Erziehung, verzerrte Rollenbilder - ein Stein im Weg der persönlichen Entwicklung?

16 Beiträge in diesem Thema

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Gast

Dieser Beitrag soll weder Anklage noch Rechtfertigung sein. Zugegebenermaßen kostet es mich auch einiges an Überwindung dieses Problem zu schildern, dass mir seit Langem keine Ruhe lässt. Ich möchte mich dennoch möglichst kurz halten und freue mich über Ratschläge.

Ich werde bald 23, bin vor zwei Jahren ausgezogen und habe ungefähr zeitgleich mit PU begonnen. Seither habe ich sehr viel über mich und meine Vergangenheit/Erziehung reflektiert und habe das Gefühl, damit nicht ins Reine zu kommen.
Mein Vater war alles andere als ein "Alpha" ; immer sehr zurückhaltend, ging oft Konfrontationen aus dem Weg, konnte sich nicht durchsetzen, auch oft gegen meine Mutter nicht, die in der Ehe und in unserer Familie genrell (habe außerdem noch eine jüngere Schwester) ganz klar, die aktive Rolle innehatte und auch stets die erste Bezugsperson für mich war - eine durch und durch sehr dominante, zeitwesie auch impulsive und cholerische Frau.
Mein Vater hat eine führende Stelle in der wissenschaftlichen Forschung inne, ist beruflich sehr erfolgreich, hatte jedoch für mich nie wirklich etwas interessantes an sich; kleiner Freundeskreis, keine Hobbies und auch sonst nichts, was mich fasziniert oder mir im weistesten Sinn ein "männliches" Rollenbild vermittelt hätte.
Meine Großeltern väterlicherseits waren stets erzkatholisch, mein Vater wurde auf einem Internat aufgezogen und ich hatte immer den Eindruck, dass er diese "Spießigkeit" die immer wieder zum Vorschein kam, nie ablegen konnte.
Ich möchte hier mal ganz klar sagen, dass es nicht um Dogmen geht, die mir anerzogen wurden, sondern um ein vorgelebtes Rollenbild, an dem sich im Lauf der Jahre immer mehr Zweifel hegten.

Ich war früher ein klassischer Niceguy, needy, habe nicht eskaliert etc.
Wenn ich mal was mit Frauen hatte, dann waren es sehr dominante, bestimmende Frauen. Ich war nie aktiv, habe mich, wenn es dazu kam, immer verführen lassen anstatt selbst zu verführen. Ich habe mir ganz klar Frauen gesucht, die meiner Mutter ähneln.
Wenn ich mir Freunde, die ich schon von Kindheit an kenne, mit selbstbewussten Vätern, die ein interessantes Leben führen, ansehe, dann bin ich mir einfach sicher, dass das alles kein Zufall sein kann und das vor allem die Vaterfigur, die in den ersten Lebensjahren eine wichtige Rolle spielt den Charakter eines Mannes entscheidend prägt.

Die Lektüre von PU-Literatur, insbesondere von LDS, das das erste Buch war, das ich gelesen habe, sowie konsequentes approachen und eskalieren haben mir die Augen geöffnet und ich empfinde es als eines der natürlichsten Dinge der Welt, auf die Art und Weise mit Frauen zu kommunizieren, auf eine Art und Weise, die für mich anfangs komplett fremd war. Ich tue mir nach wie vor mit dem "harten" PU Zeug schwer und habe das Gefühl, obwohl sich das alles seitdem ich ausgezogen bin wesentlich verbessert hat, dass mir dieses Rollenbild einen Stein in den Weg gelegt hat.
Was Personal Development, IG und PU im Allgemeinen betrifft, habe ich ständig den Eindruck, gegen meinen Vater und meine Erziehung zu arbeiten.

Gleichzeitig bin ich natürlich auch sehr dankbar für all das, was mir meine Eltern gegeben haben und ich weiß nicht, ob ich überhaupt das Recht habe, ihnen soetwas vorzuwerfen, da sie mich wahrscheinlich nach bestem Wissen und Gewissen erzogen haben.

Dieser Zwiespalt belastet mich einfach enorm und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll, ich fühle mich, nachdem ich das alles dank PU überhaupt "realisiert" habe, um meine eigene Männlichkeit betrogen.






