Wie kann ich mich selbst aus diesem Loch ziehen?

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Sehr geehrte Gemeinde,

ich befinde mich seit ca. 1 Jahr in einem Loch, aus dem ich nicht entkommen kann - teilweise, weil grundlegende Umstände nicht änderbar sind, teilweise sicher auch aus Eigenverantwortung. Ich hoffe, ihr habt Tipps für mich, die mich in irgendeiner Weise voranbringen. Die Umschreibung meiner Situation wird so umfangreich wie nötig, aber so kurz wie möglich. Ich bin wirklich dankbar für jeden Leser und Poster von euch :)

Die Situation:

Zuhause:
Ich bin 25 und lebe wegen dem Studium bei meinen Eltern. Zu denen habe ich kein gutes Verhältnis, weil deren Ehe seit Jahren eingefahren und für mich einfach nicht praktikabel ist. Meine Mutter fristet ihr Dasein seit Jahren als Hausfrau, wobei sie ihren hausfräulichen Pflichten nur sporadisch nachkommt: Essen wird nur gemacht, wenn der Vater zuhause ist, die Wäsche dauert schonmal eine Woche, bis sie gewaschen wird und Ordnung ist für sie ein Fremdwort. Im ganzen Haus finden sich Klamottenstapel, oft seit Jahren ausrangierte Kleidung, die einfach weggeworfen werden müsste. ABER: Weder das Aufräumen dürfen wir übernehmen, noch unsere Wäsche selbst machen, weil wir "zu verschwenderisch" damit umgehen würden und so z B nur halbe Maschinen waschen. Alle Familienmitglieder (Bruder, Vater, Ich) sind von dieser Einstellung abgefucked, aber ändern können wir nichts. In von mir provozierten Streitgesprächen beruft meine Mutter sich auf die Fürsorgepflicht meines Vaters, der ja wegen der Ehe für sie sorgen muss. (Das Wort Liebe fällt hier lange nicht mehr, im Bett ist da auch nichtsmehr gebacken). Mein Vater, ebenfalls von mir interviewt, gab als Grund, wieso er nicht mal auf den Tisch haut und von seiner Frau einen anständig geführten Haushalt einfordert, an, dass er "um des Friedenswillen" nichts dagegen tun möchte und es lieber still akzeptiert. Daraus resultiert, dass ich gerne seine Unzufriedenheit zu spüren bekomme (nicht mit physischer Gewalt, nur in Form von Ausrastern wegen trivialen Dingen).
Da mein Vater seit 23 Jahren allein für die Familie arbeitet und das auch schon seit 7 Jahren über seine Pensionierung hinaus, erwarte ich von einer Frau, dass sie mindestens den Haushalt dafür ordentlich führt. Aber meine Mutter verbringt 12 Stunden des Tages mit Schlafen, die anderen lungert sie vor'm Laptop rum und nimmt an zahllosen Gewinnspielen im Internet teil. Sonst nichts. Soziales Leben haben beide Elternteile nicht. Das einzige Hobby: 2 mal im Jahr mit dem Wohnmobil durch die Weltgeschichte gurken (an sich ne coole Sache, aber wirklich als einziger Lebensinhalt wäre das nicht meins).
Mein Bruder, gerade 21 geworden, Jobmäßig gut versorgt, sucht verzweifelt eine Wohnung, um diesem Zuhause zu entrinnen. Denn die herrschende Unordnung macht es uns natürlich schwer, mal Freunde oder Frauen mit heim zu bringen. Meine Ex gestand mir mal, die ersten 3 Monate unserer Beziehung nicht auf unsere Toilette gegangen zu sein, sondern vor oder nach ihren Besuchen an der Tankstelle hielt. Das sagt glaube ich alles aus.

