal auf Eis gelegt. Bei den Terminen, die ich hatte, spürte ich, dass wohl mehr Schaden als Heilung angerichtet werden würde. Ansonsten ist mir die Suche zu anstrengend. Wenn etwas nicht leicht von der Hand geht, dann ist es nicht der richtige Weg.

 

 Bis ganz zum Ende dieses Textes habe ich etwas aufgeschoben, was ich nun aber erzählen möchte.

 

Als ich noch sehr klein war, war mein Vorbild Mutter Teresa. Wie sie, wollte ich eines Tages die Welt verbessern, sie verändern. 

All die Jahre des Leids hat mich ein Gedanke am Leben gehalten: Dass ich eine Aufgabe hier habe und deswegen durch all diese Schmerzen gehen müsse. Ich fühlte mich auserwählt. Dachte, etwas Besonderes zu sein.

 

Es ist nun an der Zeit diesen Gedanken loszulassen, denn wenn eine Sinnsuche sich nicht erfüllt, erscheint das Leben sinnlos. 

 

Ich war vor ein paar Monaten in jeweils einem Auswahlverfahren für zwei Stellen, mit denen ich wahrscheinlich sehr erfolgreich und einflussreich geworden wäre. Beide Stellen bekam ich aus Eigenverschulden nicht. 

 

Im Moment habe ich in etwas kleinerem Ausmaße wieder Bewerbungen für ähnliche Stellen, aber ich spüre, dass ich dieses Mal noch nicht einmal die erste Hürde im Auswahlverfahren nehmen werde. 

 

Also werde ich jetzt loslassen. Vielleicht ist es einfach nicht mein Weg, auf Konferenzen Reden zu halten, Entscheider zu beraten, im Kostüm und mit hochgesteckten Haaren herumzulaufen.

Vielleicht soll ich weiterhin in Turnschuhen und mit Pferdeschwanz über das Format eines Flyers oder eines Banners nachdenken und die Aufgabe wird sein, damit glücklich zu sein.

 

Und ja, damit wäre ich glücklich. Solange ich wieder Teil dieser normalen Welt sein darf. Wie ich es vermisse, mich Montag Morgen auf meine Kolleginnen zu freuen und mich nach Feierabend darüber zu beklagen, wie kaputt ich bin.     

Ich habe es endlich geschafft, jemanden in mein Leben zu lassen und Nähe als erfüllend zu erleben. Jetzt will ich auch einen Job, wie auch immer dieser sein soll. 

 

Um zum Beginn dieses Abschnitts zurückzukehren: Ich schrieb, dass ich die Welt verändern wollte, aber wie soll ich die Welt verändern, wenn ich noch nicht einmal vermag mich selbst zu verändern? 

 

Ich selbst bin die Aufgabe und nicht diese Welt. Ich muss mich selbst verändern. Das Unerlöste in mir mit Liebe erlösen und dann ein Fundament bauen, eine Stadt errichten, Parks anlegen. Einen inneren Quell der Ruhe und der Glückseligkeit erschaffen, der immer da ist, selbst wenn um mich herum ein Tornado weht.

Ganz konkret sieht das so aus: Ich esse zu festen Zeiten, kontrolliert und bewusst. Wenn ich Frustration verspüre, weil ich bei einem Anschreiben nicht weiter weiß, dann halte ich diese Frustration einfach aus und artikuliere dann meine Gefühle, sei es Wut, Traurigkeit, Schmerz, Minderwertigkeitsgefühle. 

 

Das Schema ist: Die Aufmerksamkeit richtet sich nach innen, die Gefühle dürfen nach draußen. 

 

Essen in mich hineinstopfen und rauchen habe ich nun lange genug als Lösungsstrategien getestet. Hat nicht funktioniert. Es ist nun an der Zeit für neue Wege. 

 

Ich hatte gerade ein gesundes Mittagessen, schreibe seit heute Vormittag diesen Text, um zu reflektieren, werde jetzt noch kurz auf dem Balkon Sonne tanken und dann Bewerbungen schreiben.  

Jede Lebensphase lehrt uns etwas und wenn wir es verstanden und angenommen haben, dann hilft uns das Leben auch wieder heraus.

 

Und so wartet auch ein Job auf mich. 

 

Vor ein paar Wochen ist mir ein Spruch von Gandhi untergekommen: "Sei selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt." 

 

Und so werde ich jetzt gut zu mir sein. Jeden Tag. Liebend, so wie ich es mir für die Welt wünsche. 

Verzeihend, für das, was ich falsch gemacht habe.

 

So, und jetzt ab in die Sonne. Mit der Sonne kann alles heilen. Alles gut werden. Sich alles verändern. 

 

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Hey Candygirl,

 

wieder mal vielen Dank für deine Text. Ich verschlinge alle deine Beiträge hier in diesem Thread. Deine Art und Weise, Dinge zu beschreiben, Ihnen nicht nur Namen sondern gleich ganze Bilder zu geben ist einmalig. Du hast ein super Talent dafür und solltest eventuell auch mal überlegen, wirklich Autorin zu werden. PS: Hätte gerne auch mal dein erstes Buch gelesen ;).

 

Das was du in deinem letzten Beitrag beschreibst klingt zum einen furchtbar, zum anderen aber auch wunderbar. Deine Vergangenheit war die Hölle. Ich bin froh, nicht das erlebt haben zu müssen und in einer Welt aufzuwachsen, in der Liebe, Nähe, Geborgenheit und Freude fremde Wörter sind, die man zwar kennt, aber nicht zu deuten weiß.

 

Aber du erkennst immer mehr, dass du an dir wirklich auch im Inneren arbeiten musst. Diese Arbeit wird für dich nie vorbei sein. Das wird sie für niemanden. Du schreibst sehr richtig, dass du erkannt hast, dass du es wert bist, respektvoll behandelt zu werden. Dass du dein Selbstwertgefühl wieder aufbauen musst. Wieder glücklich werden musst. Du fängst auch schon mit kleinen Sachen an, wie z.B. zu festen Zeiten zu essen, mit dem Rauchen aufzuhören und an deinen Bewerbungen zu arbeiten. Bleib bei diesen kleinen Schritten. Sie bringen dich am Ende viel weiter als große Sprünge.

 

Wichtig ist aber, dass du auch da dran bleibst. Lass dich nicht vom Weg abbringen, den du jetzt gerade gehst.

 

Zitat

 

Im Moment habe ich in etwas kleinerem Ausmaße wieder Bewerbungen für ähnliche Stellen, aber ich spüre, dass ich dieses Mal noch nicht einmal die erste Hürde im Auswahlverfahren nehmen werde. 

 

Also werde ich jetzt loslassen. Vielleicht ist es einfach nicht mein Weg, auf Konferenzen Reden zu halten, Entscheider zu beraten, im Kostüm und mit hochgesteckten Haaren herumzulaufen.

 

 

Worin fühlst du dich denn wohler? Mit Kostüm und hochgesteckten Haaren, recht streng wirkend auf einer Konkurrenz oder eher doch in Turnschuhen, lockerem Auftreten und Pferdeschwanz? Ich habe das Gefühl aufgrund deiner Texte, dass es eher das Zweite ist. Du glaubtest vielleicht es ist das Erste weil es dir Geld, Macht und Einfluss gibt und die Möglichkeit, die Welt zu verändern. Aber ich glaube nicht, dass du es auf diese Art und Weise je schaffen wirst.

 

Das heißt nicht, dass ich es dir nicht zutraue, die Welt zu verändern. Im Gegenteil. Du veränderst die Welt hier schon ein wenig ;). Ich sehe, wie viele Leute du hier im Forum berührst und wahrscheinlich auch beeinflusst. Deine Texte bewirken etwas in den Menschen hier. In mir auf alle Fälle. Vielleicht solltest du mal darüber nachdenken, dieses Talent zu nutzen.

