Bin ich was mein Job ist? Kündigung!

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Liebe Leute,

ich möchte in meinem ersten Beitrag im Prinzip nicht rumheulen - ich muss mir aber eingestehen, dass ich Hilfe brauche. Ihr könnt mir mit euren Antworten helfen!

Ich bin 21 Jahre alt und mein Problem ist mein Job. Ich habe mich auf einen sehr eingeschränkten Bereich spezialisiert und dafür viel gearbeitet. Ich stamme aus einer dörflichen Gegend. Meine gesamte Jugend habe ich für das Aneignen der Fähigkeiten für diesen Job geopfert. Meine ganze Oberstufenzeit konnte ich als Schülerstudent studieren und habe dafür meine gesamten freien Samstage und Sonntage und viele Abende eingesetzt. Bereits im 3. Semester meines regulären Studiums habe ich eine Anstellung in diesem Bereich bekommen, für den normalerweise mindestens ein Master-Abschluss, wenn nicht gar besser Promotion von Nöten ist. Ich setzte mich im Bewerbungsverfahren schließlich durch. Kein Bewerber war unter 40 Jahren. Diese Bewerbung und dieser Job sind auch in meine dörfliche Gegend zu orten. Ich wohne noch zu Hause.

Ich stehe permanent in der Öffentlichkeit mit dem was ich mache und es geht immer darum wie ich mich und meine Fähigkeiten präsentiere und in Szene setze. Ich beherrsche das! Zudem manage ich vieles und trage sehr viel Verantwortung für Mitarbeiter und Finanzen! Ich habe mir in meiner "Provinz" einen Namen verschafft und wenn man meinen speziellen Bereich googelt, findet man mich in Deutschland ziemlich weit oben - insbesondere weil viele Medien berichteten, dass ich eben so jung bin.

All diese Informationen hättest Du im Prinzip nicht gebraucht, um mir zu helfen. Du wirst bei meinem kryptischen Schreiben vielleicht all das was ich sage anzweifeln und mich für einen Schwätzer halten: Doch meine Anonymität wäre sofort weg, wenn ich Dir sagen würde, in welchem Bereich ich arbeite. Du müsstest nur nach diesem Bereich und meinem Alter googeln und landest sofort auf den Online-Ausgaben einiger Zeitungen, die mich vorstellen. Ich möchte aber nicht lügen wollen in bestimmten Details meines Lebens, die vielleicht wichtig sein könnten: DESHALB drücke ich mich kryptisch aus.. blödes Internet!

Nun nach fast 2 Jahren fühle ich mich unzufrieden und ich glaube, dass es mit diesem Job zu tun hat. Ich arbeitete immer ehrgeizig auf das Ziel hin, diese Arbeit zu übernehmen. Ich bin immer noch ehrgeizig und mache meine Arbeit sehr gut. Aber ich sehne mich nach Freiheit. Ich sehne mich nach dem Leben, das andere (Studenten) mit 21 Jahren führen. Ich sehne mich danach, frei von Verantwortung, Stress und Verpflichtungen zu sein.

Ich fühle mich ganz allein und will es nicht. Ich habe keine Zeit mehr für Freunde. Auch für meine Kommilitonen habe ich keine Zeit, da ich jede freie Minute für den Job einsetze. Ich lebe bei meinen Eltern, weil ich keine Zeit hätte den Abwasch zu machen. Ich will aber Zeit für meine persönliche Entwicklung.

Diese Zeit raubt mir mein Job. Doch wenn ich morgen früh kündige, müsste ich damit leben, dass sehr viele beruflichen Feinde sich befriedigt und bestätigt fühlen: All die Stimmen, die sagten dass es unmöglich ist dass ein 21 jähriger die Verantwortung über einen großen Mitarbeiterstamm und viel Geld hat. All die Stimmen, die Gerüchte über diesen Studenten in die Welt setzten, um ihm zu schaden. Ich würde die Verantwortlichen in meinem Unternehmen enttäuschen, die mir soviel Vertrauen schenkten.

Ich führe eine Ehe mit meinem Job. Eine sehr innige und wir lieben uns. Aber ich komme in meinem Leben und meiner Entwicklung nicht weiter und stagniere. Ich kann mich nicht entwickeln sondern gebe mich zufrieden mit dem was ich kann. Aber ich bin mir sicher, dass ich noch viel weiter käme, wenn ich mich jetzt ganz auf mein Studium und meine Entwicklung konzentrieren könnte: Es würde mir mehr für mein späteres Leben bringen. Aber niemand weiß was die Zukunft ist und ich genieße heute schon meinen Erfolg.

Wenn ich kündige kriege ich nie wieder so einen guten Job. Ich befürchte dass es so aussehen wird, dass all die Gerüchte stimmen: So ein junger Mann kann diesen Job nicht übernehmen. Ich würde weniger Geld haben aber Freiheit und Zeit.

