Geschäftsidee: Investment in Entwicklungsländer

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Hallo ins kalte Deutschland,

ich lebe gerade in Südafrika und arbeite in einer so genannten Rural Area (a.k.a. Busch) und hatte gestern ein für mich sehr interesanntes Gespräch mit einem Kollegen. Er wollte hier sein eigenes Geschäft aufziehen, Handy und sonstigen Elektrokram reparieren. Die Idee hat mmn. durchaus Potenzial, bisher müsste man dafür 40min in die nächste große Stadt fahren. Er meinte, dafür bräuchte er aber ~1000€ Startkapital, das ihm die Bank nicht geben will (natürlich, keinerlei Sicherheiten). Nein, ich will hier jetzt nicht Gelder sammeln, aber das ganze hat mich auf eine Idee gebracht. In ärmeren Ländern gibt es, aufgrund mangelnder Infrastruktur, große Marktlücken für kleine Unternehmen, sei es Gastronomie, Dienstleistungen, Einzelhandel oder besagter Handyladen. Das benötigte Grundkapital ist, verglichen mit westlichen Maßstäben, sehr gering (Monatsmiete für ein Ladenlokal wäre z.B. um die 15-30€).

Was vor meinem geistigen Auge schwebt wäre eine Art Fusion aus Kickstarter und Kiva (einem Microloan-System). Soll heißen, potentielle Unternehmer vor Ort stellen ihr Geschäft vor, kalkulieren grob ihr Budget durch und Europäer investieren in für sie gut klingende Geschäfte, entweder als Kredit (mit Zinsen) oder als Teilhaber mit entsprechendem Gewinnanteil.

Die Vorteile für den Investor:

+ Überschaubare Investitionshöhe - 500€-1000€ können hier viel mehr Bewirken als bei westlichen Startups

+ Simple Produkte - Wer blickt heute noch bei all den Finanzprodukten wirklich durch?

+ Gute Wachstumsmöglichkeiten - Viele Märkte sind noch absolut unterentwickelt

+ Gutes Gefühl - Man tut ja irgendwie auch was gegen die Armut (was aber gerade nicht das Hauptziel sein soll, siehe unten)

Der Unternehmer hat dafür die Möglichkeit, auf eigenen Beinen zu stehen und ggf. auf Expertise aus der 1. Welt zurück zu greifen (Bei längerer Zusammenarbeit). Finanzieren würde sich das Ganze über Transaktionsgebüren. Ein wichtiger Punkt ist nämlich, dass all dies nicht auf Gemeinnützigkeit und Entwicklungshilfe im heutigen Sinne basieren würde. All die Spenden und non-profit Ideen in Ehren, aber auf die breite Masse gesehen ist das doch nicht umsetzbar. Solange für Max Mustermann nichts selber rausspringt, wird er sich auch nicht beteiligen. Bei meiner Idee dagegen steht die Gewinnabsicht für alle drei Partein im Vordergrund, und wie heißt es so schön: Greed is good.

Wie gesagt, das Ganze ging mir die letzten Stunden so durch den Kopf und ist natürlich kein ausgefeiltes Konzept, mehr eine Rohskizze. Aber was haltet ihr davon? Ist das ggf. umsetzbar und realistisch oder kompletter Bullshit? Oder gibt es so etwas schon?

Grüße

Alusque

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1. Du musst wie Kiva sicherstellen, dass die Anzahl der Unternehmer, die nicht performen (gehen pleite / Betrug / ...), gering genug ist. Viel lokale Kenntnis erforderlich + aufwändig.

2. Die 500-1000 Euro Investition, die Dir da vorschweben, sind für die meisten Anleger eben eigentlich auch nur Kleingeld. Da doch lieber ein Tagesgeldkonto mit Minizinsen als das Risiko, in Takatukaland zu investieren und die Kohle los zu sein. Oder im besten Fall mit viel Glück ein paar Euro fuffzich mehr zu kriegen als bei der Bank hier mit unbegrenztem Anlegerschutz qua Mutti-Garantie.

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Friedensnobelpreisverdächtig. ;)

Mikrokredite sind ein alter Hut, aber machen halt wenige aus Gründen, die Du wohl selbst zusammenreimen kannst.

Aber gib dem ruhig mal bisschen Zaster. Er wird sich sicher freuen. Eine gute Tat ist besser als nix.

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@benny: Punkt 1 stimmt, zumindest eine gewisse Vorselektion sollte dabei sein, vor allem um Betrüger raus zu filtern. Auf der anderen Seite sollte der Inverstor ja auch selber das Risiko abschätzen können. Dafür müssten halt konkrete Infos vorhanden sein (Ziegruppe, Marktlücke, Geschäftsplan).

