Gutes Gespräch = Diskussion ? und mein Problem

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Hallo,

mir machen Gespräche, die keinen diskursiven Charakter haben, höchstens sehr wenig Spaß. Ständig probiere ich aus meinem Gegenüber irgendwie was rauszuquetschen oder in ihm was zu generieren, was ich interessant finde und was mich weiterbringt. Meistens kommt so kein Gespräch zustande, dass länger als 'ne Minute dauert. Einfach zu öde weiterzumachen.

Wenn ich mich unterhalte, dann möchte ich was erfahren, was hören und meinen Kopf so richtig vollfressen.

Auf der Arbeit kann ich mich mit meinem 30 Jahre älteren Kollegen über ihre Jugend oder über Straßensperrungen unterhalten, also muss nicht immer gleich der Platonische Dialog sein, aber privat ziehe ich es aus irgendeinem Grunde entschieden vor, mich gar nicht zu unterhalten anstatt zu schnacken, was total uninteressant ist. Dies stellt ein Problem dar, denn so bin ich ein ziemlicher Spezie.

Über Klamotten, Möbel, Einrichtung, Zeitschriften, Musik, Autos, Urlaub, Freizeitparks, Olympische Spiele etc. unterhalte ich mich natürlich nicht wie bei Anne Will aufm Sofa vor der Kamera.

Ich versuche Gespräche immer eine Wendung nehmen zu lassen, die es erforderlich macht, dass man im Kopf mal einen oder zwei Gänge hochschaltet und sich dann gegenseitig befeuert. Das muss nun nicht in 'ner grellen Debatte enden. Mit 'nem langbärtigen Riesen habe ich mich mal über Atemtechniken unterhalten. Fand ich ganz angenehm, dass der an mir rumbasteln wollte mit seinen Gedanken bzw. mir die irgendwie mit auf den Weg geben. Der konnte wunderbar ruhig und gelassen mit kritischen Fragen umgehen.

Viele meiner Mitmenschen reagieren allerdings irgendwie pikiert, wenn man mal was infrage stellt und landen in so 'nem Verteidigungsmodus. Da schalte ich meistens in den Rückwärtsgang und bin weg.

Bin nun seit 'nem Weilchen in 'ner christlichen Studentenvereinigung und da ecke ich am laufenden Meter an und das nicht nur bei den "Fundamentalisten" (maßlos übertrieben trotz Anführungsstrichen). Muss aber auch zugeben, dass manche Fragen, die ich da gerne bespreche, doch recht brisant sind. Beispielsweise ist eines meiner Lieblingsthemen, ob es Hoffnung ohne Angst gibt. Unisono meinen die, dass es das gibt. Glaube ich nicht. Solche Gespräche sind für mich zwar ziemlich fruchtbar, aber in sozialer Hinsicht sind die Folgen traurig.

Eine Ex-Freundin meinte immer mal wieder zu mir "Lieb sein!" und führte mir vor Augen, dass ich mal 'nen gewissen Anstand zu bewahren möge. Sage ich mir mittlerweile immer wieder mal, wenn ich mich gerade unterhalte um "nett" rüberzukommen, was mich aber dann doch arg listig und undurchschaubar rüberkommen lässt. Das merkt man einfach, dass ich intrinsisch kein wirklich lieber Mensch bin.

Mit sehr herzlichen Menschen komme ich gut klar oder solchen, denen die Sonne aus dem Arsch strahlt. Das sind aber nur so wenige, also suche ich nun nach Möglichkeiten und Veränderung um mehr Liebe, nach der ich mich sehen, in mein Leben zu bekommen.

Zusammengefasst: Ich habe das Gefühl, dass ich mich durch mein dickes Ich zu vieler sozialen Erfahrungen beraube. Mit so einem Verhalten bekomme ich zu wenig von meiner Umwelt.

Hat wer Anregungen dazu?

Gruß und törö itzi

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Beispielsweise ist eines meiner Lieblingsthemen, ob es Hoffnung ohne Angst gibt. Unisono meinen die, dass es das gibt. Glaube ich nicht. Solche Gespräche sind für mich zwar ziemlich fruchtbar, aber in sozialer Hinsicht sind die Folgen traurig.

Dann frag dich mal, wieso das so ist. Da wird es irgendwo einen Grund geben.

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Hat wer Anregungen dazu?

1) Es gibt zwei Veränderungen, die ich in den letzten Jahren an mir vorgenommen habe, auf die ich sehr stolz bin. Eine davon ist, dass ich gar nicht mehr das Bedürfnis habe, andere Leute von meiner Meinung zu überzeugen.

2) Ein Gespräch empfinde ich immer dann als gut, wenn mein Gesprächspartner redegewandt ist, einen intelligenten Eindruck macht und seine oder ihre Mimik und Körpersprache gesund wirken, d.h. keine psychischen Probleme widerspiegeln. Ob das jetzt eine anspruchsvolle Diskussion ist oder ob wir uns über triviale Themen unterhalten und in jedem einzelnen Punkt der gleichen Meinung sind, spielt dabei keine Rolle. Langweilig muss letzteres nicht unbedingt sein, dann ist das Thema halt einfach schneller abgehandelt. Klingt vielleicht nach lächerlichen Mindestanforderungen an ein "gutes Gespräch", aber man kann die Latte bzgl. der drei genannten Punkte ja beliebig hoch legen.

3) Wie man nach Punkt 1) erahnen kann, sind die wenigsten Gespräche, die ich führe, Diskussionen. Mittlerweile gebe ich nur noch Leuten, die es meiner Meinung nach verdient haben, die Chance, mit mir zu diskutieren. Diskussionen mit diesen Leuten finde ich dann meistens sehr anregend und erbauend, aber diese Leute sind eine krasse Minderheit. Den meisten Leuten traue ich es nicht zu, eine Diskussion mit mir zu führen, die ich nicht als Zeitverschwendung empfinde.

4) Es ist klar, dass du nicht mit jedem x-beliebigen Otto Normalverbraucher ein Gespräch führen kannst, das du als Bereicherung empfindest. Ich sage: Wirklich gute Gespräche sind selten, sonst würden wir sie nicht als wirklich gut bezeichnen.

"Gibt es Hoffnung ohne Angst?" könnte man auf "Gibt es Glück ohne Leid?" verallgemeinern. Antwort: Nein. Da bin ich ganz deiner Meinung. Um es mit einem Text von Rammstein zu sagen: "Tiefe Brunnen muss man graben, wenn man klares Wasser will", d.h. du wirst wohl oder übel lange suchen müssen, bis du auf den nächsten langbärtigen Riesen - will sagen: tollen Gesprächspartner - treffen wirst. Deshalb wirst du es dann aber umso mehr zu schätzen wissen!

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