Sozialökonomie / Geld und Macht bestimmen den Partner

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Dieser Artikel sollte einigen die Augen öffnen. Im PU-Forum wird das schon seit Jahren von einigen erfahrenen Männern gepredigt.

Jetzt ist es auch in der Zeit und im Handelsblatt erschienen.

Zugegeben, der Text ist etwas lang, jedoch lohnt es sich ihn durchzulesen.

Unten findet ihr mehrere Artikel. Ich war so frei und hab es übernommen.Lest selbst und schaut auf die Parallelen.

Viel Spaß

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Marcus, der Marathonläufer aus Mainz, will in unseren Einkaufswagen. Holger, der Klassikliebhaber aus Leuna, auch. Und Charly, der Motorradfahrer aus Jena, hofft ebenfalls auf einen Platz. Wo soll das enden? Vor ein paar Stunden haben wir, zwei „Zeit“-Autorinnen, uns in das Dating-Portal „Shop a Man“ eingeloggt. Wir haben uns mit Foto und Echtnamen angemeldet, seitdem werden uns Männer angeboten wie Biersorten im Supermarkt. In unseren Postfächern gehen Dutzende Mails ein mit der Nachricht: „Ein neues Produkt hat sich Dir vorgestellt“.

Die Produkte sind Männer. Wir können Sie sehen in der Fotogalerie des Portals. Neben den Bildern steht eine Tabelle, die uns unter der Überschrift „Marktwert“ über den Anklang informiert, den sie bei der Kundschaft finden. Der Marktwert hängt davon ab, wie viele Frauen sich das Profil der Männer im Detail angesehen haben, wie viele danach das „Like“-Zeichen anklickten und wie viele davon tatsächlich zuletzt „shoppen“ gingen, das heißt: den Mann kennenlernen wollten. Bei Shop a Man können nur Frauen Kundinnen werden.

Auch wir könnten jetzt Charly oder Holger in unseren virtuellen Einkaufswagen packen. „Entscheide, ob er ein Must-have ist oder nur ein Ladenhüter“, fordert man uns auf.

Während wir die Männergalerie checken, werden wir laufend über unsere eigene Attraktivität informiert. „34 Prozent der Frauen haben einen höheren Marktwert als Du“, erfährt eine von uns. Ist das jetzt ein Kompliment? Wir beschließen, dass Holger, Marcus und Charly ohne uns glücklich werden müssen.

Ein Besuch bei Shop a Man fühlt sich an wie ein Gastauftritt in einer Satireshow, unwirklich und schrill. Doch Marcus und Holger gibt es tatsächlich. Und die Liebe, das lehren zumindest ganz unterschiedliche soziologische Untersuchungen, funktioniert teilweise wie ein Markt, mit Rankings nach den Gesetzen des Kapitalismus. „Menschen wägen Alternativen ab und sind sich ihres Tauschwertes stets bewusst“, sagt der Familiensoziologe Norbert Schneider, Direktor des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung. Die israelische Soziologin Eva Illouz hat für diese Entwicklung den Begriff des „emotionalen Kapitalismus“ erfunden. Ihr großes Thema ist, wie sich die Grenzen zwischen Business und Privatleben auflösen. Waren werden mit emotionalen Botschaften verkauft, Paare handeln nach ökonomischen Gesetzen. Sie vermarkten sich und kalkulieren den eigenen Nutzen und den des anderen härter denn je.

Unter Soziologen und Ökonomen, die sich mit Partnerschaften beschäftigen, ist unbestritten, dass Geld, Besitz und Status für Bindungen nach wie vor eine große Rolle spielen – auch wenn frisch Verliebte sich das oft nicht eingestehen. Nichts senkt das Scheidungsrisiko so sehr wie gemeinsamer Immobilienbesitz, hat der Kölner Soziologe Michael Wagner festgestellt: Selbst Paare mit gemeinsamen Kindern trennen sich öfter als Männer und Frauen, die sich Häuser oder Eigentumswohnungen teilen.

