Verantwortungslosigkeit und mein innerer Godzilla

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Hi,

ich weiß gar nicht, wie ich diesen Thread beginnen soll, aber ich versuche es mal. Ich bin 20 Jahre alt und an einem Punkt in meinem Leben angelangt, an dem ich irgendwie nicht mehr weiter weiß.

Der Auslöser dafür war, dass meine Ex-Freundin seit 2 Wochen einen neuen Freund hat und mich für ihn verlassen hat. Klingt simpel - ist es aber nicht unbedingt. Ich habe bereits vor 2 Jahren die Beziehung beendet und wir haben uns trotzdem jeden Tag gesehen und alles getan, was man in einer Beziehung so macht. ( Sex, Kino, zusammen schlafen, Eis essen usw. ) Ich weiß gar nicht, wie es dazu kam, aber wir haben trotzdem gerne miteinander Zeit verbracht. Jedenfalls hat sie mir vor 2 Wochen gesagt, dass sie einen neuen Freund hat und seit dem bin ich völlig einer One-Itis verfallen. Ich habe ihr gesagt, dass ich sie liebe, das komplette Beta-Programm runtergespielt und mir damit auch jede Chance vertan, mich wieder an ihre Seite zu begeben. Im Endeffekt völlig idiotisch von mir, weil ich 2 Jahre lang keine "Beziehung" mit ihr wollte bzw. auch etwas mit anderen Frauen haben wollte, was ich auch hatte - im Gegensatz zu ihr in der Zeit. Und jetzt, wo sie einen neuen Freund hat, drehe ich komplett durch, auch wenn ich der letzte bin, der dazu ein Recht hat. Ich schäme mich deswegen sogar.

Dazu muss man allerdings auch sagen, dass ich mit diesem Mädchen viel durchgemacht habe. Sie war bei mir, als mein Vater vor 1 1/2 Jahren plötzlich gestorben ist und sie war ebenfalls an meiner Seite, als mein Opa vor 2 Monaten gestorben ist, den wir vorher mehere Monate lang zusammen "gepflegt" haben. Ohne sie hätte ich das wohl gar nicht geschafft, da das Verhältnis zu meiner Mutter eine einzige Katastrophe ist und sie die vermittelnde Instanz war. Ich möchte nicht zu schlecht über meine Mutter reden, aber wir haben von 2007 bis 2011 kein einziges Wort miteinander gewechselt, obwohl wir in der selben Wohnung gelebt haben. Der Grund dafür war, dass sie mich bezüglich meiner Oma damals belogen hatte, die 2007 gestorben ist, während ich auf Klassenfahrt war und ich meine Mutter vorher gefragt hatte, wie es gesundheitlich um sie steht und sie mir verschwiegen hat, dass sie im Sterben liegt. Und die Monate/Jahre danach habe ich einfach gewartet, ob meine Mutter versucht, das mit mir zu klären - hat sie aber nicht und wir haben erst in der Nacht wieder miteinander gesprochen, als mein Vater starb. In ihrem Kopf läuft definitiv einiges falsch, was sich auch immer wieder in irgendwelchen Alltagssituationen wiederspiegelt, was ich jetzt allerdings auch nicht ausführen muss. Wir wohnen halt notgedrungen zusammen, aber 'ne gute Beziehung ist das nicht. Ist auch nicht mein Ziel.

Jedenfalls ist mein Problem, dass ich einfach gar keinen Antrieb habe, irgendetwas in meinem Leben zu ändern. Das war auch nicht immer so. Ich war eigentlich immer sehr fett als Kind/Jugendlicher, bis ich mit 13/14 Jahren einer One-Itis erlag und deswegen 30kg abnahm, mich im Fitnesstudio anmeldete und sogar zu einem muskolösen Typen wurde. Mit 14 brachte mich ein Freund auf Pick-Up, ich studierte jegliche Lektüren, die ich zu kaufen bekam und wurde plötzlích richtig erfolgreich bei Frauen. In der Schule war ich zu der Zeit auch ein super Schüler. Mit 16 lernte ich dann die oben genannte Ex-Freundin auf einer Schulung ( war ehrenamtlich bei der Kirche tätig und sie auch ) kennen und hab' direkt am ersten Tag mein volles Game gefahren und bei ihr im Zimmer übernachtet. Daraus entstand dann nach 3-4 Monaten eine wunderbare Beziehung bzw. nicht Beziehung, die über 4 Jahre ging.

