Entfremdung von der Gesellschaft

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Hallo Freunde,

eins vorweg: Dies ist nicht mein erster Beitrag hier im Forum, bin schon seit mehreren Jahren dabei, wollte aber hier anonym etwas sehr persönliches schreiben. Es ist etwas länger, vielen Dank schonmal fürs Durchlesen:

Ich habe momentan das Gefühl, mich zunehmend von der Gesellschaft und dem "traditionallen, weltlichen Leben" zu entfremnden.

- Zunächst sei gesagt, ich bin 25, gesund, Student. Ich sehe nicht schlecht aus, hatte mehrere LTRs, habe Affären und ONSs, wenn ich es will, bin aber seit mehreren Jahren Single, was mir gut gefällt. Ich war in der Schule Jahrgangsbester, auch in der Uni habe ich sehr gute Noten, worauf ich mir aber nichts einbilde. Ich bin kein Genie, kann aber konsequent lernen, wenn ich will. Ich bin aber nicht der typische Streber, gehe oft weg, kenne echt fast jeden zweiten an meiner (großen) Uni, habe mehrere große Social Circles und ein paar sehr gute Freunde.

...Nun zu meinem "Problem": Die meisten Dinge, die andere Menschen glücklich machen, lassen mich ziemlich kalt:

- Ich mache mir nichts aus materiellen Dingen. Ich hatte noch nie einen Fernseher, hab immer noch mein altes Schrotthandy, kaufe mir selten Klamotten. In meinem Zimmer stehen die Möbel von meinem Vormieter, ich hab nichts verändert. Wenn ich 1 Million auf dem Konto hätte, wüsste ich nicht, was ich groß kaufen würde, außer vllt ein kleines Auto. Ich bin auch nicht geizig oder so, es reizt mich einfach nicht. Geld ist mir recht egal, solang ich ca. 100 Euro im Monat fürs Essen hab.

- Auch wenn ich es mir lange nicht eingestehen wollte, ich tu die meisten Dinge lieber alleine. Statt ins Kino zu gehen, schau ich mir die Filme lieber alleine zu Hause an. Ich habe keine Lust, dauernd mit Leuten rumzuhängen. Wenn meine Mitbewohner im Wohnzimmer sind und stundenlang über Sinnlose Dinge reden, nervt es mich und ich will meine Ruhe haben. Wenn meine Affäre mit mir Brunchen will, denke ich mir Ausreden aus. Meine Lieblingshobbys, nämlich Gitarre spielen, komponieren und Schreiben, sind auch eher Einzelgänger-Hobbys.

Ich habe mich gefragt: warum ist das so?

- Ich habe keine Lust mehr zu verreisen. Genau wie die letzten zig Male wollen Freunde in den Ferien Skifahren gehen und haben mich gefragt. Aber ich werde wieder absagen, warum? Weil ich lieber den Monat im Zimmer verbringen, alleine, und an einem Buch schreibe. Ich weiß, es klingt hirnrissig, aber ich habe darauf viel mehr Lust. Das gleiche hab ich im Sommer gemacht.

- Menschen nerven mich recht schnell. Grundsätzlich bin ich gut im Smalltalk, lerne schnell Leute kennen und behaupte, dank meiner emotionalen Intelligenz sehr schnell ein hohes Maß an Vertrautheit herstellen zu können. Manche Mädels haben sich nach einer halben Stunde am Telefon in mich verliebt, einfach weil ich gut zuhören und unterhalten kann.

Trotzdem, wenn ich sie richtig kennenlerne, bin ich von 99% einfach nur enttäuscht. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich viel mit mir selbst und Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt habe und "zu viel erwarte". Ich erkenne einfach immer mehr von Ego geprägte Muster voller Selbstzweifel und Hass in diesen Menschen. Auch bei guten Freunden, der eine beschwert sich ständig dass alles ungerecht sei, der andere hat einfach 0 emotionale Intelligenz, der andere ist einfach unzuverlässig. Ich habe das Gefühl, immer mehr von diesen Schattenseiten zu entdecken, bis ich irgendwann wieder das Alleinsein vorziehe. Ich habe einen sehr schwarzen Humor, mit dem "Quatsch-Comedy-Club-Humor" kann ich so gar nichts anfangen, was manche auch nicht direkt verstehen.

