Glaubenssätze=Gedankenviren?

13 Beiträge in diesem Thema

Empfohlene Beiträge

Hallo liebe Freunde

Heute ist mir folgender Gedanke durch den Kopf gegangen: Sind nicht alle Glabenssätze eigentlich ein einziger Glaubenssatz? Ich würde sagen ja.

Ein paar Beispiele welche diese Annahme unterstützen:

GS-Anallyse: (Ziel: Ein GS so weit auseinander zu nehmen bis es nicht mehr geht)

Grundfrage: Was hindert mich daran eine fremde Frau auf der Strasse anzusprechen?

Zur vereinfachung der Analyse habe ich hier ein Hilfsmodell hinzugezogen welches wie folgt lautet: Was ist der unterschied wenn ich eine Frau game die ich kenne, und eine die ich nicht kenne?

Bekannte Frau

- Rekation ihrerseits prinzipiell gut vorhersehbar, keine bösen Überaschungen. (gute Kallibrierungsmöglichkeiten)

- Wohlgesonnenheit der Frau mir gegenüber. (Sicherheit) --> Warum ist das wichtig? --> Geringes Risiko abgewiesen/verletzt zu werden.

Warum ist das wichtig? --> Ich habe Angst vor Abweisung und Verletzung.-->Warum? Weil Abweisung und Verletzung mein Selbstbewusstsein beinflussen und mir schlechte Gefühle bescheren. --> Geringes Selbstbewusstsein/sicherheit

Unbekannte Frau

- keine sichere, schon existierende Wohlgesonnenheit mir gegenüber. Reaktion nicht vorhersehbar. --> Warum ist das wichtig? --> Endet auch in Geringes Selbstbewusstsein/sicherheit

- Ich bin ihr ausgesetzt (Machtlosigkeit)--> Angst --> Warum habe ich Angst? --> Weil ich die Kontrolle über die Situation nicht besitze. --> Warum ist das wichtig? --> Ich möchte Kontrolle --> Warum? --> Weil ich Angst vor unkontrollierbarem/unvorhersehbarem habe --> Warum? --> Weil alles unkontrollierbare mir keine Sicherheit verleiht. --> Warum ist das wichtig? --> Ich möchte Sicherheit --> Warum? --> Weil die Sicherheit mich vor negativem schützt. --> Warum ist das wichtig? --> Ich möchte keine negativen Erlebnisse --> Warum sind die von dir genannten Ereignisse für dich negativ? --> Weil mein Selbstbewusstsein ihnen nicht gewachsen ist --> Warum? -->

Geringes Selbstbewusstsein/sicherheit

Seht ihr was ich meine? Schlussendlich lässt sich alles auf ein nicht genügendes Selbstbewusstsein oder Selbstsicherheit zurückführen. Ich habe oben nicht alle Beispiele analysiert, aber ich bin sicher, schlussendlich mündet alles im gleichen. Jetzt ist die Frage: Bringt es überhaubt etwas Glaubensätze welche eigentlich nur auf einem einzigen Grundsatz basieren zu verändern? Wäre es nicht besser den Grundsatz zu verändern? Schlussendlich müssten dann ja mehr oder weniger alle Glaubenssätze wie zb. " Ich sehe nicht gut aus, desshalb habe ich kein Erfolg bei Frauen" Gedankenviren sein. Wer nicht weiss was Gedankenviren sind, hier klicken.

Das sind meine Gedanken zu diesem Thema. Ich habe keine Ahnung ob diese dem gängigen Modell der NLP entsprechen oder ob die Profis hier im Forum dass auch so sehen. Desshalb habe ich es auch hier gepostet. Ich würde gerne eure Anmerkung und Kritik dazu höhren. :-)

Liebe Grüsse Fragout

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Hey fragout,

nunja, was die typischen limitierenden Glaubenssätze, mit denen sich ein angehender Pickupper so rumschlägt betrifft, mag ich dir zumindest eingeschränkt zustimmen. Doch gibt es ja auch eine Vielzahl anderer, die vom Wortstamm her ja einfach nur Sätze sind, an die man glaubt. Auch "Frauen gehören hinter den Herd" kann durchaus ein einschränkender Belief sein oder "Alle Moslems sind Terroristen", sowie die Redensart "Reden ist Silber, Schweigen ist Gold". Das muss nicht unbedingt mit einem geringen Selbstvertrauen oder Selbstwertgefühl einhergehen.

Seine Macht erhält ein solcher durch Referenzerfahrung, durch Introjektion bzw. durch Erziehung. Letzlich filtern wir unsere Realität nach unseren Beliefs, was auch bedeutet, dass jeder sie hat, solche und solche. Ohne sie wären wir schlichtweg aufgeschmissen, da wir jede neu erlebte Situation von grundauf neu bewerten müssten - immer wieder. Und auch die negativen hatten durchaus einst ihren Sinn und ihre Daseinsberechtigung...