Ich muss selbstreflektierend sagen, dass mein Hauptproblem ist, dass ich immer Verantwortung von mir schiebe. Die One-Itis ist einfach nur die Nebenerscheinung davon; und zwar eine relativ lästige, weil ich mit Frauen eigentlich keine Probleme habe, auch in den letzten 2 Wochen nicht und ich mir irgendwie nur selbst im Weg stehe. Hauptcharakeristisch für eine One-Itis ist ja immer, dass man das Mädchen glorifiziert und denkt, es gibt keine wie sie. Ich weiß allerdings ( leider ), dass es tausend "bessere" da draußen für mich gibt und komme trotzdem nicht klar. Das Problem bin ganz klar ich. Ich habe beispielsweise nie für das Abitur gelernt ( deswegen 3,2 anstatt sicher 1,0-1,5 ), habe so oft es geht die Schule geschwänzt und hab' in den letzten Monaten kaum Sport gemacht bzw. seit letztem Jahr das joggen komplett aufgegeben, weil ich mir denke, dass das mit meiner Raucherlunge eh zu nichts führt, was auch totaler Schwachsinn ist. Dazu kommt noch, dass ich total viel am PC sitze. Eigentlich fast nur. Ist ja auch irgendwie Verantwortung abschieben und hier lustigerweise nicht wirklich Suchtverhalten. Ich habe nicht das Verlangen danach - nur nichts besseres zu tun. Alternativ schlafe ich auch einfach mal am Tag total viel und mache einfach nichts.

Diese ganzen Sachen oder eher Probleme gab es eigentlich schon immer, nur habe ich es immer selber auf die Reihe bekommen. Aber seit mein Vater tot ist, habe ich mich total auf meine Ex fixiert und bin endgültig zu einem verantwortungslosen, dummen Zombie geworden, das nur in den Tag hineinlebt und jetzt sogar die sinnloseste One-Itis der Welt hat. Soweit wäre es vorher nicht gekommen. Im Endeffekt habe ich momentan - und wohl für die nächsten Jahre auch - nur mich selber und das muss ich langsam managen. Eigentlich habe ich alles, was ich für ein glückliches Leben brauche - einen Körper, der mit 3 Monaten Training jede Frau willig machen würde; ein für mein Alter sehr gut ausgestattetes Zimmer; ein eigenes Auto, ein riesiges Wissen über Pick-Up und eine ( fast ) sichere Zukunft in Form eines Studienplatzes. Ich verstehe einfach nicht, warum ich trotzdem diese One-Itis habe, meinen Arsch zu nichts hochbekomme und generell total schlecht drauf bin. Ich habe ein riesiges Potential in mir und bekomme trotzdem nichts hin. Ich will wieder sportlich sein, ich will einen größeren Freundeskreis haben, ich will mit mehr Frauen schlafen - aber trotzdem entscheide ich mich, wenn es drauf ankommt, lieber dafür, in meiner Comfort-Zone zu bleiben. Es ist, als ob mein "innerer Schweinehund" eher mein "innerer, ganz eigener, one-itis erschaffender Godzilla" ist.

Hat irgendjemand einen Vorschlag, wie ich gegen Godzilla ankämpfen kann? Wenn ich das nicht bald schaffe, habe ich in 5 Jahren 30kg zugelegt, eine 2-Zimmer Wohnung und besitze 5 Katze. Und mit Pech eine Freundin/Frau, die genau so LSE ist, wie ich momentan. Da muss was passieren.

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Ich habe bereits vor 2 Jahren die Beziehung beendet und wir haben uns trotzdem jeden Tag gesehen und alles getan, was man in einer Beziehung so macht. ( Sex, Kino, zusammen schlafen, Eis essen usw. )

Eure LTR war nie beendet. Nicht wirklich.

Ich schäme mich deswegen sogar.

Schämen ist schlecht für die Selbstachtung. Hör auf damit.

Alles was du vor Heute getan und gedacht hast sind Tatsachen. Akzeptier sie, steh dazu.

Vergangene Handlungen und Gedanken müssen moralisch nicht richtig gewesen sein damit du sie akzeptieren kannst.

Ohne sie hätte ich das wohl gar nicht geschafft

Doch

Aber seit mein Vater tot ist, habe ich mich total auf meine Ex fixiert und bin endgültig zu einem verantwortungslosen, dummen Zombie geworden, das nur in den Tag hineinlebt und jetzt sogar die sinnloseste One-Itis der Welt hat. Soweit wäre es vorher nicht gekommen.

Es heisst unsere Eltern müssen sterben damit wir Kinder über sie hinaus wachsen können.

Der Gedanke an deinen Vater kann dir auch Halt geben, wenn du das willst.