Auch Autoren können die Welt verändern ;). Und wenn es nur ein Hobby ist, dass du neben deinem Beruf ausübst. Geh einen neuen Weg.  

 

Viele Grüße

Re VaaN

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Re VaaN,

 

danke... Ich danke dir, deine Worte geben mir Mut...

Das Schreiben hier macht mich glücklich. Ich denke nicht darüber nach, es fließt einfach durch mich hindurch und hinterlässt nichts als goldene Freude. Ich verfolge damit keinen Zweck, muss damit nicht meine Miete bezahlen oder Erwartungen erfüllen. Es ist das bloße Sein. Mein eigener, kleiner Tanz durch die Welt, mein eigenes, kleines Gemälde, mein ganz eigener Takt, in dem mein Herz schlägt. Manche hier verspüren einen Gleichklang in ihren Herzen, wenn sie meine Texte lesen und gehen ein Stück mit mir. Das ist wundervoll.

 

Zu dem Buch, das ich geschrieben habe: Nun ja, da habe ich gemerkt, dass es einen großen Unterschied macht, zwischen "ein paar Gedanken niederschreiben" und "ein ganzes Buch schreiben". Es ist nur ein Manuskript. Es ist Brachland. Fruchtbar, ja. Aber es wurde nicht beackert. Mit viel Arbeit könnte daraus vielleicht ein blühendes Feld werden. Vielleicht gelber Raps. Oder ein Kornfeld, von Mohnblumen umsäumt. Oder hoch in den Himmel wachsender Mais, in dessen Reihen Kinder verstecken spielen oder Paare sich lieben. Vielleicht auch Gras, welches der Bauer mäht, wenn es seinen höchsten Punkt erreicht, dann zum Trocknen in der Sonne liegt, schließlich als Heu eingefahren und in großen Garben im Schober für den Winter einlagert wird.

 

Dieser Umstand war mir jedoch nicht bewusst, nachdem ich es geschrieben hatte. Ich wollte es Menschen lesen lassen, es in die Öffentlichkeit schleudern, damit der Inhalt sich nur möglichst weit von mir entfernte. Damit ich nicht mehr hineinschauen musste. In das Buch. In meine Erinnerungen. In mich selbst. 

Die Erinnerungen schloss ich ein in dieses Buch. Und den Zugang zu mir Selbst schloss ich ab.

Aber das war nicht der Weg. Das Buch fand nicht den Weg an die Öffentlichkeit, stattdessen kam es in mein Bewusstsein zurück.  

Und da ist es nun. Und liegt brach.

 

Ich bin umhergetrieben von der Frage, wo mein Leben hingeht. Wo mein Platz in dieser Welt ist. Die Berufswelt, die ich bisher kennengelernt habe, ist mir so fremd. Was für andere Menschen so bedeutend scheint, das verstehe ich noch nicht einmal. Ich habe getan, was ich konnte, um mich einzufügen, aber bin bisher gescheitert. 

Vielleicht habe ich mich deswegen so nach diesen Stellen gesehnt. Sie hätten mir einen Namen gegeben, sie hätten mir gesagt, wer ich bin. Obwohl ich mich hier so vehement gegen Etiketten in Form von Diagnosen wehre, wollte ich in diesem Fall genau das: Mir ein berufliches Etikett verpassen. Eine Schablone, in die ich mich einfügen kann, so dass ich nicht mehr herausfalle und in der Welt verloren gehe.

Ich hätte sagen können: "Ich bin x, ich arbeite für y an dieser wahnsinnig wichtigen Sache z" und während dieses Satzes, hätte ich so tun können, als sei ich unglaublich bescheiden und als wolle ich gar nicht so viel Macht, doch nur ich sei schließlich in der Lage, um an einer so wichtigen Sache zu arbeiten.  

So aber bleibe ich ein Niemand. 

 

Das ist jetzt in Ordnung. Es bereitet mir keine Schmerzen mehr. 

 

Denn selbst wenn ich im Außen jemand gewesen wäre, in mir drin wäre immer noch dieses unsägliche Minderwertigkeitsgefühl, eine zerstörte, zerfallene Stadt, ein fehlendes Selbst, fast vollständig vernichtet in einem namenlosen, stillen Krieg, voller ungeweinter Tränen.  

 

Zudem hat mich meine eigene Geschichte gelehrt, dass Geld, Macht und Einfluss - um deine Worte aufzugreifen Re VaaN - die Liebe vernichten können.

Mein Vater arbeitete in einer einflussreichen Position bei einem mächtigen Konzern. Er war jemand. In der Welt da draußen. In meiner kleinen Welt gab es ihn nicht. Er verließ seine drei kleinen Kinder, um in fernen Ländern jemand zu sein. Er überließ mich und meine Geschwister der Grausamkeit seiner Frau.

Für meine Mutter hingegen war ihr Besitz, die Ländereien und das Geld, das Wichtigste. Ich verstand nie, wie ein Haus bedeutender sein konnte als ein glückliches Heim. So prunkvoll das Haus auch war, für mich war es die Hölle. Eine kleine Wohnung, in der die Liebe und nicht das Geld das Maß aller Dinge gewesen wäre, hätte sehr viel Leid erspart. 

 

Ich habe viele Männer in meinem Leben gedatet, mit vielen geschlafen: BWLer, Ingenieure, Ärzte, Naturwissenschaftler, Anwälte. Angesehene Akademiker, erfolgreich und gut verdienend. Verliebt habe ich mich  jedoch in einen ganz anderen Typ Mann.

Er ist Handwerker. Er repariert Dinge. Und obwohl er so grob und ungestüm wirkt, bettet er mein zartes Herz in seine kräftigen Hände und gibt acht darauf. 

Er führt mich nicht in teure Restaurants aus, ein Leben mit ihm wird mir keine kostbaren Kleider bescheren, keine Juwelen um den Hals legen, kein Jet Set Leben ermöglichen. Und doch macht er mich reicher, als es irgendetwas sonst vermag. Der Schönste aller Orte ist in seinen Armen. Und er wird da sein, falls eines Tages vielleicht einmal Kinder kommen sollten.

 

Meine Ex-Oneitis hat mich wieder kontaktiert. Er erzählte mir ungefragt von seinen vielen Reisen an die exotischsten Orte der Welt. Ich blieb höflich, jedoch distanziert. Vielleicht hatte er sich an meine Worte erinnert, die ich ihm vor langer Zeit einmal sagte: "Dieses ganze Rumgevögel ist völlig bedeutungslos, wenn man jemanden hat, der einen liebt und den man lieben kann." Reisen an die entlegensten Orte und die schönsten Frauen im Bett werden einen nicht erfüllen, denn irgendwann ist das Alles völlig bedeutungslos, wenn man die Liebe nicht in sein Leben lässt. 

 

Wer bin nun ich, inmitten all dieser Männer, inmitten all dieser beruflichen Möglichkeiten? Re VaaN, ich glaube ich bin Alles von dem und Nichts zugleich. Ich glaube, es gibt keine feste Form für mich. Ich weiß nur, dass mich das Schreiben glücklich macht.  

 

Während ich bei Bewerbungen vor einem weißen Bildschirm sitze und jedes Wort aus meinem Kopf ziehen muss, so als hielte es sich mit aller Kraft in meinen Gehirnwindungen fest und wollte nicht hinaus, so wie ich als 16-jährige festgekrallt am Treppengeländer, während meine Mutter mich ins Internat prügeln wollte, so anders ist es, wenn ich Geschichten erzähle.

