Die bösen Franzosen - Baudrillard, Deleuze, Lyotard, Foucault

15 Beiträge in diesem Thema

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Dem Interesse zum Trotz, tue ich mich schwer mit den Franzosen.

Als Nicht-Philosoph, aber Interessierter, daher eine Frage in Erwartung aufrichtiger Antworten:

Lohnt sich die Lektüre?

Wessen Leben wurde durch einen dieser Herren ernsthaft bereichert?

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Ein Fehler den viele "Laienleser" bei geisteswissenschaftlicher Literatur, insbesondere bei modernen Theoretikern und Philiosophen machen, dass sie damit ihre Persönlichkeit weiterentwickeln wollen. Doch darum geht es hier nicht. Sondern, wenn dann um reinen Erkenntnisgewinn. Das sind Theorien, Erklärungsansätze über die Gesellschaft. Natürich alles abgehoben, aber trotzdem natürlich wegweisend.

Es ist auch nicht so einfach, da reinzufinden, weil die natürlich nicht bei Adam und Eva anfangen, oder anders gesagt natürlich auch auf Erkenntnissen früherer Denker aufbauen.

Das beste ist, du liest erstmal knappe Überblicke, Einführungen zu den Denkrichtungen bzw. diesen Philosophen. Gibt ja auch oft Einführungsbücher, wo ein anschaulicher Überblick vermittelt wird

Dann entscheidest du dich, ob es dich interessiert oder nicht. Wenn es dich interessiert, dann bereichert es dich. Hier zu fragren, bringt dir nichts, weil es subjektive Meinungen sind. So wie den einen höhere Informatik brennend interessiert, aber dem anderen nicht. Doch individuelle Persönlichkeitsentwicklung wirst du durch die Franzosen/Strukturalisten genauso wenig erfahren, wie nach der Lektüre eines Informatikbuches.

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Danke Jon.

Habe das vielleicht etwas falsch ausgedrückt. Mir geht es in Bezug auf diese Lektüre nicht um "Entwicklung der Persönlichkeit", sondern um reines Interesse an zeitgenössischen Theorien zur Gesellschaft.

"Schizophrenie und Kapitalismus"

"Bartleby oder die Formel"

"Agonie des Realen"

"Mikrophysik der Macht"

"Transparenz des Bösen"

Spektakuläre Titel anerkannter Erklärer der Postmoderne, jener Zeit, deren gefühlte Komplexität nach Erklärern schreit. Kommen die dann im Gewand geistreicher und verführerischer Klappentexte daher, ist es leicht um mich geschehen. Mir dürstet ganz einfach nach Modellen, Theorien, zugegeben vielleicht sogar weniger aus Drang nach der einen Wahrheit, sondern vielmehr als Formgeber vager Phantasien und entfernter Ahnungen. Die Franzosen wussten diese Sehnsucht schon immer gut zu bedienen.

Wie du das allerdings schon sagst, die Ernüchterung folgt meist schnellen Fußes: Statt instant Erleuchtung, findet man sich in einem Gewirr komplizierter Satzkonstrukte, deren Durchdringung (falls den überhaupt möglich, wer kann das schon sicher sagen) nicht nur die Kenntnis der Ideen der letzten 2000 Jahre erfordert, sondern obendrein noch ein auf genau den Autor zugeschnittenes "Wörterbuch", da die sich zur Formulierung ihrer Systeme praktischerweise gleich eine eigene Sprache zulegen.

Meine konkrete Frage daher:

Ist hier irgendwo ein philosophischer Laie zugegen, der aus einem der Werke genannter Herren mit vertretbarem Aufwand befriedigende Erkenntnis gewinnen konnte?

Jon, hast du einen der Autoren gelesen?

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Wenn Franzosen und Französinnen, dann Beauvoir und Sartre. Vielleicht Derrida, Montesquieu und Ponty. Rousseau ...

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Foccault und andere Strukturalisten/postmoderne zum Teil.

