Macht uns facebook unglücklich?

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zwei spannende Artikel zum Thema facebook, Selbstbewusstsein und Glücklichsein:

http://www.sueddeutsche.de/digital/verhaltenspsychologie-macht-uns-facebook-ungluecklich-1.1264970

"Das Leben ist unfair und die anderen sind alle glücklicher als ich" - zu diesen Schlüssen kommen Menschen eher, je länger sie bereits bei Facebook angemeldet sind und je mehr Zeit sie pro Woche in dem sozialen Netzwerk verbringen. Das ist das Ergebnis einer amerikanischen Studie, die das Journal Cyberpsychology, Behavior, and Social Networking veröffentlicht hat. Aber warum macht Facebook unglücklich?

Der Grund lautet: Irren ist menschlich - eine Redewendung, die Kognitionspsychologen immer wieder aufs Neue beweisen. Wir neigen zum Beispiel zu Attributionsfehlern, indem wir versuchen, den Charakter eines Menschen aufgrund seines gezeigten Verhalten zu erklären. "Wir glauben, dass Günther Jauch alles weiß", sagte einer meiner Psychologie-Professoren einmal, "dabei liest er die richtigen Antworten bei 'Wer wird Millionär' von seinem Bildschirm ab."

Diese Attributionsfehler sind auch ein Grund dafür, warum Facebook unglücklich macht: Die Facebook-Freunde stellen ständig Bilder von sich aus, auf denen gelächelt, gereist und gefeiert wird. Also müssen sie glücklich sein, interpretiert unser Wahrnehmungsapparat, der bei seinen Urteilen allzu oft die Situation außer acht lässt.

Glück per Daumenregel

Laut Hui-Tzu Grace Chou und Nicholas Edge, den Autoren der Studie, setze diese Wahrnehmung vor allem bei der Beobachtung von Facebook-Freunden ein, die man nicht persönlich kennt, etwas weniger intensiv aber auch bei denjenigen, denen man alltäglich begegnet.

Noch ein zweiter "Fehler" unserer Wahrnehmung lässt uns demnach das Leben der Facebook-Freunde besser erscheinen als unser eigenes: Die Verfügbarkeitsheuristik. Heuristiken sind Daumenregeln, die wir anwenden, wenn für ein Urteil eigentlich nicht genügend objektive Informationen zur Verfügung stehen. Wem der Prozentsatz von Rauchern in Deutschland nicht bekannt ist, der versucht gerne mal kurzerhand von der Zahl der Raucher im eigenen Freundeskreis darauf zu schließen.

Weil wir uns dabei vor allem auf das berufen, was in unserer Erinnerung gut verfügbar ist, kommt es zu Verzerrungen. Wenn viele meiner Bekannte gerade versuchen, das Rauchen aufzugeben, wird die meine geschätzte Zahl der Raucher in Deutschland entsprechend niedriger ausfallen. Weil wir uns auf Facebook gerne vorteilhaft zeigen und uns dort von vielen Kontakten vor allem die letzte Statusmeldung präsent ist, wird das Leben der Facebook-Freunde als glücklicher eingeschätzt.

Gibt es die "Facebook-Depression"?

Die Studie, für die 425 Studenten der Universität von Utah befragt wurden, ist nicht die erste, die eine psychische Belastung durch Facebook-Nutzung untersucht. So hatte eine Forscherin aus Edinburgh festgestellt, dass Menschen mit vielen virtuellen Freunden eher Stress bei der Nutzung des sozialen Netzwerks empfinden.

Forscher der American Academy of Pediatrics hatten zudem in einem Bericht ein Phänomen beschrieben, dass sie "Facebook-Depression" nennen. Demnach können Jugendliche, die viel Zeit in sozialen Netzwerken verbringen, Symptome einer Depression zeigen.

Die Kinderärzte verweisen unter anderem auf eine Studie, die zeigt, dass exzessives Chatten auf Facebook bei 13-jährigen Mädchen zu Depressionen führen kann. Zwei Psychologinnen aus New York hatten dazu 83 Teenagerinnen im Abstand eines Jahres auf Symptome von Depressionen untersucht - dabei stellten sie fest, dass die Mädchen, die ihre ersten Probleme mit romantischen Erfahrungen unverhältnismäßig viel untereinander diskutierten, höhere Depressionsgrade erreichten. Das Problem sei dabei nicht, dass viel über Probleme gesprochen wird, sondern dass die Chatteilnehmer in diesem Alter oft noch nicht über die geeigneten Strategien zur Problemlösung verfügten.

Was ist dran an den Social-Media-Studien?