Selbstvertrauen für sich gesehen ist in gewisser Weise auch wieder nur ein Wort, eine Nominalisierung. Was sie für den einzelnen bedeutet bzw. was dahinter steckt, kannst du ohne genaues und individuelles Hinterfragen nicht pauschalisieren. Letztlich geht es ja um Verhalten, dem ein Belief zugrunde liegt. Und der Belief an sich ist wiederum abhängig vom Wertesystem und der Identität des Menschen - ein gläubiger Christ beispielsweise wird gegen Abtreibung sein (Belief: "Abtreibung ist Mord!") - was ihm die Möglichkeit nimmt, bei einer ungewollten Schwangerschaft diese zu beenden. Per Definition ist dieser Belief also limitierend - er nimmt Möglichkeiten. Das hat mit Selbstwert nichts zu tun. Oder wenn wir schon beim Glauben sind, wie ist es mit dem aktuell diskutierten Belief "Ein jüdischer Junge muss bis zum achten Tag beschnitten werden, sonst gehört er nicht zur Gemeinde"? Der wirkt ja durchaus auch physisch limitierend für den, der retrospektiv vielleicht ja gerne sein Stückchen Haut behalten hätte. Ohnehin sind gerade Religionen voll von einschränkenden Beliefs, ein Schelm wer Böses dabei denkt ;-)

Du siehst, so einfach ist das nicht.

Doch es ist schön, dass sich jemand mit Beliefs tatsächlich und ernsthaft auseinander setzt - ich persönlich halte sie für einen der wichtigsten Faktoren von Persönlichkeitsentwicklung. Ich wünsche dir auch weiterhin viel Erfolg dabei!

Herzliche Grüße!

Tsukune

  • TOP 2

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Hey Tsukune

Du hast volkommen recht. Ich habe die anderen Glaubenssätze, welche du aufgeführt hast völlig ausser Acht gelassen. Ich war wohl etwas zu sehr auf allgemeine Pickup-Glaubenssätze fixiert. Damit währe die Sache wohl geklärt. Freut mich trotzdem zu höhren, dass meine Ansichten nicht ganz daneben lagen ;)

Vielen Dank für deine aussführliche Antwort und liebe Grüsse ;-)

Fragout

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Zu Glaubenssätze:

Ich glaube das diese falsch verstanden werden. Es gibt imo sowas gar nicht.

lg

Edit:

Um es etwas besser auszudrücken:

Glaubenssätze werden falsch verstanden. Bitte um Definition davon.

Bei den meisten Annahmen handelt es sich immer um limiting Beliefs...

Ergo: Alle Glaubenssätze wären/sind limiting oder self prophecy beliefs..

bearbeitet von smileface

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen
Gast

Alle Glaubenssätze sind Beliefs, soweit einverstanden. Ob Glaubenssätze oder Glaubenssatzsysteme limiting, also dysfunktional sind, wage ich zu bezweifeln. Zwar ist jedes Konzept und somit auch ein Glaubenssatz eine Eingrenzung (des chaotischen Prozesses Leben), aber deswegen kann die Eingrenzung funktional sein, d.h., im Sinne einer Orientierung und Stabilisierung des Systems Körper-Geist.

Dass die Annahme eines solchen Systems Körper-Geist (Basisglaubenssatz) in gewissem Sinne grundlos ist, gestehe ich zu. Es ist ein Axiom.

Auf spiritueller Ebene versucht man wohl, diesen Glaubenssatz zu hinterfragen und sein Leben auf andere Axiome zu gründen. Dort ist das Axiom der Wahrnehmungsraum...

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Hey Anfängergeist,

für mich gilt, dass die Zeit zur Änderung eines Beliefs dann gekommen ist, wenn er die betreffende Person in ihren Möglichkeiten einschränkt und diese Einschränkung von ihr als störend empfunden wird. In diesem Falle wirkt er für die Person dann auch spürbar limitierend – er nimmt Möglichkeiten des Verhaltens, die besagtes Individuum gerne hätte. Mit Dysfunktionalität hat das erst einmal nichts zu tun. Im Gegenteil, ein erstmal internalisierter Belief an sich funktioniert in der Regel ausgezeichnet, indem er eine Realität konstruiert, die nach seinen Regeln funktioniert, in der er sozusagen Gesetz ist. Und jeder Belief hat(te) ja (einmal) einen konkreten nützlichen Hintergrund und eine gute Absicht.

Doch wenn wir beginnen, über unser Verhalten nachzudenken, weil wir beispielsweise wahrnehmen dass andere sehr wohl das können, was wir selbst uns bisher nie zutrauen würden, können wir früher oder später und mit etwas Hartnäckigkeit auf jede „Programme“ und Introjekte stoßen, die genau das bewirken. Ab da spreche ich dann auch von einer tatsächlichen, individuell spürbaren Limitierung, da sie spätestens dann auch mit einem Leidensdruck einhergeht.

Ich bin auf der anderen Seite aber durchaus der Ansicht, dass auch Beliefs, die vom Individuum nicht als störend wahrgenommen werden, durchaus limitierend sein können im Sinne von daran hindernd, sein volles Potential zu leben. Das sind jene Beliefs, die nie hinterfragt werden, jene, die Menschen beispielsweise daran hindern zu studieren weil „wir Mayers sind ja bodenständige Menschen“ und „der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, das hat ja Papa schon immer gesagt“. Ich persönlich finde es so schade, wenn ich solchen Menschen begegne, die selbstgewählt unter ihren Möglichkeiten bleiben oder sich das Leben schwarz malen, weil sie irgendeinen (in meiner Welt) kruden Belief ermächtigt haben. Doch kann ich nicht die Welt „bekehren“ und es steht mir auch nicht zu. Wenn mir ein Gesicht nicht gefällt, schlag ich ja auch nicht rein und so ist es auch mit Glaubenssätzen. Ich trete dann in Aktion, wenn jemand aktiv auf mich zukommt und sagt „Ich hab da ein Problem…“ Ohne Auftrag kein Coaching.

