Sozialverhalten in der Gruppe - Phänomen beobachtet, dass ich nicht einordnen kann ...

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Mal wieder Zeit für 'nen Thread. Grüß Euch!

Was mir in den letzten Monaten/Jahren immer wieder aufgefallen ist, ist ein soziales Verhalten in Gruppen, dass ich mir nicht recht erklären kann. War mir bis jetzt eigentlich wurscht, aber tritt immer wieder auf und ich suche für dieses Verhalten nach einem Begriff, vielleicht gibt's da was in der Psychologie-Fachsprache.

Ich mach's kurz, daher gleich ein Beispiel:

In der Bar. Person X ist der Unterhalter der Gruppe, ständig am Witze reißen, das ist einfach er. Person Y ist der Ruhigere, lässt sich unterhalten und lacht mit.

Anderer Tag, wieder in der Bar. Person Y ist mehr hyper als sonst, eignet sich unbewusst die Eigenschaften von Person X an. Person X wird zu Person Y, ruhiger und passiver. Dieses Phänomen über mehrere Tage hindurch.

2. Beispiel:

Person A ist eher Einzelgänger, braucht nicht so den Trubel. Person B geht gerne fort, in Clubs, Hauptsache viele Leute. Person A macht Tapetenwechsel und sucht wieder die Menschenmenge. Person B wird der genaue Gegenpol.

3. Beispiel:

Person C liest gerne Bücher. Person D nicht. Person C verliert seine Leidenschaft und Person D fängt plötzlich an, sich für Bücher zu interessieren.

In den Fällen haben die Personen immer einen engeren Bezug zueinander. Ich beobachte das bei mir, aber auch bei vielen anderen Personen. Vielleicht weiß jemand mehr als ich.

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Ein Kumpel von mir sagt, dass er sich als extrovertiert und unterhaltsam definiert. Das entspricht seiner Persönlichkeit. Wenn er so sein kann fühlt er sich wohl. Dann ist er mit seiner Freundin zusammengekommen, die noch extrovertierter war. Um da überhaupt Ordnung und Ruhe in die Beziehung hineinzubringen, musste er den ruhigeren, introvertierteren Part übernehmen. Nur wenn sie mal einen ruhigen (schlechten) Tag hatte, konnte er wieder er sein.

Ich nehme an, das Verhalten basiert also immer darauf, dass einer eine Rolle einnimmt, die nicht seiner Persönlichkeit entspricht, er das aber tut, um die zwischenmenschliche Beziehung zu stabilisieren, um eine gewohnte Balance herzustellen und zu halten.

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Menschen passen sich doch immer der Gruppe an in der sie gerade unterwegs sind. Je stärker der persönliche Bezug zur Gruppe desto stärker und damit auffälliger die Veränderung.

Was in der einen Gruppe/Umfeld gewünscht ist, wird in anderen sanktioniert. Dementsprechend unterschiedlich können Menschen sich verhalten, ohne sich wirklich dauerhaft, oder Grundlegend zu verändern.

Ähnlich: Je Extremer das eigene Verhalten desto extremer das Umfeld. Drogenabhängige haben fast nur einen Drogenabhängigen Freundeskreis. Theologiestudenten fast nur gemäßigte, ruhige, enthaltsame Freunde. Einerseits sucht man sich natürlich die Gruppe in der man am ehesten man selbst sein kann, andererseits verstärkt die Gruppe das eigene Verhalten in die eine oder andere Richtung. Ein Alki nach dem erfolgreichen Entzug ist zurück in seinem alten Umfeld stärker rückfallgefährdet als einer der sich neu orientiert.

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Ich meinte das eher so, wie IC das beschrieb. Gibt's 'nen Fachbegriff für sowas?

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Hätte am ehesten Reaktanz gesagt. Passt aber auch nur so halb. Ich denke es hat viel mit rollen zu tun und dass man viel zu sehr neigt seine Rolle als seine Persönlichkeit zu sehen weil das was von einer Person übrig bleibt wenn man ihre Rolle subtrahiert oft nicht als ausreichend empfunden wird. Das ist für viele hart zu sehen dass ihre ich grenzen nicht so stark sind wie gedacht.

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Hätte am ehesten Reaktanz gesagt. Passt aber auch nur so halb. Ich denke es hat viel mit rollen zu tun und dass man viel zu sehr neigt seine Rolle als seine Persönlichkeit zu sehen weil das was von einer Person übrig bleibt wenn man ihre Rolle subtrahiert oft nicht als ausreichend empfunden wird. Das ist für viele hart zu sehen dass ihre ich grenzen nicht so stark sind wie gedacht.

Klingt sinnvoll.

Was mir bei dem auffällt, was roien beschreibt:

Ja, es gibt so eine Art (ganz grob) "zero sum", wo die Rollen dann wechseln.

Aber:

Das tritt (soweit ich das beobachte) nur in SCs auf, die mindestens schwach aufeinander eingespielt sind.

Solange Formationen "jung" sind, können viele Personen viele unterschiedliche Rollen einnehmen oder auch mehrere Personen die gleiche - später differenziert es sich aus.

Festigt es sich dann, setzt die Selbstorganisation ein und es gibt zunehmend differenziertere Rollen - die zwar ihre Personen wechseln können (nein, kein Wortdreher), aber (ganz grob je nach Gruppe) niemals bestimmte (wieder sehr, sehr grobe) Limits überschreiten können.

Die Vorstellung, dass eine abstrakte Rolle in einem nicht sichtbaren, nicht greifbaren und kaum überhaupt erfassbaren Meta-System (sogar noch über der Kommunikationsebene) dann den Menschen in seinem Verhalten verändert, scheint für viele beängstigend. Es bricht ja auch mit dem LB des Individualisimus.

Ich musste dabei an Luhmann denken, irgendwie.

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Gast

Ich meinte das eher so, wie IC das beschrieb. Gibt's 'nen Fachbegriff für sowas?

Polarität.

Die Regel besagt: Wo Licht - da auch automatisch Schatten.

Je mehr man versucht das eine zu unterdrücken, desto stärker wird auch (manchmal unbemerkt) der Gegenpart.

Je mehr Licht man macht, desto stärker wird der Schatten an einer anderen Stelle.

Je mehr man versucht Ordnung zu schaffen, desto stärker fällt einem die Unordnung auf (die andere produzieren).

Also, obwohl man krampfhaft versucht Ordnung zu schaffen, fällt einem immer mehr Unordnung auf. Es ist zwar nicht unordentlicher geworden aber man selbst ist eben penibler geworden.

Deßhalb immer ein gesundes Mittelmaß.

Bei Menschen die sich sehr nahe sind ist es das gleiche. Man geht eben eine Symbiose ein, findet sein, in diesem Moment oder Lebensabschnitt, passendes Gegenstück und balanciert sich gegenseitig aus.

Die Beziehung oder das Verhältnis passt genau dann nicht mehr wenn sich ein Mensch schneller entwickelt als der andere und die Teile nicht mehr passen, beziehungsweise ein Teil im anderen nicht mehr das passende Gegenstück sieht/findet.

Wenn man ehrlich reflektiert, stellt man fest, dass vergangene Beziehungen oder Freundschaften auch immer irgendwo "einen Zweck" erfüllt haben und einem etwas gegeben haben was man in dem Moment gebraucht hat. Seien es für den einen Halt und Sicherheit, sind es für einen anderen vielleicht Abenteuer und Unternehmungen.

bearbeitet von Gast

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