Dabei war die Freiheit, ohne gesellschaftlichen und ökonomischen Druck einen Partner zu wählen, nie so groß wie heute. Jahrhundertelang wurden Ehen ganz selbstverständlich allein aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen. Man heiratete so, dass die Höfe der Eltern zusammenpassten oder ein Geschäft erfolgreich weitergeführt werden konnte. Männer suchten sich ihre Bräute nach deren Mitgift aus, Frauen hielten Ausschau nach einem Familienernährer. Geld und Liebe ist eigentlich ein Begriffspaar aus Romanen versunkener Zeiten, als Frauen sich für die gute Partie entscheiden mussten anstatt für das große Gefühl. Das war Stoff für die ganz großen Dramen im alten Europa.

Karrierefrauen leben oft allein – doch das wird sich ändern

Mittlerweile leben 39 Prozent der Frauen in Deutschland vor allem vom eigenen Einkommen. Die Frauenerwerbstätigkeit wächst von Jahr zu Jahr. In sechs Bundesländern sind schon mehr Frauen als Männer berufstätig. In einer von vier Familien ist die Frau die Haupternährerin. Zwar sind die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen in Deutschland noch besonders groß, daran werden in dieser Woche die Frauengruppen am Equal Pay Day erinnern. Aber die meisten Frauen müssten bei der Wahl ihrer Männer eigentlich längst nicht mehr an Geld denken. Auch für die Männer nimmt der ökonomische Druck bei der Partnerwahl ab, weil sie seltener als früher Familien ganz allein ernähren müssen.

Das 21. Jahrhundert könnte also das Zeitalter der Romantiker sein. Wissenschaftler sind nicht so optimistisch, die Spielregeln der Liebe ändern sich zwar, aber der Einfluss der Ökonomie wird nicht geringer, sondern wächst. Im Internet lässt sich besonders gut verfolgen, wie sich der Wandel der ökonomischen Bedingungen auf die Partnerwahl auswirkt. Unausgesprochene – auch unangenehme – Wahrheiten werden dabei sichtbar. Soziologen wie Norbert Schneider haben Dating-Portale und Flirtbörsen beobachtet und dabei vor allem zwei Trends ermittelt. Das Modell „Aschenputtel“, bei dem eine schöne Frau durch die Liebe eines Mannes mit mehr Geld und Status sozial aufsteigt, stirbt aus. Umfragen zeigen zwar, dass Frauen sich immer noch Partner mit höherem sozialem Status wünschen. Die finden sie aber seltener, weil sie selbst oft schon so erfolgreich sind, dass nach oben kaum mehr Luft ist.

Und die Männer? Haben ihre Wünsche angepasst. Vor einigen Jahren erklärten sie in Befragungen noch, dass sie sich vor allem eine „attraktive Partnerin“ wünschen. Sie heirateten überwiegend Frauen mit geringerem Einkommen und weniger beruflichem Erfolg. Arbeitslose Männer blieben oft allein. Und die einsame Karrierefrau war noch vor zehn Jahren ein bedauernswerter Prototyp in Filmen und Fernsehserien, verkörpert zum Beispiel durch Miranda, die rothaarige Anwältin aus Sex and the City, die in einer Folge an einem Speeddating teilnimmt und zunächst nur Abfuhren kassiert. Erst als sie ihren wahren Beruf verschweigt und sich als Stewardess ausgibt, wollen die Männer sie kennenlernen. Frauen in Führungspositionen, das zeigt eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, leben doppelt so oft allein wie Männer. Doch das wird sich ändern.

Inzwischen nämlich ticken zumindest die jungen Männer anders. Das zeigte eine Untersuchung von Jutta Allmendinger, Soziologin und Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin. Um eine Freundin, die nur gut aussieht, wird ein Mann heute kaum mehr beneidet. Eine Umfrage bei 500 Männern und Frauen zwischen 20 und 34 ergab, dass sich mittlerweile drei von vier Männern finanziell unabhängige Partnerinnen mit ähnlichem Bildungsstand wünschen. Vor fünf Jahren noch wollte das nur jeder zweite Mann. „Mittlerweile unterscheiden sich in der jungen Generation die Geschlechter kaum noch in ihren Erwartungen an eine Partnerschaft“, sagt Allmendinger. Nur an der Tatsache, dass Frauen sich für ältere Männer und Männer sich für jüngere Frauen interessieren, habe sich nichts geändert. Aber in den allermeisten Fällen wollen weder Männer noch Frauen die Alleinernährer einer Familie sein.

