Eckhart Tolle (Das Leben im Jetzt, Freiheit von Gedanken) - Esoterik vs. Persönlichkeitsentwicklung ?

9 Beiträge in diesem Thema

Empfohlene Beiträge

Hi Leute,

zur Zeit ziehe ich mir Videos von Eckhart Tolle rein, mit dem Titel "Freiheit von Gedanken" ->

Ich finde es einfach super beeindruckend, wie sehr sich ein Gefühl der Entspannung in mir eingestellt hat, nach dem ich mir so einige Sachen bewusst machen konnte.

Seine Lebensphilosophie geht von einem Leben im Jetzt aus, in dem man seine Aufmerksamkeit ausschließlich auf das Jetzt, auf den Moment im Hier und Jetzt richtet, ohne sich dabei von Gedanken an die Vergangenheit oder Zukunft ablenken zu lassen.

Meistens verstehe ich aber trotzdem eine Sache für mich noch nicht so ganz.

Motivation für die eigenen Ziele beispielsweise kann vor allem dann entstehen, wenn man sich eine bildliche Vorstellung davon macht, was man in Zukunft erreichen möchte.

Oder natürlich auch dann, wenn man an die Vergangenheit denkt und daraus den Schluss zieht, die Dinge nun für die Zukunft zu verändern.

Wie kann man wirklich realistisch betrachtet die Erkenntnisse hinsichtlich Bewusstsein, das Leben im Jetzt etc. mit denen hinsichtlich des Verstandes, der durch Denken den Menschen auch positiv lenken will, vereinbaren ?

Sind buddhistische Lehren auf unsere industriellen westlichen Welt anwendbar, bzw. wie lassen sie sich vereinbaren ?

Meine Idee wäre bisher:

Sich von Gedanken komplett zu befreien macht meines Erachtens auf unsere westliche Psychologie nicht viel Sinn. Außerdem gibt es Gedanken, so wie ich sie wahrnehme, die schön sind, z.B. Erinnerungen an schöne Erlebnisse. Oder die Vorfreude auf ein zukünftiges Ereignis. Außerdem müssen wir auch mal aus Fehlern aus der Vergangenheit lernen und uns auch damit auseinandersetzen, an statt diese zu "verdrängen".

Wichtig ist auch, sich zu fragen, wer man in Zukunft mal sein und was man für sich erreicht haben möchte.

Außerdem helfen einfach generell Erkenntnisse aus der Vergangenheit, um Fehler in der Zukunft zu vermeiden.

Jedoch sollte mit der Zeit einem Einzelnen bewusst werden, worüber er denn selbst so nachdenkt, und wie viel seiner Gedanken eigentlich kontraproduktiv sind und unglücklich machen. Viele Menschen werden durch viele "unnütze Gedanken" vom schönen Leben abgehalten, die Aufmerksamkeit ist mehr auf irgendwelche Sorgen und Ängste gerichtet, die sich in der Praxis oft genug als unbegründet erweisen.

Statt zu handeln, verliert man sich im Kopf (Gedanken an Zukunft vor allem, manchmal auch gemischt mit Vergangenheit, z.B. "Puh, was wird nur passieren, wenn ich nun dies oder das tue ? Schaffe ich es oder schaffe ich es nicht ? (Bezug auf Zukunft). Fall ich wieder auf die Schnauze wie das letzte mal bzw. werde ich wieder ein Erfolgserlebnis ernten ? (Bezug auf Vergangenheit)") (außerdem versuche ich hier deutlich zu machen, dass die Gedanken nicht unbedingt nur negativen Inhalt haben müssen, z.B. dass man denkt, man könnte scheitern, sondern auch, dass man sich überhaupt einfach fragt, ob ein Erfolgserlebnis, wie schon mal in Vergangenehit erlebt, sich einstellt oder nicht) und schwups di wups verpasst man die tollen Momente des Lebens.

Das wär soweit mein Lösungsvorschlag.

Über einen Austausch mit ein paar hier, die sich vielleicht auch schon mit dem Thema beschäftigt haben, würde ich mich freuen.

Froncolo

bearbeitet von Froncolo

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Wie du schon meiner Ansicht nach richtig angedeutet hast und Dreamcatcher immer erklaert hat - es geht nicht darum, ueberhaupt nie nachzudenken, sondern die Kontrolle darueber zu haben, WIE du nachdenkst und WANN du nachdenkst.

Zum Beispiel - wenn ich negative Erlebnisse habe, denke ich durchaus manchmal ueber sie nach. Aber nicht um in Trauer oder Wut zu versinken, sondern um daraus konstruktive Ergebnisse zu ziehen. Was habe ich falsch gemacht, das mich in diese Situation gefuehrt hat, wie kann ich es in Zukunft vermeiden. Oder - warum empfinde ich dieses Erlebnis ueberhaupt als negativ? Stimmt etwas nicht mit meinem Mindset, sollte ich etwas an meinem Inner Game arbeiten?

