Gegen NLP! - und wie man Ängste (auch AA) wirksam bekämpft

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Gegen NLP! - und wie man Ängste (auch AA) wirksam bekämpft

Ich bin ein Gegner der Neurolinguistischen Programmierung. Einerseits, weil deren Wirksamkeit größtenteils wissenschaftlich widerlegt ist und andererseits, da NLP in manchen Fällen großen Schaden anrichten kann.

Ich möchte aber niemand, der NLP viel zu verdanken hat, davon abhalten, es weiter zu betreiben. Es steht aber fest, dass die Wirkung nicht auf die Methoden der NLP zurück zu führen ist. Sondern auf Übung, self-fulfilling prophecies und die Placebo-Wirkung.

Deshalb hoffe ich, für Neulinge auf dem Gebiet der Psychologie, interessante "Alternativen" vorstellen zu können.

Kurze Gliederung:

0 - Einleitung

1. - NLP - Was ist das?

1.1 - NLP - Verbreitung und Entwicklung

1.2 - NLP - Wofür wird es beim PU meistens benutzt?

2. - Angst (soziale Ängste, Phobien, etc.)

2.1 - Was ist Angst?

2.2 - Woran hindert uns die Angst?

3. - Wie bekämpft man Angst? - und entwickelt im besten Fall noch ein stabiles Selbstbewusstsein

3.1 - ACT (Acceptance and Commitment Therapy)

3.2 - Autogenes Training

3.3 - Medikamente

4. - Schlusswort

0 - Einleitung

Ich bin ganz neu hier und habe mich seit einigen Wochen mit Pick Up beschäftigt. Ich bin allgemein interessiert an fast allem und aufgrund akuter Notwendigkeit jetz auch an PU.

Bearbeite seit gestern das "Don Juan Boot Camp" und habe dort einen eigenen Thread erstellt. Vorallem um mich selbst zu "zwingen" das Camp und die Aufgaben durchzuziehen.

Ich hoffe herzlich, dass das klappt.

Das ist mein erster "wirklicher" Beitrag hier. (Ich habe sonst bisher nur mein "DJBC - Log" bearbeitet.)

Also das heißt, ich will Kritik und Anregungen, falls euch etwas nicht passt.

1. - NLP - Was ist das?

NLP (Neurolinguistische Programmierung) wurde von dem Psychologen Richard Bandler und dem Linguisten John Grinder in den siebziger Jahren entwickelt.

Grinder ist ein ernst zu nehmender Wissenschaftler, sofern ich das einschätzen kann, bis heute. Er ist verantwortlich, dass die wissenschaftlichen Elemente von Virginia Satir, Milton Ericksen (beide extrem lesenswert!) und anderen in die NLP mit eingeflossen sind.

Richard Bandler ist ein verkorkster Kokainjunkie (nichts gegen Kokain), der immer noch eine nicht aufgeklärte Mordanklage aus Ende der achtziger Jahre mit sich rumschleift.

Mithilfe der NLP soll das eigene Verhalten durch Analyse des alten Verhaltens und „Programmieren“ von neuen Reaktionen, geändert werden.

Das schlechte an der NLP ist, dass sie nicht funktioniert. Ich will hier keinen ewig langen Beitrag und Streitereien bringen. Es ist mittlerweile oft genug gesagt worden und bewiesen worden, dass NLP eine reine Pseudowissenschaft ist.

Alle Studien haben entweder nur einen Placebo-Effekt oder gar nur noch weniger nachweisen können. Die Beiträge von Fachpsychologen über NLP sprechen für sich.

Ein Kommerzgag - der funktionierte, mehr nicht.

Das ganz schlechte an der NLP sind die Opfer, die teilweise zu schwer von dieser Methode überzeugt wurden und sich dann selbst überschätzt haben.

Wenn eine Methode nicht hinterfragt wird, sondern wie eine "Religion" als die ultimative Wahrheit verinnerlicht wird, kann in der Regel nur Schaden entstehen.

Das gute, und das ist wichtig, ist folgendes: Mithilfe der NLP haben viele angefangen, ihr eigenes Verhalten zu reflektieren. Analysen erstellt, bessere Möglichkeiten ausgedacht und getestet. - Das ist in jedem Fall eine prima Sache und sollte von jedem laufend betrieben werden.