- Mit Frauen ist es ähnlich, ich mag zwar den Nervenkitzel, eine Neue kennenzulernen und zu Verführen, aber starke Gefühle hatte ich seit Jahren nicht mehr. Ich kenne momentan keine Frau, mit der ich mir vorstellen könnte, eine Beziehung zu führen. So komisch das klingen mag, ich finde Frauen auch nicht mehr so hübsch und sexuell anziehend, wie früher (nicht dass ich missverstanden werde, schwul bin ich auf keinen Fall. Auch nicht asexuell). Aber als ich mich letztens selbst befriedigt habe, ist mir einfach niemand eingefallen, an den ich denken könnte, niemand! Auch die riesigen Brüste und Ärsche in Pornos machen mich kaum noch an. Ich hätte eigentlich zu jeder Zeit eine Freundin haben könnte, wollte aber nie und weiß nicht, ob ich will.

Ich fühle mich sehr selten schlecht und alleine. Ich habe keinerlei Ambitionen, in nächster Zeit eine LTR zu haben.

Man sagt ja immer, dass das Glück im Leben aus der Interaktion mit anderen Menschen kommt. Ich habe das Gefühl, bei mir sei es anders.

Es mag zwar etwas egoistisch klingen, aber oft denke ich, die meisten Menschen sind meine Zeit nicht wert. Wie sagt man nochmal, "It's lonely at the top".

Wobei ich mich überhaupt nicht besser fühle als irgendjemand anderes...

Stimmt irgendwas nicht mit mir? Warum bin ich so gern allein? Verlange ich vielleicht zu viel von meinen Mitmenschen?

Danke schonmal fürs Lesen, meine Gefühle aufzuschreiben hat jedenfalls schonmal gut getan...

Liebe Grüße!

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Ich sehe da nichts verwerfliches. Du hast Ziele im Leben (sonst würdest du nicht studieren), du hast Hobbies die dir Spaß machen und du hast Freunde.

Das mit dem Fernseher und Handy ist auch nix besonderes. Auch ich schaue schon seit 3 Jahren kein Fernsehen mehr und besitze nur ein altes Handy was nur Pieptöne von sich gibt wenns klingelt. Lust auf Sex scheinst du ja auch abunzu zu haben und hast ja dann auch welchen.Wenn du keine Lust auf Beziehung hast, was solls....? Dann lass es halt!

Und jede Frau is nun mal nicht sexuell ansprechend. Mach dir keinen Stress.

bearbeitet von Minrateko

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Entfremdung wird es, wenn Du Dich von Deinen ganzen "Leuten" merkllich und dauerhaft abwendest und vice versa.

Davon bist Du ja scheinbar sehr weit entfernt.

Mit den Leuten in seinem Umfeld muss man immer irgendwie Kompromisse schließen, sofern man nicht nur alleine sein möchte.

PU hat Dir da vielleicht auch irgendwie einen Floh ins Ohr gesetzt. Hier wird schon 'ne ziemliche Ich-Kultur glorifiziert. Die Leute kommen auf sich selbst nicht klar und suchen verzweifelt nach irgendwelchen Schutzmechanismen, die ihnen helfen sich erstmal von ihrer Außenwelt abzukapseln, selbst klarzukommen um dann mit ach so tollen und magischen Outer-Game-Techniken wieder Anschluss zu finden.

Du versuchst auf Dich selbst klarzukommen und brauchst zum Glück wohl keine sozialen Stützreder in Form irgendwelcher Forenbeiträge.

Je mehr man im Laufe der Zeit dieses "mechanistische" Denken hier konsumiert, desto offenkundiger mögen einem die "Irrungen" anderer erscheinen, so ist aber das Leben organistisch und Mechanismen bieten nur unzureichende Erklärungsansätze. Vielleicht erfährt man im Gespräch mehr diese über Schattenseiten oder man findet raus, dass jemand ja doch ganz ok ist und sich nur manchmal "komisch" ausdrückt. Kann man ab und an ruhig mal machen. Bei einigen lohnt sich's.