Hat irgendjemand einen Vorschlag, wie ich gegen Godzilla ankämpfen kann

Pc abschalten und über Godzilla nachdenken.

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Wir wohnen halt notgedrungen zusammen, aber 'ne gute Beziehung ist das nicht.

Such dir eine eigene Wohnung.

Ist ja auch irgendwie Verantwortung abschieben und hier lustigerweise nicht wirklich Suchtverhalten.

Umgekehrt: Suchtverhalten bedeutet Verantwortung abzuschieben.

Ist nicht so, dass von einem PC irgendwas ausginge, was einen süchtig machen könnte - sondern man entscheidet sich selbst dazu, vor dem PC zu sitzen. Der Grund, warum man das macht ist, sich mit einem anderen Thema nicht beschäftigen zu wollen. Ist genauso, wie mit einer Oneitis. Die dient auch der Ablenung von anderen Themen.

Genau genommen, ist schon der Gedanke, man wäre süchtig, hätte eine Onitis, müsste notgedrungen bei der Mutter wohnen, usw. das Abschieben von Verantwortung. Der Gedanke impliziert ja, dass man süchtig und darum gegenüber irgendetwas machtlos wäre. Obs sich dabei um eine Sucht, eine Oneitis, die Mutter oder den persönlichen Godzilla handelt, ist prinzipiell gleich.

Faktisch entscheidet man aber zu einem großen Teil selbst, was man tut und was nicht. Klar gibts Dinge, die man nicht verändern kann. Wenn der Vater stirbt, dann ist das leider so. Wenn die Mutter so ist, wie sie ist, dann ist das leider auch so. Wie man damit umgeht, entscheidet man allerdings selbst. Ob du dich vor den PC klebst, trainieren gehst, ausziehst, usw. liegt weitgehend in deiner Hand.

Hat irgendjemand einen Vorschlag, wie ich gegen Godzilla ankämpfen kann?

Stalker schreibt es schon: Kämpfen bringt nichts. Godzilla ist ein Teil von dir. Wenn du gegen Teile von dir kämpfst, kämpfst du immer gegen dich selbst. Ist ein Kampf, den man nicht gewinnen kann.

Frage ist dann, warum man sich so verhält. Einen Kampf zu kämpfen, den man nicht gewinnen kann, macht an sich keinen Sinn. Ausser, man will sich damit von etwas anderem ablenken.

Ich würde das so sehen: Der Godzilla ist -wie alle anderen Verhaltensweisen auch- eine Lösung für irgendetwas. Es gab mal ein Problem, das du mit Hilfe des Godzillas gehandelt hast. Das war ne gute Sache. Der Godzilla ist darum kein Feind, sondern eine Kompetenz. Die Kompetenz kann auch irgendwann wieder nützlich werden, wenn ein ähnliches Problem nochmal auftauchen sollte.

Gegenwärtig scheinen die Dinge aber anders zu stehen - und der Godzilla hindert momentan mehr, als er nutzt. Du musst darum nicht gegen die eigenen Kompetenzen ankämpfen, sondern kannst sie als einen nützichen und wertvollen Teil von dir zu akzeptieren. Also den inneren Kampf aufgeben. Stichwort Perspektivenwechsel.

Wenn du dich nicht mehr auf den Kampf fokussierst, werden dir neue Handlungsoptionen auffallen. Beispielsweise andere Kompetenzen, die auch vorhanden sind, aber bislang keine Beachtung fanden. Bildlich gesprochen, weil sie keine Godzillas, sondern kleine Meister Yodas sind. Die kleinen Yodas können aber nützlicher sein, als die Godzillas - und sich mit der Zeit zu neuen Godzillas entwickeln.

Neurophysiolgisch sind die Godzillas sehr gut ausgebaute Synapsen, sozusagen Autobahnen im Gehirn, während die Yodas kleine und selten genutzte Trampelpfade sind. Je öfters die Trampelpfade genutzt werden, um so mehr entwickeln sich sich in Richtung Autobahn.

Verantwortung übernehmen, bedeutet dabei, die eigenen Kompetenzen zu entwickeln - und zu entscheiden, auf welche Kompetenzen man in welcher Situation zurückgreifen will.

Da muss was passieren.

:-) Es wird immer dann was passieren, wenn du was machst. Das funktioniert am besten in kleinen Schritten.

Und: Such dir eine eigene Wohnung.

  • TOP 1

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Wir wohnen halt notgedrungen zusammen, aber 'ne gute Beziehung ist das nicht.

Such dir eine eigene Wohnung.

In deinem Alter vielleicht WG, paßt preislich besser ("notgedrungen") und Gesellschaft ist sicher gut für dich.

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