Ihr merkt, wie viel ich über meinen Job schreibe. Wenn ich über mich rede, spreche ich größtenteils nur darüber womit ich Geld verdiene: Es ist auch wirklich höchst interessant. Doch ich selbst weiß manchmal nicht mehr, wer ich sonst bin! Es ist im Moment wirklich alles in meinem Leben.

Bin ich denn, was mein Job ist? Definiere ich mich nur über meinen beruflichen Erfolg? Ich will aber wegen meiner Persönlichkeit Erfolg haben (bei Frauen!). Ist eine gute, gesunde Persönlichkeit genauso befriedigend wie sein Gesicht auf der Titelseite der Tageszeitung zu sehen? Wie (außer durch Geld) definiert man Erfolg?

Folgende Frage steht im Raum: Bin ich der selbe Mensch wenn ich morgen früh meinen Job kündige und "arbeitslos" bzw. "normal" bin?

Mit meinen rhetorischen Fragen würde ich gerne von euch wissen, welche Erfahrungen ihr bezüglich eurer Jobs gemacht habt: Definiert ihr euch auch so stark über eure Jobs und das, womit ihr Geld verdient? Könntet ihr morgen früh kündigen, ohne Angst zu haben?

Die Bibel sagt dazu in Markus, Kapitel 6:

6 Bald darauf verließ Jesus diese Gegend und kehrte mit den Jüngern in seinen Heimatort Nazareth zurück. 2 Am Sabbat ging er in die Synagoge, um dort zu lehren. Die Leute, die ihm zuhörten, staunten über ihn und fragten: »Wie ist so etwas nur möglich? Woher hat er diese Weisheit? Wer gibt ihm die Macht, solche Wunder zu tun? 3 Er ist doch der Zimmermann, Marias Sohn. Wir kennen seine Brüder Jakobus, Joses, Judas und Simon. Und auch seine Schwestern leben alle unter uns.« Sie ärgerten sich über ihn. 4 Da sagte Jesus: »Nirgendwo gilt ein Prophet weniger als in seiner Heimat, bei seinen Verwandten und in seiner eigenen Familie.«

5 So konnte er dort keine Wunder tun. Nur einigen Kranken legte er die Hände auf, und sie wurden gesund. 6 Er wunderte sich über den Unglauben der Leute. Darum ging er in andere Dörfer und sprach dort überall zu den Menschen.

bearbeitet von Kleist

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Gast Arya

Wenn ich kündige kriege ich nie wieder so einen guten Job.

Diesem Irrglauben sitzen viele auf. Das was du als "gut" bezeichnest, ist der Verdienst und der Status, den du durch diesen Job bekommst. Aber du bist unzufrieden. Nach meiner Logik kann er dann nicht gut sein. Das objektive, gesellschaftliche "gut" ist noch lange nicht mein persönliches, auf mich & mein Leben zugeschnittenes "gut".

Ich befürchte dass es so aussehen wird, dass all die Gerüchte stimmen: So ein junger Mann kann diesen Job nicht übernehmen. Ich würde weniger Geld haben aber Freiheit und Zeit.

Natürlich wird es so aussehen. Und klar werden sie(?) sich die Mäuler darüber zerreißen. Da heißt es Prioritäten setzen: Willst du machen, was DICH glücklich macht, oder gönnst du nur denen nicht ihre Schadenfreude? Zweiteres macht dich nicht lang zufrieden.

Wie (außer durch Geld) definiert man Erfolg?

"Man" gibt es in diesem Fall nicht. Jeder definiert seinen Erfolg anders. Anscheinend zweifelst du an der Richtigkeit deiner bisherigen Definition.

Bin ich der selbe Mensch wenn ich morgen früh meinen Job kündige und "arbeitslos" bzw. "normal" bin?

Momentan nicht, denn du bist dein Job und dein Job bist du.

Ich(!) an deiner Stelle würde das dringend ändern wollen. In dir steckt soviel mehr Leben als das, was du in den Job stecken kannst. Auf dich warten soviele andere Eindrücke, Abenteuer, Reize. DIE machen dich zu dem Menschen, der du bist.

Definiert ihr euch auch so stark über eure Jobs und das, womit ihr Geld verdient?

Ich arbeite sehr gern und mein Job macht mir Spaß. Ich bin darin gut und will noch besser werden. Aber: mir würden auch Dutzende anderer Jobs Spaß machen und in denen könnte ich ebenfalls gut werden. Mein Job ist ein Teil von mir, aber kein persönlichkeitsbestimmender. Er ist wie eines meiner Hobbys. Er soll Spaß machen und er soll mich weiterbringen. Wenn er das nicht mehr tut, kann er gewechselt werden.

Könntet ihr morgen früh kündigen, ohne Angst zu haben?

Ja!