Überall wo ich hingehe, treffe ich auf sie, die Geschichten. Wenn ich durch die Straßen, durch die Welt laufe, dann pflücke ich Worte, Sätze, ja ganze Geschichten, an jeder Ecke. Als wäre ich in einem blühenden Garten, voller reifer Früchte tragender Bäume, dicht an dicht, prall gefüllten Gemüsebeeten, unzähligen verschiedenen Blumen, deren schillernde Farben mitten ins Herz strömen und für immer Glückseligkeit darin hinterlassen. 

 

Vielleicht lasse ich es einfach darauf ankommen... Ich war letztens auf Sankt Pauli in einem gemütlichen Cafe, dort kann ich mit hochgeknoteten Haaren, Pulli und Turnschuhen tagsüber unter der Woche zum Schreiben hingehen, ohne dass ich die Selbstzweifel und das schlechte Gewissen der Arbeitslosigkeit mit mir tragen müsste. Sankt Pauli ist bestimmt assi und zum Teil ruchlos mit seinen eigenen Gesetzen, auf der anderen Seite gibt es kaum einen Ort, an dem man freier sein kann. Es ist künstlerisch und jeder Einzelne dort ist sein eigenes, lebendiges Werk.

 

"Geh einen neuen Weg" <- Danke dafür! Mein Herz wird mich leiten...

 

Mir geht es übrigens viel besser. Das Leben ohne Zigaretten ist so viel schöner, das kontrollierte Essen fällt mir leichter und dann habe ich noch meinen geliebten Sport, der mich immer wieder rettet. Selbst die Musik, die ich höre, ist nun fröhlicher. Ich kümmere mich um mich selbst. 

 

So, jetzt noch eine Bewerbung schreiben und dann ab ins Gym. 

 

Danke, dass ihr mir hier Raum gebt, meine Welt zu verändern.

 

Candygirl  

 

 

 

   

 

 

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Und schon wieder Gänsehaut.

Zitat

Er ist Handwerker. Er repariert Dinge. Und obwohl er so grob und ungestüm wirkt, bettet er mein zartes Herz in seine kräftigen Hände und gibt acht darauf. 

...

Während ich bei Bewerbungen vor einem weißen Bildschirm sitze und jedes Wort aus meinem Kopf ziehen muss, so als hielte es sich mit aller Kraft in meinen Gehirnwindungen fest und wollte nicht hinaus, so wie ich als 16-jährige festgekrallt am Treppengeländer, während meine Mutter mich ins Internat prügeln wollte, so anders ist es, wenn ich Geschichten erzähle.

Ich freue mich immer wieder wie ein Schneekönig wenn ich die Benachrichtigung bekomme, dass du hier was schreibst :)

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Heute ist ein düsterer Tag in Hamburg. Es hat beinahe die ganze Zeit geregnet. 

 

Ich mag den Regen. Immer schon hat es meiner Seele Erleichterung verschafft, wenn ich am Fenster saß und ihm zusah, wie er auf die Straßen fiel, dort kleine wallende Spiegel auf die Oberfläche zauberte, die Erde mit kleinen, glitzernden Tropfen benetzte, sie einhüllte in diesen wässrigen Glanz und schließlich direkt vor meinem Gesicht in kleinen, zierlichen Bahnen die Fensterscheiben hinabfloss. So nah, als würde der Regen meine Wangen entlang fließen. Er schenkte mir Tränen, da ich selber keine hatte. 

Wisst ihr, immer wenn ich sehe, dass jemand hier geantwortet hat, überkommt mich diese seltsame, innere Panik. Für einen Moment halte ich dann die Luft an. Immerzu erwarte ich, dass man auf mich einprügelt, besonders dann, wenn ich mich öffne. Deswegen ziehe ich mich so oft hier wieder zurück. Ein paar Tage, ein paar Wochen, oder ein paar Monate. Manches Mal hatte ich sogar den Impuls, ganz weg zu laufen. 

 

Aber ich bin geblieben. Ihr prügelt nicht auf mich ein. Alle eure Worte sind konstruktiv, unterstützend, liebend, heilend.

Es hilft mir sehr, diese Art des liebevollen Umgangs zu trainieren und regelmäßig zu wiederholen. Es wird die alten Erinnerungen überschreiben und eines Tages, werde ich öfter liebevoll behandelt worden sein als grausam. 

 

Als ich 14 war nahm mich eine Schulfreundin einmal mit zu einer Party ihres besten Freundes. Wir saßen zu sechst auf dem Balkon und rauchten. Ich fühlte mich schrecklich unwohl, denn ich wusste nicht, was ich erzählen sollte. So fing ich schließlich an, über mich selbst Witze zu machen, wie dumm und unfähig ich sei. Alle lachten über mich und ich fühlte mich auf eine seltsame Art wohler. Später fragte mich eines der anderen Mädchen, ob ich mich denn immer so verarschen ließe. Ich wusste nicht, wovon sie sprach.

 

Hier ein Auszug eines Textes, den ich vor vielen Jahren schrieb:

Ich bin nichts. Ich war, und jetzt bin ich nichts. Aufgelöst, abgelöst, verschwunden und weggelaufen. Das bin ich.

 

Lichtlos und ganz allein scheint der Tag, und so süß scheint mir die Nacht zu sein, so lieblich, wie sie mich mit sich zieht in ihre Nebel, in ihre finsteren Schwaden.

Wohl scheint es mir, dort glücklich zu sein, in Einsamkeit, denn ich ertrage die Gesellschaft nicht.

Je mehr ihr um mich seid, und je mehr ihr redet und lacht, desto stiller wird es in mir, und desto mehr breitet sich diese Leere in mir aus. Merkt ihr denn nicht, dass es mich fast zerreißt?

 

All die Jahre. All die Jahre bin ich dort gewesen, an diesem unwirklichen Ort und es verfolgt mich bis heute. 

 

Ich laufe nicht mehr davor weg. Die Vergangenheit wird einen ohnehin immer wieder einholen. 

Wie weit darf ich euch mitnehmen in meine Erinnerungen? 

 

Ich habe heute viel an meine Geschwister gedacht. Mein Bruder hat ja den Kontakt zu mir abgebrochen, nachdem ich ihm eine Zeit lang als Projektionsfläche gedient hatte. Er ist sehr kaputt.

 

Zu meiner geliebten Schwester wiederum habe ich den Kontakt abgebrochen. Immerzu, wenn wir uns trafen, fühlte ich mich ausgelaugt und fürchterlich. Irgendwann wurde mir bewusst, dass sie sich die gleichen Strategien angeeignet hatte wie meine Mutter. Sie nahm mir Energie und lud ihre negativen Anteile an mir ab. Natürlich saugte ich alles auf wie ein Schwamm.

Sie fehlt mir, aber ich muss sie gehen lassen. Jeder hat seine eigenen Wege, um mit so einer Erfahrung fertig zu werden. Manche werden zu Opfern, andere zu Tätern. Ich will diesen Kreis ein für alle mal durchbrechen, deswegen will ich mich nicht länger als Opfer zur Verfügung stellen, an dem man seine eigenen Schmerzen abreagiert.  

Ich kann nicht länger ihre Schmerzen für sie tragen. Ich muss mich um mich selbst kümmern.

 

So sehr ich mich auch manchmal darüber beklage, dass mir das alles passiert ist, noch viel mehr frage ich mich, weshalb man mir Hilfe zukommen ließ in Form einer liebevollen Therapeutin, meine Geschwister jedoch hinabstürzen ließ in dieses innere Gefängnis. 