Wir hingegen, die wir uns mit uns, unserer Innenwelt und unserem Verhalten reflexiv beschäftigen, haben hier ein gewaltiges Privileg: Wir können bewusst das suchen und ändern, womit andere sich unbewusst abgefunden haben. Hier und jetzt und wann immer wir es wollen. Warum soll ich mein Leben lang Ansichten der Welt mit mir rumschleppen, nur weil sie für mich als Kind mal eine gute Sache waren, mit dem ganzen Rattenschwanz an Verhalten, das aus dieser Weltsicht entsteht? An den Nikolaus glaube ich ja schließlich auch nicht mehr. Und darum stelle ich am 6. Dezember auch keinen Stiefel mehr vor die Türe oder habe Angst vor Knecht Ruprecht und seiner Rute, wenn ich mal nicht artig war ;-) Zeiten ändern sich, und so können es auch die Menschen tun.

Herzliche Grüße!

Tsukune

  • TOP 1

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen
Gast

Lieber Tsukune,

Dank Dir für Deinen Post! Ich hab ein paar Fragen zu Deinen Ausführungen:

ZITAT: "für mich gilt, dass die Zeit zur Änderung eines Beliefs dann gekommen ist, wenn er die betreffende Person in ihren Möglichkeiten einschränkt und diese Einschränkung von ihr als störend empfunden wird."

1) Wie bzw. nach welchen Maßstäben stellst Du fest, dass die Person in ihren Möglichkeiten eingeschränkt ist? Ist Deine Einschätzung dieser Maßstab? Ist es die Einschätzung der Person selbst?

2) Wenn es auf die Einschätzung der Person selbst ankommt, welche Qualität der Einschätzung der Einschränkung hältst Du für notwendig? Ich sehe folgende Abstufungen:

a) keine bewusste Wahrnehmung der Einschränkung (aber für den Coach an Körperreaktionen wahrnehmbar)

b) bewusste Wahrnehmung der Einschränkung, aber keinen Zusammenhang mit Glaubenssatz

c) bewusste Wahrnehmung der Einschränkung, limitierender Glaubenssatz wird erkannt, aber als realitätsangemessen erlebt

d) bewusste Wahrnehmung der Einschränkung, limitierender Glaubenssatz wird erkannt, als unangemessen erlebt, ist aber noch gewohnheitsmäßig oder gefühlmässig verankert

ZITAT: "Mit Dysfunktionalität hat das erst einmal nichts zu tun. Im Gegenteil, ein erstmal internalisierter Belief an sich funktioniert in der Regel ausgezeichnet, indem er eine Realität konstruiert, die nach seinen Regeln funktioniert, in der er sozusagen Gesetz ist. Und jeder Belief hat(te) ja (einmal) einen konkreten nützlichen Hintergrund und eine gute Absicht."

Genau darauf beziehe ich mich. Ursprünglich funktional (im Sinne eines Mittels zum Zweck), später evtl. dysfunktional, weil der Zweck sich verändert hat oder viellicht auch nur suboptimal, weil inzwischen bessere Ressourcen zur Verfügung stehen. Aber du scheinst zwischen Dysfunktionalität und limiting trennen zu wollen, oder verstehe ich Dich da falsch?

ZITAT: "Ich persönlich finde es so schade, wenn ich solchen Menschen begegne, die selbstgewählt unter ihren Möglichkeiten bleiben oder sich das Leben schwarz malen, weil sie irgendeinen (in meiner Welt) kruden Belief ermächtigt haben. Doch kann ich nicht die Welt „bekehren“ und es steht mir auch nicht zu."

Da beziehst Du Dich auf eine Konstellation, die ich oben unter a)-d) nicht erwähnt habe. Du meinst den Fall, dass nur der Coach (oder Dritter allgemein) bessere Lösungsmöglichkeiten zu erkennen meint. Das kann zwar sein, jedoch hat jeder Dritte in der Regel ein Informationsdefizit, so dass er sich nicht sicher sein kann, dass es wirklich eine bessere Lösungsmöglichkeit existiert.

ZITAT: "Ohne Auftrag kein Coaching."

Ich kenne den Spruch und hab ihn früher selbst mal vertreten. Inzwischen bin ich vorsichtiger. Die Coaching-Haltung ist Teil meiner unbewussten Kompetenz geworden und von daher ist die Sache für mich nicht mehr immer klar zu trennen. Gerade, wenn - von mir nicht gesucht - bestimmte Gesprächskonstellationen entstehen. Die Leute sagen dann nicht immer: Ich habe ein Problem. Manchmal wollen sie mich auch ganz platt auf ihre Seite ziehen (Ich mache mehr zwischenmenschlich, bei Teilearbeit, Ambivalenzkonstellationen aber ähnlich). Wie machst Du das?

