Aufnahme von Informationen in Stresssituationen

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Hallo!

Ich möchte hier mal interessehalber etwas nachfragen, worüber ich mir schon immer wieder mal Gedanken mache, nämlich die Aufnahme von Informationen unter Stress.

Konkret möchte ich das am Beispiel von Fußball erforschen.

Beschreibung meiner Situation:

Ich spiele selbst Amateurfußball seit ungefähr zwölf Jahren, jetzt bin ich 22. In der Jugend lieft die Sache immer etwas entspannter ab, da hab ich mir eigentlich nie viel Gedanken um irgendwas gemacht und eher aus Instinkt gehandelt. Seitdem ich nun studiere, und nebenher weiterspiele, schlage ich mich schon seit zwei Jahren mehr oder weniger schlecht als recht durch meinen Fußballalltag. Und das hat mich auch zum Nachdenken angeregt.

Ich kann mich nämlich sehr oft nach dem Spiel nicht an einige Spielsituationen erinnern, auch die Entstehungsgeschichte von Toren kann ich oft schon kurz nach dem Spiel nicht mehr ins Gedächtnis rufen.

Zusätzlich kommt hinzu, dass, sobald ich am Ball bin und somit auch meist unter Druck vom Gegner, meine Aufnahme von Informationen aus der Umgebung sehr stark zurückgeht. Ich bin praktisch nicht fähig, mich unmittelbar nach der Situation zu erinnern, wieviele Personen in meinem unmittelbaren Sichtfeld waren oder in welche Richtung Platz frei war um mich dort hin zu bewegen.

Früher funktionierte das wesentlich besser, da ich im Training regelmäßig in solchen Situationen war, und somit auch daraus lernte. Jetzt fehlt mir oft die Zeit für Trainings, vorallem wegen der Uni, die mich sehr fordert. Blöderweise finanziere ich aber meinen Lebensunterhalt teilweise mit dem Fußball, und das möchte ich zumindest bis zum ersten Uniabschluss nächstes Jahr noch beibehalten.

Mir ist klar, dass ich hier einfach Symptome eines eher mittelmäßg talentierten Fußballers erwähne, was ich auch bin. Aber ich kann durch Arbeit und Training viel aufholen, was mir in der Zeit unmittelbar nach dem Wechsel aus der Jugend zur Kampfmannschaft sehr gut gelungen ist. Und diese Arbeit möchte ich nun wieder mehr forcieren, da mein Studium etwas mehr Freiraum bieten wird, ab dem Herbst.

Frage:

Konkret lautet meine Frage, ob ich diesen stressbedingten Aufnahmefähigkeitsverlust selbst in Heimarbeit vermindern kann, zusätzlich zum Training.

Mit bestem Dank

nils

bearbeitet von _nils_

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Schwierig. Was du schilderst ist eben die Kombination aus Training, Spielpraxis und koordinativ/physiologischen Handlungsschnelligkeit, dass lässt sich zuhause nicht nachahmen. Da die koordinative Entwicklung im Jugendalter am höchsten ist, wundert es nicht, dass dir das in der Jugend leichter gefallen ist.

Zusätzlich kommt hinzu, dass, sobald ich am Ball bin und somit auch meist unter Druck vom Gegner, meine Aufnahme von Informationen aus der Umgebung sehr stark zurückgeht. Ich bin praktisch nicht fähig, mich unmittelbar nach der Situation zu erinnern, wieviele Personen in meinem unmittelbaren Sichtfeld waren oder in welche Richtung Platz frei war um mich dort hin zu bewegen.

Dein Kopf war da in der Lage schneller die Situation wahrzunehmen, einzuschätzen und (zum Teil auch instinktiv, weil eben Drucksituation) entsprechend zu reagieren. Das beste Training ist, sich regelmäßig solchen Situation hinzugeben und damit zu trainieren. Das ist zwangsläufig nur über Spielpraxis und Training zu forcieren. Bei letzterem insbesondere über Abschlussspiele auf nicht zu großem Feld oder Überzahl/Unterzahl Passspielchen auf kleinen abgesteckten Feldern.

NLP Tricks werden dir in diesen speziellen Situationen dort kaum helfen.

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Ich möchte hier mal interessehalber etwas nachfragen, worüber ich mir schon immer wieder mal Gedanken mache, nämlich die Aufnahme von Informationen unter Stress.