 

Ich habe sie immer geliebt. Und ich weiß, dass auch sie mich lieben. Doch jetzt gilt es, mich selbst zu schützen. Damit meine Seele in Ruhe heilen kann. 

Sie wird ruhen. Und wer weiß, vielleicht finden die beiden sich eines Tages mit blutendem Herzen zu meiner Tür. Dann, wenn auch ihr Tor sich öffnet, ja dann werde ich für sie da sein.

 

Vielleicht wird das aber niemals geschehen. Vielleicht wird ihr Tor für immer verschlossen bleiben. Dann werden sie eines Tages mit ihrer zerbrochenen Seele in Einsamkeit sterben oder sollten ihnen Kinder geschenkt werden, dann werden sie weitere zerbrochene Seelen auf dieser Erde hinterlassen.   

 

Ich würde euch bald in meine Erinnerungen mitnehmen, wenn ihr es mir erlaubt. 

 

Eine schöne Nacht ist hier in Hamburg bereits angebrochen. Es ist ruhig draußen, der Regen hat sich gelegt und viele Fenster des Hauses gegenüber leuchten mit ihren Lichtern nach draußen. Weißes, gelbes, rotes Licht. So wie auch auf meinem Tisch sanft Kerzen flackern und mir ein Licht sind.

Euch allen eine schöne Nacht.   

 

 

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Ein weiterer Tag ist vergangen und das Highlight heute war, in Leggings zu Penny zu gehen. 

Mein Kopf ist so müde und das Einzige, auf das ich wirklich Lust habe, ist Essen. Da ich jedoch den festen Willen habe, die zugenommenen Kilos wieder loszuwerden, erlaube ich es mir nicht, mich mit Essen zu trösten. Außerdem weiß ich genau, wie schlecht ich mich danach fühlen würde. Ich würde essen bis wirklich nichts mehr in mich hineinpasst und trotz der Bauchschmerzen würde ich mich immer noch leer und unerfüllt fühlen.

Geraucht habe ich nicht mehr. Man entwöhnt sich schnell und obwohl ich das Verlangen verspüre, meine innere Anspannung zu lösen, ekelt es mich vor Zigaretten.

Ich habe überlegt mit Yoga anzufangen. Vielleicht kann ich damit mein Inneres entspannen und zum Fließen bringen.

 

So viel allein zu sein in meiner Wohnung tut mir nicht gut. Ich sehne mich nach Kontakten, nach Arbeit, nach etwas zu tun. Mein Kopf wird jeden Tag müder.

 

Nächste Woche habe ich ein Vorstellungsgespräch, leider nicht in Hamburg. Es ist eine der Stellen, die ich innerlich bereits aufgegeben hatte. Mal schauen, was dabei herauskommt. 

 

Meine derzeitige Situation belastet mich, aber das ist völlig normal. Es geht mir nicht gut, aber ich bin nicht depressiv.

Ich spüre jetzt sehr deutlich, dass es für meine geistige Gesundheit wichtig ist, etwas zu tun zu haben und Menschen um mich zu haben.

 

Ich weiß, dass in allem, was einem widerfährt, ein Sinn liegt. Als ich vor einem Jahr zwei Monate lang arbeitslos war und mir die Hand gebrochen hatte, da öffnete sich das Tor zu meiner Erinnerung und ich schrieb das Buch.

Doch im Moment verschließt sich mir der Sinn meiner jetzigen Arbeitslosigkeit. Ich kann mich nicht aufraffen, weiter an dem Buch zu arbeiten und Bewerbungen fallen mir unendlich schwer.

 

Ich treibe. Irgendwo im Nirgendwo. In einer völlig anderen Welt. Alles liegt im Nebel. Ich könnte abstürzen, alles verlieren, was ich mir mühsam aufgebaut habe. Wie lange schaffe ich es noch, meine Traurigkeit vor meinem Freund zu verbergen? Wie lange kann ich meine Wohnung und mein teures Fitnessstudio bezahlen? Wie lange noch halten meine Freunde meine seltsamen Launen aus?     

 

Ich verliere mich in meinem Kopf und diese Stimme, die so grausam ist, wird lauter. Sie quält mich. Verfolgt mich, wo auch immer ich bin.

 

Ich habe überlegt, wie ich euch mitnehmen könnte in meine Erinnerungen. Wie ich sie mir am Besten von der Seele schreibe. Wie ich anfangen soll. 

Ich fühle mich im Moment wie damals als ich 18 war. Ich war bereits seit 2 Jahren auf dem Internat und hatte in meinem Heimatort keine Kontakte mehr. Wenn ich an den Wochenenden oder in den Ferien zuhause war, saß ich Abend für Abend in meinem Zimmer und versuchte in der Stille und Einsamkeit nicht verrückt zu werden. Man sprach nicht mit mir und so verbrachte ich Stunde um Stunde in Isolation. Manchmal malte ich Bilder oder schrieb Texte. Aber es kam immer der Moment, in dem der kreative Fluss ein Ende hatte und dann saß ich im Sessel neben dem Schreibtisch, mit angezogenen Beinen und versuchte, die aufsteigende Leere und die Schmerzen in meiner Brust zu ertragen. Doch schließlich ging ich in jeder dieser Nächte etwas mehr verloren.  

 

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich es bereits aufgegeben, Halt bei meiner Mutter zu suchen. Denn jedes Mal, wenn ich nach ihrer Hand griff, griff ich ins Leere und sie ließ mich hinabstürzen ins Nichts. Da war niemand. Es war leer. Tot. 

 

Einmal ritzte ich mir eine Wunde auf den Unterarm, tauchte meine Fingerkuppe in das herausfließende Blut und bemalte damit mein Gesicht vor dem Badezimmerspiegel. Ich wusste nicht, ob ich am Leben oder tot war. Mit dem getrockneten Blut im Gesicht legte ich mich auf den Fußboden und starrte an die Decke.

 

Wie soll ich beginnen, euch zu erzählen? Wie gerade eben, habe ich euch immer wieder nur einzelne Erinnerungsfetzen gegeben, euch in einzelne Szenen mitgenommen, deren Davor und Danach für euch verschleiert ist.

 

Das große Ganze. Die ganze Geschichte. Dafür werde ich mir ein Herz nehmen und beginnen. Es fällt mir so schwer, denn ich habe Dinge getan, für die ich mich schäme, die ich mir nicht verzeihen kann. Ich war ein Teil dieser grausamen Welt und bin mit ihr verschmolzen. Sie hat mich zur Komplizin gemacht. Ich habe Schuld auf mich geladen.   

 

Wie soll man jemals mit diesen Erinnerungen leben? Jemals normal leben? Jemals glücklich werden? Ist das überhaupt möglich? Die Erinnerung an das, was man getan hat? Wer man war? Ja, mein ganzes Leben bin ich vor mir selbst weggelaufen, denn dafür gab es einen guten Grund. Die größte Angst habe ich vor mir selbst.  

 

Erinnerungen. Welchen Sinn hatte das alles? Als 16-jährige schrieb ich einmal in mein Tagebuch: Welchen Sinn hat das alles? Ich erkenne keinen Sinn darin. Außer, dass es mir Leid zufügt. 

 

Ich habe Tränen in den Augen. Zwei sind bereits über meine Wangen gelaufen, in die Tiefe gestürzt und in der schwarzen Decke, die mich umhüllt und wärmt, verschwunden. 

 

Ich werde jetzt noch Laufen gehen. Ich will mich draußen lebendig fühlen, wenn der Hamburger Wind und die Kälte mich antreiben mich zu bewegen, damit mein Herz mein warmes Blut durch meinen Körper jagt. 

