Persönliche Entwicklung und die eigene Rolle im Social Circle

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Hallo allerseits,

ich beschäftige mich seit einiger Zeit aktiver mit mir selbst, weil ich mich weiter entwickeln möchte. Ich habe mich in den letzten Monaten immer wieder selbst reflektiert, weil ich unzufrieden war, und bin dabei auf viele Schwächen aufmerksam geworden, vor allem in der Kommunikation mit anderen, an denen ich arbeiten möchte. Meine langfristigen Ziele sind, ein geselligerer und kommunikativerer Mensch zu werden, meine Gesprächsführung zu verbessern, meinen Social Circle auszubauen/neue Bekanntschaften zu machen und eine innere Ruhe/Zufriedenheit mit mir selbst zu entwickeln.

Was aber tun, wenn man mit sich selbst und der sich im Social Circle zugewiesenen Rolle unzufrieden ist? Ich habe oft den Eindruck, dass Änderungen an der eigenen Persönlichkeit im Freundeskreis sehr kritisch wahrgenommen werden und man dann wieder in seine alte Rolle hineingedrängt wird, die man eigentlich ablegen möchte. Ich habe mal gelesen, dass das ein natürlicher gruppendynamischer Prozess ist: die Gruppe hat eine gewisse "Rangordnung" und wenn ein Einzelner plötzlich von seiner Rolle abweicht und für ihn bisher ungewohnte Verhaltensmuster an den Tag legt, wird dies von den anderen unbewusst als Angriff auf den Zusammenhalt, auf die Ordnung der Grupe gewertet und entsprechend sanktioniert. Besonders gut kann ich es auch bei einem aus unserer Gruppe erkennen: der Typ, nennen wir ihn Michael, ist echt ein Härtefall, saß bisher meistens den ganzen Tag am PC, hat praktisch keine sozialen Kontakte und ist im Allgemeinen wohl das, was man als Nerd bezeichnen würde. Seit einiger Zeit bemüht er sich stark, sich zu sozialisieren, setzt sich für die Gruppe ein, usw. Wirklich gewürdigt wird dies aber eigentlich nie, weil er ja "er" ist. Ein Beispiel: der Gruppenführer erzählt eine mäßig spannende Geschichte, die Leute hören ihm trotzdem gebannt zu und lachen am Ende herzhaft. Dann setzt Michael zu einer Geschichte an, für ihn völlig ungewöhnlich, ist er doch eher der stille Zuhörer, der den ganzen Abend nur da sitzt. Die Leute hören ihm halb zu, und als er fertig ist, herrscht kurz Stille (einige nicken immerhin), bevor zu einem anderen Thema übergegangen wird. Die Geschichte war amüsant und wäre sie vom Gruppenführer erzählt worden - ich bin sicher, dieser hätte jede Menge Lacher geerntet.

Ich denke, jeder kennt dieses Phänomen. Die Frage ist: was kann man dagegen tun? Mir fällt es momentan schwer, mich weiterzuentwickeln, wenn die Änderungen nicht angenommen werden und man bloß schief angeguckt wird, wenn man sich aus seiner Comfort Zone herausbewegt. Es scheint so, als würde man im Gedächtnis der Gruppe immer eine Person sein, selbst wenn man sich aus seinem tiefsten Innern hinaus ändert und diese Persönlichkeit verfestigt.

Mit den Leuten darüber zu sprechen, halte ich für schwierig, scheint es doch meist ein unbewusster Gruppenprozess zu sein. Wie oft habe ich mich selbst schon dabei ertappt, jemanden aus der Gruppe passiv auszugrenzen, weil dieser auf einmal für ihn ungewöhnliche Dinge tat.

Bleibt also letzten Endes nur der Wechsel des Social Circle?

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Bleibt also letzten Endes nur der Wechsel des Social Circle?

Ja. Natürlich kannst u auch weiterhin die alten Leute ab und zu treffen, mit der Zeit werden sie sich auch daran gewöhnen dass du nicht mehr der alte bist. Auch ein Wohnortwechsel kommt immer gut in solchen Situationen. Einfach um mal aus alten Mustern raus zu kommen.

Einszwo

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Ich sage da immer gerne: Egal was du tust, du musst dahinter stehen. Wenn du von deiner Art überzeugt bist, dann interessiert dich nicht was die Anderen darüber denken. Und mit diesern Einstellung bleibst du auch kontinuierlich bei deinem Verhalten. Es dauert zwar etwas aber wenn dein Verhalten authentisch rüber kommt wirst du dich auch in einem bestehenden social circle die Rolle ändern können.