Aber wie ich schon sagte, solche Werke, gerade die der 70er u. 80er, sind nichts um sie gleich und soft zzu lesen. Es gibt zahlreiche kompakte Überblicke über das Werk dieswer Autoren oder der einzelnen Schulen und Richtungen. Alles schön und klar erklärt für den Einsteiger, oft auch Studienbücher, die du in jeder Unibib findest. Lese erstmal die und dann steigst du tiefer in die Materie ein. Ohne Vorbildung wird dir auch vieles nicht klar. sein, bzw. checkst du es einfach nicht.

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"Böse" Franzosen?

Wie wäre es mal mit de Sade?

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Ja, de Sade interessiert mich auch. Genauso Georges Bataille. Wahrscheinlich sollte man die sogar zuerst gelesen haben...

Denn genau die Werke dieser Autoren sind es ja, auf Grundlage welcher die genannten Franzosen ihre Analysen über die Gesellschaft anstellen. Das ist ja die Frage: Kann man diese Herren verstehen, ohne eben die Werke von de Sade, Bataille oder Freud verstanden zu haben?

Wahrscheinlich nicht, never ending story....

Übrigens ist es erstaunlich, dass viele der Werke dieser Autoren gar nicht auf deutsch oder englisch erhältlich sind.

Weiterhin erstaunlich finde ich es, warum sich gerade stets die Franzosen so auf diesen Themenkomplex (Macht, Sex, Psychoanalyse, Unterbewusstes) konzentrieren, die Liste ist endlos: Baudelaire, Huysmans, Laeautremont,...

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De Sade hat mit denen eigentich relatv wenig zu tun, genauso Freud.

Wenn du es verstehen willst, lies doch erstmal Einführungsbücher die dir einen echten Überblick bieten. Zum Beispiel:

http://www.amazon.de/Strukturalismus-UTB-Profile-Niels-Br%C3%BCgger/dp/3825231623/ref=pd_cp_b_1

http://www.amazon.de/Poststrukturalismus-Stefan-M%C3%BCnker/dp/3476103226

http://www.amazon.de/Michel-Foucault-Einf%C3%BChrung-Philipp-Sarasin/dp/3885066335

Aber du bist ja stur, das zu überhören. ;-)

Nn gut:

Doch ein Tiopp: Baudrillard hat wissenschaftich nicht ganz sauber gearbeitet und dadurch ist manches eben abgehohebener Stuss. Mach dir doch selbst ein Bild.

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Ist ja gut, wahrscheinlich kommt man um Sekundärliteratur wirklich nicht rum.

Gemessen an der Resonanz hier im Forum, scheinen diese Franzosen in den Geisteswelten dieser Generation allerdings keine Rolle mehr zu spielen. Also alles für die Katz? Sind Foucault & Co. nutzlose intellektuelle Spinnereien, kurze Pflichtpunkte auf gewissen Lehrplänen, ohne jegliche Relevanz für aktuelle Diskussionen?

Wenn ja, warum? Jon, wenn du Foucault wirklich gelesen hast:

Was hältst du persönlich von seinen Ideen?

[sorry wenn ich hier so rumnerve. Aber bin Naturwissenschaftler, mein wahres Herz jedoch hat eigentlich schon immer für die humanen Wissenschaften geschlagen. Umso mehr, als ich erkenne wie die heutige naturwissenschaftliche Arbeit in der Praxis eigentlich aussieht. Da muss ich mir meine Nahrung eben woanders holen....

Und hoffe hier etwas von den Erfahrungen professioneller Geisteswissenschaftler zu profitieren. Die gibts doch hier zuhauf, oder?]

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Die genannten Autoren stehen oft bis zur Haarwurzel in ganz bestimmten Debatten & Traditionen und sind oft dann am meisten interessant, wenn man diese Debatten & Traditionen gut kennt. Ausnahme Foucault, der hat auch historische Werke geschrieben, etwa sein Sexualität & Wahrheit-Zyklus.

Du scheinst - wie viele Menschen heute - mit einer Art Geheimwissen- & Superhelden-Interesse daranzugehen, sprich, Du erhoffst Dir kryptisch-geniale Einsicht von Superhelden-Denkern. Damit ist die Enttäuschung schon vorprogrammiert. Die "spektakulären Titel" und die Postmoderne konnten die Schecks nicht einlösen, die sie ausgestellt haben.