 

Der Sport wird mich auch dieses Mal retten. Wenn ich mich bewege, muss ich nicht denken, mich nicht erinnern, dann gilt es, nur zu sein. 

 

Bitte entschuldigt meine düstere Stimmung heute. Es werden auch wieder andere Zeiten kommen. Versprochen.

 

Fühlt euch geliebt. 

 

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Seit meinem letzten Post hatte ich eine sehr wichtige, wenn auch schmerzhafte neue Erkenntnis.

 

Bestimmt aber auch behütend führte mich das Leben im Jetzt in eine Situation, welche ich sehr gut aus meiner Vergangenheit kenne, damit ich sie nun genauer betrachten und mich schließlich daraus befreien kann.

 

Es ist die Isolation.

 

Im Moment bin ich aufgrund meiner Arbeitslosigkeit gezwungenermaßen sehr viel allein in meiner Wohnung und habe tagsüber sehr wenig Kontakt zu Menschen. Es ist einfach schrecklich und kaum auszuhalten. Als ich diesen unendlich negativen Gefühlen und Gedanken (sie sind zuweilen so zerstörerisch, dass ich es nicht wage, sie euch mitzuteilen) gefolgt bin, haben sie mich wieder in die Vergangenheit geführt.

 

Ich habe in meinem letzten Posting berichtet, wie einsam ich in meinem Heimatort war. Die Einsamkeit begann jedoch schon lange bevor ich auf ein Internat kam. Mein ganzes Leben lang sabotierte meine Mutter meine Freundschaften und meine sozialen Kontakte. Ich hatte irgendwann niemanden mehr. 

So saß ich stundenlang alleine in meinem Zimmer. Hinauszugehen wagte ich nicht und wollte ich nicht, weil ich nur angegriffen worden wäre. In meinem Zimmer war ich sicher. (Zumeist)

 

Isolation ist eine Form der Folter, welche lange nachwirkt und den Betroffenen verändert.

 

Vor zwei Tagen bat mich eine Freundin, ihr von meiner Vergangenheit zu erzählen. Ich konnte es nur in Bildern ausdrücken.

Ich sagte: Ich bin in einem dunklen Raum, alles um mich herum ist schwarz und ich kann nichts erkennen. Ich will nach etwas greifen, taste in die Dunkelheit hinein, doch da ist nichts. Nichts, an dem ich mich festhalten könnte, nichts, was mir zeigen würde, dass ich selbst nicht auch Nichts bin. Leere Form, lose Materie, welche durch den Raum gleitet. Ich weiß nicht, ob ich tot oder am Leben bin. Ob ich noch atme. Ich bin einfach nur da, oder auch nicht. 

 

So fühlt es sich an, wenn man jahrelang ignoriert wird. Wenn man nicht da ist. Nur ein Geist, der durch den Raum schwebt. 

 

 Es ist die Hölle. 

 

Ich danke dem Leben, dass es mich abermals damit konfrontiert. Jetzt kann ich mich aus dieser Situation befreien. Ich habe liebende Menschen in meinem Leben, lebe in einer Großstadt, in der ich schnell von Punkt A nach Punkt B kann und ich werde bald wieder aus eigener Kraft einen Job finden. Nicht zuletzt gibt es professionelle Hilfe, Anlaufstellen.

 

Damals hatte ich keine Hilfe. Es gab niemanden, an den ich mich hätte wenden können. Wenn ich Hilfe suchte, wurde ich weggeschickt und mir wurde nicht geglaubt. Die vier Wände meines kleinen Zimmers waren meine einzige Zuflucht, außerhalb deren sich die Hölle befand. Doch auch innerhalb rückte mir der Schatten der Einsamkeit, der Isolation, des Nichts zu Leibe, umklammerte mich, drang in mich ein, benebelte mich und zog mich langsam mit sich ins Verderben. 

Ich war ganz allein. 

 

Meine Gefühle dazu sind noch betäubt. Ich war zwar gedanklich wieder an diesem Ort, habe einen Teil des Schmerzes gefühlt, jedoch nicht alles. Ich habe meinen Brustkorb schnell wieder zugemacht. Es ist übermächtig. Es würde mich zerreißen, das alles aushalten zu müssen.

 

Meine Eltern sind gerade in Hamburg zu Besuch und sie verhalten sich immer noch so wie damals. Jetzt bin ich erwachsen, habe sehr viel Wissen und durchschaue sie. Dennoch tut mir ihr Verhalten immer noch sehr weh und zuweilen spüre ich wieder die gleiche seltsame Verwirrung wie als Kind. 

Sogar jetzt sind manche Dinge herzzerreißend. Wie schlimm das für mich als Kind gewesen sein musste. Ich vermag es nicht zu sagen und nicht zu spüren, weil meine Seele auf Hochtouren abspaltete, verdrängte und vergaß. 

Seit längerer Zeit beobachte ich, dass meine kognitiven Fähigkeiten eingeschränkt sind. Ich vergesse sehr schnell und kann mir sehr schlecht Dinge merken. Im Privaten führt das zu manch komischen bis peinlichen Situationen, im Beruflichen ist es eine extreme Schwäche. Ich habe die sehr starke Vermutung, dass es mit meiner Vergangenheit zusammenhängt. 

 

 

Meine Eltern machen mich sehr traurig. Ich bin traurig. 

 

Und ich habe schon vor längerer Zeit beschlossen, sie aus meinem Leben zu bannen, so wie meine Geschwister.

 

Ich möchte nicht, dass meine Mutter eines Tages, wenn ich im Hochzeitskleid vor dem Spiegel stehe, einen giftigen Spruch über meine Figur macht und ich mich den ganzen Tag, obwohl es mein Tag ist, unwohl fühle. Ich will nicht, wenn ich irgendwann einmal schwanger sein sollte, dass meine Mutter ihr Gift bis in meinen Bauch zu meinem ungeborenen Baby trägt. 

 

Sie haben mein Leben nachhaltig zerstört. Es hat nicht gereicht, das alles zu überleben. Es kostet mich all meine Kraft mein zerfetztes Selbst, meine zerbombte Stadt, meine kranke Seele zu heilen, Stück für Stück und Stein um Stein aufzubauen, zu gesunden. Ganz zu werden. Aus diesen abertausend kleinen Stücken, in die ich zersprungen bin, als ich immer und immer wieder geprügelt zu Boden fiel.

 

Es schmerzt mich unendlich. So unendlich. 

 

Ich hatte letzte Nacht einen Traum. Ich ging mit meiner Familie eine Straße entlang. Wir hatten ein Ziel, doch ich fiel zurück und blieb stehen, fasste mir an die Brust, an die Stelle an der mein Herz schlägt, hielt mit der anderen meinen Bauch. Ein Schmerz in mir erlahmte mich. Mein Vater kam zurück und fragte: "Wieso gehst du nicht weiter? Was ist los mit dir?"

 

Ich flüsterte: "Ich kann nicht. Es tut zu weh. Selbst nach all den Jahren tut es noch weh. Ich kann es nicht vergessen, was ihr getan habt." 

 

Ich sagte ihm das, obwohl ich wusste, dass er es nicht verstehen würde. 

 

So lange Zeit wünschte ich mir, dass sie eines Tages verstehen würden, welches Leid sie angerichtet haben. Das wird nie passieren.

 

Es wird hierfür keine Gerechtigkeit geben. Sie werden damit davonkommen und ich werde mein Leben lang von den Erinnerungen heimgesucht werden.

 

Ich bin seit ein paar Tagen sehr müde. Es arbeitet in mir. Das alles. 

 

 

Aber für den Rest des Abends will ich etwas Schönes erleben.