Dank Dir für den Input!

anfängergeist

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Hey Anfängergeist,

in der Regel ist es ja so, dass Glaubenssätze ich-synton sind, d.h. der Glaubenssatz, wie auch immer er entstanden sein mag, als vom Klienten als Teil seiner Persönlichkeit, seiner Realität erlebt wird. Mein Maßstab ist da der Klient selbst - zumeist steht am Anfang ja nicht der ausformulierte Belief, sondern vielmehr ein störendes Verhalten, beispielsweise dass ein Klient Probleme hat, Frauen anzusprechen oder sich in der Gruppe durchzusetzen. Es ist also ein Leidensdruck für ihn spürbar, auch wenn er manchmal gar nicht genau weiß, warum.

Mein Gegenüber kommt also meist mit einem greifbaren, konkreten Verhalten, dass er als verbesserungswürdig empfindet. Gemäß dem SCORE-Modell schaffe ich mir ein Bild, woran das Verhalten liegen könnte, stelle also eine Hypothese auf. Hier ist genaues Zuhören und Nachfragen gefragt und wenn ich dann auf einen Glaubenssatz stoße, dann interveniere ich. Nach deinen Kriterien wäre es 2b womit ich sauber, effizient und zielführend arbeiten kann - das Verhalten ist da, der Grund muss noch ermittelt werden. Wobei natürlich 2d für mich als Operator ideal wäre, doch das findet in der Realität höchstens in NLP-Seminaren /Peergroups statt wo die Teilnehmer wissen was Beliefs sind und sich schon konkret auf die Suche gemacht haben.

Genau darauf beziehe ich mich. Ursprünglich funktional (im Sinne eines Mittels zum Zweck), später evtl. dysfunktional, weil der Zweck sich verändert hat oder viellicht auch nur suboptimal, weil inzwischen bessere Ressourcen zur Verfügung stehen. Aber du scheinst zwischen Dysfunktionalität und limiting trennen zu wollen, oder verstehe ich Dich da falsch?

Ich glaube das ist eher eine semantische Sache. Dysfunktionalität bedeutet für mich, der Glaubenssatz hat(te) keine Funktion. Als "Programm" funktioniert ein Belief aber dennoch hervorragend, auch wenn er schon längst veraltet ist. In anderen Worten, ein High-End-PC mit Windows3.11 mag zwar funktional sein ( auf der Ebene der Quantität, dh der PC wird dadurch nicht unbrauchbar), aber mit einem Upgrade auf Windows7 könnte er sein Potential wesentlich besser ausschöpfen (Qualität). Funktional definiere ich als: Er funktioniert, um mir die Grundbedürfnisse sicherzustellen. Der Belief "ich kann mich nicht durchsetzen" wird keinen Menschen am Überleben hindern - zumindest heutzutage nicht mehr. Aber er schränkt die Lebensqualität ein, ist also limitierend.

Du meinst den Fall, dass nur der Coach (oder Dritter allgemein) bessere Lösungsmöglichkeiten zu erkennen meint. Das kann zwar sein, jedoch hat jeder Dritte in der Regel ein Informationsdefizit, so dass er sich nicht sicher sein kann, dass es wirklich eine bessere Lösungsmöglichkeit existiert.

Korrekt, und das ist für mich ein "Dilemma", dass ich mit dem Satz "Kein Auftrag, kein Coaching" zu lösen versuche. Letztlich weiß ich nie, ob ich über alle Info verfüge und daher warte ich ab, ob der Gesprächspartner (also in einer Nicht-Coachingsituation) wirklich unter den Beliefs leidet und das auch unmissverständlich äußert, was eine Intervention rechtfertigen würde. Anders gesagt, manche sagen sich halt "never change a running system" und bleiben lieber beim Win3.11. Das habe ich zu respektieren. Aber ich als NLPler weiß ja, dass es sowas wie ein Dilemma nicht gibt: Wenn ich spüre, dass etwas im Argen liegt, kitzele ich natürlich auch (das entspäche dann 2a). Das ist aber eher Intuitionssache. In der Praxis sieht dass dann so aus, dass ich frage, ob die Person einen Ratschlag möchte, und wenn sie zustimmt, ich dann Feedback gebe, aufgrund der Reaktion darauf ich dann sehen kann, ob und was ich tun kann, damit es ihr besser geht. Ist aber ein eher heißes Eisen - beispielsweise versuche ich den Coaching-Frame aus einer LTR oder einer tiefen Freundschaft raushalten so gut es geht. Der hat dort für mich einfach nichts verloren. Ich erinnere mich da noch an die Anfangszeit, in der ich mit einem Kumpel über eine Sache die ihn bedrückte geredet hab, ihn dabei in einen Lösungszustand führen wollte, anfing zu pacen und mit Miltonsprache zu reden und er plötzlich sagte "Hey, ich bin dein Kumpel, nicht dein Klient.". Er wollte eigentlich nur Mitgefühl und Schulterklopfen. Und dann bleibt es halt auch dabei, auch wenn ich es schade finde ;-)

Herzliche Grüße!

Tsukune

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen
Gast

Hallo Tsukune,

ich hab ein Weilchen über das von Dir geschriebene nachgedacht. Das ist das Ergebnis:

Ich möchte das Konzept des Konstruktivismus in die Diskussion einführen. Demnach ist die Wahrnehmung eines Menschen durch seine Wahrnehmungsfilter verzerrt, bedingt durch die rekursive Wirkung von Glaubenssätzen auf unsere Wahrnehmungsfilter. Wenn demnach ein limitierender Glaubenssatz ich-synton erfahren wird, haben wir eine (relevante) Verzerrung gefunden.