Ich würde eher von einem konkreten Erkenntnisinteresse her an solche Theoretiker herangehen statt einem idolisierten Popstar zu folgen. Entwickle zuerst eine Frage und dann suchst Du Dir die Autoren, die Dir die beantworten, vor allem die klassischen, althergebrachten. Bspw. wenn Dich der Kapitalismus interessiert, dann liest Du Marx, Hayek, Friedman, Schumpeter (oder ein entsprechendes Übersichtswerk), und ein paar der neueren wie David Graeber, Harold James, Piketty etc. Davon hast Du mehr als von Deleuze.

Foucault hat sicherlich dramatisch mehr Wirkung gezeigt und wird auch in 50 Jahren noch mehr gelesen werden als Deleuze, Lyotard oder Derrida.

Jon hat mit den Einführungen völlig recht. Ansonsten ist das zwar möglich, aber enorme Zeitverschwendung. Ein guter Einstiegstext von Deleuze ist "Rhizom" und von Foucault "Die Ordnung des Diskurses" und "Was ist ein Autor". Die Wikipedia-Seiten können Dir da als Einstieg dienen. Lyotard und Baudrillard habe ich nicht glesen.

Stichwort Postmoderne & Gegenwart: Ich persönlich finde Giorgio Agambens Homo Sacer-Projekt viel spannender und aktueller und vor allem solider als die genannten Franzosen. Bevor man Agamben liest, sollte man aber ein paar Sachen von Carl Schmitt, Walter Benjamin und Foucault gelesen haben, aber das geht relativ fix.

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Ist ja gut, wahrscheinlich kommt man um Sekundärliteratur wirklich nicht rum.

Gemessen an der Resonanz hier im Forum, scheinen diese Franzosen in den Geisteswelten dieser Generation allerdings keine Rolle mehr zu spielen. Also alles für die Katz? Sind Foucault & Co. nutzlose intellektuelle Spinnereien, kurze Pflichtpunkte auf gewissen Lehrplänen, ohne jegliche Relevanz für aktuelle Diskussionen?

Wenn ja, warum? Jon, wenn du Foucault wirklich gelesen hast:

Was hältst du persönlich von seinen Ideen?

[sorry wenn ich hier so rumnerve. Aber bin Naturwissenschaftler, mein wahres Herz jedoch hat eigentlich schon immer für die humanen Wissenschaften geschlagen. Umso mehr, als ich erkenne wie die heutige naturwissenschaftliche Arbeit in der Praxis eigentlich aussieht. Da muss ich mir meine Nahrung eben woanders holen....

Und hoffe hier etwas von den Erfahrungen professioneller Geisteswissenschaftler zu profitieren. Die gibts doch hier zuhauf, oder?]

Nun, hier melden sich deswegen so wenige, weil es doch recht abgehoben ist. Zum anderen sind e ja Franzosen und nicht Deutsche. Bei der Frankfurter Schule gäbe e gewiss mehr Resonanz...

Ich würde an deiner Stelle auch nicht so sehr mich an einzelnen Namen aufhängen, sondern mehr an einzelnen Geistesströmungen: Strukturalismus Konstruktiviosmus Dekonstruktivismus, wenn dich diese Autoren interessieren.

Was ich Foccault halte, es ist unbestreitbar, dass er einen großen Impuls hat und vieles rochtig ist, aber einiges eben over the Top. Deswegen: Erstmal Sekundärliteratur um das richtig einzuordnen.

Interessanter finde ich Pierre Bourdieu, weil er wesentlich empirischer gearbeitet hat und seine Gesellschaftsanalysen immer noch gelten und wegweisend sind.

Ferner, würde ich dir bei deinem Interesse an Theorien und Analysen der Gesellschaft den deutschen Klassiker schlechthin, der bis heute großen Einfluß hat empfehlen: Max Weber. Viele der heutigen Debatten gehen von seinen Grundlagen aus.

Nun gut, Habermas ist auch zu nennen. Im Gegensatz zum Rest der Frankfurter Schule hat er bis heute einflussreiche Bedeutung, über verschiedenste Fächer hinaus.

Aber auch hier: Erstmal Sekundärliteratur lesen, dann vertiefen.

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Albert Camus!

Seine Werke bringen dich weiter, und können dein Leben verändern.

Gruß

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