Das Aschenputtel-Modell: Aufstieg durch die Liebe eines reichen Mannes

Wenn die Menschen anders heiraten, ändert sich die Gesellschaft, genau das geschieht auch jetzt: Die soziale Ungleichheit in der Bevölkerung wird noch einmal wachsen. Für Menschen mit wenig Geld und Bildung fällt nun die Aufstiegsmöglichkeit über den Heiratsmarkt auch noch weg. Dabei hat dieses Muster besonders in Deutschland lange Erfolg gehabt. Krankenschwestern heirateten Ärzte, Stewardessen die Piloten. Die vereinzelten Frauen, die es im Deutschland des vergangenen Jahrhunderts an die Spitze von Großunternehmen schafften, erheirateten sich nach dem Aschenputtel-Modell den Weg dorthin. Die heutige Verlegerwitwe Friede Springer war einst Kindermädchen im Hause Springer, die Bertelsmann-Aufsichtsrätin Liz Mohn fing als Telefonistin an, und Suhrkamp-Gesellschafterin Ulla Berkéwicz war in ihrem früheren Leben eine eher unbekannte Autorin.

Heute haben etwa 80 Prozent der Paare in Deutschland einen ähnlichen Bildungshintergrund, in den Vereinigten Staaten sind es noch mehr, was auch dort die soziale Kluft zwischen Arm und Reich vertieft, wie die Universität von Pennsylvania in einer Studie vorrechnet. Akademiker folgen dem Beispiel von Bill und Hillary Clinton, die sich einst in einer Universitätsbibliothek kennenlernten und seitdem gemeinsam durch das Leben gehen. Für die Bezieher mittlerer und höherer Einkommen gehen die Scheidungsraten in den USA seit den siebziger Jahren zurück. Mehrfachtrennungen gelten als Problem der Unterschicht.

Würden die Amerikaner nicht immer nur ihresgleichen heiraten, sondern ihre Partner nach dem Zufallsprinzip auswählen, dann träfe der Unternehmer auf eine Kosmetikerin und die Ärztin auf einen Fitnesstrainer. Der Abstand zwischen Arm und Reich fiele dann zurück auf das Niveau der sechziger Jahre – das größte soziale Problem der USA wäre gelöst, wie der Soziologe Jeremy Greenwood nachgewiesen hat. Gemeinsam mit Kollegen ermittelte er in einer Studie mit dem Titel Marry Your Like Veränderungen des sogenannten Gini-Koeffizienten, eines statistischen Maßes, das Auskunft über die soziale Ungleichheit eines Landes gibt. Die skandinavischen Länder haben Werte um 0,25, für die Vereinigten Staaten von heute liegt der Ungleichheitswert bei 0,43. Würde geheiratet wie früher, so Greenwood, sänke die Zahl auf 0,34. Doch heute heiratet der Arme die Arme und die Reiche den Reichen. Der Firmenchef übersieht die Sekretärin zugunsten der Unternehmensberaterin, und die Hollywoodschauspielerin heiratet lieber einen Kollegen als ihren Fahrer. Aus dieser modernen Welt führt, so scheint es, momentan kein Weg zurück. Das Internet hat die Möglichkeiten der Partnerwahl vervielfacht, gleichzeitig betreiben die Menschen einen deutlich höheren Aufwand und nehmen sich mehr Zeit, um den Richtigen oder die Richtige zu finden. Geheiratet wird auch deshalb immer später. In Ostdeutschland geht die Mehrheit der Paare erst nach der Geburt des ersten Kindes zum Standesamt.

Früher wollten Männer eine Frau, die ihnen den Rücken freihielt

Auch in der Rollenverteilung innerhalb einer Ehe gibt es keine Selbstverständlichkeiten mehr. Alles wird verabredet und verhandelt, die Zahl der Konten, die finanziellen Zuständigkeiten, die Aufteilung der Hausarbeit, die Kinderbetreuung. Dabei entstehen neue Probleme, nicht nur im Kampf um die Zeit, sondern auch weil zwei Jobs nicht immer zusammenpassen. Und das kann Liebende in erhebliche Interessenkonflikte stürzen.

