Überessen überwinden: Wie man den Diät-Exzess-Kreislauf durchbricht

12 Beiträge in diesem Thema

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Im Thread "Fresssucht heilen" vom Januar 2014 habe ich ein Buch angesprochen.

So ein Grundbedürfnis wie Hunger kannst du auch mit eisernen Willen nur sehr schwer beseitigen können.

Sehr richtig. Lies dazu "Overcoming Overeating" von Jane R. Hirschmann und Carol H. Munter. Alt aber gut.

Gibt's das auch auf Deutsch? Fachjargon und Fachliteratur im Englischen zu lesen ist mir ein Graus!

Jetzt, mit etwas Verspätung:

Overcoming Overeating: How to Break the Diet/Binge Cycle (1988)

Von Jane R. Hirschmann und Carol H. Munter

Ich habe das Buch in einem öffentlichen Bücherschrank gefunden und es gelesen, weil es aus dem Jahre 1988 stammt und demnach 26 Jahre alt ist – und ich wissen wollte – wenn Übergewicht damals schon ein Problem war, wie es geschildert wird und was sich im Vergleich zu heute verändert hat.

Das Erstaunliche: Nichts. Ich finde, dass das Buch noch heute seine volle Gültigkeit besitzt.

Das Problem:

Übergewichtige Menschen werden als ungesund, unrein, unzuverlässig, unglücklich, instabil und nicht liebenswert eingeschätzt. Die Gesellschaft hat eine „Fett-Phobie“ entwickelt. Dabei wünscht sich jeder Mensch, akzeptiert und anerkannt zu werden.

Wer profitiert von der „Fett-Phobie“?

  1. Die Diät-Industrie. Abnehmen und chronisches Diäten sind Teil unserer Kultur, unabhängig von unserem aktuellen Gewicht.
  2. Die Schönheits-Industrie: Von Makeup- und Crème-Herstellern bis hin zu SchönheitschirugInnen.

Woher kommen die Sucht nach Essen und die Fixierung aufs Gewicht?

  1. Menschen, die übergewichtig sind, gehen schlecht mit den Problemen in ihrem Leben um. Sie leben mit ungelösten emotionalen Konflikten und verspüren Enttäuschung, Wut, Neid, Angst um die Zukunft. Um diese negativen Gefühle zu betäuben, essen sie, auch wenn sie nicht hungrig sind und essen weiter, wenn sie gar keinen Hunger mehr haben. Sie essen aus den falschen Gründen, denn sie glauben so ihre Angst bewältigen zu können, sich so zu beruhigen, wenn sie gestresst sind oder sich wohler zu fühlen, statt einsam und traurig. Der Gedanke an Essen lenkt von dem eigentlichen Problem ab. Und: Das eigentliche Problem ist das Überessen und nicht das Übergewicht. Das Problem ist also eine „Verhaltensstörung“, etwas Inneres, nicht das Äußere.
  2. Die meisten Menschen haben sehr wenig Kontrolle in ihrem Leben, daher kontrollieren sie das, was ihnen als einziges und/oder am leichtesten kontrollierbar scheint: Ihren eigenen Körper. Der Mensch mag Regeln, Vorschriften und Struktur. Mit einer Diät fühlen sich Menschen befreiter, weil ihnen einfach jemand eine Liste mit den Dingen, die sie kaufen und essen können, in die Hand drückt. Wer eine Diät macht, bestraft sich für sein vorheriges Essverhalten oder z. B. für seine Faulheit beim Sport. Die Rebellion gegen die eigene Bestrafung nennen wir „Cheat Day“.

Der zwanghafte Esser/die zwanghafte Esserin:

Ein/e zwanghafte/r EsserIn denkt ständig daran, was er als nächstes essen will/darf oder warum und was er nicht essen darf. Mit diesen Gedanken vergeudet er/sie seine/ihre Zeit und hält sich selber davon ab, dass wahre Problem anzupacken. Er/Sie glaubt, dass das Leben besser in einer kleinen Größe ist. Er/Sie fühlt sich unwohl wenn er isst und unwohl, wenn er nicht ist.

Wenn er/sie eine Diät-Regel bricht, fühlt er/sie sich schuldig und außer Kontrolle. Er/Sie hält sich für undiszipliniert und nicht willensstark. Dabei sind Menschen mit einer Essstörung sehr dizipliniert und willensstark: Sie investieren sehr viel Zeit in das Lesen über Ernährung, geben viel Geld für Nahrungsmittel und Diät-Lebensmittel aus, diäten und hungern.

Lösung:

  1. Keine Regeln und Nahrungsmittel-Einschränkungen.
  2. Essen was man will, wann man will und so viel man will.
  3. Wieder lernen, wie man isst:

Der essgestörte Mensch soll eine Verbindung zwischen Hunger und Lebensmitteln herstellen. Nahrungsmittel sollen nur für ihren natürlichen Zweck bei physischem Hunger verwendet werden: um den Körper eines Menschen zu versorgen. Der Mensch soll Hunger und den Bedarf nach Essen bewusst spüren um sich danach auch bewusst genährt zu fühlen und zu erleben, dass er sich selber versorgen kann.