Ehrliche Selbstreflexion und -kritik sollten in keinem Leben fehlen.

Wer NLP erfolgreich benutzt und den Placebo-Effekt genießt. - Ich will ihm das auf keinen Fall ausreden. Es ist wie mit der Homöopathie. Wissenschaftlicher Unfug, aber solange es funktioniert sind alle glücklich. Auch ich.

1.1 - NLP - Verbreitung und Entwicklung

NLP verbreitete sich rasend schnell. Bepackt mit dem Titel (NLP), der wissenschaftliche Seriösität suggerieren sollte, verbreitete es sich seit der 80er Jahre über die ganze Welt. Nebenbei bemerkt, NLP ist keiensfalls auf neuronaler Ebene erklärbar, um das auch einmal so klar und deutlich fest zu stellen. Selbst der Titel ist Betrug.

Aber nun gut. Es gibt fast überall Ausbildungseinrichtungen, teilweise wird NLP sogar als Psychotherapieform anerkannt. (In Deutschland aber nicht.)

Immer kam der schlechte Geruch der kapitalistischen Ausbeute auf, wenn irgendwo wieder NLP als Wundermedizin angepriesen wurde. Und mit NLP ist eine Menge Geld verdient worden - gar kein Zweifel.

1.2 - NLP - Wofür wird es beim PU meistens benutzt?

Was mich natürlich interessiert, ist warum so viele Anfänger im PU auf NLP zurückgreifen. (Die Fortgeschrittenen interessieren mich nicht, sie sind ja offensichtlich glücklich damit.)

Und so weit ich das beurteilen kann, schwärmen zwar viele von "der großen Charakterentwicklung", "eindeutigen Regeln, die sich verinnerlichen und immer befolgen lassen", und so weiter, aber letzlich geht es darum, ihre eigene Angst zu bekämpfen.

Und zwar die Angst, sich selbst zu entwickeln. Jetzt kann ich ja Verhaltensvorgänge "programmieren" - was soll mich da noch aufhalten.

Andere benutzen NLP um sich selbst auszutricksen. Sie denken tatsächlich um die Fachliteratur und die Menge an Übung herumzukommen, die notwendig ist, kommunikative Kompetenzen zu erwerben.

Ich kann NLP nicht empfehlen - für nichts. Es gibt in jeder Hinsicht bessere Alternativen.

Aber ganz besonders möchte ich auf die Angst zurückkommen. Da das ein Problem von vielen ist (einschließlich mir selbst) will ich kurz einige Möglichkeiten vorstellen.

2. - Angst (soziale Ängste, Phobien, etc.)

2.1 - Was ist Angst?

Angst ist immer ein Ausdruck ungelöster, unbewusster Konflikte mit nicht erfolgter Kompromisslösung.

In den meisten Fällen kommt Angst mit Verspannungen und anderen physischen Symptomen daher. (Schwitzen, etc.)

2.2 - Woran hindert uns die Angst?

Na ist doch klar. Sie hindert uns am approachen, am eskalieren, ...

Kurz: Sie hindert uns, unsere eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen. Das ist schädlich. Angst ist schädlich.

3. - Wie bekämpft man Angst? - und entwickelt im besten Fall noch ein stabiles Selbstbewusstsein

Wie Raoul Duke zu einem nach Las Vegas mitreisenden Tramper schon sagte, als er Dr. Gonzo seine stündliche Ration Drogen servierte: "...Aber wir haben ein Mittel dagegen!"

Man kann Angst mithilfe von Verhalten nur auf zwei Arten wirksam bekämpfen:

- Die erste ist mihilfe von Reizüberflutung. Man setzt sich der Angst solange aus bis man lernt, dass die gefürchteten katastrophalen Folgen ausbleiben.

- Die zweite ist mithilfe von abgestufter Reizexposition. Man lernt die Angst, durch Aussetzung, immer mehr kennen. Aufbauend nach oben. Und zwar solange bis das Maximum erreicht wurde.

Nur gibt es viele Gründe, die uns daran hindern einfach los zu gehen und das zu machen, worauf wir Lust haben.