Kritiker argumentieren, hier würde der Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität verwechselt - dass zwei Beobachtungen sich auf ähnliche Weise verändern, heißt nicht, dass die gleiche Ursache zugrunde liegt. Viele Psychologie-Studenten lernen das bereits in den ersten Semestern mit dem Beispiel vom Storch: Vor einigen Jahrzehnten zeigten Beobachtungen, dass die Zahl der Störche, die im Elsaß nisten, zurückging. Gleichzeitig stellte man für dieselbe Region einen Geburtenrückgang fest. Die beiden Phänomene korrelieren also - einen kausalen Zusammenhang würde aber dennoch nur vermuten, wer an die Mär vom Klapperstorch glaubt.

Intensive Facebook-Nutzung könne den Kinderärzten zufolge auch ein Bestandteil von Internet-Abhängigkeit sein, die ebenfalls zu Depressionen führen kann. Doch auch hier gibt es Gegenstimmen: Eine Studie von 2003 zeigte, dass Studenten, die E-Mail, Chats und Instant Messaging häufiger nutzten, weniger Anzeichen von Depressionen erkennen ließen.

In jedem Fall vereinfachen aufmerksamkeitserregende Bezeichnungen wie "Facebook-Depression" die Problematik dahingehend, dass mögliche psychische Folgen der Facebook-Nutzung natürlich auch für andere soziale Netzwerke wie Google Plus oder die VZ-Netzwerke gelten können.

http://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article112988408/Passive-Facebook-Nutzer-sind-unzufriedener.html

Passive Facebook-Nutzer sind unzufriedener

Soziale Netzwerke wie Facebook machen vieles so schön einfach. Man ist immer sofort informiert darüber, ob es bei Alex nun mit dem Job geklappt hat und kann nicht nur lesen, wie toll Maries Urlaub war, sondern sich auch gleich die hoch geladenen Fotos anschauen, die sie mit ihrer Familie entspannt lächelnd am Meer zeigen.

Das alles kann aber auch Nachteile haben – und zwar für die, mit denen man seine Informationen teilt. Wissenschaftler konnten in Untersuchungen bereits zeigen, dass jene, die sehr viel auf Facebook surfen, sozial isolierter sind und häufiger depressiv werden als andere.

Natürlich stellt sich die Frage, welcher Aspekt dort den anderen bedingt: Fühlen sich einsame Menschen einfach mehr zu sozialen Netzwerken hingezogen, oder hat ständiges Surfen den Effekt, dass man auf Dauer einsamer wird?

Wer wenig aktiv kommuniziert ist unzufriedener

Eine gemeinsame Studie der Humboldt-Universität und der Technischen Universität Darmstadt hat diese Frage zwar auch nicht abschließend klären können, zeigt aber einen möglichen Weg auf, wie Information in sozialen Netzwerken zu negativen Gefühlen führen können.

Die Wissenschaftler um Hanna Krasnova untersuchten insgesamt 600 Facebook-Nutzer in zwei Studien. Das Ergebnis, das sie Ende Februar auf der Internationalen Konferenz für Wirtschaftsinformatik vorstellen werden: Besonders das passive Nutzen von Facebook schürt intensiv Neid und kann darüber die Lebenszufriedenheit beeinträchtigen.

Wer also selbst nur wenig aktiv kommuniziert, sondern eher Posts von Freunden liest oder deren Fotos durchklickt, ist tendenziell unzufriedener, so die Forscher. Sie befragten ihre Probanden nach möglichen Gründen dafür, warum die Nutzung von Facebook wohl Frustrationen auslösen könnte.

"Neid" war dabei mit fast 30 Prozent der am häufigsten genannte Grund, danach folgte mit 20 Prozent fehlendes Feedback anderer Nutzer auf eigene Posts. 36 Prozent der Teilnehmer gaben außerdem an, selbst manchmal bis sehr oft durch Facebook frustriert zu werden.

Neid im Netz ist anders

Am meisten beneidet wurden Urlaube oder Freizeitaktivitäten anderer, danach folgten soziale Interaktionen – also zum Beispiel, dass ein Freund mehr virtuelle Geburtstagsglückwünsche bekommen hatte als man selbst. Das sind, so betonen die Forscher, andere Gründe als in Interaktionen von Angesicht zu Angesicht.

Dort führen vor allem Erfolg, Talente und Besitz zu Neidreaktionen. Neid sei aber in sozialen Netzwerken ein besonders naheliegendes Gefühl, so die Wissenschaftler. Denn jeder versuche sich selbst möglichst gut darzustellen und poste daher überwiegend Positives.

Weil die Facebook-Freunde eine Referenzgruppe bilden, an der man eigene Erfolge und Beliebtheit gut messen könne, führten die positiven Darstellungen leicht dazu, das Glück der anderen zu überschätzen und über das eigene zu stellen – die perfekte Grundlage für Neidgefühle.

