Wie führe ich eine offne Beziehung? Melde Dich an, um diesen Inhalt zu abonnieren 0

[Kellerkindchen 37]

Nabend,

ich habe mich gestern Abend mit meiner Freundin über das Thema Beziehung unterhalten.

Wir kamen darauf das wir! der Meinung sind das wir diese Beziehung öffnen weil es uns beiden wohl gut tun wird und wir uns nicht durch sexuelle Einengung verlieren wollen. Wir wollen es freier gestalten. Kurz zu uns: Wir sind seit 3 Jahren zusammen, alles ist tuffig wir haben tolle Gespräche, können über absolut alles! reden. Unser Sex ist regelmäßig, immer wenn wir Lust haben und immer sehr gut, für beide.Wir sind glücklich, behaupte ich mal.

Nun zum Haken wir sind beide extrovertiert was die Folge hat das wir beide hin und wieder die Chance haben das mehr aus einem Gespräch wird als nur reden. Da wir uns aber behalten wollen haben wir beschlossen quasi ohne Oberaufsicht (überspitzt) uns auszuleben.

Wir haben gestern drüber gesprochen und wollen uns wenn wir uns das nächste Mal sehen wieder drüber reden zwecks Regeln.

Nun die Frage: Wie führt man eine offene Beziehung? Was sind die Killer? Was braucht man? Wieviel Offenheit?

Wer führt hier eine offne Beziehung und wie macht ihr das? Welche Regeln würdet ihr aufstellen? Braucht man überhaupt Regeln?

Ich danke und verbleibe

[Gast seppinexile]

Also ich habe jetzt seit längerem eine poly-Beziehung und kenne viele Leute, die das auch so machen, u.a. eben dann weitere Leute aus dem ganzen Geflecht, das sich ergibt, wenn man das eine Zeitlang macht.

Wichtigste Erkenntnis: Das ist anstrengend. Du hast eine Freundin, dann beschäftigst du dich mit ihr und verbringst Zeit damit und so weiter. Bei drei summiert sich das und wenn sie auch noch andere Leute hat, kommt noch mehr Koordinationsaufwand und Gefühle dazu. Also ist das anstrengend. Das führt auch dazu, daß offene Beziehungen selten total ausufern. Mehr als drei Leute gleichzeitig zu daten ist den meisten zu aufwendig und wenn du ohnehin eine Beziehung und guten Sex hast, hast du auch nicht ständig Zeit und Bedarf nach ONSs.

Was normalerweise nicht funktioniert: Eine Person will eine offene Beziehung, die andere sagt ja dazu, weil sie Angst hat, den/die PartnerIn zu verlieren, wenn sie nein sagt. "Lieber teilen als garnicht." Wenn du das Gefühl hast, daß das bei dir oder ihr der Fall sein könnte, lieber nochmal darüber nachdenken.

Es gibt da mehrere Variablen:

Poly (mehrere halbwegs stabile Beziehungen gleichzeitig), offen (eine LTR + rumvögeln) oder beides. Und die Frage, ob man sich davon erzählt oder nicht und wenn ja, wieviel.

Letzteres ist das einzige, wovon ich sagen würde, ihr solltet es unbedingt regeln. Die Frage, was man sich erzählt und was nicht ist ganz zentral, weil es einerseits Leute gibt, die gerne über alles reden und alles wissen wollen und es als Vertrauensbruch auffassen, Geheimnisse daraus zu machen und andere, die am liebsten ihre Affairen für sich behalten und bei der einen Person nicht über die andere reden, obwohl alle wissen, daß sie nicht alleine sind.

Es gibt Leute, die darüber hinaus Regeln haben wie "Nicht öfters als drei Mal mit der selben Person", "Nicht länger als einen Monat die selbe Person", die sich Vetorechte einräumen, nach erst und zweit und dritt - Beziehung differenzieren und so weiter und so fort. Ich halte das im großen und ganzen für unnötiges Konfliktpotential, weil die Realität von menschnlichen Beziehungen solchen Regeln zu selten entspricht. Wenn ihr mit "offener Beziehung" lediglich meint, daß ihr tolerant wärt und einander den ein oder anderen ONS verzeihen könnt, dann laßt es dabei und sprecht das auch so aus.

Meiner Erfahrung nach kann das alles funktionieren und zwar selbst dann, wenn die beiden Leute sich unterschiedliches darunter vorstellen. Bei mir ist es zum Beispiel so, daß meine Freundin noch zwei weitere Beziehungen (ein Typ und eine Lesbe) mit beide Male langer Dauer hat und sonst fast nix und ich eher ab und an Affairen habe, aber selten längere, und wir beide über alles reden. Ich kenne auch die anderen Leute, mit denen sie was hat und der Typ hat zufällig etwas mit einer guten Freundin von mir, die ich schon länger kenne als die anderen involvierten Personen. Das mag sich strange anhören, klappt aber. Wichtig ist nur, daß man sich selbst klar macht, was man eigentlich will und ab und an darüber redet.