Auch bei Männern lohnt es sich, sich ab und an vorzustellen, ob man sich in ihn verlieben könnte und ihn einfach mal so als Person einfach so zu mögen. Wenn's gut läuft, dann kriegt man seinen Einsatz doppelt wieder zurück. Dabei kann man natürlich enttäuscht werden. Magst Du nicht so, oder?

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Könnte von mir kommen, der Beitrag ... mit der Ausnahme, das ich kein "Womanizer" bin. Zwei Dinge fallen auf:

a) wie genau ist "die Gesellschaft" definiert, von der Du Dich entfremdest? Du hast Dich von einem bestimmten Wertesystem getrennt und ein anderes angenommen. Wir leben in historisch betrachtet einmalig freien Verhältnissen, wo niemand Normen in privater Lebensgestaltung vorgibt (so lange diese nicht kriminell ist) .

b) der letzte Absatz ist eigenartig. Du fragst "Warum bin ich so gerne allein" und hast doch selbst die Antwort darauf gegeben in den Ausführungen davor.

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Du sprichst mir aus der Seele (abgesehen das mit den guten Noten in der Schule).

Ich geb Dir nen Rat:

Nimm die Situation einfach so an, wie sie ist. Du bist eben anders als die Anderen (nicht besser od. schlechter, eben nur anders) u. hat schon seinen Grund, warum Dich die neuesten Smart-Phones nicht so ansprechen, wie die Masse der Gesellschaft. Du solltest nicht versuchen, diese "Entfremdung" als ungesund od. komisch dar zu stellen. Versteh' ich, ist halt schwer, wenn 95 % Deines Umfelds mit Samsungs u. iPhones herumlaufen u. nichts kennen als blödes Getippsel. Es hat seinen Grund, warum Du Dich bisher für diese Lebensweise entschieden hast. Sex ist zwar geil, wird aber immer u. überall überbewertet. Und dass Du dieses Buch schreibst, dürfte Dich momentan mehr zufriedenstellen (ich nenn das: aus seinem Leben was machen).

Kann Dir nur sagen, mit Dir ist alles in Ordnung, lebe Deine momentane Lebensweise u. das Wichtigste: genieße sie. Wenn Du's nicht genießt u. es von Dir abspaltest, werden Deine Selbstzweifel mehr u. Du kannst den gesellschaftlichen Umgang in Zukunft vergessen. Nimm es an, freu Dich u. Dein Befürfnis nach Menschen, Gesellschaft u. Smalltalk kommt automatisch wieder.

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Solange du dich nicht selbst schlecht dabei fühlst, sondern es wirklich vorziehst ist es doch super. Möglicherweise geht es anderen auch so und sie tun die meisten Dinge bloß aus Zwanghaftigkeit, aber nicht weil sie es wirklich wollen. Eines meiner Lieblingszitate ist dieses:

"It is no measure of health to be well adjusted to a profoundly sick society." (Jiddu Krishnamurti)

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Ich bin begeistert, vielen Dank schonmal für die Beiträge, und das auch noch von Leuten, die ich sehr schätze.

In jedem anderen Forum hätte man mich wahrscheinlich für verrückt erklärt -_-

Ein "Nachteil" meines momentanen Lebensentwurfs ist vielleicht der, dass nur sehr wenige langfristige, tiefe Freundschaften/Beziehungen entstehen. So schnell ich neue Leute kennenenlerne, so schnell verschwinden "Freunde" wieder aus meinem Leben.

Ich weiß jetzt schon, dass von den vielleicht 50 Menschen, mit denen ich momentan regelmäßig im Kontakt bin und den vielleicht 10 Freunden, die ich wirklich öfters sehe vielleicht 2 bleiben werden, mit denen ich auch übers Studium hinaus in engem Kontakt bleiben werde. Es ist gewissermaßen schon schade, gleichzeitig entscheide ich mich bewusst dafür.