Berlin im Dezember. Eine Fabrikhalle am Spreeufer. Die SPD entscheidet auf einem Parteitag über den neuen Koalitionsvertrag und feiert ihre künftigen Minister. Als eine schlanke dunkelhaarige Frau mit Brille an das Rednerpult tritt, wird es still. Alle sind neugierig auf Yasmin Fahimi, die neue Generalsekretärin. Eine Frau mit Migrationshintergrund, eine politische Amateurin als Parteimanagerin – schon das ist interessant. Aber noch mehr beschäftigt viele in der Partei die Tatsache, dass Fahimi die Ehefrau des Chemiegewerkschaftschefs Michael Vassiliadis ist. Der ist wichtig für die SPD. Im ersten Regierungsjahr wird er Verbündeter, manchmal auch Widersacher des Parteichefs und neuen Energieministers Sigmar Gabriel sein. Ist das ein Problem? Kann Gabriel mit seiner Generalsekretärin offen reden? Und wie geht man mit solchen Parallelkarrieren am besten um?

Fahimi hatte Glück. Daniela Schadt, die Lebensgefährtin des Bundespräsidenten, gab ihren Job als Politikjournalistin dagegen auf. Die Hamburger Sozialdemokratin Britta Ernst galt in ihrer Partei als Anwärterin auf einen Senatorenposten – dann jedoch wurde ihr Ehemann Olaf Scholz Spitzenkandidat und gewann die Wahl. Das war das Ende ihrer Pläne. Die Frau von Rainer Brüderle, dem ehemaligen FDP-Fraktionschef im Bundestag, galt als Anwärterin auf den Chefposten einer Landeszentralbank. Sie konnte den Job nicht übernehmen, weil ihr Mann damals Minister war.

Je öfter Frauen beruflichen Erfolg haben, desto eher entstehen Situationen, in denen Paare sich nach dem Modell der Clintons gegenseitig fördern – oder auch blockieren. Was macht man, wenn sich zwei Investmentbanker konkurrierender Finanzhäuser ineinander verlieben, zugleich aber Firmengeheimnisse hüten müssen? Wie kommen junge Wissenschaftler miteinander klar, die sich am gleichen Lehrstuhl kennengelernt haben – wohl wissend, dass sie später um dieselben knappen Professorenposten kämpfen werden?

Früher wollten Männer eine Frau, die ihnen den Rücken freihielt, und Frauen hielten Ausschau nach dem berühmten Versorger. Heute ist der Partner oft ein geliebter Konkurrent – im Extremfall wie in dem Film Mr. and Mrs. Smith, worin Angelina Jolie und Brad Pitt zwei miteinander verheiratete Auftragskiller spielen, die erst im Laufe der Story feststellen, dass sie einander aus dem Weg räumen sollen.

Heute stehen Labels den Partnern im Wege

Ein Ort, in dem fast jeder dieses Problem aus eigener Anschauung kennt, ist das übersichtliche Städtchen Herzogenaurach in Mittelfranken mit seinen 23.000 Einwohnern. Hier sitzen die Weltmarken Puma und adidas. Beide sind aus ein und demselben Unternehmen hervorgegangen und bekämpften einander seit der Teilung nach Kräften. Dieser Kampf spaltete auch den Ort in zwei Lager. Und wenn sich ein Puma-Herr in eine adidas-Dame verliebte oder umgekehrt, kam das bei deren Chefs nicht gut an. Man gehörte zu dem einen oder dem anderen Clan, und wenn Spitzenkräfte doch einmal abgeworben wurden, wechselte der Partner oft gleich mit zum Konkurrenten. Heute sehe man das entspannter, heißt es zwar aus den Unternehmen. Gleichzeitig wird es aber ehemaligen Mitarbeitern, die der Liebe wegen Job und Arbeitgeber wechseln mussten, untersagt, mit der ZEIT offen über den Unternehmenswechsel zu reden. So ist das mit der Liebe im Spätkapitalismus: Nicht mehr verfeindete Familien wie bei Romeo und Julia oder verfeindete Religionen wie bei Nathan dem Weisen oder unterschiedliche Hautfarben wie bei der West Side Story stehen den Partnern im Wege – nein, heute trennen sie Labels.

„Die wichtigste Entscheidung für eure Karriere ist nicht euer Studiengebiet, es ist die Wahl des richtigen Ehemanns“, schärft Sheryl Sandberg daher jungen Frauen ein. Die Facebook-Managerin empfiehlt in ihrem Karriere-Ratgeber Lean In, einen Partner zu suchen, der sich in der Familie engagiert. „Ihr werdet nie wieder einen Mann so sexy finden wie den, der die Windeln eurer Kinder wechselt“, ruft sie den Frauen zu. Ist das pragmatisch – oder ein Rückfall in Rollenmodelle der fünfziger Jahre, nur unter umgekehrten Vorzeichen? Jedenfalls erreichte Sandberg mit ihren Tipps weltweit ein Millionenpublikum.

