Mit anderen Worten ist ein Orbit die durch ein gewisses Gleichmaß an Anziehung und Abstoßung oder Fortstrebung entstehende konstante Distanz in Bewegung einer Sache um eine andere. In unserem Fall eines Menschen um einen anderen. Wenn in der Community der Begriff „Orbiter“ fällt, dann in der Regel als eine Art Schimpfwort und im Kontext der Frage, ob ein Mann einer Frau irgendwelche Gefallen tun sollte, wenn sie keinen Sex mit ihm hat. Von dieser Interpretation halte ich gar nichts. Mehr noch, ich halte es für völligen Blödsinn. Nicht nur, weil Prostitution gegen Gefälligkeiten bzw. die Haltung, wenn man Gefälligkeiten erweise, dann solle man gefälligst auch Sex dafür erhalten für mich völlig hirnrissig ist, darüber hinaus ist genau die umgekehrte Sichtweise bei Frauen, ein Mann „verdiene“ keinen Sex, wenn er nicht X tut, eines der größten Probleme in der Community und unserer Gesellschaft. Deshalb vorweg und ganz deutlich: Sex ist keine Währung. Wer das gerne so haben möchte, möge auch mit den Konsequenzen leben. Mit dem Orbit hat das nichts zu schaffen und in meinen Augen ist das mit das destruktivste Mindset, das man im Hinblick auf Sexualität haben kann. Was ist ein Orbiter? Wenn wir sachlich betrachten, was einen Orbiter von z.B. einem Liebhaber, einem Beziehungspartner oder einem Freund unterscheidet, wird uns schnell deutlich, wo die Kräfte von Anziehung und Abstoßung wirken: Der Orbiter ist, anders als ein „nur-platonischer-Freund“ potentiell sexuell. Das schafft eine Art „Bremse“ im Comfort und Rapport und verhindert so das LJBF, Attraction ist also durchaus vorhanden.
Der Orbiter ist, anders als ein Liebhaber, kein aktiver Sexualpartner. Die Attraction reicht also nicht aus für Sex, sei das generell oder im direkten Wettbewerb mit anderen, die dann tatsächlich zu z.B. Liebhabern werden.
Die Unterschiede zwischen einem Orbiter und einem Beziehungspartner liegen jetzt auf der Hand: Es fehlt an Comfort, Rapport und Attraction.
In kurz: Ein Orbiter ist ein grundsätzlich fickbarer Mann, mit dem die Frau im Zentrum keinen Sex hat. Die spannende Frage an dieser Stelle ist: Warum nicht? Der Orbit und seine Meteore Es ist nicht unbedingt gemütlich im Orbit. Je nach Wetter findet sich ein Orbiter ab und zu oder auch ständig in einem wahren Gewitter an Shit- und Frametests. Das ist auch nur natürlich, denn der Orbiter steckt praktisch in einem Selektionsprozess fest, der gewöhnlich relativ schnell durchlaufen wird. Man trifft sich, man „beschnuppert“ sich, bei Unsicherheit fliegen ein paar Tests und je nachdem welches Bild der Mann dabei abgibt, wird er zugeordnet: Kumpel (nich sexy aber nett/Comfort+/Attraction-/Rapport+)
Liebhaber/SNL (sexy aber nicht nett genug/Attraction+/Comfort/Rapport-)
Beziehungspartner (sexy und nett/Attraction+/Comfort+/Rapport+)
Und der Orbiter? Der verkantet sich irgendwie zwischen den „Schubladen“. Warum hat man keinen Sex mit dem Orbit? Die wahrscheinlichste Antwort darauf lautet: Weil er nicht eskaliert. Der Orbiter hat Attraction, sonst wäre er im LJBF-Land und nicht im Orbit. Die logische Folgefrage lautet: Eskaliert er nicht, weil er nicht kann oder nicht will? Tatsächlich wird jeder von euch, der schon einmal ein e Affäre hatte, diesen Punkt kennen, an dem man das Gefühl hat „uh, das wird mir jetzt zu eng, wir wollten ja bitteschön nur unverbindlichen Sex haben!