Klar, auch das Umfeld macht es mir nicht immer leicht. Meine Mutter denkt schon, ich sei vielleicht ein "Autist" oder "würde doch auf Männer stehen", weil ich so lebe und seit Jahren keine Freundin habe. Auch finden es manche "Freunde" nicht so toll, dass ich beim Weggehen meistens recht schnell jemand Neues "finde" und haben mir schon wärmstens empfohlen, mir doch mal eine Freundin zuzulegen.

Vielleicht war die eigentliche Botschaft bzw. das Problem meines Beitrags, dass ich mit sehr wenigen Menschen wirklich gerne Zeit verbringe.

Ich erwarte von meinen Mitmenschen und Freunden nicht, dass sie Alphas sind, ständig Frauen abschleppen, einen super-IQ haben oder das krasseste Leben haben. Es geht mir eher darum, dass die Menschen zuverlässig, nett und einigermaßen glücklich sind. Und, so komisch das klingt, das trifft auf die wenigsten Mitmenschen zu.

Ich habe an Männer die gleichen Ansprüche wie an Frauen, mit denen ich mich treffe, und wenn sie einmal ein Treffen platzen lassen oder so, kann ich noch darüber hinwegsehen, aber wenn es ein zweites und ein Drittes Mal passiert oder sie sonst einfach unzuverlässig sind, dann wars das für mich (ich hoffe das klingt jetzt nicht wie der forcierte Überlalpha, das bin ich wirklich überhaupt nicht).

In Bezug auf Beziehungen bzw. Frauen... irgendwie löst die Idee, mit jemandem zusammen zu sein, ein Team zu sein, dass sich unterstützt und füreinander da ist, schon etwas in mir aus, aber vielleicht liegt es an der medialen Konditionierung.

Ich wüsste aber wiegesagt keine, mit der ich mir eine solche Beziehung vorstellen kann. Teilweise bin ich auch einfach enttäuscht von meinen Affären und ONSs, die einfach in einer ganz anderen Welt leben als ich, in der sich alles nur um sie dreht. Da ist es das Wichtigste, dass ihre Freundinnen sie toll finden, ohne jeden Wunsch, sich weiterzuentwickeln.

Wie auch immer, ich fühle mich schonmal gut zu wissen, dass ich anscheinend nicht ganz alleine da stehe.

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Gast unpredictable
Es geht mir eher darum, dass die Menschen zuverlässig, nett und einigermaßen glücklich sind. Und, so komisch das klingt, das trifft auf die wenigsten Mitmenschen zu.

Es scheint tatsächlich schwierig zu sein vollkommen glücklich zu sein.

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Wo ist den jetzt genau das Problem? Einfach das andere Leute dich nicht für normal halten?

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Gast Voltair

Hey arm. Ich glaube ich war (bin) in der gleichen Situation wie du und kann dir eventuell weiterhelfen. Jedoch kann ich aus dem Text deine aktuelle (gedankliche) Lage nicht eindeutig ausmachen. Tu mir doch einen Gefallen und beantworte die unteren Fragen. Habe nämlich keine Lust einen Roman zu verfassen der dann doch nicht zutrift.

1. Wie lange beschäftigst du dich schon mit dir selbst?

2. Kam dieser Prozess der "Entfremdung" schleichend oder relativ schnell?

3. Hast du schon Menschen kennengelernt die dich auch wirklich interessierten? Falls ja, welche Eigenschaften/Merkmale waren interessant?

4. Wenn du einen perfekten Freund formen könntest, wie wäre sein Charakter? Welches Verhalten würdest du von ihm erwarten (glücklich ist zu schwammig, ich will konkrete Verhaltensweisen)? Jedoch sind Menschen nicht perfekt, also musst du noch Schwächen hinzufügen. Welche Ecken und Kanten würdest du ihm verzeihen, welche nicht?

5. Was wäre die perfekte Frau für dich? Welche Schwächen würdest du ihr verzeihen?

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Hm... eigentlich sehe ich auch nicht direkt das Problem.

