Bin ich zu hart gewesen & Was hätte ich sagen sollen? Melde Dich an, um diesen Inhalt zu abonnieren 2 2

[Balduin_Bienlein 77]

Hi,

Vorweg: Ich habe massive Defizite beim Einschätzen und dem Umgang mit Respektlosigkeiten, Sachen die für jeden selbstverständlich sind weiß oder

check ich nicht. Wenn die Frage also doof ist, klärt mich bitte auf.

Vorgeschichte: Bruder hat bei einem Autounfall einen guten Freund sterben sehen und war die Wochen danach vollkommen durch den Wind.

Einmal kam ich mit FB und Freunde rein und er starrte völlig apathisch die Wand an. Er hat erst reagiert, nachdem ich Ihn hart geschüttelt habe.

Er meinte hinterher, er hatte einen Flashback und konnte sich nicht bewegen.

2 Tage später FB und Freunde wieder bei mir. Wir reden über den Unfall. Freund erzählt dass ein Bekannter nach einem Unfall sich übelst die Kante

gegeben und anschließend heftig blamiert hat, indem er jede Frau begrabschte, einen Striptease hinlegte, etc. Mein FB daraufhin: Ja, das geht ja noch,

wenigstens hat er nicht wie ein schwachsinniger Zombie BBs Wand angestarrt.

Ich wurde unglaublich wütend, konnte mich aber gerade noch beherrschen und sagte nix, weil ich fassungslos war. Es gab eine paar Sekunden stille und dann

hat zum Glück jemand das Thema gewechselt. Nach 10 Minuten hatte ich mich wieder gefasst und sagte: "FB, mit deinem Spruch eben hast du eine

Grenze überschritten. Du wirst jetzt sofort gehen, entschuldigen kannst du dich später. Wie kannst du es wagen, vor mir dich über das Leid meines Bruders

lustig zu machen?

Sie und andere versuchen mich zu beschwichtigen, ich schiebe sie nur wortlos zum Flur und setze sie mit ihrer Jacke vor die Tür. Hinterher meinten meine

Freunde dass ich zu hart war, weil sie offensichtlich ihren Fehler sofort eingesehen und aufrichtig bestürzt war. Nun war ich das? Ich empfinde es als

unglaublich schlimm sich über den "Moment der Schwäche" meines Bruders vor allen Witze zu reißen.

2. Situation.

Vater war zu Besuch und wohl etwas verpeilt weil er den Mitbewohner 2,3 mal ausgesperrt hatte (er hatte einen Schlaganfall und daher etwas zerstreut manchmal.

Hinterher saß ich mit ihm und einem dritten im Garten und auf einmal erzählt er davon und bezeichnet meinen Vater als Trottel.

Ich war gelähmt und sagte nix, dritter auch nicht. Was hättet ihr zu ihm gesagt, wortwörtlich?

Ich weiß dumme Fragen, helft mir bitte trotzdem,

BB

[J.R. 404]

Du hast keinesfalls überreagiert. Finde es sogar sehr gut, dass du dich für deinen Bruder eingesetzt hast.

Dem Kumpel von deinem Vater hättest du aber auch etwas sagen können.

Das schlimme ist, dass dein Vater und dein Bruder in diesem Moment die schwächeren sind. Zudem fühlen sie sich dann auch schlecht. Du solltest das nächste mal sofort durchgreifen und nicht warten.

Das du deine FB rausgeschmissen hast finde ich vollkommen berechtigt. Eine Aktion, welche einem Mann würdig ist.

Wie alt bist du und dein Bruder ?

JR

März 31, 2014 bearbeitet von JackRich

[Gast]

"Hör mal, sowas kannst du (zu mir) nicht sagen!"

März 31, 2014 bearbeitet von Gast

[Aldous 9590]

Was hättet ihr zu ihm gesagt, wortwörtlich?

"Bist du wirklich ein Idiot, oder tust du grad nur so?"

Danach Einlauf verpassen und ihm nicht persönlich nehmen.

Also so, wie du es bei deiner FB gemacht hast.

[roter Baron 89]

Nur damit du weiteren Input hast. Ich finde dein Verhalten absolut richtig und hätte ebenfalls so gehandelt.

[ArtOfInsomnia 806]

Gut, dass du dich für andere einsetzt.

Leg deinem Bruder unbedingt eine Therapie nahe. Sowas verarbeitet man nicht 'einfach so' und kann einem noch lange verfolgen. Mit professioneller Hilfe lernt er damit umzugehen. Nicht dass er später beim Autofahren plötzlich Panikattacken oder sonstiges erleidet.

Euch alles Gute!!