Stefanie und Steffen Kübler sind ein Paar nach Sandbergs Geschmack. Junge, aufstrebende Beraterin verliebt sich in jungen, erfolgreichen SAP-Informatiker – und das am Arbeitsplatz. So klassisch begann die Liebesgeschichte der beiden vor über zehn Jahren. Sie saßen einander in einem Büro der Computerfirma im Walldorfer Konzernsitz gegenüber. Sie wählte die Beraterschiene und machte dort schnell und steil Karriere. Er wurde Softwareentwickler innerhalb des Konzerns. Programmieren war immer seine Leidenschaft. Seine Frau managte nun Personal, er verantwortete neue Produkte. Eines Tages verdiente sie mehr als er und hatte mehr Leute unter sich. All das geschah „eigentlich zufällig, ohne Plan oder Absprache, eher wie selbstverständlich“, erinnert sich die heute 33-jährige Stefanie Kübler. „Chancen haben sich ergeben, ich habe sie ergriffen.“ Und ihr Mann Steffen, 38, sagt: „Es war keine Frage. Das verstand sich von selbst. Und es macht mich stolz, wie sie das heute alles im Blick hat und was sie da reißt.“ Jetzt geben sie sich zu Hause vor allem die Klinke in die Hand. Seit Jahresanfang ist Stefanie Chefin des Bereichs Data Management Services, ihr Team berät weltweit zu Softwarelösungen. "Mindestens eine Woche im Monat bin ich im Ausland, Wochenende inklusive", sagt sie. Ihr Mann hat sein Arbeitspensum auf 60 Prozent reduziert, um sich dem gemeinsamen Sohn zu widmen. Der ist zweieinhalb.

Doppelverdiener sind ganz besonders aufs Geld fixiert

Es ist eine Abmachung, die Küblers sich hart erarbeitet haben, „mit vielen Gesprächen und am Ende auch mithilfe eines befreundeten Coachs“. Dass Stefanie mehr Geld nach Hause bringt als ihr Mann, habe ihre Karriereentscheidung erleichtert, sagt sie, es sei aber nicht ausschlaggebend für das Familienmodell gewesen. An Kommentaren und Lästereien habe es freilich nicht gemangelt. „Neid, Bewunderung, Rabenmutter-Vorwürfe“, Letztere besonders gern von 20 Jahre älteren Herren, die sich jovial erkundigten, ob sie denn ihren kleinen Sohn nicht vermisse. Stefanie Kübler antwortet dann: „Ja, sicher. Nicht weniger als Sie Ihre drei Kinder.“ Und seit Steffen Kübler mit nur 60 Prozent seiner früheren Arbeitszeit haushalten muss, spürt er, dass dies den Kollegen auffällt. Jetzt, wo er Teilzeitchef ist, merken alle, dass er manchmal schon um 12 Uhr verschwindet, um seinen Sohn aus der Kita zu holen. Reduzieren und delegieren, findet er, falle leichter, wenn man als Chef zuvor bereits die ganze Verantwortung allein und Vollzeit getragen habe. Dann könne man auch phasenweise für die Familie kürzertreten.

Sozialwissenschaftler bestätigen seinen Eindruck zum Teil. Partnerschaften, in denen Männer weniger verdienen als Frauen, erwiesen sich in mehreren Untersuchungen zwar als besonders instabil. Das gelte aber in geringerem Maße für Paare, bei denen Männer nur begrenzte Zeit ihren Einsatz im Beruf verringern – so beispielsweise die Beobachtung der Soziologin Jutta Allmendinger.

Einige, die mit solchen Modellen scheitern, kommen irgendwann zu Christa Appelt, einer blonden, eloquenten Geschäftsfrau im Kostüm, die vor mehr als zwanzig Jahren in Berlin eine Partnervermittlung gründete. Ihre Kunden sind wohlhabend, darunter sind auch etliche Managerinnen, die festgestellt haben, dass das sogenannte „Dating Down“ für sie nicht funktioniert. Diese Frauen haben moderne Biografien, bekommen dann aber von Appelt einen eher altmodischen Rat: weicher und weiblicher auftreten. „Lassen Sie sich im Rendezvous führen wie auf der Tanzfläche“, gibt sie ihnen mit. Das entscheidende Problem sei allerdings, dass Männer und Frauen heute mit viel genaueren Vorstellungen aufeinander zugingen als früher, sagt sie. Zu wissen, man will, kann auch ein Fluch sein. Und das Internet mit seinen Partnerbörsen nährt die Illusion, jeder könne das perfekte Gegenüber finden.