Ich werde mich jetzt noch duschen, das Kokosöl aus meinen Haaren waschen, welches mir so gut tut, mich am warmen Wasser wärmen und danach zum Fußball schauen fahren. Der HSV spielt heute und natürlich muss ich meinen Freund und unser Team unterstützen :) 

 

Seid ebenfalls gut zu euch heute. Fühlt euch geliebt

Candygirl

 

 

  

 

 

  

 

 

    

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Heute habe ich zur Abwechslung etwas erfrischend Anderes zu berichten, als die zuletzt meiner Arbeitslosigkeit entsprungenen leicht depressiv verstimmten, düsteren Geschichten, in denen sich negativer Gedanke und negatives Gefühl in mir selbst verzehrten wie ein Ouroboros.  

Heute also das Kontrastprogramm zur Leggings, vor dem Laptop sitzen und aus Frust schon vor dem Mittagessen das Kalorienziel erreichen. 

Ich bin sehr früh aufgestanden, habe meine Haare in Ordnung gebracht, die gestern gebügelte Bluse angezogen, den Blazer darüber und mich zum ZOB aufgemacht. 

Der Bus brachte mich in eine andere Stadt, wo mich ein Vorstellungsgespräch erwartete. 

 

Dort angekommen, trank ich im Mc Cafe an der Kreuzung neben der U-Bahn-Station noch einen Kaffee mit Sojamilch, weil ich etwas zu früh dran war, aber auch, weil ich nervös und wegen der Müdigkeit aufgedreht war.

 

Die Gegend kam mir grau und leer vor. Ich lief an unbelebt wirkenden Fabrikgebäuden entlang, in einem Hinterhof befanden sich zerbrochene Holzpaletten und als ich die Brücke überquerte hörte ich neben dem Vogelkreischen dieses seltsam nahende, lauter werdende Geräusch von Autos, die schließlich an mir vorbeizischten und den Lärm wieder mit sich nahmen. Als ich die Brücke hinter mir gelassen hatte, befanden sich links von mir stachelige Brombeersträucher und halbkahler, halb mit zarten Blättern behangener, anderer Wildwuchs. Auf der rechten Seite war ein kleiner Schrebergarten und sofort stachen mir die weißen Plastikstühle ins Auge, die sich grell vom unbelebten Restgrau abhoben. 

 

Ich hatte mein Ziel erreicht. Ein umzäunter, grauer Betonriese, der sich groß und mächtig vor mir und über mich aus dem Boden erhob. Aber ich fühlte mich nicht klein.

Nachdem ich mich über Lautsprecher angemeldet hatte, erhielt ich Zugang.   

 

Ich scherzte mit den Sicherheitsleuten, um mir selbst die Angst zu nehmen.

 

Eine Zeit lang wartete ich im Besucherraum, bis ich von einer Dame abgeholt wurde, die mir beinahe nur bis zum Bauchnabel ging. Sie war sehr nett und blieb im Zimmer, während ich anhand einer Frage einen kurzen Vortrag für das Gespräch ausarbeitete.

 

Ich wurde schließlich abgeholt und sah im Vorbeilaufen eine andere Bewerberin, die vor mir das Gespräch hatte. Sie hatte einen perfekten Hosenanzug an, war sehr hübsch geschminkt, ihre Haare glänzten und ihre ganze Erscheinung wirkte sehr sympathisch. Aber ich fühlte mich nicht klein.

 

In dem Raum, in dem das Gespräch stattfinden sollte, befand sich eine lange Tafel, an der bereits vier Frauen im Kostüm und vier wichtige Männer in Anzügen saßen. Vor ihnen lagen viele Zettel und ich erkannte mein Bild auf einem von ihnen. Die wichtigste Person stellte sich und die Anderen der Reihe nach vor sowie die jeweiligen Positionen. Aber ich fühlte mich nicht klein. 

 

Das Gespräch begann. Ich war in meinem Element. Mein Wissen, mein Können, meine Expertise sprudelte nur so aus mir heraus. Fachbegriffe, fremdsprachliche Zitate, Jahreszahlen und geschichtliche Daten verließen meinen Kopf und meine Lippen stimmlich schön aufbereitet als hätte ich mein Leben lang nichts anderes gemacht. 

Ich spürte, dass ich die volle Aufmerksamkeit hatte.

 

Alles lief gut. Bis zu dieser einen Frage.

 

"Was war ihr persönlich größter Erfolg in den letzten zwei Jahren?" 

 

In meinem Kopf ratterte es. Einen beruflichen Erfolg hatte ich ohnehin nicht vorzuweisen und was war in meinem Privatleben gut gelaufen? Dass ich es nach all den Jahren geschafft hatte, einen Mann in mein Leben zu lassen, war zwar ein großer Erfolg auf den ich stolz bin, diese Information erschien mir jedoch als zu intim.

Und dann war da plötzlich diese eine Sache in meinem Kopf.

 

"Es gibt da etwas. Einen sehr großen, persönlichen Erfolg."

 

Ich spürte das Leben in mir aufsteigen, wallend, pulsierend, pochend. Aus meinen Beinen durch meinen Bauch hindurch - es erschütterte mich regelrecht - in meinen Kopf. Beinahe hätte sich diese enorme, zitternde und in mir bebende Anspannung in Form von Tränen gelöst, doch gerade noch rechtzeitig erlangte ich die Fassung zurück. 

"Wissen Sie, das ist sehr emotional für mich," fuhr ich fort. "Ich bin.....Stotterin."

 

Die Augen meiner Zuhörer wurden größer und sahen mich noch aufmerksamer an als zuvor. Es war eine völlig überraschende Information, denn bis dahin hatte ich nur einen winzig kleinen Hänger gehabt. Unmerklich. Man hätte mich niemals für eine Stotterin gehalten.

 

"Ja, ich bin Stotterin. Bei wissenschaftlichen Vorträgen stottere ich nicht. Deswegen hat es im Studium niemand gemerkt. Während des Studiums lebte ich sehr zurückgezogen, hatte keine privaten Kontakte, keine Freunde. Nur meine Bücher und die Bibliothek. Dort war ich glücklich.

Aber ich lebte für mich allein, denn ich hatte diese Minderwertigkeit in mir, dass ich nicht richtig funktioniere. Treffen in Restaurants zum Beispiel waren für mich die Hölle. Denn ich stottere nur bei emotional be- be- be- be- bei diesem Wort stotterte ich zum ersten Mal richtig - behafteten Dingen. 

Nach dem Studium zog ich nach Hamburg und bei einem Praktikum merkte ich zum ersten Mal, dass ich meine Vermeidungsstrategien nicht einen ganzen Tag lang aufrecht erhalten kann. Ich wusste, dass ich mir Hilfe suchen musste. Und so schloss ich mich einer Selbsthilfegruppe an. Das waren meine ersten richtigen Freunde. Seither gehe ich offen mit meinem Stottern um und habe mir ein stabiles soziales Netz aufgebaut. Ich habe viele Freunde. Und ich bin glücklich. Ja, ich bin glücklich.  

Das war mein größter Erfolg in den letzten zwei Jahren." 

 

Niemand kommentierte meine Offenbarung, jedoch spürte ich, dass man mir mit einem liebenden Herzen gefolgt war. 

Das Gespräch ging weiter und einer der Männer sprach von einer anderen ausgeschriebenen Stelle, die noch besser zu mir passen würde und ob ich mich darauf ebenfalls beworben hätte. Ich verneinte, da ich die Frist um zwei Tage verpasst hatte. 

"Das lässt sich ändern."

 

Nun komme ich für beide Stellen in Frage. 