Ich kann mir gut vorstellen, dass du dich anderen Menschen verschließt, weil du Angst hast, verletzt zu werden / weil du es dir in deiner Comfort-zone bequem gemacht hast.

bearbeitet von AndyLonger

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Gast Tschoing

Jeder ist eben anders und wahrscheinlich fragt sich auch jeder mal, ob mit ihm etwas nicht stimmt.

Meiner Meinung nach können allerdings manchmal auch Emotionen für verändertes Verhalten, Lustlosigkeit etc. verantwortlich sein - das kann man jedoch nur vermuten, weswegen es wohl keinen Sinn macht sich darüber den Kopf zu zerbrechen.

Sollte einen etwas innerlich quälen - vllt. gab es einen Todesfall in der Familie - dann wird einem das wahrscheinlich irgendwann auffallen und man wird versuchen es in den Friff zu bekommen. Vllt verschwinden dann auch einige Macken, aber nicht zwangsläufig.

Viel Glück

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Wo ist den jetzt genau das Problem? Einfach das andere Leute dich nicht für normal halten?

Naja, es gibt nicht direkt "Probleme", aber:

- Es fällt schwer, sich für Karriere und den "von der Gesellschaft vorgesehenen Weg" zu motivieren und zu begeistern, wenn die "Preise", nämlich vor allem Geld und Sex, für mich wenig Bedeutung haben

- Womöglich gehen mir tatsächlich einige schöne Erfahrungen/Beziehungen verloren, wenn ich oft das Alleinsein dem Zusammensein vorziehe (wobei ich mir die "Sunk-Cost-Aversion" erfolgreich abtrainiert habe, und das soll auch so bleiben).

- Ich find es schade, wenn ich mich alten Freunden innerlich entferne, weil ihr Charakter mich nervt

- Ich möchte immer noch das Gute im Menschen sehen können und mich nicht zu einem Misantrophen entwickeln

- Erst letztens habe ich gelesen, dass ein entscheidender Faktor für ein glückliches Leben das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe ist. Vielleicht ist es das, was mir teilweise fehlt. Weder fühle ich mich der Gruppe meiner Kommilitonen (BWL-Studenten) zugehörig, noch fühle ich mich als PUA oder sonstwas... nja, weiß nicht.

Hey arm. Ich glaube ich war (bin) in der gleichen Situation wie du und kann dir eventuell weiterhelfen. Jedoch kann ich aus dem Text deine aktuelle (gedankliche) Lage nicht eindeutig ausmachen. Tu mir doch einen Gefallen und beantworte die unteren Fragen. Habe nämlich keine Lust einen Roman zu verfassen der dann doch nicht zutrift.

1. Wie lange beschäftigst du dich schon mit dir selbst?

Ich habe immer schon viel reflektiert. Seit ich 18 bin, lese ich nur noch Sachbücher, ca. die Hälfte davon über Persönlichkeitsentwicklung. Die Standardwerke von Robbins über New-Age Sachen (Tolle, Betz) bis hin zu Meditationsbüchern und natürlich einiges an PU Literatur habe ich mit anfang 20 gelesen. Dabei beschäftigt man sich automatisch mit sich selbst, glaub ich. Angefangen, meine Ziele in allen Bereichen des Lebens genau zu planen habe ich mit ca. 22.

2. Kam dieser Prozess der "Entfremdung" schleichend oder relativ schnell?

Eher schleichend. Irgendwie war es schon immer in mir drin, ich fange nur glaube ich jetzt erst an, auf mein Herz zu hören. Ich habe mich bis 17 nicht sonderlich für Frauen interessiert, Materielles und Statussymbole waren mir noch nie sonderlich wichtig, ein Auto oder sonstige teure Spielzeuge hatte ich nie. Ich habe mich auch immer wieder in mein Zimmer zurückgezogen, war eher der kreative Träumer.

3. Hast du schon Menschen kennengelernt die dich auch wirklich interessierten? Falls ja, welche Eigenschaften/Merkmale waren interessant?

