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In anderem Thread erwähnte ich das Familienstellen, Ich hab den Namen Bert Hellinger erwähnt.

Tsukune schrieb darauf:

Familienskulptur bzw. –aufstellung ja, aber beim Namen Hellinger schüttelt es mich. Stockkonservativ, misogyn und seine Aufstellungen enden da, wo der Heilungsprozess eigentlich erst richtig beginnen sollte. Kein Wunder, dass die DGSF ihren Mitgliedern verbietet, nach seiner Art und Weise aufzustellen.

mich würde interessieren, was misogyn ist, warum stockkonservativ und was daran falsch wäre, und warum bei Hellinger die Aufstellung schon endet, etc.

Was ist der unterschied zwischen Aufstellung in Gruppe und wenn man solches alleine macht. (zb. positionen am Boden aufstellen, oder übungen nach Bertold Ulsamer, die man alleine machen kann)

Ist aufstellung in Gruppe wirksamer oder kostet das einfach mehr?

Was macht der DGSF anders als Hellinger?

Bin über jeden Erfahrungsbericht dankbar.

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Hey Kross,

nunja, was die Methodik angeht, so endet eine Aufstellung bei Hellinger in der Regel mit der Problemsituation, ohne den Anspruch, dass eine Lösung herausgearbeitet wird. Das mag zwar dramatisch sein – was sicher auch ein Grund für die große Popularität Hellingers ist - doch gab es wohl unter den Klienten durchaus ein paar, die das nicht verkraftet haben und schließlich therapeutischer Hilfe bedurften. Zumindest in meiner Welt führt ein Coach das zu Ende, was er angestoßen hat und lässt den Klienten nicht im negativen Zustand allein. Wobei zu sagen ist, dass Hellinger Nachbetreuung aus Prinzip ablehnt.

Auch gab es wohl Fälle, in denen er ausfallend zu seinen Klienten wurde, gerade wenn Personen ihre „Ur-Rolle“ in der Familie nicht annehmen wollten, die für ihn durchaus patriarchalisch geprägt ist. Dies führte wohl in einigen Fällen bis zum Abbruch der Aufstellung im fortgeschrittenen Prozess. Auch ist er bekannt dafür, Klienten Worte einzusagen, die sie den entsprechenden Stellvertretern vortragen sollen, wie beispielsweise „Lieber Vater, es tut mir leid deine Autorität in Frage gestellt zu haben“ u.ä.

Die DGSF schreibt dazu „…die reale Praxis der Familienaufstellungen sei zu einem nicht geringen Teil als kritisch, ethisch nicht vertretbar und gefährlich für die Betroffenen zu beurteilen.“

Quelle: http://www.dgsf.org/...k/hellinger.htm

Unter den Google Schlagworten „Hellinger“ und „Kritik“ finden sich doch einige Artikel zum Thema. Meine Hauptkritikpunkte sind eben, dass er Arbeit an teils heftigen Themen in Massenveranstaltungen packt, die der Brisanz nicht gerecht werden können, sein Weltbild auf den Klienten überträgt und die fehlende Nachbetreuung. Positiv ist natürlich zu sehen, dass er letztlich die Methodik in die öffentliche Wahrnehmung gebracht hat, was ja durchaus auch ein Verdienst ist. Daher kritisiere ich nicht die Praxis der Aufstellungsarbeit generell (im Gegenteil, ich finde Systemaufstellungen klasse) doch eher die Art und Weise, wie Hellinger mit seinem Klientel umgeht. Wertschätzung sieht zumindest in meiner Welt anders aus. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass Coaches und Therapeuten, die nach Hellinger aufstellen, da mehr Sensibilität walten lassen. Er selbst ist halt schon eine sehr polarisierende Persönlichkeit. Der eine liebt ihn, der andere…naja.

Ich bin nun kein Aufstellungsexperte, doch so wie ich sie im systemischen Arbeiten kennengelernt habe, zielt sie auf Versöhnung und Lösung ab, nicht nur darauf, schlicht das Problem zu erkennen. Das kann auch nach hinten losgehen.

Zu deinen weiteren Fragen, die Aufstellung mit Stellvertretern ist wesentlich dynamischer als beispielsweise die mit Tier- oder Legofiguren, einfach weil ein Stellvertreter „in character“ in seiner systemischen Position viel mehr wahrnimmt und einspürt als es der Klient alleine beschreiben könnte. Ich habe einigen solchen Prozessen (nach DGSF) beigewohnt und fand sie sehr beeindruckend, sowohl was die Präzision und Eindringlichkeit betraf, mit der die Stellvertreter Aussagen trafen als auch die Dynamik im weiteren Prozess, als Denk- und Handlungsimpulse der Stellvertreter zur Lösungssuche einbezogen wurden, beispielsweise wenn der „dominante“ Vater seine Überforderung erkennt und vom Tisch und aus dem Hochstatus steigt, um endlich einmal seinem Sohn auf Augenhöhe zu begegnen. Ich für meinen Teil finde die Aufstellung mit tatsächlichen Personen einfach eindrucksvoller, oder wie es ein Coach sagen würde „es macht mehr mit einem“. Wobei auch Figurenstellen sehr aufschlussreich sein kann.