 

Als ich später durch die Stadt lief, fühlte ich mich seltsam. Ich hatte meinen Brustkorb vor völlig fremden Menschen geöffnet und überlebt.

 

Auf der Busfahrt zurück genoss ich die weiten Ebenen des Nordens, den hellblau gemalten Himmel mit den weißlich zerfließenden, sich immer verändernden Wolkengebilden, die gelben Rapsfelder, die braunen Äcker, die sehnsüchtig auf ihre Befruchtung warten und die grünen Wiesen, die voller Freude strahlen, dass sich ihre Gräser wieder vor der Sonne verneigen dürfen. Stundenlang könnte ich der Welt einfach nur zusehen, wie sie schön ist.

 

Als wir Hamburg näher kamen, fing der Regen an. Wie ich ihn liebe, den Hamburger Regen. Er reinigt mich und in ihm zerfließe ich.

 

Ich liebe diese Stadt. Ja, ich liebe sie. Und ich habe eine Entscheidung gefällt. Sehr wahrscheinlich wird ein Pendeln nicht möglich sein, sollte ich diesen Job bekommen. Und so habe ich mich entschieden, darauf zu verzichten. Ich werde in Hamburg bleiben. Und ich werde auch nicht mehr so viel jammern, versprochen. Denn diese Stadt ist das größte Geschenk für mich, dieser wunderschöne Hafen, der Wind, der all die Sorgen mit sich trägt, der Regen, der mich reinwäscht, die Freiheit, die Verrücktheit, das Schicke, das Dreckige, das Alles-was-man-sucht-wird-einen-hier-finden-Gefühl.


Das ist meine Liebeserklärung an diese Stadt! 

Für was seid ihr dankbar?

Ihr liebenden Herzen, ich bin von Dankbarkeit erfüllt. Danke! 

 

Candygirl     

 

 

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Hi Candygirl,

schöne und sehr persönliche Texte von dir, die ich immer gerne lese. Ich bin sehr zuversichtlich, dass du mit deinem Buchprojekt durchaus Erfolg haben wirst. 

Dankbarkeit ist ein schönes Thema. In meinem Alter steht hier sicherlich an erster Stelle die Gesundheit.

Bin in jungen Jahren viel gereist und war vor allem in sehr armen Gegenden in Afrika und Asien. Wenn man sieht wie dort die Menschen um Ihre täglichen Grundbedürfnisse kämpfen müssen und wie unsicher das Leben dort ist, weiß man viele Selbstverständlichkeiten bei uns sehr zu schätzen. 

LG Hulahoop

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vor 10 Minuten schrieb Hulahoop:

Bin in jungen Jahren viel gereist und war vor allem in sehr armen Gegenden in Afrika und Asien. Wenn man sieht wie dort die Menschen um Ihre täglichen Grundbedürfnisse kämpfen müssen und wie unsicher das Leben dort ist, weiß man viele Selbstverständlichkeiten bei uns sehr zu schätzen. 

LG Hulahoop

Leider ist der Mensch aber "dumm" was sowas angeht. Die Probleme und Sorgen sind immer relativ zu dem, was dich umgibt und Standard ist. Natürlich kann man sich immer wieder darüber bewusst werden, wie gut man es doch hat, allerdings wirst du langfristig nicht glücklich als Arbeitsloser wenn du dir andere Ziele gesteckt hast und dein soziales Umfeld Karriere macht.

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Ich hatte in der letzten Zeit wieder Höhen und Tiefen.

Leider hatte ich wieder einen Zigaretten-Rückfall, aber das ist nur eine zeitlich begrenzte Angelegenheit. Zu sehr spüre ich mittlerweile, wie es mich zerstört.

Vor zwei Wochen war ich beim Yoga. Es hat mir sehr gut getan und ich werde das nun regelmäßig machen.

Am Dienstag erfahre ich, ob ich die Stelle kriegen werde. für die ich mich vor zwei Wochen vorgestellt hatte. Ansonsten war bisher keine einzige meiner Bewerbungen erfolgreich. Frustrierend. Arbeit ist so unendlich wichtig. Und da ich im Moment im Außen keine Arbeit habe, muss ich mir selbst Arbeit verschaffen. Ich werde heute das Dokument mit meinem Manuskript öffnen und weitermachen, wo ich vor einem Jahr aufhörte. 

Das Anfangen ist so unendlich schwer, aber ich kenne mich: Wenn ich erst einmal drin bin, werde ich stundenlang darin versinken. Und mich erfüllt fühlen.

Es sind noch einige Dinge passiert, welche zu Erkenntnissen führten, aber ich bin ehrlich gesagt zu kraftlos, um das mitzuteilen. Ich hatte die ganze Woche über eine Blasenentzündung, weswegen ich auf den Sport verzichten musste. Ohne Sport habe ich irgendwie auch für alles andere keine Energie. 

Wie es mir mit dem Manuskript ergeht, teile ich euch aber bald mit. Ich muss mir zuerst einen Überblick über die Baustellen verschaffen. 

Genießt die leuchtend grüne Blätterwelt da draußen, so wie auch ich sie beim Schreiben mit Ausblick in den Hof ebenfalls stets vor Augen und im Herzen habe.  

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Danke für das Lied, botte. Es soll mich heute begleiten.

 

Ich habe vor einer Stunde die Absage bekommen für den Job, für den ich mich vor drei Wochen vorgestellt hatte.

 

Getaumelt, gestürzt, dahingeschrammt auf kieseligem Grund.

So zumindest will es mir mein Verstand weismachen.

Doch etwas tief in mir sagt mir: Glaube weiter fest an die Magie, den Zauber, das unergründliche Wunder, welche diese, meine, unsere Welt im Innersten zusammenhält. 

 

Ja, ich zweifle. Da ist eine dunkle Macht, die Zweifel in mir hegt und nährt. Negative, düstere Schattengebilde, die sich meines innewohnenden Schmerzes bedienen und sich meiner Gedanken bemächtigen, mich zuweilen so sehr verzweifeln lassen, dass ich meine gesamte Lebensfreude verliere. 

 

Doch ich weiß, dass die Liebe und die Glückseligkeit, das Gute in mir stärker ist. Dass ich weiter fest daran glaube, dass das Universum meinen Lebensverlauf lenkt und es nur fröhlich darüber lächelt, welch ungeheure Wichtigkeit die Welt da draußen den Lücken und den Wirrungen meines Lebenslaufs beimisst.

 

 

Ich erinnere mich an die Verzweiflung vor genau einem Jahr, als ich eine Wohnung nicht bekam, von der ich glaubte, nur jene könne für mich bestimmt sein und mich glücklich machen. Einen Monat später bekam ich eine viel Schönere in einem lebendigeren Stadtteil und mit viel besserer Verkehrsanbindung.

Oder letzten Winter, als ich in meinen einsamsten Stunden das immer liebende Universum um die sofortige Erfüllung meiner Sehnsucht nach Nähe erpresste, andernfalls drohte ich, mit der Weigerung meine Bestimmung zu erfüllen. Nur kurze Zeit später trat jener Mann in mein Leben, nach dem ich mich so lange verzehrte. 

 

Und auch jetzt weiß ich, dass etwas Besseres auf dem Weg zu mir ist. Etwas Besseres als ein großer, grauer Bunker, mit düsteren Anzugmenschen, die fest in Form und Farbe ihre Gedanken eingemeißelt haben, in dessen Abdruck ich mich selbst hineinlegen müsste - ohne dass meine eigenen Gedanken frei fließen dürften. 

