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Liebes Forum,

Ich möchte gerne eure Meinung und Ratschläge zu einem Problem einholen, das mich seit Jahren verfolgt und das ich paradoxerweise erst jetzt angehe. In allen Lebensbereichen, finde ich, habe ich mich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Ich bin der Ansicht, auf einem guten Weg zu sein, ein Mann zu werden ;)

Umso überraschter bin ich jedes Mal, wenn ich (wie heute) mit meiner Familie zusammentreffe und mich plötzlich wieder zurückversetzt in die Schulzeit fühle. Es scheint hier eine Struktur zu geben, die zu stark ist, als dass meine persönlichen Fortschritte, die eigentlich für alle sichtbar sind, sie brechen könnten. Gewusst habe ich es eigentlich schon immer, aber erst heute habe ich mir bewusst eigestanden: Hier habe ich niedrigen Status. Mit Abstand den niedrigsten. Nicht jenen eines Erwachsenen, sondern immer noch jenen eines Kindes.

Dabei bin ich 21, wohne in einer eigenen Wohnung und studiere in 2 Studienrichtungen. In einer mache ich im Sommer den Bachelor.

Leider bin ich von allen der Jüngste und von allen Männern von der Körpergröße der Kleinste, aber ich bin der Ansicht, dass ich deshalb noch lange nicht der Geringste sein muss.

Meinen niedrigen Status spüre ich eher indirekt, also niemals durch echte Erniedrigung. So etwas wäre in meiner Familie gar nicht möglich. Alle in meiner Familie sind "nett", und ich werde auch immer zu allen Treffen eingeladen, aber eher, "weil es sich halt gehört". Ich spüre einfach, dass ich wenig ernst genommen werde.

Das Problem liegt sicher nicht nur bei den Andern, sondern ist auch ein Inner Game Problem. Wenn ich mit Ihnen zusammentreffe, dann schalte ich selbst in einen anderen Modus. Plötzlich bin ich sozusagen auf LowEnergy und je mehr ich mich anstrenge eine dominantere Position einzunehmen, desto müder werde ich. Es ist ein alte Rangordnung, eine alte Konstellation, die hier konserviert wird. Alle scheinen an ihr festzuhalten, und auch mein Unterbewusstsein spielt leider mit. Ich möchte mich dann am Liebsten einfach zurückziehen. Mir fällt auch kaum etwas ein, worüber ich mich mit den Leuten unterhalten könnte, und die Kraft das Gespräch zu lenken oder Witze zu machen fehlt völlig. Es ist einfach ein Teufelskreis. Ich versuch dann eher ruhig und leise zu sein, denn ich habe dass Gefühl, dass jeder laute Schritt von mir Reibung erzeugt, alles eckt an. Die Situation fließt nicht mit mir, will nicht, dass ich gewinne, denn alle kleinen Fehler, die ich mache, werden sofort aufgedeckt. Ja, wenn ich mal versuche eine stärkere Rolle einzunehmen, als die, die ich von "Tradition her" habe, wenn ich versuche mal zu führen, Entscheidungen zu treffen, dann werde ich von allen Seiten stark getestet.

Das ist ein langer Text geworden.

Warum ich hier über meine persönlichen Probleme schreibe?

Nun, ich bin fest entschlossen, diese Sache anzugehen und zu überwinden. Ich will in meiner Familie eine Position einnehmen, in der ich mich wertvoll und stark fühle. Ich will die Energie, die hier gefroren scheint wieder zurückgewinnen, sozusagen.

Nun hab ich mehrere Lösungsstrategien, wobei ich mir nicht sicher bin, welche ich anwenden soll.

  1. Ich muss einfach hartnäckig bleiben bei allen Tests, mich diesem Feuer aussetzen und Führung und Verantwortung übernehmen, auch wenn es hart ist und die Struktur gegen mich arbeitet. Auf Dauer wechselt die Macht der Gewohnheit dann auch auf die Seite der neuen Gewohnheiten.

  2. Beinahe alle in meiner Familie haben mindestens einen Master/Magister, einen gutbezahlten Job und eine Famile (damit mein ich jz Vater-Mutter-Kind-mäßig)/bzw sind dabei eine zu gründen. So bin ich als Student, ohne fixe Freundin etc auch objektiv gesehen der Geringste und um Respekt zu bekommen, muss ich mit den anderen Mitgliedern auch auf Augenhöhe sein, was bedeutet, dass ich ca gleichviel, wie sie geleistet und erreicht habe. Erst dann habe ich „Chancen aufzusteigen“, auch wenn ich der Jüngste bin.