Also wie können wir die Gründe beheben, die uns daran hindern, unsere Ängste durch Auseinandersetzungen mit ihnen zu beheben.

(Ich formuliere bewusst so, denn so gut wie KEINER UND NIEMAND kann seine Ängste beheben, indem er nur ein Buch liest. Er muss sich fast immer zwangsweise dieser Angst aussetzen. Es ist aber leicht möglich die Glaubenssätze zu beheben, die jeden daran hindern, sich mit seinen eigenen Ängsten auseinanderzusetzen.)

3.1 - ACT (Acceptance and Commitment Therapy)

Die Acceptance and Commitment Therapy, kurz ACT, ist eine ganz neue Form der Psychotherapie.

Im Gegensatz zur NLP ist sie keine Pseudowissenschaft. Die Studienergebnisse sind allesamt beeindruckend. In den nächsten Jahren wird sich die ACT sicherlich verfestigen.

Es geht darum, negative Gedanken zu akzeptieren, statt sie zwanghaft zu unterdrücken und sie somit nur zu verstärken. Denn die Gedanken sind, evolutionär bedingt, zu einem Großteil negativ. Das ist bei jedem so, es geht darum, sie nicht mehr ernst zu nehmen. Ihnen die Kraft zu entziehen.

ACT wird bei einer vielzahl von Störungen erfolgreich angewendet. Inklusive der Bekämpfung sozialer Ängste.

Ich empfehle jedem das leicht lesbare Buch: "Russ Harris - Wer dem Glück hinterherrennt, läuft daran vorbei: Ein Umdenkbuch" http://www.amazon.de...42089159&sr=1-1

Wer sparen will, kann ja die pdf online suchen. Ein Blick lohnt sich auf jeden Fall für jeden.

3.2 - Autogenes Training

Autogenes Training setzt bei den physischen Symptomen, nicht bei den psychischen Ursachen an.

Es ist im Prinzip Entspannungstraining. Das Training basiert auf Autosuggestion, deshalb sicherlich auch hilfreich um seinen Frame zu verfestigen.

Wer sich damit beschäftigen will, dem sei "J. H. Schultz - Autogenes Training" ans Herz gelegt: http://www.amazon.de...42089814&sr=1-5

3.3 - Medikamente

Medikamente sollten eine Notfalllösung für schwere Fälle darstellen. Auch empfehle ich, für schwere Fälle, auf jeden Fall vor der Einnahme einen Psychologen oder Arzt zu Rate zu ziehen. Aber wer hat heutzutage dafür noch Zeit?...

-> Benzodiazepine (Wer hat Valium, noch nie gehört?)

Benzos sind Anxiolytika, also angstlösende Medikamente. Ideal für wirklich schwere Fälle, die in einer kurzen Situaion schnell eine Wirkung hervorrufen möchten.

Benzos sind nicht ganz ungefährlich, das Abhängigkeitspotenzial ist in etwa so hoch wie das von Alkohol, der physische Schaden ist sogar noch etwas höher.

--> Zum Arzt rennen, von akuten Panikattacken erzählen oder großen Schlafproblemen. Dann wird man die BTM-Rezepte in der Regel bekommen.

4. Schlusswort

So das war jetzt ganz schön viel. Ich hab das während dem Geschäft geschrieben und nicht die Zeit gehabt alles auf Rechtschreibung, Grammatik und Satzbau zu prüfen. Ich hab hier nämlich noch ne ganze Menge zu tun.

Das sind einfach meine Ideen über das psychologisches Wissen, das speziell für PU vielleicht ganz nützlich ist und trotzdem ganz einfach zu verstehen. (Freuds "Abriss der Psychoanalyse" ist mit Sicherheit nützlich, wenn es um die Bewertung der Sexualität des Targets und damit um die Planung der angewandten Strategien geht, aber ich bin ja ganz neu und will mich am Anfang erst mal langsam an euch rantasten. Die Thematik ist auf jeden Fall zu schwer um sie in einem einzigen Post einfach zu erklären.)