“ und bewusst eine Art Distanzmarker setzt. Bis hier hin und nicht weiter. So grenzt sich eine Affäre von einer Beziehung oder einer Freundschaft vorrangig ab. Deshalb sind Friends with benefits etwas anderes als eine Affäre. Eine Affäre basiert auf Attraction + Comfort, Friends with benefits basiert auf Comfort + Attraction – die Reihenfolge entspricht der Priorität bzw. der Gewichtung. Ab in die Umlaufbahn! Mit Absicht im Orbit Man(n) kann ganz bewusst im Orbit sein. Jeder PUer, der „Alternativen“ hat innerhalb einer monogamen Beziehung, bleibt ganz gezielt und bewusst im Orbit dieser Damen und hält sie in seinem eigenen. Lediglich hat sich hier für die Herren das Wording „Alternativen“ eingebürgert und für Frauen „Orbit“. Das Prinzip ist exakt dasselbe und auch die Dynamik ist identisch. Lediglich die Motive, keinen Sex mit dem Orbit zu haben, driften teils auseinander (Stichwort Slut defence). Auch bewusst im Orbit bewegen sich aktive Spieler, also solche Leute, die ganz bewusst das umeinander Kreisen als Teil des Spieles an sich verstehen oder gar nicht zum Sex eskalieren können oder wollen. Durch Needyness im Orbit Etwas komplizierter wird es, wenn die Abstoßung vom Orbiter selbst produziert wird. Wie wir bereits festgestellt haben, muss ja eine anziehende (Attraction) als auch eine abstoßende Kraft vorhanden sein, um einen Orbit entstehen zu lassen. Nicht selten entsteht diese Abstoßung durch die Needyness des Orbiters, durch die er seine eigene Attraction und mittelfristig auch Comfort und Rapport torpediert. Diese Szenerie haben wir relativ häufig in Forenthemen, wenn Dates stattgefunden haben, Eskalation passiert ist, es dann aber zum Block kam. So lange die Dame „on“ ist, befindet sich der jeweilige User nun im Orbit. Nicht selten war Needyness das Problem, ein wackelnder Frame aufgrund von Needyness oder Comforteinbrüche durch Needyness. Das kann, muss aber nicht sexuelle Needyness sein. Insbesondere Beziehungs-Needyness beschädigt schnell und massiv die Attraction. Der Orbit als Abschussrampe Tatsächlich gibt es im Grunde keine komfortablere Position als den Orbit, denn von dort aus ist grundsätzlich erst einmal alles möglich; Freundschaft, Sex, Beziehung. Der Orbiter hat Attraction, das bringt ihm einen immensen Vorteil gegenüber z.B. einem platonischen Freund, der Attraction jetzt erst einmal durch massiven Comfort hindurch etablieren müsste. Gleichzeitig steht es ihm aber frei, Comfort zu schaffen und die Dynamik in LJBF umzulenken. Oder die Attraction weiter zu steigern und so eine FB oder mehr anzustreben. Der Orbit ist wie eine Pausentaste in der Selektion. Mehr noch: Der Orbiter hat(te) zum Zeitpunkt der Selektion so viel Attraction, dass er nicht – wie andere – in der Versenkung verschwunden ist (NEXT) und auch nicht asexualisiert wurde (LJBF). Der Orbiter kann frei wählen, wohin er die Dynamik steuern möchte ohne größere Hindernisse wie zu viel Comfort oder zu wenig Attraction im Sinne eines Fremden. Wer im Orbit ist, der hat schon einmal ein „I´d do him/her“ gesammelt. Perfekte Voraussetzungen also für jedes weitere Game. Vom Orbit ins schwarze Loch In der Community kursiert die Idee, einen Orbit hätten Frauen, die Männer zu Gefälligkeiten motivieren, indem sie Sex in Aussicht stellen, der aber dann nie stattfindet. Das ist Quatsch. Jeder Mensch hat einen Orbit. Manchmal einen leeren, aber grundsätzlich hat jeder einen. Und das ist völlig in Ordnung und richtig so. Der Orbit ist ein Spiegel unseres Umganges mit dem anderen Geschlecht. Eine selektive Zwischenstufe, eine Schublade mit der Aufschrift „Sex?“. Was jede/r einzelne daraus macht, liegt allein an ihm/ihr.