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Ich wuerde es mal so ausdruecken: durch Deine Kindheit und Dein Elternhaus wurdest Du auf einen bestimmten Weg geleitet. Der Weg ist 'charakterisiert' durch die Vorbilder, die Du in Form Deiner Eltern hattest. Von ihnen hast Du vieles, z.B. wie Du ueber Dinge denkst, wie Du ueber Dich selber denkst, wie Du mit anderen Menschen umgehst u.s.w. mitgenommen. Aus Deinem Text lese ich heraus, dass Deine Eltern eigentlich soweit Ok waren und Du keine traumatischen Erlebnisse aus der Kindheit mitziehst, aber auch kein ueberbordendes Selbstwertgefuehl, sondern halt mehr die alltaegliche 'normale' Routine ...

Nun bist Du selbstaendig und faengst Dich an zu fragen, ob Du auf dem richtigen Weg bist ... und Du faengst an zu zweifeln, ob es der richtige Weg fuer Dich ist, der Dich dahin fuehrt, wo Du hin moechtest.

Ab jetzt bist Du aber Dein eigener Kapitaen ! Und es liegt jetzt nur noch an Dir, den Dampfer dahin zu steuern, wo Du hin willst. Du kannst jede beliebige Abzweigung nehmen, die Du moechtest. Wenn Du Deine Eltern dafuer verantwortlich machst, dass Du gewisse Wege nicht gehen kannst, dann bist Du nicht ehrlich mit Dir selbst, dann ist das nicht mehr als ein Excuse, dass Du den Weg nicht gehen willst, oder Dich nicht traust. Entdecke Deine Welt und was Dir wichtig ist und lebe danach.

Deine Eltern waren Dir Vorbild im Rahmen ihrer Moeglichkeiten. Du kannst ihnen dafuer keinen Vorwurf machen, denn sie haben Dir mitgegeben, was sie konnten. Wenn Du jetzt ihre Gaben als Ballast empfindest, ist es an Dir, diesen wieder los zu werden. Das Prinzip, dem nach zu trauern, was Du nicht mitbekommen hast, hilft Dir nicht weiter, sondern nur Dein eigener Einsatz, um Dir die gewuenschten Faehigkeiten an zu eignen. Es gibt nichts, was Dich zu irgendeinem Ziel bremsen kannst, ausser Du selbst.

Cu Prospero

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Ist egal, wo du herkamst, als du noch nicht allein laufen konntest. Jetzt kannst du dir aussuchen, wolang es weitergeht. Du hast doch schon ein paar wichtige Dinge einfach so gelernt. Anderen verzeihen tut man vor allem für sich selbst.

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Gast

Danke, Prospero. Ich denke da ähnlich.

Pu war und ist für mich unheimlich wichtig und ich bin sehr dankbar, darauf gestoßen zu sein. Es hat mich halt irgendwie aus meinem Elfenbeinturm geholt und mich in gewisser Weise auch desillusioniert;
ich hatte ja, wie bereits erwähnt, nie ein inniges Verhältnis zu meinem Vater und wusste nie genau, woran das lag, nachdem ich mit PU anfing, wusste ich es. Das hat mich natürlich ziemlich fertig gemacht.

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Deine Genetik ist einfach eine ähnliche wie die deines Vaters. Die kann Hormone und mehr beeinflussen. Wenn du dagegen handelst kostet das viel Willenskraft und laugt dich aus. Schau lieber mal wie du insgesamt fitter werden kannst (Ernährung, Sport). Aber versteif dich auch da nicht zu sehr. Akzeptiere wer du bist und optimiere das. Wenn irgendwas an dir nicht optimal ist, dann lerne damit umzugehen.

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Deine Genetik ist einfach eine ähnliche wie die deines Vaters. Die kann Hormone und mehr beeinflussen. Wenn du dagegen handelst kostet das viel Willenskraft und laugt dich aus. Schau lieber mal wie du insgesamt fitter werden kannst (Ernährung, Sport). Aber versteif dich auch da nicht zu sehr. Akzeptiere wer du bist und optimiere das. Wenn irgendwas an dir nicht optimal ist, dann lerne damit umzugehen.