Studium:
Das läuft ziemlich bescheiden. Im nun 4. Semester bin ich technisch noch im 3., muss massenweise Klausuren nachholen weil ich mich nicht zum lernen motivieren kann. Das schiebe ich zum Teil darauf, dass ich studieren eigentlich dämlich finde, weil Praxis mehr wert sein sollte als stupides Bullemie-Lernen.. aber die Gesellschaft verlangt es, also mache ich es. Der Grund, warum ich damals meinen Job nach 1 Jahr hinwarf, um ein Vollzeit-Studium zu beginnen: Ich habe versucht, mich in meiner Firma einzubringen, habe Verbesserungsvorschläge eingereicht und wurde dafür buchstäblich ausgelacht. "Haha, grade die Ausbildung fertig und jetzt auf Experte machen." Ein Jahr nach meinem Abgang sind 2 große Maßnahmen durchgesetzt worden, die ich bereits vorgeschlagen hatte. Ich rede nicht von "mehr Bleistifte für alle", sondern von neuer Produktionshalle und dem Einstellen von 20% mehr Personal. Seither geht es der Firma besser. Kollegen rieten mir zu einem Studium, damit ich später vielleicht mal ernster genommen werde...
Davon abgesehen glaube ich, dass die tägliche Konfrontation mit dem Leben meiner Mutter meine Schaffenskraft bremst. Die sitzt den ganzen Tag nur rum, vertrödelt ihre Zeit und ihr geht es trotzdem gut. Ich hingegen soll mich hinsetzen und lernen, um in 4 Jahren vielleicht(!) mal davon zu profitieren? Schwierig. Als letzte Bremse kommt der Gegenwind von den Eltern: Beide hassen mich dafür, dass ich studiere und lassen mich das oft spüren... kein Rückhalt, keine Rücksicht und ständige Vorwürfe, immernoch zuhause zu wohnen und nicht vorran zu kommen. Danke dafür!

Freunde:
Habe ich kaum. Ich bin absolut wählerisch, finde den Großteil der Gleichaltrigen dumm oder zurückgeblieben und kann mich nicht mit ihnen identifizieren. Dieses ständige "Alter" und "Bro"-Gelaber stößt mich schon vor ersten Gesprächen so sehr ab, dass ich den Kontakt meide. Glücklicherweise gibt es ein paar wenige Ausnahmen, auch in der Uni, sodass ich da einer Clique mit ca 10 Leuten angehöre. Außer oberflächlichem Gerede und Partys ist hier aber auch nichts tolles dabei und ich werde für meine oft kollidierenden Einstellungen ausgelacht.
Wirkliche Freunde habe ich 3: Den großen Bruder, eine beste Freundin und einen Kumpel. Alle anderen Versuche, sich in andere Gruppen zu integrieren scheitern meist, weil ich die Leute nicht so gut leiden kann, wie ich müsste, um sie Freunde zu nennen.

Frauen:
Nach fast 4 Jahren habe ich die beste Frau der Welt verlassen, aus Angst, etwas zu verpassen. Es ging Monate hin und her, dass ich gern mal mit einer anderen schlafen würde.. ihr kennt das sicher. Nach langem hin und her haben wir uns friedlich getrennt, weil sie mich nicht teilen wollte und sie die "wechselnde Partner Phase" bereits vor mir durchlebt hat. Das bereue ich heute, weil ich, ähnlich wie im Absatz Freunde zu erahnen, auch Frauen oft dumm oder zu langweilig finde. Hübsche Hüllen reichen mir nicht, um mich angezogen genug zu fühlen, mit ihnen schlafen zu wollen. Aber Sex fehlt mir natürlich auch sehr.

Geld:
Vor Beginn des Studiums hatte ich etwas angespart und der Reserven neigten sich zu schnell der 0. Seither versuche ich, einen Nebenjob zu finden, bei dem ich irgendwo im Büro entsprechend meiner Ausbildung arbeiten kann... bekomme aber nur Absagen, ohne Angaben von Gründen, obwohl ich bestens geeignet wäre. Ich verstehe es nicht, aber bleibe natürlich dran, obwohl mich der Mut verlässt. Inzwischen würde ich auch irgendwo Kisten schleppen, aber auch da habe ich noch nichts geeignetes gefunden. Es müsste ja trotzdem anständig bezahlt werden und meinem Studium (Vorlesungen, Lernen) nicht im Weg stehen.

Geld ist natürlich auch der Grund, dass ich nicht einfach zuhause ausziehe. Bafög bekomme ich zu wenig, da mein Vater zu viel verdient. Dass er 50% seines Einkommen wegen der Abzahlung des Hauses abgeben muss, interessiert die zuständigen Behörden nicht. Den Anteil, den er mir (laut Bafög-Amt) bezahlen soll, kann er sich nicht leisten und meinen Vater darauf verklagen werde ich nicht - er füttert mich ja schon durch und das seit 25 Jahren. Ich habe montalich 450 EUR zur Verfügung (gnädige Oma und Kindergeld), aber zum Ausziehen reicht es nicht. Ich komme im Monat gerade so um die Runden, Kleidung habe ich seit Jahren nicht gekauft.

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Die Lösung?