Als ich hier das Heading "NLP" gelesen habe, bin ich draufgekommen, hier meinen Senf zum Brei dazuzugeben. Ist jetzt eben nen bisschen mehr geworden...

bearbeitet von thomascrown
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Hey,

schade dass ich mich gleich auf den Weg machen werde (um die nächsten Tage bei einer NLP-Ausbildung zu assistieren ;-) ), sonst hätte ich dir noch zeitnah eine ausführlichere Antwort geschrieben. Nur so viel, Dogmatik war selten etwas Gutes. Wo Licht ist, ist nunmal auch Schatten (das gilt auch beim NLP) und ich für meinen Teil halte die heutige Tendenz - und ich überspitze es hier einmal bewußt - Menschen entweder mit Verhaltenstherapie ihre Probleme wegzukonditionieren ohne tiefere Bedürfnisse zu berücksichtigen oder sie monatelang auf einer Couch redundant über dieselben reden zu lassen für nicht sehr zielführend. Auch seit Freud hat sich so einiges getan. Ich für meinen Teil benutze NLP als für mich äußerst gutes Fundament, doch scheue ich mich nicht, andere Werkzeuge zu ergreifen, wenn sie für die individuelle Fragestellung besser geeignet sind. Getreu dem Motto, wenn etwas nicht funktioniert, tu solange etwas anderes, bis es funktioniert. DAS ist NLP. Nicht das Beobachten von Augenbewegungen oder das Nachahmen von Körpersprache. Sondern das Verinnerlichen der Grundannahmen und die ständige Bereitschaft, von den Besten zu lernen. Dazu gehört unter anderem eben auch, therapeutische Intuition und Exzellenz (Perls, Satir, Erickson) greif- und reproduzierbar zu machen.

Herzliche Grüße,

Tsukune

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Zu dem Rest kann ich nicht viel sagen aber das Abhängigkeitspotential von Benzos soll dem von Alkohol ähneln? NEVER EVER mein Freund das Zeug macht sehr viel schneller sowohl physisch als auch psychisch abhängig und sollte nur bei schweren Fällen eingesetzt werden. Das ist meine Meinung als Laie mit "Benzoerfahrung". Haltet euch bloß fern von dem Krams wenn ihr es nicht wirklich braucht.

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Das schlechte an der NLP ist, dass sie nicht funktioniert. Ich will hier keinen ewig langen Beitrag und Streitereien bringen. Es ist mittlerweile oft genug gesagt worden und bewiesen worden, dass NLP eine reine Pseudowissenschaft ist.

Alle Studien haben entweder nur einen Placebo-Effekt oder gar nur noch weniger nachweisen können. Die Beiträge von Fachpsychologen über NLP sprechen für sich.

Ein Kommerzgag - der funktionierte, mehr nicht.

Wer NLP erfolgreich benutzt und den Placebo-Effekt genießt. - Ich will ihm das auf keinen Fall ausreden. Es ist wie mit der Homöopathie. Wissenschaftlicher Unfug, aber solange es funktioniert sind alle glücklich. Auch ich.

Bin selber studierter Psych und ich würde auf keinen Fall soweit ge

hen. NLP Formate haben eine MENGE Anteile von Gestalttherapie, systemischen Formaten, Familientherapie, Ericksonschen Formaten, die allesamt gut validiert sind.

Ich bin selber NLP Kritiker, kenne aber keine Studie, die NLP als Gesamtes in seiner Wirksamkeit vollständig widerlegen würde. Soetwas wurde bisher kaum gemacht. Daher würde es mich interessieren, wo du diesen Absolutheitsanspruch hernimmst?

Angst ist immer ein Ausdruck ungelöster, unbewusster Konflikte mit nicht erfolgter Kompromisslösung.

Das meinst du hoffentlich nicht ernst. Damit tust du vielen angstgestörten PErsonen extremes Unrecht und vereinfachst die Psychologie auf das Freudsche Bild, was wir in der Psych. eigentlich schon seit ca. 50 Jahren nicht mehr tun, seit Gegenströmungen des Behaviourismus und spätestens seit der Zeit der kognitiven Wende.

Die Acceptance and Commitment Therapy, kurz ACT, ist eine ganz neue Form der Psychotherapie.

Im Gegensatz zur NLP ist sie keine Pseudowissenschaft. Die Studienergebnisse sind allesamt beeindruckend. In den nächsten Jahren wird sich die ACT sicherlich verfestigen.