Woher willst du wissen, dass das nur an der Genetik liegt? Was ist mit Erziehung, eigenen entscheidungen usw? TE lass dir so eitwas auf keinen Fall

einreden, weil dass sonst heißt, dass du nix an dir ändern kannst.!!! Viele hier haben dominante Mütter erlebt und Väter mit den typischen Niceguyvorstellungen von Liebe und trotzdem haben sie sich zu echten Männern entwickelt. Das ist eine der fiesesten Suggestionen die ich je gehört habe.

bearbeitet von Peppone

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Gast

An diese Genetik-Behauptungen glaube ich auch nicht, wohl aber an "anerzogene Verhaltensweisen" (dominante Mutter; schwacher Vater).
Und dass mir durch PU einfach jeder einzelner Fehler in Bezug auf Frauen klar wurde und ich erkannt habe, dass ich einfach ein uninteressanter Niceguy war - genauso wie mein Vater das für mich war, ohne, dass ich dieses Wesenmerkmal benennen konnte; das wurde mir erst durch PU richtig klar.
Ich bin ohne ein männliches Vorbild aufgewachsen und empfinde das einfach als erdrückendes Vakuum.
Ich habe mich mittlerweile, im Vergleich zu früher, fundamental verändert und es klappt mittlerweile auch mit den Frauen recht gut.
Mit meinem derzeitigen Leben bin ich recht zufrieden, mache viel Sport, habe eine gute Figur, gehe Hobbies und Interessen nach, die mich interessieren, aber habe dennoch das Gefühl, bei all dieser (für mich) positiven Veränderung, gegen meinen Vater anzukämpfen.

bearbeitet von Gast

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Ja mann muss irgendwie Wege finden, dass zu kompensieren, sei es dass man die gnade hat einen alternatives Vorbild zu finden, dass man evt. einen männlichen Therapeuten sucht

usw. Ich bin im meinem Leben nur einem einzigen wahrhaft maskulinem Mann begegnet, meinem Kampfsportlehrer. Er hat mich ohne sein Wissen mehr geprägt als er jemals ahnen wird.

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Nicht einfach nur Kampfsportlehrer, der war vorher bei ner militärischen Spezialeinheit und bei den Bullen also kein Wunder, weil da kernigkeit und tatkraft kultiviert werden.

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Nicht einfach nur Kampfsportlehrer, der war vorher bei ner militärischen Spezialeinheit und bei den Bullen also kein Wunder, weil da kernigkeit und tatkraft kultiviert werden.

Dann haben wir doch die Lösung oder? Militär und Polizei führen zur absoluten Männlichkeit.

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Nette Provokation, zurück zum Thema, diese Diskussion würde sich im Kreis drehen und dem TE nicht helfen.

bearbeitet von Peppone

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Gast

Es gibt eine menge maskuliner Männer, es gibt aber ebenso eine Menge Niceguys.

Ich bin nach all den Jahren davon überzeugt, dass das Vaterbild die entscheidende Rolle spielt: dadurch als Kind oder als Heranwachsender geprägt, übernimmt man automatisch Verhaltensweisen; Nicht, weil sie einem bewusst anerzogen werden, sondern viel mehr, weil die Eltern - vor allem der Vater - die einzige Orientierung in jungen Jahren bieten.
Diese Verhaltensweisen beeinflussen wiederum maßgeblich die eigene Sozialisation bzw. das soziale Verhalten im Allgemeinen und führen je nachdem zu Erfolg oder Misserfolg im menschlichen Miteinander, natürlich auch in Bezug auf Frauen.
Und je nachdem resultiert das ganze eben in Niceguy Verhalten, oder - sofern man mit einer starken, maskulinen Vaterfigur aufgewachsen ist und sich dementsprechend in jungen Jahren im sozialen Umfeld behaupten konnte - auch nicht.

bearbeitet von Gast

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Wieso heulst du noch rum, weißt doch jetzt wie's anders geht?

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@Schwerbert:
Die gleiche Beobachtung habe ich bei mir und in meinem Freundeskreis auch schon gemacht. Ich denke, der Bezug zu einem Vater, der sein Leben und v.a. seine Beziehung im Griff hat, macht vieles leichter.
Ich hatte nicht dieses Glück, im Elternhaus ist die Mutter verdammt dominant. Kann mittlerweile ganz gut nachvollziehen, wie sich das auf mich ausgewirkt hat. Wichtig ist halt, dass man sich nicht mit dem beschränkt, was man, elterlich gesehen, sein soll, sondern der wird, der man sein will. Hat mit Pubertät viel weniger zu tun als mit Reife.
Selbstreflexion in Maßen ist ne super Sache, wenn man mutig genug ist, Konsequenzen daraus zu ziehen.

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