Wenn Menschen "Masken" tragen - Authentizität und Ehrlichkeit

13 Beiträge in diesem Thema

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Hallo Gemeinde,

immer häufiger mache ich folgende Beobachtung (vielleicht auch weil ich besonders darauf achte): Wir sind umgeben von vielen Menschen, die Masken tragen. Im Kölner Karneval wäre dies ja normal, aber es ist der Alltag, in dem wir auf Maskenträger im metaphorischen Sinne stoßen.

Gerade im Job habe ich häufig solche Erfahrungen sammeln dürfen. Dabei habe ich festgestellt, dass es zwei Typen gibt. Diese sind natürlich übersteigert, aber grob lassen sich zwei Extreme ausmachen:

Typ 1 - Der "Maskenmann"

Er wirkt immer neutral bis gut gelaunt. Negative Äußerungen hört man von ihm nicht, höchstens einen Anflug von leichter Ironie. Seine Beziehungen zu den anderen Menschen erscheinen harmonisch, sind aber auch von Oberflächlichkeit geprägt. Er möchte jedermanns Freund sein und wirkt in seiner ganzen Art oberflächlich. Vordergründige Harmonie mit anderen ist ihm wichtiger als seinen eigenen Charakter an den Tag zu legen oder gar anzuecken. Sein Verhalten zeichnet sich durch übertriebene Konformität aus, soziale Programmierung greift bei ihm voll. Zugleich ist er sehr eitel und egozentrisch bis selbstsüchtig. Man hat zwar keine Schwierigkeiten mit ihm aufgrund seiner Harmoniesucht, aber irgendwie kauft man ihm seine ganze Art nicht ab. Man hat das Gefühl, dass er "nicht echt" ist. Vieles, was in Verhalten, Interessen etc. tiefgründiger und exotisch wirkt, ist nur Schein, abgeschaut bei Typ 2 (siehe unten), aber nie wirklich erreicht und auf ehrliche Weise verinnerlicht und gelebt. Versucht man ihm tiefergehende Äußerungen, Meinungen und Emotionen zu entlocken, weicht er elegant aus. Den Blick hinter seine Maske kann er nicht zulassen, zu groß ist die Angst, dass jemand seine scheinbaren "Schwächen", Ängste und Sorgen aufdeckt.

Typ 2 - Der Ehrliche

Auch er ist gut gelaunt und freundlich, aber nicht zu jeder Zeit und nicht um jeden Preis. Seine wahre Gefühlslage trägt er (häufig ungefiltert) nach außen. Er hat keine Probleme, zu zeigen, wenn er wütend ist und äußert, was ihn ärgert. Er drückt seine eigene Persönlichkeit aus und ist ein Typ mit "Ecken und Kanten". Auch Schwächen kann er zeigen, ebenso abweichende Meinungen stark vertreten. Er selbst sein zu können ist ihm wichtiger als Erwartungen anderer zu bedienen und sich konform zu verhalten. Die Menschen spüren, dass dieser Mensch sein "eigenes Ding" macht. Dass dies zu Konfrontation mit seinen Mitmenschen führen kann, nimmt er billigend in Kauf - schließlich gewinnt er etwas, nämlich sein eigenes Ich nach außen tragen zu können. Er möchte somit auch Harmonie im Umgang mit anderen Menschen erreichen und Freunde finden, kann aber damit leben, dass manche ihn "doof" finden. Seine zwischenmenschlichen Beziehungen sind nicht oberflächlich, vielmehr polarisiert er. Während er auf der einen Seite tiefergehende Freundschaften hat mit denen, die seine Vorzüge zu schätzen wissen, gibt es auf der anderen Seite viele, die mit ihm nichts anfangen können und ihn für einen Vollidioten halten. Er wirkt - um es bildhaft zu sagen - nicht wie ein seichtes Gewäser, sondern mehr wie eine Achterbahn, die durch Aufs und Abs gekennzeichnet ist.

Was ich für mich aus dieser Beobachtungen an Lehren ziehe: Ich möchte keine Maske tragen. Ich bemühe mich mehr und mehr, meine wahre Persönlichkeit nach außen tragen zu können. Ehrlichkeit und Authentizität sind für mich sehr wichtige Bestandteile des Verhaltens, auch wenn man Gefahr läuft, einige Mitmenschen damit zu verprellen.

Wie seht ihr das? Findet ihr Leute aus eurem Umfeld in den Beschreibungen wieder?

Auf welcher Seite wollt ihr stehen?

Lohnt es sich, eine Zwischenposition aus beiden Typen einzunehmen, oder strebt ihr Konsequent zu Typ 2?