Soweit man die Aufgabe eines Coaches oder Therapeuten zumindest zum Teil metaphorisch mit einem Spiegel vergleicht, der die Funktion erfüllt, dem Klienten eines Seite an sich zu offenbaren, die er ohne den "Spiegel" nicht sehen kann, so wäre bei ich-syntonen Verzerrungen ja geradezu denknotwendig ein Einschreiten ohne Auftrag geboten. Sonst wären ich-syntone Verzerrungen nicht behandelbar, weil eine Motivation zur Auftragserteilung erst durch die Wandlung zur ich-Dystonie entsteht. Jetzt wirst Du vielleicht einwenden: "Ja, wir haben doch das ich-dystone Symptom und können uns von da aus zum limitierenden Glaubenssatz weiterhangeln." Dem würde ich entgegnen, dass nicht immer ich-dystone Symptome vorhanden sind und deren eventuelle Entstehung abzuwarten bedeuten würde, auf eine Verschlimmerung des Leidens zu warten.

Dass auch beim Coach Verzerrungen der Wahrnehmung existieren (und nicht alles wahrgenommen wird, was der Klient wahrnimmt), ist wahrscheinlich. Allerdings ist es nicht so wahrscheinlich, dass die Verzerrungen denselben Bereich betreffen. Und wenn dem doch so ist, dafür gibt es ja den Selbsterfahrungsteil in der therapeutischen Ausbildung, dann sollte der Coach es erkennen.

Einen weiteren Ansatzpunkt aus dem Konstruktivismus zum Thema "Coaching ohne Auftrag" hätte ich noch zu bieten. Wenn jeder Mensch seine Wahrnehmung selbst konstruiert, so "gehört" ihm auch diese ganze Konstruktion, denn sie ist ein selbst geschaffenes Werk. Wenn ich also aufgrund meiner Konzepte wie 'Menschen' oder 'Problem' eine Wahrnehmung habe, wie 'dort sitzt mir ein Mensch mit Problemen gegenüber', dann ist das mein Konstrukt. Wäre es nicht auch einfach mein Konstrukt, wenn ich zu der Wahrnehmung komme, 'dieser Mensch möchte Hilfe von mir'?

Und wie wäre es, wenn ich das Konzept hätte, alles, was ich wahrnehme, bin ich, da es von mir konstruiert ist? Da ich mich damit ohnehin nur in meiner eigenen Welt bewege, kann ich ja auch nach meinen eigenen Regeln spielen.

Nur so ein paar Gedanken...

Lieben Gruss

anfängergeist

bearbeitet von Gast

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Hey Anfängergeist,

es tut richtig gut, hier auf hohem Niveau zu diskutieren mit jemandem, der sich auskennt. Das kommt hier derzeit leider eher seltener vor. Schon einmal zu Beginn danke dafür.

Was den Konstruktivismus betrifft, bin ich absolut bei dir. Mir kommt da immer wieder Platons Höhlengleichnis in den Sinn. In jenem Gleichnis wurde der Betrachter des Schattenspiels (der ich-synton wahrgenommenen Verzerrung der Realität) gewaltsam ans Licht gezerrt, sozusagen in die Ich-Dystonie gezwungen um die Welt zu erkennen. Es mag Fälle geben, da mag es nicht anders gehen, sprich wenn wir uns im Bereich von psychiatrischen Erkrankungen bewegen, die mit fremd- oder selbstschädigendem Verhalten einhergehen. Doch ist es bekanntlich äußerst schwer, diese Dystonie zu stabilisieren, beispielsweise bei Anorexie hält sich die Verzerrung, zu dick zu sein, auch mit mageren 40 kg noch hartnäckig. Doch diese Arbeit überlasse ich den Psychiatern, da fehlen mir sowohl die fachlichen Kompetenzen als auch der Wille dazu. Ich sehe mich da durchaus eher als den von dir angesprochenen Spiegel, bzw. einer der wie im Märchen Schneewittchen auch einmal unangenehme "Wahrheiten" von sich gibt wenn es drauf ankommt.

Jetzt wirst Du vielleicht einwenden: "Ja, wir haben doch das ich-dystone Symptom und können uns von da aus zum limitierenden Glaubenssatz weiterhangeln." Dem würde ich entgegnen, dass nicht immer ich-dystone Symptome vorhanden sind und deren eventuelle Entstehung abzuwarten bedeuten würde, auf eine Verschlimmerung des Leidens zu warten.