Aufgenommen und verarbeitet werden die Informationen bei akutem Stress und hoher Konzentration schon, nur nicht im Gedächtnis abgespeichert. Ist so eine Art Tunig vom Gehirn, das akut nicht nötige Funktionen abschaltet, um besser funktionieren zu können. Wäre kontraproduktiv, das verändern zu wollen.

Das kann auch ganz witzig sein. Wenn man beim Klettern plötzlich stürzt, oder aus üblen Situationen ins Seil springt, dann fehlt meist der gesamte Ablauf und die Erinnerung läuft erst weiter, wenn man unten im Seil hängt.

Ist es weniger stressig, dann hat man meist Erinnerungsfetzen. Beispielsweise, wie während des Falls die Wand an einem vorbeirauscht.

Fällt man aus einer entspannten Situation, in der man den Plumpser erwartet und möglicherweise auch gewohnt ist, dann ist die Erinnerung komplett da.

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Wie heißt es so schön: practice makes perfect.

da ich im Training regelmäßig in solchen Situationen war, und somit auch daraus lernte. Jetzt fehlt mir oft die Zeit für Trainings

Da beantwortest du es dir teilweise schon selber. Deine Anzahl der Wiederholungen hat nachgelassen und somit auch dein Training. Hinzu kommt die Komponente, dass die Uni dir viel abverlangt und Fussball sicher nicht mehr numero uno ist. Das einzige was du in meinen Augen ändern kannst ist, wieder mehr trainieren und versuchen dich mehr auf´s Spiel zu konzentrieren.

Kleine Anekdote aus meiner Jugend: Ich habe selbst 15 Jahre am Stück Fussball gespielt. Ich hatte ebenfalls regelmäßig Blackouts. In den entscheidenden Situationen wusste ich mich aber einfach instinktiv zu bewegen, alle Sinne waren geschärft, ich hab aus den Augenwinkeln gewusst wie viele Leute um mich herum laufen, gehört ob noch jemand hinter mir ist und wie weit weg. Ebenfalls bin ich ein paar Jahre Skateboard gefahren und hatte immer Gedächtnislücken von Absprung, ausführen des Tricks und Landung. Es geht also auch anderen Leuten so. Mit dir ist alles in Ordnung ;-).

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Ich möchte hier mal interessehalber etwas nachfragen, worüber ich mir schon immer wieder mal Gedanken mache, nämlich die Aufnahme von Informationen unter Stress.

Aufgenommen und verarbeitet werden die Informationen bei akutem Stress und hoher Konzentration schon, nur nicht im Gedächtnis abgespeichert. Ist so eine Art Tunig vom Gehirn, das akut nicht nötige Funktionen abschaltet, um besser funktionieren zu können. Wäre kontraproduktiv, das verändern zu wollen.

Ist aber scheinbar nur Verdrängung. War schwierig, aber nach ein paar Stunden konnte ich meinen Autounfall rekonstruieren (und da war ich noch ziemlich auf Adrenalin, ohne es selbst zu merken). Anfangs hatte ich auch nur ein Anfangs- und Endbild. Aber ok, bissel unscharf ist es geblieben.

TFW you are safe, and too much adrenalin kicks in (Griffausbruch)

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Danke für die Antworten erstmal!

Das beste Training ist, sich regelmäßig solchen Situation hinzugeben und damit zu trainieren. Das ist zwangsläufig nur über Spielpraxis und Training zu forcieren. Bei letzterem insbesondere über Abschlussspiele auf nicht zu großem Feld oder Überzahl/Unterzahl Passspielchen auf kleinen abgesteckten Feldern.

Darum werd ich wohl nicht herumkommen, wobei ich aber eigentlich in Bezug auf Fußball viel ehrgeiziger bin als teilweise auf der Uni.

Aufgenommen und verarbeitet werden die Informationen bei akutem Stress und hoher Konzentration schon, nur nicht im Gedächtnis abgespeichert. Ist so eine Art Tunig vom Gehirn, das akut nicht nötige Funktionen abschaltet, um besser funktionieren zu können. Wäre kontraproduktiv, das verändern zu wollen.

