Egoismus oder Selbstlosigkeit - Was macht glücklicher?

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Hallo Leute,

ich denke, diese Fragestellung ist sehr interessant. Was macht langfristig glücklicher? Wohlgemerkt "GLÜCKLICHER" und nicht "ERFOLGREICHER" oder anderes. Wenn man egoistisch denkt und handelt oder eher selbstlos ist und mehr darauf achtet, anderen Menschen etwas geben zu können und ihnen Gutes zu tun?

Klar ist, dass ein gewisser Grund-Egoismus wohl bei jedem Lebewesen vorhanden ist, das liegt einfach am Selbsterhaltungstrieb. Ich meine hier den Egoismus, der über den Grund-Egoismus hinausgeht.

Es gibt ja diese Leute, die bekannt sind als totale Egoisten. Die ständig nur auf sich und ihren Vorteil schauen, keine oder nur wenig Rücksicht nehmen auf andere und anderen auch nichts zurückgeben. Die förmlich über Leichen gehen, nur um einen Vorteil zu ergattern. Die anderen gegenüber wenig oder keine Nächstenliebe zeigen. Klar, mit so einer Einstellung kann man es sicher sehr weit bringen im Leben, zB beruflich. Aber die Frage ist, ob das langfristig auch wirklich glücklich macht? Ist es nicht so, dass dieser extreme Egoismus bei diesen Leuten zur Verbitterung und innerer Einsamkeit führt?

Ich kenne beispielsweise auch Leute, die ehrenamtlich in einem Altersheim oder Pflegeheim mitarbeiten, also kein Geld für diese Arbeit bekommen. Und wenn man sie fragt, warum sie das machen, dann sagen sie, dass sie diese Arbeit total glücklich macht, weil sie wissen, dass sie damit anderen Menschen helfen und etwas Gutes tun. Und das erfüllt sie mit Zufriedenheit.

Dies wären also zwei Beispiele, die zeigen, dass Selbstlosigkeit glücklicher macht als Egoismus.

Auf der anderen Seite kann es aber auch anders gehen. Meine Großmutter zum Beispiel war der Inbegriff von Selbstlosigkeit. Sie hat stets versucht, es jedem recht zu machen, jedem so gut es geht zu helfen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten oder anzunehmen. Dadurch musste sie sehr oft selbst auf schöne Dinge verzichten und sie hatte sehr oft viel Stress und eine hohe psychische Belastung, weil sie es ja jedem recht machen wollte. Was zur Folge hatte, dass sie deshalb nicht nur einmal einen Nervenzusammenbruch hatte und meinte, dass sie das alles nicht mehr schafft. Aber kurze Zeit später machte sie wieder genauso weiter wie vorher. Sie konnte einfach nicht anders. Das ging natürlich auch stark auf ihre körperlichen Ressourcen und auf die Psyche, weil sie sich ständig alle Anliegen der anderen zu sehr zu Herzen genommen hatte, meistens sogar mehr als die betroffenen Personen selbst. Gesund war das jedenfalls nicht mehr. Dazu kam, dass sie deshalb auch sehr oft von anderen Menschen ausgenutzt wurde, weil die eben wussten, dass man von ihr alles haben kann.

Also es kann auch anders gehen wie man sieht. Die Beispiele mögen jetzt vielleicht auch Extremfälle sein, das mag sein, aber dennoch stelle ich mir die Frage, was langfristig glücklicher macht (sofern es in einem gesunden Ausmaß ist): Egoismus oder Selbstlosigkeit? Was meint ihr?

Grüße

dragonflyer

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Ein Gleichgewicht aus beiden Dingen + verschieben des Gleichgewichts in Richtung der persönlichen Präferenz.

Ich denke, das eine so wie das andere Extrema machen auf Dauer nicht glücklich. Die präferierte Tendenz in

Richtung Selbstlosigkeit oder Egoismus muss jeder für sich selbst finden.

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Ich denke die beiden Richtungen "Egoismus" und "Selbstlosigkeit" kann man nicht so differenzieren, wie du es versuchst, zumal du auch aus meiner Sicht falsche Beispiele für diese Extrema ansprichst.

Selbstlosigkeit kann erst entstehen, wenn die Person sich selbst vollständig anerkannt hat seinen inneren Konflikt gelöst hat, sprich ein perfektes "Innergame" hat, um bei den Vokabeln des Forums zu bleiben. Dazu gehört dann aber auch ein gewisser Grad an Egoismus. Denn wenn ich mich selbst Liebe und respektiere, lasse ich mir schadende Prozesse eben nicht zu. Wie mein Vorredner schon schreibt, tendiert der Grad des Egoismusses je nach Persönlichkeit. Aber dieser Egoismus ist einer den ich eher als Selbstliebe bezeichnen würde.