Und auch bei positiven Erlebnissen - manchmal geniesse ich es durchaus positive Erlebnisse im Nachhinein noch mal im Kopf durchzuleben. Aber auch dann versinke ich nicht nur in dem, was passiert war, sondern bin immer noch offen fuer all die schoenen Dinge die im Jetzt geschehen.

Und bezueglich des WIE - um zu wissen wie man konstruktiv ueber Sachen denkt, bedarf es einer breiten Sichtweise (i.e. bestimmte Dinge nicht nur auf eine, limitierte Weise wahrzunehmen, sondern aus verschiedenen Aspektn zu betrachten), was wiederum viel Lebenserfahrung benoetigt.

Und nur mal kurz nebenbei zur Motivation, die du angesprochen hast - die Art von Motivation, die du beschreibst, wird als extrinsische Motivation bezeichnet: Ich will etwas erreichen, weil ich in Zukunft... Aber solch eine Motivation waehrt meist nicht lang und macht auch nur halb so viel Spass.

Zum Beispiel: So viele Menschen wollen Sport treiben, um gut auszusehen. Nur die wenigsten halt durch, warum? Weil sie sich zwingen muessen. "Ich MUSS jetzt joggen gehen... Ich MUSS jetzt gesund essen" Zusaetzlich zum Zwang kommt dazu, dass diese Motivation von der Aussenwelt angetrieben wird. Du willst gut aussehen, weil die ANDEREN dir dann Anerkennung schenken. Aber was wenn dieser Trieb wegfaellt, denn die Kontrolle darueber liegt nicht bei dir.

Viel besser waere es, wenn die Motivation fuer alles was du machst aus deinem Inneren kommt, d.h. intrinsische Motivation. "Ich mache Sport, weil ich es geniesse an der frischen Luft etwas Gutes fuer meinen Koerper zu tun. Ich esse gesund, weil ich es geniesse Salat und fettarmes Fleisch statt Burger und Pommes in mich reinzustopfen." Dadurch macht alles mehr Spass, und die Motivation haelt auch fuer laenger.

So viel von mir.

LG

  • TOP 1

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Das mit der Motivation im letzten Teil hast du, finde ich, sehr schön erklärt.

Da ist was dran mit dem "Muss" und dem Zwang, für Außenstehende was erreichen zu wollen, und nicht für sich selbst und für das Gefühl in sich.

Das 1., was du da schreibst, und zwar

Was habe ich falsch gemacht, das mich in diese Situation gefuehrt hat, wie kann ich es in Zukunft vermeiden. Oder - warum empfinde ich dieses Erlebnis ueberhaupt als negativ? Stimmt etwas nicht mit meinem Mindset, sollte ich etwas an meinem Inner Game arbeiten?

könnte aus Tolles Sicht wieder der falsche Ansatz sein.

Das, was du da schreibst, stellt für mich auch nur ein Gedankenkarussell dar.

Ich verstehe aber natürlich, was du mit diesen Gedanken im inhaltlichen Sinne bezweckst.

was wiederum viel Lebenserfahrung benoetigt.

Demzufolge müsste ich also auch wieder warten auf die Zukunft, die mir diese Lebenserfahrung mit sich bringt ?

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Ich habe mal was von Eckhart Tolle gelesen, lange her, kann mich auch nicht mehr ganz genau erinnern. Aber das was mir auf jeden Fall im Kopf geblieben ist, ist der grosse Respekt davor wie er das alltaegliche Leben mit all seinen Herausforderungen so gedankenlos meistern kann. Selbstverstaendlich eine sehr schoene Art und Weise wie man sein Leben gluecklich leben kann.

Jedoch denke ich, dass dies nicht die einzige Art und Weise sein muss, um ein glueckliches Leben zu fuehren. Man kann es auf verschiedene Art und Weise tun, hauptsache man ist gluecklich. Und da in diesem Thread es darum geht, dass man etwas mehr ueber sein Leben reflektiert oder sein Leben plant, was m.M.n total legitim ist, habe ich meinen Umgang damit beschrieben, was durchaus nicht mit Tolles Sichtweise zu vereinen sein mag.

Bezueglich der Lebenserfahrung, geht es nicht darum, dass man alt und einen weissen Bart tragen muss um "weise" zu sein. ;D Vielmehr geht es wohl darum, ausgiebig sein Leben zu leben, viel zu erleben, viele verschiedene Situationen und Lebensumstaende zu durchleben, offen fuer neue Lebenserfahrungen zu sein, statt den ganzen Tag zu Hause zu hocken. Da kann man auch mit 16 schon viel mehr Lebenserfahrungen haben als ein 35 Jaehriger, der immer noch bei Mami wohnt und sonst nichts von der Welt gesehen hat.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen
Wie kann man wirklich realistisch betrachtet die Erkenntnisse hinsichtlich Bewusstsein, das Leben im Jetzt etc. mit denen hinsichtlich des Verstandes, der durch Denken den Menschen auch positiv lenken will, vereinbaren ?

Sind buddhistische Lehren auf unsere industriellen westlichen Welt anwendbar, bzw. wie lassen sie sich vereinbaren ?