Und offenbar schwindet mit der steigenden ökonomischen Unabhängigkeit gleichzeitig die Idee des Liebespaars, das sich eine eigene Welt jenseits von materiellen Zwängen und Interessen schafft, in der „nur die Liebe zählt“. So lautet zumindest das traurige Fazit der Essener Soziologieprofessorin Christine Wimbauer. Sie hat ihre Dissertation über das „Geld-Paradox“ geschrieben, dafür hat sie Paare mit doppeltem Einkommen ausführlich befragt. „Gerade Doppelverdiener-Beziehungen sind hochgradig geldabhängig und geldorientiert“, sagt sie, schließlich koste es viel, um überhaupt erst die Voraussetzungen zu schaffen, unter denen sich moderne Paare ein Leben einrichten mögen, das sie für angemessen halten. „Fusionspaare“ nennen Wissenschaftler wie der Soziologe Norbert Schneider die herkömmlichen Ehen, diese werden derzeit abgelöst von sogenannten „Assoziationspaaren“. „An die Stelle eines Wir tritt ein doppeltes Ich“, sagt er. Man lebe eher nebeneinander als füreinander und sei verbunden durch das Ziel, sich vom jeweils anderen als Freund und Coach bei der Selbstoptimierung unterstützen zu lassen. Solche Paare brauchen für die Liebe keinen Warenkorb und keine Shopping-Liste. Sie haben beides schon im Kopf.
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Quelle : http://www.handelsblatt.com/unternehmen/buero-special/partnerwahl-doppelverdiener-sind-ganz-besonders-aufs-geld-fixiert/9682470-6.html

Artikel aus der Zeit

JR

bearbeitet von JackRich
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Kannst Du mir mal ganz kurz erklären was Deiner Meinung nach die Kernaussage aus diesen Artikeln ist?

Irgendwie weiß ich nämlich nicht warum Du Dich gerade über diese Artikel so freust, vor allem vor Dem Hintergrund Deiner anderen Themen.

Wie in der Schule: Bitte kurz eigene Meinung zum Thema ;)

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Joa, eigentlich ganz interessant.

@ Calara: Menschen heiraten heute tendenziell eher in die eigene Schicht/Einkommensklasse. Also weniger Arzt+Krankenschwester, sondern mehr Arzt+Ärztin. Dann viele Vermutungen, mögliche Auswirkungen und mögliche Lösungen/Einschätzungen dazu.

Was es PU-Technisch bringt weiß ich jetzt spontan aber auch nicht. Eher noch ein LB mehr. Trotzdem danke. Soziologenartikel lese ich fast nie, ist mir meist zu viel bla und zuwenig fundiert.

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Liegt einfach daran, dass Arzt&Ärztin aus steuerlichen Gründen heiraten. Die Krankenschwester(n) kommen da auch zum Zug :D

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@ Calara: Menschen heiraten heute tendenziell eher in die eigene Schicht/Einkommensklasse.

Das war aber früher genauso. Da war es dann mehr das Elternhaus und das Bildungsniveau. Heute spielt der Beruf bei beiden eine gewichtigere Rolle. Reicher Prinz heiratet Aschenputtel war auch früher recht selten und eben meist ein schönes Märchen.

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Am Rande angemerkt: Im Artikel wird das Heiratsverhalten untersucht. Das hat aber mit dem Bumsverhalten recht wenig zu tun, besonders wenn es um Menschen unter 25 geht.

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Kim Yong Un ist genau zwei Jahre jünger als Mathias Schweighöfer. Obwohl ersterer deutlch mehr Geld und Macht hat, kommt zweiterer deutlich besser bei Frauen an. Was stimmt da nicht mit dieser These?

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Kim Yong Un ist genau zwei Jahre jünger als Mathias Schweighöfer. Obwohl ersterer deutlch mehr Geld und Macht hat, kommt zweiterer deutlich besser bei Frauen an. Was stimmt da nicht mit dieser These?