  3. Nicht das vermeintliche „Problem“ ist ein Problem, sondern meine Sichtweise. Akzeptiere einfach die Situation, denn gegen eine solche Konstellation zu kämpfen, kostet mehr Energie, als es bringt.

Ich persönlich tendiere zu Nummer 1. Dann habe ich noch eine Frage: Kennt das von euch jemand, wenn man mal wieder alte „Freunde“ trifft, die heute keine mehr sind, und plötzlich fällt man wieder in dieselbe Rolle, die man damals eingenommen hat? Es ist so eigenartig und paradox, aber es ist fast nicht unmöglich sich dieser alten Gruppenordnung zu entziehen. Wieso ist das so? Und wie kann man diese Ordnungen manipulieren? Eigentlich ist das genau dasselbe Thema. Mcih würden einfach die Hintergründe interessieren, wie sich solche Strukturen festsetzen und wie man sie bricht.

mfg, Jan

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Gast Kuddel

Innerhalb einer intakten Familie ist das nicht schlimm und du solltest das gelassen sehen.

Wenn ich mal in meinem Heimatort auftauche, freut sich die alte Dame aus der Nachbarschaft heute noch und fragt mich als Ü-30 wie früher nach Freundin etc. Ist doch süss!

Du sagst, dass du dich nicht wertvoll und stark fühlst und mir ist folgender Abschnitt sofort aufgefallen:

Beinahe alle in meiner Familie haben mindestens einen Master/Magister, einen gutbezahlten Job und eine Famile (damit mein ich jz Vater-Mutter-Kind-mäßig)/bzw sind dabei eine zu gründen. So bin ich als Student, ohne fixe Freundin etc auch objektiv gesehen der Geringste und um Respekt zu bekommen, muss ich mit den anderen Mitgliedern auch auf Augenhöhe sein, was bedeutet, dass ich ca gleichviel, wie sie geleistet und erreicht habe. Erst dann habe ich Chancen aufzusteigen, auch wenn ich der Jüngste bin.

Das ist in PU-Sprech ein Inner-Game-Problem und ein Limiting Belief.

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Nicht das vermeintliche „Problem“ ist ein Problem, sondern meine Sichtweise. Akzeptiere einfach die Situation, denn gegen eine solche Konstellation zu kämpfen, kostet mehr Energie, als es bringt.

Arbeite an deiner Sichtweise. Das "Kind" zu sein ist an sich keine Bewertung. Du wirst in dieser Konstellation immer der Jüngste sein.

Du verbindest nun eben mit "Kind" etwas Negatives und willst etwas beweisen.

Die Entwicklung der Gruppe weg von "Er ist das kleine Kind" hin zu "Er ist der Erwachsene" benötigt einfach Zeit.

Viel mehr solltest du für dich lernen, es einfach zu akzeptieren, denn es ist überhaupt kein Problem.

Wärst du ein Vater und wärst 60, dann würdest du dein Kind immer noch als dein Kind betrachten, auch wenn es so wie du 21 Jahre alt ist, eben weil sich Routinen etc. so schnell nicht verändern.

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Danke euch beiden für die guten Antworten.

@Kuddel: Du hast, das wäre ein Limiting Belief. Allerdings ist das nicht meine wirkliche Sichtweise. Ich habe lediglich 3 Perspektiven aufgezeigt, von denen aus ich das Ganze angehen könnte.

@saian: Ja, das stimmt, dass ich hier immer der Jüngste sein werde. Es geht aber gar nicht zb um meinen Vater, für den werde ich wohl immer sein Kind sein. Sondern eher um meine weitere Familie, srich Cousins und Cousinen.

mfg Jan

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Gast Kuddel

Du schreibst, du wärst "objektiv" gesehen der Geringste und nicht auf Augenhöhe, weil du Student und ohne Freundin bist.

Das ist ein LB und das meine ich mit IG-Problem.

Wenn deine Familie so tickt dass man brav etwas aus sich macht und darauf hin arbeitet Verantwortung für eine Familie zu übernehmen und du implizit so erzogen wurdest (wie viele von uns), fein. Objektiv bedeutet das aber gar nichts, subjektiv ist das Problem nur in deinem Kopf, was sich dann auch in deinem Verhalten äußert.

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