Es geht darum, negative Gedanken zu akzeptieren, statt sie zwanghaft zu unterdrücken und sie somit nur zu verstärken. Denn die Gedanken sind, evolutionär bedingt, zu einem Großteil negativ. Das ist bei jedem so, es geht darum, sie nicht mehr ernst zu nehmen. Ihnen die Kraft zu entziehen.

Was du sagen möchtest, ist dass ACT eine FOrm der Therapie ist, die einen empirischen Hintergrund mit Wirksamkeitsbeleg für Depression hat. Gleichzeitig aber nicht besser funktioniert als andere etablierte Therapieformen (Powers et al, 2009).

Es ist im Prinzip Entspannungstraining. Das Training basiert auf Autosuggestion, deshalb sicherlich auch hilfreich um seinen Frame zu verfestigen.

Und hat eine ebenso schwache Evidenzbasis für lange Jahre gehabt, bis die Studien in den 70ern bis 80ern richtig abgezogen sind und große Effektstärken nachgewiesen werden konnten...

--> Zum Arzt rennen, von akuten Panikattacken erzählen oder großen Schlafproblemen. Dann wird man die BTM-Rezepte in der Regel bekommen.

Das empfiehlst du hier nicht wirklich. Ohne Scheiss, erst auf NLP eindreschen und dann empfehlen, Benzos zu besorgen?

Es gibt andere anxiolytische Mittel die weitaus ungefährlicher und legal ohne BTM Rezept zu bekommen sind genauso wie semilegale Supps, die entsprechende Wirkungen haben.

Das sind einfach meine Ideen über das psychologisches Wissen, das speziell für PU vielleicht ganz nützlich ist und trotzdem ganz einfach zu verstehen. (Freuds "Abriss der Psychoanalyse" ist mit Sicherheit nützlich, wenn es um die Bewertung der Sexualität des Targets und damit um die Planung der angewandten Strategien geht, aber ich bin ja ganz neu und will mich am Anfang erst mal langsam an euch rantasten. Die Thematik ist auf jeden Fall zu schwer um sie in einem einzigen Post einfach zu erklären.)

Ok, da denk ich mir halt schon wtf.

1. Freuds GESAMTES THEOREM ist nicht besser fundiert als das des NLP. No shit Sherlock. Deswegen haben empirisch arbeitende Psychologen sich von dem Großteil von Freuds Arbeit bereits massiv abgewendet. Die einzigen Konzepte, die von Empirikern als nützlich empfunden worden sind, sind Übertragung und Gegenübertragung sowie Projektionseffekte in Kombination mit der Idee, dass es ein Unbewusstes gibt.

2. Ist für viele Jahre die genaue Wirkforschung der Psychotherapie nicht besser gewesen als das der NLP. Die Psychiatrie an sich konnte man schon als ein gigantisches Experiment mit einer Menge Teilnehmern bezeichnen, da es Jahrzehnte gedauert hat, psychobiologische Ursachen zu erforschen und Einheitlichkeit in Systematik zu bringen.

3. Geht man heutzutage davon aus, dass ein Methodenstreit unter Psychotherapien und beratenden Verfahren wirklich sinnlos ist. Größere qualitative und quantitative Studien, unter anderem von Grawe, haben gezeigt, dass unterliegende Wirkfaktoren der Therapien weniger auf Besonderheiten der eigenen Verfahren zurückzuführen sind, sondern auf Gemeinsamkeiten. Diese sind die Qualität der therapeutischen Beziehung, Problemaktualisierung, motivationale Klärung, Problembewältigung und Ressourcenaktivierung.

4. Asay & Lambert haben bereits 1998 eine quantitative Untersuchung zum Thema gemeinsamer Faktoren gemacht. Dort kam heraus, dass die Varianz in der Psychotherapie folgendermaßen erklärt werden konnte:

40% der Varianz hängen mit den Ressourcen des Klienten und extratherapeutischen Faktoren zusammen, wie das Umfeld, die Fähigkeit des Klienten und ähnlichen Faktoren zusammen.

30% werden durch die Qualität der therapeutischen Beziehung begründet

15% der Varianz sind über Methodenwahl zu erklären

15% entsprechen einem Hoffnungs/Placebo Effekt, der bereits auf Wartelisten zu finden ist.