Und dann lohnt es sich, darüber nachzudenken, was Erfolg ist und was Scheitern. Wenn die Beziehung zu deiner Freundin auf einem gemeinsamen Lebensprojekt (Haus, Kinder, Auto, Garten, Hund,...) beruht und das nicht-Werden des Lebensprojekts automatisch ein Scheitern der Beziehung und die Suche nach einer neuen, zum Lebensprojekt passenden Person bedeutet, braucht ihr einen Narrativ, wie die Öffnung der Beziehung mit dem Projekt zusammengeht. Andernfalls ist das unproblematisch. Ich habe die Erfahrung gemacht (v.a. in Affairen und "gescheiterten Beziehungen"), daß die meisten Leute, die mit offenen Beziehungen nicht klarkommen deshalb nicht damit klarkommen, weil sie "offene Beziehung" und ihr eng mit einem bestimmten Lebensentwurf gekoppeltes Konzept von Beziehung im Kopf nicht zusammenkriegen.

Ich würde dazu raten, nach außen hin offen damit umzugehen. Meiner Erfahrung nach finden sich relativ viele Leute, die das selbst auch so machen oder mal gemacht haben oder zumindest darüber nachdenken (wenn man nicht gerade in einem konservativen Dorf wohnt). Das hilft, sich weniger komisch vorzukommen, wenn man sowas versucht und Leute zu haben, mit denen man über Dinge reden kann, die in offenen Beziehungen auftauchen und sonst nicht.

Es gibt auch Literatur dazu, am bekanntesten ist das Buch "the ethical slut", aber das ist sehr für ein amerikanisches Publikum geschrieben. Um ein paar Gedanken geordnet zu kriegen sind die Artikel ganz gut, die Antje Schrupp, eigentlich eine feministische Theologin, aus einem gescheiterten Buchprojekt gemacht hat. Einfach "Antje Schrupp Buch Liebe" googeln. Das Thema ist da aber eigentlich ein anderes, aber ich habe das Gefühl, daß vielen Leuten einfach das Vokabular fehlt, um sinnvoll über offene Beziehungen zu reden.

[Eriksen 1600]

Starker Beitrag von Sepp.

Vorneweg: Es gibt dazu viele nützliche Threads in der Schatzkiste, primär vom User Antidote.

Ich persönlich habe auch Erfahrungen damit, allerdings nicht nur positive.

Es müssen wirklich beide dieses Modell wollen und sich der Konsequenzen bewusst sein. Wenn irgendwen etwas stört, muss er das sofort ansprechen und nicht schlucken.

Eine solche Beziehung ist meines Erachtens wesentlich anspruchsvoller in der Führung als eine monogame Beziehung.

Es gibt verschiedene Modelle. Ich persönlich habe eine quasi eine Beziehung mit einem Mädel gehabt, dazu 2-5 FBs und etliche ONS.

Durch das Öffnen der Beziehung, trennst du im Prinzip ja körperliche Handlungen (körperliche "Liebe") von den Emotionen.

In diesem Modell muss man meines Erachtens stark darauf achten, der Partnerin (Königin) immer das Gefühl zu geben, dass sie eben diesen (emotionalen) Sonderstatus hat und nicht eine von xy Betthäschen ist.

Aus meiner Sicht sind eben auch in dieser Beziehungsform Regeln erfoderlich. Dazu gehört beispielsweise, ob ihr euch darüber austauscht/berichtet oder nur auf Nachfrage oder eben gar nicht. Darüber hinasu gibt es ggf. auch weitere Einschränkungen, beispielsweise bei Personen. Es war bei mir zum Beispiel so, dass man bestimmte Personenkreise ausschließt.

Fand ich ganz hilfreich, weil man so die "Abenteuer" immer auch vom Alltagsleben problemlos trennen kann.

Man könnte hier noch ne Menge schreiben. Lies dir mal die Threads in der Schatztruhe durch und schau mal, ob sich da für dich was herauskristallisiert und welche Fragen ggf. noch auftauchen. Dann gehen wir das hier oder per PN nochmal durch.

Grüße,

Eriksen

[FightingTux 7]

Führe seit ein paar Monaten eine Offene Beziehung.

Nach der Variante mit Königin und kurzfristigen Bettgeschichten nebenbei.

War auch zuerst eine monogame Beziehung.

Wir haben folgende Regeln ausgemacht:

.) Wir haben gegenseitig immer Priorität vor anderen Geschichten.

.) Andere Geschichten sind kurzfristig zu halten und es wird mit ihnen nicht viel außerhalb des Bettes unternommen.

.) Wir erzählen uns nicht von den anderen Geschichten, solange nicht einer von uns Explizit nachfragt. (oder ein zwingender Grund vorliegt)

.) Andere Geschichten dürfen nur Leute sein mit denen der Partner absolut nichts zu tun hat. (am besten nicht mal kennt)

.) Andere Geschichten nur mit Kondom. Sollte mal was passieren wie runter rutschen, reissen, überhaupt vergessen wird das in der Partnerschaft kommuniziert und dann gibt es für eine Zeit (bis nach dem erneuten Bluttest) Sex nur mit Kondom.