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Gast

Die Frage und die Gedanken sind ziemlich egal, denn manchmal muss man mit noch viel schlimmeren Menschen umgehen und wenn du es nicht kannst gibt es jemand anderen. Ja und Masken sind total albern, wer braucht denn sowas?

bearbeitet von Swashbuckler

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Es gibt sicherlich etliche Graustufen zwischen diesen beiden Typen, aber ich habe beide Typen (in unterschiedlich starken Ausprägungen) in meinem Umfeld über die Jahre kennengelernt.

Ich selber war bis vor einigen Jahren eine Art "Maskenmann". Sehr Harmoniebedürftig und der Gedanke, nicht angenommen zu werden, war kaum zu ertragen. Allerdings war ich nie eine Art Mitläufer.

Aber sicherlich auch nicht das Gegenteil, also jemand, der gegen den Strom schwimmt. Ich war halt da und zur Not blieb ich einfach stehen.

Ich war weder Mobber, noch Mobbingopfer. Weder beliebt, noch unbeliebt.

Meine ehemalige Schule veranstaltet jedes Jahr ein Ehemaligentreffen. Mein Abijahrgang hat eine Facebook-Gruppe, in der so fast jeder der ca. 100 Mitschüler drin ist. Als die Diskussion vor einigen Jahren aufflammte, wer denn so alles zum Ehemailigentreffen mitkäme, und ich erst kurze Zeit eingetreten war, hat wohl jemand meinen Namen in der Aktivitätsliste gesehen (ich hatte mich an der Diskussion nicht beteiligt, hatte eh keine Zeit) und tatsächlich in die Runde gefragt, wer ich überhaupt sei, er kenne mich nicht.

Das war ziemlich awkward, da ich jeden mit Namen kannte,... ich meine, wir waren nur maximal 100 Leute und haben 3 Jahre miteinander verbracht... aber um das mal zu verdeutlichen, wie ich wohl gelebt haben muss :D

Vor einigen Jahren ist ein Freund von mir sehr jung verstorben. Ab da habe ich angefangen, aktiv an mir zu arbeiten, weil mir das vergegenwertigt hat, wie scheiße kurz so ein Leben ist. Ich habe mich schon vorher mit Persdev auseinander gesetzt, aber die nötigen Schritte nicht unternommen.

Ich liebe Authentizität und authentische Menschen. Ich mag den Umgang, ich mag die Ehrlichkeit. Das sind Menschen, zu denen ich vertrauen aufbauen kann, die mir sagen, wenn etwas falsch läuft. Und vor allem was. Leute des ersten Typs sind mir des Öfteren in den Rücken gefallen, wenn es sich für sie gelohnt hat (deine angesprochene Selbstsucht) oder es ihnen ansonsten geschadet hätte (Mitläufermentalität; nicht als Außenseiter dastehen wollen). Sie meinen oft Sachen anders als sie es sagen. Damit kann ich heute nichts mehr anfangen, habe zu viel Zeit damit verschwendet.

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Sehr guter Beitrag.

Authentische Menschen erkennt man daran, dass sie immer ehrlich sind, auch wenn es weh tut. Sie reden mit dir, als wenn du sie schon jahrelang kennst, obwohl es erst 5 Minuten sind. Bei Menschen, die immer gut aufgelegt erscheinen, ist Vorsicht geboten. Niemand ist immer gut drauf, also muss manches gespielt sein.

Komischerweise beherrschen diese Menschen Ironie und Häme gut, habe ich zumindest bei 3 Leuten festgestellt, die alle diesem Typus angehören. Warum das so ist, weiß ich noch nicht. Vielleicht ist es so eine Art versteckte Wut, die sie als einziges noch zulassen können bei ihrer ansonsten Alles-ist-gut-Maske.

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Authentische Menschen erkennt man daran, dass sie immer ehrlich sind

So ziemlich niemand auf diesem Planeten ist immer ehrlich. Es gibt Situationen in denen Unehrlichkeit nichts mit fehlender Authetizität zu tun hat.

Ich sehe das auch nicht als die von dir beschriebene Zwischenposition, sondern betrachte immer ehrlich sein zu wollen als etwas naiv.

Was nicht heisst das ich deine Gedanken prinzipiell schlecht finde, nur in der Konsequenz zu übertrieben.

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Klar, kleine Notlügen gibt es im Alltag. Nur sollte man bei den wirklich wichtigen Dingen ehrlich sein. Dazu gehört auch, ehrlich seine Gefühle zu zeigen. Das können die Leute mit Maske besonders schlecht.

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Im Job ist das auch ausgesprochen praktisch mit der Maske, das mache ich ganz besonders zu Anfang sehr stark. Man muß nämlich auch erstmal rausbekommen, wer da wie tickt, wem man vertrauen kann und wer eine heimtückische Schlange ist, was an Humor geht und was nicht (die ungeschriebenen Regeln). Ich entscheide dann, wen ich an mich heranlassen möchte und mit wem ich ein rein dienstliches, korrektes Verhältnis wahren möchte. Dazwischen gibt's viele Abstufungen, aber wirklich persönlich bin ich nur mit ganz, ganz wenigen. Das sind dann auch meistens in gewisser Weise Freaks.