Dass zweiterer deutlich besser bei Frauen ankommt? ;)

Frag mal Nordkoreanerinnen…

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Ja, Menschen wünschen sich Partner auf "Augenhöhe", mit ähnlichen Vorstellungen vom Leben.

Früher war es für Frauen viel schwieriger, ihre finanziellen Vorstellungen selbstständig zu erreichen, darum war der Blick auf ein gesichertes Leben durch den Mann eben besonders wichtig. Und Männer achteten aus eben diesem Grund nicht so sehr auf den Beruf der Frau (es gab den Typus "Business-Frau" einfach noch nicht) - dass es andere Kategorien gab, die früher eine wesentliche Rolle spielten, den gesellschaftlichen Stand z.B., wird bei dem Artikel außer Acht gelassen.

Wenn eine intelligente Frau heute den Wunsch hat, einen "reicheren" Lebensstil zu haben, kann sie das selbst verwirklichen. Ein intelligenter Mann, dem Geld auch wichtig ist, sucht eine Frau, die dem entspricht; so einfach kommen die beiden zusammen.

Was genau ist jetzt dabei das Problem?

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Frag mal Nordkoreanerinnen…

Ja, in meinem Geburtsland waren auch alle in Erich Honecker verliebt und in seine Partei ganz besonders. Theoretisch. Aber vielleicht hast du mir da ja Praxis voraus. Mit wie vielen Nordkoreanerinnen hast du denn gesprochen?

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Frag mal Nordkoreanerinnen…

Da hast du mir was voraus. Mit wie vielen hast du denn gesprochen?

Mit genug um zu wissen, dass Matthias Schweighöfer in Nordkorea völlig unbekannt ist ;)

Der Vergleich ist halt einfach Unsinn. Kim-Jong Un hat zwar Zugriff auf Atomwaffen, befehligt Millionen von Soldaten und wird seinem Volk als Halbgott (oder ganzer Gott – bin mir da etwas unsicher) verkauft. Aus Sicht der nordkoreanischen Gesellschaft gibt es wohl keinen lebenden Menschen, der einen höheren Status hat als er.

Das bedeutet aber nicht, dass das aus der Perspektive unserer Gesellschaft genauso aussieht. Ein paar Atombomben und eine Millionen Soldaten am anderen Ende der Welt sind schlicht nicht in „Macht“ unserer hiesigen Gesellschaft umwandelbar. Zwar ist er auch hierzulande vermutlich wesentlich bekannter als du oder ich, aber nicht gerade positiv. Im Gegenteil, aus Sicht der hiesigen Gesellschaft ist er ein Paria und ein Ausgestoßener, etwas, womit er auch alle ansteckt, die in näheren Kontakt mit ihm kommen – siehe Dennis Rodman.

Aus diesem Grund halte ich es für sehr gewagt, Kim-Jong Un aus Sicht eines normalen Deutschen einen höheren Status zuzuschreiben als Matthias Schweighöfer, weshalb auch dein Argument hinfällig wird. Und ein hoher gesellschaftlicher Status ist hierzulande ebenso auch ein wesentlich höheres Indiz für „Macht“, weil sich ein solcher natürlich in einer entsprechenden Mobilisierungsfähigkeit anderer Menschen niederschlägt.

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Ohje. Wir können das abkürzen.

Meine Aussage ist, dass es einen Untschied zwischen sozialem und formalem Status gibt. Es ist also ein Unterschied, ob jemand Status und Geld erreicht, weil die Leute sein charismatisches Auftreten mögen oder weil er schlicht die Position hat andere zu beherrschen und auszbeuten. Zweiteres verleiht auch Macht, aber eben keine Attraktivität.

Wenn es dem nordkoreanischen Diktator gelungen sein sollte, seinen Landsleuten positives Charisma vorzuspielen und seine drakonischen Methoden zu verschleiern und sie ihn deshalb lieben, passt das also nahtlos ins Bild. - Ob dem aber wirklich so ist, oder ob die Damen auf den skurilen Fotos ihre heiße Leidenschaft unter realer Todesangst vorspielen, weiß keiner von uns. Insofern war dein kleiner Einwurf nicht nur absurd, sondern auch zynisch.

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Schweighöfer ist für mich eher der Typ "männliche Freundin".

Colin Farell ist da schon ein ganz anderes Kaliber.

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