Zu Punkt 2: Wie gesagt kann man hier mit wenig Geld richtig viel erreichen. Konkretes Beispiel von meiner Schule: Ein Typ hat mit ~700€ eine Art Imbissbude vor der Schule aufgebaut. Markt hat gestimmt (hungrige Kinder und keine Konkurrenz in Laufweite), günstige Produkte (Fleischspieße und Pommes, Rendite von 60%-90%) und gut durchkalkuliert. Hat keine zwei Monate gedauert bis er sein Kapital zurück hatte und heute ordentlich Gewinn (~1k€/Monat) fährt. Wenn man jetzt sagt, man investiert 500€ für 20% Anteile hätte ich innerhalb von 5 Monaten mein Investment verdoppelt. Finde ich jetzt keine schlechte Rendite.

@itzi: Kannst mich ja mal vorschlagen :p

Mikrokredite kenn ich, jedoch geht es hier um längerfristiges Investieren als Anteilinhaber. Nur anstatt bei irgendeiner großen Firma beim selbstständigen Unternehmer.

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Mit 500-1000€ kann man mehr erreichen?
Ich wüsste nicht wieso, die Kosten dürften deutlich geringer sein, die Einnahmen aber auch.

Unterm Strich gibt sich das vermutlich die Klinke in die Hand.

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Jetzt fange doch bitte nicht an zu überlegen, wie man Afrikanern erst ihren Lebenstraum verwirklicht, um dann richtig viel Kohle den armen Leuten abzugreifen.

So Kacke gibt's schon genug.

5% Rendite ist schon viel.

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@Arthur: Grundsätzlich ja, aber gibt es hier, soweit ich das beurteilen kann, noch sehr große Marktlücken. Sehr grundlegende Geschäfte, nach denen in Deutschland kein Hahn mehr kräht gibt es einfach nicht. Soll heißen du brauchst keine besonders innovative Idee, noch hast du starke Konkurrenz. Aber natürlich müsste man das noch etwas tiefer überprüfen, ich kann hier nur von meinen Erfahrungen/Beobachtungen sprechen.

@itzi: Es geht hier weder darum, die Leute hier auszubeuten (dafür gibt es einfachere Methoden), noch ihnen aus karitativ Geld zuzuwerfen (was in den wenigsten Fällen den gewünschten Effekt hat). Es geht darum, dass sich beide Partner auf Augenhöhe treffen. Soll heißen:

Hope aus Limpopo stellt seine Geschäftsidee online, Karl aus Bayern investiert X€, von denen Hope sein Geschäft gründet. Er zahlt sich ein Angestelltengehalt, dass im lokalen Durchschnitt liegt (~3€/h), der Gewinn wird geteilt. Das Beispiel oben ist vielleicht etwas zu hart kalkuliert, vor allem weil ich das Gehalt vergessen habe. Aber selbst mit einem überdurchschnittlichen Gehalt von 600€ hätte man in einem Jahr seine 500€ verdoppelt, während der afrikanische Geschäftsmann von ~900€. Das würde ich nicht als "richtig viel Kohle den armen Leuten" abgreifen bezeichnen.

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Such dir doch mal ein Beispiel aus und rechne es grob durch.

Also Kostenblöcke ( Miete, Gehalt, Strom, Wasser, Abschreibungen, Steuern etc.) - realistische Einnahmen.

Da wird am Ende des Tages kaum was überbleiben und wenn reden wir hier von ein paar Euro, damit kann Mufasa vielleicht in Afrike ordentlich leben, aber ein Investor in Deutschland lassen doch 500€ kalt.

Für die paar Kröten, die da rausspringen können, geht keiner das Risiko ein, zumal der Investor wahrscheinlich komplett verarscht wird.

Woher weißt du hier, wie viel Geld der in Afrike macht? Da wirst du weder vorbeigucken können, noch wissen die was eine doppelte Buchführung ist, oder wie man Bilanz überhaupt schreibt.

Das ganze ist einfach zu unseriös.

Ohne den afrianischen Markt zu kennen, ich könnte mir eher vorstellen, dass man in St. Johannesburg oder den großen Metropolen noch die ein oder andere Marktlücke findet, wo das Preisniveau auch entsprechend gegeben ist.

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@itzi: Es geht hier weder darum, die Leute hier auszubeuten (dafür gibt es einfachere Methoden), noch ihnen aus karitativ Geld zuzuwerfen (was in den wenigsten Fällen den gewünschten Effekt hat). Es geht darum, dass sich beide Partner auf Augenhöhe treffen. Soll heißen:

Hope aus Limpopo stellt seine Geschäftsidee online, Karl aus Bayern investiert X€, von denen Hope sein Geschäft gründet. Er zahlt sich ein Angestelltengehalt, dass im lokalen Durchschnitt liegt (~3€/h), der Gewinn wird geteilt. Das Beispiel oben ist vielleicht etwas zu hart kalkuliert, vor allem weil ich das Gehalt vergessen habe. Aber selbst mit einem überdurchschnittlichen Gehalt von 600€ hätte man in einem Jahr seine 500€ verdoppelt, während der afrikanische Geschäftsmann von ~900€. Das würde ich nicht als "richtig viel Kohle den armen Leuten" abgreifen bezeichnen.