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Hier wird für meinen Geschmack zuviel polarisiert. Es ist nicht gut immer authentisch zu sein und offen alles zu zeigen. Eine gewisse Zurükhaltung mit der eigenen Sichtweise kann hin und wieder nicht schaden. Es zeugt für meinen Geschmack auch nicht wirklich von Cleverness zu gunsten von einem diffusen Selbstverwirklichungsdranges auf Konformität zu verzichten. Es gibt im öffentlichen Leben sehr viele Leute und Situationen, denen man besser mit Maske begegnet.

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Typ 1 und stolz! Viele Lebensbereiche funktionieren mMn nur mit Maske. Beruf und Dating sind zwei davon. PU lebt davon.

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Ich glaube, die erfolgreichsten Menschen sind die ohne Maske. Und Mut zum Anecken gehört natürlich dazu wenn man die Maske ablegt. Ich muss Menschen nicht unbedingt vertrauen können, um die Maske abzulegen. Maske ablegen heißt ja nicht, seine tiefsten Geheimnisse zu offenbaren.

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Tief im Herzen, wäre jeder gern ein 100% Original. Davon bin ich überzeugt.

Ich selbst bin diesen Schritt gegangen und habe mich dazu durchgerungen, ein Original darzustellen.

Und das ist nicht ganz so einfach, weil man eben Angst vor "falschen Schlangen", wie hier erwähnt und so weiter hat. Man fürchtet zurückgewiesen zu werden, man fürchtet, dass die gesagten unverblümten Worte an die falsche Stelle geraten.

Da sind soviele Befürchtungen und diese scheinen auch begründet. Deshalb bleiben die meisten neutral (würde sagen 90% eine jeden Unternehmes über 100 Mitarbeiter).

Es ist letztlich einfach dieses Erkennen: Was nützt mir das, wenn ich 8 Stunden am Tag eine Maske trage nur damit ich mich in einer Scheinsicherheit bewege? Eine Sicherheit, welche ich mir letztlich nur selber vorgaukle? Was bringt es mir?

Und was würde es mir bringen, wenn ich jetzt einfach ich selbst bin und jeden behandel als würd ich ihn schon ewig kennen? Was würde es mir bringen, wenn ich ganz ehrlich und direkt sag das Hr. XY, welcher ständig stinkt heute morgen die Klo- mit der Zahnbürste verwechelt hat?

Und ich seh im zweiten Weg einfach viel mehr.. Es ist einfach verdammt erfrischend ehrlich zu sein. Weil du damit Emotionen rauslässt, welche du sonst für dich behälst.

Und wisst ihr was? Durch dieses kosequente ehrlich sein bin ich extrem weit gekommen. Man wird dafür gefeiert und belohnt. Natürlich schaut dich der ein oder andere richtig doof an. Manche sind schon so mit ihrer eigenen Maske vertraut, dass sie das echte in sich selbst nicht mehr wiederfinden. Das ist richtig eklig. Die können dann nicht mehr lachen. Nicht mehr echt lachen. Nicht mehr über sich selbst lachen. Verstehen keine Ironie. Nehmen alles extrem ernst.

Und so wie die, will ich niemals sein. Für kein Preis der Welt! Dafür ist mein Leben zu kurz und zu kostbar!

Das ganze ist ähnlich mit den Frauen. Was bringt dir eine, welche dich nur liebt wenn du entsprechende Bedingungen erfüllst. Wie bspw. Tür aufhalten usw. Fickt euch !!! Entweder mich als Original oder überhaupt nichts!

Vorhang auf!

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Typ 1 und stolz! Viele Lebensbereiche funktionieren mMn nur mit Maske. Beruf und Dating sind zwei davon. PU lebt davon.

so ein Blödsinn.

Natürlich funktioniert es, die Frage ist nur wie lang.

Beruflich: eben so nur so lange bis man mit ner Halbglatze vor dem Arbeitsrechner sitzt und merkt dass man nur hier ist um zu funktionieren > schöne Grüsse von der Midlife Crisis.

Dating: und wie weit bitte? Bis zum Lay? Evtl ne 3-6 Monats Beziehung die im Rosenkrieg oder Frust endet? Wenn das glücklich macht dann bitteschön.

PU setzt genau daran an um diese Masken loszuwerden, den Leuten zu zeigen dass Sie OKAY sind, trotz schiefer Nase, krummen Penis, dicken Bauch oder komischen Akzent.

Peace <3

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30 Jahre Familie, 25 Jahre Unterrricht, 15 Jahre Beruf, 406 langjährige Beziehungen, 2 Jahre PUF (ohne gekauften Status). Sollte für Deine Weisheiten also ausreichen. Ob das echt ist lasse ich mal dahingestellt.

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