Den Egoismus, den du da aber versuchst zu isolieren, entsteht aus einem kaputten Innergame. Ich bin beruflich ganz gut dabei und kenne somit viele Firmenchefs und Manager persönlich sehr gut und sehe leider, dass bei vielen der Egoismus nicht aus ihrer wahren Persönlichkeit entspringt, sondern aus Angst vor dem Kontrollverlust und dem verlangen nach Macht. Es werden Kontakte nur noch aus beruflichen Erfolgsaussichten gepflegt. Gefäligkeiten selten ohne Hintergedanken erledigt. usw. Natürlich will ich nicht alle Firmenchefs schlecht reden, aber ich meine die, bei denen dieser "Egoismus" bzw die Lücken in der Persönlichkeit erkennbar sind. Beruflich mag das nüzlich sein, aber glücklich werden sie dadurch lange nicht. Es ist einfach kein Platz für echte (selbstlose) Freundschaft

Im Gegensatz dazu finde ich auch deine Beispiele zur Selbstlosigkeit nicht richtig. Ich kenne ein paar "Ehrenamtliche" Helfer, bei denen man auch schnell die Lücken in der Persönlichkeit erkennt und merkt, dass die Arbeit eben nicht selbstlos erledigt wird, sondern mit der Erwartung, dass man selbst dadurch glücklicher wird, weil es vielleicht in anderen Bereichen nicht sogut klappt. In dem Moment, wo eine Erwartungshaltung entsteht, ist es eben nicht mehr selbstlos. Natürlich auch wieder nicht bei allen.

Meine Großmutter zum Beispiel war der Inbegriff von Selbstlosigkeit. Sie hat stets versucht, es jedem recht zu machen, jedem so gut es geht zu helfen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten oder anzunehmen. Dadurch musste sie sehr oft selbst auf schöne Dinge verzichten und sie hatte sehr oft viel Stress und eine hohe psychische Belastung, weil sie es ja jedem recht machen wollte

hier sehe ich nichts selbstloses... ganz ehrlich. Ich will deiner Großmutter und dir nicht zu nahe treten, aber wie oben beschrieben, gehört zu einer echten Selbstlosigkeit ein vollständig entwickeltes Selbstbewusstsein und Respekt vor einem selbst. Es allen recht machen zu wollen und daran noch psychisch kaputt gehen, hat damit nichts zutun. Erst wenn ich mich selbst liebe (und das schließt das allen Recht machen von vorneherein aus, sofern es mir dann schadet) bin ich auch in der Lage selbstlos zu handeln, weil ich eben dadurch keine Aufwertung meines Egos oder anderen nutzen ziehen möchte. Ich denke sie wurde einfach so erzogen es allen Recht machen zu wollen. Gerade bei etwas älteren Frauen, die noch mit der gesellschaftlichen Bürde aufgewachsen sind, dass Frauen an den Herd gehören und nichts zu melden haben, sieht man leider sehr oft diesen fest verankerten (pseudo)Willen, es allen recht machen zu wollen. Auch wenn sie selbst daran kaputt gehen. Aber die haben leider auch nie gelernt, darauf zu hören, was sie selbst eigentlich wirklich wollen.

Somit kann ich dir abschließend nur empfehlen: Lerne dich, deine Werte und deine Prinzipien kennen, sprich versuche dich selbst so zu akzeptieren wie du bist und lebe auch ehrlich danach, dann bist du automatisch auf dem richtigen Weg.