Gute Frage. Oft war es so wie mit meinem Onkel: den fand ich damals ganz cool, weil er sich mit Computern und Aktien ganz gut auskannte. Heute weiß ich, dass er praktisch keine Ahnung von beidem hat. Aber jetzt spontan fallen mir echt ganz wenige Leute ein, die mich wirklich interessieren. Klar, ich höre mir gerne die Storys von Frauen an, aber eher, weil es für mich interessant ist, darin soziopsychologische Patterns und Komplexe zu identifizieren und nicht, weil ich sie persönlich inspirierend finde. Ich finde die meisten meiner Affären sogar stinklangweilig, wenn ich ehrlich bin. Wenn es Leute gibt, die ich bewundere, dann sind es solche, die sich fast schon fanatisch mit einer Sache auseinandersetzen (z.B. Leute, die sich extrem gut mit Kunstgeschichte oder historischen Ereignissen auskennen oder ihr ganzes Leben einem Sport oder einem Instrument verschreiben)

4. Wenn du einen perfekten Freund formen könntest, wie wäre sein Charakter? Welches Verhalten würdest du von ihm erwarten (glücklich ist zu schwammig, ich will konkrete Verhaltensweisen)? Jedoch sind Menschen nicht perfekt, also musst du noch Schwächen hinzufügen. Welche Ecken und Kanten würdest du ihm verzeihen, welche nicht?

- Ist zuverlässig, Versprechen sind nicht nur leere Worte für ihn. Man kann sich auf ihn verlassen. Er meldet sich auch von sich aus und will was machen.

- hat ein Mindestmaß an Allgemeinbildung, reflektiert und hat mindestens ein Hobby

- Ist kein Ego-Mensch: Er muss sich nicht ständig beweisen, muss nicht andere runtermachen um sich besser zu fühlen, fühlt sich nicht immer benachteiligt.

- man kann mit ihm Spaß haben, er hat etwas Humor und emotionale Intelligenz

(wie du siehst, sind mMn keine abstrusten Ansprüche)

5. Was wäre die perfekte Frau für dich? Welche Schwächen würdest du ihr verzeihen?

- Sie sollte ihr eigenes Leben haben, nicht mich dafür verantwortlich machen, sie ständig zu unterhalten und glücklich zu machen. Mich nicht 24/7 nerven und mich einengen.

- ein Hobby haben und daran interessiert sein, sich persönlich weiterzuentwickeln

- Lust auf Sex haben und grundsätzlich abenteuerlustig sein

- Man sollte sich mit ihr unterhalten können. Sich für mehr als nur Shopping und Klatsch und Tratsch interessieren. Humor haben, der über Mario Barth hinaus geht

- Auch mal fürsorglich und gewissermaßen "weiblich" sein, d.h. auch mal was kochen oder was nettes machen und zeigen, dass sie an mich denkt

- Nicht süchtig nach Drama und Aufmerksamkeit sein (die typischen LSE Symtome halt)

Was sie nicht muss:

- supertoll aussehen und extrem dünn sein oder so

- superschlau und gebildet sein (emotionale Intelligenz ist aber schon wichtig), keine Megakarriere hinlegen

- sie darf ruhig mal scheiße drauf sein und unglücklich sein

bearbeitet von arm
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Begebe Dich mal in ein Umfeld, wo die Leute noch Träume haben oder sonst irgendwie zumindest in einer Sache ganz klare Prinzipien und Meinungen haben und wenn sie halt prinzipiell unprinzipiell sind.

Freimaurer wäre so 'ne Idee, die Du aber nicht von mir hast. ;-)

Hört sich erstmal merkwürdig an und so irgendwie nach Vereinsmeierei, aber da sind in solchen Vereinigungen und Clubs wirklich mal "andere Menschen" dabei.

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Wäre auch meine Idee, schau einfach mal in ein anderes Umfeld. Wenn du jemanden kennenlernen willst der sich für etwas besonderes interessiert musst du auch Orte aufsuchen wo diese Leute sich aufhalten.