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Bleibt also letzten Endes nur der Wechsel des Social Circle?

Ja. Natürlich kannst u auch weiterhin die alten Leute ab und zu treffen, mit der Zeit werden sie sich auch daran gewöhnen dass du nicht mehr der alte bist. Auch ein Wohnortwechsel kommt immer gut in solchen Situationen. Einfach um mal aus alten Mustern raus zu kommen.

Einszwo

Ein Wohnortwechsel ist derzeit nicht möglich und auch gar nicht unbedingt mein Wunsch. Bin erst vor zwei Jahren in meinen jetzigen Wohnort gezogen und stecke hier mitten im Studium. Die Uni und die Stadt gefallen mir viel zu gut, alsdass ich umziehen würde. Prinzipiell würde es mich reizen, noch ein paar Städte kennenzulernen, aber ich werde wohl erst nach dem Master in neue Gefilde aufbrechen, allerfrühestens nach dem Bachelor (je nachdem, in welche Richtung es mich verschlägt).

Habe mir vorgenommen, demächst ein paar Uni-Freizeitangebote wahrnehmen, um neue Leute kennenzulernen und vielleicht neue Hobbies für mich zu entdecken.

Ich sage da immer gerne: Egal was du tust, du musst dahinter stehen. Wenn du von deiner Art überzeugt bist, dann interessiert dich nicht was die Anderen darüber denken. Und mit diesern Einstellung bleibst du auch kontinuierlich bei deinem Verhalten. Es dauert zwar etwas aber wenn dein Verhalten authentisch rüber kommt wirst du dich auch in einem bestehenden social circle die Rolle ändern können.

Ja, ich glaube, Authentizität ist hier ein wichtiges Stichwort und wahrscheinlich auch die größte Hürde. Wenn man sich entwickelt, aber vom Freundeskreis nur negatives Feedback bekommt, dann fällt es schwer, diesen Frame zu halten und schon wird man inkongruent, nicht mehr authentisch. Dass die Überzeugung und der Selbstwert nicht von Reaktionen anderer abhängig gemacht werden sollte, sondern tief aus dem Inneren herauskommen muss, ist mir klar. Nicht leicht, aber ist wohl ne Einstellungssache.

Vielen Dank euch Beiden für die bisherigen Antworten!

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Treffe dich einzelnd mit den Leuten aus deinem Social Circle, dann stehen sie nicht unter Gruppenzwang und können sich alleine ein Bild über dich machen.

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Was ist die Motivation für deine Veränderung? Suche nach Anerkennung in deinem Social Circle oder Persönliches Wachstum durch Lösung deiner Konflikte?

Michael war jahrelang (jahrzehntelang) der stille Beobachter, Nerd, Härtefall, keine sozialen Kontakte etc. Nun hat er die ersten Schritte in die gewünschte und ungewohnte Richtung gemacht, die Nase aus der Comfort Zone herausgehalten. Er hat sich nicht einmal selbst an diese Veränderungen in bestimmten Lebensbereichen gewöhnt (sonst hätte er diesen Thread nicht eröffnet) - erwartet aber vom Social Circle, dass alle sofort vom Stuhl fallen, wenn er auf sich aufmerksam macht, ihm auf die Schulter klopfen, das Bundesverdienstkreuz an seine Brust tackern und ihn von nun an als einen völlig neuen Menschen, als den NEUEN Gruppenführer wahrnehmen und sich ihm psychisch und physisch unterwerfen.

Deine Veränderungen brauchen Zeit. Michael muss ein neues Selbstbild erschaffen, und das dauert. Seine aktuellen inneren und äußeren Konflikte sind Produkte seiner vergangenen Verhaltensweisen und Gewohnheiten. Er hat einige Fehler dieser lokalisiert und korrigiert sie gerade. Andere wird er später lokalisieren. Die Früchte der aktuellen Verhaltensweisen wird er erst in der Zukunft ernten - wenn er die vergangenen Konflikte nach und nach löst. Und dann werden sich nach und nach auch seine Beziehungen zu den Mitmenschen verbessern - sowohl zum Social Circle als auch zum begehrten Geschlecht.