bearbeitet von rick86
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Echten Altruismus gibts höchstens bei Insektenvölkern, wo jedes einzelne Tier nur ne vernachlässigbare Zelle ist, und der "Staat" das eigentliche Lebewesen, nicht aber bei komplexen, autarken Lebensformen. Wenn Mutter Teresa ihr komplettes Leben der Verminderung des Leidens gewidmet, dann, weil sie der Anblick leidender Menschen PERSÖNLICH schmerzt. Wenn die Mutter ihr Leben für das ihres Kindes "opfert", dann weil der Verlust des Kindes sie auch in gewisser Hinsicht töten würde. Wenn sich ein Kommandant schützend vor seine Männer stellt, wohlwissend, das es ihm das Leben kosten kann, dann tut er das, weil die Alternative, NICHT alles in seiner Macht stehende unterlassen zu haben, ihn derart beschämen würde, das er lieber die erste Option wählt. Oder profaner: Wenn du Geld spendest, dann tust du das um DEIN Gewissen zu besänftigen oder um DEIN mitLEIDEN zu verringern. Noch banaler: Ein Kumpel musste heute schon 3,4 "lustige" Sprüche wegstecken und ist sichtlich angeschlagen. Dir liegt ein weiterer Spruch auf den Lippen, aber du verkneifst ihn dir und nimmst ihn stattdessen unter dein Patronat. Tust das für ihn? Oberflächlich schon, atomare Tatsache ist aber, das du es für dich tust, denn sein "Leiden" schmerzt dich ebenfalls und die Verringerung seines Leidens (aus nem ehrlichen, nicht aus berechnenden Bedürfnisses hinaus) verschafft dir ein höheres Zufriedenheitspotenzial als der Lustgewinn aus ner weiteren Zote.

Skelettiert man Handlungen radikal, stellt man fest das ALLES egoistisch motiviert ist. Es gibt "lediglich" einen Unterschied ob, und inwiefern dein spezieller Egoismus als "Nebeneffekt" Anderen hilft oder schadet.

Humanoiden sind schon ziemlich sozial programmiert, allerdings keinesfalls selbstlos oder gar altruistisch, sondern stets aus einem egoistischen Motiv heraus. Wir haben die Fähigkeit oder die Behinderung der Empathie, je nach Betrachtungswinkel, und auch individuell strak unterschiedlich dosiert, aber wir alle FÜHLEN mit. Psychopathen, eiskalte Oligarchen, abgestumpfte Arbeiter im Hühner-KZ... mal aussen vor, haben wir alle die Tendenz nur glücklich zu sein, wenn unser Umfeld nicht leidet.

Ohne Frage gibt es schon sowas wie "Gewissenlosigkeit", aber wenn da nicht ein genetischer Fehler vorliegt, ist das Ganze exogen antrainiert. Ohne die systematische Gehirnwäsche, das Juden Untermenschen sind, wäre Ausschwitz und Co, ohne dem festen "Glauben" das Frauen, geringwertiger als Männer sind, wäre Klitoris-Beschneidung, ohne dem "Wissen" das Tiere nicht fühlen (oder "wert"lose Geschöpfe sind) wären Leidensfabriken nicht möglich. Und die Liste liesse sich endlos fortsetzen, das Prinzip ist stets das Gleiche: Abstraktion. Schaffe eine Distanz zwischen dir und dem "Objekt". Man kann nur mitfühlen, wenn man zum "Objekt" eine Verbindung hat. Je grösser die Distanz umso weniger Empfinden haben wir. Die meisten von uns, dürften schonmal ne Mücke erschlagen haben und danach trotzdem (oder sogar erst dann!) gut geschlafen haben.Beim Katzennachwuchs-Ertränken aber, hätten wohl nur die wenigsten hier keine Skrupel. Töten ist töten, die Komplexität der Lebensform ist dabei komplett irrelevant. Oder gibt es ein anderes Strafmass, wenn ich jemand mit IQ 81 statt 147 töte, nur weil er zufällig lästiger Zeuge war? Nein, wir alle befürchten das es uns genauso treffen könnte, wir haben eine Verbindung zum Opfer und deshalb differenzieren wir hier nicht. Fehlt diese Verbindung, wie bspw. bei Ariern und Juden, Männer und Frauen, Menschen und Tieren, Plantagenbesitzer und Sklaven....

fehlt auch die Empathie, es fällt uns leichter "eiskalt" zu handeln.

Der Umkehrschluss gilt auch: Je mehr wir andere Lebewesen als uns ähnlich oder gleich betrachten, desto mehr werden wir unfähig ihnen Leid anzutun, resp. sorgen wir uns hilfsbereit um sie.

Ein Mensch der "nur an sich denkt" oder auf Kosten anderer rumschmarotzt, ist ein Mensch, der Ähnlichkeiten zwischen sich und den Anderen nivelliert. Ein hilfsbereiter, fürsorglicher Mensch ist halt jemand, der viele Ähnlichkeiten zwischen sich und dem VisaVis erkennt. Das kann man nur schwer an- oder abtrainieren, und schon garnicht in nem Forum per Zaubertext vermitteln. Das lässt sich auch nicht moralisch katalogisieren und ebenso nicht in Glückseinheiten bemessen.