Du hast mir das Argument ja bereits vorweggenommen, so wäre im üblichen Rahmen auch mein Vorgehen. Im Falle eines konventionellen Coachings bin ich ja sowieso darauf angewiesen, dass der Klient bei mir vorstellig wird - das wird auch nur dann der Fall sein, wenn er unter Leidensdruck steht, also merkt "hier stimmt was nicht". Hier beginnt ja bereits die Ich-Dystonie. Wenn ich natürlich im Laufe eines Coachings zu einem anderen Thema durch Intuition oder Wahrnehmung auf andere relevante Themen stoße, werde ich sie selbstverständlich zur Sprache bringen. Ich werde aber niemanden mit Gewalt und gegen seinen Widerstand aus seiner Höhle ziehen. Jedoch werde ich ihm den Weg nach draußen dann natürlich ganz besonders schmackhaft machen ;-)

Ich biete im weiteren Freundeskreis ja auch durchaus meine Hilfe und Fähigkeiten an, wenn ich merke jemand geht es richtig dreckig und hat Hilfe wirklich nötig. Doch "ja" sagen muss der andere. Doch das ist wie zuvor erwähnt, ein heißes Eisen für mich. Zum einen fehlt mir da die "therapeutische Distanz", zum anderen ist der Frame eines Coachs ein anderer als der eines Freundes - zumal da schneller eine asymmetrische Rollenbeziehung zu meinen Gunsten entstehen kann als mir lieb ist.

Aber auch da stecken sicher auch einige Beliefs meinerseits dahinter, und ein Mittelweg könnte durchaus eine gute Sache sein. Ich werde das mal bei meiner nächsten Supervision zur Sprache bringen.

Wenn ich also aufgrund meiner Konzepte wie 'Menschen' oder 'Problem' eine Wahrnehmung habe, wie 'dort sitzt mir ein Mensch mit Problemen gegenüber', dann ist das mein Konstrukt. Wäre es nicht auch einfach mein Konstrukt, wenn ich zu der Wahrnehmung komme, 'dieser Mensch möchte Hilfe von mir'?

Das klingt schlüssig. Ich sehe hier nur die Gefahr, zu viel in Situationen hineinzuinterpretieren und auch, Menschen in einen Frame des Hilfesuchenden zu stecken, der ihnen unter Umständen nicht gerecht wird. Wie gesagt, manchmal reicht einem Menschen auch ein Schulterklopfen und ein paar nette Worte und er will auch nicht mehr. Hier ist Intuition gefragt und auch, jene Hilfe bei Bedarf auch innerlich zu verweigern. Wie gesagt, ich kann nicht die Welt coachen ;-)

Doch, und da bin ich mir sicher, existiert wie immer ein Kompromiss.

Da ich mich damit ohnehin nur in meiner eigenen Welt bewege, kann ich ja auch nach meinen eigenen Regeln spielen.

Das ist ein mächtiger Leitsatz, den auch ich, allerdings in anderer Formulierung, in meinem Beliefsystem habe. Es täte vielen gut, ihn zu inkorporieren und ich könnte auch locker ein Dutzend Namen von Menschen runterbeten, die ihn so nötig hätten. Aber da fängt es ja schon an - wo zieht man die Grenze? Letztlich glaube ich, dass jeder Mensch ein "Experte in seiner Höhle" ist und man ihn im Zweifel durchaus mit Ideen füttern, neue Möglichkeiten vorsichtig zur Sprache bringen kann - doch handeln, aus der Höhle und über den Tellerrand zu schauen, das muß er alleine. Und vielleicht ist das ja auch eine gute Antwort auf das "Dilemma" des Coachings ohne Auftrag. Gerade jedenfalls fühlt sich der Gedanke gut an.

Danke für deine Anmerkungen, sie haben mir etwas zum Nachdenken gegeben. Ich freue mich schon auf weitere interessante Diskussionen!

Herzliche Grüße!

Tsukune

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Sehr schöne Frage,

Ein Punkt möchte ich hier einwerfen:

Das Wissen darüber, nach seinen eigenen Regeln zu spielen bringt einem nichts bei der Umsetzung davon. Es ist höchstens eine Stütze?!

Ich glaube Hauptursache davon sind unsere Emotionen/Gefühle.. Den wenn Logik alleine Herrschen würde, müsste Wissen doch ausreichen.

lg

Smile

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen
Gast

Hallo Tsukune,

freut mich, dass ich mich mal für Deine vielen guten Beiträge hier revanchieren konnte.

Mir kommt da immer wieder Platons Höhlengleichnis in den Sinn. In jenem Gleichnis wurde der Betrachter des Schattenspiels (der ich-synton wahrgenommenen Verzerrung der Realität) gewaltsam ans Licht gezerrt, sozusagen in die Ich-Dystonie gezwungen um die Welt zu erkennen. Es mag Fälle geben, da mag es nicht anders gehen, sprich wenn wir uns im Bereich von psychiatrischen Erkrankungen bewegen, die mit fremd- oder selbstschädigendem Verhalten einhergehen.
Da stimme ich dir zu. Wie machst Du in der Praxis das 'ans Licht zerren'? Ich finde es nicht gerade einfach, das wirksam zu tun. Beispielsweise in der Psychoanalyse ist das Werkzeug zur Auflösung der ich-Syntonie das Geben einer Deutung. Hier gilt die Regel, dass eine Deutung nur dann gegeben werden soll, wenn der Klient 'bereit dafür' ist. Unter anderem ist notwendig, dass zuerst die zentralen Widerstände des Klienten bearbeitet sein müssen, weil sonst die Deutung daran verpufft und das mühsam gewonnene Material zur Deutung verschossen ist. Und da wir fast alle einen emotionsphobischen Konflikt in uns tragen, haben wir auch Widerstände gegen dessen Aufdeckung. So erkläre ich mir so manche Schwierigkeit mit Klienten. Für die Arbeit mit sich selbst finde ich es einfacher anzuwenden. Wenn man seinen zentralen Widerstand kennt, wird er für mich ein Stück zum Verbündeten, da man sich mit einem Mindestmaß an Achtsamkeit selbst im Widerstand (z.Bsp: im inneren Dialog) ertappen kann. Ich finde dann schnell die vermiedene Emotion und kann sie bewusst zulassen. Insofern, Smileface, stimme ich Dir zu, mit der kognitiven Seite ist es nicht getan.
Doch ist es bekanntlich äußerst schwer, diese Dystonie zu stabilisieren, beispielsweise bei Anorexie hält sich die Verzerrung, zu dick zu sein, auch mit mageren 40 kg noch hartnäckig. Doch diese Arbeit überlasse ich den Psychiatern, da fehlen mir sowohl die fachlichen Kompetenzen als auch der Wille dazu.
Ich sehe mich da durchaus eher als den von dir angesprochenen Spiegel, bzw. einer der wie im Märchen Schneewittchen auch einmal unangenehme "Wahrheiten" von sich gibt wenn es drauf ankommt.