Zumal nichts und niemand Karl aus Bayern daran hindert, den Gewinn auch wieder auf gleichartige Weise zu investieren als ihn für seine persönlichen Bedürfnisse auszugeben, wenn ihm der Gedanke moralische Probleme macht.

Alusque, habe ich deine Idee richtig verstanden? Dir geht es im Prinzip um das gleiche wie bei der Idee der Mikrokredite, allerdings mit dem Unterschied, dass dir keine Vermittlung von Krediten sondern von direkten Investitionen in entsprechende Unternehmen vorschwebt?

bearbeitet von Cycle

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Bitte, bitte, bitte nun nicht mit irgendwelchen Argumenten kommen. Ich find's scheiße. Punkt.

Das steht dir selbstverständlich völlig frei. Ich wünschte nur, du hättest dann auch noch einen besseren Vorschlag, wie „Hope aus Limpopo“ an Startkapital für seine Geschäftsidee kommt.

Ich selber sehe halt in dem von Alusque beschriebenen Beispiel nicht den „armen Afrikaner“ sondern einen Existenzgründungswilligen, der eigentlich vor genau den gleichen Problemen steht, wie jemand, der sich in Deutschland selbstständig machen möchte. Dass die Beträge, um die es dabei geht, in anderen Größenordnungen liegen, ändert in meinen Augen nichts am grundlegenden Problem.

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Gut, teleologisch, utilitaristisch schön und gut, aber, ob ich das wollen würde, dass, wenn ich wenig bis gar keine Perspektive(n) hätte, ein Gönner aus Bayern aus mir Kapital schlägt in dem Maße, tja. Keine Ahnung.

Im Zweifel finde ich die Welt dann einfach nur ganz scheiße und wäre sauer, dass der reiche Sack aus meinem Handyladen so viel Kröten Profit haben will.

Und das legitimiert der Karl damit, dass er das Geld mir ja nicht zur Verfügung stellen müsste.

Und da sind wir dann bei Rawls etc. pp.

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Alusque, habe ich deine Idee richtig verstanden? Dir geht es im Prinzip um das gleiche wie bei der Idee der Mikrokredite, allerdings mit dem Unterschied, dass dir keine Vermittlung von Krediten sondern von direkten Investitionen in entsprechende Unternehmen vorschwebt?

Das trifft es ziemlich gut. Ich habe mich über das letzte Jahr recht viel mit Freiwilligenarbeit, Spenden und Entwicklungshilfe beschäftigt und bin zu dem Punkt gekommen, dass mir rein karitativen Initiativen nicht viel zu erreichen ist. Ein paar Leute engagieren sich in NGOs o.Ä., ein paar Spenden 50 Kröten zu Weihnachten für ihr Gewissen. Hilft jetzt nicht besonders viel. Was wollen diese Leute aber (Achtung, starke Generalisierung): Geld. Ein paar mehr Euronen auf dem Bankkonto wünscht sich doch jeder, warum also nicht beides kombinieren.

@itzi "nicht mit irgendwelchen Argumenten kommen. Ich find's scheiße. Punkt."

Geile Diskussionsgrundlage, thumbs up.

Und was das mit Zinswucher zu tun hat verstehe ich nun wirklich nicht. Jemand investiert in ein Unternehmen und erhält dafür Anteile. Entsprechender Unternehmensgewinn wird anteilsmäßig an den Anteilshalter ausgeschüttet. Wenn ich ein Startup im Silicon Valley mit 5mil $ unterstütze und das Unternehmen dann für 300 Mille an Google verkauft wird erhalte ich ja schließlich auch einen Anteil.

Wäre es denn besser, wenn der "arme Afrikaner" anstatt einen Handyladen mit X€ Gewinn pro Jahr und einem regelmäßigen Monatsgehalt weiterhin seine 50€ Sozialhilfe bezieht und nach der Hälfte des Monats kein Geld mehr hat? Wie ist ihm denn dadurch geholfen?

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Geht es Dir konkret um Südafrika?

In diesem Fall hast Du ja kein "Land" in dem bestimmte Angebote nicht existieren, sonder nur eine Region.

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Nö, ich denke das wäre, wenn überhaupt umsetzbar, recht einfach auf andere Entwicklungsregionen umsetzbar. Ich behaupte mal, so stark unterscheiden sich die Rural Areas hier nicht von denen in Botswana oder Tansania. Südafrika ist ja da noch ein Vorreiter - und selbst hier ist das bei weitem mehr als "nur eine Region".

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