Ich denke, wenn ich genug Geld verdienen könnte, um auszuziehen (und sich mein Bafög dann anders berechnet), könnte ich mit viel Arbeit auch irgendne schäbbige Dachgeschossbude beziehen und das Studium besser angehen, einfach weil ich nicht täglich mit dem Scheiß zuhause konfrontiert werde. Aber das würde ja nicht die Menschen um mich herum ändern.. Andererseits würde ich mir selbstdiagnostisch auch eine leichte Depression zusprechen, die aus dieser Gesamtsituation resultierend meinen Blick auf meine Mitmenschen zu meinen Ungunsten verzerrt... ich weiß es nicht. Daher bitte ich euch um Hilfe und das fällt mir schwer genug...

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So, trotz das sich das alles sicher ziemlich düster und schwarzseherisch liest, bin ich kein Kind von Traurigkeit, habe mich ausfüllende Hobbies und auch Spaß, wenn ich weggehe oder mich mit jemandem Treffe. Ich werde für meinen Humor, meine Sprachgewandheit und als Unterhaltungspartner geschätzt, sehe annehmbar aus und trotzdem haut das alles nicht so hin.

Danke für's Lesen und bitte.. lasst konstruktive Kritik da. Anfeindungen, dass ich doch meinen Arsch bewegen soll oder das 450 EUR reichen müssten, lasst ihr aber bitte.. denn ich bewerbe mich wie ein Irrer und es klappt halt nicht, keine Ahnung wieso.. und die günstigsten Wohnungen hier starten (mit Berücksichtigung von WGs) bei 250 EUR.. Wer da noch ein Auto unterhalten will und raucht, isst dann nichts mehr. An das Raucherproblem gehe ich dieses Jahr aber auch noch, versprochen ;)

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Hallo flooder,

ich bin hier eigentlich nicht der große Poster, bin aber zufällig auf deinen Text gestoßen und wenn ich das schon alles durchgelesen habe, möchte ich auch antworten. (Mit ein paar Fragen :) )

Meiner Meinung nach steckst du in folgendem Dilemma: (ein bisschen überspitzt)

1. Es gibt Menschen bei denen läuft Zuhause/Privat soweit alles ganz gut, sind aber im Beruf/ der Ausbildung unglücklich.

2. Und Menschen bei denen Zuhause/Privat einiges schief läuft, aber im Beruf/ in der Ausbildung sind sie total zufrieden.

Das sind zwar nicht die glücklichsten Menschen auf dem Planeten, sie haben aber einen "sicheren Hafen".

Wo siehst du dich da? Ich glaube wir kennen beide die Antwort.

Scheiße oder?

Dabei hast du eigentlich doch alles gemacht, was immer so wichtig sein soll:

Du hast ein Problem erkannt und bist gewillt es zu lösen, es will nur einfach nicht.

Der Knackpunkt dabei ist jedoch, das man noch so motiviert sein ein Problem zu lösen, es hilft nix wenn der Lösungsweg falsch ist.

Das war jetzt vielleicht ein bisschen theoretisch, regt aber vielleicht zum nachdenken an.

Also noch ein paar praktische Fragen:

1. Was ich gerne von dir wissen würde ist, findest du ein Studium von der Idee an sich "dämlich" ODER stört dich nur die Art und Weise? (Sehr großer Unterschied!)

2. Was studierst denn du eigentlich?

3. Was sind deine Hobbies, die du erwähnt hast?

4. Was heißt ausfüllend eigentlich?

5. Was ist dein Lösungsweg momentan?

6. Welcher Teil des "Problems" ist deine "Schuld"? (Sei ganz ehrlich, du wirst erstaunt sein)

Wenn du lust hast kannst du ja einfach mal mitspielen, verlieren kannst du nichts. :)

Falls dir das zu doof ist, auch kein Problem.

Ich bin gespannt und geh jetzt endlich ins Bett.

Gruß,

Joibe

bearbeitet von joibe

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Ich fühl mit dir. ich weiß sehr gut wovon du sprichst.

Bleib am Ball du hast den weg ja schon vor Augen. Weiter bewerben, job beginnen, ausziehen.

Wünsche dir alles gute.

bearbeitet von dreisindeinerzuviel

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Such dir einen Job, zieh in eine WG und lass die anderen Menschen so leben, wie sie es tun.

Weniger über Eltern, Mutter, Gesellschaft, dumme andere Menschen, Unternehmen, BaFög-Amt etc. beschweren und mehr selbst auf die Reihe bekommen.