Ich habe in meinen BWL Kursen übrigens, auch nicht wirklich viele interessante Leute kennengelernt. Der Anteil ist dort denke ich auch ziemlich gering.

bearbeitet von Heimdallr

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Deine Aussagen wirken gespalten. Einerseits bist du der allseits, sozial begabte Mensch, dem seine Kontakte egal sind. Andererseits suchst du nach Erfüllung von Außen( von Menschen die so sind, wie du es dir vorstellst). Ob du deine scharfen Kriterien selbst erfüllst ist fragwürdig!

Du siehst in den Menschen, das woran du denkst.

Ich glaub du hast dich emotional vollständig distanziert. Wie baust du dann ernsthafte Beziehungen auf, du gehst sie ja gar nicht ein. Würde da draußen ein Klon von dir rumlaufen, würdest du ihm genau die gleichen negativen Eigenschaften zuschreiben wie allen anderen.

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Ich denke, in deinem Weltkonzept gibt es extreme Diskrepanzen. Bei dir spielt sich alles nur im Kopf ab ohne wirklich teilzunehmen.

Du willst Kontakt zu deinen Mitmenschen, unbedingt!

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Ich will das ganze nicht werten was du hier beschreibst. Sieht so ziemlich aus, als ob du keinen wirklichen Bezug zu deinen Emotionen hast. Du scheinst ein analysierender und über alles nachdenkender Kopfmensch zu sein. Was grundsätzlich erstmal gar nicht schlecht ist. Deine Aktivitäten, ein Buch zu schreiben etc. bestätigen das ganze nur. Natürlich kannst du dich nicht schlecht dabei fühlen, du hast deine Emotionen auch nicht direkt bei dir wo sie hingehören. Im Bauch.

Machst du Sport? Irgendetwas körperbetontes? Würde ich dir persönlich nahe legen.

Keine Gewähr, ich kenne dich nicht und kann somit natürlich nur schätzen. ;)

PS: Eine Frage habe ich noch, hast du wirklich Emotionen beim Sex oder ist das ganze für dich nur ein Rumgesteche mit abschließender Ejakulation?

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Allname, das sind ziemlich naive Interpretationen, wie sie hier im Forum oft leider nur viel zu leichtfertig und vorschnell gemacht werden.

der Threadstarter hat geschrieben, dass er sich selbst als einen emotional sehr kompetenten Menschen einschätzt und auf sowas auch bei anderen Menschen Wert legt.....wieso kommst du dann darauf, dass er einen schlechten Bezug zu seinen Emotionen hat?

Analysierend + Nachdenkend und gleichzeitig emotional zu sein schließen sich keinesfalls aus. Das eine kann ohne das andere gar nicht existieren. Der Bauch ist übrigens zur Verdauung gedacht, und nicht zum denken ;) Was du meinst ist Intuition. Das hat mit Gefühlen erstmal gar nichts zu tun.

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Der TE spricht hier sehr vielen aus der Seele. Und wie ich schon sagte, es ist normal. Andererseits natürlich ein wenig abnormal in den Augen derjenigen, die sich für sozial gesund halten (weil sie genau das tun, was die Masse auch tut) od. denjenigen, die ein Bild davon haben, was soziale Gesundheit ist.

Möchte hier nicht abstreiten, dass der TE durch diese Zurückgezogenheit oft so empfindet, als würde in seinem Leben etwas fehlen u. Gesellschaft, Umgang mit Menschen ist ein wichtiger Teil des Lebens, aber was ihm fehlt ist ein bisschen Vertrauen in seine Lebensweise. Ich mein, er hat grad mehr Freude, sein Buch zu schreiben, als in Gesellschaft zu sein. Je mehr er seine Lebensweise akzeptiert, es in sein Selbstbild als etwas Positives aufnehmen kann, desto mehr Zufriedenheit, desto mehr wird das Bedürfnis nach Menschen wieder kommen!

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Mir spricht der TE auch aus der Seele. :-)

Er ist zumindest nicht allein.

