Hallo zusammen, wie schon vor einiger Zeit angekündigt, möchte ich im folgenden eine kleine Guideline zum Thema Hemd erstellen. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Diskussionen und Erweiterungen sind gerne erwünscht. Ich bitte nur darum, den Diskussionsstil respektvoll zu halten. Ein Mod kann das ganze ja mal pinnen. Die Guideline wird sich in fünf Bereiche aufteilen: 1. Qualität 2. passende Farbwahl 3. gute Passform 4. die richtige Kragenform 5. Markenempfehlungen Auf Historie und sonstiges Blabla verzichte ich. 1. Qualität 1.1 Stoffe Ein Hemd sollte zu 100% aus Baumwolle bestehen. Ausnahmen bieten Sommerhemden aus Leinen und Winterhemden mit Kaschmiranteil. Wenn Elasthan oder sonstige Stretchfasern verarbeit wurden, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass das Hemd zu eng ist (mehr dazu in Punkt 3.) Es gibt selbstverständlich sehr viele unterschiedliche Baumwollqualitäten, mit ebensovielen Qualitätsstufen. So ist das 15€ H&M-Hemd und auch das 300€ Fray-Hemd aus Baumwolle. Die Baumwollqualität lässt sich anhand einiger Faktoren darstellen. - S-Bezeichnung: wie auch beim Anzug werden die Stoffe teilweise in S-Nummern gekennzeichnet. Dies ist vor allem bei Hemden der oberen Preisklasse üblich. Die S-Nummer alleine sagt nur etwas über das Stoffgewicht aus, nicht aber über die tatsächliche Qualität des Stoffes. Eine höhere S-Nummer ist somit nicht zwangsläufig besser. Je höher die S-Nummer ist, desto schneller Verschleißt ein Stoff. - Faserlänge: Je länger eine Baumwollfaser ist, desto hochwertiger wird sie eingestuft. Nach der Stapellänge können die genannten vier Arten in drei Kategorien eingeteilt werden. Die beste Qualität liefert mit einer Stapellänge von über 32 Millimetern Gossypium barbadense (gebräuchliche Handelsnamen sind Ägyptische Mako-Baumwolle, Pima-Baumwolle und Sea-Island-Baumwolle), die etwa acht Prozent der Weltproduktion ausmacht. Es folgen mit einer Stapellänge von 25 bis 30 Millimetern und einem Anteil von 90 Prozent Gossypium hirsutum (sog. Upland-Baumwolle) und Gossypium arboreum und Gossypium herbaceum, die eine kurze und grobe Faser (< 25 mm) liefern und etwa zwei Prozent der Welterzeugung ausmachen (http://bit.ly/UeczCP) - Garnqualität: Bei einfachen Hemden der unteren Preisklasse (H&M, Jake*s etc) oder "Designermarken" werden die einfachen Kett- und Schussfaden einfach miteinander versponnen, es entsteht ein einfaches Gewebe, aus dem das Hemd zugeschnitten und genäht wird. Bessere Qualtität liefern die sog. 2-Ply-Stoffe. Diese werden aus vor dem Weben untereinander versponnenen Fäden gefertigt. Bei einfachen Two-Ply (Hemden bis ca. 100€), ist nur Schuss- oder Kette 2-Ply. Echtes Two-Ply (Hemden der gehobenen Preiskategorie werden aus 2 Ply Schuss- und Kette gefertigt. - Haptik: Ein Hemd auf der Haut angenehm zu tragen sein. Der Stoff sollte gut fallen und nicht kratzen etc. Leider ist heutzutage dieses Qualitätsmerkmal nicht mehr direkt beim Kauf, sondern erst nach einigen Wäschen feststellbar. Der Grund: Die Produzenten rüsten die Hemden chemisch aus, um die niedrige BW-Qualität zu überspielen (auch ein großes Thema bei z.B. billigem Kaschmir etc). Diese Ausrüstung wäscht sich nach einigen Waschgängen raus. Erst dann kann die wirkliche Stoffqualität erfühlt werden. Daher sollte ein Nachkauf von Hemden eines Herstellers möglichst erst nach einiger Tragezeit des "Probehemdes" erfolgen. - Ausrüstung: Darunter verbergen sich Chemikalien, die der Baumwolle positive Eigenschaften verleihen sollen (z.B. bügelfrei (lol), gute Haptik etc). Bitte nicht an solche Versprechungen der Hersteller glauben und möglichst Hemden ohne viel Chemie kaufen. 1.2 Zutaten, Nähte, Verarbeitung Mit einer guten Stoffqualität ist der erste Schritt getan. Leider kann bei den Zutaten und der Verarbeitung noch viel Schiefgehen. Auf folgende Punkte solltet ihr achten: - Knöpfe: Die Knöpfe sollten ab einem gewissen Preislevel (~ 80€) aus Perlmutt sein. Leider sparen daran sehr viele Hersteller. Auch Perlmutt hat verschiedene Qualitäten, wie Dicke, Weißheit etc. Zusätzlich ist darauf zu achten, wie die Knöpfe angenäht wurden. Gute Hemden haben auf Stil angenähte Knöpfe. Krähenfussstiche haben außer Schönheit keinen weiteren qualitativen Vorteil. - Nähte: Knopflöcher sollten sauber verarbeitet sein, sonst ärgert man sich jedes mal beim Knöpfen und Draufschauen. Handgenähte Knopflöcher sind toll, aber Maschinen machen auch ne gute Arbeit. Wichtiger sind die Hauptnähte des Hemdes: Alle längeren Nähte am Hemd weisen (von außen) eine von zwei Eigenschaften auf: Entweder gibt es eine Naht oder zwei parallel liegende. Bei zwei parallel liegenden Nähten wurde mit zwei Nadeln (bzw. einer Zwillingsnadel) auf einmal gestochen. Dies verkürzt den Nähprozess und der Hersteller spart natürlich wieder etwas ein, es gibt aber 2 erwähnenswerte Nachteile die im Vergleich zur Einnadelnaht nicht auftreten: Durch die zwei in geringen Abstand nebeneinander liegenden Nähte entsteht ein eingeengter schmaler Streifen der mit der Zeit und nach mehreren Waschgängen kleine, unregelmäßige Wölbungen erzeugt. Bei Einnadelgestochenen Nähten passiert so etwas nicht und die so genähten Stellen sehen außerdem durch die von außen nur eine Sichtbare Naht deutlich sauberer und präziser aus (http://bit.ly/10wW5wh). Die Stichdichte sollte um die 7 Stiche/cm betragen. Zieht im Laden ruhig mal ein bisschen an den Nähten (wenn kein Verkäufer schaut ). Wenn sich da gleich was löst oder Ihr ein schlechtes Gefühl habt, kauft das Hemd nicht - Kragen- und Manschettenqualität: Der Kragen/Manschetten sollte nicht zu steif sein, da das unbequem ist und der Kragen in der Waschmaschine schneller verschleißt. Die Kragenstäbchen sollten entfernbar sein (ich werfe meine immer gleich weg...). Ob die Krageneinlagen genäht oder geklebt sind, ist nicht zwangsläufig ausschlaggebend für die Qualität. Billig geklebte Krageneinlagen lösen sich in der Waschmaschine jedoch recht schnell, dann ist das Hemd Müll. - Patternmatching: Dieser Punkt ist vor allem bei Karos und Streifen wichtig, bei Uni-Hemden vernachlässigbar. Ein gutes Paternmatching zeichnet sich dadurch aus, dass am Übergang von Schulter zu Ärmel das Muster ununterbrochen weiterläuft. Auch Kragen und Rücken sollten passen. Teil 2 folgt...