Es liegt in der Natur des Menschens vor Veränderung Angst zu haben. Das ist raus aus der Komfort-Zone und schafft immer erstmal Unbehagen.

Ich überleg mir in solchen Situationen:

1, Worst Case Szenario, was könnte schlimmsten Fall passieren?

-Du findest nie wieder irgendeinen Job, bleibst arbeitslos, deine Familie und Bekannten verlieren völlig den Respekt vor dir, du letztendlich auch.

2, Wie wahrscheinlich ist das Worst Case Szenario?

-Siehste selbst ne?

3, Was kann ich im besten Fall gewinnen?

-Freizeit, Freunde und die unglaubliche Chance, eine neue Seite an mir zu entdecken.

4, Wie wahrscheinlich ist 3?

-Die Umsetzung liegt an dir. Die Wahrscheinlichkeit hängt also von deiner Persönlichkeit ab. 3 ist aber definitiv wahrscheinlich als 1. ;-)

Ich zitier mich mal selbst:

Es ein absoluter Knackpunkt in meinem Leben als ich gemerkt habe, dass es für mich(!) keinen Sinn gibt. Viele Menschen empfinden ein sinnloses Leben als deprimierend. Mir hat es wahnsinnig viel Druck und Erwartungshaltung genommen.

Ein Ziel dagegen gibt es: ein zufriedenes Leben führen und Freude an den Dingen haben, die ich tue.

Ein kleines Gedankenspiel, mit dem man vielleicht versteht, was ich meine:

Ich habe Abitur, Studium in Regelstudienzeit und guten Noten, überdurchschnittliche postgraduale Ausbildung. Macht das Sinn? Welchen denn? Mehr Geld zu verdienen? Um was damit zu tun? Auto/Wohnung/Handy/andere Statussymbole kaufen? Das kann nicht der Sinn sein, denn wie bekannt, macht das nicht glücklich.

Wozu also dann? Um Anerkennung von anderen zu bekommen? Damit meine Eltern stolz auf mich sind? Damit ich einen höheren Status im Sozialgefüge habe? Schon schwerer zu negieren, schließlich gibt uns Anerkennung viel Auftrieb. Aber, will ich Anerkennung für meinen Notendurchschnitt oder für meine Person? Will ich Anerkennung für ein Diplomzeugnis oder für meine Persönlichkeit, die mir das ermöglicht hat?

Dass ich diese Ausbildung durchgezogen habe, macht für mich keinen Sinn. Ich hätte genauso gut Gärtnerin (kürzere Ausbildungsdauer, weniger Stress) lernen können. Damit hätte ich mein Ziel (Zufriedenheit, Freude an der Arbeit) genauso gut erreichen können. Ich habe aber diesen Weg gewählt, weil er mir Spaß gemacht hat. Meine Erkenntnis daraus ist, welchen Weg ich wähle, ist in der Regel nicht wichtig, denn beide Wege haben keinen "höheren Sinn". Das nimmt mir wahnsinnig viel Entscheidungsdruck und unnötiges Hirnzerficke.

Ähnlich bei der Familiengründung als Sinn des Lebens. Da stellen sich mir immer ein bisschen die Nackenhaare auf.

Warum gibt man "dem Leben Sinn" wenn man Kinder bekommt? Weil man seine Gene weitergibt? Wozu? Weil man neues Leben ermöglicht? Wozu?

Ich(!!) bin der Meinung, dass Kinder nicht den "Sinn" ins Leben bringen, sondern eine Aufgabe. Wer eine Aufgabe hat, weiß wofür er arbeitet und findet das "sinnvoll".

Wichtig an diesen Gedankenspielen ist, dass sie nicht wertend sind. Ob Kinder ja oder nein, längere oder kürzere Ausbildung, ist vollkommen wertfrei. Weil jeweils beide Seiten eben keinen höheren Sinn haben und damit ist es völlig egal, für welche der beiden man sich entscheidet, hauptsache, man ist damit zufrieden. Und wenn man das mal kapiert hat, wird man mit BEIDEN Entscheidungen zufrieden sein. Und wenn man DAS kapiert hat, fallen Entscheidungen auf einmal viel leichter. :-)

Junge, geh raus und lebe! Das macht rießigen Spaß! :banana:

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Also grundsätzlich kann ich dir nur einen Rat geben:

Tue das, wonach sich dein Herz sehn und höre nicht auf andere!

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Ich kann mich da Arya nur voll und ganz anschließen!

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Wenn du so gut bist, wie du sagst und sogar Zeitungen über dich berichten, ist es doch leicht wieder bei deinem alten Arbeitgeber einzusteigen, bei der Konkurrenz oder einen ähnlichen Beruf auszuüben. Referenzen hast du doch dann riesige und bleibst dann im Normalfall ja nicht arbeitslos. In der Szene dürfte dein Name ja bekannt sein.

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