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Stimmt irgendwas nicht mit mir? Warum bin ich so gern allein? Verlange ich vielleicht zu viel von meinen Mitmenschen?

Manchmal beisst sich die Katze in den Schwanz. Beispielsweise, wenn man darüber nachdenkt, warum man nachdenkt - und ob es richtig ist, nachzudenken.

Du schreibst, du denkst auch darüber nach, dass dein Umfeld -und auch deine Mutter- dich für nicht normal halten würde. Mir stellt sich dann die Frage, warum du darüber nachdenkst, was andere von dir halten? Genauer gesagt: Warum sollten andere besser wissen als du, was normal ist und was nicht?

Ein möglicher Grund für solche Gedanken können Glaubenssätze sein, die man von den Eltern übernommen hat. Wenn beispielsweise deine Mutter irgendwelche unbewussten Vorstellungen davon hatte, dass man irgendwie sein müsste - dann wirst du diese unbewusst Vorstellungen übernommen haben und versucht haben, so zu sein, wie deine Mutter es für richtig gehalten hat.

Oft sind solche Vorstellungen nicht konkret - und darum verwirrend. Mir fällt das beispielsweise bei meinem Sohn auf. Der ist jetzt Zwei - und erregt immer wieder Begeisterung bei älteren Damen: "Ach, du bist aber ein süßes Kind. Der ist ja wirklich goldig. Ist er denn auch ein liebes Kind?"

Wenn ich dann zurückfrage was sie denn unter "lieb" verstehen, ernte ich fast immer sprachlose Gesichter. Erkläre ich dann, dass er so ist, wie er ist und das auch genau so OK ist, steigert sich bei den älteren Damen die Ratlosigkeit noch weiter.

Die stecken in ihrer Weltsicht fest, dass Kinder "lieb" sein müssen. Natürlich meinen sie es gut - aber ohne konkret zu wissen, was sie damit meinen.

Für Kinder kann das verwirrend sein: Die Eltern wollen, dass die Kinder irgendwie sind - aber es fehlt eine klare Orientierung. Kann vorkommen, dass die Kinder dann noch als Erwachsene darüber nachdenken, ob sie nicht so sind, wie sie sein sollten.

Solche Vorstellungen, dass man irgendwie sein sollte, sind aber Quatsch. Es wurde hier schon geschrieben: Das Leben ist nicht schematisch, sondern organisch. Es gibt kein richtig und kein falsch - und auch keine Orientierung. Dafür ist unsere Welt viel zu komplex.

Unter dem Strich bleibt nur der Fakt, dass jeder so sein darf, wie er ist. Grenzen gibt es erst dann, wenn Grenzen anderer überschritten werden. Aber darum geht es bei dir ja nicht.

Langer Rede, kurzer Sinn:

Hier über Ursachen nachzudenken, bedeutet wieder nachzudenken - und ist letztendlich Spekulation.

Darum mal ne Alternative: Wie würde die Welt für dich aussehen, wenn es OK ist, dass du so bist, wie du bist?

Man sagt ja immer, dass das Glück im Leben aus der Interaktion mit anderen Menschen kommt. Ich habe das Gefühl, bei mir sei es anders.

Glück kommt aus einem selbst.

Die Interaktion mit anderen ist ein Bedürfnis, das man befriedigen will. Manche Leute brauchen mehr Interaktion, manche weniger.

Insofern kann man uneingeschränkt glücklich sein, wenn man wenig Interaktion braucht und gerne alleine ist. Das ist dann halt gerade so.

Wenn man dann das Bedürfnis nach Gesellschaft spürt, verabredet man sich. Hat man genug Gesellschaft gehabt, kann man wieder mit sich alleine sein. Komplizierter ist es nicht.

PS:

Freimaurer wäre so 'ne Idee, die Du aber nicht von mir hast. ;-)

Hört sich erstmal merkwürdig an und so irgendwie nach Vereinsmeierei, aber da sind in solchen Vereinigungen und Clubs wirklich mal "andere Menschen" dabei.

Die Freimaurer gibts wirklich?

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