Ich könnte also von so einer Situation gar keine Erfahrungen mitnehmen, wenn ich mich nicht explizit auf das Erinnern konzentriere? In dem Zusammenhang ist mir auf der Uni auch manchmal schon passiert, dass ich bei Auftritten an der Tafel oder Ähnlichem, zwar eine Aufgabe löse, die mir bekannt war, bei einer neuen Aufgabe die spontan gefragt wird, aber oft nicht weiter weiß. Obwohl die trotzdem noch einfach war. Ich steh dann dort und mein Hirn verweigert vollkommen jegliche Denkfunktion.

Hier möchte ich jetzt abgesehen von Fußball auch den Hebel ansetzen.

Kleine Anekdote aus meiner Jugend: Ich habe selbst 15 Jahre am Stück Fussball gespielt. Ich hatte ebenfalls regelmäßig Blackouts. In den entscheidenden Situationen wusste ich mich aber einfach instinktiv zu bewegen, alle Sinne waren geschärft, ich hab aus den Augenwinkeln gewusst wie viele Leute um mich herum laufen, gehört ob noch jemand hinter mir ist und wie weit weg. Ebenfalls bin ich ein paar Jahre Skateboard gefahren und hatte immer Gedächtnislücken von Absprung, ausführen des Tricks und Landung. Es geht also auch anderen Leuten so. Mit dir ist alles in Ordnung ;-).

Genauso gehts mir auch. Ich möchte mich nicht pauschal als schlechten Fußballer hinstellen, ich hab auch meine guten Momente. Und aufgrund dieser Erfahrungen stört mich die jetztige Situation ja. Weil ich weiß, dass ich es eigentlich besser kann.

Ist aber scheinbar nur Verdrängung. War schwierig, aber nach ein paar Stunden konnte ich meinen Autounfall rekonstruieren (und da war ich noch ziemlich auf Adrenalin, ohne es selbst zu merken). Anfangs hatte ich auch nur ein Anfangs- und Endbild. Aber ok, bissel unscharf ist es geblieben.

TFW you are safe, and too much adrenalin kicks in (Griffausbruch)

Ich denke, dass ist auch von der Situation abhängig. Weil dein Autounfall wahrscheinlich doch ein einschneidenderes Erlebnis gewesen sein wird als mein Luxusproblemchen hier mit Fußball.

Was mich in diesem Zusammenhang noch interessiert, wie so eine Situation, nehmen wir wieder Fußball, von einer trainierten Person wahrgenommen wird. Für mich war das immer mit Instinkt verbunden, ich habe in brenzligen Situationen instinktiv das Richtige gemacht. Aber wie fühlt sich das für einen Spieler an, der regelmäßig auf professioneller Ebene damit konfrontiert ist und auch immer neue Wege finden muss, sein Spiel besser zu machen als das der anderen? Läuft da einfach die Wahrnehmung der Umgebung schneller ab, sprich er nimmt in der gleichen Zeit "1000" Informationen mehr auf als ich?

Ich hab dazu mal ein Video eines Kampfpiloten gesehen, der in einem Interview eine brenzlige Situation nacherzählte. Und der konnte sich, obwohl er beinahe abgestürzt wäre, an unglaublich viele Details erinnern. Sowas fasziniert mich.

nils

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Nehmen wir mal die beiden Systeme des Hirns als Grundlage: System 1 - das schnelle instiktive und System 2 - das langsame und rationale.

Abläufe, die neu für Jemanden sind, befinden sich zunächst im System 2, sie müssen sich auf die Abläufe stark konzentrieren, denken langsam und versuchen die Menge der Informationen komplett aufzunehmen. Wird jener Ablauf nun häufig wiederholt, geht er ins System 1 über, die Konzentration ist nicht mehr auf dem gleichen Niveau, man reagiert instinktiv und Informationen werden nur noch stückweise wahrgenommen.

Wenn man das jetzt auf einen professionellen Spieler überträgt, wird er anfangs immer wieder mit neuen Situationen konfrontiert - er denkt etwas langsamer, nimmt jedoch jegliche Informationen auf. Wenn er jetzt jedoch 6x die Woche auf dem Fußballplatz steht, lernt das Gehirn die Informationen automatisch einzuordnen und reagiert instinktiv. Das wirkt sich in deiner Situation jedoch negativ aus, da du nicht mehr so häufig trainierst und diese instinktive Aufnahme und Verarbeitung von Informationen gestört ist. Gleichzeitig befindest du dich jedoch unter Druck ( Uni, Finanzielles ) und natürlich Adrenalin, wodurch du weiterhin versuchst, auf das instinktive System 1 zuzugreifen, wobei das dann zur Überforderung und Blockierung führt. Also: Druck wegnehmen, Spaß am Spiel erlangen, mehr trainieren.