Bevor der Mensch also nach Essen greift, soll er sich fragen „Bin ich hungrig?“ und wenn ja „Auf was habe ich Hunger?“. Mit etwas Übung beginnt man die Signale des Körpers wieder zu verstehen, der Körper sagt einem, ob er Kohlenhydrate, Eiweiß und/oder Fett braucht.

Der Weg dahin:

Der Mensch muss seine Denkweise über den eigene Körper und Essen, Gewicht und Ernährung verändern.

  1. Er muss aufhören, sich selber fertig zu machen, denn wer sich selber fertig macht, isst als Essgestörter hinterher mehr um sich nach der eigenen Attacke an sich selber wieder gut zu fühlen.
  2. Er muss seinen Körper in seiner jetzigen Form mit nicht-wertenden Ansichten akzeptieren. Alle Kleidungsstücke, die zu groß oder zu klein sind, werden aus dem Kleiderschrank ausgemistet, weggegeben und gespendet.
  3. Die Legalisierung von Essen: Nichts ist verboten, der Kühlschrank und die Gefriertruhe sind immer gut gefüllt.
  4. Kulturelle Gewohnheiten wie Frühstück, Mittagessen und Abendbrot werden abgelegt. Wer morgens ein Steak und abends Müsli essen will, soll das tun. Wer nur Lust auf Dessert hat, soll das essen, statt sich erst etwas angeblich „Richtiges“ und dann einen Nachtisch reinzupfeifen. Wenn man nur das Innere eines Brötchens essen will, soll man es machen.
  5. Immer etwas zu Essen dabei haben.

Zu Beginn wird sich der Mensch mit den ungesunden Sachen eindecken, die er sich durch seine Diät verboten hat. Aber mit der Zeit wird er immer gesünder Essen, weil er weiß, dass es keine Zeit mehr geben wird, in der er z. B. auf Chips und Gummibärchen verzichten muss. Sie sind immer verfügbar. Wenn er sie nicht heute ist, kann er sie auch morgen essen.

Gedankenexpermimente:

  1. Du inhalierst Gas, dass es ab jetzt unmöglich macht, dass du ab- oder zunimmst. Wie fühlst du dich?
  2. Stell dir vor, Fett ist hilfreich. Wie dient dir Fett? (z. B. schützt es vor zuviel Nähe von anderen). Und dann denke an Möglichkeiten, wie du selber das tun kannst, was bisher dein Fett für dich getan hat.

Ziel: der zwanglose Esser/die zwanglose Esserin

  • Natürliches Gewicht
  • Wissen, wann man genug gegessen hatten
  • Lebensmittel (z. B. bei einem Restaurantbesuch) auf dem Teller lassen können

Buch-Zusatz:

  • Tipps, wie man mit dem Partner, den Kindern, Verwanden, Freunden und Bekannten darüber spricht, wenn man den Kühlschrank vollkauft, Essen auch mal schlecht werden lässt, bei Feiern nichts isst etc.
  • Tipps, wie man die Probleme, die man versucht wegzuessen, lösen kann.

Und: Komplimente nach einer Diät sind eine Kritik an unserem vorherigen Ich. Daher zweimal überlegen, wem man welches Kompliment macht.

  • TOP 4

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Ziemlicher eso-shit und weit weg von der Praxis ohne science zu sein. Also nichts halbes und nichts ganzes.

Fett-Phobie und diese ganze Opfermentalität geht mir so auf die Eier. Als nächstes bitte thin-privilege.

Die Pauschalisierungen über Dicke, dieter und die Industrie sind ziemlicher Bullshit.

Immer dieses "natürlich", "normal", "gesund" etc. Was ist das genau? Was meint der Autor?

Lese eig nur

Tl,dr: esst was, wann und wo ihr wollt

Führt bei tendenziell Dicken eben zu Übergewicht. Die drücken sich nicht alles was rein, aufgrund ihrer ungelösten Probleme.

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^dann lies es nochmal, hast es obv nicht verstanden. ernsthaft.

grundsätzlich - wirklich ziemlich gut, aber nicht alles: lösungsansätze zB teilweise etwas fragwürdig. ein sehr sehr guter und erfolgreicher coach in der industrie verfolgt bei dieser problematik einen extrem ähnlichen ansatz, hat sich scheinbar stark an dem buch orientiert. und es funktioniert.

die meisten checken die ganze sache nicht bzw. erst zu spät. man muss sich wohl erstmal in dieser lage befunden haben. jemand der immer skinny-faget sein und probleme hat 3k kcal zu essen KANN das gar nicht nachvollziehen.

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Gast lazaros

Es gibt imho kaum Schwierigeres als auf seinen Körper zu hören und diesen bedingungslos zu akzeptieren.

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Gast

Das Erstaunliche: Nichts. Ich finde, dass das Buch noch heute seine volle Gültigkeit besitzt.