"Neid kann in sozialen Netzwerken wuchern und durch passives Verfolgen noch intensiviert werden", schreiben die Forscher. Eigene Aktivität auf Facebook hat hingegen, so zeigen andere Studien, eher positive Effekte: Sie führt dazu, sich verstanden und mit anderen verbunden zu fühlen.

Und das ist nicht nur Illusion, wie wissenschaftlich ebenfalls gesichert ist. Aktive Facebook-Nutzer erhalten demnach tatsächlich mehr soziale Unterstützung, wenn sie sie brauchen.

bearbeitet von Elia
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Gast ulbert

Bei Facebook angemeldet sein, ist so ähnlich wie im Hauseingang stehen und das Getratsche der Nachbarn mitbekommen und zusätzlich kommt noch der Postbote vorbei und drückt jede Menge Werbepost in die Hand. Ich bin vor mehr als einem Jahr ausgestiegen und bereue es keine Sekunde...

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Ich finde Facebook ist mittlerweile ein angenehmer Zeitgenosse. Früher wars tatsächlich so, dass man quasi nicht mehr aus dem Haus musste, weil wirklich jedes kleines Detail auf Facebook ausdiskutiert wurde. Da standen auch noch Sachen wie "Neid", "like-geilheit" oder "wieviele-leute-haben-mir-gratuliert" hoch im Kurs (da war auch die Suchtgefahr noch sehr groß, weil man ja nichts verpassen wollte). Heute postet so gut wie niemand mehr regelmäßig, manche hin und wieder Mal noch ein Bild aus dem Urlaub oder von einer Party, mehr aber auch nicht. Auf meiner Startseite tauchen demnach fast nurnoch Einträge aus meinen Gruppen (vor Allem Uni-gruppen) und gelikten Seiten (hauptsächlich DJs/Producer) auf. Für sowas bin ich echt froh, Facebook zu haben. Da habe ich direkt alle Infos, die mich interessieren, auf einem Bildschirm. Auch die Uni-gruppen sind super, weil man dort auf jede Frage innerhalb von 15-30min spätestens eine Antwort bekommt. Außerdem ist Facebook zum planen von Partys/Festen einfach klasse.

Die ganze Werbung kann man zum Glück mit einem Adblocker wegmachen (wusste garnicht, das Facebook soviel Werbung drin hat, bis ich zum ersten Mal auf dem Smartphone dort eingeloggt bin).

Ich finde Facebook gut wie es momentan ist.

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Vor dem Sommer diesen Jahres war ich facebook-süchtig.

Also nicht, dass es irgendein Arzt "festgestellt" hat, aber ich war mehrere Stunden am Tag on, habe bei jeder Gelegenheit geguckt, ob Neuigkeiten, Nachrichten etc. von mir noch nicht gelesen wurden und so.
Ich war teilweise mal ne Stunde dran und wusste danach nicht, was ich gelesen habe, weil ich nur scheisse gelesen habe.

Dann war ich vier Wochen in Spanien auf nem Campingplatz und war total abgeschottet.
Weil ich kein Internet hatte, habe ich auch nicht daran gedacht, meine Zeit im Internet zu verschwenden.

Seit ich wieder zuhause bin, bin ich höchstens 1/2 Stunde am Tag on. Ich würde supergerne meinen Account löschen, aber es gibt fast keine Kommunikationsalternativen.
Diverse Austauschschüler und ehemalige Klassenkameraden oder sogar Verwandte spreche ich nur über Facebook.
Aber ich glaube, Facebook macht nicht mehr lange. Ich gebe denen noch so 5-7 Jahre.

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Aktive Facebook-Nutzer erhalten demnach tatsächlich mehr soziale Unterstützung, wenn sie sie brauchen.

Na, dann mache ich ja alles richtig ;)

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Interessant, aber ich würde auch sagen, wer viel auf Facebook ist, hat wahrscheinlich viel Langeweile und Langeweile macht auf Dauer unglücklich. Dazu kommt dann Neid usw. weil man seine Zeit nicht vernünftig nutzt und man sich mit "Freunden" vergleicht deren Ausschnitte man nur sieht. An und für sich gibts das Phänomen schon Ewigkeiten nur es verblüfft mich immer wieder, dass Leute tatsächlich von Facebook süchtig werden können. Ich kann das irgendwie nicht richtig nachvollziehen.

Da würde mich ehrlich mal interessieren, was genau diese Reize bei Facebook sind, die zur Sucht führen können.

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Also auf Facebook hab ich nur so ein fremdschämendes Gefühl im Bauch aber keinen Neid.

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