D.h. ausgehend davon, dass ein NLPler das Augenmerk auf Ressourcen des Klienten lenkt (Ressourcenaktivierung ist stark unterschätzt als Wirkfaktor, wie Grawe zu seinen Lebzeiten beschrieben), eine gute therapeutische Beziehung eingeht und derjenige einen entsprechenden Placeboeffekt mitbringt, kann die Wahl "NLP" nur noch ca. 15% Varianz ausmachen.

Ich weiss, gerade unter Psychologen ist so ein Finding erstmal ein wenig provokativ, aber das sagt die Forschung.

Versteh mich jetzt nicht falsch, ich will dich hier nicht vorführen oder anpissen. Aber die Absolutheit, mit der einige Psychologen gegen NLP wettern (Teilweise zu recht, das ist aber ein ganz anderes, hier schon tausendfach durchgekautes Thema) ist wenn man die Forschung zu Wirkfaktoren in der Beratung kennt, nicht zu rechtfertigen.

Ich selber forsche im Bereich Wirkfaktoren von Coachingbeziehung zum Thema Leadershipship Development und war auch bisher sehr überrascht von den Erkenntnissen, die den Praktizierenden (Gerade denjenigen im Grabenkampf kognitive Therapien vs. Psychoanalyse) anscheinend in den letzten 15 Jahren komplett abgegangen ist.

Referenzen/Literatur:

Powers MB, Zum Vörde Sive Vörding MB, Emmelkamp PMG:

Acceptance and Commitment Therapy: A Meta-Analytic Review.

Psychother Psychosom 2009;78:73-80 (DOI: 10.1159/000190790)

Asay, T. I., & Larnbert, M. J. (1998). The empirical case for the common factors in therapy: Quantitative findings, 23-55. doi:10.1037/11132-001
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Nur so viel, Dogmatik war selten etwas Gutes.

Ich halte Dogmatik für ein Teilgebiet der systematischen Theologie. (Darstellung der christlichen Glaubenslehre usw....)

Wenn du Dogmatismus meintest ;), stimmt.

Sich seinen Ängsten gegenüber zu stellen, also auf die Straße gehen und heiße Frauen frech und direkt anzuquatschen, ist doch auch eher ein pragmatischer Ansatz?

Zu dem Rest kann ich nicht viel sagen aber das Abhängigkeitspotential von Benzos soll dem von Alkohol ähneln? NEVER EVER mein Freund das Zeug macht sehr viel schneller sowohl physisch als auch psychisch abhängig und sollte nur bei schweren Fällen eingesetzt werden. Das ist meine Meinung als Laie mit "Benzoerfahrung". Haltet euch bloß fern von dem Krams wenn ihr es nicht wirklich braucht.

Das entspricht nicht der Wahrheit. Vergess nicht, dass Alkohol eine der gefährlicheren Drogen ist. Kein Wissenschaftler aus jüngerer Zeit, der mir bekannt ist, ist zu dem Schluss gekommen, das Alkohol nur eine "weiche Droge" ist. Schon gar nicht im Vergleich zu anderen Drogen. Aber klär mich bitte mit Gegenstudien auf, ich lass mich gerne überzeugen.

Bis dahin: Das ist ein Vergleich von Drogen auf physischen Schaden, deren Abhänigkeitspotenzial und deren sozialen Schaden. Du siehst: Das Abhängigkeitspotenzial ist sogar leicht geringer und der physische Schaden ist etwas höher, wie ich gesagt habe. (Studie: David Nutt und sein Forscherteam, 2007)

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9c/Rational_scale_to_assess_the_harm_of_drugs_%28mean_physical_harm_and_mean_dependence%29.svg

Das empfiehlst du hier nicht wirklich. Ohne Scheiss, erst auf NLP eindreschen und dann empfehlen, Benzos zu besorgen?

Es gibt andere anxiolytische Mittel die weitaus ungefährlicher und legal ohne BTM Rezept zu bekommen sind genauso wie semilegale Supps, die entsprechende Wirkungen haben.

Mir fällt da noch Buspiron ein, ich suchte aber nach einem Mittel dass in konkreten Situationen wirkt. Ich weiß, dass viele Deutsche von Benzos abhängig sind.