[satsang 3362]

Grundsätzlich lasse ich meine Umwelt wissen, was meine Werte sind und was bei mir gar nicht geht. Ich kann schliesslich nicht erwarten, dass die gesamte Menschheit genauso tickt wie ich.

Nachdem jemand gegen meine Werte verstößt, wird er ignoriert. Ich bin kein Affe und schmeisse Leute raus, nur weil sie ihr Hirn auf der Zunge tragen und erst reden und dann denken.

Genauso bin ich kein Ehrenmord Freak und gehe gegen Leute vor, die meine Mutter oder meinen Vater beleidigen. Hat auch was mit meinen Werten zu tun und mit der Gewissheit, dass wenn A was über B sagt , dies nichts mit B zu tun hat, sondern mit A.

Soll heissen, solche Leute sind schon gestraft genug, und da muss ich ebenfalls nicht zum polnischen Türsteher mutieren. Ignorieren leicht völlig.

Aber wie gesagt, jeder tickt anders, daher frage ich mich, was dir so eine Studie/Umfrage bringt?

Gruß

[Balduin_Bienlein 77]

Satsang, hättest du es denn bei einem Verweis belassen? Jedenfalls war ich in der Situation emotional extrem getroffen, weil ich meinen Bruder in den Wochen danach durch seine private

Hölle begleitet habe (Klinik, Panikattacken beim Geräusch von Autos etc), evt war ich auch zu aufgewühlt. Meine "Studie" soll mir Inspiration Beispiele geben, denn leider fehlen mir generell die Worte in solchen Situationen, sogar wenn ich hinterher reflektiere, ein paar Beispielsätze könnten mein Hirn anregen. Deswegen habe ich viel zu oft nichts gesagt, was in Schule

und Praktikumsstelle richtig heftig ausgenutzt wurde.

[satsang 3362]

Emotionale Betroffenheit ist verständlich und keine Schande, keine Frage.

Emotionale Intelligenz ist hier eher das Schlagwort, und wenn du in speziell deiner Situation die Nerven verlierst, ist es nur verständlich. Trotzdem lässt sich die Situation wesentlich souveräner lösen, als durch einen Opfer/Täter Switch. Emotionale Betroffenheit lässt sich generell gewaltfrei signalisieren , zb mit den Worten "das was du gerade gesagt hast, macht mich gerade sehr wütend, traurig"

Danach kann man dem Anderen die Möglichkeit geben nachzujustieren und seinen Fehler zu korigieren. Meistens hat da jemand erst geredet und dann gedacht, kommt vor. Denjenigen dann wegen seiner oder ihrer Dummheit gleich aus dem Leben zu entfernen , dann muss man dann abwägen, ob dieses Verhalten den Perspektivenwechsel stand hält, ala "wie würde ich mich fühlen, wenn ich durch meine Dummheit und Unbedachtheit einen Kontakt verlieren müsste, obwohl mir mein Fehlverhalten nachträglich leid tut" Sicher, einen festen und konsequenten Frame zu fahren ist meistens erstrebenswert, aber wenn die eigene Einstellung dazu führt, dass man vereinsamt, ist es manchmal nicht schlecht, dass man flexibel ist.

Gruß

[Balduin_Bienlein 77]

Das leuchtet ein, mal wieder was dazu gelernt, danke Satsang.

[Kannste Knicken 454]

Ein bißchen over the top war es schon, auch wenn mans verstehen kann. Wie wärs mit einem 'Hey gehts noch?'

[Balduin_Bienlein 77]

Ja stimmt, ein kurzes "Spinnst du?" hätte gereicht. Ich konnte meine Emotionen nicht kontrollieren in dem Augenblick.

Bei Szenario 2 hätte es wahrscheinlich auch gereicht zu sagen, "Spinnst du? Hat dir Mami nicht erklärt, dass man lästern und beleidigen unhöflich ist"

(wobei das auch ein etwas scharfer Ton wäre). Dann wär er schon eingeknickt. Naja, man lernt immer dazu.

[Gast]

Sei doch einfach authentisch, wie du warst. Deine FB und der Bekannte waren es ja auch. Du bewegst dich damit doch absolut im Rahmen dessen, was von der allgemeinen Handlungsfreiheit gedeckt ist.

Und diese Leute, die du zurecht gewiesen hast, werden daraus lernen, das nächste Mal empathischer zu sein. Zumindest halte ich das für wahrscheinlich.

Was du überlegen kannst, ob die Leute solche Aussagen nur getroffen haben, weil sie dich nicht respektieren?! Mir ist jedenfalls ähnliches noch nicht passiert. Aber auch in dem Fall hättest du gut reagiert.

Ich finde es auch ganz gut, dass du nicht unmittelbar direkt ausrastest oder ähnlich cholerisch reagierst, aber dennoch klar deinen Standpunkt vertrittst.