Ja. Nein. Jain. Ich denke, es gibt tatsächlich einen Typ Fattie, auf den der Text zutrifft und dort auch hilfreich ist. Aber das ist eben nicht der einzige Grund, warum Leute fett werden, da gibt es noch eine Vielzahl anderer Quietive, sozusagen, weil sonderlich motiviert sind Fette ja seltenst. Als Ex-Fattie und Mitleider diverser Fatties, soon to be Hamplanets und soon to be Ex-Fatties ist heutzutage deutlich prävalenter, dass die Leute einfach nicht wissen, wie richtiges Essen auszusehen hat. Da werden dann Nudeln und Brot in Massen als Gesund angesehen, Fleisch als schlecht, und ja, Gemüse, Gemüse sollte man essen, aber Leute die mehr als 200g Broccoli essen sind verrückt. Da heißt die Lösung einfach facts akzeptieren, anders Essen und ggf. etwas mehr aufpassen, weil man sich den Hormonhaushalt schon mächtig zerfickt hat, was eben auch zeitweise diverse Einschränkungen bedeutet. Scheinbar ist das aber für viele auch ein großes Problem, weil sich erstaunlich wenig Leute gerne Fehler, insbesondere Fehler bei Lifestyle-Entscheidungen eingestehen. Akzeptanz von Dicksein hilft da auch nicht, im Gegenteil, es ist sogar schädlich, weil man heutzutage hauptsächlich mit seinem Umfeld verfettet (oder leaner, meaner und stärker wird, wenn man coole Freunde hat).

So ein bisschen hat der Text daher für mich den Charakter eines Relikts aus einer längst vergangen Zeit, in dem Fett sein noch keine Epidemie war und Leute mit Gewichtsproblemen da wirklich tieferliegende Issues hatten. Heutzutage ist ein bisschen pummelig sein die Norm und die Issues entwickeln sich oft erst mit der Zeit.

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Klingt als ob es diese Fettleibigkeit heutzutage in einer Wohlstandsgesellschaft wo man einfach nur den Kühlschrank aufmachen muss, nicht gäbe.

Man soll einfach essen was man will und wann man will, ist doch natürlich zu essen wenn man grad was findet, die Gummibären wachsen in einer Tüte auf dem Baum, wie bei unseren Jäger- und Sammlervorfahren, man muss zuschlagen wenn man hunger hat und grad mal was fängt, wer weiß wie lange man anschließend hungern muss.

Wer also über Ernährung nachdenkt und sein Essen plant hat eine kranke Essstörung.

Im Prinzip brauch ich gar nicht mehr nachdenken, wenn ich grad lust auf Obst hab, wächst mir ein Zweig mit Trauben in den Mund.

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Das Erstaunliche: Nichts. Ich finde, dass das Buch noch heute seine volle Gültigkeit besitzt.

Ja. Nein. Jain. Ich denke, es gibt tatsächlich einen Typ Fattie, auf den der Text zutrifft und dort auch hilfreich ist. Aber das ist eben nicht der einzige Grund, warum Leute fett werden, da gibt es noch eine Vielzahl anderer Quietive, sozusagen, weil sonderlich motiviert sind Fette ja seltenst. Als Ex-Fattie und Mitleider diverser Fatties, soon to be Hamplanets und soon to be Ex-Fatties ist heutzutage deutlich prävalenter, dass die Leute einfach nicht wissen, wie richtiges Essen auszusehen hat. Da werden dann Nudeln und Brot in Massen als Gesund angesehen, Fleisch als schlecht, und ja, Gemüse, Gemüse sollte man essen, aber Leute die mehr als 200g Broccoli essen sind verrückt. Da heißt die Lösung einfach facts akzeptieren, anders Essen und ggf. etwas mehr aufpassen, weil man sich den Hormonhaushalt schon mächtig zerfickt hat, was eben auch zeitweise diverse Einschränkungen bedeutet. Scheinbar ist das aber für viele auch ein großes Problem, weil sich erstaunlich wenig Leute gerne Fehler, insbesondere Fehler bei Lifestyle-Entscheidungen eingestehen. Akzeptanz von Dicksein hilft da auch nicht, im Gegenteil, es ist sogar schädlich, weil man heutzutage hauptsächlich mit seinem Umfeld verfettet (oder leaner, meaner und stärker wird, wenn man coole Freunde hat).

So ein bisschen hat der Text daher für mich den Charakter eines Relikts aus einer längst vergangen Zeit, in dem Fett sein noch keine Epidemie war und Leute mit Gewichtsproblemen da wirklich tieferliegende Issues hatten. Heutzutage ist ein bisschen pummelig sein die Norm und die Issues entwickeln sich oft erst mit der Zeit.

Dieser Post ist so unwahrscheinlich gut und 100% rautiert.

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Ich sag doch, der is'n intellektueller.....

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Fett sein ist von der Natur so gewollt

Nahrung im Überfluss ist von der Natur allerdings nicht so gewollt

Wir können es also nur verhindern wenn wir unser Gehirn einschalten und unsere Triebe im Zaum halten, durch Disziplin und Willenskraft.

bearbeitet von Alc

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