Das erklärt auch die Situation des Piloten: Vorher befindet er sich in System 1, er hat in seiner ganzen Zeit als Pilot gelernt, instinktiv und mit ( vergleichsweise ) geringem Denkaufwand zu fliegen. Wenn er jetzt in eine brenzlige Situation gerät, kann das Gehirn diese nicht gleich einschätzen. Also wechselt es schnell ins System 2 ( was eine riesige Leistung unter so einem Druck ist ) und versucht, jegliche Informationen, die ihm in dieser Situation zu Verfügung stehen zu nutzen und nimmt diese auf.

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Vorher befindet er sich in System 1, er hat in seiner ganzen Zeit als Pilot gelernt, instinktiv und mit ( vergleichsweise ) geringem Denkaufwand zu fliegen. Wenn er jetzt in eine brenzlige Situation gerät, kann das Gehirn diese nicht gleich einschätzen. Also wechselt es schnell ins System 2 ( was eine riesige Leistung unter so einem Druck ist ) und versucht, jegliche Informationen, die ihm in dieser Situation zu Verfügung stehen zu nutzen und nimmt diese auf.

Nope. Er geht noch weiter ins unbewußte Handeln zurück. Sonst wär er tot.

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Schwierig. Was du schilderst ist eben die Kombination aus Training, Spielpraxis und koordinativ/physiologischen Handlungsschnelligkeit, dass lässt sich zuhause nicht nachahmen. Da die koordinative Entwicklung im Jugendalter am höchsten ist, wundert es nicht, dass dir das in der Jugend leichter gefallen ist.

Zusätzlich kommt hinzu, dass, sobald ich am Ball bin und somit auch meist unter Druck vom Gegner, meine Aufnahme von Informationen aus der Umgebung sehr stark zurückgeht. Ich bin praktisch nicht fähig, mich unmittelbar nach der Situation zu erinnern, wieviele Personen in meinem unmittelbaren Sichtfeld waren oder in welche Richtung Platz frei war um mich dort hin zu bewegen.

Dein Kopf war da in der Lage schneller die Situation wahrzunehmen, einzuschätzen und (zum Teil auch instinktiv, weil eben Drucksituation) entsprechend zu reagieren. Das beste Training ist, sich regelmäßig solchen Situation hinzugeben und damit zu trainieren. Das ist zwangsläufig nur über Spielpraxis und Training zu forcieren. Bei letzterem insbesondere über Abschlussspiele auf nicht zu großem Feld oder Überzahl/Unterzahl Passspielchen auf kleinen abgesteckten Feldern.

NLP Tricks werden dir in diesen speziellen Situationen dort kaum helfen.

Stimme bis auf den letzten Satz bei fast allem zu und würde deswegen zu folgendem Buch raten:

Sportpsychologie in 12 Lektionen oder so ähnlich, da findest als Einführungsbuch sehr gute Tricks,

die du anwenden kannst, teils sehr NLP-nah wie üblich im Bereich angewandter praxisorientierter Sportpsycho.

Im Endeffekt läuft alles drauf hinaus, dass du deinen Kopf ausschalten musst ;-)

bearbeitet von sporty4u

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Nehmen wir mal die beiden Systeme des Hirns als Grundlage: System 1 - das schnelle instiktive und System 2 - das langsame und rationale.

Die Erklärung gefällt mir. Und somit kommt auch heraus, dass der (unbewusste) Wechsel dieser System, je nach dem, welches besser passt, die eigentliche Herausforderung und im Endeffekt auch die Leistung einer trainierten Person ist. So verstehe ich das.

Stimme bis auf den letzten Satz bei fast allem zu und würde deswegen zu folgendem Buch raten:

Sportpsychologie in 12 Lektionen oder so ähnlich, da findest als Einführungsbuch sehr gute Tricks,

die du anwenden kannst, teils sehr NLP-nah wie üblich im Bereich angewandter praxisorientierter Sportpsycho.

Im Endeffekt läuft alles drauf hinaus, dass du deinen Kopf ausschalten musst ;-)

Habe mir das Buch gerade angeschaut, klingt interessant. Danke für den Tipp :)

nils

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