Aber sie sind gut erprobt. Für die ersten 3-4 konkreten Situationen, in denen man sich der Angst gegenübersetzt, stellen sie auf jeden Fall kein großes Risiko dar. Also um Schweißausbrüchen etc. entgegen zu wirken.

3-4 maliger Valiumkonsum hinterlässt keine bleibenden Schäden und die Gefahr einer Abhängigkeit ist äußerst gering. Vielleicht gibt es bessere (medikamentöse) Lösungen. Es ist auf jeden Fall eine Lösung.

Sicherlich besser als sich sinnlos zulaufen zu lassen und dann zwar hemmungslos, aber auch Scheiße-schwallend drauf los zugehen. Da wirste mir doch Recht geben, oder?

Freud

Ist mir klar, dass Freuds Theorien und Methoden Kontroversen auslösen. - Unter Psychologen, wie anderswo. Und wenn sie heute nicht mehr als die reine Wahrheit angesehen werden, ist das auch gut so. Die reine Wahrheit gibt es nirgendwo. Aber Freud findet, auch heute noch, erstaunliche Beachtung. Sowohl unter Psychologen, als auch unter Leuten, die weniger in der Materie stecken.

Ich weiss, gerade unter Psychologen ist so ein Finding erstmal ein wenig provokativ, aber das sagt die Forschung.

Einen "Kompromiss" oder eine "Gemeinsamkeit" als provokativ zu bezeichnen halte ich für charakterstark. :) -> Aber das zeigt vielleicht auch, wie so viele doch einfach immer nur Recht haben müssen.

Versteh mich jetzt nicht falsch, ich will dich hier nicht vorführen oder anpissen. Aber die Absolutheit, mit der einige Psychologen gegen NLP wettern (Teilweise zu recht, das ist aber ein ganz anderes, hier schon tausendfach durchgekautes Thema) ist wenn man die Forschung zu Wirkfaktoren in der Beratung kennt, nicht zu rechtfertigen.

Das du mir ans Bein pissen wolltest, dachte ich nie. Warum denn auch, ist doch alles schön begründet.

Und NLP absolut ablehnen, wollte ich auch nicht. Blöd, wenn das falsch rübergekommen ist, manchmal ist meine Wortwahl etwas forsch.

Also Tsukune, dir wünsche ich viel Erfolg bei deiner Assistenz als Ausbilder!

Wenn du wieder da bist, kannste mir mal gute Literatur zu NLP empfehlen! (Aber bitte kein so "Das ist die Lösung!" - Kommerzschinken)

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Ist mir klar, dass Freuds Theorien und Methoden Kontroversen auslösen. - Unter Psychologen, wie anderswo. Und wenn sie heute nicht mehr als die reine Wahrheit angesehen werden, ist das auch gut so. Die reine Wahrheit gibt es nirgendwo. Aber Freud findet, auch heute noch, erstaunliche Beachtung. Sowohl unter Psychologen, als auch unter Leuten, die weniger in der Materie stecken.

Freud ist halt kontrovers, weil es spannend klingt. Wer will nicht mit seiner Mutter schlafen und seinen Vater umbringen?

Kontroverse hast du übrigens auch bzgl. der Homeopathie.

Warum sollte man die reine Wahrheit nicht finden können (also ob es funktioniert oder nicht)?

unktioniert die Homeopathie dann nicht doch wenn viele drüber reden, es "kontrovers" ist und "es hilft"? Auch wenn die Homeopathie mit RCTs komplett wiederlegt wurde?

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Wer will nicht mit seiner Mutter schlafen und seinen Vater umbringen?

Also ich will beides schon mal nicht. Finden sich bestimmt noch mehr ;-)

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Wer will nicht mit seiner Mutter schlafen und seinen Vater umbringen?

Also ich will beides schon mal nicht. Finden sich bestimmt noch mehr ;-)

Doch willst du. Du bist dir dessen nur nicht bewusst! ;-)

bearbeitet von Cycle

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Gast

@thomascrown: Für Dich als Freund der Psychoanalyse und Fan von Anna Freud empfehle ich Dir ihre Arbeit zu Abwehrmechanismen.

Deine Abwehrmechanismen sind Intellektualisierung und Rationalisierung. Viel Spass dabei.

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