Ich befürchte, das ist genetisch bedingt, die Evolution hat definitiv kein "Gewissen", sie befindet sich im Dauerexperiment und hin und wieder erzeugt sie echte Exoten, ob es nun Mutter Teresas oder Fritz Harrmanns sind, ist ihr völlig wurscht. Ihr einziges Ziel besteht darin vielfältig zu sein, ohne sich selbst den Gashahn zu geben, weshalb sie eher punktuell und nicht flächendeckend experimentiert.

Zu deiner Frage: Inwiefern DICH "Selbtslosigkeit" oder "Egoismus" glücklicher machen, lässt sich nicht beantworten. Nur du kennst dich (hoffentlich) wirklich. Das du aber überhaupt sone Frage stellst, lässt ne Tendenz erwarten, Also lass dich hier von diesem ganzen Alfa-Gequatsche und den Antimoralaposteln nicht von deinem Weg abbringen. Kultiviere das Bedüfrniss in dir, deinen Egoismus für Andere nutzbringend einzubinden, oder entzieh ihm die Wasserquelle.

Ich persönlich würde mich freuen, wenn du dich für Ersteres "entscheidest", aber du hast gefragt, wie DU glücklicher wirst Ich bin noch keine Runde in deinen Schuhen gelaufen, insofern ist alles Papier.

Aber ich denke mir Fremdliebe beginnt über Selbstliebe. Je mehr man sich, sich, sich... und nicht seine Arbeit, seine Erfolge, sein Bild, sein Geld, seine Macht.... selbst wertschätzt, umso mehr auch Andere. Je mehr man andere dazu braucht um sich selbst zu wertschätzen, umso weniger liebt man sich und folglich die Anderen.

Aber hier juckt schon wieder der Moralfinger und den wollte ich eigentlich stecken lassen.

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Gast Aurelia

Ich schließe mich rick86 in allem an.

Der Egoismus, den du beschreibst, ist meistens eine Folge von Unzufriedenheit. Je zufriedener Menschen sind, desto hilfsbereiter sind sie auch. Wenn man selbst immer das Gefühl hat, zu kurz zu kommen, gibt man natürlich auch nicht gern oder gönnt anderen Personen weniger.

Umgekehrt schätzen sich Leute, die ehrenamtlich tätig sind, glücklicher/zufriedener ein als Menschen, die kein Ehrenamt ausüben. Einerseits vermutlich, weil es sich gut anfühlt, Verantwortung zu übernehmen/eine Aufgabe zu haben und überhaupt Umgang mit Menschen zu haben und andererseits, weil ein ernst gemeintes "Danke" eine positive Wirkung hat. (Spiegelneuronen und so.) Die Person lächelt dich an und bedankt sich, du fühlst dich gut.

Insofern ist auch Hilfsbereitschaft nicht selbstlos.

Also: Langfristig glücklich macht, zu lernen, sich um sich selbst zu kümmern - und wenn nötig, abzugrenzen - um sich dann auch um andere kümmern zu können.

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Auch hier mal wieder: Wertequadrat von Schulz von Thun (wikipedia für weitere Erläuterung).

Gesunder Egoismus.....................---...............Selbstlosigkeit

................| ...........................................................|

Übertriebener Ego. / Narzismus --- Selbstverleumdung

[Punkte sind da, weil mehrfache leerzeichen automatisch entfernt werden vom Forum. Es soll ein Quadrat sein mit den Begriffen in den Ecken und Verbindungslinien jeweils nach oben und zur Seite]

Oben die positiven Aspekte, unten die negativen. Gesund ist es, sich im Spannungsfeld zwischen gesundem Egoismus und Selbstlosigkeit zu bewegen. Wer also sich selber aufgibt bzw. verleumdet, dem tut eine Entwicklung in Richtung "gesunder Egoismus" gut, wer eher zu übertriebenen Egoismus neigt, für den ist eine Entwicklung in Richtung Selbstlosigkeit gesund.

Aus anderer Perspektive denke ich dabei auch an Riemanns "Grundformen der Angst". Menschen leben immer im Spannungsfeld "Ich will nicht isoliert sein" vs. "Ich will mich selbst nicht verlieren" und werden dadurch motiviert immer in beide Richtungen gezogen.

Für das Thema Beziehung führen Phillips und Delis in "Ich lieb' dich nicht wenn du mich liebst" die Nähe-Distanz Problematik umfangreich aus, dass jeder Mensch da individuell ist, welchen Herausforderungen man sich deswegen gegenüber sehen kann und wie man damit sinnvoll umgehen kann.

bearbeitet von itsmagic

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