Nebenbei bemerkt finde ich auch die 'Coaching-Stile' von Morpheus und dem Orakel ganz interessant. Und da wir vielleicht noch bei der Frage "Coaching ohne Auftrag' sind, muss ich feststellen, dass Neo jeweils nicht wirklich mit einem konkreten Auftrag kommt, sondern sich auf einer nicht genau eingegrenzten Suche in Kombination mit einem diffusen Leidensdruck befindet. Das ist auch mit Abstand die häufigste Art, wie mir Menschen mit einem mehr oder weniger konkreten Bedürfnis nach Coaching begegnen. Oder ist das nur meine verzerrte Konstruktion und ich stecke die Leute in den Frame des Hilfesuchenden? ;-) Zum Teil wahrscheinlich schon.

Ich biete im weiteren Freundeskreis ja auch durchaus meine Hilfe und Fähigkeiten an, wenn ich merke jemand geht es richtig dreckig und hat Hilfe wirklich nötig. Doch "ja" sagen muss der andere. Doch das ist wie zuvor erwähnt, ein heißes Eisen für mich. Zum einen fehlt mir da die "therapeutische Distanz", zum anderen ist der Frame eines Coachs ein anderer als der eines Freundes - zumal da schneller eine asymmetrische Rollenbeziehung zu meinen Gunsten entstehen kann als mir lieb ist.
Ich bin da in einem Fall schon mal ziemlich über das Ziel hinausgeschossen und hab zu stark darauf gedrängt, sich Rat bei mir zu holen. Hab das dann zum Glück recht schnell realisiert und dann komplett losgelassen. Interessanterweise hat diese Kombination die Person in kommende Wochen doch gut motiviert, sogar die längere Fahrt zu mir machen (und war glücklich im Nachhinein darüber).
Hier ist Intuition gefragt und auch, jene Hilfe bei Bedarf auch innerlich zu verweigern. Wie gesagt, ich kann nicht die Welt coachen ;-)
Ich subjektiviere das mehr: Ich coache immer meine 'Wahrnehmungswelt' und da gehöre 'ich' ja auch mit dazu. Und damit entsteht ein Gleichgewicht ohne Helfersyndrom. Zum Thema 'Wahrnehmungswelt' kommt gleich noch was.
Da ich mich damit ohnehin nur in meiner eigenen Welt bewege, kann ich ja auch nach meinen eigenen Regeln spielen.
Aber da fängt es ja schon an - wo zieht man die Grenze? Letztlich glaube ich, dass jeder Mensch ein "Experte in seiner Höhle" ist und man ihn im Zweifel durchaus mit Ideen füttern, neue Möglichkeiten vorsichtig zur Sprache bringen kann - doch handeln, aus der Höhle und über den Tellerrand zu schauen, das muß er alleine.
Tja, wo zieht man die Grenze? Ist eine Grenze notwendig? Um das, was ich mit obigem Zitat meinte, etwas genauer zu beschreiben, geh ich mal auf mein Glaubenssatzsystem ein (und chunke ein paar Stufen hoch), weil viel davon in meinem obigen Satz nur implizit kommuniziert wird.

Wenn ich Deine Aussagen zu 'Welt' und 'Höhle' auf Dein Glaubenssatzsystem hin betrachte, würde ich vermuten, es sähe so aus: "Es existiert eine objektive Welt, in der verschiedene Menschen existieren. Diese machen sich jeweils ein mehr oder weniger verzerrtes Bild von dieser objektiven Welt. Manche dieser Weltbilder sind nicht so funktionell. Deswegen gibt es Coaches, die andere Möglichkeiten der Realtätskonstruktionen vorsichtig anbieten."

Meine Glaubenssatzsystem sieht diesbezüglich in etwa wie folgt aus: "Vielleicht existiert so etwas wie eine objektive Realität oder auch nicht, das ist nicht so wichtig. Jedenfalls beruht alles, was ich als objektive Realität konstruiere, auf Interpretationen auf Basis meiner Wahrnehmung."