Ich hoffe ich konnte dir ein wenig meine Position darstellen. Damit wir etwaige Missverständnisse und die teils harten Worte meines ersten Posts aus dem Weg räumen, es war nicht meine Absicht, Menschen zu dissen. Letztlich muss sich jeder selbst ein Bild machen und ich als NLPler unterstelle erstmal jedem Menschen eine positive Absicht in seinem Tun. Doch gibt es Verhalten, das ich in meiner Ethik durchaus mit Inbrunst kritisiere. Nichts für ungut ;-)

Herzliche Grüße,

Tsukune

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Ich geb Tsukune voll und ganz recht.

Familienaufstellungen sind hochdramatisch und eine faszinierend wirksame Art aufdeckend zu arbeiten. Die große Gefahr ist nur, es ist ein aufdeckendes Verfahren du stellst einen Menschen mitten in einen Problemraum der ihm davor eventuell noch gar nicht bewusst war und lässt ihn dann stehen. Ohne Lösung. Es gibt einen Grund warum beispielsweise viele psychossomatische Reha-Kliniken ihren Therapeuten diese Intervention verbieten, weil die Patienten bei akuter Dekompensation nicht aufgefangen werden können. Ich habe erlebt, wie völlig gesunde Leute einfach nur durch ihre Position in einer Aufstellung einer fremden Famile emotional zusammenbrachen.

Der Unterschied bei Figuren am Boden ist, dass die Wirkung etwas schwächer ist und weniger Menschen betroffen sind. Trotzdem kann es ohne darauf folgenden Lösungsansatz zur akuten Verschlechterung kommen.

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Ich geb Tsukune voll und ganz recht.

Familienaufstellungen sind hochdramatisch und eine faszinierend wirksame Art aufdeckend zu arbeiten. Die große Gefahr ist nur, es ist ein aufdeckendes Verfahren du stellst einen Menschen mitten in einen Problemraum der ihm davor eventuell noch gar nicht bewusst war und lässt ihn dann stehen. Ohne Lösung. Es gibt einen Grund warum beispielsweise viele psychossomatische Reha-Kliniken ihren Therapeuten diese Intervention verbieten, weil die Patienten bei akuter Dekompensation nicht aufgefangen werden können. Ich habe erlebt, wie völlig gesunde Leute einfach nur durch ihre Position in einer Aufstellung einer fremden Famile emotional zusammenbrachen.

Der Unterschied bei Figuren am Boden ist, dass die Wirkung etwas schwächer ist und weniger Menschen betroffen sind. Trotzdem kann es ohne darauf folgenden Lösungsansatz zur akuten Verschlechterung kommen.

Ist sicher interessant. Grawe et al. haben vier Wirkfaktoren von Therapie identifiziert, die funktionieren. Der Knaller war, nur einer davon, nämlich Ressourcenaktivierung, funktionierte allein.

Die anderen drei, Problemaktualisierung, motivationale Klärung und Problembewältigung, waren grundsätzlich eher nur im Einklang miteinander möglich. D.h. jemanden bei Problemaktualisierung (Aufstellung) stehen zu lassen, ist grob fahrlässig, da motivationale Klärung, Ressourcenaktivierung oder Problembewältigung notwendig sind, um einen gesunden Prozess anzustossen. Faszinierende Sache.

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Ist sicher interessant. Grawe et al. haben vier Wirkfaktoren von Therapie identifiziert, die funktionieren. Der Knaller war, nur einer davon, nämlich Ressourcenaktivierung, funktionierte allein.

Die anderen drei, Problemaktualisierung, motivationale Klärung und Problembewältigung, waren grundsätzlich eher nur im Einklang miteinander möglich. D.h. jemanden bei Problemaktualisierung (Aufstellung) stehen zu lassen, ist grob fahrlässig, da motivationale Klärung, Ressourcenaktivierung oder Problembewältigung notwendig sind, um einen gesunden Prozess anzustossen. Faszinierende Sache.

Ich gebe DIr in allen Punkten recht.

Insbesondere weil meisten vorher nicht überprüft wird ob der Klient die Ressourcen zur Problembewältigung überhaupt verfügbar hat.

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