Desweiteren ist es meiner Ansicht nach sehr wichtig, das man sich gegenseitig das Gefühl gibt etwas besonderes für den Anderen zu sein.

Was meiner Ansicht nach durchaus dicker aufgetragen sein kann, als in einer monogamen Beziehung. Also die gegenseitige Emotionale Bindung so stark halten wie möglich...

Lauft bisher sehr gut nach dem Prinzip.

Mfg,

Fighting Tux

[Individualchaotin 10236]

Ich führe offene Beziehungen, Antidote, seinen Threads nach zu urteilen, MLTRs:
MLTR anfangen
MLTR führen
Fragen zu MLTR

Siehe auch:
MLTR - Ein Leitfaden

Diskussionen:
Geschlechtsunterschiede in offener Beziehung
Doppelmoral in MLTRs

Das Herz einer Frau in einer offenen Beziehung
Wollen Frauen überhaupt eine offene Beziehung?
Wie reagieren Frauen auf den Vorschlag "offene Beziehung"?
MLTR - Heimlich oder mit offenen Karten?
Offene Beziehung: Rational vs. Emotional
Wer von euch führt eine offene Beziehung?
Erfahrungen mit MLTR?
MLTR
Wie geht ihr mit eurer offenen Beziehung um?
Eine Frage zur MLTR
"Polygamie kann funktionieren - bis sich einer wirklich verliebt"

User haben Fragen zu ihrer offenen Beziehung/MLTR:
Offene Beziehung eingehen
Wie bekomme ich sie zur MLTR?
MLTR aus zwei FBs
Offene Beziehung - Handling
Offene Beziehung - alles sagen?
Offene Beziehung
Abenteuer MLTR
Offene Beziehung und Liebe
Offene Beziehung
Offene Beziehung mit Kleinkind

Von der klassischen LTR zur offenen Beziehung
Aus der Beziehung eine offene Beziehung machen
Normale Beziehung zu offene Beziehung
Projekt: MLTR
MLTR etablieren

Wie bringe ich sie dazu mit anderen zu schlafen?
Wie sage ich anderen Mädels, dass ich eine offene Beziehung habe?
Wie eröffne ich neuen HBs die Situation?
Wie dem HB beibringen, dass sie nicht die einzige ist?
Probleme in offener Beziehung wegen FC
Offene MLTR?
MLTR

"Ich genüge nicht": Verlustangst und Verhütung in einer offenen Beziehung
Offene Beziehung - Fehler?
Die offene Beziehung killt mich
LTR will keine offene Beziehung mehr

Offene Beziehung auf dem Holzweg
Offene Beziehung steht kurz vor dem Aus
Offene Beziehung vor dem Ende?
MLTR - wie weiter?
MLTR am Ende?
6 Jahre MLTR zu Ende?

Und besonders schön:
Preislicher Rahmen für Weihnachtsgeschenk in MLTR?
Sextape mit MLTR drehen: Fragen oder einfach machen?

[Marcel Herzog 7556]

Ich glaube, dass es nicht so easy wird wie Du Dir das vorstellst.

Nach 3 Jahren stellt man so eine Beziehung nicht einfach um.

Das ist ziemlich blauäugig... Meine Meinung.

Ich lasse mich gerne eines besseren belehren.

[Eriksen 1600]

Ich glaube, dass es nicht so easy wird wie Du Dir das vorstellst.

Nach 3 Jahren stellt man so eine Beziehung nicht einfach um.

Das ist ziemlich blauäugig... Meine Meinung.

Ich lasse mich gerne eines besseren belehren.

Nunja, es birgt natürlich gewisse Risiken. Klar.

Man darf nicht glauben, dass jetzt alles super easy ist, weil man ne Freundin hat UND alles wegballern darf.

Eine offene Beziehung ist, gerade in der Startphase, deutlich anspruchsvoller.

[Gast seppinexile]

Jetzt habe ich ein paar von den Posts von Antidote überfolgen und finde die im großen und ganzen ganz gut. Aber nicht alles, was andere Leute noch dazwischen schreiben, ist sinnvoll.

@Kellerkindchen: Was geht und was nicht ist immer eine individuelle Frage. Tipps holen, das richtige Vokabular suchen, Fallbeispiele anschauen: Ja. Aber laß' dir lieber nichts aus- und nichts einreden.

Nach dem, was hier und in den Links von Individualchaotin steht, bekomme ich das Gefühl, daß offene Beziehungen nach dem König/Königin + Affairen deutlich mehr Regeln brauchen als Polyamorie. Ich vermute, daß dahinter dann ein geringerer Abstand von den Werten steckt, die man so aus der Gesellschaft und den ganzen Filmen, in denen es darum geht, wie sich das Paar findet und nicht darum, wie es bis der Tod es scheidet lebt, mitnimmt.