[Wie weit das geht, dazu ein einfaches Beispiel: Ich sehe vor mir auf dem Tisch eine Tasse (Wahrnehmung). Ich schliesse die Augen und sehe keine Tasse (Wahrnehmung). Ich öffne die Augen und sehe die Tasse am selben Ort wie zuvor (Wahrnehmung). - Jetzt entstehen darauf basierend vielleicht folgende konstruierten Glaubenssätze: die Tasse war auch auf dem Tisch, als die Augen geschlossen waren (Glaubenssatz1); da die Tasse auf dem Tisch war, als ich nicht hinsah, existiert auch eine von meiner Wahrnehmung unabhängige Realität, in der Tassen auf Tischen stehen (Glaubenssatz2, implizit), da dort eine objektive Realität besteht und ich hier bin, besteht eine Trennung zwischen Subjekt und Objekt bzw. ich und der Welt (Glaubenssatz3, implizit).]

Ich möchte mit obiger Aussage also auch betonen, dass die Unterscheidung zwischen nützlichen und limitierenden Glaubenssätzen (Regeln) nicht das Wichtigste ist, sondern die Unterscheidung zwischen Wahrnehmung und der Bewertung (Glaubenssatz). Ich finde, wenn man dort sehr gründlich ist, kann man limitierende Glaubenssätze leichter loslassen oder sie lösen sich sogar sofort auf.

Und auch bei nützlichen Glaubenssätzen kann man dann das Bewusstsein bewahren, dass auch diese 'nur' hilfreiche Konstruktionen und nicht 'real' (aber so fühlen wir oft) sind. Das ist von Vorteil, weil ich denke, dass Glaubenssätze in der Regel mehrdimensional sind. D.h., sie sind nützlich zu einem bestimmten Zweck, haben aber Implikationen (wie oben bei der Tasse), die auch limitierend sein können.

Wenn jemand also an eine real existierende objektive Realität glaubt, konstruiert er sich ein möglichst widerspruchsfreies und in sich konsistentes Weltbild. Mein Glaubenssatzsystem hingegen wird allmählich mehrdimensional und das ist ohne Probleme möglich, weil ich ihnen keine Realität zuweise sondern nur eine Funktion.

Das machen bei Kleinigkeiten im Alltag viele Leute. Zum Beispiel versuche ich im Training meinen Kumpel mit maximaler Anstrengung platt zu machen und kann sofort danach mit ihm in bester Freundschaft einen Trinken gehen. Es passiert aber auch, dass sich einige Leute im Training in dem "Gegner-Glaubenssatz" verlieren und da nicht mehr rauskommen und der Wahrnehmungsfilter davon beeinflusst bleibt, z.Bsp., in dem der Trainingspartner mit dem Sieg im Training aufgezogen oder in der Steigerung dem Spott preisgegeben wird. Ich mach das so: Der Glaubenssatz "Ich will den anderen platt machen!" ist mehrdimensional: Er motiviert mich im Training, mein Bestes zu geben, aber limitiert mich im Umgang nach dem Training mit ihm (dort nutze ich andere, dem ersten direkt widersprechende Glaubenssätze). Das nur als ein Beispiel, das mir grad in den Sinn kam. Im Alltag passiert es jedoch auf vielen Ebenen und in vielen Situationen gleichzeitig, dass ein Glaubenssatz (meist implizit) irgendwelche Nachteile in anderen Ebenen mit sich bringt. Und die allermeisten Mensch verlieren sich dann darin, ohne sich dessen bewusst zu sein.

Als Beispiel dafür der Wissenschaftsglaube in unserer Gesellschaft. Auf der einen Seite ist er sehr hilfreich in unserem praktischen Leben, wie wir alle täglich erfahren, die wir Medizin nutzen, Auto fahren oder am Computer sitzen. Wenn ich jedoch vom Arzt die Diagnose bekomme: "Sie haben haben noch vielleicht drei Monate" (grad vor vier Monaten in meinem Umfeld passiert, ist grad entspannt im Urlaub), dann wird der Wissenschaftsglaube zum limiting Belief und zur Quelle von unsäglichem Leiden.

Nach "meinen eigenen Regeln leben" bedeutet also auch, eine objektive Realität abzulehnen und widersprüchliche Glaubenssätze funktional integrieren zu können ohne mich in ihnen zu verlieren. (Passiert mir trotzdem immer wieder mal, weil ich bis jetzt nur kognitiv durchgestiegen bin. Die emotionale Seite braucht Übung.)

Boah, schwierige Geburt, das Ganze verständlich (ich hoffe) niederzuschreiben.

Lieben Gruss

anfängergeist

Geht mir ähnlich. Bin zu neu in der Materie und zudem zu unerfahren, aber das Anorexien als schwierige Fälle gelten, hab ich auch schon mitbekommen.
Schönes Bild! Ich mag die Metapher der Matrix, nachdem Neo die rote Pille genommen hat und die ich-Syntonie seines alten Welt- und Selbstbildes sich im Spiegel durch Veränderung der üblichen Spiegelungen aufzulösen beginnt.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Erstelle ein Mitgliedskonto, oder melde Dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Mitgliedskonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Mitgliedskonto erstellen

Registriere Dich ganz einfach in unserer Community.

Mitgliedskonto registrieren

Anmelden

Du hast bereits ein Mitgliedskonto? Melde Dich hier an.

Jetzt anmelden

  • Wer ist Online   0 Mitglieder

    Aktuell keine registrierten Mitglieder auf dieser Seite.