Du solltest deinen Social Circle nicht wechseln, sondern erweitern. Es ist Quatsch, dass deine Buddys deine Veränderung nicht akzeptieren. Du magst kommunikativer und geselliger geworden sein - das haben sie wahrscheinlich schon gemerkt. Ich glaube jedoch, dass du das nötige Level an Lockerheit (und damit auch an Humor und an Charisma), als dass sie es wahrnehmen können. Feedback: welche Stimmung verbreitest du, wenn du eine Geschichte erzählst - und welche Stimmung verbreiten der genannte "Gruppenführer", wenn er eine erzählt? Darauf kommt es nämlich an, und nicht darauf, ob die Geschichte aus deiner Sicht "mittelmäßig" oder "amüsant" ist. Emotion statt Information. Dein aktueller Social Circle gibt dir sehr gutes Feedback zum Stand deiner Entwicklung bzw. zu deinen Sticking Points - deshalb nochmal: eweitern, nicht wechseln.

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Was ist die Motivation für deine Veränderung? Suche nach Anerkennung in deinem Social Circle oder Persönliches Wachstum durch Lösung deiner Konflikte?

Hmm, irgendwo natürlich beides, aber ich denke, ich kann aus innerer Überzeugung sagen, dass es vorrangig um Letzteres geht. Dass das persönliche Wachstum aber vom Umfeld registriert und angenommen wird, ist doch ein normaler Wunsch.

Michael war jahrelang (jahrzehntelang) der stille Beobachter, Nerd, Härtefall, keine sozialen Kontakte etc. Nun hat er die ersten Schritte in die gewünschte und ungewohnte Richtung gemacht, die Nase aus der Comfort Zone herausgehalten. Er hat sich nicht einmal selbst an diese Veränderungen in bestimmten Lebensbereichen gewöhnt (sonst hätte er diesen Thread nicht eröffnet) - erwartet aber vom Social Circle, dass alle sofort vom Stuhl fallen, wenn er auf sich aufmerksam macht, ihm auf die Schulter klopfen, das Bundesverdienstkreuz an seine Brust tackern und ihn von nun an als einen völlig neuen Menschen, als den NEUEN Gruppenführer wahrnehmen und sich ihm psychisch und physisch unterwerfen.

"Michael" bin tatsächlich nicht ich, sondern eine Person aus meinem Freundeskreis, an dem mir die geschilderte Gruppendynamik immer besonders stark auffällt.

Du solltest deinen Social Circle nicht wechseln, sondern erweitern. Es ist Quatsch, dass deine Buddys deine Veränderung nicht akzeptieren. Du magst kommunikativer und geselliger geworden sein - das haben sie wahrscheinlich schon gemerkt. Ich glaube jedoch, dass du das nötige Level an Lockerheit (und damit auch an Humor und an Charisma), als dass sie es wahrnehmen können. Feedback: welche Stimmung verbreitest du, wenn du eine Geschichte erzählst - und welche Stimmung verbreiten der genannte "Gruppenführer", wenn er eine erzählt? Darauf kommt es nämlich an, und nicht darauf, ob die Geschichte aus deiner Sicht "mittelmäßig" oder "amüsant" ist.

Wieder ging es hier nicht um mich, aber ich denke, das spielt hier keine große Rolle, ich übertrage es einfach mal auf meine Situation.

Würdest du eher nicht sagen, dass das von mir geschilderte Phänomen existiert? Ich dachte eigentlich, das sei im Pickup allgemein anerkannt. Als Alpha kann man nem Mädel ausm Freundeskreis auch einfach mal an den Arsch packen; wenn der Beta das macht, dann fängt er sich eine -> gleiche Aktionen, unterschiedliches Feedback (jetzt bitte nicht das Beispiel auseinander nehmen, der Vergleich ist nicht völlig treffend, aber im Prinzip passts).

Dein aktueller Social Circle gibt dir sehr gutes Feedback zum Stand deiner Entwicklung bzw. zu deinen Sticking Points - deshalb nochmal: eweitern, nicht wechseln.

Einserseits hast du da Recht, aber ich frage mich oft, ob der Social Circle überhaupt möchte, dass man sich weiterentwickelt, schließlich ist es doch ganz bequem, jedem Gruppenmitglied seine Schublade/Rolle zuzuweisen und persönliche Entwicklung könnte schließlich etwas an diesem Gefüge ändern. Um diesen Konflikt ging es mir.

PS: was hat es eigentlich mit den 3600 Sekunden auf sich? Wieso muss ich so lange warten, bis ich wieder schreiben darf?

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