 

Es gilt für mich jetzt, jener dunklen Macht zu widerstehen, ihren Einflüsterungen keinen Glauben zu schenken und unbeirrt meinen Weg zu gehen, so wie sich auch Harry Potter im Kampf gegen den dunklen Lord mit dem Satz "Du bist der, der schwach ist. Du wirst nie wissen, was Liebe ist. Oder Freundschaft. Und deswegen kannst du mir nur leid tun" befreit. Beistand hatte er von Dumbledore: "Harry, es kommt nicht darauf an, worin ihr euch ähnelt, sondern worin ihr euch unterscheidet." Ich werde nicht die Finsternis meiner Mutter als meine Eigene anerkennen. Selbst jene Dinge, die sie auf mich übertragen hat und die sich jetzt in mir offenbaren und mir Angst machen, besitzen nicht die Übermacht. Denn in mir ist auch Güte, Liebe, Vergebung und Mitgefühl. Niemals könnte ich ein Wesen bewusst oder unbewusst verletzen, ohne Reue zu empfinden und es in seinem Schmerz am Boden liegend sich selbst überlassen.    

So wie düstere Wolken aufziehen und den Himmel verdunkeln, die Zweiglein und Blätter der Bäume in der kalten Luft erzittern, aus Angst die Sonne zu verlieren, so wird jener Schauer dennoch vorübergehen und einem warmen, sonnigen Sommertag weichen, uns alle beinahe vergessen machen, welch Kälte wir erdulden mussten.

 

 

Zuweilen sprach ich heute in Rätseln zu euch, denn es ist nicht die Zeit, jenen verborgenen Teil, den ich seit einigen Jahren mit mir trage, zu offenbaren. Vielleicht wird diese Zeit niemals kommen. Vielleicht.   

 

Aber es geht weiter. Voller Glauben. Zuversicht. Liebe. Vertrauen. Es geht weiter. Immer.

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Es tut mir leid, Candygirl, dass du den Job nicht bekommen hast! Ich drücke dir die Daumen, dass es mit einem anderen Job klappt. Jemand wie du, der nicht wirklich stabil steht, braucht eine Arbeit, auch in sich selbst zu definieren. Ich jogge sehr für dich, dass du bald wieder auf einen Chef schimpfen kannst. 

bearbeitet von Bernd-das-Brot

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Am 28.4.2016 um 21:54 schrieb Candygirl:

 

 

Die Augen meiner Zuhörer wurden größer und sahen mich noch aufmerksamer an als zuvor. Es war eine völlig überraschende Information, denn bis dahin hatte ich nur einen winzig kleinen Hänger gehabt. Unmerklich. Man hätte mich niemals für eine Stotterin gehalten.

 

"Ja, ich bin Stotterin. Bei wissenschaftlichen Vorträgen stottere ich nicht. Deswegen hat es im Studium niemand gemerkt. Während des Studiums lebte ich sehr zurückgezogen, hatte keine privaten Kontakte, keine Freunde. Nur meine Bücher und die Bibliothek. Dort war ich glücklich.

Aber ich lebte für mich allein, denn ich hatte diese Minderwertigkeit in mir, dass ich nicht richtig funktioniere. Treffen in Restaurants zum Beispiel waren für mich die Hölle. Denn ich stottere nur bei emotional be- be- be- be- bei diesem Wort stotterte ich zum ersten Mal richtig - behafteten Dingen. 

Nach dem Studium zog ich nach Hamburg und bei einem Praktikum merkte ich zum ersten Mal, dass ich meine Vermeidungsstrategien nicht einen ganzen Tag lang aufrecht erhalten kann. Ich wusste, dass ich mir Hilfe suchen musste. Und so schloss ich mich einer Selbsthilfegruppe an. Das waren meine ersten richtigen Freunde. Seither gehe ich offen mit meinem Stottern um und habe mir ein stabiles soziales Netz aufgebaut. Ich habe viele Freunde. Und ich bin glücklich. Ja, ich bin glücklich.  

Das war mein größter Erfolg in den letzten zwei Jahren." 

 

Niemand kommentierte meine Offenbarung, jedoch spürte ich, dass man mir mit einem liebenden Herzen gefolgt war. 

Ich nehme an, dass du das auch genau so gesagt hattest? 

Dieser, für Dich wichtige Punkt solltest du so nicht mehr darlegen meiner Meinung nach!

 "Die ersten richtigen Freunde in einer Selbsthilfegruppe, das erste mal glücklich".  

Das ist schon ein Risiko für ein Unternehmen, weil die nicht wissen, ob du nach der Probezeit nicht irgendwann wieder unglücklich wirst, weil die Selbsthilfegruppe zumacht oder ähnliches und dann wird es schwer dich raus zu hauen aus dem Unternehmen. 

Ich weiß nicht, worauf du dich beworben hast, aber nur, weil da Menschen saßen, die du abgeholt hattest (menschlich), heißt es noch lange nicht, dass die hinterher kein Risiko gesehen haben in Dir. Personaler sind nicht deine Freunde, denen du dein Herz ausschütten solltest!

Ich kenne diese Verlockung, dass man sich in einer freundlichen Ambiente fallen lässt und zu ehrlich wird. Ist vielleicht auch ein Grund, warum man bei Bewerbungsgesprächen auf bequemen Lederstühlen sitzt und auf der eigentlichen Arbeitstelle so nen abgefuckten Bürostuhl unterm Arsch hat. 

Es geht nicht nur um die Fachexpertise, die du ja zu haben scheinst,  sondern auch ob der Bewerber überhaupt ins Unternehmen passt und wie die sozialen Fähigkeiten sind.   

Ich gehe davon aus, dass das der Knackpunkt war!


Sprüche wie, "Ja, da haben wir noch ne andere Stelle frei, die besser passt zu Ihnen" ist für mich schon eine indirekte Absage gewesen. 

Bewerbungsgespräche sind auch ein bisschen wie so ein Game zwischen Mann und Frau.  Du warst jetzt der Mann und das Unternehmen die Frau. 

Frau hat gedacht, ja, der ist zwar super ehrlich, aber der hat Leichen im Keller!

"Next" 

bearbeitet von ordem e progresso
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ordem e progresso,

 

ich gebe dir völlig recht. Das war ein Fehler. Wenngleich ich es auch nicht bereue. Was nicht heißen soll, dass ich daraus nicht lernen würde. Beim nächsten Mal werde ich vorab trainieren, mich nicht mehr emotional zu präsentieren, sondern auch bei dem Thema "Stottern" - was ich auf jeden Fall immer ansprechen will - professionell zu bleiben. 

Es gibt auch einen weiteren Grund, weswegen ich abgelehnt wurde. Dieser Grund bestätigt mir jedoch die Wichtigkeit meiner Forschungstätigkeit. Gestern war ich kurz so gekränkt von der Absage, dass ich beinahe meine Bücher weggeräumt und damit mein Wissen ein für alle Mal begraben hätte. Heute jedoch weiß ich, was ich tun kann.

 

Chancen schaffen. Aktiv werden, denn dann beginnt die Magie. 

Die Zeiten sind nicht leicht. Im Allgemeinen. Ich bin nur ein Teil einer unruhigen, sich verändernden Energie.

Meine Therapeutin sagte am Beginn meines Studiums zu mir: "Eines Tages wirst du deinen Teil dazu beitragen. Du hast Gewalt in der kleinsten Einheit erfahren und erkennst sie nun auch in der Welt." 

 

Es wird sich schon fügen. 

 

 

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Sehr schön geschrieben die Sache mit dem Licht. Genau diese Fragen stelle ich mir bei meiner Oneitis auch, aber gut, bei mir ist das erst 4 Wochen her, vielleicht seh ich das in ein paar Monaten ganz anders, bezweifel ich aktuell aber. 

 

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