Hi, das ist ein schwieriges Thema, ich versuche ein wenig darauf einzugehen, auch wenn ich nicht verstanden werde, aber dann kann man ja nachhaken :good:

Also, normalerweise spricht man von der Körper-Geist Einheit. Geist umfasst das ganze Denkgebäude inklusive Verstand. Der Körper ist der materielle

Ausdruck davon. Das Bewusstsein ist jedoch wieder eine ganz andere Ebene wodurch es sich nicht vereinbaren lässt aber andererseits wieder schon.

Dieses Bewusstsein von dem Tolle spricht ist zeitlos, raumlos, alles umfassend. Dein Verstand ist genau das Gegenteil davon. Er erschafft Zeit, erschafft Raum

und ist eingrenzend. Dein Verstand kann Bewusstsein nicht erkennen, da Bewusstsein über dem Verstand steht. Es ist eine andere Ebene.

Ich verstehe deine Gedankengänge. Primär werden solche Sachen auch als Lebenshilfe verkauft. Das ist nicht ganz unrichtig, aber wenn du dich tief auf

diese Sachen einlassen willst, dann wird es dir in der ersten Zeit nicht wirklich helfen, vielleicht auch nie.

Die buddhistische Lehre lässt sich ganz gut mit unserer industriellen Welt vereinbaren. Jedoch nur wenn man an der Oberfläche bleibt (was die buddhistische

Literatur hierzulande auch meistens bleibt). Gehst du tiefer hinein, in die Anatta und Nicht-Ich Lehre, dann wirds schon schwieriger, denn dann klaffen ganz

große Verständnisslücken auf.

Wie gesagt, bei Interesse gehe ich gerne näher darauf ein.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Sind buddhistische Lehren auf unsere industriellen westlichen Welt anwendbar, bzw. wie lassen sie sich vereinbaren ?

Sie sind auf jeden Fall anwendbar, aber auf dem momentanen "Bewusstseinsstand" der westlichen Welt (noch) kaum vereinbar.

Anwendbar vor allem in der Burn Out , Stress Bewältigung, und der immer größer werdenden Hektik unserer Zeit im Beruf und Alltag.

Erich Fromm und Teitaro Suzuki haben sich mit den beiden Welten in Zen-Budhismus und Psychoanalyse auseinandergesetzt.

Zu Eckhart Tolles Kernthese allgemein fällt mir ein, dass er nicht sagt, du sollst nicht denken, sondern dass er relativ klug eine neue Metaebene betritt und das Denken und vor allem die Identifikation mit dem Denken beschreibt. Weder wertet er dies in irgendeiner Art und Weise als gut , oder schlecht, sondern empfiehlt lediglich genau hinzusehen, und zu erkennen, dass eine Identifikation mit dem Verstand nicht nur sehr limitierend für das Wesen Mensch ist, sondern auch dass dies der Kern allen Übels ist.

Zu deiner Frage zu den Zielen, ja du hast Recht, um ein Ziel formulieren zu können, bedarf es unter Umständen der illusorischen Vergangenheit und Zukunft, dennoch wirst du bei all den Konstrukten , die dazu benötigt werden ein Ziel zu konstruieren nicht drum herum kommen zu erkennen, dass du zu jedem Augenblick alles in der Gegenwart machst.

Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass Du dein Ziel in einem späteren gegenwärtigen Augenblick erreicht haben wirst.

Daher heisst es auch häufig "Der Weg ist das Ziel" , oder "nach dem Ziel ist vor dem Ziel"

Ein Leben ohne Ziele wäre ein Leben ohne Sinn, denn das Leben bekommt den Sinn durch Ziele eingehaucht. Kein Ziel, kein Sinn.

Peace

Sat

  • TOP 3

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Ein Leben ohne Ziele wäre ein Leben ohne Sinn, denn das Leben bekommt den Sinn durch Ziele eingehaucht. Kein Ziel, kein Sinn.

Kannst du detaillierter begründen, warum das Leben ohne Sinn ist, wenn man keine Ziele hat?

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Ein Leben ohne Ziele wäre ein Leben ohne Sinn, denn das Leben bekommt den Sinn durch Ziele eingehaucht. Kein Ziel, kein Sinn.

Kannst du detaillierter begründen, warum das Leben ohne Sinn ist, wenn man keine Ziele hat?

Grundsätzlich kann ich das , ja, trotzdem kannst du das für dich am besten selbst herausfinden. Allerdings würde ich mir selbst keine kognitiven "Warum Fragen" stellen, denn damit drehst du dich bekanntlich im Kreis.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Erstelle ein Mitgliedskonto, oder melde Dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Mitgliedskonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Mitgliedskonto erstellen

Registriere Dich ganz einfach in unserer Community.

Mitgliedskonto registrieren

Anmelden

Du hast bereits ein Mitgliedskonto? Melde Dich hier an.

Jetzt anmelden

  • Wer ist Online   0 Mitglieder

    Aktuell keine registrierten Mitglieder auf dieser Seite.