  • TOP 1

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Du brauchst einfach mal neue Perspektiven.

Wenn man sich deinen Text durchliest merkt man ziemlich schnell, dass du anderen Menschen ziemlich schnell beurteilst ohne genauer auf sie einzugehen. Das ist Oberflächig, denn du betrachtest deine Mitmenschen nur Eindimensional. Du fühlst Dich quasi "außen vor" und über den Dingen stehend.

Dabei hast du etwas wichtiges vernachlässigt. Das Beziehungen nur im Kopf existieren, die durch deine Wahrnehmungen/Empfindungen definiert werden. Du musst also erst in dich selbst hineinschauen.

Rührt dein Pessimismus anderen Menschen gegenüber vielleicht grundsätzlich an deiner eigenen Unzufriedenheit?

bearbeitet von profit

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Hi kann gut nachvollziehen was du durchmachst, daheim wohnen ist die Hölle, kann dir echt empfehlen mit dem Rauchen aufzuhören und das Auto einzusparen, dann kannst du mit 450€ hinkommen wenn du ganz sparsam bist und evtl. sogar nen job findest, auf dauer findet sich bestimmt was, wenn dus oft versuchst und n paar wochen/vll sogar monate lang ;)

ganz kurz mir geht es ähnlich:

Bin 19, mach dieses Jahr Abi, will danach umbedingt studieren und ausziehen, aber kein Geld, kein Barfög, 2 ältere Brüder die auch so studieren -> Eltern: "Blablalba du kannst es nur so schaffen wenn du daheim wohnst..."
Meinen Minijob hab ich verloren ,also keine 400€pro Monat mehr. Mein gespartes wird nicht lange reichen.

Was tun? Wie kann ich studieren und gleichzeigtig woanders wohnen?

Was studiert man wenn man viele Interessen hat, besonders geisteswissenschaftlich, aber gerade diese richtung nicht will, wegen der Jobaussichten nach dem studium?? Will ja mal gut verdienen, Geld ist zwar nicht alles aber schon ein wichtiger Aspekt.

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Ich verstehe dich Kollege. Habe eine ähnliche Situation. Seit halbem Jahr wieder zu Hause... und alles fucked hier ab. Stress in der Familie, und überhaupt Streitereien wegen banaler Kleinigkeiten. Ich bin zwar selten mitten drin dieser Streitereien, aber das Mitbekommen zieht einen stark runter. Man fühlt sich wie gefangen, ständige Fragen, Kontrolle, Misstrauen und Zweifel an mir...und das ständige "Mitgefühl", das keine Motivation gibt...

Zieh auf jeden Fall raus, du wirst den Unterschied merken. Lerne nur in der UNI, bibo. Du wirst Erfolge spüren.

Such dir einen Job. Als Student ist es sehr einfach einen Aushilfsjob zu finden. In Lagern wird oft um die 11 Euro bezahlt. Ruf einfach an, frag nach Kontaktdaten, schreib Bewerbung...

Sieh das ganze locker.. Und freu dich auf die guten Dinge und schätze, dass du einen Dach überm Kopf, Essen und Kleidung hast! Schätze das du dich weiterbilden kannst. Du hast die Chance!

http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=rsIOoXG_gmo

bearbeitet von PulSon

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Zieh in eine günstige WG, such dir einen Job wie Kellnern,Verkäufer,Aushilfe. An einem Studienort wird nach sowas immer gesucht.

Damit wärst du bei 780-850 euro. Das ist natürlich kein Reichtum,dafür biste aus dem Umfeld raus.

Die andere Sache ist, du bist zu oberflächlich und lässt dich nicht auf die Menschen ein.

Viele Menschen musste erstmal im zweier Gespräch oder privat näher kennenlernen bevor du die "Fassade" durchsiehst.

Ich sage nicht "lerne jeden idioten kennen" , sondern schiebe deine Gedanken weg die dir erzählen jeder Mensch der "Alter oder "Bro" sagt ist ein Idiot.

Hier nennt man das wohl auch , comfort Zone verlassen.

Du hängst auch sehr an deiner alten Partnerin, verstehe ich vollkommen.Ihr habt eine lange Zeit verbracht.

Zu behaupten dass viele Frauen die du kennenlernst "Idiotinen" sind, heisst allerdings dass du entweder die falschen/zuwenig ansprichst oder dich zu wenig für den Menschen hinter der Fassette interessierst.

Ansonsten wünsch ich dir viel Kraft.

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